Der 31.12.2007
von Paul Plume, Ortschronist in Ahrensfelde

Am 31.12.2007 trete ich um 9:15 vor das Haus. Wir haben +3 Grad Celsius, es weht ein deutlicher Nordwind und der Himmel ist einheitlich grau – tief hängend. Ein Flugzeuggeräusch ist über mir, aber ich kann die Maschine durch die Wolken nicht sehen – es wird nach Tegel fliegen und in wenigen Minuten dort landen. Von ferne höre ich ein Autogeräusch.

Nachbars gegenüber haben in diesem Jahr ihre Auffahrt fertig gestellt, bei dem anderen Nachbargrundstück fehlt der Camper – sie sind wohl davongefahren vor dem Trubel der Silvesternacht. Ein paar Meisen piepsen, für sie ist dies ein Tag wie alle anderen. Im Osten sehe ich ein kleines leuchtend blaues Himmelsfenster für einen Moment in den ziehenden Wolken. Ein junger Mann aus der Nachbarschaft eilt stumm vorbei in Richtung S-Bahnhof, fernes Hundegebell und ein Hahnenschrei aus Richtung des Ostkirchhofs dringen an mein Ohr. Wiederum Flugzeuggeräusch... das werde ich in diesen Bericht weiterhin mit dem Kürzel „FLG“ einflechten, denn fast alle zwei Minuten ist es zu hören.

Die Lindenberger Straße ist gut befahren, jetzt um 9:20 ertönt der Schrankenton der Bahn.

Ich gehe den Sonnenwinkel entlang (FLG) an einigen Häusern sind die Rollläden noch heruntergelassen. Ein weggeworfenes Tempotaschentuch auf der Straße stört mich – so etwas stört mich eigentlich immer und diese vorwurfsvolle Frage: „Wer macht denn so was?“ bleibt auch immer unbeantwortet.

Am Zeisigweg nach Osten gewendet sehe ich die Schlehen nun endgültig eingetrocknet und auch die Hagebutten – die Meise holt sie sich als Futter. (FLG). Ein Mann mit Hund staunt über meinen Gruß an der Wuhlebrücke, die ich überquere. Jetzt hat sie viel Wasser und das „Flussbett“ ist beräumt, die Rückstände liegen an den Uferböschungen bereit, um von spielenden Kindern wieder hineingestoßen zu werden. Ich sehe das zweite Haus, dessen südliches Satteldach komplett mit Sonnenkollektoren bestückt ist. Auf dem Feuerlöschteich rechterhand hat sich eine hauchdünne Eisschicht ausgebildet. Im Grünzug an der Wuhle haben die Anwohner zum Teil selber Bäumchen gepflanzt, hier die Blautannen, aber nun ist schon die erste wieder frisch abgesägt: Ein Weihnachtsbaum? Und die Maulwürfe sind hier aktiv mit ihren übergroßen Hügeln. (2* FLG).

Im Ahrensfelder Dreieck ist es menschenleer, ich bemerke das nächste Voll-Solardach. So schwenke ich zur Wiesenfläche, wo man den alten Kiesberg noch vermuten kann in Richtung „Hügel“. Die „Wiese“ ist ja eher eine sich selbst überlassene Ödfläche, an deren Rand sich eine Koppel mit kreisrundem Laufweg für ein Pferd befindet. Links geht der Rodelbergweg ab, der an das Kindervergnügen vor 50 Jahren erinnert. Wieder ertönt Hundegebell und ein zweiter blauer Himmelsfleck taucht zwischen den Wolken auf. „Oben“ an der Koppel haben Kinder ihre Burg in einem Graben errichtet: Das Schild des Ritters „Zelda“ und sein Schwert sind liegen geblieben, die kleinen Ritter schlafen natürlich noch in ihren kuscheligen Kinderzimmern. Der nächste Schrankenton um 9:35 singt zu mir herüber. (FLG). Nun erklimme ich auf direktem Wege den einmal künstlich angeschütteten Hügel und schaue mich oben in alle Himmelsrichtungen im Uhrzeigersinn von Ost beginnend um: Dort der Kirchturm von Eiche, weiter südlich der „Berg“ in Marzahn, folgend die Marzahner Hochhäuser. (Über mir ca. 40 Wildgänse – singend nach Osten ziehend.) Jetzt der Kirchturm Ahrensfelde und die Hochhäuser von Hohenschönhausen Nord im nebligen Dunst, der Berliner Fernsehturm ist definitiv nicht zu sehen, die Sichtweite geht fast nur bis zur Hochspannungs-Überlandleitung, die ja an der Ostgrenze von Ahrensfelde zu Berlin verläuft.

