Hier sind ein paar Splitter aus der dicken Akte

Acta des Ober Consistorii
die Besitzung ... zu Mehrow betreffend

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam (ehem. Preußisches Staatsarchiv),
HA X Pr.Br.Rep. 2A II NB Nr. 1378
betreffs Einrichtung der Schule und Anstellung und Besoldung der Lehrer, Bd. 1




Die älteste Eintragung betrifft die Schulhalterstelle im Jahre 1772 und besagt, daß durch die Beförderung des Lehrers Friedrich Curt die Schulhalterstelle in Mehrow neu zu besetzen ist und dafür Friedrich Weber, der "nicht nur Patron, Prediger und Gemeine annehmlich ist, sondern auch ander gute Zeugniße und alle erforderliche Geschicklichkeit zu diesem Dienste hat", vorgeschlagen wird.
Fünf Jahre später (1777) ist dann aber schon vermerkt, dass sich Lehrer Weber "von da wegbegeben, ohne die über ihn verordnete Untersuchung abzuwarten".



In einem ca. 1807 gefertigten "Verzeichnis der Familien und schulfähigen Kinder ..."
sind 16 Familien mit 20 Schülern (Geb.-Jahr 1796 - 1804) gelistet.
Familie Christian Meißner taucht darin mit 3 Kindern auf, die Familie Wegener ist zweimal aufgeführt.

Das angeschlossene "Verzeichnis der Einkünfte von der Schule zu Mehrow" sieht wie folgt aus:
  • Miete: 8 M
  • Kapitaleinkünfte aus 200 M: 8 M
  • ...: 8 M
  • Naturalien: 9 + 1 M
  • Schulgeld: 3 M
Der etwa zu gleichen Zeit gefertigte "Schul Catalogus aus Mehrow" enthält folgenden (im Original sehr detailierten) Stundenplan:
  • Montag vorm.: 3 Std. nachm. 3 Std
  • Dienstag vorm.: 3 Std. nachm. 3 Std.
  • Mittwochs: 3 Std
  • Donnerstag wie Montag
  • Freitag wie Dienstag
  • Sonnabend wie Mittwoch
Abschluß (vorm. und nachm.) mit "Gem. Singen und Gebet"
Unterzeichner: Schullehrer J.G. ... Große

Der Schullehrer Große hatte sich möglicherweise gerade etwas daneben benommen, denn zwischen letztgenannten Belegen findet sich die von ihm schriftlich beantwortete Frage "Wie mache ich mich als Schullehrer beliebt ?".



In einem Schreiben vom 7. Oktober 1814 beklagt der Ahrensfelder Prediger Chrysander, daß die Kinder wegen der schlechten Wegverhältnisse im Winter kaum nach Ahrensfelde in die Schule kommen und bittet um eine "Neubesetzung der Schulhalterstelle" in Mehrow.

Die Stelle ist dann auch im Folgejahr wieder besetzt worden, und zwar mit dem Lehrer Ferdinand Wilde, der "mit wenigen Kenntnissen, aber mit wahrer Liebe" sein Amt verwaltet und 37 Jahre durchgehalten hat.



Ein mit "Mehrow, 28. Juni 1837" datiertes Schreiben betreffs Schulgeld ist unterzeichnet mit
  • Lindenberg
  • P. Brederecke / Schulze
  • Luther
  • Böthicher, Prediger in Blumberg
und spricht von etwa 38 Kindern in der Schulgemeinde. Eine mit "Benicke" unterzeichnete Randnotiz besagt aber:
  • "Gegenwärtig beträgt die Anzahl der Schulkinder 46".

In einem sehr langen, mit "Mehrow bei Altlandsberg, 20. Dez. 1837" datierten Schreiben eines Arnim Littist

"An Eure königliche Hochlöbliche Regierung,
Abteilung für Kirchenverwaltung und Schulwesen zu Potsdam"

heißt es u.a.:

"Der Schullehrer Wilde beklagt sich über schlechte Behandlung und Einnahmen-Verkürzung von Seiten des hiesigen Predigers Busch und Rittergutsbesitzer Luther, und bittet ganz unterthänigst um gnädigsten Schutz und Beistand und um Abhülfe seiner Beschwerden."



Am 15.2.1847 bittet der Nachfolger von "Herrn Amtmann Luther" in einem Schreiben

"An Eure Königliche hochlöbliche Regierung zu Potsdam
Einstellung eines Hilfslehrers in Eiche und Mehrow betreffend"


um die Einstellung eines Hilfslehrers zum 1. April 1847, der mit halbjähriger Kündigungsfrist "gemeinschaftliche Tätigkeit" für Eiche und Mehrow ausüben soll.

