Es ist Freitag, der 25. Mai (zwei Tage nach dem Brand der Mühle), kurz nach 6 Uhr morgens. Die Sirene heult auf und weckt das halbe Dorf. Kurz darauf kommen die ersten Kameraden an der Feuer­wache angerannt oder mit ihren Autos angefahren.
Winne war als einer der ersten da und hat die Schweinchen-farbene "Oma", die bis zum Ersatz durch ein neues Fahrzeug noch ihr Gnadenbrot bekommt, bereits startklar gemacht. So können die Jungs schon wenige Minuten nach der Alarmierung ausrücken.
Das erfolgt wie üblich mit größter Eile, obwohl bereits feststeht, dass es sich um einen ziemlich überflüssigen Alarm handelt:
Bei der Feuerwehrleitstelle war ein (angeblich von der Polizei abgegebener) Notruf eingegangen, dass "die Mühle qualmt" - ja was soll die denn sonst eineinhalb Tage nach dem verheerenden Brand tun? So wie jedes Osterfeuer, auch wenn es noch so gut abgelöscht ist, noch tagelang qualmt, so machen das halt auch die Aschehaufen im Innern der Mühle. Und dass der Qualm im fensterlosen Teil der Mühle, der einst die Silos enthielt, wie in einem Schonstein nach oben steigt und dann als Rauch­fähnchen über dem Gebäude steht, ist eigentlich normal.

Um das Rauchfähnchen zu sehen, brauchte man schon ein scharfes Auge - so ziemlich jeder Kaminschornstein im Dorf qualmt da heftiger. Aber (zum Glück) fragen die Kameraden nicht nach Sinn oder Unsinn, wenn Alarm gegeben wird.
Die Anfahrt zum Mühlengelände war nun allerdings mit selbst aufgebauten Barrieren bestückt. Die Jungs hätten diese sicher im Notfall schnell beiseite geräumt, aber in diesem Fall haben sie es vorgezogen, über den Blumberger Weg und den holprigen Verbindungsweg zur Ahrensfelder Chaussee (ganz früher mal die Straße von Eiche nach Blumberg) anzurücken. Für tiefliegende Autos ist das allerdings keine Empfehlung ...
Eine etwas mühevolle An- und Abfahrt hatte aber auch der 390er Bus, den die Barnimer Busgesellschaft erfreulicherweise nicht hat ausfallen lassen. Da er nicht bis zur Haltestelle an der Kirche fahren konnte, musste er am Ortseingang, wo der Radweg nach Blumberg abzweigt, wenden. Da rächte es sich, dass morgens solche riesigen "Schiffe" nach Mehrow geschickt werden. Schon unter normalen Verhältnissen kommen die kaum voran, weil sie an vielen Kreuzungen nur abbiegen können, wenn diese völlig frei sind - und das ist im Berufsverkehr selten der Fall. Das Wendemanöver sah zwar abenteuerlich aus, aber irgendwie hat es der Busfahrer hinbekommen. Alle Achtung!
Als unsere Feuerwehr an der Mühle eintraf, schien diese in tiefstem Schlaf zu liegen. Gegen die Morgensonne war das Rauchfähnchen gar nicht mehr zu sehen. Zu sehen war übrigens auch keiner, der den "Brand" gemeldet hat - eigentlich sollte derjenige doch immer vor Ort bleiben, bis die Feuerwehr eintrifft. (Das hat man mal so gelernt ...)
Vom Grundstück der Firma Rahlf aus war leicht zu erkennen, wie brenzlig es dort beim Brand der Mühle wurde. Brennende Dachpappe war bis an den Zaun geweht worden und hatte dort Gras und Hecke in Brand gesetzt. Gleich hinterm Zaun standen die Kehr- und Winterdienstfahrzeuge der Firma, und es hat nicht viel gefehlt, und die wären auch in Flammen auf­gegangen. Das hätte ein ordentliches Höllenfeuer gegeben.
Der Gemeindebrandmeister, Herr Domes, und unsere Wehrleitung machten sich nun daran, die Quelle für den Rauch zu ermitteln, der in dünnen Fähnchen aus der Mühle aufstieg. Die war schnell gefunden: Wie vermutet qualmte ein Aschehaufen in der hintersten Ecke des fensterlosen Silo-Bereiches der Mühle. Da ran zu kommen, war nur durch die kleinen Luken im Mauerwerk und von oben möglich.
So wie es im Innern aussah, kam ein Einstieg in das Gebäude keinesfalls in Frage. In jenem Teil, der einst die Silos enthielt, waren verkohlte Balken, Blechröhren und die verschiedensten Eisenteile ineinander verkeilt aufgetürmt.
