NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 14.1.1954

In Mehrow fehlt ein Kulturraum

Mehrow. Im Ort selbst ist keine Gastwirtschaft, in der Bauernversammlungen abgehalten werden können. Für diese Zwecke wird ein Raum von viermal vier Metern benutzt. Der Erfolg ist der, daß viele Bauern sagen: "Was sollen wir da, wir haben ja doch keinen Platz".

Abhilfe wäre gut möglich. Das ehemalige Gut könnte ausgebaut und hier ein Kulturraum untergebracht werden. Das Gut wurde zwar schon oft photographiert, aber bis jetzt ist nichts unternommen. Die Bauern von Mehrow erwarten von den zuständigen Stellen, daß auch sie endlich einen Kulturraum erhalten.


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 24.1.1954, unter "Kurz berichtet"

Mehrow/Stolzenhagen. Der Genossenschaftsbauer Karl Wunschock aus Mehrow verpflichtete sich, 40 Spendenmarken der Nationalen Front in der Gemeinde Mehrow zu verkaufen. Er ruft alle Dorfausschüsse zum Wettbewerb auf.

Der Kollege Brommerich aus Stolzenhagen will mit seinem Ortsausschuß 20 Spendenmarken monatlich verkaufen.


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 10.2.1954

Ingrid Weiland bat um Aufnahme in die SED

Mehrow (Eig. Ber.). Die FDJ-Gruppenleiterin Ingrid Weiland, Mitglied der LPG "Karl Liebknecht", bat aus Anlaß der Vorbereitung zum IV. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands um Aufnahme als Kandidat in die Partei der Arbeiterklasse.

Die Jugendfreundin Weiland gibt sich große Mühe bei der Jugendarbeit und hat auch sichtbare Erfolge. Diese können aber hundertprozentig sein, wenn Mehrow einen Kulturraum hat. Ueber diesen Mangel berichteten wir bereits. Die Jugend hat schöne Sportgeräte, kann sie aber nicht in Anwendung bringen, weil der Kulturraum fehlt.

Wie wir vom Bürgermeister, Genossen Buhr hörten, "hat sich bis jetzt noch nichts von Seiten des Kreises gerührt". Die Bevölkerung würde gern mit Hand anlegen, damit durch Solidarität die Kosten so niedrig wie möglich gehalten werden. Die Einwohner von Mehrow hoffen, daß sie den 1. Mai, den Feiertag aller Werktätigen, im eigenen Kulturraum feiern können.


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 10.2.1954

Genosse Buhr hat keine Schwierigkeiten bei der Erfassung

Mehrow/Trappenfelde (Eig. Ber.). "Meine Bauern liefern alle gut ab", erklärte uns Genosse Buhr, Bürgermeister der Gemeinde Mehrow auf Befragen. "Sie sind alle bemüht, ihr Soll so schnell wie möglich zu erfüllen, um dann für den Freien Aufkauf liefern zu können. Sie wissen, daß unsere Regierung alles tut, um auch ihren Lebensstandard zu verbessern."

Genosse Buhr nannte uns nur einige seiner guten Ablieferer. So haben zum Beispiel für das erste Quartal 1954 bereits voll erfüllt:

Heinz Wegner, Eier, Milch und Fleisch; Hilda Else, Milch und Fleisch; Richard Dietrich, Fleisch; Otto Butgereit, Fleisch.


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 10.2.1954, unter "Kurz berichtet"

Mehrow. In Solidaritätsarbeit werden die bewußtesten Bauern aus Mehrow für die Rentner des Ortes 30 Meter Holz schlagen. Diese Aktion wird das zweite Mal durchgeführt.

Trappenfelde. Die jetzt durchgeführte Kartoffelerfassung brachte den guten Erfolg von zirka 100 Zentner. Die genaue Menge läßt sich erst nach Oeffnen der Mieten feststellen.


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 11.2.1954

Patenbetriebe der LPG "Karl Liebknecht" leisteten gute Hilfe

Mehrow (Eig. Ber.). Die Jahresendabrechnung der LPG "Karl Liebknecht" ist noch nicht fertiggestellt. Verantwortlich hierfür ist Kollege Ruppin vom Rat des Kreises. Der bisherige Vorsitzende, Kollege Weiland, hat die Unterlagen nach Bernau mitgenommen, ohne vorher mit dem Vorstand und den Mitgliedern gesprochen zu haben.