Sie bindet das Heizkraftwerk mit ein und ich sehe dort auch die Funkmaste dank derer Technologie heutzutage mindestens jeder ein Handy haben muss…Im laublosen Dezember kann man jetzt auch gut den Turm der Friedhofskapelle sehen - vor 99 Jahren errichtet. (FLG). Und nach Nord-Osten die AGIP-Tankstelle an der B 158 neben dem Chausseehaus.

Von Blumberg und seinem Kirchturm ist bei diesem Wetter nichts erkennbar, gerade mal so der Rehhahn.

Mein Blick geht auf die Häuser zu meinen Füßen, denn ich befinde mich auf diesem „Berg“ ja ungefähr in ihrer Firsthöhe. Auf dem Gelände der nach 1989 überschnell errichteten Chemie-Lagerhalle, die wieder abgerissen wurde, sind nun farbig geputzte Häuser entstanden: Gelb, ocker, orange, grün und dunkelrot – dort wieder ein Solardach – und mein Blick von oben in die Gärten, als hätte ich ein extremes GOOGLE-Auge. Der Wind kommt von Nord-West.

Ich „steige wieder ab“ vorbei am Wildrosenbusch, an dessen Hagebutten sich eine Amsel und viele Sperlinge ihr Futter holen. Einmal wenigsten gehe ich die Sackgasse entlang, deren Häusernummern der Kirschenallee folgen und von 24a bis p zählen. Dass die Kirschenallee hier parallel zum Apfelsteig geführt ist und das sozusagen doppelt, wirkt komfortabel, macht aber letztendlich keinen Sinn. Die Firma Kampa hat noch das Eck-Grundstück hier frei und deswegen liegt das Schild schon am Boden. Vielleicht gibt es hier nichts mehr zum Verdienen...

In diesem Jahr haben sie das letzte Stück der Kirschenallee (vom Apfelsteig bis zur Ernst-Thälmann-Straße) mit Schwarzdecke hergestellt, damit der Schulbus hier fahren kann, ein Schild weist darauf hin, dass eine Umleitung zur Rosenstraße besteht.

Ich will aber einmal „außen“ entlang gehen und zwar im „Bebauungsplan Nr. 1“ – dem erhofften Gewerbegebiet auf der heutigen Feldseite. Ich folge einer Fahrspur, es ist trocken genug, dass man es wagen könnte. Unmittelbar nach an der Kirschenallee ist das Feld öde geworden. Das nutzen die Anlieger und beginnen schon, ihre Garten-Rückstände abzulagern.

„Klar doch: Das haben wir immer so gemacht – unsere Rückstände anderen „geschenkt“ – daran erinnert mich auch ein über den Zaunlatten hängen gebliebener sehr alter Feuerwehrschlauch. Sogar wir selber haben vor 30 Jahren in Block B Jauchegruben auf die LPG-Felder entleert. So kann man die Gartenlaubablagerungen und den Tuja-Schnitt sowie die „Kompostierung“ auf fremden Grund zwar „verstehen“ – sind doch auch die kleinen Gartenpforten „nach hinten“ für diesen Zweck immer noch hilfreich, aber mittlerweile wohl nicht ganz rechtens. (FLG).

