Der Mann aus Hagenow
1858 - 1882

Carl Christian Robert Stock war ein Mann mit Ideen und klaren Vorstellungen. Als der 24jährige Handwerkersohn im Jahre 1882 zu Fuß in Berlin eintraf, hätte er sich wohl kaum vorstellen können, einmal als Erfinder und Gründer eines Industrieunternehmens in die deutsche Wirtschaftsgeschichte einzugehen.

Bevor Stock die damalige Reichshauptstadt als Ort seines Schaffens und Wirkens wählte, unterschied er sich nicht wesentlich von tausenden junger Burschen seines Alters: Der am 4. April 1858 als Sohn eines selbständigen Schlossermeisters im mecklenburgischen Hagenow Geborene besuchte von 1864 bis 1872 die heimatliche Bürgerschule, um danach eine dreijährige Schlosserlehre in der elterlichen Werkstatt zu absolvieren. Wie zur damaligen Zeit üblich, begab sich der frischgebackene Handwerksgeselle im Alter von 17 Jahren auf Wanderschaft.

So kam er 1877 auch nach Hamburg, wo er beim Kunstschlossermeister Eduard Schmidt seine Ausbildung ergänzte und sein Können verfeinerte. Die in der Hansestadt erlernten Fähigkeiten waren ihm beim folgenden Militärdienst von großem Nutzen. Zwei Jahre lang diente Stock in der Büchsenmacherei seines Regiments, wo er mit der Pflege und Reparatur von Handfeuerwaffen betraut war. Daraufhin kehrte er 1880 in die väterliche Schlosserwerkstatt nach Hagenow zurück.

In seiner Heimatstadt angekommen, half er seinem Vater bei der Abwicklung eines für damalige Verhältnisse noch außergewöhnlichen Auftrages. Das Berliner Spezialunternehmen für Eisenbahn und Signalbau, "Zimmermann und Buchloh", hatte den elterlichen kleinen Betrieb ausersehen, für den Hagenower Bahnhof eine Zentralweichenstellanlage zu bauen. Dabei muß der junge Stock wieder Fernweh bekommen haben. Nachdem ihn in der Enge der heimatlichen Kleinstadt nichts mehr hielt, zog er - um Fahrgeld zu sparen - auf Schusters Rappen in die Reichshauptstadt.

Robert Stock

Firmengründer C. Ch. R. Stock.

Berlin erlebte nach den Jahren einer lähmenden Wirtschaftskrise und der Zeit der Restauration gerade einen industriellen Aufschwung. 1882, im gleichen Jahr, als Stock in der "Maschinenfabrik Ludwig Loewe & Co." einen Arbeitsplatz fand, entdeckte der pommersche Landarzt Dr. Robert Koch nur wenige Straßen weiter im Reichsgesundheitsamt den Tuberkel-Bazillus. Das geistige Klima in Berlin war vom Glauben an die Wissenschaft und an den technischen Fortschritt geprägt. So beeindruckte den 25jährigen Handwerkersohn auch die auf amerikanischen Werkzeugmaschinen aufgebaute Massenfertigung seines Arbeitgebers Loewe. Stock mußte lernen, daß moderne Produktionsmethoden die von ihm erlernten mechanischen Fähigkeiten zunehmend verdrängten.

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