Beitrag vom Juni 2001:

Im Zuge der Gemeindegebietsreform sollen im nächsten Jahr die bisherigen Ämter durch Großgemeinden ersetzt werden. Das heißt, daß sich kleine Gemeinden größeren anschließen und ihre Selbständigkeit aufgeben müssen. Irgendjemand in der Landesregierung glaubt, damit Kosten sparen zu können ...

Da Mehrow zum Stichtag weniger als 500 Einwohner hatte, ist ein Zusammenschluß mit einem der Nachbarorte unausweichlich. Bis zum 31.3.2002 kann eine solche "Gemeinde-Ehe" noch freiwillig erfolgen, danach erfolgt eine Zwangs-Verheiratung durch die Landesbehörden.

Es ist also höchste Eile geboten, wenn die Braut sich ihren Bräutigam noch selbst suchen und auf den Ehevertrag Einfluß nehmen will.

Das haben auch die Gemeindevertreter begriffen und in ihrer Sitzung am 7. Juni 2001 beschlossen, die Gespräche mit den Nachbargemeinden zu forcieren und alsbald in konkrete Verhandlungen zu treten. Kontakte des Bürgermeisters mit seinen Amtskollegen hat es schon gegeben, auch einige der Gemeindevertreter haben schon ihre Fühler ausgesteckt. Nun gilt es, schnellst möglich "Nägel mit Köpfen" zu machen, da ja vor Fristablauf auch noch der Landkreis seinen Segen für eine Gemeinde-Ehe geben muß.

Wenn sich Mehrow bis zum Fristablauf freiwillig "unter die Haube" begibt, winkt eine "Kopf-Prämie" von insgesamt ca. 100.000 DM (200 DM pro Einwohner) und die Möglichkeit, vertraglich festzulegen, wie es bei uns weiter geht. Beides sollte nicht verschenkt werden.

Mehrow ist zwar nicht solch eine stattliche Braut, daß sich alle um sie reißen, aber auch kein armes Luder, das froh sein muß, wenn es geheiratet wird. Wir haben noch ein paar Mark auf der Kante und auch noch etwas Tafelsilber (sprich: Gemeindegrundstücke) - beides sollte auch künfig den Mehrowern zur Verfügung stehen. Das muß aber vor der Hochzeit geregelt werden ...

Wen hätten wir denn da zur Auswahl ?
Rein geographisch Hönow, Eiche, Blumberg und Ahrensfelde.


Einige Mehrower plädieren für Hönow, weil dieser Bräutigam eventuell ein Auto mit in die Ehe bringt, d.h. eine Verlängerung der Busverbindung von Hönow Nord nach Mehrow. Diese ist sicher wünschenswert und dringend nötig - aber ob sie in dem Falle käme, ist doch eine wage Hoffnung. Schließlich betreibt nicht die Gemeinde die Busline, sondern die Busgesellschaft. Und die interessiert sich ausschließlich für Fahrgastzahlen und nicht für das, was auf dem Ortsschild steht ...

Auf große Gegenliebe sind die Werbungsversuche in Hönow bisher nicht gestoßen: In der MOZ vom 10.1.01 hat Hönows Bürgermeister Wolfgang Schüler noch verkündet, daß er "grundsätzlich kein gesteigertes Interesse" hat, Mehrow aufzunehmen, daß man aber darüber diskutieren könne. Warum sollte sich auch ein Ort, der einen U-Bahnhof und sogar mehrere Ampelkreuzungen als Statussymbol besitzt, mit Mehrow abgeben, das nur Tempo-10- und Tempo-30-Schilder entgegen zu setzen hat ?

Diskutiert wurde inzwischen - offensichtlich sachlich und verständnisvoll, aber ohne bedeutsamen Liebeszuwachs. Da kommt es wohl beiden Seiten gelegen, daß zwischen den Orten die Kreisgrenze verläuft und die Landesregierung deutlich signalisiert hat, daß eine Fusion über Kreisgrenzen nicht erwünscht und praktisch kaum durchsetzbar ist.

