Beiträge aus der Zeitung für Nieder-Barnim von 1878 (19. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.
[No. 104-153 (5.9.-31.12.1878) mit kleinen Lücken]


Oranienburg, Donnerstag, den 12. September 1878 (Nr. 107)

Das elektrische Licht droht jetzt ernstlich der Gasbeleuchtung Konkurrenz zu bereiten, zum mindesten da, wo es sich um Herstellung größerer intensiver Lichtmasten handelt. In Berlin, London, Paris u. s. w. werden bekanntlich mit dem elektrischen Licht zahlreiche Versuche angestellt. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 19. September 1878 (Nr. 110)

Weißensee. Das Herbstrennen des Berliner Traber-Klubs auf der Rennbahn Weißensee findet am 6., 8. und 10. Oktober statt. Für einen jeden Renntag sind diesmal fünf Rennen, darunter auch eins für Droschken erster Klasse, in Aussicht genommen.


Oranienburg, Sonnabend, den 21. September 1878 (Nr. 111)

Bernau. Die Polizei-Verwaltung hat unter dem 9. September d. J. eine Verfügung erlassen, nach welcher bei Vermeidung einer Geldstrafe von 30 Mark bei den dort eingesessenen Fleischern die mikroskopische Untersuchung des Schweinefleisches durch einen amtlichen Fleischbeschauer obligatorisch gemacht wird. ...

Falkenberg. In Falkenberg bei Weißensee feierten die Arbeiter Bärbaumschen Eheleute das Fest ihrer diamantenen Hochzeit. Der Mann ist 84 Jahre alt und gelähmt, die Frau hingegen, welche 88 Jahre alt ist, noch rüstig, verrichtet ihre häusliche Arbeit und besorgt ihre Einkäufe. 5 Kinder, 14 Enkel und 2 Urenkel des Paares sind am Leben.

Friedrichshagen. Das bisher zum Gutsbezirk Cöpenick-Forst gehörende Bahnhofs-Etablissement Friedrichshagen ist unter Abzweigung von dem fiskalischen Gutsbezirk der Cöpenicker Forst in den Gemeinde-Verband des Dorfes Friedrichshagen aufgenommen worden.


Oranienburg, Dienstag, den 24. September 1878 (Nr. 112)

Mahlsdorf. Die wegen Rotzverdachts unter Observation gestellt gewesenen Pferde des Gutsbesitzers Voigt zu Mahlsdorf sind nunmehr als unverdächtig befunden und sind die bezüglich derselben angeordneten Sicherungsmaßregeln aufgehoben worden.

Weißensee. Die Herbstausstellung des Charlottenburger Gartenbau-Vereins ist von hier aus durch die Gärtnereibesitzer Curio und Schadow beschickt gewesen. Ersterem ist die silberne Vereinsmedaille und 2 bronzene Medaillen, sowie ein Geldpreis von 30 Mark zu Theil geworden. Herr Curio hat auch bei der Frühjahrs-Ausstellung zwei Vereinspreise erhalten.


Oranienburg, Donnerstag, den 26. September 1878 (Nr. 113)

Bernau. Die auf Montag Abend im Schützenhause hierselbst anberaumte Wählerversammlung war sehr zahlreich von Mitgliedern aller Parteien, besonders auch von Sozialdemokraten, besucht und wurde 8¾ Uhr von Herrn Stadtverordneten Seydel eröffnet.


Oranienburg, Sonnabend, den 28. September 1878 (Nr. 114)

Weißensee. In der Verwaltungsstreitsache des Gutsvorstehers zu Weißensee, Beklagten und Revisionskläger, wider die Baugesellschaft für Mittelwohnungen zu Berlin, Klägerin und Revisionsbeklagte, hat das Königl. Oberverwaltungsgericht ... für Recht erkannt: ...
[langer, unverständlicher Artikel]

Weißensee. Dem Vernehmen nach findet am Sonnabend den 28. d. M. im Schloß Weißensee behufs Wahl von Armen-Vorstehern für dem Gutsbezirk W. eine Versammlung der Eigenthümer statt. Wir wollen an dieser Stelle nur darauf hinweisen, daß die Gutsbesitzer in den Gutsbezirken die Kosten der öffentlichen Armenpflege gleich den Gemeinden zu tragen haben. Steht ein Gutsbezirk nicht ausschließlich im Eigenthum des Gutsbesitzers, so ist auf dessen Antrag ein Statut zu erlassen, welches die Aufbringung der Kosten der öffentlichen Armenpflege in dem Gutsbezirk anderweit regelt und den mit heranzuziehenden Grundbesitzern oder Einwohnern eine entsprechende Betheiligung bei der Verwaltung der Armenpflege einräumt.


