Unsere Wanderung beginnt (Anfang September 2007) wie immer in der Dorfmitte.
Wir laufen zunächst die Dorfstraße in Richtung Hönow hinunter, bis diese einen Bogen nach links macht, der immer mal wieder von Autofahrern übersehen wird, weshalb dort stattliche Findlinge platziert wurden.

Dort steht vor einem ehemaligen Gutsarbeiterhaus der Rest einer alten Pumpe, die manchen Mehrowern noch bis in die 1970er Jahre zur alleinigen Wasserversorgung diente, da erst dann alle Grundstücke an das Wassernetz angeschlossen wurden.
Ältere Mehrower erzählen noch, dass sie nach dem Krieg, als die sowjetischen Truppen den Dorfkern für einige Monate abgeriegelt hatten, am Schlagbaum betteln mussten, um sich an der Pumpe Wasser holen zu dürfen.



Wir folgen der Dorfstraße noch ein paar Meter und biegen dann rechts in den Weg ab, der zur Kleingartenanlage führt. Das weiß gestrichene Haus an der Ecke beherbergte bis in die 1950er Jahre die Gaststätte "Raetz", die angeblich etwas vornehmer war als der Gasthof "Bolle" in der Straße am Dorfteich (gegenüber der Arztpraxis) - im Gutshaus gab es damals noch keine Gaststätte. "Raetz" hatte damals noch seinen Eingang an der Dorfstraße aus, weshalb öfter mal ein Betrunkener auf der Fahrbahn landete.


Dort, wo die kleine Straße nach rechts abbiegt, um die Häuser Dorfstraße 22-24, die Schnitterkaserne und die Kleingärten zu erschließen, nehmen wir geradeaus den Trampelpfad, der am Rand der Kleingartenanlage entlang führt.


Vor uns liegt nun ein großes Feld, das von einer Rinne durchschnitten wird, die teils mit Schilf bestanden ist. Nach viel Regen steht darin sogar etwas Wasser, aber das ist vermutlich nur Stau- und Sickerwasser, denn der Graben stellt keine Verbindung der hier so zahlreichen kleinen Seen dar.
Vor uns erweitert sich diese Rinne und verliert sich in einer Baumgruppe, die, wie wir später sehen werden, das Nordende des Steinhövelsees umschließt.

Der Blick nach rechts führt nach Marzahn, wie unschwer an den Hochhäusern am Horizont zu erkennen ist. Diese werden teilweise durch die beim Bau der Neubausiedlungen aus Erdaushub und Bauschutt aufgetürmten "Ahrensfelder Berge" verdeckt, die auf Berliner Seite der Wuhle stehen, welche dort die Stadtgrenze bildet.



Bei der vermeintlichen Baumgruppe angekommen, bietet sich dem Wanderer ein idyllisches Bild. Büsche, Sträucher und einzelne Bäume umsäumen ein kleines Gewässer, in dem das Schilf dicht und hoch steht, aber trotzdem noch Platz für ein paar Schwäne bietet. Und über der Idylle kreist immer mal wieder ein Storch, Kranich oder Fischreiher.

Durch die Büsche hindurch bietet sich an einigen Stellen ein schöner Blick zurück auf Mehrow.




Beim Weitergehen sehen wir dann erst, dass das Wässerchen der Ausläufer eines kleinen, länglichen von Enten & Co. bevölkerten Sees ist, der zunehmend breiter wird und bis an den Wald heranreicht, der unser heutiges Ziel ist.




So viel Idylle hätte man hier nicht vermutet und die Bänke am Ufer sind so einladend, dass der Wanderer mit sich ringt, ob er denn weiterlaufen oder lieber hier sitzen bleiben soll - wenn die Bänke nicht gerade alle durch Liebespaare besetzt sind.



Wir entscheiden uns fürs Weiterlaufen. Am Waldrand stößt unser Trampelpfad auf einen Wanderweg, der nach links weiter am See entlang nach Hönow führt. Wir biegen aber nach rechts ab und laufen fortan immer am Rand des Waldes entlang.
Der zu Hönow gehörende Wald heißt "Herrendike", was zusammen mit dem "Haussee" (den wir noch zu sehen bekommen) darauf hinweist, dass es in Hönow mal eine Burg oder einen anderen Herrensitz gegeben hat.

Für uns ist die Herrendike insofern interessant, weil während der französischen Besetzung 1806/1807 im nördlichen Teil dieses Waldes eine große Anzahl französischer Soldaten lagerte. Die während dieser Zeit verstorbenen Soldaten (es sollen 410 gewesen sein) wurden gleich vor Ort beigesetzt, weshalb dieser Teil des Waldes früher auch "Franzosenfriedhof" bzw. "Franzosenkirchhof" genannt wurde.




Da im Laufe der Jahre ein Teil des Waldes gerodet wurde, kann es aber auch sein, dass die Gräber unter dem angrenzenden Acker liegen, zumal dort vor etwa 100 Jahren beim Pflügen eine Eisenplatte aus jener Zeit gefunden wurde.



