Schönefeld  Waßmannsdorf  Selchow  Glasow  Dahlewitz  Gr. Kienitz  Rotberg  Kiekebusch

Momentan (Frühjahr 2021) treibt einen nicht viel nach Schönefeld - und wenn, dann eher ein Impftermin im stillgelegten Terminal 5, als ein Flug in den Urlaub oder zu Verwandten.
Karte hergestellt aus OpenStreetMap-Daten | Lizenz: Open Database License (ODbL)
Wenn man doch mal in der Gegend unterwegs ist und keine Eile hat, dann sollte man sich ruhig die Dörfer rings um den Flughafen anschauen, die allesamt hübsche Ecken und vor allem ansehnliche Dorfkirchen besitzen.
Flughafen Berlin-Schönefeld (BER, Terminal 5)


Nach der Inbetriebnahme der Terminals 1 und 2 des neuen Flughafens „Berlin Brandenburg Willy Brandt“ (BER) am 31. Oktober 2020 sollte eigentlich das alte Flughafengebäude (Flughafen Schönefeld) noch eine Weile als „Terminal 5“ genutzt werden. Ende 2020 ist noch mit großem Presserummel die Umbenennung erfolgt und der Schriftzug „Flughafen Berlin Schönefeld“ auf dem Dach durch „BER Terminal 5“ ersetzt worden. Tatsächlich flogen auch noch ein paar Wochen verschiedene Fluggesellschaften den alten Flughafen an. Aber da wegen der Corona-Pandemie die Zahl der Flüge immer geringer und die Verluste immer größer wurden, ist das Terminal bereits am 23. Februar 2021 geschlossen worden. Seitdem herrscht dort gespenstige Stille.


Die Türen des Terminals sind verschlossen, der Gehsteig davor ist leer, die Bushaltestellen sind fast ausnahmslos außer Betrieb und der lange, halb überdachte Gang zum S-Bahnhof ist menschenleer. Kein Gedränge, kein Klappern von Rollkoffern und keine zwielichtigen Gestalten, die nach abgefahrenen Fahrkarten fragen. Weitestgehend verlassen sind auch die Parkhäuser und Parkplätze vor dem Terminal 5, zumal die Mietwagen-Unternehmen längst umgezogen und deren Stellplätze damit überflüssig geworden sind. Auch von den Taxi-Schlangen ist nichts mehr zu sehen.


Ähnlich sieht es auf dem „Bahnhof Flughafen Berlin-Schönefeld“ aus. Das eigentliche Bahnhofsgebäude mit seinen Service-Einrichtungen ist schon vor Jahren verrammelt worden und nur der lange Tunnel zu den Bahnsteigen war übrig geblieben. Dort herrschte stets bis weit in den Abend viel Betrieb, vor allem verursacht durch die Unmengen Touristen, die hilfesuchend vor den Fahrkartenautomaten standen und versuchten herauszubekommen, welchen Fahrschein sie für die Fahrt zum Hotel lösen müssen. Nichts ist davon geblieben. Die lange Reihe Fahrkartenautomaten findet keinen Zuspruch mehr und wären da nicht zwei Monteure, die flackernde Lampen tauschen, würde man keinen Menschen im Tunnel sehen.
Das einzige, was hier nicht leer ist, ist das Vorfeld des alten Flughafens. Das ist vollgeparkt mit EasyJet-Flugzeugen, die derzeit nicht benötigt werden ...
Vom Terminal 5 ist es nicht weit bis ins Zentrum des Dorfes Schönefeld, wo man übrigens derzeit gut und kostenlos parken kann, wenn man sich nicht länger als zwei Stunden um­sehen will. Allerdings ist nicht so ganz klar, wo das Zentrum des Dorfes ist, denn Schönefeld wird von der Bundesstraße 96a und der parallel dazu verlaufenden Eisenbahnlinie zerschnitten. Die alte Dorfkirche liegt im Süden der Bahn; Rathaus, Feuerwehr und Schule befinden sich hingegen auf der anderen Seite.
Mit dem Auto kann man nur am Ortseingang und am Ortsausgang die Seite wechseln. Fußgängern bietet sich neben dem Bahnhofstunnel noch eine Fußgängerbrücke gegenüber der Kirche zum Seitenwechsel an.
Direkt neben dieser Holzbrücke ist ein kleiner Tümpel, der wahrscheinlich mal als Löschteich diente. Und, man kann es kaum glauben, am Ufer des Teiches fühlen sich ein paar Flamingos wohl und lassen sich weder von der Bahn auf der einen Seite, noch von der Fernstraße auf der anderen Seite, geschweige denn von den Passanten der Brücke stören.
Störche sind nicht zu sehen - die treiben sich Anfang März wahrscheinlich noch da 'rum, wo die Flamingos her kommen.

