Beiträge aus der Zeitung für Nieder-Barnim von 1895 (36. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.
[Nr. 152-154 (2.7.-4.7.), 158-296 (9.7.-18.12.) außer Nr. 245 (18.10.)]


Oranienburg, Donnerstag, den 11. Juli 1895 (Nr. 160), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Ein kolossaler Feuerschein in östlicher Richtung verursachte am Sonntag Abend gleich nach 11 Uhr Feueralarm in unserer Stadt. Auch unsere freiwillige Feuerwehr wollte ausrücken, hatte jedoch keinen Vorspann. Die Landspritze eilte zur Brandstätte. Es sind durch das Feuer auf dem Buchholzer Amte eine 250 Fuß lange Lehmfachwerkscheune mit drei Thoren und einem Kohlschuppen vollständig eingeäschert worden; halb verbrannte ferner ein neuer massiver ca. 200 Fuß langer Stall. Zu Grunde gegangen sind dabei 25 Wagen, viele landwirtschaftliche Gerätschaften, 1 Dreschmaschine und 100 Fuder Kleeheu. Um den Betrieb der Buchholzer Wirtschaft durch diesen enormen Schaden nicht lahm zu legen, hat am Montag Morgen das hiesige Dominium eine große Anzahl Gespanne nach Buchholz entsendet.

Bernau. Die Berufs- und Gewerbezählung hat für unsere Stadt folgendes Resultat gehabt: Ortsanwesende Bevölkerung: 8144, davon männliche 4004, weibliche 4140. An Haushaltungslisten sind 2059, an Gewerbebogen (für Gewerbe, in denen mehr als eine Person tätig ist) 591 ausgefüllt. Landwirtschaft betreiben 374 Personen.


Oranienburg, Sonnabend, den 13. Juli 1895 (Nr. 162), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Ein Legat von 60000 M. ist der Gemeinde Weißensee bei Berlin zugefallen, und zwar handelt es sich um ein Vermächtnis, welches der frühere Apothekenbesitzer Laege der Gemeinde zu Armenzwecken testamentarisch vermacht hat.


Oranienburg, Dienstag, den 23. Juli 1895 (Nr. 170), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Seit einigen Tagen sind auf dem hiesigen Bahnhof die Vorarbeiten zur Tunnelanlage im Gange. ...


Oranienburg, Mittwoch, den 24. Juli 1895 (Nr. 171), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Die erste elektrische Bahn in Berlin wird voraussichtlich Mitte August im Norden der Stadt eröffnet werden; sie verbindet den Stadtteil Gesundbrunnen mit Pankow und führt über einen Kilometer auf Berliner und zwei Kilometer auf Pankower Gelände. Die Strom­regulierung erfolgt oberirdisch. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 3. August 1895 (Nr. 180), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Aus Gram um ihren verstorbenen Gatten hat hier die Witwe eines Berliner Arztes, Frau Dr. M., im See ihrem Leben ein Ende bereitet. Obwohl ihr Vorhaben bemerkt wurde und Hülfe schnell bei der Hand war, wurde die Unglückliche als Leiche aus dem See geborgen.


Oranienburg, Mittwoch, den 7. August 1895 (Nr. 183), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Mahlsdorf. Ein Straßenraub, bei dem ein Knabe schwer verwundet wurde, ist am Freitag Nachmittag zwischen 4 und 5 Uhr in der Köpenicker Heide zwischen Köpenick und Mahlsdorf verübt worden. Der Bäckermeister Lange aus Mahlsdorf fuhr mit seinem Fuhrwerk nach Hause. ... Mitten in der Heide tauchten plötzlich einige Strolche auf, von denen einer den Pferden in die Zügel fiel und mit erhobenem Revolver rief: „Geld her oder ich schieße!“ ...


Oranienburg, Sonnabend, den 10. August 1895 (Nr. 186), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Die hiesige Luftschiffer-Kompanie wird in diesem Jahre an zwei Manövern teilnehmen, an demjenigen des Gardekorps und dem des II. Armeekorps, zu welchem Zweck aus der Truppe zwei besondere Abteilungen formiert werden sollen, denen je eine den betreffenden Armeekorps zugeteilt werden wird. ...