Rechtens, aber selten in Ahrensfelde geworden ist auf jeden Fall die kleine Hühnerhaltung, die ich hier im Grundstück entdecke.

Ab hier ist das Feld mit Winterraps bestellt und ich nähere mich dem Trampelpfad zur Agip-Tankstelle. Auf der B 158 läuft der Verkehr von Ahrensfelde und Berlin aus wie eine Perlenkette. Ein erster Böllerknall erreicht mein Ohr.

Ein Schäferhund bellt mich kurz an, immer mal kommt ja hier jemand vorbei, davon eben zeugt der Trampelpfad entlang der ca. 50 m langen Brombeerhecke. Ein Martinshorn ist zu hören und FLG. Ich will zum Baufeld Rosenstraße.

Hier haben sie schon erstaunlich viel geschafft: Straßenverläufe sind deutlich erkennbar, es stehen die ersten 7 Häuser im erweiterten Rohbau und das Baugebiet ist mit einem aufwändigen Hecken- und Doppelzaun-Streifen zum Feld hin auf seine gesamte Länge mit kleinem baumbepflanzten Wall abgegrenzt. Ich entschließe mich für „draußen“ – also die Feldseite und stapfe weiter. Hier befindet sich noch im Feld ein Sölle – ein runder Miniteich aus der Eiszeit, der heute sogar Wasser führt. FLG.

Bei der Clara-Zetkin-Straße überwinde ich den Strauchwerk-Wall und habe wieder festes Bankett unter den Füßen. Hier ist es so abgelegen, dass eine Nachbarin im Nachthemd vor die Tür tritt und in aller Ruhe ihre winterlichen Pflanzen betrachtet – ich wende den Blick schnell ab und biege in die Veilchenstraße ein. Ein blaues Himmelsfenster erfreut mich. Bei den beiden kleinen sehr schmalen Häusern, die wohl schon vor 1945 errichtet wurden, kommt mir ein PKW mit fremden Kennzeichen entgegen. Vielleicht hat er sich verirrt und wollte von der Straße am Walde auf die B 158 aufbiegen, was ja nun nicht mehr geht – das könnte er nur noch über die Kirschenallee.

Hier, am Walde ist es auch nicht wirklich still, denn von Ferne dringen bereits durch die fast laublose Landschaft die Geräusche der Autobahn (Berliner Ring). Ich folge dem Schild des Wanderweges in Richtung Neu-Lindenberg, ein Jogger grüßt, mir entgegenkommend. FLG.

Ich fühle mich auch durch die Flagge des US-Bundesstaates IOWA gegrüßt, ein stolzer Adler über dem Anwesen der schmucken Doppelhäuser. Sie haben eine wunderbare Blautanne im Kübel mit schönstem Weihnachtsschmuck an der schönen Ecke des Grundstückes aufgestellt, passend zu den Farben von IOWA blau-weiß-rot.

Nun gehe ich durch den verwilderten Kirchenwald, einem Trampelpfad folgend, vorbei an umgestürzten Bäumen und vermodernden Holzresten. Hier ist es mal still, nur die Amsel flüchtet meckernd. Die Friedenstraße, die ich erreiche, ist ganz gut im Stand mit ihrer wassergebundenen Decke im Wald, das hätte ja auch ein Vermögen gekostet, sie hier auch zu asphaltieren, wo doch gar keiner wohnt, dem man die Kosten hätte anlasten können.

Ist eigentlich die Ecke Geschwister-Scholl-/Friedenstraße unser höchster Punkt in der Ahrensfelder Gemarkung – eben da, wo das Notruf-Telefon der TELEKOM steht?

Mir scheint es so. Und jetzt sehe ich auch das Flugzeug, die Wolken stehen höher.

In diesen Straßen wohnt eine alte Frau, die wir in den letzten Tagen (und das über Weihnachten !) nicht mehr gesehen haben. Die Postfrau, die gerade dort den Briefkasten füllt, hat sie aber noch gesehen, so bin ich auch angesichts des ordentlichen Anblickes über den Zaun etwas beruhigter. Vielleicht hat sie ja doch einen Platz im Heim bekommen?