Schönefeld

Wie viele andere Orte wird Schönefeld erstmals 1375 im Landbuch von Kaiser Karl IV. erwähnt. Mit 55 Hufen war das Angerdorf etwa so groß wie Mehrow. „Schonenvelde“ gehörte zu dieser Zeit der Familie Selchow, der unter anderem die Gerichtsbarkeit und das Kirchenpatronat zufiel. Unter den weiteren Eigentümern war auch eine Familie Schönefeld.
In den folgenden Jahren wurden die Besitzverhältnisse immer verworrener. Im 15. Jahrhundert ging z. B. ein Teil an eine Familie Hoppenrade in Zepernick und hundert Jahre später fiel das halbe Dorf an einen Bürger Mittelstraß in Bernau.
Von den ehemals zwölf Bauern waren nach dem 30jährigen Krieg nur sechs verblieben. Erst um 1800 war der alte Stand halbwegs wieder erreicht. Das Rittergut, das im Laufe der Zeit entstanden war, wurde 1928 mit der Gemeinde vereinigt. Zu dieser Zeit gab es etwa 50 Wohnhäuser
Die Einwohnerzahl lag am Anfang des vorigen Jahrhunderts zwischen 500 und 600, ab 1939 betrug sie etwa 1.000, ab 1981 etwa 2.000. Bis zum Jahre 2003 blieb sie unter 3.000, dann schnellte sie durch die Eingemeindung von Großziethen, Kiekebusch, Selchow, Waltersdorf und Waßmannsdorf hoch auf knapp 12.000. Jetzt sind es über 16.000 Einwohner.


Die spätromanische Dorfkirche mit Westturm, eingezogenem Chor und halbrunder Apsis wurde (wie unsere) in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet, aber Anfang des vorigen Jahrhunderts erheblich umgebaut.
Im Jahre 1905 erhielt die Kirche statt der zuvor vorhandenen zwei Bronzeglocken ein dreifaches Bronzegeläut, das aber 1917 zu Kriegszwecken eingeschmolzen wurde. Die 1918 als Ersatz beschafften Eisenglocken taten 90 Jahre ihren Dienst, die größte davon steht mit einem Hinweisschild versehen auf dem Kirchhof. Seit 2008 hängt im Kirchturm ein vierfaches Bronzegeläut, das aus Spenden finanziert und in Passau gegossen wurde.
Eine Stele auf dem Kirchhof erinnert an den Absturz einer Boeing 757-200 der Birgenair am 6. Februar 1996 auf dem Flug von Puerto Plata (Dominikanische Republik) über Berlin-Schönefeld nach Frankfurt am Main. Die Maschine stürzte kurz nach dem Start ins Meer und riss alle 189 Insassen in den Tod. Deren Namen sind auf dem Stein vermerkt.


Der jenseits der Bahnlinie liegende neue Teil von Schönefeld ist bei dieser Besichtigungstour ausgelassen worden, stattdessen ging es gleich weiter nach Waßmannsdorf.
Von dort, wo die Straße „Waßmannsdorfer Tor“ von der B 96a abzweigt, kann man gut den derzeit ziemlich dünnen Flugbetrieb auf der nördlichen Start-/Landebahn beobachten und die Unmengen an EasyJet-Flugzeugen sehen, die hier abgestellt wurden, da Corona-bedingt kein Bedarf besteht.

Waßmannsdorf
In Waßmannsdorf, das 1350 erstmals urkundlich erwähnt und 2003 nach Schönefeld eingemeindet wurde, merkt man kaum etwas vom Flughafen und der nahen Bundesstraße. Die Dorfstraße bekommt vermutlich nur Anliegerfahrzeuge zu sehen und viele Gründe, durch das Dorf zu laufen, gibt es nicht.

Aber es gibt eine schön anzusehende, rechteckige Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert, die erst vor etwa einhundert Jahren am westlichen Giebel ihren Turm und an der Nordseite einen kleinen Vorbau an der ehemaligen Priesterpforte bekam.
Die bienenkorbförmigen Fenster haben verputzte Faschen und den Ostgiebel zieren drei dunkel eingefasste Blenden.


