Der 31.12.2011 – Silvester
Jahresrückblick des Chronisten im OT Ahrensfelde

Paul Plume, Ortschronist in Ahrensfelde.

Am 31.12.2011 trete ich um 9:20 vor die Tür, um meinen Chronisten-Rundgang durch den Ortsteil Ahrensfelde zu starten. Wir haben plus 3 Grad Celsius. Es ist trocken und ein leichter Wind geht. Der Himmel ist wolken-verhangen. Über mir fliegt eine große V-Formation von Wildgänsen Richtung Westen, ich schätze 60 Tiere.

Ich laufe in Richtung der Straße „Sonnenwinkel“. Den Namen hatte einmal 1998 meine Frau vorgeschlagen, weil sie in der Stadt Brandenburg als junges Mädchen in einem Freiwilligenjahr in einer Wochenkrippe gearbeitet hatte, die Adresse war dort der „Sonnenwinkel“ (die Ecke heißt dort heute noch so). Also – ich wende mich in Richtung unseres Sonnenwinkels. Rechterhand sehe ich den bereits errichteten Rohbau des Ahrensfelder Gesellschaftshauses auf dem Rathausgelände. Das Dach haben sie bereits mit Unterspannbahnen versehen, sodass der Bau innen austrocknen kann. Über den Wolken, in diesem Falle nicht sichtbar, höre ich die zu dieser Stunde üblichen Flugzeuggeräusche der nach Tegel herein kommenden Maschinen. Über mir fliegen Krähen. Aus den Abgasrohren der Einfamilienhäuser steigt Wasserdampf als Zeichen der CO2-„Ab-Produktion“ in die Morgenluft und verfliegt schnell. An der Lindenberger Straße betrachtet mich der Schäferhund aufmerksam ohne Laut zu geben – ich glaube, wir kennen uns – jedenfalls kenne ich seinen Herren. Im Sonnenwinkel ist das Postauto von DHL unterwegs: „Guten Morgen!“.

Vom Sonnenwinkel kommt man, wenn man sich links hält per Gehweg gut zur Wuhle. Im Brombeergestrüpp tummeln sich Meisen und Sperlinge und hier im Eckhaus ist noch die volle weihnachtliche Dekoration für die Kinder erhalten geblieben, schließlich geht ja die Weihnachtszeit mindestens bis „Heilige drei Könige“. Ich bewundere die Hagebutten im Gesträuch und die an der Wuhle sich tummelnden Vögel: Drosseln und die Elster und eine Taube.

Das Wuhlebett ist vom Wasser- und Bodenverband beräumt worden und führt viel Wasser. Das auf der Seite des Ahrensfelder Dreiecks gelegene Regenrückhaltebecken ist voller Entengrütze. Mit Blick auf den Bahnhof „Friedhof“ gehe ich voran. Zur Linken hat jemand eine schöne große Weihnachts-Pyramide in seinen Garten gestellt. Die Lindenberger Straße und die zu ihr hinführende Verbindung ist ständig von Autos befahren. Mir scheint, als ob dies im Vergleich zu früher immer mehr geworden ist. So wie hier das Wasser in der Wuhle fließt, fließt der Verkehr auf der Straße (der Vergleich stimmt eigentlich nur zum Wort „fließen“!).

Jetzt interessiert mich die Bahnstraße. Am Fußgängerübergang haben sie 9 Parktaschen für PKW gebaut und drei Fahrradständer aus Edelstahl – die harren also ihrer Benutzung. Die Seitenböschungen, Seitenflächen und die fertigen Rigolen des neu angelegten Ausbaues werden sicher noch mit Gras bewachsen und dann sieht alles chic aus (ein neues Modewort : „chic“ sollte es schon sein!). Auf dem grau gepflasterten Gehweg oder auf der Straßenmitte kommt jedermann gut voran (hoffentlich nehmen die PKW dann auch Rücksicht!) und ich begegne wieder dem Postauto. Unsere Nachbarn kommen dem Boten schon aus dem Haus entgegen und nehmen freundlich die Werbung und die Briefe entgegen.