Mit Schreiben vom 21. April 1847 wird dann mitgeteilt, daß ein Herr Wille als Hilfslehrer gefunden wurde und daß sich dieser bei Prediger Boethicher in Blumberg melden wird.

Der genannte Hilfslehrer kann sich aber nicht so sehr lange gehalten haben, denn 1851 taucht bereits Hermann Schröder als Hilfslehrer auf: Der Lehrer Wilde wurde offenbar gerade nach 37 Dienstjahren in Mehrow in den Ruhestand geschickt, allerdings ohne ohne eine angemessene Pension, was ihn u.a. veranlaßt hat, 1851 ein Gesuch um ein Ruhegehalt an die Königliche Regierung zu richten.

Sein Nachfolger wurde besagter Lehrer Schröder, der insgesamt 51 Jahre in Mehrow tätig war und es offenbar besser verstand, sich ein erklägliches Einkommen zu sichern.



Eine Gegenüberstellung der Ist- und Soll-Einnahmen der Schule im Schreiben der "Königlichen Regierung, Abteilung für Kirchen= und Schulwesen, Potsdam" an den "königlichen Landrath" vom 29. Juni 1875 enthalten:

Die Lehrer- und Küsterstelle zu Mehrow, Superintendentur Berlin, Kreis: Niederbarnim,
Schülerzahl: 68 hat gegenwärtig an Einkommen
  • -- Morgen 43 Ruthen Acker, Reinertrag: 15 Mark -- Pf.
  • 24,18 Hectol. Roggen a 12 Mark 05 Pf, zusammen: 291 Mark 37 Pf.
  • Schulgeld 246 Mark, -- Pf.
  • Accidenzien 21 Mark -- Pf.
  • Gemeinde-Zulagen 90 Mark -- Pf.
  • Verschiedene Einnahmen: 57 Mark -- Pf.
zusammen: 720 Mark 37 Pf
  • und außerden freie Wohnung, eine Wohnungsenschädigung von -- Mark -- Pf.
  • und keine Heizung, dafür abzusetzen: 72 Mark
bleiben 648 Mark.
Die Stelle soll nach ihrer amtlichen und lokalen Qualität ein Einkommen haben von 900 Mark - Pf.
sie hat also weniger: 252 Mark -- Pf
und muß dieser Betrag zu ihrer Aufbesserung aufgebracht werden

Wir beauftragen Ew. Hochwohlgeboren mit der Schulgemeinde zu verhandeln
  • darüber daß sie anerkennt, daß das geforderte Minimum für die Stelle und also der erforderliche Zuschuß erforderlich ist
  • daß sie sich verpflichtet, diesen Zuschuß vom 1. Januar 1875 ab dem Lehrer zu gewähren
und die Art seiner Aufbringung feststeht.

Eine vom "Amtsvorsteher des Amtsbezirkes Ahrensfelde" am 18. Mai 1882 gefertigte

Nachweisung der Besitz-, Abgaben und Nahrungsverhältnisse der Hausväter
des Gemeindebezirks Mehrow in der Parochie Ahrensfelde in der Superintendentur Berlin-Land des Kreises Niederbarnim

enthält folgende Angaben über den Besitzstand:
  • Mehrow, Dorfgemeinde
  • Schulden: 40125
  • Klassen-resp. Einkommensteuer: 324
    • Grundsteuer: 344
    • Gebäude-Steuer: 71
    • Gewerbe-Steuer: 72
  • Summe: 811
  • Gemeinde-, Kreis- und Provinzialabgaben: 470
  • Domainen-Renten: 27
  • Abgaben an die Kirche und Kirchendiener: 225
  • Abgaben zur Unterhaltung der Schule:
    • Schulgeld: 68
    • Lehrergehaltszulage etc. 180
Nach der neuen Zulage sind aufzubringen nach dem Maßstab der directen Staatssteuern: 411,87

Die angefügte Liste der Hausväter sieht wie folgt aus:

Schwoch (Gärtner), Meißner (Kutscher), Engel (Arbeiter), Zinn (Schäfer), Zinn (?), Strehmann (?), Zahn (Arbeiter), Schulz I (Arbeiter), Lindenberg (?), Frenz (Arbeiter), Schulz II (Arbeiter), Budack (Arbeiter), Sander (?), Schröder (Arbeiter), Grahlmann (Arbeiter), Fischer (Arbeiter), Pose (Arbeiter), Zimmermann (?), Finger (Arbeiter).



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Acta betreffend die Einrichtung der Schule und die
Anstellung und Besoldung des Lehrers in Mehrow, Vol. II von 1884 bis 1926