Da sich doch immer wieder mal Besucher unseres Ortes in die Dorfkirche verirren und dann ganz erstaunt sind, wenn sie vom Alter und der Geschichte dieses Kirchleins erfahren, hat sich Herr Paul Plume, Kirchenältester der Kirchengemeinde Ahrensfelde-Mehrow, daran gemacht, ein paar Hinweise zur Baugeschichte der Dorfkirche zu Papier zu bringen. Entstanden ist ein kleines Faltblatt, daß sich Besucher unserer Kirche mitnehmen können.

Wir haben die Erlaubnis bekommen, diese baugeschichtlichen Hinweise zu übernehmen, was aber niemanden davon abhalten soll, mal in die Kirche 'reinzuschauen !

Gerade über Weihnachten und den Jahreswechsel gibt es dazu reichlich Gelegenheit:
  • Heiligabend, 16.00 Uht: Krippenspiel,
  • 1. Feiertag, 11.00 Uhr: Weihnachtsgottesdienst
  • Silvester, 16.00 Uhr: Jahresschlußandacht

Dazu sind alle Mehrower und ihre Gäste ganz herzlich eingeladen.
Hier nun aber die versprochene Baugeschichte (Stand: Dezember 2002):

Die Kirche zu Mehrow
Hinweise zur Baugeschichte von Paul Plume, Ahrensfelde

Am 21.5.1327 wurde Mehrow erstmals urkundlich erwähnt :

"Mere" hat 52 Hufen, wovon 4 dem Pfarrer und eine der Kirche gehören. Der Schulze giebt 1 Talent (für das Lehnpferd). Die übrigen Hufen geben Pacht, Zins und Bede. Es waren 5 Kossäthen vorhanden, wovon 2 der Kirche und 3 dem (Gutsherrn) Johannis v. Wyningen zinsen müssen. Der Krug giebt 6 Schillinge und 1 Huhn. --- Von diesen Abgaben erhob: einer Namens Palmdach den Zins von 14 Hufen, ein Altar in Bernau 3 Talente vom Zinse und v. Wyningen die Bede. Derselbe hatte auch das höhere Gericht und den Wagendienst...

Die Kirche wurde sicher schon vor 1327 errichtet.

Es ist ein rechteckiger Feldsteinbau mit den Außenabmessungen
Länge : 17,82 m
Breite : 10,03 m
Traufhöhe Schiff : 5,36 m
Firsthöhe Schiff : 9,81 m

Die Kirche wurde zunächst ohne Turm errichtet.
Sie hatte an der Südseite einen Eingang für den Pfarrer mit romanischem Rundbogen und hat an der Südseite einen Eingang für die Gemeinde mit gotischem Bogen. Der Eingang an der Westseite (Turm) hat einen runden Bogen, im Oberteil mit Ziegeln ergänzt.

Der Innenfußboden besteht unter der Betonschicht aus flach verlegten unregelmäßigen Feldsteinen mit einer Ziegelleiste entlang der Außenwände.

Die ersten Fenster waren schmal und hoch :
Diese zugemauerten kleinen Fenster sollten das Eindringen von Feinden verhindern.

Auf der Nordseite gab es deren 8 Stück, sie waren in regelmäßigem Abstand angeordnet. Der Abstand zueinander beträgt jeweils 5 abzählbare Feldsteinquader.
Auf der Südseite gab es eine ähnliche Fensteranordnung.
Auf der Ostseite (Altarwand) gab es wahrscheinlich drei dieser kleinen schmalen Fenster.

Die Kirche bekam einen Außenputz, dessen Reste auf der Ostwand nachweisbar sind. Dabei wurde "dünn" aufgetragen, die Fugen wurden durch doppelt angeordnete Kratzlinien betont. An der Ostwand befindet sich der Rest eines Putzkratzbildes, welches die Gloriose um den Kopf der Maria darstellt. Die Kirche war also vor der Reformation der Maria geweiht.