Die abgehende Fliederstraße ist noch nicht „gemacht“, aber das kommt noch. Um 9:40 kommt der ODEG-Triebwagen in Richtung Berlin vorbei gesummt. Eine Elster fliegt über die nun sehr geradlinige Bahnstraße. Jetzt gefallen mir die schönen Grundstücks­auffahrten. Dabei habe ich durchaus in Erinnerung, dass z. B. in Block B dies nicht allen Anwohnern gefallen muss, aber ich finde: Heute sieht das gut aus! Lustig ist, dass an dieser Stelle noch ein schöner mannshoher Kieshaufen liegt, auf dem zwei Kinder fröhlich spielen. Sie sind oben „größer als Opa“ und seine Begleiterin – wir wechseln ein paar freundliche Worte (und so „sind sie in der Chronik“).

Die abgehende Kirschenallee „ist gemacht“ und ich kann sehr weit in ihre Achse hinein schauen (im Rücken die drei Altstoff-Container). Das wird sicher zunehmend der „Zubringer“ zum Ortsausgang!

Ich gehe in die Wilhelm-Külz-Straße. Hier stehen noch die alten Linden-Bäume, die nach der Parzellierung ab 1928 gepflanzt wurden. Einige tragen einen roten Punkt – soll das ihr Ende sein? Auch hier wieder einige Vögel: Drei Tauben in der Birke und eine „Taube auf dem Dach“, manchem ist der Spatz in der Hand lieber! Hoch geht es jetzt die Friedenstraße und über mir versucht eine Blaumeise die bauchige Straßenlaterne zu erobern, es gelingt nicht – Pech gehabt, kleine Meise! Nachdem die drei Elstern vorbei sind, ist es hier einen Moment lang ganz still! Ich nehme den seltenen und angenehmen Geruch von brennendem Holz wahr – möglicherweise spendet ein Kamin wohlige Wärme in einem der Häuser. Oben über mir fliegt ein Eichelhäher vorbei und in einem Baum gibt es eine eindeutige Höhen-Hirarchie der dort sitzenden dick aufgeplusterten Vögel.

Lächelnd bemerke ich eine mir so bekannte Sicherung der Abfalltonne gegen kleine tierische Räuber: Ein dicke Steinplatte liegt auf dem Deckel – so machen wir das auch!

An der Geschwister-Scholl-Straße sind noch einige Grundstücke frei. Gerade in diesem Moment fliegt ein Fischreiher über das Baufeld am Tulpenring. Jetzt ist die Stille etwas aufgehoben, denn die Gasheizungen rauschen leise vor sich hin.

Der Asternweg „ist noch nicht gemacht“ – ich gehe die Friedenstraße weiter. Da gibt es imposante Auffahrten zu sehen und auch imposante Blaufichten. Die waren einmal ein so nettes Symbol für Individualität und einen gewissen DDR-Wohlstand – heute sind sie für manch einen schon ein Höhen- und Platz-Problem – so ist das eben mit dem Wohlstand ! Endlich begegne ich jemandem mit Hund (in Vorjahren waren viel mehr Hundefreunde zu dieser Zeit unterwegs ! ) und wir grüßen uns. Ich biege in die Clara-Zetkin-Straße ein und registriere die Wärmedämm-Fassade auf der rechten Seite – wieder wird ein Haus saniert! Und siehe da, gleich noch ein Ehepaar mit Hund und eine Frau mit einem Kinderwagen – wer sagt's denn? Nach freundlichem Grüßen ist es wieder ganz still, nicht einmal ein Flugzeug brummt im Moment. Still sind auch die Figuren und Dekorationen, die hier den Vorgarten überreichlich schmücken. Und eine „stille Zukunft“ deutet sich in dem schlanken Elektro-Auto (Zweisitzer hinter einander!) an, welches bei der „HTP Elektro GmbH“ an der Ecke Bahnstraße auf dem Grundstück steht. Hier begegne ich auch dem ersten Nordic-Walking-Jogger meines Rundganges. Seine zügigen Schritte knirschen auf dem restlichen Baukies der Bahnstraße.

Der Bahnhof „Nord“ hat zwei Aufgänge erhalten, der Straßenabzweig hier ist gleich mit gemacht worden und im Bankett liegen 3 Grabstein-Fundamente aus Sandstein – wie die wohl hierher gekommen sind? Im Sommer wird die schöne große Eiche alles wieder überschatten!

Die Ginsterstraße ist noch nicht gemacht. Dafür habe ich hier noch einige kleine Impressionen : Zunächst kommen wieder ca. 40 Wildgänse angeflogen – hörbar an ihren Orientierungs-Rufen. „BERNI's“ Mercedes-Sprinter hat heute Pause. „Ich brauche 5 sec. zur Tür, und Du?“ fragt das Abbild eines Schäferhundes den Passanten.

