In diesem Jahr besteht erstmals die Möglichkeit, den Landrat bzw. die Landrätin des Kreises Barnim direkt zu wählen. Drei Kandidaten haben sich zur Wahl gestellt, der Amtsinhaber Bodo Ihrke (SPD), Margitta Mächtig (Linke) und Frank Valentin (Freie Wähler). Der erste Versuch am 10. Januar hat keine Entscheidung gebracht, da keiner der Kandidaten 50% der abgegebenen Stimmen erreicht hat.

Frank Valentin ist im ersten Wahlgang ausgeschieden und seitdem mehrmals wöchentlich mit einem Leserbrief in der MOZ vertreten. Zwischen den beiden Bestplatzierten war für den 24. Januar eine Stichwahl angesetzt und hier im Barnim und vier anderen Landkreisen Brandenburgs waren die Wähler erneut an die Urnen gerufen. Bei uns hieß es, sich auf den Weg ins Feuerwehrgebäude zu machen, wo wieder das Wahllokal eingerichtet war.

Das Besondere an dieser Stichwahl war, dass der Kandidat mit der Stimmenmehrheit zugleich die Stimmen von mindestens 15% der Wahlberechtigten auf sich vereinen musste, um als gewählt zu gelten. Bei der schlechten Wahlbeteiligung im ersten Wahlgang (22,6% in ganzen Kreis) gehörte ein ordentlicher Schuss Optimismus dazu zu glauben, dass es diesmal so viele Wähler den Weg ins Wahllokal finden, dass bei zwei ähnlich starken Kandidaten der Sieger 15% abbekommt.

Sollten wieder nur 20% zur Wahl gehen, dann müsste der Amtsinhaber oder die Herausforderin drei Viertel der Stimmen auf sich vereinen, um durchzukommen - das konnte man aber bei keinem von Beiden erwarten. Um zu einem Wahlsieger zu kommen, war also eine deutlich höhere Wahlbeteiligung als beim ersten Wahlgang erforderlich. Erfahrungsgemäß ist aber bei Stichwahlen die Wahlbeteiligung geringer als im ersten Wahlgang, vor allem wenn viele den Sinn und Nutzen der Wahl nicht sehen - was sich die Kandidaten mit ihrer recht dürftige Wahlwerbung aber auch selbst zuzuschreiben haben.

Erfreulicherweise gab es einige sehr sachliche, aber eindringliche unparteiische Aufrufe, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen. So hat zum Beispiel von unserem Bürgermeister, der sich am Tag zuvor in einem dem Amtsblatt beigefügten Schreiben mit der Bitte an die Bürger gewandt hat, zur Wahl zu gehen.



Also, kurz gesagt, keiner hat geglaubt, dass überhaupt die Wahlbeteiligung des ersten Wahlgangs erreicht werden könnte. Bei uns kamen damals 74 Wähler ins Wahllokal, das waren immerhin fast 22% der Nicht-Briefwähler und damit deutlich mehr als im Gemeinde-Durchschnitt (17,3%).
Das Wetter war in der Zwischenzeit nicht besser geworden - zwar hatte man sich inzwischen an den Schnee gewöhnt, aber jetzt war bittere Kälte dazu gekommen.
Wer geht da schon aus dem Haus?


Aber hier hat sich die Eisbahn, die ein paar Tage zuvor an der Feuerwache errichtet wurde, als sehr nützlich erwiesen - wirkungsvoller als der zurückliegende (weitestgehend ausgefallene) Wahlkampf. Mancher, der sonst nicht vor die Tür getreten wäre, ist wegen der Eisbahn raus und bei dieser Gelegenheit gleich wählen gegangen.
Und Andere, die nur die Eisbahn im Sinn hatten, ließen sich leicht dazu überreden, zum Aufwärmen in die Feuerwache zu kommen, und dabei gleich ihre Stimme abzugeben. Die Damen und Herren im Wahllokal, haben deshalb immer mal wieder einen Schritt vor die Tür gesetzt und die Leute angesprochen, welche die Eisbahn bevölkerten. Und meist reichten eine freundliche Einladung und ein paar erklärende Worte aus, um die Eisläufer zu einem Abstecher an die Wahlurne zu bewegen. Zwangszuführungen, wie hier demonstriert, waren nicht erforderlich.