Oranienburg, Dienstag, den 13. August 1895 (Nr. 188), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Ein schwerer Vergiftungsfall, der noch nicht aufgeklärt ist, dem ein Menschenleben zum Opfer fiel, wird aus Bernau mitgeteilt: ... Auf den Abendtisch kam u. a. ein Griesflammeri, mit Kirschensaft. Alle Personen, die von dieser Speise genossen hatten, erkrankten in der Nacht unter schweren Vergiftungserscheinungen; ... Man vermutet von ärztlicher Seite, daß sich in dem zu der Speise verwandten Gries der Giftstoff befunden habe.


Oranienburg, Dienstag, den 20. August 1895 (Nr. 194), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Erschossen hat sich in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend nach 12 Uhr der 25 Jahre alte Drechslergeselle Alex. Graab von hier. Derselbe weilte noch bis Feierabend im Berger'schen Lokale hierselbst, ohne daß Auffälliges an ihm zu bemerken war. Alsdann begab er sich nach der Waschspüle und schoß sich hier, auf der ins Wasser führenden Treppe stehend, eine Kugel in den Kopf. ... Verschmähte Liebe ist, wie wir hören, das Motiv des Selbstmordes. ...


Oranienburg, Freitag, den 23. August 1895 (Nr. 197), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Am Sonnabend Morgen rückte ein Russe aus dem hiesigen Gerichts-Gefängnis aus. Derselbe saß hier in Untersuchungshaft, weil er in Herzfelde einen anderen Ziegeleiarbeiter derart auf einem Arm schlug, daß der verletzte Körperteil amputiert werden mußte.


Oranienburg, Dienstag, den 27. August 1895 (Nr. 200), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Einen am Montag Abend hier in südlicher Richtung wahrnehmbaren Feuerschein verursachte der Brand eines Stalles auf dem nur aus massiven Gebäuden bestehenden Gehöft des Bauerngutsbesitzers Karl Gahtow zu Lindenberg. Seit Dezember v. J., ist dies bereits das dritte Schadenfeuer, welches auf dem Gehöft des Herrn Gahtow ausgekommen ist, während es einmal gelang, das in einer Scheune augenscheinlich angelegte Feuer zu löschen: Wie aus verschiedenen Umständen zu schließen, liegt in sämtlichen Fällen vorsätzliche Brandstiftung vor, weshalb sich Herr Gahtow nunmehr veranlaßt gesehen hat, auf die Ermittelung des ruchlosen Thäters eine Belohnung von 300 Mark auszusetzen.


Oranienburg, Donnerstag, den 29. August 1895 (Nr. 202), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Das Gewitter am Sonnabend, das mehrere außerordentlich schwere Schläge aufwies, hat in unserer Umgegend auch leider ein Menschenleben gefordert. Eine Frau Dumcke aus Hirschfelde befand sich bei der Feldarbeit und wurde durch einen Blitzstrahl, der direkt auf ihren Kopf ging, auf der Stelle getötet. Die Leiche war ganz schwarz verbrannt, als man sie nach der Wohnung schaffte.


Oranienburg, Sonnabend, den 31. August 1895 (Nr. 204), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Ein schweres Sittlichkeitsverbrechen ist hier am Dienstag vormittag in der Nähe des sogenannten Galgenberges an der Zepernickerstraße verübt worden. Am genannten Tage wurde die auf dem Turnplatz spielende 9 Jahre alte Tochter des Arbeiters Schulz von hier von einem fremden Mann angelockt. ... Einige Frauen, welche den Unhold vorher mit dem Kinde gesehen hatten, ... veranlaßten mit Hülfe eines auf einem nahen Acker thätigen Knechtes die Festnahme des sofort nach der That fliehenden Verbrechers, der darauf von den hinzugekommenen Leuten zur Haft gebracht wurde. Vorher wurde ihm von der erregten Menge eine wohlverdiente Züchtigung zu teil.


