Im ehemaligen Preußischen Staatsarchiv (jetzt Landeshauptarchiv Brandenburg) in Potsdam finden sich unter der Repositur
HA X Pr.Br.Rep. 2A II NB Nr. 1378 Akten des Kurmärkisches Konsistoriums über Schule und Kirche der Gemeinde Mehrow (zusammengefaßt in Dorfschule 1772 bis 1882).

Acta des Oberconsistorium
die Besetzung der Schulhalter Stelle zu Mehrow betreffend
No. 1, 1772 und 1798 bis 1882
[Staatsarchiv Potsdam Pr.Br.Rep. 2A Regierung Potsdam]
Kr. N. Barnim 1378

Darin haben wir folgenden Aktenteil über den Dorfschullehrer Wilde (beginnend 1851, etwas durcheinander) gefunden:

Vorheriger Aktenteil: Die Schulhalterstelle 1814

Nachdem Vorzeiger dieses, der ..adjutant am 3. Battl. meines unterhabenen Regiments, Namens
August Wilde ___ 26 Jahr alt, 5 Fuß 4 1/2 Zoll groß, gebürtig aus
dem Dorfe Bamme hat fünf Jahre treu und rechtschaffen gedient
und wegen Schaden an der Lende dimmittiert worde, entsagt allen Königl.
Gnaden Wohlthaten und kann sich selbst ernähren.
als wird hiermit der Abschied ohnentgeltlich ertheilet. Zu mehrerer Beglaubigung habe
ich dieses eigenhändig unterschrieben und mit dem Regiments-Siegel besiegelt.
Gegeben zu Berlin den 1ten Märtz 1804

Sr. Königl. Majestät von Preußen
bestellter General-Lieutenat und Chef
eines Regiments Infanterie, auch
Ritter des Verdienst-Ordens. v. Arnim

Verhandelt Mehrow, den 27ten April 1852

Auf den heutigen Tag war hierselbst Schul-
visitation angesetzt, und wurde Vormit-
tags von 8 Uhr ab bis Mittags 12 1/2 Uhr
von dem unterzeichneten Superintendenten
in Gegenwart des Herrn Patrons, Ritter-
gutsbesitzer Luther, des Ortspfarrers,
Prediger Harmuth, der beiden Schulvor-
stehern Lindenberg und Meißner, des
Lehrers Wilde und des Hilfslehrers Schrö-
der abgehalten. Der Lehrer Wilde, 76 Jahr
alt und seit 37 Jahren die hiesige Schulstel-
le interimistisch verwaltend, auf keinem Semi-
nar vorbereitet und seit einem Jahr bedeu-
tend schwerhörig geworden, befindet ich zwar
noch in einem ziemlich gesunden Zustande al-
lein ein Abnehmen der Körper- und Geistes-
Kräfte ist nicht in Abrede zu stellen. Seit
5 Jahren wird derselbe durch einen Hilfslehrer
unterstützt, dessen Person jedoch zu häufig ge-
wechselt hat, und dessen Stellung, da er in
der einen Hälfte der Woche in der hiesigen
Schule, in der andern aber in der 1/4 Meile
von hier entfernten Schule zu Eiche den
Hauptunterricht zu ertheilen hat, eine zu schwie-
rige ist, als daß die gewünschten Erfolge
dieser Unterstützung hätten erreicht werden
können. Der gegenwärtige Hilfslehrer Hein-
rich Hermann Schröder fungirt seit dem
October vorigen Jahres in seiner jetzigen Stel-
lung und arbeitet mit Fleiß und Treue.
Auch der Lehrer Wilde mag nach seinen
Kräften zu leisten suchen, aber es ist nicht
zu leugnen, daß die Schule auf einem tiefen
Stande steht, und eine Hebung derselben gar
sehr Bedürfniß und auch der Wunsch der Be-
theiligten ist. Der unterzeichnete Superintendent
hielt die Prüfung ganz und gar selbst ab und
fand noch das Meiste in der biblischen Geschich-
te bis zu den Zeiten der Könige. Das Rech-
nen war sehr schwach, und nur 2-3 Schülern
gelang es, die ihnen vorgetragenen Aufgaben un-
ter Anleitung des Examinators zu lösen. Im
Deutschen wurde wenig gefunden, im Lesen man-
gelt aber so wohl die erforderliche Fertigkeit, als
der nur einigermaßen richtige Ausdruck.In
den Realien wurde Einiges aus der vater-
ländischen Geographie, aber nichts aus der va-
terländischen Geschichte, Einiges aus er Natur-
geschichte, aber nichts aus der Naturkunde gefun-
den. Die Zahl der Schüler beträgt gegenwär-
tig 38 und ist also mir so geringe, daß Be-
deutendes geleistet werden könnte. Der Schul-
besuch ist im Ganzen noch immer ziemlich regel-
mäßig, und die in den letzten Monaten ver-
hängten Schulversäumnisstrafen werden den Schul-
besuch noch bessern.