Jetzt bin ich an der Straße am Walde. Sie ist auch noch nicht gemacht, dafür ist aber der Bahnübergang zur Bundespolizei technisch schön gemacht und am Straßenrand stehen noch von älterer Zeit her fünf granitene Grenzsteine zum Wald hin. Die Stille wird nur durch das Klopfen eines Spechtes unterbrochen.

Der waagerecht weiß-gelb-weiß gestreifte neue Wegweiser zeigt nach „Neu-Lindenberg 2 km“ und nach „Ahrensfelde S-Bahnhof 3 km“. Ich will in Richtung Neu- Lindenberg! Ein Flugzeuggeräusch im Ohr gehe ich entlang des gut gesicherten Zaunes vorbei an zwei Punkten der Lüftungsrohre des Abwasserkanals. Eine Amsel warnt und von Ferne höre ich noch um 10:20 die Warnhupe des ODEG, von Blumberg kommend.

Im „Objekt“ sehe ich überhaupt keine Menschen und auch nur wenige Autos.

An der Eiche nach links – also in Richtung „WEST“ führt ein Weg in den Mischwald hinein. Der Boden wird weich und feucht und man ist eine Weile ganz für sich – keine Vogelrufe, kein Geräusch. Der Wegweiser zeigt nach „Neu-Lindenberg 1,5 km“ und nach „Birkholz 4,3 km“ , aber das liegt ja schon hinter der Autobahn, also ganz weit weg! Also hier im Wald der märkische Sandweg mit einigen Pfützen in den Fahrspuren und Kiefern, Eichen und Robinien in mäßiger Unordnung als Begleitung. Immerhin müssen wir uns ausweichen: Die Radfahrerin mit dem Schäferhund und ich, für einen Gruß zum „Guten Neuen Jahr“ ist noch Platz!

Plötzlich wird die Stille um 10:30 bis 10:45 unterbrochen. Ich zähle kurz hinter einander mindestens 7 Flugzeuge nach ihren Geräuschen. Dann erreiche ich den „Kanal“, der gut mit Wasser gefüllt ist und wende mich nach links in Richtung des Ostkirchhofes. Jetzt ist der Weg wirklich wasser-weich und ich balanciere mehrmals, um die andere Seite der Pfützen zu erreichen. An dem zerbrochenen Hochstand treffe ich zwei Frauen mit einem großen Hund – wiederum freundliche Grüße! Selbst wenn ich von Ferne ein Feuerwehr-Signal und vereinzelte Böller höre, hier kommt selten jemand vorbei und so haben Kinder in den Kanal eine „Brücke“ gebaut, um in die gegenüber liegende Kies-Kute zu kommen – da wird man herrlich spielen können! Durch den Anstau fließt das Wasser deutlich sichtbar, um sich wenig später mit der Wuhle-Quelle zu vereinen.

Hier muss nun bald die „Kastanienallee“ kommen, die einen Ausläufer der alten Ostkirchhof-Anlage bildete. Und siehe da, dort voraus per Schotterweg ist schon die Einzäunung des auf diese Weise verkleinerten Areals des Friedhofes. Man kann nur rechts oder links weiter gehen, ich entscheide mich für „rechts“, denn dort spielen gerade Kinder, deren Fahrräder ich als erstes sehe. Vorher muss ich noch mit einem Sprung über das fließende Wasser, vorsorglich darauf bedacht, nicht im Nassen zu landen – es gelingt. Hier hatten sich offenbar schon einmal Kinder eine Bude gebaut und in dem leicht welligen Wald-Gelände treffe ich auch die Väter der beiden „Helden“, die gerade zwischen zwei Bäumen ein Seil spannen, auf dem die Kinder dann balancieren können. Ich freue mich über so viel Abenteuer in Erinnerung meiner eigenen Kindheit – ist doch viel besser als Fernsehen! Dafür gebe ich auch gerne Informationen zur Wuhlequelle und wir wünschen uns gegenseitig gute Tage.

Entlang des Zaunes wird es immer unwegsamer in Richtung der Kies-Kuten, wo sich einst die Jungs mit ihren Fahrrädern und Mopeds austobten. Altholzberge und leider auch Abfälle säumen hier den Trampelpfad. Indem ich das freie Feld erreiche, beabsichtige ich, in Richtung „Märchenwald“ am Feldrain entlang zu gehen. Links immer den Wall, der die Erdstoff-Firma vor neugierigen Blicken schützen soll (und natürlich auch die Plaste-Abfälle vor dem Freiflug in die Landschaft!). Vor mir als Orientierung die beiden Doppelschorn­steine des GTHKW und den Funkmast des Handy-Netzes, zu meinen Füßen Steinschrott in der Furche, links der besagte Wall und nur noch rechts das mit Wintergetreide bestellte freie Feld. An der Straße zum Bundesgrenzschutz muss ich alle Geschicklichkeit aufbieten, um die riesige Wasserlache, die hier zusammenläuft, zu meistern.