Oranienburg, Dienstag, den 3. September 1895 (Nr. 206), Allgemeine Rundschau

Deutschland. Berlin, 2. September. Gestern vormittag hat in feierlicher Weise die Einweihung der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche im Beisein des Kaiserpaares, der Großherzogin von Baden, zahlreichen Fürstlichkeiten und einer glänzenden militärischen Suite stattgefunden. ...


Oranienburg, Freitag, den 6. September 1895 (Nr. 209), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Wegen des räuberischen Ueberfalls, welcher vor vier Wochen in der Heide von Köpenick und Mahlsdorf auf einen Brotwagen aus letzterem Orte verübt wurde, ist in Köpenick ein junger Mensch, der bis vor kurzem beschäftigungslose Arbeiter Wilhelm Schmidt, verhaftet worden. Die bedrohten Insassen des Wagens, von denen einer bekanntlich einen Schuß in den Hals erhielt, haben den Wegelagerer bereits rekognosziert. Gegenwärtig befindet er sich im Köpenicker Gerichtsgefängnis.


Oranienburg, Sonnabend, den 7. September 1895 (Nr. 210), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Vor dem Untersuchungsrichter am Amtsgericht in Köpenick hat der Arbeiter Wilh. Schmidt, von dessen Verhaftung wir gestern berichtet haben, den Raubanfall am Mahlsdorfer Wege eingestanden ... Schmidt hatte sich vor dem Anschlag Kenntnis davon verschafft, daß an dem Tage des Ueberfalls der Führer des Brotfuhrwerks einkassierte Gelder bei sich führte.


Oranienburg, Mittwoch, den 11. September 1895 (Nr. 213), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Hoppegarten. Ein leichtes Erdbeben wurde, wie die Sportwelt schreibt, am Freitag früh drei Uhr in Hoppegarten gespürt. In einem Teil der Häuser sprangen die Türen auf, sodaß die Bewohner um diese nächtliche Stunde aus der Ruhe geweckt wurden. Natürlich entstand ein großer Alarm, indessen ging der Stoß ohne jede ernsthafte Folge vorüber. - Das ist leicht erklärlich, denn das „Erdbeben“ hatte seinen Grund in der Pulverexplosion zu Königs-Wusterhausen, was die so unsanft aus ihrer Nachtruhe aufgeschreckten Bewohner der deutschen Trainingszentrale natürlich nicht wissen konnten.


Oranienburg, Donnerstag, den 12. September 1895 (Nr. 214), Allgemeine Rundschau

(Berliner Chronik.) Seit gestern Morgen ist der Verkehr auf der ersten elektrischen Bahn Badstraße - Pankow eröffnet worden. ... Die Wagen sind schön gebaut, enthalten 16 Sitz- und 14 Stehplätze und werden von einem Beamten bedient. ... Jeder Fahrgast hat das Fahrgeld, 10 Pfennig für die ganze Strecke, in einen Glaskasten zu werfen. Fahrscheine werden nicht ausgegeben. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 12. September 1895 (Nr. 214), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Das am Sonnabend hier aufgetretene Gewitter war von heftigen Schlägen begleitet, und fuhr dabei ein Blitz in die Henning'sche Bockwindmühle, rechts an der Wandlitzer Chaussee. Der Blitz traf die nach oben stehende Rute, zersplitterte dieselbe zum Teil, ging dann in die Mühle, zündete hier einige Schnüre ec. und fuhr dann unten wieder heraus. Unter der Mühle standen der Müllergeselle, der Sohn der Besitzerin und ein Dienstknecht, welche alle drei ohne jeden Schaden davonkamen. Der Geselle war so beherzt, daß er gleich nach oben in die Mühle eilen und die in Brand geratenen Schnüre mit Waschwasser löschen konnte.


Oranienburg, Donnerstag, den 19. September 1895 (Nr. 220), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. In der letzten Sitzung der hiesigen Stadtverordneten-Versammlung verhandelte man über einen Antrag des Herrn Glade, die Stadtverordnung wolle die Gründung einer Schweine-Versicherungs-Kasse in unserer Stadt in die Hand nehmen. ... Die Versammlung erklärte sich ein­stimmig mit dem Antrage, der auch von Magistratsmitgliedern unterstützt wurde, einverstanden ...