Genosse Kaiser, der jetzt die Funktion des Vorsitzenden in der LPG übernommen hat, konnte uns deshalb keine Zahlen über die Jahresendabrechnung nennen.

"Aber soviel steht fest", erklärte Genosse Kaiser, "daß wir auf keinen Fall schlecht abschneiden. Im Durchschnitt wird jeder Genossenschaftsbauer über 100 Zentner Getreide erhalten. Das hat keiner als Einzelbauer bisher zur eigenen Verfügung gehabt.

Schwierigkeiten bereitete der Finanzplan, weil dieser in Obst und Gemüse zu hoch veranlagt war. Im Ergebnis erreichten wir nur zehn Prozent der veranschlagten Höhe. Das wirkt sich selbstverständlich auf die Endabrechnung aus.

Mit unseren Patenbetrieben waren wir sehr zufrieden. Das Kabelwerk Oberspree schickte für vier Wochen während der Ernte Arbeitskräfte, die uns wirklich gute Hilfe und Unterstützung gaben. Auch der Patenbetrieb Konsumverband Werneuchen hat uns sehr bei der Einbringung der Kartoffelernte unterstützt. Mit Hilfe beider Patenbetriebe ist es uns gelungen, die Ernte verlustlos einzubringen. Auch die Schulkinder von Mehrow halfen uns bei der Kartoffelkäfer-Suchaktion und bei der Obsternte.

Die Zusammenarbeit mit der Maschinen-Traktoren-Station Werneuchen ist gut. Während der Ernte war eine ständige Brigade aus dem Kreise Beeskow, die der MTS Werneuchen zur Unterstützung gegeben wurde, bei uns eingesetzt."

Genosse Kaiser ist der Überzeugung, daß im Jahre 1954 bei intensiver Zusammenarbeit und besserer Unterstützung vom Kreis in Mehrow eine mustergültige Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft aufgebaut werden kann, da hierfür alle Voraussetzungen vorhanden sind.


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 11.2.1954

Auch die Mehrower wollen den Frieden

Mehrow. Anläßlich der Außenministerkonferenz wurde auch in Mehrow eine Einwohnerversammlung durchgeführt. Die Einwohner haben alle durch ihre Unterschrift bekundet, daß sie eine Teilnahme von Vertretern aus Ost- und Westdeutschland auf der Außenministerkonferenz fordern.

Sie sprechen sich alle für den Frieden aus und hoffen, daß die Konferenz uns einen Schritt dem Frieden näherbringt.


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 16.2.1954

In Mehrow funktioniert die Postzustellung nicht

Mehrow/Trappenfelde (Eig. Ber.). Die Post- und Zeitungszustellung ist hier nicht in Ordnung. Um den Grund zu erfahren, fuhren je ein Vertreter des Hauptpostamtes Bernau, der Bezirks- und Kreisredaktion des "Neuen Tag" nach Ahrensfelde.

Der jetzige Postvorsteher in Ahrensfelde, Kollege Werner, hat am 1. des Monats die Poststelle übernommen. Er ist gehbehindert. Neben dem Schalterdienst gibt er sich redlich Mühe, zusammen mit noch einer Kollegin die Post und Zeitungen auch nach Mehrow zu besorgen, weil die hierfür zuständige Kollegin erkrankt ist und ihren Dienst nicht wieder antritt. Das ist natürlich kein Dauerzustand, und es muß hier schnellstens Abhilfe geschaffen werden.

Da der Bürgermeister von Ahrensfelde nicht zu sprechen war, unterhielten wir uns mit Kollegen Schröder, ob er uns einen Hinweis geben könnte, wer für die Tour Mehrow/Trappenfelde in Frage komme. Es kann auch ein rüstiger Rentner sein, der sich einen Nebenverdienst schaffen will. "Für Geld und gute Worte findet ihr hier keinen", erklärte der Kollege Schröder, "denn Ahrensfelde liegt zu dicht an Berlin und ist leicht mit dem Omnibus zu erreichen."

