Am Sonnabend, den 17. Oktober hatte eine in Altlandsberg ansässiges Marketing-Unternehmen zu einem Lichterfest in die Stadt eingeladen - als Gegenstück zu dem zeitgleich in Berlin stattfindenden "Festival of Lights". Die Besucher sollten die Stadt in einem Lichterglanz erleben und als ein Höhepunkt war ein Lichterlauf durch die Stadt angekündigt.


Das mit dem Lichterglanz hat nicht ganz geklappt, denn offenbar waren nicht alle, die am richtigen Lichtschalter saßen, informiert oder nicht hinreichend motiviert.

Am Marktplatz brannte genau so viel Licht, wie die Teilnehmer am Handwerkermarkt brauchten, um ihre Stände wegzuräumen. Die Gassen und der Platz vor der Kirche waren finster wie sonst auch und auf dem Schloss- und Gutshof war nur das Gutshaus selbst wie üblich angestrahlt.

Den Bürgermeister (Arno Jaeschke, links oben und unten) trifft wohl keine Schuld, denn der hat ein Alibi. Der musste beim Lichterlauf den Startschuss geben und hat vorher ausgiebig die korrekte, Cowboy-mäßige Handhabung des Revolvers geübt.

Der Nachtwächter (Horst Hildenbrand, rechts) ist von Amts wegen unschuldig, der hat eigentlich nur darauf zu achten, dass niemand statt der Laterne vor'm Haus das Strohdach anzündet. Aber da er mit viel Engagement für die Veranstaltung geworben hat, ärgerte es ihn mächtig, dass nicht einmal die Schlosskirche beleuchtet war und dadurch der Schlosshof ziemlich öde aussah. Die "Lichterläufer" waren ganz auf ihre mitgebrachten Lichter angewiesen, um den Weg zu finden.


Damit das Üben mit dem Revolver nicht umsonst war, hat der Bürgermeister gegen 19 Uhr gleich zwei Läufe gestartet: Einen für die Erwachsenen mit und ohne Hund und einen für die Kinder. Der Lauf hat allen riesigen Spaß gemacht und auch der Nachtwächter war Feuer und Flamme ...

Apropos Nachtwächter: Der Altlandsberger Wächter hatte Verstärkung bekommen.
Sein Kollege aus Pulsnitz (unten links) war samt Frau (unten rechts) gekommen, um dem Lichterfest beizuwohnen - offenbar hatte es ihm hier bei den voran gegangenen Nachtwächtertreffen in Altlandsberg gefallen. Von einem Treffen der "Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren" vor einem Jahr hatten wir berichtet. Ein weiteres, diesmal sogar bundesweites Treffen hat im März dieses Jahres stattgefunden.


Während sich das Paar aus Pulsnitz auf der Freitreppe des Gutshauses gegenseitig anhimmelte (was in Sachsen offenbar noch üblich ist), hatte Jasmin (oben in der Mitte) mit der Ausgabe der Urkunden an die kleinen Teilnehmer alle Hände voll zu tun. Sie ist Praktikantin beim Veranstalter und hat hier als Moderatorin einen guten Job gemacht.

Derweil hatte Frau Hildenbrand als Märchenoma bereits ihren Posten auf der Bühne im Gutshaus bezogen. Denn nach dem Lauf war für die Kinder Märchenstunde angesagt, während für die Erwachsenen eine nächtliche Stadtführung auf dem Programm stand.
Herr Hildenbrand, der sonst allein oder mit seinen jungen Nachtwächtergehilfen durch die Stadt führt, hatte dieses Mal in seinem Pulsnitzer Kollegen eine hilfreiche Unterstützung. Der nutzte auch gleich die Gelegenheit, für Pulsnitz und die gleichnamigen Pfefferkuchen Reklame zu machen. Seine weit ausgebreiteten Arme waren gar nicht lang genug, um zu zeigen, wie riesig Pulsnitzer Pfefferkuchen schmecken.


Bei den Details zur Stadtgeschichte, die sich fast alle in Wort und Bild in dem unten gezeigten Bronze-Denkmal wiederfinden, war der Altlandsberger Wächter selbst wieder gefragt. Er wusste zu allem auch immer noch eine kleine Geschichte zu erzählen, z.B. über die Uhr der Stadtkirche, die nur auf drei Seiten des Turmes ein Ziffernblatt hatte. Auf der dem Schloss zugewandten Seite gab es keines, da sich die Herrschaft nicht die Zeit vorschreiben lassen wollte...


Am äußersten Punkt der Tour, am Strausberger Tor gab es einen kurzen Stopp im Gelass des dortigen Storchenturmes.
Der Nachtwächter hat sich dort, gleich neben der Stadtinformation und dem Armenhaus, ein Stübchen herrichten lassen, wo er nach seinen Stadtführungen unterkriechen kann, um mit interessierten Besuchern ins Detail und auf den Grund der Dinge (und bereit stehender Bierflaschen) zu gehen.

Für's Biertrinken war diesmal aber keine Zeit, denn der Abend ging nach der Stadtführung in der Kulturmanufaktur weiter. Darum gab es die offizielle Verabschiedung der Besucher schon vor dem Armenhaus an der Stadtmauer, von wo aus es nur ein paar Meter zur Kultur-Manufaktur am ehemaligen Altlandsberger Bahnhof war. Wer wollte, konnte sich aber auch auf dem Weg zurück zum Gutshof noch einiges über die fast 780jährige Stadt erzählen lassen.

Eine gute Gelegenheit, Altlandsberg kennen zu lernen sind übrigens neben den Stadtführungen des Nachtwächters die alljährlichen Vogelscheuchenmärkte im September - wir waren 2008 und 2009 dabei.