Zweimal wünsche ich jetzt ein gutes Neues Jahr, insbesondere der jungen Frau, die zu meiner Verwunderung ihre Gartenblumen gießt, die sonst bis zum Frühling eingehen. Und ich bewundere auch in der Ernst-Thälmann-Straße das neue orangene Haus mit den klassischen Portal-Säulen, mich fragend, ob der menschliche Stein-Torso ein Männlein oder ein Weiblein sein soll. Jetzt um 10:50 treten die ersten Sonnenstrahlen hervor und machen mir gute Laune. FLG. Natürlich steht die Sonne winterlich tief – fast wagerecht kommen ihre Strahlen. Mit dem Rollstuhlfahrer wechsele ich einige Worte zur frischen Luft und eine Mutter mit zwei Kindern, alle auf Rädern, fahren vorbei. FLG. Die Thälmannstraße ist durch ihre Anbindung über die Bahnstraße an die Lindenberger offenbar zu einer Haupttrasse geworden, denn ständig fahren hier Autos entlang, ja in einer Seitenstraße steht sogar ein Truck geparkt. Ein Fahrzeuganhänger wirbt mit Privat-Flügen über die Lausitz – abgebildet sind schmucke Kleinflugzeuge – wer hätte das vor 20 Jahren gedacht? Von gegenüber grüßt das Paar mit dem Kinderwagen, wir kennen uns von früher und ich rechne nach: Sie sind jetzt wohl die Großeltern der kleinen Menschen-Puppe dort im Wagen.

Auf der Ecke Bahnstraße zur Ernst-Thälmannstraße gibt es ein Kuriosum: Ein Grundstück, welches nur über den Fußweg angebunden ist und insofern nicht recht bebaubar – genau in der Mitte den Baum wird es freuen, er wird noch lange ungestört wachsen können.

Der Fußgänger-Bahnübergang zur Ulmenallee ist gut gesichert, demzufolge kann man hier auch ein Fahrrad anschließen, alles ist stabil. Eigenartigerweise dringt mir Benzingeruch in die Nase, als ein Auto vorbeisurrt. Und die Wolken öffnen sich jetzt mehr. Nur einen Moment bleibe ich mitten auf den Gleisen stehen: Nach Berlin hin sehe ich die Signal-Lichter in Rot und die PKW momentlang über die dortigen Gleise huschen. Nach Blumberg hin verengen sich die Gleise schnurgerade in den Wald-Horizont hinein und das nun auch schon über hundert Jahre lang!

Ich trete durch das Friedhofsportal und im flachen Sonnenlicht reflektieren die goldenen Ziffern der Turmuhr in meine Richtung. Die Kapelle haben sie ja anlässlich des bevorstehenden 100-jährigen Jubiläums, wo sogar der Bischof kommen soll, schon gut hergerichtet, insgesamt macht die Anlage einen guten Eindruck, wird aber wohl mehr von Spaziergängern (mit Hund) benutzt, denn als wirtschaftlich ausgelasteter Friedhof. Die beiden Autos, die vor dem Tor stehen, zeigen dies zusätzlich an. FLG. Auch die Gaststätte hat heute zu, so ganz leicht ist es unter den gegebenen Bedingungen auch nicht, hier Wirt zu sein. Ja früher, da kamen noch die Siedler mit ihren Vereinsfesten und andere Vereine sowie feiernde Familien, aber das ist lange her. Und auch der Jugendclub „FDJ“ wird das Feld in den Containern räumen und in das Haus Lindenberger/Ecke Ulmenallee umziehen.

Aber hier haben wir ja noch mit dem Bildungsminister des Landes Brandenburg (Herrn Ruprecht) gesessen und mit ihm die Schulpolitik diskutiert. Mittlerweile konnte erreicht werden, dass unsere Ahrensfelder Kinder wieder in Berliner Schulen aufgenommen werden, was nichts über die gute Qualität unserer Blumberger Schule aussagt! So kann jedenfalls der Unsinn, dass sich Ahrensfelder Eltern wohnmäßig nach Berlin abmeldeten, nur um die Kinder dorthin schulisch anmelden zu können, wieder zurückgedreht werden.