Läge das Wahlalter niedriger, hätten sich noch viel mehr Stimmen auf dem Eis holen lassen, denn dort tummelten sich für unsere Verhältnisse regelrechte Kinderscharen.



So konnten sich die Kinder auf dem Eis ganz ungestört dem Eishockey widmen. Mehrow ist ja eng mit dieser Art Freizeitbeschäftigung verbunden - hat doch viele Jahre der Präsident des EHC Eisbären in unserem Ort gewohnt.
Zwei ansatzweise Eishockey spielende Enkel und jede Menge Fans hat er hier hinterlassen.



Dank der zur Wahl gebetenen Eisläufer fanden sich am Ende dieses Tages mehr Haken auf der Wählerliste und mehr Stimmzettel in der Wahlurne als bei ersten Versuch: 82 statt 74. Die Wahlbeteiligung (ohne Briefwähler) war damit um etwa 2 Prozent von 18,9% auf 21,1% gestiegen.

Das war wohl ziemlich einmalig, denn fast überall war die Wahlbeteiligung gegenüber dem ersten Wahlgang um etwa 2 Prozent zurückgegangen:
Im Ahrensfelder Gemeindegebiet von 17,3% auf 15,2% und im ganzen Landkreis von 22,6% auf 20,4%.
So eine Eisbahn kann also nur empfohlen werden!


Der Blick auf das Ergebnis der Wahl ist aber ernüchternd. In Mehrow hätte es Bodo Ihrke als Amtsinhaber möglicherweise knapp geschafft - je nach dem, wie unsere Briefwähler gestimmt haben (was leider nicht zu ermitteln ist) und wie gerundet wird.
408 * 15% = 61,2 Stimmen wären erforderlich gewesen - 49 waren in der Urne (62% der gültigen Stimmen). Hätten auch 62% der 19 Briefwähler für ihn gestimmt, dann wären das nochmal 11,8 Stimmen gewesen - macht zusammen statistisch 60,8 Stimmen ...

Anderswo sieht das aber viel krasser aus: Im gesamten Gemeindegebiet lag die Wahlbeteiligung bei 15,2% (im Übrigen der schlechteste Wert für alle Städte/Gemeinden/Ämter im Landkreis Barnim) - da hätte Herr Ihrke 99% der gültigen Stimmen bekommen müssen, um durchzukommen. Im ganzen Landkreis fielen in der Stichwahl auf
  • Bodo Ihrke 18.048 Stimmen (58,8%)
  • Margitta Mächtig 12.644 Stimmen (41,2%).
    Das Quorum lag bei 22.737 Stimmen, d.h. Herrn Ihrke fehlten etwa 4.700 Stimmen.

  • Landratswahl
    1. Wahlgang am 10.1.2010
    2. Wahlgang am 24.1.2010


    Mehrow Ahrensf. Barnim Briefw.
    Mehrow Ahrensf. Barnim Briefw.
    Margitta Mächtig (DIE LINKE)
    19,7% 29,0% 36,4% 39,2%
    38,0% 36,7% 41,2% 44,0%
    Bodo Ihrke (SPD)
    38,0% 51,4% 48,7% 43,3%
    62,0% 63,3% 58,8% 56,0%
    Frank Valentin (BVB/Fr.Wähler)
    42,3% 19,6% 14,9% 17,5%
    --- --- --- ---
    Wahlbeteiligung
    18,9% 17,3% 22,6% ---
    21,1% 15,2% 20,4% ---

    Quelle (mit Ausnahme der Angaben für Mehrow): www.barnim.de
    Die in den Spalten 'Mehrow', 'Ahrensf.' (gesamtes Ahrensfelder Gemeindegebiet) und 'Barnim' beziehen sich jeweils nur auf die Nicht-Briefwähler. Die Briefwahlergebnisse sind in den Spalten 'Briefw.' aufgeführt.

    Ein Teil der Angaben ist nicht amtlich. Alle Angaben sind ohne Gewähr!