Ein herausragendes Ereignis war die Reformation, die hier in Brandenburg um 1539 vollzogen wurde. Im Unterschied zu anderen Landstrichen, wo die Änderung der kirchlichen Situation mit viel Lärm und Aufruhr verbunden war, ist der Übergang vom Katholizismus zum Protestantismus hier wohl recht still und friedlich verlaufen. In unserer Gegend sind dem Vernehmen nach keine Kirchen geplündert und Priester verjagt worden.

Mit der Reformation in Brandenburg wurden die Dorfbewohner und ihre Kirchen gemäß dem Konfessionswechsel des Landesherren evangelisch.

Es ist dokumentiert, dass die Kirche 1541 Tochterkirche von Blumberg wurde, was möglicherweise eine Folge des Konfessionswechsels war. Diese enge Verbindung mit Blumberg dauerte aber nur gut einhundert Jahre, denn bereits 1652 wird Mehrow Tochterkirche von Ahrensfelde, woran sich bis heute nichts geändert hat.

1618...48 Zeit des Dreißigjährigen Krieges

Der dreißigjährige Krieg hat in Brandenburg besonders schlimm gewütet. Von der Kirche war wahrscheinlich das Dach und der Turm gänzlich zerstört. Wahrscheinlich ist auch der obere Teil des Mauerwerkes der Westwand (Turmseite) zerstört gewesen, denn dort ist unregelmäßig in der oberen Mitte gemauert worden, auch bestand in der Längsachse der Wand ein klaffender Riss, der erst im Jahr 2000 beseitigt wurde.

Größerer Umbau 1699 : Es wurden die ersten Fenster mit roten Ziegeln und Feldsteinen zugemauert bzw. in die Fensterdurchbrüche der nachfolgenden Gestaltung einbezogen.

Der Außenbau hat zwei Putzschichten, die ältere mit geritzter Quaderung und Betonung der Öffnungen durch Umrisslinien, die jüngere fast ganz abgefallen. Im Putz über den beiden Ostfenstern geritzte Inschrift: "[1]699. DER ENE GOT. THOMAS ..." Das Hauptgesims barock, aus Ziegeln, verputzt.

Die heutigen Fenster sind flachbogig und fallen in den Achsen teilweise mit älteren zusammen. Sie dürften sämtlich um 1699 eingebrochen sein. In der Ostwand zwei große Barockfenster beiderseits des alten Mittelfensters, im Ostteil der Südwand eine wieder zugesetzte Flachbogenpforte.

Wahrscheinlich geschah dies zu der Zeit, wo die dicke Trennwand, die anscheinend für den Aufbau eines (nicht ausgeführten ?) massiven Turmes berechnet war, zwischen dem Turm (-vorraum) und der Kirche eingezogen wurde. Sie ist mit der Westmauer durch zwei Schwibbögen verbunden. Diese Trennwand schließt zwei der ursprünglichen Fensteröffnungen (Süd und Nord). Jetzt war auch die Grundlage für einen Fachwerkturm gegeben :

Turmhöhe im Jahr 2000 (ohne Kugel) : ca. 17 m ; Wandstärke Turmbereich : ca. 2,25 m

Die Kirche hat unter dem Turmraum nördlich eine zugemauerte Gruft, in der man (1938) von außen Barocksärge stehen sah.

Die Kirche brennt am 17. September 1785 vollständig ab :

"Sonnabend, den 17ten Sept. 1785 wurde ich Morgens früh 4 Uhr aus dem Schlaf erwacht und mußte die traurige Nachricht erfahren, daß leider das Gewitter, was wir den vorabend gehabt doch in meiner Filia Mehrow wirklich eingeschlagen, wie ich vermutet hatte, und daß Turm und Kirche völlig abgebrannt sey. Ich war diesen Freitag 9. 16ten dieses Jahres in Blumenberg bei meinen lieben Nachbar, den .............Prediger..."

