Auch unser beschauliches Mehrow und seine Umgebung haben in der Vergangenheit stürmische Zeiten erlebt.
So hatten im Napoleonischen Feldzug 1806 große Teile der seinerzeit noch siegreichen französischen Armee ganz dicht bei Mehrow ihr Lager aufgeschlagen.

Das als „Herrendike“ bezeichnete Wäldchen zwischen Mehrow, Hönow und Eiche war nach Berichten über diese Zeit voll von französischen Truppen. Wer hier im Biwak an seinen Verletzungen, Krankheiten oder an Erschöpfung starb, wurde vor Ort bestattet - in der Regel sicher nicht sehr komfortabel.

Das waren offenbar so viele, das man in der Folgezeit den nördlichen, nach Mehrow zeigenden Zipfel der Herrendike und mitunter auch den von Mehrow, Steinhövelsee (links) und Herrendike eingerahmten Acker als „Franzosenkirchhof“ (oder „Franzosenfriedhof“) bezeichnete. Bei älteren Mehrowern ist diese Bezeichnung immer noch gebräuchlich.

Aber lesen wir erst einmal, was sich nach Recherchen von Historikern während der französischen Besatzung hier zugetragen hat:

Heimat und Welt 50/1938 (17.2.1938) und 1/1939 (7.1.1939) - stark gekürzt
Das Dorf Hönow
Seine kurzgefaßte Geschichte
von O. Meyer - Erkner

In den Unglücksjahren 1806/7 fegen über unser Dorf Stürme der Not und des Elends. Ueber Hönow schwingt französische Einquartierung die Geißel. „Ab 1.12.1806 waren die französischen Truppen über 4 Wochen in unserer Gegend. Die Effekten und sämmtliches Hausgeräth sind theils genommen, theils muthwillig ruiniert und zerschlagen. Diesseits Berlin bis an Hönow heran befindet sich ein Lager von 30000 französischer Infanterie, welche zum Biwakfeuer sämmtliche Zäune im Dorfe abgerissen und verbrannt haben.“ Die Truppen ließen nur Jammer und Elend zurück. Der größte Teil der Einwohner floh nach Altlandsberg. Und noch am 15.4.1819 bittet die Gemeinde um Stundung der Zahlung der Erbstandsgelder. „Unsere Kräfte sind vom Kriege noch ganz erschöpft, die Zeit der Erholung ist noch zu kurz.“

Der Franzosenkirchhof, die äußerste Ecke der Herrendike, hält die Erinnerung wach an die Zeit der Franzosenbesetzung. Auf ihm sollen nach mündlicher Ueberlieferung 410 Franzosen aus den französischen Lagern beerdigt sein.

Quelle: Heimat und Welt 50/1938 (17.2.1938) und 1/1939 (7.1.1939), Wochenendbeilage zum Niederbarnimer Kreisblatt.

Kalender 1941 für den Kreis Niederbarnim, (Herausgegeben 1940), Seite 28-31 - stark gekürzt
Der Heimatkreis in vergangenen Kriegszeiten
Von Max Rehberg

Was es bedeutet, den Feind im Lande zu haben, das hat unsere Heimat wohl niemals schlimmer erfahren, als in der Zeit der napoleonischen Knechtschaft. Bald nach der Schlacht von Jena und Auerstädt, nach der König Friedrich Wilhelm III. über Oranienburg und die Königin über Bernau nach Ostpreußen geflohen waren, rückten französische Truppen über Berlin auch in den Kreis ein. Einquartierungen, Plünderungen und Kontributionen hörten nicht auf. Am 26. und 27. November 1806 nahm General Bernadotte sein Quartier im Amtshause (1. Gemeindeschule) zu Oranienburg. Gleichzeitig mußte die Stadt 3458 Mann beherbergen. In der Zeit vom 1. November 1807 bis 22. April 1808 waren in Oranienburg einquartiert: 1432 Stabsoffiziere, 10917 andere Offiziere, 211864 Gemeine und 49428 Pferde. Bis zum 17. Januar 1807 war der Bürgerschaft durch Plünderung und Erpressung die Summe von 79635 Taler genommen worden. Durch die einquartierten Franzosen wurden Seuchen eingeschleppt. So starben 1807 in Oranienburg 64 Einwohner an der Ruhr.

Wie die Franzosen hausten, das mag ein Bericht au Neuenhagen vom 1. Dezember 1806 dartun: „Mit heutigem Tage waren die französischen Truppen über vier Wochen in unserer Gegend. Die Effekten und sämtliches Hausgerät sind teils mitgenommen, teils mutwillig ruiniert und zerschlagen. Diesseits Berlin bis an Hönow heran befindet sich ein Lager von 30000 Mann französischer Infanterie, welche zum Biwakfeuer sämtliche Zäune im Dorfe abgerissen und für sich verbrannt haben.“