Wir "genießen" noch einmal den Blick auf Freileitungen und Ahrensfelder Hochhäuser und biegen dann, immer dem Waldrand folgend, nach Süden.
Bald erreichen wir einen kleinen, baumumstandenen Teich und gleich danach gabelt sich der Weg. Rechts geht es nach Eiche, wir nehmen aber den Trampelpfad nach links, der sich bald wieder zu einem ordentlichen Weg verbreitert, der durch die Herrendike bzw. an deren Rand entlang bis nach Hönow führt.




Beidseits des Weges treffen wir immer wieder auf ausgehobene Stellungen, die zwar nicht mehr von den Franzosen stammen, aber auch kriegerischen bzw. "friedenserhaltenden" Zwecken dienten. Die "bewaffneten Organe" der DDR, zunächst wohl die am Berliner Stadtrand stationierten Grenztruppen und später die Kampfgruppe, haben in dem lange Jahre abgesperrten Wald Krieg gespielt.





Wir laufen immer gerade aus und ignorieren alle Abzweige nach links, die durch die Herrendike zurück nach Mehrow bzw. nach Hönow-Nord führen. Belohnt werden wir durch Blicke auf grüne Lichtungen (links) und satte Wiesen (rechts).


Am Ende dieses Weges müssen wir uns entscheiden, ob wir nach links den unbeschilderten Weg durch den Wald nach Hönow Nord laufen oder den rechts abzweigenden "Eicher Weg" nach "Höhnow Dorf" nehmen. Beide Wege haben ihre Reize.





Wir entscheiden uns, den "Eicher Weg" zu nehmen, der auf der linken Seite mit Wochenend- und Wohngrundstücken bestanden ist, aber in den Baulücken immer mal wieder den Blick auf den "Retsee" zulässt.

Auf der rechten Seite reichen die Wiesen und Felder fast bis an den Weg heran und man kann eine Vielzahl genüsslich grasender und interessiert schauender Schafe beobachten, für die auf der Wiese auch Unterstände gebaut wurden.



Hier gibt es Stellen, wo man meint, im Urlaub zu sein. Die Retsee liegt tief unter einem und am gegenüber liegenden Ufer ziehen sich die Grundstücke den Hang hinauf. Die über den See verlaufende Freileitung kann diese Idylle kaum trüben.






Der nunmehr halbwegs befestigte Weg führt uns in Bögen bis auf die Höhe des Sees hinab, vorbei an einigen wilden Badestellen und Anglern, die hier ihr Glück versuchen.


Auf der rechten Seite reicht nun ein Zipfel des Haussees bis an den Weg heran. Dessen Umgebung wurde zu Recht zum Landschaftsschutzgebiet erklärt und mit der "Gelben Eule" markiert. Nur wenige Grundstücke gibt es am See und diese reichen erfreulicherweise nicht bis an das Wasser bzw. den umstehenden Schilfgürtel. So kann man hier in allen Richtungen ein paar kleine Trampelpfade entlang des Wassers finden.

Der "Eicher Weg" verläuft auf einem schmalen Damm zwischen beiden Seen hindurch und dann in einem Bogen nach rechts und leicht bergan.

Es fällt uns schwer, diese Idylle zu verlassen, wo man stundenlang mit oder ohne Angel an Wasser sitzen und die Landschaft genießen oder die Schwäne und Enten auf dem Wasser beobachten sowie den Fröschen im Schilf zuhören könnte.




Kurz bevor unser Weg in die Hönower Dorfstraße mündet, steht rechst ein Gebäude, das im Grundriss wie eine Kirche mit angebautem Chor aussieht, aber mal eine Kneipe war. Die ist schon seit vielen Jahren zu und kann uns leider nicht bewirten.


An der Dorfstraße angekommen wenden wir uns nach links und laufen an der vor kurzem schön hergerichteten und mit einem großen Wandbild versehenen "Reitanlage an der Glücksburg" vorbei. Vor etwa 10 Jahren war das Haus daneben noch in einem solchen Zustand, dass man es als Kulisse für Kriegsfilme genutzt hat.

Wir laufen nun geradewegs auf das "Landgasthaus Hönow" zu, das vor einigen Jahren durch einen Anbau zu einem stattlichen Hotel ausgebaut wurde, aber seine Gemütlichkeit bewahrt hat. Wenn die Zimmer wirklich so toll sind, wie es die Bilder im Prospekt versprechen, dann ist das Haus eine Empfehlung wert!






Am Landgasthaus gabelt sich die Straße. Geradeaus geht es über Trappenfelde nach Altlandsberg und links nach Mehrow. Hier gibt es einen ordentlichen Fußweg und als Fußgänger brauchen wir auch nicht auf den Blitzer achten, der oft hier steht.

Bald haben wir die ersten Häuser von Hönow-Nord erreicht: Auf der rechten Seite ältere und ganz neue Einfamilienhäuser und auf der linken Seite das Wohngebiet am Retsee, das aus Reihenhäusern und Stadtvillen besteht und sich offenbar großer Beliebtheit erfreut. Die Häuser am hinteren Rand des Wohngebietes haben einen schönen, unverbaubaren Blick hinunter zum Retsee. Gleich vor der Tür ist eine Haltestelle des von Dahlwitz-Hoppegarten nach Hönow-Nord verkehrenden Busses.