Auf dem Kirchhof stehen noch ein paar wenige Grabsteine, darunter einer mit einem trauernden Engel.
Die Wetterfahre auf dem Turm trägt die Jahreszahl des letzten großen Umbaus der Kirche: 1926.
1970 ist die Kirche renoviert und mit einer Heizung versehen worden, Anfang dieses Jahrhunderts wurde das Dach saniert.

Ein paar Meter östlich der Kirche steht das Spritzenhaus und dazwischen ein Kriegerdenkmal mit den Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen oder vermissten Waßmannsdorfer.
Am Ende der Dorfstraße sieht man eine Neuerung der letzten Jahre: Die S-Bahn, die auf dem Weg vom alten zum neuen Flughafen den Ort passiert.


Die S9, die über die Stadtbahnstrecke aus Spandau kommt, und die S45, die über den Südring vom Südkreuz zum Flughafen verkehrt, enden nun nicht mehr am Bahnhof Berlin-Schönefeld (BER Terminal 5), sondern fahren noch ein Stück geradeaus, biegen hinter Waßmannsdorf links ab und verschwinden nach einer lang gezogenen Kurve in einem Tunnel, der sie unter das neue Flughafengebäude führt.
In der Kurve befindet sich der S-Bahnhof Waßmannsdorf, von dem man im 10-Minuten-Takt in die Großstadt oder zum Flugsteig kommt.
Der am 25. Oktober 2020 eingeweihte Turmbahnhof mit zwei Seitenbahnsteigen war übrigens bereits 2011 zur ursprünglich geplanten Flughafen-Eröffnung fertig!



Fährt man auf der Waßmannsdorfer Allee am Bahnhof vorbei zur B96a und weiter auf dem Wiesenweg (L75), dann kommt man nach Selchow.
Da, wo die erste Zufahrt in den Ort rechts abzweigt, ist links eine kleine Stichstraße, die zu einem Tor des Flughafengeländes führt. Dort kann man mal einen Moment das Auto abstellen und auf den kleinen Damm klettern, der Flugzeug-Fotografen einen hervorragenden Aussichtspunkt am Westende der nördlichen Start- und Landebahn bietet. Wenn diese Bahn gerade in Betrieb ist, dann fliegen je nach Windrichtung die landenden oder startenden Flugzeuge genau über die Köpfe der Neugierigen hinweg.


Apps wie „Flightradar24“ verraten einem, wann da welches Flugzeug landet oder startet, wo es herkommt oder hinfliegt, wie schnell und wie hoch es ist usw. Je nachdem, wie viele Flugzeuge in den nächsten Minuten erwartet werden, ist der kleine Damm gut besucht oder menschenleer, was derzeit wohl die häufigere Variante ist.
Permanent gut „besucht“ ist derzeit das westliche Vorfeld des neuen Flughafens. Da hat die Lufthansa ihre derzeit wegen Corona nicht benötigten Flugzeuge abgestellt - alle mit staubsicher verpackten Turbinen und teilweise mit zugeklebten Fenstern, um die Sonne fernzuhalten. Unter den abgestellten Flugzeugen befindet sich auch ein Airbus A321 in Retro-Ausführung, das heißt ein ganz modernes Flugzeug mit der vor fünfzig Jahren üblichen Bemalung. Ein schöner Hingucker, den man aber viel lieber fliegen sehen würde.

Selchow

An der Einfahrt nach Selchow steht wie an vielen anderen Stellen rings um den Flughafen ein noch recht neuer Wegweiser in Form eines mannshohen Obelisken.
Neben den Richtungsangaben und den Wappen der Dörfer, auf die verwiesen wird, tragen die Wegweiser oft noch einen Hinweis auf den Sponsor oder den Anlass ihrer Errichtung.