Im hiesigen Geländegraben, parallel zur Ulmenallee, ist gar kein Wasser. Er kommt vom „Radieschenfeld“ unter der Lindenberger durch und führt zur Wuhle, die in Höhe des Bahnhofes Friedhof die Gleise unterquert und dann, mit wenig Wasser zwar aber fließend in Richtung Eiche geht. Wie durch Zufall treffe ich meine Frau hier mit dem Fahrrad, dem immer noch in Ahrensfelde für kurze und mittlere Wege häufig anzutreffenden Fortbewegungsmittel. Sie wird die alten Zeitungen und Werbeblätter, die zu Massen in den Briefkästen landen, zu dem Erfassungspunkt bringen.

Hier, im Ahornweg haben wir neulich noch das Freiluft-Bläserkonzert zum Advent erlebt, welches Jörg-Arno Zilch schon zum wiederholten Male seinen Nachbarn und den Ahrensfeldern schenkt. Bei Glühwein und Kuchen, Tee und Gebäck geht es immer fröhlich und besinnlich zu. Viele beginnen mitzusingen, sie genießen den hereinbrechenden Abend mit ruhiger und freundlicher Begegnung unter Nachbarn.

Ich gehe zur Lessingstraße. Erstaunt sehe ich von ferne einen Menschen, der die Abprodukte seiner zwei kleinen Hunde sorgsam und gekonnt mittels einer Plastik-Tüte aufsammelt. Am liebsten würde ich ihm danken und meine Anerkennung für so viel Gemeinsinn aussprechen, denn an anderer Stelle wird ja der Ort immer wieder durch Wegwerfen von Abfällen verunreinigt.

Die Lessingstraße hat durch das Hochhaus mit den dort ansässigen Firmen immer noch einen geschäftsmäßigen Endpunkt. Aber vorher gehe ich an dem Haus vorbei, in dem der langjährige Vorsitzende des örtlichen Kleintierzüchter- und Siedlerverbandes, Herr Kaltwasser, wohnte. Gerne erinnere ich mich der Jahrzehnte, wo dieser überaus redliche Mann auf beharrliche Weise für ein gutes Auskommen im Verband sorgte und damit ein Stück Wohn- und Siedlungsgeschichte in der DDR-Zeit trotz aller Widrigkeiten mit gestaltet hat. In dieser Tradition standen dann die nachfolgenden Vorsitzenden auch immer wieder, so dass der Verein heute zu den tragenden Säulen gesellschaftlichen Lebens in Ahrensfelde gehört. Unverkennbar sind dann auch die Spuren der Siedler-Mentalität bis heute zu erkennen, bis hinein in die Gartengestaltung, hier mit Reh und Hund, Dachsfamilie und Zwergen.

Im Bürohaus residiert heute neben der LTG und vielen kleinen Firmen, die sich aber nach Jahren nun auch gut haben etablieren können, auch die EMAG GmbH, die Nachfolgerin der ELMO, jenem volkseigenen Elektro-Betrieb, der fast alle Ostberliner Neubauten installiert und mit Elektro-Anlagen ausgestattet habt. Da, wo heute das „Dichterviertel“ mit seinen neuen Reihenhäusern steht, waren die umfangreichen Lagerhallen von ELMO mit Betonstraßen verbunden und an Baracken grenzend, die vor ELMO schon die Kasernierte Volkspolizei und vor denen die Wehrmacht nutzte. Im Klartext: Die letzte ehemalige Wehrmachtsbaracke wurde erst Ende der neunziger Jahre dort abgerissen. Und da, wo heute die neuen Häuser an die alte Siedlung westlich angrenzen, war die Flakstellung mit Scheinwerfer-Batterie, die den anrückenden Feindflugzeugen kurz vor Berlin Paroli bieten sollte.

