Neubeginn zur Nachkriegszeit

Erst als die Amerikaner Mitte 1945 in den Bezirk Kreuzberg einrückten, war ein wirklicher Neubeginn möglich. Eine kleine Gruppe Firmenangehöriger räumte Schutt und Asche beiseite und brachte Teile der Fertigung provisorisch wieder in Gang. Der Verkauf von Metallschrott brachte das erste Geld in die DeTeWe-Kasse. Mit der Reparatur von Uhren und Schreibmaschinen erzielte man erstmals wieder kontinuierliche Einnahmen. Überraschend schnell zog das Geschäft nun wieder an.

DeTeWe war eines der ersten deutschen Unternehmen, das die serienmäßige Fertigung von Geräten und Baugruppen der Fernmeldetechnik wieder aufnehmen konnte. Obgleich die Berlin-Blockade den Versand der Produkte noch erheblich erschwerte, konnte das Stammhaus mit der Währungsreform im Jahre 1948 die erste Aufbauphase der Nachkriegszeit erfolgreich abschließen. Zur Belegschaft zählten zu dieser Zeit bereits rund 1.100 Mitarbeiter.

Fernsprechvermittlung des Rathauses Berlin-Schöneberg im Jahre 1952.

Der große Nachholbedarf bei öffentlichen und privaten Telefonanlagen machte es der damaligen Geschäftsführung leicht, ihre gesamte Fertigungskapazität auf den Fernsprechsektor zu konzentrieren. Zu Beginn der 50er Jahre begann eine Belebung des Auftragseinganges, die dem Unternehmen zu einem neuen Aufschwung verhalf. Diese Aufbruchsstimmung war ein Teil des deutschen Wirtschaftswunders und zog sich quer durch alle Branchen. Sie trug auch DeTeWe bis zum Beginn der 60er Jahre. In dieser Zeit verbreiterte die Übernahme kleinerer Telefongesellschaften die geschäftliche Basis des Unternehmens.

Erst die Spaltung Berlins mit dem Mauerbau am 13. August 1961 warf das zu neuer Blüte gelangte Unternehmen erneut zurück. Quasi über Nacht wurden damals alle Nachrichtenverbindungen und Verkehrswege zwischen dem Ost- und dem Westteil der Stadt gekappt. 350 Mitarbeiter kannten ihren Arbeitsplatz von einem Tag auf den anderen nicht mehr erreichen.

Über die betrieblichen Schwierigkeiten dieses Augenblicks hinaus wuchs DeTeWe aber weiter. Im Mai 1963 zählte die Belegschaft einen bis dahin nicht erreichten Höchststand von 5.750 Mitarbeitern. Mit dem zügigen Ausbau des Telefonnetzes erreichte das Unternehmen eine neue Größenordnung.

Das Produktprogramm hatte nun seinen Schwerpunkt in der Fernsprech-Vermittlungstechnik, wurde aber durch zahlreiche Spezialentwicklungen für die Deutsche Bundespost und für private Kunden abgerundet. Neben der Lieferung von Vermittlungseinrichtungen in elektromechanischer EMD-Technik seit den 50er Jahren waren frühere Wählsysteme des öffentlichen Netzes an die Erfordernisse des Selbstwähl-Ferndienstes anzupassen. DeTeWe entwickelte auf dem Gebiet der Prüftechnik (Wahlprüfnetz, Zählvergleichseinrichtung, Probeverbindungseinrichtung) und bewährte sich hier als detailkundiger Spezialist für hochwertige Fernsprechtechnik. Bei Nebenstellenanlagen konzentrierte sich die Entwicklung auf modernes Design und immer neue Arbeitserleichterungen sowie Komfortmerkmale. Auf diese Weise wurden die Einsatzformen und Eigenschaften neuer Telefonanlagen kontinuierlich ausgeweitet - bis an die Grenze dessen, was Elektromechanik zu leisten vermochte. Den nächsten Schritt zur "intelligenten" Telefonanlage konnte allerdings erst die Mikroelektronik mit den Speichermöglichkeiten integrierter Schaltkreise bringen.

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