Oranienburg, Dienstag, den 24. September 1895 (Nr. 224), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Kaulsdorf. Die Festnahme eines Wegelagerers, welcher vor etwa acht Wochen auf dem Kaulsdorfer Wege in der Köpenicker Heide einen Raubanfall gegen das Milchmädchen Anna Bundesmann aus Kaulsdorf verübte, ist jetzt abermals in Köpenick gelungen. Der Thäter ist der 26jährige Straßenarbeiter Ernst Schulz, der am 31. Juli, früh ½8 Uhr, mit einem bisher unermittelten Komplicen auf das genannte Mädchen eindrang und von ihr mit den Worten: „Das Geld her oder das Leben!“ die Barbeträge forderte. Die Strolche wurden glücklicherweise dadurch an der Vollendung ihrer frechen That verhindert, daß ein fremdes Fuhrwerk des Weges kam. ...


Oranienburg, Mittwoch, den 2. Oktober 1895 (Nr. 231), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Die große allgemeine Geflügelausstellung in Weißensee, die Sonnabend Mittag im Schloß Weißensee durch den Protektor, Landrat v. Waldow, eröffnet wurde, ist recht reichlich bestückt. ... Die Prämierung hat bereits am Freitag Abend mit einem sich anschließenden Festessen stattgefunden. Mit der Ausstellung, die bis zum 30. d. M. geöffnet ist, ist auch eine Verlosung verbunden.


Oranienburg, Freita, den 4. Oktober 1895 (Nr. 233), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Köpenick. Hundert Fröschen von Köpenick ist die kulturhistorische Aufgabe zugefallen, Island mit ihrem Geschlecht zu bevölkern. Gewisse Gegenden der Insel, besonders die Nachbarschaft der großen Seen, sind im Sommer so von Fliegen und Mücken heimgesucht, daß sich beispielsweise die Bewohner am See Myvatn (Mückenwasser) bei den Feldarbeiten durch Gesichtsmasken und Handschuhe gegen die schmerzhaften Stiche schützen müssen. Da Island keinerlei Kriechtiere oder Amphibien, die ein Schutz gegen diese Plage sind, besitzt, nahmen der Kopenhagener Arzt Dr. Ehlers, der diesen Sommer zum Studium des Aussetzens nach Island ging, sowie sein deutscher Begleiter eine Anzahl Frösche mit. Ehlers hatte mit großer Mühe 40 Frösche in Charlottenlund in der Nähe Kopenhagens eingefangen, der deutsche Arzt führte 100 Frösche von Köpenick mit. Während die dänischen Frösche gleich in der ersten Nacht nach der Abreise von Kopenhagen bis auf zwei krepierten, hatten die Köpenicker Frösche die lange Seereise ausgezeichnet überstanden. Sie wurden in der Nähe Reykjaviks nördlich von der warmen Quelle ausgesetzt, worauf sie unter fröhlichem Gequake im Moor verschwanden. Die dort lebenden Enten folgten den unbekannten Einwanderern mit ersichtlichem Interesse.


Oranienburg, Dienstag, den 8. Oktober 1895 (Nr. 236), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Der gewaltsamen Tötung der Schneiderin Amalie Thätmeyer von hier war der Strumpfwirker Karl Gringer beschuldigt, der am Donnerstag vor dem Schwurgericht am Landgericht II stand. ... Der Angeklagte, der in vollem Umfange geständig war, wurde zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe und fünf Jahren Zuchthaus [!] verurteilt.


Oranienburg, Donnerstag, den 17. Oktober 1895 (Nr. 244), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Ueber einen Prozeß wegen Nahrungsmittelverfälschung berichten Berliner Blätter: Wegen Milchpanscherei war die verehelichte Brauereibesitzerin Therese Winkelmann von hier vor der ersten Strafkammer am Landgericht II angeklagt. Die Angeklagte hat der von ihren Kühen gewonnenen Milch stets eine reichliche Menge Wasser zugesetzt, bis im Monat Juni d. J. ihrem Berliner Abnehmer mehrere Male die Milch polizeilich vernichtet wurde. Auf seinen Antrag wurde eine Untersuchung der aus dem Winkelmann'schen Gehöft stammenden Milch durch den Gerichtschemiker Dr. Bein vorgenommen, der einen erheblichen Wasserzusatz feststellte. Der Versuch, die Panscherei auf die Liederlichkeit der Dienstboten abzuwälzen, gelang nicht, die Beweisaufnahme und das Gutachten des Sachverständigen ließen keinen Zweifel an der Schuld der Angeklagten, weshalb diese zu 100 M. Geldbuße oder 100 Tagen Gefängnis verurteilt wurde.