Auf diesem Wegweiser steht beispielsweise „Einweihung des Radweges durch Minister Jörg Vogelsänger, 7.9.2012“ und „Mit Unterstützung von Bildhauer Herbert Engler aus Glasow und den Gästen der Feier vom 14.2.2012“. Was auch immer da gefeiert wurde, es war eine gute Idee, für solch einen Stein zu sammeln. Momentan käme nicht viel zusammen, da nicht in größerem Kreis gefeiert werden darf ... Gleich neben dem Stein verschwindet die S-Bahn zusammen mit der direkt vom Südkreuz kommenden Regional- und Fernbahn im Tunnel, der zum Bahnhof genau unter das Flughafengebäude führt. Von da kann man mit dem Fahrstuhl oder auf der Rolltreppe in die Flughafenhalle, fast bis zum Abfertigungsschalter fahren.
Auf der Landkarte, die in Selchow wie in den anderen Ortsteilen hängt, kann man sich ein Bild davon machen, dass dieser Ort praktisch zwischen den beiden Start-/Landebahnen liegt.

Auch Selchow hat eine sehenswerte Feldstein-Dorfkirche, die leider wie all die anderen innen nicht zu besichtigen ist.
Es handelt sich wie in Schönefeld um ein spätromanisches Bauwerk aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Die Kirche steht etwas erhöht auf einem umfriedeten Kirchhof an der Alten Selchower Straße.

Darüber, welche Gebäudeteile in welcher Reihenfolge gebaut wurden, grübeln noch die Experten. Der eingezogene Chor und der querrechteckige Turm könnten eventuell nachtäglich errichtet worden sein - letzterer zunächst nur bis zur Dachtraufe und erst zweihundert Jahre später bis zu jetzigen Höhe. Interessant ist, dass hier das Kirchenschiff breiter (11,05 m) als lang (9,10 m) ist und dass seine Länge von der des Chores (9,60 m) übertroffen wird. An der Südseite des Chores wurde eine Patronatsloge angebaut, weshalb es auf Luftbildern aussieht, als wäre der Chor gegenüber dem Kirchenschiff seitlich versetzt. Nur die oberen, der in zwei Höhen angeordneten Fenster sind um 1700 vergrößert worden, woraus sich eine sehr eigenwillige Fassadengestaltung ergibt.
An den Längsseiten der Kirche lehnen einige Grabkreuze von einst auf diesem Kirchhof befindlichen Gräbern. Darunter auch das von „Ferdinand Le Petit“ (30.9.1778 - 18.1.1841), der seinerzeit Prediger in Selchow war.
Am Kirchhoftor steht ein Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges, ergänzt um Tafeln für die Opfer von 1939/45.



Im Straßendreieck zwischen der Kirche und dem ehemaligen Gutshof steht ein Stein mit einer Gedenktafel
"Zum Andenken an den 100jährigen Geburtstag
Kaiser Wilhelm den Großen, 11. März 1897.
Gewidmet vom Kriegerverein Selchow"
Der (Deutsch-) Lehrer war offenbar nicht im Kriegerverein.

Ein Stück weiter befindet sich der Friedhof, dessen Eingang von der Rückseite zweier großer Grabmäler flankieren wird.
In einer Ecke ist ein großes Grabmal aus roten Ziegelsteinen mit einer weißen Engelsfigur zu bestaunen. Ein schlichter Grabstein erinnert an 7 polnische Staatsbürger, die 1944 hier bestattet wurden, vermutlich waren es Zwangsarbeiter.


Noch ein Stück weiter trifft man auf die Messestraße, die den Südrand von Selchow bildet und sich um das Gelände schlängelt, auf dem alle zwei Jahre die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung „ILA Berlin“ stattfindet - angeblich mit Gewinn.
Hinter dem Flughafenzaun sind drei Messehallen und reichlich Stellfläche für große Brummer zu sehen. Der Parkplatz auf der anderen Straßenseite hat auch eine ordentliche Größe.

Hier trifft man auch wieder auf einen Wegweiser, der nach Selchow und Glasow zeigt, und an dem sich offenbar ein Steinmetz und ein Bauernhof beteiligt haben.
Das Wappen mit der Kirche und den zu einem „S“ angeordneten Hufeisen ist das des Ortsteiles Selchow, jenes mit der Windrose gehört dem Ortsteil Schönefeld.