Nun versuchten wir es in Mehrow. Wir trafen den Bürgermeister, Genossen Buhr, beim Holzeinschlag und er ging mit uns zur Bürgermeisterei.

Es wurde hin und her beraten, denn alle und einen jeden kann man auch nicht nehmen bei dieser verantwortungsvollen Tätigkeit. Genosse Buhr hat uns aber versprochen, die Angelegenheit in den nächsten Tagen zu regeln. Wir bitten deshalb unsere Leser um Entschuldigung und Verständnis, wenn die Belieferung des "Neuen Tag" nicht immer ganz regelmäßig klappt.
Die Kreisredaktion

NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 16.2.1954, unter "Kurz berichtet"

Mehrow. Die Straßenbeleuchtung, die schon Jahre lang nicht funktioniert hat, wird jetzt wieder in Ordnung gebracht.


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 18.2.1954, unter "Kurz berichtet"

Mehrow/Trappenfelde. Auf einer Gemeindevertretersitzung wurde beschlossen, daß auf den Gehöften Otto Berg, Malz und für die Einwohner der gemeindeeigenen Häuser Brunnen gebaut werden. Die Brunnen werden zum größten Teil in Solidaritätsarbeiten durchgeführt.


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 28.3.1954

Wer folgt diesem Beispiel?

Mehrow. Der Rat der Gemeinde Mehrow hat sich verpflichtet, mit seinem Erfassungsaktiv das Ablieferungssoll in pflanzlichen und tierischen Produkten ohne Erfasser des VEAB Bernau im Jahre 1954 vorfristig zu erfüllen.

Die Kollegen des VEAB, Erfassungsstelle Blumberg, verpflichteten sich, die Gemeinde in ihrer Arbeit zu unterstützen und durch Bildung von Aktivs zusammen mit dem Erfassungsaktiv Einsätze durchzuführen.
Lohka

NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 31.3.1954

Mitten in der Frühjahrsbestellung

Mehrow. Der werktätige Bauer Richard Dietrich in Mehrow beendete am 24. März 1954 seine Frühjahrsaussaat.


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 4.4.1954

Dem 2. Deutschlandtreffen entgegen
Ingrid Weiland sammelt 100 DM

Mehrow/Trappenfelde. (VK). Es dauert nicht mehr allzu lange und das 2. Deutschlandtreffen der Jugend für Frieden, Einheit und Freiheit nimmt seinen Anfang. Von Tag zu Tag vergrößern die Freunde ihre Anstrengungen, um bei der Vorbereitung gute Ergebnisse zu erreichen.

So verpflichteten sich die Jugendlichen Ingrid und Margit Weiland, 100 bzw. 50 DM zu sammeln,

Beim Bau des Kulturhauses in Mehrow/Trappenfelde wollen alle Jugendfreunde insgesamt 400 freiwillige Aufbaustunden leisten. Die KVP-Jugendgruppe in Höhnow [!] hat sich verpflichtet, mit einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft einen Freundschaftsvertrag abzuschließen.


Ewiger Ruhm und Ehre den Helden, denen die Völker Europas Ihre Befreiung verdanken.

NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 4.4.1954 unter "Kurz berichtet":

50 Stühle gespendet

Mehrow/Trappenfelde (VK). Die Jugendfreunde vom VEB "Aktivist" Berlin haben ihrem Patenschaftsbetrieb, der LPG "Karl Liebknecht" für das zu errichtende Kulturhaus schon jetzt 50 Stühle zur Verfügung gestellt.


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 10.4.1954

Was der Kollegin Berg der IV. Parteitag gegeben hat

Mehrow. In Mehrow ist die Landarbeiterin Gisela Berg zu Hause. Trotzdem sie jetzt in der Frühjahrsbestellung von früh bis spät draußen auf dem Acker ihrer schweren Beschäftigung nachgeht, hat sie doch die Zeit gefunden, sich am Abend über den Verlauf des IV. Parteitages der SED durch die Zeitung oder durch den Rundfunk zu informieren. Die gefaßten Beschlüsse finden ihre vollste Zustimmung. Ueber den Vorschlag, im Herbst 1954 Wahlen zur Volkskammer durchzuführen, hat sie sich besondere Gedanken gemacht. Die Kollegin Berg ist der Meinung, daß gerade diese Wahlen den westlichen Kriegstreibern eine erneute Niederlage bringen werden. Die Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik wird dabei zeigen, daß sie für einen demokratischen Friedensvertrag ist und von der Kriegspolitik der amerikanischen und westdeutschen Imperialisten nichts wissen will.