"Den 8 April 1787 am ersten heiligen Ostertage habe ich mit meiner Mehrower Gemeinde die Freude gehabt, den Gottesdienst wieder in der neu errichteten Kirche abzuwarten."

Neu errichtet werden musste also der Dachstuhl, der Turm, die Fenster, Türen und die komplette Innenausstattung sowie die nach Süden zeigende Turmuhr.
(Dach: Kehlbalkendach mit liegendem Stuhl; jedes dritte Gespärre ein Binder).
Der Zugang vom Schiff zum Turmraum hatte noch 1938 eine hohe runde Pforte, in der eine schöne gedoppelte Tür erhalten (17./18. Jh.) war.

Eine problematische Lösung bei der Wiedererrichtung des Turmes bestand darin, die Fächer der Fachwerkkonstruktion auszumauern und gleichzeitig dem Turm eine ½-steinige äußere Wandschale aus Ziegelmauerwerk zu geben, die dann geputzt wurde. Immerwährend arbeitete das Holzgebälk und führte zu Putzrissen, in die die Feuchtigkeit eindrang und über längere Zeit zu erheblichen Schäden führte.

Beschreibung wie die Kirche zu Mehrow zum Besitze ihrer beiden neuen Glocken im Jahre 1828 gelangt sei :

Im Spätsommer des Jahres 1828 wurde der Guß der beiden neuen Glocken, - die größere im Gewichte von 7 Zentnern 18 ¼ Pfund und die kleinere von 3 Zentnern 105 Pfund zusammen 11 Zentner 73 1/4 Pfund fertig. Die Einweihung derselben geschahe in eben gedachtem Jahre vor einer zahlreichen christlichen Versammlung von nahe und auchvon Ferne, am Sonntag, dem 11. nach Trinitatis 1828. Der Text der Einweihungs-Predigt war über Psalm 100; und die Lieder aus (Gesangbuch) No. 591, 577 und 5910.

Eine der Glocken existiert heute noch und ruft zum Gottesdienst und Gebet.

Der Turm wurde neu verputzt, laut damals erneuerter Wetterfahne von 1934.

Die Kirche hatte bis zum Jahr 2000 zwei Schornsteine :
Einen außen an der Ostwand 11,2 m hoch
Einen vom Turmraum aus an der Nordseite.

1945 Leider ist so auch das zwar nicht wertvolle, aber von Zeitzeugen als schön empfundene Inventar der Kirche verloren gegangen. Die Besatzer haben die Dorfkirche zur Werkstatt umfunktioniert und die Einrichtung, d.h. den Altar mit eingebauter Kanzel, die Kirchenbänke und alles bewegliche Inventar einfach vor die Tür geworfen, wo es vermutlich Leute aus den Nachbarorten als Brenn- und Bauholz weggeholt haben.

Die innere Vergitterung der Fenster (von 1945 ?) innen - Stahl wurde 2000/2001 entfernt.

1968 ??? wurde die Kirche einer umfassenden Änderung des Innenraumes unterzogen :

Der Putz der gerohrten Innendecke wurde entfernt. Damit ging auch die dekorative Deckenmalerei ("Sternenhimmel") verloren. Die darunter liegenden massiven Schalbretter wurden mit bordeaux-roter Farbe gestrichen. Die Wände erhielten einen weißen Latex-gebundenen Anstrich. Die Empore wurde in zwei hellen grau-Tönen gestrichen. Der Kanzelaltar wurde herausgenommen (es gibt keinen Erinnerungsgegenstand von dieser Ausführung). Als Altar wurde der heute vorhandene Tisch und das hölzerne Lesepult sowie die hölzerne Taufe eingeführt. Die Leuchter und das Metall-Kruzifix sowie die Bibel stammen von der "alten Ausstattung".

Die ursprüngliche Orgel auf der Empore wurde 1945 durch Vandalismus zerstört und ist unwiederbringlich verloren gegangen. In den 50er bis 70er Jahren stand ein Harmonium unter der Empore zur Begleitung des Gesanges bereit.