Das Schulhaus ist in einem schlechten Zustan-
de und die Einrichtung der Schulstube läßt
gar Manches zu wünschen übrig. Die Größe be-
trägt ungefähr 6 1/2 Fuß, und die Subsellien [Sitzreihen?]
haben in so fern einen unrichtigen Stand, als das
Licht den Knaben in den Rücken, den Mäd-
chen von der rechten Hand her zufällt. Ein
Stiel in der Mitte der Stube zur Unter-
stütung der Decke ist der richtigen Stel-
lung der Subsellien hinderlich, doch ließe sich
eine solche immer noch ermöglichen, wenn die
längeren Subsellien verkürzt und einige neue,
besonders für die kleinren Schüler, angeschafft
würden. Die Schüler- und Schulbesuchs-Li-
sten sind vorhanden, doch sind in der letzteren
bis zum Monat October ver. Jahres die Ver-
säumnisse nur summarisch angegeben, und die
Originallisten, auf deren Grund jene Angaben
gemacht sind, sind nicht mehr vorhanden.

Ein besonderer Antrag war nicht zu ma-
chen und es wurde daher diese Verhandlung
geschlossen, vorgelesen, genehmigt und unter-
schrieben.

        Luther
        Harmuth
        Lindenberg
        Meißner
        Wilde
        Schröder
V.m.d. [?]
        Kümmel

Randnotiz:
Nach dem Schlusse der Verhandlung
unterhandelte der Herr Patron sogleich
mit den Schulvorstehern über die
zweckmäßige Aufstellung der
Subsallien, und man kam überein,
eine solche nach den von mir gemachten
Vorschlägen der Art, daßden sämmt-
lichen Schülern das Licht von der
linken Hand zufällt und der
Lehrer die sämmtlichen Schüler vor
Augen hat, baldigst zu bewerkstelligen.

        Kümmel

Das Gesuch des Lehrers Wilde von 1851 [siehe Wilde's Gesuch]:
Mehrow, den 27. Mai 1851

Der Lehrer Ferdinand Wilde bittet Eure Königliche Hochlöbliche Regierung um Ertheilung eines auskömmlichen Ruhegehaltes.

Im Jahre 1815 wurde ich im Mehrow als Lehrer der dortigen Schule angestellt und habe ich innerhalb dieser 37 Jahre, wenn auch mit wenigen Kenntnissen, so doch mit wahrer Liebe mein Amt verwaltet, aber leider von dem Einkommen meines Dienstes nicht so viel erübrigen können, um mir ein sorgenfreies Alter zu verschaffen.
Wohl sehe ich ein, daß ich den heutigen Ansprüchen nicht gewachsen bin und füge ich mich in die Nothwendigkeit und in den Beschluß der hohen Behörde ganz bereitwillig, erlaube mir nur noch Hochdieselben in Betracht meines vorgerückten Alters und meines durch die Schwierigkeit beim Aufziehen der hiesigen Thurmuhr entstandenen Nabelbruches ganz unterthänigst zu bitten, mir hochgeneigtest ein solches Ruhegehalt, bei welchem ich der Noth und dem Elende nicht Preis gegeben würde, zu gewähren.

Skizze des Schulhauses zu Mehrow

Antwort auf das Gesuch des Lehrers Wilde:
Ihre, an das königliche Kriegs-Ministerium gerichtete Vorstellung
vom 15. März d.J. ist von demselben an mich abgegeben worden.
Da mir keine Mittel zu Unterstützungen für emeritierte Lehrer
zur Verfügung stehen, so kann ich dem von Ihnen vorgetragenen
Gesuche nicht entsprechen, sondern Ihnen nur überlassen, das ruhig
abzuwarten, was etwa die Königliche Regierung zu Potsdam
für Sie zu thun vermag, oder aber sich an die Gemeinde zu wenden,
die sich der Verpflichtung nicht wird entziehen können, Ihnen zu
Hülfe zu kommen, wenn das, was Sie aus der dortigen Schulstelle
und außerdem noch zu beziehen haben, zu Ihrer nothdürftigen
Subsistanz [!] nicht hinreichen sollte.

Berlin, den 19. Mai 1853
Der Minister der Geistlichen gg Angelegenheiten
Im Auftrage
gez. Schulze

An den emeritierten Lehrer Herrn Wilde zu Mehrow

Abschrift vorstehender Verfügung erhält die Königliche Regierung
auf den Bericht vom 21t v. M. (II L. 1155) zur Nachricht
Berlin, den 19. Mai 1853
Der Minister der Geistlichen, Unterrichts und Medicinal Angelegenheiten
Im Auftrage.

ad acta

An
die Königliche Regierung
zu
Potsdam

Berlin Mehrow, 2 ...

Siehe auch "Das Gesuch des Lehrers Wilde" (Faksimile)
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