In Mehrow gab es nicht nur einen Weinberg und einen Bierhandel, sondern auch eine Schnapsbrennerei, womit für das Wohl durstiger Kehlen allumfassend gesorgt war und.
(Zum Gutshof gehörte schließlich noch eine Meierei mit Kindermilch-Produktion ...)

Die Brennerei gehörte zum Rittergut Mehrow und existierte vermutlich über mehrere Jahrhunderte. Sie befand sich auf dem Gutsgelände und zwar neben und evtl. auch in dem Wohnhaus, das sich heute an die Mühlengebäude anlehnt. Das Gebäude der "Schloßmühle" war vermutlich bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts nur einstöckig und diente lediglich als Lager für die Brennerei.
Die technischen Anlagen der Brennerei selbst brauchten ja nicht viel Platz, wie die Reste dieses Feldsteinbaus zeigen, die jetzt Teil der Kirchhofsmauer sind.

Allerdings verbraucht eine Brennerei viel Wasser (selbst wenn hochprozentiges gebrannt wird ...) und viel Energie. Das Wasser kam aus einem jetzt noch existierenden Tiefbrunnen direkt am Standort der damaligen Brennerei und die Wärme aus einer Heizanlage, deren Schornstein die Dorfkirche weit überragte und die Silhouette des Dorfes dominierte, wie wir auf einem Bild von 1901 erkennen können.

Die Brennerei ist angeblich während des letzten Krieges abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden. Vermutlich war der Betrieb aber schon vor dem Krieg eingestellt worden, denn Frau Dietrich erinnert sich, daß der Schornstein schon vor 1937 gesprengt wurde.

Die Reste des Feldsteinsockels der Brennerei sind jetzt Teil der Friedhofsmauer und werden hoffentlich bei der derzeit laufenden Sanierung der Mauer nicht vergessen ...
Der hässliche Schuppen, von dessen Dach das Wasser auf die Mauerreste läuft, kann dabei ruhig verschwinden ! Allerdings sollte der angeblich unterm Schuppendach befindliche Tiefbrunnen irgendwie erhalten werden.

Die Reste der Mehrower Brenerei Die Reste der Mehrower Brenerei Die Reste der Mehrower Brenerei

Bezüglich des Betriebes der Brennerei weiß Frau Elise Dietrich, die in den zwanziger und dreißiger Jahren auf dem Gut gearbeitet hat, zu berichten, daß seinerzeit dort ausschließlich Kartoffeln gebrannt wurden. Sie weiß auch, daß der Alkohol dann in Kanistern zur Weiterverarbeitung fortgeschafft wurde. Es sind hier wohl keine Endprodukte gefertigt und keine Flaschen abgefüllt worden. Die Suche nach einer in Mehrow gebrannten Schnapssorte wird deshalb wohl nichts bringen ...

Mehr wissen wir leider noch nicht über die Brennerei und was von dort auf welchem Wege in die Kehlen gelangte, zu berichten. Deshalb wollen und müssen wir die Seite mit dem füllen, was wir bei unseren Recherchen in alten Akten stichpunkhaft zur Brennerei gefunden haben:


In der "Akte betreffs Einrichtung der Schule und Anstellung und Besoldung der Lehrer, Bd. 2" Pr. Br. Rep. 2A II NB Nr. 1379 taucht in einer "Liste der Hausväter"vom 5.2. 1886 der Brennermeister Strehmann auf.


In der Festschrift aus Anlaß des 25-jährigen Bestehens des "Fischereiverein für die Provinz Brandenburg" (Verlag Grbrüder Borntraeger, Berlin, 1903) haben wir im Kapitel 9 gefunden:


Industrielle und andere Anlagen in der Mark Brandenburg gelegen,
welche Abwässer entlassen
Ordnungsnummer: 896
Name des Besitzers: Rob. Stock
Art des Betriebes: Brennerei
Ort der Anlage: Mehrow


Im "Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Provinz Brandenburg" von 1910 (Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin) steht

Mehrow, Rittergut
Anm.: Brennerei, Fleischschafe, Bockverkauf


"Niekammer's Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band VII Prov. Brandenburg, 4. Auflage" von 1929 (Leipzig, Verlag von Niekammer's Adreßbüchern G.m.b.H.) enthält

Mehrow (RG) mit (V) Vorwerk Trappenfelde
Anm: 2 Motorpflüge, Brennerei, Trockn., Sanitätsmeierei, Mühle, Siloanlag.


Nachtrag: Inzwischen haben wir von Frau Schwonke ein ganzes Album mit Bildern von ihres Großvaters, Brennermeister Reinhold Schwarz, und dessen Arbeitsplatz erhalten und wissen damit schon ein bißchen mehr über die Brennerei des Rittergutes.