Kollegin Berg hat aus dem IV. Parteitag die Lehre gezogen, in Zukunft so zu arbeiten, daß sie würdig ist, in die Reihen der Partei der Arbeiterklasse aufgenommen zu werden.


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 5.6.1954

Aus dem Oertlichen Landwirtschaftsbetrieb wurde eine LPG

Mehrow. Eine kürzlich im Oertlichen Landwirtschaftlichen Betrieb Mehrow durchgeführte Ueberprüfung hatte ergeben, daß der Betrieb in seiner bisherigen Form und unter der augenblicklichen Betriebsführung keine Weiterentwicklung und Produktionssteigerung versprach. Hier mußte eine grundlegende Veränderung geschaffen werden. Schon einige Wochen zuvor hatten sich einige Arbeiter des Betriebes mit dem Gedanken befaßt, eine Produktionsgenossenschaft zu gründen. Der größte Teil der Landarbeiter stand jedoch diesem Neuen abwartend gegenüber.

Nachdem nun der Betriebsleiter Baumgart abgelöst worden war, fand am 1. Juni erneut eine Belegschaftsversammlung statt, in der man sich ernsthaft mit der Gründung einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft beschäftigte. Das Referat LPG beim Rat des Kreises hatte nach den zur Zeit gegebenen Verhältnissen einen Produktionsplan ausgearbeitet, so daß man in der Lage war, den Landarbeitern die Möglichkeiten ihrer eigenen wirtschaftlichen Verbesserung und in groben Umrissen die Entwicklungsmöglichkeiten des Betriebes als Genossenschaftsbetrieb zu zeigen. Neun Kollegen beschlossen darauf, eine neue Genossenschaft zu gründen.

Auf freiwilliger Basis soll der Eintritt in eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft erfolgen. Darum wurde allen Unschlüssigen die Möglichkeit geboten, zunächst unter den bisherigen Bedingungen als Landarbeiter, bezahlt nach dem Landarbeitertarif, auch bei der Genossenschaft zu arbeiten und sich von den Vorteilen der genossenschaftlichen Arbeit der Mitglieder zu überzeugen. Nach anfänglichem Zögern erklärten 4 Frauen ihren Beitritt. Ein weiteres Mitglied wurde mit besonderer Freude aufgenommen. Es handelt sich hierbei um einen Bauern aus Westdeutschland, der zu uns gekommen ist, weil die Kriegspolitik Adenauers ihm seinen Hof nahm.

14 Mitglieder und 2 Jugendliche zählt nun die neue Produktionsgenossenschaft, die nach Typ III arbeiten soll. Als Vorsitzender wurde der werktätige Bauer Erich Irrgang gewählt. Da gab es eine Ueberraschung, er hatte am Gründungstage der Genossenschaft auch Geburtstag. Wir wollen es als gutes Omen für die junge Genossenschaft nehmen, daß sie und ihr Vorsitzender, dessen Persönlichkeit durchaus die Gewähr für gute genossenschaftliche Arbeit bietet, am gleichen Tage Geburtstag haben.

Die Genossenschaft wird etwa 136 ha Land bewirtschaften. Auch eine große Obstplantage gehört dazu. Zwei Gewächshäuser versprechen nach ihrer Instandsetzung besondere Einnahmen, umsomehr, als sie von einem fachlich qualifizierten Gärtner, der auch dem Vorstand der Genossenschaft angehört, betreut werden. Die Genossenschaft bearbeitet fast ausschließlich verlassene Betriebe. Diese sind natürlich nicht in dem jetzigen Zustand, in dem eine Steigerung der Produktivität gesichert ist. Die Ställe müssen instandgesetzt und erweitert, der Viehbestand muß vergrößert, schlechte Tiere durch gute ersetzt werden, Treibhäuser und Beregnungsanlage - auch die sind vorhanden - müssen generalüberholt werden. Dazu bestehen durch die großzügige Hilfe des Staates alle Möglichkeiten. Die Genossenschaft wird die erforderlichen Mittel durch Zuschüsse und Kredite erhalten. Dann sind alle Voraussetzungen gegeben für eine gute Entwicklung der Genossenschaft.