Das Wappen mit der kleinen Windrose zwischen zwölf rot-weißen Segmenten ist seit 2005 das der ganzen Gemeinde Schönefeld. Letztes wurde vom Heraldiker Frank Diemer aus Erfurt gestaltet, der auch das Mehrower Wappen entworfen hat. Damit der sich beim Lesen nicht die Haare rauft, sei hier die offizielle Blasonierung des Wappens wiedergegeben:
„Von Rot und Silber zwölfmal geständert und belegt mit einer Windrose (eine silberne Scheibe belegt mit einem achtstrahligen gold-schwarz facettierten Stern, oben besteckt mit einer schwarz-gold gespaltenen Lilie).“ Der Laie runzelt beim Lesen verständnislos die Stirn, ein Heraldiker könnte aber mit dieser Beschreibung das Wappen nachmalen.
Während ich an der Ecke stehe und das nur wenige Tage im Jahr genutzte Messegelände bestaune, brummt ein dicker Flieger der Luftwaffe heran, setzt zur Landung an, aber startet durch und verschwindet wieder in weitem Bogen.
Das war dann wohl bloß eine Übung. Woher der Flieger kam und wohin er letztlich flog, weiß ich nicht. Anhand des Kennzeichens „54+29“ am Rumpf erfahre ich aber, dass es sich um einen fast fabrikneuen Airbus A400M-180 handelt.

Glasow
Folgt man dem Wegweiser nach Glasow, dann trifft man dort am Ortseingang auf einen sowjetischen Soldatenfriedhof. Der liegt auf einer Anhöhe gegenüber dem Gemeindefriedhof.
Von der Straße führt, vorbei an Tafeln mit einem Stalin-Zitat auf Deutsch und Russisch, ein mit Wacholder bestandener Weg hinauf zu einem Denkmal mit einem roten Stern.


Vor dem Denkmal sind in einem großen Halbkreis eine Reihe mit Buchsbaum umstandener Gemeinschaftsgräber und zwei Reihen in Betonstein gefasster Einzelgräber angeordnet, wobei sich mitunter auch mehrere, oft unbekannte Soldaten oder Offiziere ein vermeintliches Einzelgrab teilen. Insgesamt macht die Anlage einen recht ordentlichen Eindruck, wenn man davon absieht, dass die Steinplatten vor dem Denkmal erneuerungsbedürftig sind - aber eigentlich wird ja dieser Aufmarschplatz zwischen den Gräbern auch nicht mehr gebraucht.


Einige der hier bestatteten Soldaten sind am 30. April 1945 gefallen, als der Kampf um Berlin eigentlich schon fast beendet war. So zum Beispiel der „Held der Sowjetunion“ Pawel Semjonowitsch Wolkow im Alter von 26 Jahren oder der Oberleutnant Boris Grigorjewitsch Krowitzki, dessen Bild am Grabstein angebracht wurde, im Alter von 23 Jahren.


Insgesamt liegen auf dem Soldatenfriedhof 460 im Kampf gefallene Soldaten und Offiziere der Roten Armee. Hinzu kommen Zubettungen von Gefallenen aus aufgelösten Grabstätten in Mahlow, Groß Kienitz, Mittenwalde, Rangsdorf, Groß-Machnow und Kleinbeeren.

Wie bereits gesagt, befindet sich gegenüber der Friedhof von Glasow, einer der vier Friedhöfe (zwei evangelische und zwei kommunale) der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow, zu der Glasow seit 1950 (Eingemeindung in Mahlow) gehört.
Dort fand gerade eine Beerdigung unter Corona-Bedingungen statt - außerhalb der Kapelle mit nur wenigen Teilnehmern, die ausnahmslos eine Maske tragen mussten. Da verbot es sich, mit der Kamera durch die Grabreihen zu ziehen.
Die Glasower Feldsteinkirche stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert, der Kirchturm wurde 1672 angefügt.
Der barocke Turmaufsatz ist an der Westseite verputzt und zeigt auf den anderen Seiten dunkles Fachwerk mit hellem Gefach. Im Turm hängen eine Stahl- und eine Bronzeglocke, in der hölzernen Turmhaube ist eine Uhr untergebracht.





Auf dem Kirchhof stehen nur noch wenige Grabmale, die der Gemeinde erhaltenswert erschienen.
Jenseits der Kirchhofsmauer findet sich auf dem Dorfanger ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges:
"Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Erinnerung, den Kameraden zur Nacheiferung ..."

