Unter dem Material zur Sanitäts-Meierei des Rittergutes Mehrow, das uns in die Hände gefallen ist, fand sich auch eine fast ganzseitige Anzeige, die am 4. April 1926 in der Zeitschrift "Weite Welt" erschienen ist.
Diese sollte mit wenig Text und vielen Bildern erklären, "Wie die Sanitäts-Meierei, Rittergut Mehrow, Ihre Kindermilch gewinnt".

Der eigentlichen Milchgewinnung haben wir schon einen ausführlichen Artikel mit entsprechenden Bildern gewidmet. Und es findet sich bei uns auch ein Aufsatz über den "Werdegang einer Flasche Milch", verfasst von einem eifrigen Werkstudenten, der Mitte der 20er Jahre Mehrow besuchte.

Nun wollen wir noch einen kurzen Blick auf die als mustergültig dargestellte Futter­mittel­herstellung werfen, die ja letztlich Ausgangs­punkt der Milchproduktion war.

Die Mühle des ehemaligen Rittergutes ist wegen ihrer Größe sicher das eindrucksvollste, aber leider bei weitem nicht das schönste Gebäude in unserem Ort.

Wenn man aus Ahrensfelde kommt, fällt einem dieser Koloss als erstes ins Auge und wenn man um die Kurve biegt, glaubt man für kurze Zeit, nicht in einem kleinen Dorf, sondern in einem Industriegebiet zu sein.
Da manche Autofahrer von diesem Anblick schier überwältigt sind, zeigt der Baum in der Kurve (Oktober 2004) schon tiefe Narben und hat der Besitzer des angrenzenden Grundstücks den stets verbeulten Zaun inzwischen durch einen Feldsteinwall ersetzt.

Die monströsen Formen hat das Gebäude aber erst Mitte der 20er Jahr angenommen, als der damalige Rittergutsbesitzer, Max Bothe darin einen Mühlenbetrieb einrichtete, der u. a. das Futter für den stark gewachsenen Milchviehbestand liefern sollte. Das vormals vermutlich nur als Lagerraum für die angrenzende Schnapsbrennerei dienende Gebäude (auf dem Bild rechts: die jetzige Mühle Anfang der 20er Jahre) wurde aufgestockt, um im Inneren großen Getreidesilos Platz bieten zu können.

Wir haben uns schon vor einiger Zeit in dem Gebäude umgesehen und darin noch einige sehr interessante, teils wirklich historische Teile der ehemaligen Produktionsanlagen, wie z.B. kunstvoll gefertigte Sack-Ausklopfmaschinen vorgefunden. Einige Bilder vom jetzigen Zustand haben in unserem Artikel "Die Mehrower Mühle" Verwendung gefunden.

Betrachtet man die in der obigen Anzeige verwandten Bilder (die uns glücklicherweise auch im Original vorliegen), so sieht man, dass uns nur ein spärlicher Rest der ehemaligen Pracht erhalten geblieben ist. Die Förder- und Abfüllvorrichtungen waren so kunstvoll aus Holz gefertigt, dass sie manches Möbelstück in den Schatten stellten. Was man heute respektlos als Revisionsklappe bezeichnet und entsprechend nüchtern gestaltet, war vor 80 Jahren noch ein kunstvoll gefertigtes Holzdeckelchen mit Knauf ...

Eine detailierte Beschreibung der Produktionsbläufe in der Mühle haben wir noch nicht gefunden. Aber aus der Besichtigung und den Erzählungen von Kurt Berg, der in den 70er Jahren Techniker in der Mühle war, können wir uns zusammen reimen, was die Bilder zeigen und welchen Weg das Getreide und das daraus gemischte Futter bzw. das gewonnene Mehl durch die Mühle nahmen.

Die Mühle hatte zwei Aufgaben zu erfüllen: Futter zu mischen und Getreide zu Mehl zu mahlen. Je nach dem, wo gerade der Schwerpunkt lag, wurden die Anlagen und das Gebäude als Futtermittelwerk oder als Getreidemühle bezeichnet.
Das angelieferte Getreide wurde in jedem Fall, wie auch noch in den letzten Jahren, in eine ebenerdige Luke an der Außenwand der Mühle geschüttet und mit Horizontal- und Vertikalförderern (Schnecken und Becherwerke) hoch in das Gebäude und von dort in eines der 8 Silos befördert.



Unser auf Grund neuzeitlicher Erfahrungen eingerichtete
automatische Mühle
ist mit den erstklassigen Maschinen der modernen Mühlentechnik ausgestattet. Infolge unserer tadellosen Reinigungsanlage ist es uns möglich,
die hochwertigsten Mehle
herzustellen, welche an Qualität und Reinheit wohl kaum zu übertreffen sind.
Fast sämtliche Rückstände werden ausschließlich zur Erhaltung unseres bedeutenden Viehbestandes, wie ca. 400 Stück Rindvieh, ca. 600 Schweine einschl. 100 Zuchtsauen, 400 Schafe, 80 Pferde und Fohlen verwendet. Daher ist unser Mehrower Hausback-Roggen- und Weizenmehl, Marke Schloßmühle, konkurrenzlos.


Wir sind die alleinigen Hersteller des backfertigen Mehles für
Dr. Frickes Vitamin-Nährsalz-Vollkornbrot
welches die bedeutenden Vorteile aufweist, die Herr Dr. Fornet vom Vertrags-Laboratorium des Zentralverbandes "Germania" und der Reichszentrale deutscher Bäckergenossenschaften als gerichtlich vereidigter Sachverständiger in seinem Gutachten aufführt.

Rittergut Mehrow
Post Ahrensfelde-Berlin

Fernsprecher Amt Neuenhagen-Ostbahn Nr. 14,
Abt. Mühlen- und Futtermittelwerke
Tagesleistung bis 500 Sack / Moderne Siloanlagen bis 20000 Ztr.