12 Kollegen, die gestern noch Landarbeiter waren, sind ab heute Genossenschaftsbauern. Sie arbeiten ab heute nicht mehr für Stundenlohn, sondern haben Anteil an den Erfolgen ihrer Arbeit. Welcher örtliche landwirtschaftliche Betrieb wird nun wohl die nächste LPG gründen? Vielleicht Werneuchen oder Ahrensfelde?
Lembke

NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 22.6.1954

Wann kommt Gen. Kreisel?

Mehrow. Am 14. Juni 1954 wurde dem Genossen Kreisel vom Genossen Bätge [?] der Auftrag erteilt, die Gemeinde Mehrow bei der Volksbefragung anzuleiten. Bis zum 17. 6. 1954 hat sich Genosse Kreisel aber noch nicht blicken lassen.
Buhr, Bürgermeister

NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 2.7.1954

Aus dem Gerichtssaal

Mehrow/Trappenfelde. Wegen schwerer Mißhandlung ihrer Hilfskraft wurde die 41 jährige Einzelbäuerin Anna G., wohnhaft in Mehrow/Trappenfelde, zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis verurteilt.

Am 22. März 1954 waren die Angeklagte und die bei ihr beschäftigte Else Flader mit Dungaufladen beschäftigt. Die Angeklagte entfernte sich eine Zeitlang von der Arbeitsstelle und stellte nach ihrer Rückkehr fest, daß auch die Flader den Arbeitsplatz verlassen hatte. Darüber geriet die Angeklagte in eine derartige Wut, daß sie der Flader zweimal mit der Dunggabel in das Gesäß stach, und ihr mehrmals mit dem Forkenstiel über den Rücken schlug, wobei ein Schlag den Kopf verletzte.

Die Handlung der Angeklagten in ihrer Rohheit und Brutalität stellt einen Ausnahmefall dar. Die Angeklagte wußte, daß der Flader infolge ihrer Schwachsinnigkeit der § 51 StGB zur Seite stand. Diese Tatsache hat die Angeklagte außer acht gelassen.

Die Tat der Angeklagten erinnert an die Methoden, wie sie von Krautjunkern in der Vergangenheit angewandt wurden, Ausbeutung und Züchtigung. Mit diesem Zustand hat die Deutsche Demokratische Republik endgültig Schluß gemacht. Das Leben und die Gesundheit der Werktätigen in unserer neuen Gesellschaftsordnung wird durch Gesetze und Verordnungen besonders geschützt.

Mit der Gefängnisstrafe soll der Angeklagten das Verbrecherische ihrer Handlungsweise vor Augen geführt werden. Die Strafe soll gleichzeitig Mahnung für diejenigen sein, die heute noch glauben, sich gegen die Interessen unserer Arbeiter- und Bauernmacht stellen zu können.
Henning
Dieser Artikel fand schon vor einiger Zeit Verwendung in unserem Beitrag "Die Bestie von Mehrow"


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 13.8.1954

Unfall auf der Autobahn

Blumberg. Am Sonntag, dem 8. August 1954 gegen 18.30 Uhr, ereignete sich auf der Autobahn Blumberg-Schwanebeck am Kilometerstein 1.0 ein Verkehrsunfall.

Der aus Richtung Blumberg kommende Personenkraftwagen Ifa F 9, IA 03-35 wollte auf der Autobahn einen Lastkraftwagen überholen. Dabei geriet er mit seinem Fahrzeug auf den Mittelstreifen der Autobahn und fuhr in ein dort stehendes Gebüsch und kippte dadurch zur Seite. Es entstand erheblicher Sachschaden. Der Fahrer sowie die Insassen kamen mit dem Schrecken davon.