Der „Märchenwald“ lockt mich an. Den Namen haben ihm die Kinder der Schillerstraße gegeben, weil er vor fast 50 Jahren als Schonung angelegt, grüne Zweige für Friedhofsgebinde liefern sollte. Dadurch verwuchsen sich die Bäumchen immer mehr und nahmen märchenhafte Gestalten an. Heute ist er fast durchgewachsen, aber ich hoffe, dass er im Frühling wieder seinen Zauber entfaltet! Ich tigere also der Länge nach durch und arbeite mich auf der Rückfront des Hundeplatzes zur Chaussee nach Lindenberg durch. Insgeheim heißt sie bei mir die „Wollermann-Chaussee“, weil sie der damalige Amtsdirektor, Herr Wollermann alsbald hat anlegen lassen. Heute ist sie viel befahren. Am Fuße des Funkmastes finde ich eine große Diestel (ca. 1,30 m hoch) in voller Blüte und das an diesem Tage! Erst denke ich romantischerweise, dass der „Wind in der Stahl­konstruktion singt“, aber dann sind es doch bloß die Lüftermotore der dazu gehörenden Technik- Station! Dafür „riecht“ es in der Abluft nach Technik, vielleicht auch nach Ozon/Elektro-Technik.

An der Chaussee finde ich noch 5 alte Birnbäume, die den ehemaligen Weg säumten und von deren Früchten ich (eben auch) vor fast 50 Jahren gegessen habe. Am Reiterhof Groke ist Hermann mit dem Fassadenputz voran gekommen und die verschiedenen Tiere weiden ruhig auf den Flächen – mindestens 20 Pferde zähle ich und Schafe, Ziegen, ja, sind da ganz weit hinten gar Lamas oder Rotwild? – ich muss mal dort anrufen!

Dass es hier „nach Pferd riecht“ ist vollkommen in Ordnung und die Erklärung ist, dass zwei Menschen dort hinten gerade den Mist umladen.

Über mir wieder um 11:30 einige Flugzeuge und auf dem Bankett Radsportler, die zügig nach Lindenberg fahren.

Vorbei an Hermanns beiden Jurten erreiche ich wieder Ahrensfelde und werde von der schwarz-rot-goldenen Flagge im ersten Grundstück begrüßt. Weiter hinten sehe ich noch einen alten Walnussbaum im Garten.

Mich zieht es in die Schillerstraße. Mal sehen, wie es hier jetzt aussieht! Das Würfelhaus hat schöne mediterrane Farben, die Pension hat noch Betten frei und es stehen auch hier noch alte Linden (von ca. 1928). Der alte gemauerte Gartenzaun erinnert mich an schöne Jahre und ich treffe Heike, mit der wir über die Familiengeschichten plaudern – das war eine schöne Zeit der Nachbarschaft, als die Kinder noch klein waren. Aber heute ist es auch schön, wo sie doch alle erwachsen sind und zunehmend ihren Platz im Leben gefunden haben.

Die Fichtestraße sieht kurz betrachtet wieder aus wie 1928, da bedingt durch den neuen Straßenausbau alle alten Bäume entfernt wurden und neue „Strippen“ gepflanzt wurden. Nur die Häuser haben sich verändert (und natürlich der neue Straßenbau – 1928 ff. waren es ja nur Schotter- und Sandwege!). Dennoch gibt es noch letzte alte Siedlergrundstücke – hier links liegen noch die Äpfel auf dem Boden und eine Katze wechselt die Straßenseite.

Wer mag die riesig lange Brombeerhecke am Ende der Fichtestraße wohl alles kennen? Wir schon, denn auch in diesem Jahr haben wir (im Kontakt mit dem Zaunbesitzer) dort uns die Münder vollhändig gestopft und die Gläser mit Brombeermarmelade gefüllt – wie immer wieder einmal seit Jahrzehnten. Nachbars sind gerade jetzt in China bei der Tochter-Familie und wollen Anfang 2012 wieder da sein. Na ja, so sind wohl viele junge Ahrensfelder „ausgeflogen“ in alle Welt und wir kontaktieren einander via E-Mail, Telefon und Video-Schaltung ….

