Projekte in ganz Europa

An die Stelle des Gründers rückte 1904 als Geschäftsführer der Deutsche Telephonwerke GmbH mit Ervin Neuhold ein Mann, der 40 Jahre lang die Geschichte des Unternehmens maßgeblich beeinflußte. Zusammen mit den alten Stock-Gefährten Emil Bernhöft und Julius Kräcker leitete der gelernte Ingenieur zunächst gemeinsam ein Unternehmen, das in den Jahren 1896 bis 1905 europaweit allein 129 Fernsprechämter aufbaute oder erweiterte. Alle damaligen Ämter, darunter das größte mit 12.400 Teilnehmern, basierten auf der Technik von DeTeWe.
Als bis dahin größten Vertrauensbeweis erhielt das Unternehmen den Auftrag zum Bau eines Hamburger Fernsprechamtes mit 80.000 Leitungen. Als die Hansestadt dieses Amt 1910 in Betrieb nahm, war es mit 112.700 Relais, 70.000 Anruf- und Signallampen sowie einer täglichen Kapazität von 11.000 Ferngesprächen das größte der Welt. Aufträge über sechs vergleichbare Projekte, so in Amsterdam und Turin, lagen bereits 1908 vor.

DeTeWe kam wohlbehalten durch die Klippen der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg. Der Wettbewerb war durch das private Telefongeschäft härter geworden, und die deutschen Hersteller lieferten sich lebhafte Preisgefechte. Bei Kriegsausbruch 1914 fertigte die Firma zusätzlich elektrische Uhrenanlagen, Sicherungssysteme und zahlreiche Bauteile für die Anlagen der Reichspost. Die Fabrik in der damaligen Zeughofstraße war damit voll ausgelastet. Rund 1.500 Beschäftigte zählte das Unternehmen. 1918 war die Belegschaft auf 3.000 Personen angewachsen.

Vierzig Jahre an der Spitze von DeTeWe:
Dr.-Ing. e. h. Ervin Neuhold.

Schon vor dem Kriege wurde die Hochfrequenz-Telefonie forciert. Zur Erprobung dieser neuen Technik wurde 1919 ein Versuch mit der Telefonie entlang von Hochspannungsleitungen zwischen Berlin und Weimar angesetzt. In Weimar tagte gerade die Nationalversammlung, die eine neue Verfassung für das Deutsche Reich erarbeitete.

Nach erfolgreichem Abschluß des Versuches gingen zahlreiche Aufträge ein. Verbindungen wurden kurz darauf zwischen Berlin und Magdeburg sowie Berlin und Breslau hergestellt. Ausländische Postverwaltungen fanden Interesse, und DeTeWe lieferte Geräte für den Fernverkehr zwischen Rom und Mailand. Während sich die Reichspost, die das Fernsprechnetz weiter zu modernisieren trachtete, aus Kostengründen für sogenannte pupinisierte Erdkabel entschied, entwickelten DeTeWe-Ingenieure ein Nachrichtensystem für Elektrizitätswerke unter Verwendung der vorhandenen Hochspannungsleitungen. In Finnland erbaute das Unternehmen schließlich das bisher größte Hochfrequenz-Fernsprechnetz der Weit. 1930 entschloß sich die Reichspost, Hochfrequenzkabel für den Fernsprechverkehr zu verlegen.

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