Von diesem Unfall ausgehend, weist die Verkehrspolizei nochmals darauf hin, daß das Befahren mit Fahrrädern auf der Autobahn nicht gestattet ist. Unmittelbar nach dem Unfall kamen zwei Radfahrer entlang. Wenn sie sich auf gleicher Höhe mit dem PKW befunden hätten, so wäre das Ueberfahren der Radfahrer unvermeidlich gewesen. Darum denkt daran, das Befahren der Autobahn mit nicht motorisierten Fahrzeugen ist verboten.


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 17.9.1954

Ist das nicht verantwortungslos ?

Börnicke. Am Sonntag ging ich mit Kollegen Grascha von einem Ernteeinsatz kommend den Tempelfelder Weg entlang. Durch ein kleines Schild aufmerksam gemacht, lenkten wir unsere Schritte in den Börnicker Wald. Auf dem Schild, welches schlecht sichtbar an einem Baum angebunden ist, steht: "Vorsicht - Sprengloch - 10 Meter Umkreis Lebensgefahr".

Wir schauten uns um und fanden ein gähnendes Loch. Wir stießen einen Stein hinein. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Stein auf dem Grund anlangte. Das loch ist einhalb bis etwa ein Meter breit und hat meines Erachtens nach eine Tiefe von etwa 10 bis 15 Meter. Es ist keine Einzäunung vorhanden und das Schild ist nur von einer Seite sichtbar.

Die Gefahrenstelle ist etwa 12 bis 15 Meter vom öffentlichen Weg entfernt. In diesem Wald tummeln sich unsere Kinder aus Börnicke und Tempelfelde. Auch findet man in dieser Gegend viel Pilzsammler und Beerensucher. Wenn ein alleingehendes Kind oder ein Erwachsener in diesen Abgrund hineinstolpern oder hineinrutschen sollte, bleiben sie für diese Welt spurlos verschwunden und geben unserer Volkspolizei Rätsel auf. Auch wenn mehrere Menschen an der Gefahrenstelle vorbeikommen und einer hineinfallen sollte, kann er wegen der großen Tiefe und dem nachfallenden Sand nicht gerettet werden.

Dieses Loch muß einige Monate alt sein und kann nur von dem Sprengkommando, welches in unserer Gegend Bohrungen durchgeführt hat, herrühren.

Ich bitte die zuständigen staatlichen Organe, sich sofort einzuschalten und zu untersuchen, warum das Loch nicht umzäunt oder zugeschaufelt worden ist. Man muß annehmen, daß es in den Wäldern noch mehr solcher Gefahrenquellen gibt, welche in Vergessenheit geraten sind.

Von uns wird bis zur Klärung dieser Angelegenheit eine provisorische Umzäunung aufgestellt. Wir erwarten eine Stellungnahme vom Bohrkommando.
George

NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 12.10.1954, (Antwort auf den Artikel vom 17.9.1954)

Der Einsturz erfolgte erst später

Börnicke. Im Rahmen der geophysikalischen Bodenuntersuchungen, die im Auftrag der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik durchgeführt werden, werden von uns Bohrungen von 12 bis 20 Meter Tiefe heruntergebracht, die der Aufnahme einer Sprengladung dienen, um durch die Entzündung der Sprengladung ein künstliches Erdbeben zu erzeugen, das von unseren Meßapparaturen erfaßt wird.

Auf Grund dieser durch die Detonation hervorgerufenen Erschütterung sind unsere Wissenschaftler in der Lage, die Bodenstruktur der tieferen Schichten zu erkennen und an Hand der Ergebnisse eventuelle Rohstoffquellen zu ergründen. Durch die Sprengung entsteht in der oben angegebenen Tiefe ein Kessel, der je nach Bodenbeschaffenheit sofort oder erst nach Tagen, oder sogar nach Wochen und Monaten zum Einsturz kommt.

Bei dem Artikel "Ist das nicht verantwortungslos", Ausgabe Nr. 218 vom 17.9.54, genannten Bohrung handelt es sich um eine solche, die erst nach längerer Zeit eingefallen sein kann, da sich der Sprengmeister sofort nach Abgang des Schusses von der Beschaffenheit des Sprengloches überzeugte, und, trotzdem er nur einen geringen Einsturz feststellen konnte, ein Warnungsschild dort anbrachte.