Bezüglich Eiche und Blumberg ist die Situation so, daß beide Gemeinden zwar deutlich größer als Mehrow sind, aber selbst Mühe haben, heil durch die Gemeindefusion zu kommen. Die würden Ihre Situation durch einen Zusammenschluß mit Mehrow nicht verbessern können, sondern sich eher belasten. Und wir würden uns als Teil einer Gemeinde wiederfinden, die letztendlich nicht viel potenter ist, als Mehrow allein.

Für Eiche spräche, daß wir auf großer Länge an diesen Nachbarort grenzen und sich eventuell durch den Ausbau des Verbindungsweges von der Mehrower Mühle zum Gemeindezentrum in Eiche eine günstige Fahrverbindung nach Berlin schaffen ließe. Da diese aber zusätzlichen Durchgangsverkehr anziehen würde, fänden sich bestimmt sehr schnell auf beiden Seiten Gegner eines solchen Projektes.

Nach Blumberg sind inzwischen (allerdings nur rein verkehrstechnisch) die letzten Brücken abgerissen. Auch wenn die Autobahnbrücke Ende des Jahres wieder stehen sollte - der Blumberger Weg ist für jeglichen Verkehr (einschließlich Fahrräder !) gesperrt und sicher gibt's auf beiden Seiten weder Geld noch Lust, diesen zur Verbindungsstraße auszubauen und damit die ehemals beliebte Stau-Umfahrung attraktiv zu machen.

Was bleibt, ist Ahrensfelde. Und das wäre sicher nicht die schlechteste Wahl. Ahrensfelde hat zwar keine U-Bahn, aber anderthalb S-Bahnhöfe und wie Hönow mehrere Ampelkreuzungen als Statussymbol. Durch die bisherige gemeinsame Amtszugehörigkeit sind uns deren und denen unsere Probleme vertrauter, als das mit Hönow der Fall wäre.

Sicher gibt's nur 400 m gemeinsame Grenze und die einzige Verbindungsstraße führt durch Eiche - aber da die Zeiten des Mauerbaus vorbei sind, sollte das kein Problem darstellen. Ebenso wenig der Umstand, daß Ahrensfelde und Mehrow verschiedenen Abwasser-Zweckverbänden angehören und von unterschiedlichen Entsorgungsunternehmen bedient werden. Auch um den Fortbestand der Mehrower Feuerwehr muß man sich wohl nicht sorgen - ist doch 1785 die Mehrower Dorfkirche nur deshalb abgebrannt, weil man zwar in Ahrensfelde den Brand bemerkte, aber nicht rechtzeitig zu Hilfe kam (oder besser: die Hilfeleistung verschlafen hat) und Mehrow über kein eigenes Löschgerät verfügte ...

Fazit: Noch sind alle Optionen offen - aber maximal noch 9 Monate! Das ist eine kurze Zeit, wenn man bedenkt, daß nicht nur der richtige Partner zu finden, sondern auch noch Vieles zu verhandeln und rechtskräftig festzuschreiben ist. Es ist also wirklich größte Eile geboten, zumal die Sommermonate bevorstehen, in denen sich nicht viel "drehen" wird.

Wenn Sie uns und den Besuchern von www.mehrow.de Ihre Meinung bezüglich der Gemeindefusion mitteilen wollen, schreiben Sie bitte an webmaster@mehrow.de. Wir werden Ihre Meinung, ggf. gekürzt, in einem Leserforum widergeben.

Interessantes zum Pro und Contra einer Reform der Gemeindestruktur und Aktivitäten in benachbarten Ämtern finden fanden Sie als Topthema unter www.niederbarnim.com.


Ein Trost zum Abschluß: www.mehrow.de wird selbstverständlich unter gleichem Namen weiter arbeiten und Sie über unseren Ort(steil) informieren. Übrigens: sowohl hoenow@mehrow.de und ahrensfelde@mehrow.de, als auch eiche@mehrow.de und blumberg@mehrow.de sind noch als eMail-Adresse zu haben !

Benedikt Eckelt (18.6.2001)