Im Nachlaß von Anna Bothe findet sich auch eine Mappe, die mit dem Titel "Aus politischer Zeit" beschriftet ist und einige Zeigungsartikel aus den 20er Jahren über Mehrow enthält.

Darunter befindet sich auch ein Bericht über ein Treffen des "Stahlhelm", einer national gesinnten Soldaten-Organisation, das auf Einladung des Rittergutsbesitzers Bothe im August 1924 in Mehrow stattfand.


Aus dem Kreise Niederbarnim
Amtsbezirk Ahrensfelde

Mehrow
. Eine große nationale Kundgebung ist vorüber! Die Leitung des „Stahlhelm“ hatte auf Einladung des Rittergutsbesitzers v. [!] Bothe hin am Sonntag ihre Mannen nach dem idyllisch gelegenen Mehrow hinberufen. Hunderte und Aberhunderte von Frontkämpfern und Jungstahlhelmleuten waren dem Aufruf gefolgt. Der größte Teil der Mannschaften kam bereits Sonnabend abends an und bezog Scheunenquartier in Hönow und Trappenfelde.

Am nächsten Morgen wurde in aller Frühe geweckt und nach Empfang von Kaffee und Verpflegung (Brot und Wurst) fand eine große Geländeübung zwischen Alt-Landsberg und Mehrow statt. Nach mehrstündigem Kampfe sammelten sich beide Parteien friedlich im Vorwerk Trappenfelde, und nun gings mit Musik nach Mehrow zurück, wo in einer großen, festlich hergerichteten Feldscheune Mittagessen eingenommen wurde. Es gab ein richtiges Soldatenfutter aus der Feldküche: Erbsen mit Fleisch. Während der Mahlzeit und hernach sorgte die 10 Mann starke Stahlhelmkapelle für unterhaltende Musik. Allmählich hatten sich noch viele eingeladene Gäste eingefunden, so daß die Feldscheune und der umliegende Park von Menschen überfüllt war.

Um 3 1/2 Uhr etwa fand der Kernpunkt der Veranstaltung, der Feldgottesdienst, statt. Herr Pastor Ließ aus Tasdorf hielt die Predigt und legte seinen Worten den Bibelspruch aus Joh. 15, 13 zugrunde: „Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässet für seine Freunde.“ Mit dem gemeinsamen Gesange „Wir treten zum Beten“ und einem Gebet schloß die kurze ergreifende Feier. – Nun folgten ein paar Stunden geselligen Beisammenseins. Musik, Gesang und Spiele im Freien sorgten für die nötige Unterhaltung. Die Stimmung wurde immer lustiger, da auch für kühlenden Trank gesorgt war. Dabei wurde aber nicht vergessen, auf den Gastgeber Both[e] ein dreifaches „Front-Heil“ auszurufen. –

Da platzte in all den fröhlichen Trubel plötzlich die Nachricht, daß die Kommunisten in Ahrensfelde mehrere Stahlhelmleute überfallen hätten. In einigen Minuten stand ein Lastauto mit etwa 20 [?] Frontkämpfern zur Abfahrt bereit, um den bedrängten Kameraden zu Hilfe zu eilen. In schneller Fahrt ging es nach Ahrensfelde; jedoch erwies sich ein Eingreifen nicht mehr als notwendig, da die Polizei bereits Ruhe gestiftet hatte. Also fuhr man wieder zu den anderen Kameraden zurück. – Gegen 7 Uhr begann der Abmarsch. Mit einem kräftigen „Front-Heil“ trennten sich die einzelnen Gruppen und fuhren oder marschierten ihrem Heimatorte zu.
Quelle: „Niederbarnimer Kreisblatt“, 6. August 1924 (Nr. 183)


Das oben benutzte Material entstammt dem Nachlaß von Frau Anna Bothe, unserer letzten Gutsbesitzerin, und wurde uns freundlicherweise von Herrn Hans Müller aus Nordhorn zur Verfügung gestellt.