Die Dorfstraße von Glasow namens „Alt Glasow“ zieht sich von Nord nach Süd durch das Dorf und umschließt dabei den Anger mit der Kirche. In der Mitte des Dorfes kreuzt sie den vom Osten kommenden Selchower Weg, der jenseits der Kreuzung „Glasower Damm“ heißt und sich nach 150 Metern gabelt. Der nördliche Ast führt nach Mahlow, der südliche nach Blankenfelde. In dieser Gabelung steht ein historischer Meilenstein, der verkündet, dass es von hier drei Meilen (ca. 22,5 km) bis nach Berlin sind.
Dahlewitz
Von Glasow geht es weiter nach Dahlewitz, einem andern Ortsteil von Blankenfelde-Mahlow. Uns ist der Ort nur dadurch bekannt, dass er a) oft mit Dahlwitz, einem Ortsteil unserer Nachbargemeinde Hoppegarten verwechselt wird, und b) dass sich da eine vom Berliner Ring aus sichtbare Triebwerksfabrik von Rolls Royce befindet.
Dass es hier auch eine eindrucksvolle Kirche und die Reste eines stattlichen Gutes gibt, ist eine Überraschung.

Eine noch größere Überraschung wäre es allerdings gewesen, im Dorf ein Geschäft oder einen Imbiss zu finden, in dem man sich mit Speis und Trank für ein Picknick auf dem dankenswerter­weise auf dem Anger eingerichteten Rastplatz hätte eindecken können.
Das etwas eigenwillige Kriegerdenkmal zwischen Rastplatz und Dorfkirche besteht aus einem pyramidenförmigen Steinhaufen mit einem metallenen Würfel oben drauf, der die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus Dahlewitz trägt. Dieses Denkmal wurde 1925 vom Frauen-Landbund Dahlewitz gestiftet. Am Fuße des Denkmals mahnt eine Bronzetafel aus jüngerer Zeit „Zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“.



Auch die Dahlewitzer Feldsteinkirche stammt aus dem 13. Jahrhundert, der Turm wurde aber auch hier (wie in Selchow) erst später auf seine jetzige Höhe gebracht.
Die im 17. Jahrhundert angebaute Herrschaftsloge (unter der sich eine Gruft befindet) mit ihren Fensterläden könnte man auch für eine Gartenlaube oder einen Schuppen halten.



Auf der anderen Seite der Dahlewitzer Dorfstraße befindet sich das zweigeschossige Dahlewitzer Gutshaus, das um 1800 erbaut wurde und bei einem Brand im Jahre 2001 schwer beschädigt wurde. Seitdem verfällt es leider zusehends.
Der am Ende des 19. Jahrhunderts (laut Wetterfahne 1897) auf dem Gutsgelände errichtete Wasserturm, der auch das Wappen von Dahlewitz schmückt, ist hingegen noch gut erhalten und bedarf eigentlich nur einer sinnvollen Nutzung.


Auch das nächste Dorf auf unserer Rundreise um den Flughafen BER gehört zur Gemeinde Blankenfelde-Mahlow: Groß Kienitz.
Groß Kienitz

Groß Kienitz wurde 1305 erstmals urkundlich erwähnt, hat also seine 700-Jahr-Feier bereits lange hinter sich.
Gesiedelt wurde hier aber offenbar schon sehr viel früher, denn in der Nähe hat man jungsteinzeitliche Siedlungen und sogar ein Großsteingrab entdeckt. So weit wollen wir uns aber nicht zurück begeben.

Die Groß Kienitzer Dorfkirche stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Ihr Taufstein, der auch das Wappen von Groß Kienitz ziert, stammt aus dem Jahre 1607.
Eine Tafel am Eingang zum Kirchhof erzählt unter anderem, dass das Dorf 1637 von schwedischen Truppen geplündert und teilweise zerstört wurde.


Rotberg
Im nahen Rotberg (einst Rotzis genannt), das als Ortsteil von Waltersdorf zur Gemeinde Schönefeld gehört, finden wir eine Dorfkirche anderer Bauart. Die im 14. Jahrhundert aus nicht geschichteten, unbehauenen Feldsteinen errichtete Kirche wurde 1860 im Stile der Neogotik umgebaut, wobei der obere Teil des Kirchenschiffes in Mauersteinen ausgeführt wurde.


Das Kirchlein, das da so zaghaft zwischen dem Feuerwehrgebäude und dem alten, denkmal­geschützten Spritzenhaus hervorlugt, besitzt am Westgiebel eine spitzbogige Pforte und obendrauf einen kleinen Glockenstuhl, der aber ohne Glocke ist. Auf den anderen drei Seiten hat die Kirche hohe und weite spitzbogige Fenster, wobei die am Ostgiebel nicht verglast, sondern mit hellen Blenden versehen sind. Auf beiden Giebelseiten gibt es zudem auf Dachhöhe je ein Radfenster und darüber ein kleines bienenkorbförmiges Fenster.