In diesem Moment tritt die Sonnenscheibe hinter die dünne Wolkendecke und ich hoffe, dass sie noch durchbricht. Elster und Krähe tummeln sich hier am Sportplatz und ich laufe unter der Hochspannungsleitung, sozusagen auf Berliner Gebiet in Richtung S-Bahnhof. Mindestens 5 Schilder werben für das „Vereinsheim des SV Grün-Weiss-Ahrensfelde 1908 e.V.“, welches sich in dem Juni 2011 fertig gestellten Umbau befindet. Ja, das war doch erst in diesem Jahr, als wir die Einweihung feierten! Zwei funktionell und schön gestaltete Etagen sind entstanden. Und die Bürger und Vereine haben es gerne angenommen: Die Initiative zur Umgehungsstraße, der Siedlerverein und natürlich die Sportsfreunde selber!

Vielleicht ergibt sich auch einmal etwas Nachdenklichkeit bei den Kritikern der Kirchengemeinde bezüglich der Erbbaupächte , dass eben hier dieser Sportplatz mit ca. 6 ha Land auf Jahrzehnte für „'nen Appel und 'nen Ei“ an die Kommune und damit an den Sport und die Öffentlichkeit verpachtet wurden. Ziel war und ist, allen die sportliche Betätigung zu ermöglichen und nicht nur wohlhabenden Menschen, sozusagen „Volkssport“ für jedermann.

Rechts liegt nun der Park am Gehrensee und der Puhl, sowie der Graben hinüber zum Erdpuhl ist voll Wasser. Weit vorne brennt ein Gartenfeuer auf einem Dorfstraßen­grundstück und ich gehe an dem als Mariechenkäfer bemalten Findling, der den Weg für Autos sperrt, vorbei zum Bahnübergang. Zwischen dem Weg und den Schienen stehen noch ein paar uralte Apfelbäume, deren Früchte niemand mehr aufnimmt, gleichwohl sie schmeckten mir im Herbst! Schon höre ich deutlich die S-Bahn-Ansage – wieder eine von den vielen Verspätungen oder Ausfällen? Und ich höre das metallene Klappern der stählernen Abdeckplatten an den Schienen, wenn die Autos den Übergang queren. Vereinzelt jetzt auch Böller. Auf dem großen Parkplatz lehnt ein abgedecktes Motorrad am Geländer und wartet auf warme Tage, ich laufe zur Klandorfer Straße hinüber, vorbei am Berliner Naturschutz- und Grünflächenamt. Bei NORMA ist viel Einkaufsrummel. Das würde mich schon einmal interessieren, wie genau dieses Amt sich zu der schlimmen Variante 2 der Ortsumfahrung stellt? Genau auf deren Trasse laufe ich jetzt zur Feldstraße hinunter. Hier steht noch das Baugerüst, auf dem die Aktivisten zur Demonstration der Unmöglichkeit einen Auto-Korpus gestellt haben, um zu zeigen, wie hoch die künftige Fahrbahn werde. Hier oben haben wir auch bei der Protest-Demo gestanden und mit Sprüchen und Liedern gegen dieses Vorhaben angesungen , unten unsere Mitbürger, die dann in einer großen DEMO noch einmal ihre Stimme erhoben – die Hoffnung auf eine bessere Lösung, die es ja durchaus gibt, stirbt zuletzt! Jedenfalls vereinte die DEMO ca. 400 und mehr Menschen zur Willensbekundung. Viele, viele Eingaben wurden im Zuge des Verfahrens dann verfasst und abgeschickt!

Ein junges Mädchen kommt mir entgegen. Obwohl wir die einzigen Passanten sind, spricht sie laut in die Luft. Da entdecke ich, dass sie per Heatset telefoniert. Die muss ich unbedingt laut grüßen, damit die mich überhaupt wahrnimmt und siehe da, sie stutzt und antwortet fröhlich auf meinen Neujahrswunsch – dann ist sie wieder im Äther! Nun bin ich schon bei „Netto“ – der Parkplatz ist voll. Über uns reißt der Himmel nun auf und die Sonne scheint durch ein blaues Himmelsfenster. Vor der Ampel schaue ich noch zurück auf die drei Birken, die alle Bauten und Umbauten bis heute überlebt haben. Dann muss ich mich sputen, denn die Ampel ist nicht für Fußgänger eingestellt, man muss schon sportlich sein, sie in einer Grünphase zu schaffen. Für die Autos ist da aber dann eine laaange Phase! Indem ich also auf den EFEM-Döner-Imbiss zueile, lasse ich den Quietschton der Straßenbahnschleife hinter mir und das Graffiti an der Dorfapotheke und denke über die alte Post nach, die in diesem sehr grünen Haus einmal war – heute ist der Postbank-/Post-/ und DHL-Laden auf der anderen Seite. Das ist gut! Und da ist wieder der Fischreiher über mir, Flugrichtung Gehrensee!