Als am 21. Februar 1813 die ersten russischen Truppen in Bernau eintrafen, empfing man sie mit unbeschreiblicher Freude. Am gleichen Tage rückte jedoch der französische Brigadegeneral Meunier mit 7000 Mann in die Stadt ein, so daß die Russen sich schleunigst davonmachten. Truppweise drangen die Franzosen in die Bürgerhäuser ein und beschlagnahmten für sich die Wohnräume der Wirte und Mieter, so daß sich die Hausbewohner in die äußersten Winkel des Hauses zurückziehen mußten. Mancher Bürger mußte über 50 Mann in seiner Wohnung aufnehmen und gut verpflegen. Obgleich von den Bernauern alles aufgeboten wurde, um den Forderungen nachzukommen, mußten viele schwere Mißhandlungen über sich ergehen lassen. Dazu wurde ihnen vieles entwendet, beschädigt oder zerschlagen. Der Bürgermeister Junker schreibt darüber: „Mit Worten läßt sich nicht ausdrücken, wie hoch die Drangsale der Einwohner waren. Die Franzosen, die die Stadt als eine eroberte ansahen, namen, wo sie Lebensmittel fanden; die letzten Vorräte wurden den Bürgern weggenommen, es waren die verhängnisvollsten Tage, die zu den schrecklichsten gehören, die Bernau je erlebt hat.“

Quelle: Kalender 1941 für den Kreis Niederbarnim, (Herausgegeben 1940), Seite 28-31
Herausgeber: Kreisausschuß des Kreises Niederbarnim

Kalender 1922 für den Kreis Niederbarnim, (Herausgegeben 1921) S. 36-39 - stark gekürzt
Hönow unter dem Eindruck der Kriegsereignisse 1800-1820.
Von Lehrer Meyer, Hönow

In ein ereignisreiches Jahrhundert, das von den Trümmerhaufen eines Jena bis zur Neugründung des Deutschen Reiches führt, treten wir mit dem Jahre 1800 ein. Die Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt war geschlagen und damit der militärische Zusammenbruch Preußens besiegelt. In wilder Flucht löste sich das Heer auf und zwei Wochen später hielt der stolze Kaiser der Franzosen, Napoleon, seinen Einzug in Berlin. Im benachbarten Biesdorf hielt er am 28. Oktober 1806 eine Truppenschau über das Armeekorps des Marschall Davoust, das sich unmittelbar darauf nach Küstrin und Frankfurt a. O. in Marsch setzte. Es bezog an diesem Tage in Dahlwitz und den benachbarten Orten, auch vermutlich in Hönow Biwak. Weitere Truppen folgten. Zwar berührten diese Truppen nur unseren Ort, aber sie ließen doch genug Jammer und Elend zurück. Der größte Teil unseres Dorfes flieht nach Alt-Landsberg. Unser Kirchenbuch meldet z. B. an einer Stelle: „Kossät Peter Christoph Staabs Tochter Marie Elisabeth, welche den 5. November v. J. in Altlandsberg bei der ergriffenen Flucht der Eltern geboren, gestorben 1807“.

Zwar hatte der Ahrensfelder Pfarrer den hiesigen Bauersleuten erzählt, wie sehr human die Franzosen seien, er wurde aber nach dem Kirchenbuch von den Franzosen sehr zerschlagen. Über die furchtbaren Einquartierungen berichtet unser Nachbardorf Neuenhagen am 1.12.1806: „Mit heutigem Tage waren die französischen Truppen über 4 Wochen in unserer Gegend. Die Effekten und sämmtliches Hausgeräth sind theils genommen, theils muthwillig ruiniert und zerschlagen. Diesseits Berlin bis an Hönow heran befindet sich ein Lager von 30000 Mann französischer Infanterie, welche zum Biwakfeuer sämtliche Zäune im Dorfe abgerissen und verbrannt haben.“

Die äußerste Ecke der Herrendike, am weitesten nach Mehrow gelegen, jenes Waldstück zur linken Hand der Mehrower Chaussee, führt noch heute im Munde der Alten die Bezeichnung „Franzosenkirchhof“. Eine unheimliche Ruhe lagert über dem verwilderten und mit mannshohem Ginster und dichtem Unkraut bestandenen Flurstück, der Mehrower Feldmark gehörig. Hier sollen nach mündlicher Ueberlieferung französische Soldaten beerdigt wurden sein, als sich zur Zeit der Franzosenbesetzung in der jetzt abgeholzten Falkenberger Heide ein großes Lager befand. Der ehemalige Gutsinspektor Krause (Mehrow) will auch eine sich darauf beziehende Tafel beim Ackern gefunden haben.

Quelle: Kalender 1922 für den Kreis Niederbarnim, (Herausgegeben 1921) S. 36-39
Herausgegeben von Walter Möller

Die im letzten Beitrag genannte Tafel aus Napoleonischer Zeit hat sich (vermutlich) inzwischen beim Aufräumen auf dem Gutsgelände angefunden: eine ca. 80*80 cm große Eisenplatte, die allerdings so stark verrostet ist, dass man (zumindest auf dem Foto) nicht viel darauf erkennen kann und man den Computer bemühen muss, um in der Schwarz/Weiss-Aufnahme wenigstens ein paar Details sichtbar zu machen.


Es bleibt deshalb zu hoffen, dass der Wirt des Mehrower Hofes sein Versprechen einlöst, die Platte herzurichten und für Interessierte im Gasthof auszustellen - womit der Mehrower Hof wieder um eine Attraktion reicher wäre. (Stand: August 2007)

Nachtrag vom Juli 2008: Herr Herrmann hat den ersten Teil seines Versprechens bereits eingelöst: Die Eisenplatte strahlt jetzt eisenfarben und gibt eine Menge an Details wieder. Es ist nun aber noch nachzuforschen, wer sich hinter den wieder sichtbar gemachten Namen und Wappen verbirgt und ob die gefundene Platte wirklich aus napoleonischer Zeit stammt - dem ersten Anschein nach könnte sie sogar noch rund 100 Jahre älter sein.