Zum 100. Todestag von Robert Stock am 13. Juli 2012 hat der Mehrower Ortschronist Benedikt Eckelt, der zugleich diese Webseite betreibt, nachfolgenden Artikel verfasst, der mit abgewandelter Überschrift am 11.7.2012 im „Barnim Echo“ der „Märkischen Oderzeitung“ erschien.
Der Autor dankt Herrn Professor Dieter Leuthold von der Hochschule Bremen, der sich intensiv mit Robert Stock beschäftigt und anlässlich unserer 675-Jahr-Feier im Mai 2002 hier in Mehrow referiert hat, für die freundliche Bereitstellung seiner Forschungsergebnisse. Ein großer Teil der im besagten Artikel verwandten Angaben entstammt der von Karl-Heinz Loesche und Dieter Leuthold verfassten „DeTeWe-Chronik“, die 1970 von der „Deutsche Telephonwerke und Kabelindustrie AG Berlin“ herausgegeben wurde.

Zum 100. Todestag von Robert Stock
Vor 100 Jahren starb Robert Stock, ein herausragender Erfinder und erfolgreicher Industrieller, der seine Firmenerlöse in Barnimer Güter investierte.
Als am 13. Juli 1912 Carl Christian Robert Stock im Alter von nur 54 Jahren auf seinem pommerschen Landsitz starb, ging eine großartige Techniker-Karriere zu Ende.

Robert Stock wurde am 4. April 1858 im mecklenburgischen Hagenow als Sohn eines Schlossermeisters geboren.
Nach einer Schlosserlehre, Wanderschaft und Militärdienst war er zunächst in der väterlichen Werkstatt tätig, bevor er sich 1882 nach Berlin begab - mangels Fahrgeld zu Fuß! Er fand dort in der Werkzeug- und Maschinenfabrik von Ludwig Loewe eine Anstellung als Mechaniker, wechselte aber bald darauf zur Telegraphenbauanstalt der Gebrüder Naglo und später zur Telefon- und Blitzableiterfabrik von Mix und Genest.
In diesen Unternehmen der aufstrebenden Telefon- und Telegraphenindustrie erwarb er sich sehr schnell die für seine weitere berufliche Entwicklung erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten.

Im Jahre 1887 wagte er den Schritt in die Selbständigkeit und fertigte zunächst zusammen mit seiner Frau Sophie in der Küche der kleinen Kreuzberger Wohnung auf einer umge­bauten Nähmaschine sogenannte Blitzspindeln für Telefone. Seine Abnehmer, darunter sein vorheriger Arbeitgeber, waren von der Qualität und dem günstigen Preis seiner Produkte so angetan, dass sie ihn mit Aufträgen überhäuften. Das ermöglichte ihm, noch im gleichen Jahr die „Telegraphenbauanstalt R. Stock“ zu gründen, die schnell wuchs und von einer Hinterhof­werkstatt in die nächste, größere umziehen musste.

Nachdem er sich als zuverlässiger und preiswerter Zulieferer etabliert hatte, begann er damit, komplette End- und Vermittlungsgeräte und später ganze Fernsprechämter zu fertigen. Die seinerzeit üblichen Vermittlungsschränke, in denen die Verbindungen von Telefonistinnen „gestöpselt“ wurden, enthielten eine Vielzahl gleichartiger Komponenten wie Stecker und Buchsen. Um wettbewerbsfähig zu sein, kam es darauf an, solche Kleinteile schnell und preiswert zu fertigen - und darin war er unschlagbar. Anfangs von den großen Unternehmen der Branche wegen des „Stanz- und Blechkrams“ belächelt, wurde er schnell zu einem ernsthaften Konkurrenten, zumal er sich für die von ihm ausgeklügelte Schaltungsvarianten und Baugruppen eine Vielzahl von Patenten sichern konnte.

