Ein interessanter und in (fast) jeder Hinsicht genussreicher Abend im Nachbarort Hönow lag gerade hinter uns - die alljährliche Nachtwanderung durch den Ort, die man einfach nicht verpassen darf.
Aber ein paar Tage später, am 13. Mai 2015, gab es wieder einen sehr guten Grund, sich nach Hönow auf den Weg zu machen: Wolfgang Schüler, Rechtanwalt, Krimiautor und bis zur Gemeindefusion Hönower Bürgermeister, hatte zur Premierenlesung seines neuesten Krimis eingeladen.
„Tatort“ war wie immer das Schützenhaus, das sich ganz friedlich an das Pfarrhaus auf dem Anger schmiegt. Insider kennen den Weg durch den Garten und wissen auch, dass es im Haus neben spannender Lektüre stets auch leckere Häppchen und ein herzliches Willkommen gibt.
Herr Wieczorek als Hausherr (links) vergisst in seiner kurzen Begrüßungsrede auch nicht zu erwähnen, dass Wolfgang Schüler Mitglied im Schützenverein ist und damit wieder mal ein Heimspiel ansteht. Wir gönnen dem Verein die Ehre!
Wir waren schon wiederholt zu Buchlesungen von Wolfgang Schüler hier oder anderen Stellen in Hönow und wissen, dass er nicht nur spannende Bücher schreibt, die sich um gut recherchierte wahre Begebenheiten ranken, sondern dass er diese auch sehr mitreißend vortragen kann.
Es steht uns auch diesmal ein spannender und zugleich lehrreicher Abend bevor, denn ein Blick auf den Buchrücken verrät uns, dass ein hundert Jahre zurückliegendes Ereignis den Kern seines jüngsten Sherlock-Holmes-Krimis bildet.
Es geht in seinem neuesten Buch um den Untergang der Lusitania, dem damals zusammen mit einem Schwesterschiff größten Passagierschiff der Welt. Im Mai 1915, als der Krieg in Europa schon einige Monate wütet, ist das Schiff trotz U-Boot-Gefahr zwischen den USA und England unterwegs.
Mit an Bord sind Sherlock Holmes und sein Freund Dr. Watson, die geheime Depeschen der britischen Regierung transportieren. Natürlich wird der berühmte Detektiv, der seinen Beruf nicht verheimlicht, sofort vom Kapitän eingespannt, als gut betuchte Reisenden der ersten Klasse von einem raffinierten Pärchen bestohlen werden. Aber das, worauf Sherlock Holmes bei seinen Ermittlungen zufällig stößt, ist viel aufregender und wesentlich gefahrvoller, als die Geldschrankknacker in den „besseren Stuben“.
Da sind Leute auf dem Schiff, die böse Sachen vorhaben und es sind Dinge an Bord, die nicht und erst recht nicht in Kriegszeiten auf ein Passagierschiff gehören.
Und dann gibt es da noch politische Ränkespiele, von denen der Leser in einem eingeschobenen Kapitel früher erfährt als Sherlock Holmes. England und Deutschland liefern sich erbitterte Gefechte und die Amerikaner halten sich bisher abgesehen von Waffenlieferungen aus dem Krieg heraus. Wie würden sie aber reagieren, wenn ein deutsches U-Boot ein Passagierschiff mit vielen hundert, überwiegend reichen Amerikanern an Bord versenkt? Würden sie dann wie von den Engländern erhofft, in den Krieg eintreten?
Da war und ist viel Raum für Spekulationen, die noch dadurch geschürt werden, dass hundert Jahre nach dem Vorfall immer noch Akten unter Verschluss sind und die Unglücksstelle Sperrgebiet ist. Davon, und was sonst noch so beim Recherchieren ans Licht gekommen ist, hat Wolfgang Schüler nach der Lesung sehr ausführlich erzählt und es fällt einem leicht zu glauben, dass er sich da ganz tief in die Materie hineingekniet hat.
Für einen Laien ist es ohnehin interessant zu erfahren, wie solch ein Buch entsteht, wie viel Zeit es kostet und dass man vom Schreiben in der Regel nicht leben kann, weshalb man das wie Herr Schüler nur als Hobby betreiben sollte.
Mit dem Einsammeln der Manuskriptseiten und den Dankesworten des Vereinsvorsitzenden war der Abend aber noch lange nicht gelaufen. Einige Besucher hatten noch Fragen auf der Zunge, andere wollten für sich oder zum Verschenken gleich ein Buch mitnehmen und das sollte natürlich unbedingt handsigniert sein.
Schön war zu hören, dass bei Wolfgang Schüler mit diesem fünften Sherlock-Holmes-Band nicht Schluss sein wird, wenn denn der KBV-Verlag das Projekt fortsetzt, von verschiedene Autoren Krimis schreiben zu lassen, die zur vermeintlichen Lebenszeit von Sherlock Holmes spielen und diesen, begleitet von Dr. Watson, als Hauptperson haben.
Wir können uns also schon jetzt auf die nächste Buchlessung in Hönow freuen!