Die Bertold-Brecht-Straße hat einen Weg, der bis an den Zaun des Sportplatzes führt, ja man kann dort einige Schritte entlang laufen. Auf dem Sportplatz wird es sicher wieder lebhaft zugehen, wenn im Jahr 2008 das 100-jährige Jubiläum gefeiert wird. Immerhin hat sich das Gelände von der einstigen NAW-Erschließung (Nationales Aufbauwerk – eine Masseninitiative in der ehemaligen DDR) zu einer respektablen Anlage mit zwei Fußballplätzen und anderen Trainings-Möglichkeiten entwickelt. Der Volkssport hat mit Grün-Weiß Ahrensfelde weiterhin eine feste Struktur im Ort.

Eine Elster beobachtet mich und macht gar keine Anstalten zu fliehen, aber ich wende mich ohnehin am kleinen Heizwerk der LTG vorbei wieder zur Ulmenallee, direkt auf das Arzthaus zu. So lange es steht, haben hier Ärzte residiert und auf ihre Weise über die Jahrzehnte hinweg den Menschen geholfen, unterstützt von den Gemeindeschwestern.

Im Nachbargrundstück wächst doch unübersehbar tatsächlich ein wunderbarer Pilz oben aus dem abgesägten Baumstumpf. Und hier auf der Ecke soll dann bald der Jugendclub sein neues Zuhause haben – vielleicht eine gute Lösung !

Gegenüber, am sowjetischen Friedhof, wurde der Obelisk von der russischen Botschaft aus erneuert und die Anlage macht einen unverkennbaren, aber ordentlichen Eindruck, Ich entziffere der Widmung das Heldentum der Sieger. Allerdings sind dies nicht gefallene, sondern an den Kriegsfolgen erkrankte oder schwer verletzte Soldaten, die hier vom Lazarett-Punkt aus zur letzten Ruhe gebettet wurden. Über die Verhaltensweise der Roten Armee gegenüber der Zivilbevölkerung denkt man heute differenzierter nach, vieles harrt noch der lokalen Klärung, ohne dass damit eine Aufrechnung passieren wird – das Erleben und Verhalten von Menschen im Krieg ist in Summe immer schrecklich.

Der Diesel-Triebwagen schnurrt in Richtung Lichtenberg hier um 11:22 Uhr leise vorbei.

Die Sonne zeigt die Blickachse entlang der Lindenberger Straße zum Kirchturm. Endlich haben sie es dort geschafft, die Fundamente und die Fassade zu sanieren, in 2008 soll dann der Anstrich folgen – endlich fertig!

Und hier entsteht schon von der Schranke aus der nächste Trampelpfad zum kleinen Ahrensfelder Dreieck. Ich nehme den Tabakrauch des Pärchens hinter mir wahr und bleibe diszipliniert auf dem Pflasterweg. So kann ich den Giebel des neuen Rathauses über den Dachfirsten der Siedlung sehen. Im Mai haben wir den Grundstein gelegt, im Herbst Richtfest gefeiert und im Jahr 2008 soll eingezogen werden. Und das alles, nachdem schon der Kindergarten und die neue Feuerwehr gebaut werden konnten (wo wir am 11.11.2007 so schön das Martinsfest mit den Ahrensfelder Kindern feierten!).

Ahrensfelde im ununterbrochenen Aufwind – das darf man auch in diesem Jahr wieder abschließend sagen, eine Bürgergemeinde, wo es sich weiterhin zu leben lohnt – so der Wunsch für alle Mitbürger

ihres Ortsteil-Chronisten Paul Plume

Der Rundgang endet um 11:40, teilweise Sonnenschein über Ahrensfelde bei + 4 Grad Celsius.


Der Beitrag wurde uns freundlicherweise von Paul Plume, Ortschronist in Ahrensfelde, zur Verfügung gestellt.
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