Sein großer Durchbruch gelang ihm 1896, als er anlässlich der Gewerbeausstellung im Treptower Park ein komplettes Vermittlungsamt ausstattete und der Öffentlichkeit vorstellte. Die Reichs-Postverwaltung war so sehr von der gezeigten Vermittlungstechnik begeistert, dass sie den Auftrag zur Ausstattung mehrerer großer Fernsprechämter an Robert Stock vergab. Das ermöglichte ihm, für sein nunmehr unter "Deutsche Telephonwerke R. Stock G.m.b.H." (DeTeWe) firmierendes Unternehmen ein Firmengelände in der Kreuzberger Zeughofstraße zu erwerben und dort die benötigten Produktionsstätten zu errichten.

Um sich von Zulieferern unabhängig zu machen, gründete er in Oberschöneweide eine eigene Kabelfirma sowie in Kreuzberg eine Werkzeugfabrik, die jetzt noch in Marienfelde als „R. Stock AG“ firmiert. Deren Spezialität war und ist der sogenannte "Stock-Bohrer", ein im Innern gekühlter Spiralbohrer, der eine hohe Leistung bei geringem Verschleiß erlaubt.

Robert Stock zahlte seinerzeit die höchsten Löhne in seiner Branche und gewährte seinen Mitarbeitern vielfältige Vergünstigungen, wie zum Beispiel Kindergeld, erwartete dafür aber volles Engagement und große Disziplin. Dadurch konnte er viele gut ausgebildete und hochmotivierte Mitarbeiter gewinnen und seine Marktposition stets ausbauen.

Auf dem Zenit seiner Firma, deren Leitung er inzwischen seinem Bruder Franz übertragen hatte, verkaufte er im Jahre 1900 seine Firmenanteile für stolze 5 Million Reichsmark und erwarb von dem Erlös mehrere Güter, darunter das seit 1883 verwaise Rittergut Mehrow, ein Gut in Werneuchen und einen Landsitz nahe dem pommerschen Kolberg, den er nach seiner Frau "Sophienwalde" benannte.

Sein Wohnsitz war weiterhin in Treptow an Rande des Treptower Parks, aber die erworbenen Güter weckten sein Interesse an der Landwirtschaft und seinen Ehrgeiz, die damals übliche Landtechnik zu revolutionieren. Zusammen mit Karl Gleiche erfand er einen selbstfahrenden Pflug, der viel besser handhabbar war, als die von schwerfälligen Lokomobilen über den Acker gezogenen Pflüge.


Er ließ sich diese Erfindung patentieren und gründete im Jahre 1905 in der Köpenicker Straße die "Stock Motorpflug G.m.b.H.", die stets verbesserte Motorpflüge und später auch Traktoren und Motorräder (u.a. das Stock-Motorrad mit Kardanantrieb) produzierte und Dank des großen Exportvolumens auch die Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre gut überstand. Das hat er aber nicht mehr erlebt. Als er 1912 starb, hinterließ er neben der florierenden Motorpflug-Firma zwei bestens aufgestellte Güter: In Werneuchen das 1906 seiner älteren Tochter Frieda und ihrem Ehemann Hans Müller aus Mehrow übertragene Gut, das beide mit dem heute noch existierenden Schloss versehen haben, sowie das Rittergut Mehrow, das seine jüngere Tochter Anna 1919 nach ihrer Heirat mit dem Berliner Industriellen Max Bothe übernahm.

Bestattet wurde Robert Stock zusammen mit seiner zwei Jahre später verstorbenen Ehefrau Sophie auf dem Luisenstädtischen Friedhof in der Kreuzberger Bergmannstraße. Das noch existierende Grabmal wird geschmückt von einer Bronzestatue, die einen hart arbeitenden Schmied zeigt und die Inschrift „Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis“ trägt.

Sowohl in seiner Heimatstadt Hagenow, wo es auch ein Robert-Stock-Gymnasium gibt, als auch in Schwerin und in Mehrow erinnert eine Straße an ihn. Mehr dazu ist unter www.mehrow.de zu finden.