Der Aschehaufen in der hintersten Ecke, dessen Rauchwölkchen wie in einen Kamin nach oben gezogen wurden und sich gelegentlich über dem Gebäude zeigten, konnte nur durch Wasser und Schaum von oben vollständig gelöscht werden. Das heißt, eine Drehleiter musste her und eine ordentliche Menge Schaumbildner. Beides wurde in Bernau geordert und von der dortigen Feuerwehr für 10 Uhr zugesagt. Nun war endlich Zeit, das ausgefallene Frühstück nachzuholen, und auf dem Weg nach Hause das Gebäude nochmal zu inspizieren.
Dem Schrott, bei dessen Bergung vermutlich der Brand ausbrach, haben die Flammen erwartungsgemäß nicht viel angetan - und erstaunlicher­weise haben auch die Stützen und Deckenbalken im Erd­geschoss des mittleren Teils den Brand gut überstanden.
Beim näheren Besehen der Fassade nahe dem Giebel waren aber deutlich die Risse im Mauerwerk zu sehen, die Anlass für die Sperrung der angrenzenden Straße waren.
Ein paar Kraftfahrer waren recht aufgebracht, dass man sie nicht nach Mehrow hinein lässt, nachdem sie sich so geschickt an der Sperre in Ahrensfelde vorbei gemogelt haben - andere haben die Klappe gehalten und sind stillschweigend umgekehrt.
Um 10 Uhr stand dann alles bereit, was sich die Einsatzleitung gewünscht hatte:
Der "Leiterwagen" (auch "Skylift" genannt) und personelle Unterstützung aus Bernau inklusive der Maschine zur Schaumproduktion, sowie jede Menge Schaumbildner.
Bevor es los ging, gab es aber noch eine eingehende Inspektion durch einen großen Tross von Feuerwehrleuten, Verwaltungsmitarbeitern inkl. Bürgermeister, Gutachtern usw. - mittendrin auch die Eigentümerin des Gebäudes, die nicht gerade erheitert war.
Die Kameraden der Bernauer Feuerwehr haben ihren "Skylift" auf dem Hof der Mühle parallel zum Gebäude in Stellung gebracht und dann schon mal den "Arm" an der Spitze der Leiter ausge­klappt, so dass die "Gondel" zum Vorschein kam.
Wie heutzutage bei jedem größeren Fahrzeug und jeder sich bewegenden Maschine üblich, erfolgte das mit einem mordsmäßigen Tuten und Piepen - gepaart mit trendigem Disko-Licht.
Die Einsatzleitung, zu der nach Allgemeinem Landrecht der Bürgermeister (Dorfschulze) gehört, wenn der Landrat nicht anwesend ist, hat sich nun erst mal mit dem Skylift in die Höhe begeben, um sich den Schaden von oben zu besehen und festzulegen, wo und mit welchen Mitteln gegen eventuelle Glutnester vorzugehen ist. Im linken (straßenseitigen) Teil der Mühle waren nur noch verkohlte, herabhängende Balken zu erkennen, im mittleren Teil immerhin noch Teile der Erd­geschoßdecke. Der rechte Teil war völlig ausgebrannt.
Für diesen wahrlich traurigen Anblick wurden die Herren durch einen fantastischen Blick über Mehrow entschädigt:
Im Nordwesten nach Ahrensfelde und Marzahn, im Norden auf die Dorfstraße 2/3 ("Meißners Hof"), im Osten auf die ehemalige Schule, im Südosten auf Feuerwache und Arztpraxis (ehemalige Gutsgärtnerei), im Süden auf das ehemalige Gutshaus (jetzt "Mehrower Hof") und im Westen auf das "Herrendike" genannte Wäldchen. Und besonders schön war der Blick auf unsere Dorfkirche dicht an der Mühle.
Nun wurde über das weitere Vor­gehen beraten und be­schlossen, zunächst den noch qualmenden Asche­haufen von oben unter Wasser zu setzen und dann mit Schaum abzudecken - zuvor aber die Öffnungen in Fußbodennähe zu verschließen.
Gesagt, getan: Kay stieg zusammen mit einem Bernauer Feuerwehrmann in die Gondel und schon ging es die etwa 30 Meter nach oben und mit einem Schwenk über den qualmenden Silo-Schacht. Da waren früher mal 6 hölzerne Silos drin, die über alle Geschosse reichten und über den außen angebrachten Förderturm befüllt wurden. Jetzt war in diesem Gebäudeteil nur noch Schrott, Asche und Qualm zu sehen.
Der Rest der Mannschaft war abwechselnd damit beschäftigt, die Herren da oben mit Wasser und später mit Schaum zu versorgen, oder das Geschehen zu verfolgen und Schaulustige aus dem Gefahrenbereich zu vertreiben.
Das Ganze dauerte wieder bis weit in den Nachmittag hinein - erneut ein langer Einsatz; am dritten Tag in Folge.
Man gönnt sich ja sonst nichts ...

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