Nun ging es erst einmal zu Fuß zurück zu seiner Familie nach Niederschlesien, wo ihn aber schon bald die Vertreibung ereilte. Wenige Wochen nach Kriegsende, am 12. Juni 1945, mußte die Familie ihre schlesische Heimat verlassen und westwärts ziehen. Erhard Ellsel führte den Tross, bestehend aus seinen Eltern Hermann und Hulda und seinen drei Schwestern, die teils selbst schon Familie hatten, in einem vierwöchigen Fußmarsch nach Mehrow, wo er selbst ja schon seine zweite Heimat hatte. Hier gab es für alle Unterkunft auf dem sog. "Senff'chen Hof" neben der Schule und für ihn und seine Schwestern, die allesamt Landwirtschaft betrieben, Bodenreformland, auf dem man sich eine neue Existenz aufbauen konnten. Erhard Ellsel heiratete hier seine Frau Martha und schon bald wurden die ersten der insgesamt vier Töchter geboren. 1955 bot sich dann die Gelegenheit, das damals halb verfallene und heruntergekommene Haus des ehemaligen "Gasthof Bolle" als neue Heimstadt herzurichten. Mit viel Kraft- und Zeitaufwand hat er dieses um 1850 gebaute Haus (an dessen Stelle sich aber vermutlich schon viel früher der Dorfkrug befand), bewohnbar gemacht. |
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Foto: Taege (Quelle: Bauernecho, 1983) |
1953 wurde Erhard Ellsel Mitglied der Jagdgesellschaft Blumberg, was ihm die Möglichkeit bot, seinem Hobby wieder nachzukommen. In einem ihm gewidmeten Artikel des "Bauernecho" von 1983 werden in der Rubrik "Im Alltag entdeckt" unter dem Titel "Mit 82 noch immer jung" voller Bewunderung die in jenem Jahr bereits getätigten Jagderfolge des "Weidgenossen Erhard Ellsel" aufgelistet: "In diesem Jahr sind es bereits fünf Füchse, zwei Marder und neun streunende Katzen. Sein schönster Erfolg aber ist der Abschuß eines Rehbocks, mit einem Gehörngewicht von 370 Gramm, das durchaus Anwärter auf eine Bronzemedaille ist." |
Im gleichen Artikel wird aber neben dem Einsatz bei der "Bekämpfung von Raubwild und Raubzeug" auch seine Aktivität bei der Hege und Pflege des Waldes gelobt. Seit 1971 hatte er eine Vereinbarung mit dem Forstwirtschaftsbetrieb zur Aufbereitung von Schad- und Bruchholz, was dem Wald gut tun sollte (wozu man jetzt oft anderer Ansicht ist), ihm ein paar Mark einbrachte und einigen Rentnern im Ort Bennholz bescherte. |
Fünf Jahre später, im Februar 1988, gibt es im Bauernecho wieder einen Artikel über ihn. Nunmehr ist er mit fast 86 Jahren der älteste aktive Jäger im Bezirk Frankfurt (Oder). Daß er noch nicht die "Flinte ins Korn geworfen" hat, beweist auch das beigefügte Bild, daß ihn mit geschultertem Gewehr und seiner geliebten und unentbehrlichen "Schwalbe" zeigt. In der Bildunterschrift heißt es u.a.: "Revierförster Kleinschmidt lobt die hohe Einsatzbereitschaft des Weidgenossen Ellsel." |
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Bild / Quelle: Bauernecho vom 3.2.1988 | |
Na, wenigstens einer, auf den sich Revierförster Kleinschmidt verlassen konnte. Sonst hat er ja wohl eher Zoff mit den Mehrowern gehabt, wie beispielsweise 25 Jahre zuvor mit LPG- Leuten, die da mal rasch im Walde ein paar fehlende Dachbalken besorgt haben, wie unser Beitrag "Holzeinschlag" belegt. |