Das heute vorfindliche kleine Sauer-Orgel-Positiv (3 Register) wurde 1997 (?) für Mehrow als gebrauchtes Instrument angeschafft (von der Kirchengemeinde Georgen-Parochial ).

Im Jahr 2000 mußte das Kirchendach und der Turm rekonstruiert werden. An beiden Bauteilen hatten sich erhebliche Schäden eingestellt, obwohl bis dahin immer wieder mit großem persönlichen Aufwand an dem Bauwerk repariert worden war. Über der Südtür war bereits das Gesims heruntergebrochen.
Wesentliche Tragelemente (des Dachstuhles von 1787 ?) konnten erhalten bleiben. Alle schadhaften Holzbauteile wurden ausgewechselt. Umfassende Holzschutzmaßnahmen sichern die Substanz. Das Dach wurde neu eingedeckt. Der Turm erhielt am Fuß einen Ringanker aus Profilstahl, der Kaiserstiel wurde neu gesetzt. Die eine Glocke wurde im Mittenplatz des Glockenstuhles aufgehängt. Sie wird bis heute von Hand geläutet. Der Turm erhielt eine äußere Holzverschalung.

Im Dachraum wurde eine begehbare Dielung eingebaut. Die alten Schalbretter der Innendecke des Kirchenraumes mussten entfernt werden, hier wurde die neue Holzdecke (grüne Lasur) aus Profilbrettern eingebaut.
Die Elektroanlage wurde komplett erneuert inklusive der neuen Beleuchtungskörper.
Insgesamt wurden etwas über 500.000 DM aufgewendet.
Die Wiedereinweihung fand am Heiligen Abend 2000 statt.

Die Südtür und das Holz der Fenster des Kirchenraumes haben seit der Erneuerung 1787 nach dem Brand 1785 bis zum Jahr 2003 "überlebt". Dieses Alter wurde anhand konstruktiver Merkmale und der Farbschichten im Jahr 2002 gutachterlich festgestellt. Die Tür kann restauriert werden, die Fenster sollen baugleich "wie 1787" erneuert werden. Dabei kommt wieder eine Bleiverglasung nach historischem Vorbild zum Einsatz.


Einen Grundriß der Mehrower Dorfkirche und weitere architektonische Details finden Sie in unserem Beitrag über die Architektur der Mehrower Dorfkirche - gefunden in einem Architekturführer von 1938.

Verschiedene andere Beiträge über die Dorfkirche und die hiesige Kirchengemeinde finden Sie unter "Die Geschichte der Dorfkirche" und ein paar fass als Gemälde zu bezeichnende Zeichnungen unserer Dorfkirche haben wir auch zu bieten.

Fotos unserer Kirche finden sich an den verschiedensten Stellen auf unserer Webseite, wir wollen hier noch ein paar aus den 1920er Jahren hinzufügen.

Fotos unserer Kirche finden sich an den vielen Stellen auf unserer Webseite, wir wollen hier aber noch zwei aus den 1920er Jahren hinzufügen.
Wie viele andere alte Bilder unseres Dorfes geben diese aber wieder neu Rätsel auf: Was hat es mit dem auffälligen Andreas-Kreuz im rechten Bild auf sich ?

Und noch was: Wer glaubt, daß unser Dorfkirche ein Unikat ist, muß leider enttäuscht werden: Laut Augenzeugen sieht die Dorfkirche in Gatow (Ortsteil von Spandau) zumindestens äußerlich der unsrigen ziemlich ähnlich.
Und tatsächlich: was man z.B. unter http://www.spandau-natur.de/Spandau/gatow/html/gatow021.htm von der Gatower Kirche zu sehen bekommt, sieht (mal abgesehen von der Gaube im Dach) bald aus wie unsere Dorfkirche. Ein Typenbau ? Wenn's Wetter wieder schöner ist, werden wir uns mal in Gatow umsehen ...