Ich verschwinde von der Dorfstraße in Richtung des „Kleinen Dreieckes“ entlang des Privatweges links vom „EFEM“. Dann geht es noch einmal rechts zu der Rückseite der KFZ-Selbsthilfewerkstatt, die seit dem Herbst 2011 mit einem wunderbaren neuen Landschaftsbild geschmückt ist: Brandenburgische Sonnenblumenfelder.

Das „alte“ Bild gibt es jetzt nur noch im Bildordner des Ortschronisten als *.jpg-Datei – immerhin. Genau auf der Ecke hat auch eine hier bekannte Firma das Würfelhaus gebaut: Die NOVA-Concept, eine Schwester der NOVA-Bauträgergesellschaft mbH, die das Baufeld „Am Kirchhof“ (Sonnenwinkel) bis 1998 errichtet hatte. Aber dominierend ist jetzt schon der Neubau des Gesellschaftshauses – ich hatte das eingangs erwähnt und werde im Bericht 2012 dann gerne darauf zurückkommen.

Gerne schweifen meine Blicke und Gedanken hinüber zum Rathaus. Es ist nun schon zum politischen Mittelpunkt geworden und das im Sinne von „polis“, also der tätigen Bürgerschaft. Hier hatten wir die wechselnden Bilderausstellungen mit einleitender Vernissage, hier trafen sich Diskussionsgruppen über Erbbaurechte, über die CO2-Lagerung (hochkarätige Besetzung mit Brandenburger Polit-Prominenz und Polit-Touristen, hier trafen sich die Senioren, die Gymnastik-Gruppen, die Siedler, die Kultur-Interessierten und viele andere. Der zweite Weihnachtsmarkt war hier (Samstag mit viel Regen, dann aber schön!). Und hier haben wir im Herbst wieder den Bürgermeister gewählt. Zwei achtbare Kandidaten traten an und einer konnte es nur werden: Der „alte“ wurde zum „neuen“, gleicher Mann, bewährte Weiterarbeit: Herr Bürgermeister Gehrke.

Ich kehre auf den letzten Schritten in die Ahrensfelder Wirklichkeit zurück. Auf dem Fußweg haben Kinder mit bunter Kreide sehr schön gemalt und dazu viel! Geschrieben ist: „Kuck nich' so blöd!“ so werde ich in meinen Gedanken ertappt, eben so, wie meine Generation damals schrieb „Wer das liest, iss doof!“. Eine liebenswerte Nachbarin berichtet, dass sie heute einen von einem der neuen Kracher gesprengten Briefkasten fand, aus dem wichtige Steuerunterlagen im Winde davon flatterten … Sie half alles schnell einzusammeln und man bedankte sich. Ich habe ihr auch gedankt, obgleich ja nicht selber betroffen – DANKE für das Selbstverständliche! Nun denke ich schon an den Abend in der Kirche. Da werden sich viele junge Leute des Taize-Treffens versammeln und miteinander in den Jahreswechsel hinein singen und beten. Unsere beiden Gäste aus dem fernen Ungarn und Serbien sehe ich dann auch wieder – liebe nette junge Leute. Wie werden sie wohl einmal Europa mitgestalten ?

Ihre bescheidene Weise zu leben, ihre Herzens-Intelligenz und ihr wacher Verstand vermitteln viel Optimismus, daran werde ich noch eine Weile denken….

Hier im Ährenfeld scheint nun endgültig die Sonne, die Krähe ist auch noch da, wir haben 5 Grad plus und es ist 12:30 – Auf Wiedersehen im Neuen Jahr, möge es ein gutes Jahr werden!

Paul Plume – Chronist des Ortsteiles Ahrensfelde


Der Beitrag wurde uns freundlicherweise von Paul Plume, Ortschronist in Ahrensfelde, zur Verfügung gestellt.
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