Eine weitere Sehenswürdigkeit kündigt sich schon an der Dorfstraße an, obwohl sie ein Stück weg liegt. An der Bushaltestelle ist ein achteckiges, turmartiges Gebäude dargestellt, das interessant erscheint, dessen Zweck sich aber nicht gleich erschließt. Es befindet sich am Ende eines großzügig angelegten und sehr gepflegten Dorfplatzes, der vor der Kirche rechtwinklig zur Dorfstraße abzweigt. Dort angekommen kann man sich zunächst versichern, dass es kein Taubenhaus ist, da die Einfluglöcher fehlen. Worum es sich bei dem Gebäude wirklich handelt, wird erst klar, wenn man einen Blick durchs Fenster wirft: Es ist ein grandios überbauter Backofen, der jederzeit im Trockenen bedient werden kann, da sich im Innern ausreichend Platz für den Bäcker und seine Gehilfen bietet. Ein kleines Treppchen führt ins Obergeschoss - was sich dort befindet, kann man nur erraten. Es wäre zumindest ein guter und warmer Platz, um frisch gebackenes zu verkosten.


Auf dem Kirchhof, der sicher einmal Friedhof war, gibt es nur noch wenige Grabmale. An der Dorfstraße findet sich ein großer Gedenkstein mit aufgesetztem Stahlhelm, der auf einer eingefügten schwarzen Tafel die Namen von acht im Ersten Weltkrieg gefallenen oder vermissten Soldaten trägt.


Kiekebusch
Auf der Fahrt nach Kiekebusch gelangen wir wieder in das Gemeindegebiet von Schönefeld, denn der Ort, der bereits 1318 erstmals erwähnt wurde, ist 2003 nach Schönefeld eingemeindet worden. Zu Kiekebusch und damit zur Gemeinde Schönefeld gehört auch der südwestlich gelegene Gemeindeteil Karlshof, der 1843/44 entstand, nachdem in Kiekebusch das Gutshaus abgebrannt war und man sich entschloss, ein neues an anderer Stelle zu errichten.
Kiekebusch, das einst ein Sackgassendorf war, hat durch die heutige Straßenführung eine eigenwillige Form erhalten.
Der Anger wird nicht etwa von der Kiekebuscher Dorfstraße (L402), die in Ost-West-Richtung durch das Dorf führt, umschlossen, sondern liegt seitlich davon und wird von zwei rechtwinklig von der Dorfstraße abzweigenden Armen der ins Nichts führenden Straße „Am Amtsgarten“ eingerahmt.


Auf diesem Anger steht von einem Friedhof umgeben die Dorfkirche, die im 14. Jahrhundert errichtet und Ende des 17. Jahrhunderts erweitert wurde. Die Wände zeigen einen Mix von sorgfältig behauenen, lagig geschichteten Feldsteinen und solchen, die unbehauen verbaut wurden. Dazwischen finden sich größere, mit Mauerwerk ausgebesserte Stellen.

Der 1718 angebaute Turm steht auf einem Feldsteinsockel mit mächtigen Strebepfeilern und hat einen hell verputzen quadratischen Turmaufsatz mit einem Pyramidendach.
Dass der Turm nicht mittig steht, ist der Tatsache geschuldet, dass auf der Südseite eine Patronatsloge angebaut wurde und das Kirchendach über diese hinweg gezogen wurde.


Auf dem Friedhof ist man gerade dabei, mit schwerem Gerät Platz zu schaffen. Ein paar gusseiserne Grabkreuze müssen ihren Platz räumen, sollen aber erhalten und an einer Wand aufgestellt werden. Eine Reihe solcher Kreuze gibt es schon.
Ein Kreuz nebst Busch findet sich auch auf dem Wappen - das soll aber das nahe Schönefelder Kreuz symbolisieren.



Hier endet zunächst unsere Rundreise um den Flughafen BER. Mindestens zwei Dörfer fehlen dabei: Waltersdorf, das wir uns zu einem späteren Zeitpunkt anschauen wollen, und Diepensee, wo es nichts mehr zu sehen gibt, da das Dorf dem Flughafen geopfert wurde. Die zuletzt 335 Einwohner wurden bis zum Dezember 2004 in den komplett neu gebauten Ort Diepensee nördlich von Deutsch Wusterhausen umgesiedelt.