Den Bus brauchen die Leute hier aber auch, denn in Hönow-Nord gibt es keine Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten und auch in Hönow-Dorf kann man seit dem Abriss der Kaufhalle nichts mehr einkaufen.



Hinter dem Wohngebiet stoßen wir auf ein gut umzäuntes Grundstück, wo angeblich bis zur Wende ziemlich geheime Leute wohnen und danach mal kurze Zeit eine Firma "Glücksburger Modellbahn" beheimatet war.

Ob die mit einem selbst gedruckten Schild in Plastiktüte angepriesene "Pension Niederbarnim" einer Erwähnung bedarf, wissen wir nicht. Da kommen uns eher Zweifel.

Das nach ein paar Metern durch Wald auf der rechten Seite auftauchende Haus fesselt bald unseren Blick. Mit seinen Erdwärme-Experimenten, auf die der bunkerähnliche Wall am Zaun hinweist, hat es der Besitzer schon mal bis in die Zeitung gebracht. Nun sind da noch etliche Quadratmeter Solarzellen hinzugekommen. Vielleicht schafft es der Besitzer mal, auf diesem Wege seine Hütte warm zu kriegen, einen Architekturpreis wird er aber sicher nicht für sein Haus bekommen!



Rechts folgt die Endhaltestelle des Busses, der bis zum vorigen Jahr zu bestimmten Zeiten weiter bis nach Mehrow fuhr. Links breitet sich ein Acker aus, an dessen Ende wir den Steinhövelsee und die Herrendike entdecken.

Dann ist auch schon der Hönower Ortsausgang erreicht und ein paar hundert Meter stoßen wir auf eine gut gepflegte Kleingartenanlage, die bis zum Mehrower Ortseingang linksseitig die Landstraße begleitet.


Gleich hinter dem Ortseingang von Mehrow ist eine Kreuzung, an der es geradeaus in die Robert-Stock-Straße geht, die als Sackgasse am Friedhof endet und die Mehrfamilienhäuser "An der Laake" erschließt. Rechts geht es über Trappenfelde nach Altlandsberg und nach links, der Hauptstraße folgend, nach Mehrow. Das unbebaute Eckgrundstück gegenüber sieht noch wüst aus, aber da tut sich jetzt was. Das ist angeblich verkauft und inzwischen ist es halbwegs beräumt.

Das hinter der Brücke über den kleinen "Durchlass Nr. 5" folgende Grundstück von Familie Gladow besticht durch den gepflegten Rasen, den ordentlichen Zaun und die Blumen und Hecken vorm bzw. hinterm Zaun. Das aus Marzahner Abrissplatten errichtete Haus auf der rechten Seite sieht sehr freundlich aus, aber es bedarf noch etwas der Gewöhnung. Ganz ortstypisch ist es schließlich nicht.





Ein Stück weiter, an der nächsten Kurve der Dorfstraße, begrüßt uns links ein halb verfallenes Gehöft und rechts ein nie ganz fertig gewordener Bau auf dem Gelände des Reiterhofes - beides keine guten Visitenkarten für unser Dorf.



Um die Kurve herum wird es wieder freundlicher:
Links das ehemalige Gasthaus Raetz, geradezu die alte Pumpe, wo wir unsere Tourbeschreibung begonnen haben, und rechts ein mit Schilf bewachsener Zipfel des Dorfteiches.


Noch einmal geht es um eine Kurve und wir stehen vor dem ehemaligen Konsum (was nur noch an der Freitreppe zu erkennen ist) und schauen auf den letzten noch in Betrieb befindlichen Bauernhof des Ortes, wo Jürgen Bree mit Familie und Eltern wohnt und sein Landwirtschaftsbetrieb beheimatet ist.
Weiter geht es auf dem erst vor fünf Jahren gebauten und schon wieder brüchigen Fußweg entlang des Dorfteiches, vorbei an der von NCC errichteten Reihenhaussiedlung.






Die Reihenhäuser sowie das folgende neue Mehrfamilienhaus haben nicht bei jedem Begeisterung ausgelöst, aber sie zeigen dem Besucher, dass Mehrow kein aussterbendes Dorf ist, sondern einige neue Bewohner angelockt hat.

Am nächsten Knick der Straße haben wir das Dorfzentrum und damit den Ausgangspunkt unserer Wanderung wieder erreicht. Wir stehen vor dem ehemaligen Gutshaus, das auch schon mal Schloss genannt wurde und seit Mitte der 1950 Jahren offiziell "Kulturhaus" hieß. Im Moment ist es eingerüstet, was die Hoffnung nährt, dass der neue Eigentümer, der darin den empfehlenswerten "Mehrower Hof" betreibt und sogar Gästezimmer anzubieten hat, dem Gebäude einen längst fälligen Anstrich verpasst.