Weißensee. Hierselbst ist eine Hehlerbande ertappt worden, die mehrere „Depots“ in verschiedenen Teilen von Berlin und in unserem Orte unterhielt. Anführer der Bande ist ein Arbeiter Schradow. Die gestohlenen Manufakturwaren stammen aus einem Geschäft in der Oranienstraße zu Berlin.


Oranienburg, Sonnabend, den 19. Oktober 1895 (Nr. 246), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Nieder-Schöneweide. Der Bau des Elektrizitätswerks an der Oberspree, das die Umgebung von Berlin mit Elektrizität versorgen soll, ist in vollem Gange. Die allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, die das Werk errichtet, hat in Nieder-Schöneweise ein ausgedehntes Grundstück erworben. Längs des Ufers ist bereits ein Bollwerk hergestellt, so daß die Schiffe direkt anlegen und z. B. die Kohlen durch elektrische Hebewerke den Kesseln direkt zugeführt werden können. Für die oberirdischen Leitungen werden gegenwärtig die Stellen für die Aufstellung der Masten gepflöckt; diese sollen gleichfalls noch vor Einbruch des Winters aufgestellt werden. ...

Weißensee. Erheblich bestohlen wurde in der Nacht zu Mittwoch der Pfarrer Lutze hierselbst. Mehrere Diebe drangen in die Waschküche des Pfarrhauses und stahlen dort aufbewahrte Bekleidungs- und Wäschegegenstände von sehr beträchtlichem Werte.


Oranienburg, Sonnabend, den 26. Oktober 1895 (Nr. 252), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Weißensee. Diebstahl und Brandstiftung ist am vergangenen Montag bei dem Schlächtermeister Sonnenberger in der Memelerstraße 14 in Weißensee verübt worden. S., der in der Zentral­markthalle einen Stand hat, verließ am genannten Tage seine Wohnung morgens um 5 Uhr, und drei Stunden später entstand in derselben ein Schadenfeuer, durch welches die Einrichtung zum großen Teil zerstört wurde. Wie die Ortsfeuerwehr sofort feststellte, lag Brandstiftung vor, die zur Verschleierung eines vorher begangenen Einbruchsdiebstahls dienen sollte. Den Dieben sind für 1600 Mark Banknoten in die Hände gefallen.


Oranienburg, Donnerstag, den 31. Oktober 1895 (Nr. 256), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Der hier am 23. d. M. stattgehabte Jahrmarkt ist leider nicht ohne Messerstecherei verlaufen. Im Unterlauf'schen Tanzsaale kam es zwischen Hiesigen und Eggersdorfern zu Neidereien, wobei ein Eggersdorfer Schlächtergeselle drei Messerstiche erhielt. Kaum war dieser Streit beendet, so hieb ein Eggersdorfer von neuem auf einen hiesigen Schuhmachermeister, der sich vorher bemüht hatte, den Streit zu schlichten und nun nach Hause gehen wollte, mehrere Male ein, damit eine Keilerei entfachend, die Gendarm Hempel nur dadurch bewältigen konnte, daß er blank zog.