Bei der Fülle der von uns durchgeführten Meßarbeiten ist es uns nicht möglich, jedes Bohrloch noch wochenlang zu beobachten, um evtl. spätere Einstürze festzustellen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

ir bitten die Bevölkerung, für unsere Arbeit Verständnis zu haben und uns insofern zu helfen, als sie evtl. festgestellte eingestürzte Sprenglöcher den Räten der Gemeinden bzw. den örtlichen Flurschadenkommissionen meldet, damit entsprechende Maßnahmen ergriffen werden können.
Truppmeister Wilde
Sprengmeister Kühl

NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 7.11.1954 [Jahrestag der Oktoberrevolution]

Veranstaltungen des heutigen Tages

Blumberg. Vormittags Kranzniederlegung am sowjetischen Ehrenmal.
20 Uhr Film "Schüsse an der Grenze"
Börnicke. Revolutionsfeier
Klosterfelde. Revolutionsfeier und Ring-frei-Sendung
Schönerlinde. Sportveranstaltung und Revolutionsfeier
Wandlitz. 20 Uhr Film "Segel im Sturm"
Danewitz. Feierstunde mit Kulturprogramm
Werneuchen. Kranzniederlegung und Revolutionsfeier
Ahrensfelde. Krazniederlegung und Einwohnerversammlung mit Kulturprogramm.
Außerdem finden Revolutionsfeiern in Stolzenhagen, Tempelfelde, Wandlitz statt

.... und am Montag

Mehrow. Film "Schüsse an der Grenze"
Prenden. 20 Uhr Film "Segel im Sturm"
Klosterfelde. 20 Uhr Film "Haus des Lebens"
Stolzenhagen. Jugendversammlung
Bernau. Bäuerliche Winterschulung


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 11.11.1954

Wohin gehen wir heute ?

Bernau. Hausfrauennachmittag mit kultureller Umrahmung
Börnicke. Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft
Klosterfelde. 20 Uhr Jugendversammlung
Mehrow. Buchbesprechung, Vortrag über das Trawopolnaja-System
Rüdnitz. Ausspracheabend der Nationalen Front mit Christen
Blumberg. Fußball und Volleyballspiel mit sowjetischen Freunden
Biesenthal. 20 Uhr Filmveranstaltung "Unter falschem Namen"


NEUER TAG / Heimatzeitung für den Kreis Bernau, 21.12.1954

12.12. 12 Uhr 12 ?

Bernau. Am 12.12., um 12.12 Uhr setzte sich der Elferrat zu seiner ersten Sitzung zusammen.

Wer sind nun diese närrischen Männer von Bernau und was wollen sie den Bernauern in der kommenden Faschingszeit bieten ? Alles was sich in Bernau Humor und Frohsinn auf das Papier geschrieben hat, gehört zum Elferrat, wie Smeck, Sabzok, Wünsch und so weiter. Zum Präsidenten des närrischen Rates wurde der Kollege Liebenamm gewählt.

Am Sonntag, dem 23. Januar 1955, wird sich der erste Elferrat unserer Stadt in einer großen karnevalistischen Sitzung im großen Saal der HO-Gaststätte Elysium vorstellen. Büttenredner und viele Humoristen werden das große Karnevalsorchester bei seinen Schunkelwalzern und Klatschmärschen ablösen. Die Veranstaltung steht unter der Devise: "Wer schaffen will, muß fröhlich sein." Und nun hiiinein!

Von der Wahl eines Prinzen Karneval und der Aufstellung eines Rosenmontagzuges wurde vom Elferrat für das Jahr 1955 noch Abstand genommen, da unser Kind erst laufen lernen muß. Weitere, bis zum Fastnachtstag geplante Veranstaltungen wird der Elferrat an dieser Stelle bekanntgeben.
Der Elferrat von Bernau
E. Liebenamm, Präsident
Hier im Barnim tick[t]en die Uhren wohl wirklich anders:
Am 11.11. wurde über das Trawopolnaja-System debattiert [niemand weiß, was das ist ...],
der Karneval begann dafür am 12.12. !
Und die Zensur brauchte dann offenbar noch über eine Woche für die Freigabe des närrischen Artikels ...

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