Beim Blättern in alten Zeitungen sind wir im Lokalteil Bernau der Zeitung "Neuer Tag" vom 11.11.57 darauf gestoßen, daß man an diesem Tag hier in Mehrow nicht etwa den Karneval eingeläutet, sondern einem Vortrag über das "Trawopolnaja-System" gelauscht hat.

Das hat uns neugierig gemacht, denn was muß das doch für ein spannendes Thema sein, wenn darüber den Karnevalstrubel vergißt?
Ein Appell einer Genossin Trawopolnaja?

In der "Kleinen Enzyklopädie Land, Forst Garten" vom Verlag Enzyklopädie Leipzig (1960) findet man unter "Acher und Pflanzenbau" folgende Erklärung dieses Systems, die zumindest für den Laien viel vernünftiger ist, als der Name vermuten ließe:

Trawopolnajasystem: von dem sowjetischen Bodenkundler W.R.Wiljams (1863-1939) entwickeltes ackerbaulisches und betriebswirtschaftliches System, Höchsterträge bei weitgehender Erhaltung bzw. Mehrung der Bodenfruchtbarkeit zu erzielen. Das System gliedert sich in folgende Elemente:
  1. Anlage feldschützender Waldstreifen zur Klimaverbesserung; Bewaldung als Erosionsschutz;
  2. Einrichtung von zwei Fruchtfolgen (Ackerbau- und Futterbaufruchtfolge) unter besonderer Berücksichtigung des Anbaus humusmehrender Kleegrasgemische;
  3. zweckmäßige Bodenbearbeitungsmaßnahmen zur besseren Bodenpflege;
  4. sinnvolle Verwendung von organischen und mineralischen Düngemitteln;
  5. Beachtung der Sorten- und Saatgutfragen im Pflanzenbau;
  6. Entwicklung und Ausnutzung der Bewässerungsmöglichkeiten.

Und wenn wir schon mal die genannte Enzyklopädie in den Händen halten, wollen wir auch gleich noch ein paar andere Begriffe klären, die in den Zeitungsberichten auftauchen:


Grünes Fliesband: das System der ununterbrochenen Grünfutterversorgung des Viehbestandes eines landwirtschaftlichen Betriebes - vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst - durch zweckmäßigen Futterbau (richtige Organisation, Auswahl geeigneter Pflanzen und verstärkter Zwischenfruchtanbau.

Kreuzdrillsaat: jeweils die halbe Aussaatmenge (vorwiegend Getreide) wind in der Längs- und in der Querrichtung ausgedrillt. Vorteil: günstige Standraumverteilung, raschere Bodenbedeckung und gute Nährstoffausnutzung infolge besserer Wurzelentwicklung. Nachteil: Es kann nicht gehackt werden.

Quadratnestpflanzverfahren: Anbaumethode besonders im Kartoffelbau, bei der das Pflanzgut im Quadratverband (70 cm x 70 cm oder 62,5 cm x 62,5 cm) nesterweise (2 bis 3 Knollen) ausgelegt wird. Sie ermöglicht weitgehende Mechanisierung der Pflegearbeiten wärend der Vegetationszeit.

Zwischenfruchtanbau: Anbau raschwüchsiger oder kurzfristig nutzbarer Futterpflanzen als Untersaat, Stoppelsaat oder Winterzwischenfrucht zwischen Ernte und Anbau zweier aufeinanderfolgender Hauptfrüchte. Er ermöglicht die Erweiterung der Futterbasis, ohne die Hauptfruchtfläche zu vergrößern.