Oranienburg, Mittwoch, den 6. November 1895 (Nr. 261), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Mahlsdorf. Eines der gewaltigen Rohre der Berliner Wasserleitung, welches vom Müggelsee nach dem Lichtenberger Werk führt, ist vor einigen Tagen bei Mahlsdorf geplatzt, infolgedessen ein Teil dieses Dorfes in Ueberschwemmungsgefahr geriet. Da das schadhaft gewordene Rohr auf einer Anhöhe lag, drang das Wasser in Strömen den Abhang hinunter und richtete in einzelnen Gärten Verwüstungen an. Den größten Schaden hatte aber eine Anzahl Hausbesitzer, deren Keller bis zur Decke voll Wasser standen, sodaß der Inhalt, meist in Kartoffeln bestehend, gelitten hat. Ein Besitzer schätzt seinen Schaden, den ihm die Stadt Berlin ersetzen muß, auf vierhundert Mark.


Oranienburg, Dienstag, den 12. November 1895 (Nr. 266), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Die Polizei-Verwaltung erläßt folgende Bekanntmachung: „Die Sitte, an den sogenannten Polterabenden vor dem Hause der Brauteltern altes Geschirr zu zertrümmern, hat sich nach und nach zu einer wahren Unsitte herangebildet, indem zerbrochenes Geschirr, alte Gläser und Flaschen, unbrauchbare Blech- und andere Gefäße, sowie allerhand anderes Gerümpel in ganzen Haufen auf die Straße und auf den Bürgersteig geworfen werden, so daß der freie Verkehr gehemmt und gefährdet wird. Dieses Hinwerfen fester Körper und Unrats auf die Straße wird hiermit für die Folge verboten. Zuwiderhandlungen ziehen nach § 366 des St.-G.-B. Geldstrafe bis zu 60 Mark nach sich.“ - Mag man auch bedauern, daß immer mehr die alten väterlichen Gebräuche unseren jetzigen nüchternen Weltanschauungen zum Opfer fallen, so muß man doch aus obigen Grunde die Verfügung der Polizei-Behörde gutheißen. Den jungen Leuten wird aber das Fehlen der Scherben, die ja sonst Glück bedeuten sollen, schwerlich nicht das ersehnte Glück verkürzen.


Oranienburg, Mittwoch, den 13. November 1895 (Nr. 267), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Werneuchen. Dieser Tage sind bei dem Gutsbesitzer Herrn Richard Böhm zu Hirschfelde 4 Pferde, bei denen auf Veranlassung des königlichen Landrats Herrn v. Bethmann-Hollweg durch den Kreistierarzt Herrn Bolle zu Eberswalde die Rotzkrankheit konstatiert ist, getötet worden. 3 Pferde von demselben Besitzer werden ebenfalls noch getötet werden müssen.


Oranienburg, Sonnabend, den 7. Dezember 1895 (Nr. 287), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Alt-Landsberg. Die „Münchener Lokalbahn-Aktiengesellschaft“ hat von neuem mit unserem Magistrate Unterhandlungen angeknüpft zum Zwecke des Baues einer Bahn von hier zur Ostbahn. Sie verlangt von der Stadt nur die freie Hergabe des benötigten Terrains. Der Magistrat hat diesen Bedingungen im Prinzip bereits zugestimmt.


Oranienburg, Dienstag, den 10. Dezember 1895 (Nr. 289), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Der von dem Arbeiter Kauz und dem Weber Püschke so übel zugerichtete Förster Wolff zu Schönow befindet sich noch immer in Lebensgefahr. Die nähere ärztliche Untersuchung hat ergeben, daß die Schädeldecke von den mörderischen Schlägen zersprengt worden ist, weshalb der Verletzte nach Berlin ins Krankenhaus überführt werden mußte. Sollte der Förster mit dem Leben davon kommen, was wir im Interesse seiner Familie wünschen, so hat er es nur dem Umstande zu verdanken, saß er beim Empfang der Schläge eine gefütterte Wintermütze trug, welche die Wucht der Schläge minderte; bei unbedecktem Kopfe hätte sofort der Tod eintreten können. Kunz hat bereits ein reumütiges Geständnis abgelegt.


Oranienburg, Mittwoch, den 18. Dezember 1895 (Nr. 296), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Bernau. Der Stadtförster Wolff aus Schönow, der, wie wir mitteilten, jüngst bei einem Zusammen­treffen mit Waldfrevlern schwer verwundet wurde, ist jetzt an der schweren Schädelverletzung in einem Berliner Krankenhause gestorben.


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