Oranienburg, Dienstag, den 1. Oktober 1878 (Nr. 115)

Bernau. Die Mundverpflegung für die Truppen, welche am 2. und 21. September d. J. hier einquartiert waren, kann von jetzt ab gegen Abgabe der Quartier-Billets bei der Kämmerei-Kasse in Empfang genommen werden.

Weißensee. Schloß Weißensee ist von dem Pächter der Krollschen Restauration und früheren Inhaber des Hotel de Saxe, Herrn Hartke, Mitte dieser Woche als Eigenthum erworben worden. Der bisherige Pächter von Schloß Weißensee, Rudolf Sternecker, hat sich mit einer entsprechenden Entschädigungssumme zurückgezogen und will sich zur Ruhe setzen. Am 1. Oktober vollzieht sich die Uebergabe an den neuen Besitzer. Es soll noch im Oktober mit der Umwandelung begonnen und den ganzen Winter hindurch gearbeitet werden, um Schloß Weißensee mit erwachendem Frühling als Vergnügungsort ersten Ranges den Besuchern eröffnen zu können.


Oranienburg, Donnerstag, den 3. Oktober 1878 (Nr. 116)

Weißensee. Die Herbstrennen des Berliner Traberklubs werden am 6., 8. und 10. Oktober d. J. bestimmt auf der Bahn zu Weißensee stattfinden. Der Beginn der Rennen ist bei der vorgerückten Jahreszeit auf 2 Uhr Nachmittags festgesetzt.


Oranienburg, Sonnabend, den 5. Oktober 1878 (Nr. 117)

Malchow. Ein Pferdedieb, der gleichzeitig Hochstapler, erschien am Donnerstag auf einem eleganten schwarz brauen Pferde in dem Dorfe Malchow und bestellte bei einem Restaurateur daselbst, nachdem er das Pferd in den Stall gebracht, ein Frühstück für acht Herren, die dort zur Jagd seien. Er selbst aß und trank, fand aber Gelegenheit, mit seinem Pferde zu verschwinden, indem er vorschützte, sich zu der Jagdgesellschaft begeben zu wollen. In einem Gasthof am anderen Ende des Dorfes bestellte er für dieselbe Gesellschaft ein Dinner, aß und trank und verschwand ebenso. Die Wirthe merkten bald, daß sie geprellt seien und in Begleitung eines Gendarmen wurde nun der Schwindler über Cöpenick nach Johannisthal verfolgt, wo indessen seine Spur verloren wurde. ...

Weißensee. Der unterm 13. Juni d. J. für den Verkehr für Fuhrwerk und Reiter gesperrte Weg von Heinersdorf nach der hiesigen Prenzlauer Chaussee ist nach Beendigung der Pflasterungsarbeiten dem öffentlichen Verkehr wieder übergeben.


Wochenblatt ..., Dienstag, den 8. Oktober 1878 (Nr. 118)

Wochenblatt
für Pankow-, Nieder-Schönhausen, Reinickendorf, Französisch-Buchholz und Tegel.
No. 118 / Dienstag, den 8. Oktober 1878. / 3. Jahrg.


Wochenblatt ..., Dienstag, den 8. Oktober 1878 (Nr. 118)

Bernau. An Stelle der aus dem Magistrats-Kollegio ausgeschiedenen Ratsherren Raum und Sonntag sind der Ackerbürger und Stadtverordnete Herr Hörnicke, der Maschinenfabrikant und Stadtverordnete Herr Giese zu Ratsherrn hiesiger Stadt auf die gesetzliche Amtsdauer gewählt, von der Königlichen Regierung bestätigt und am 1. Oktober cr. in öffentlicher Sitzung der Stadtverordneten-Versammlung verpflichtet und in ihr Amt eingeführt worden. ...

Neuenhagen. Auf Grund des Beschlusses der Gemeinde-Vertretung, welchem auch der Guts-Vorsteher beigetreten ist, gelangt vom 1. Januar 1879 die Hundesteuer in dem hiesigen Gemeinde- und Gutsbezirke zur Einführung. Das bezügliche, von dem Kreis-Ausschuß der Niederbarnimer Kreises bestätigte Regulativ liegt bei dem Gemeinde- und Guts-Vorsteher zur Einsicht aus und beträgt die Jahressteuer 3 Mark pro Hund.


Oranienburg, Donnerstag, den 10. Oktober 1878 (Nr. 119)

Bernau. In neuerer Zeit sind an den Chausseestrecken von hier nach Biesenthal Beschädigungen der Böschungen, Alleebäume und der öffentlichen Anlagen wiederholt vorgekommen, sowie unbefugterweise Sand aus den Wegen entnommen worden. Der Magistrat von Bernau bringt deshalb die bezüglichen Strafbestimmungen in Erinnerung ...

Weißensee. Das Herbstmeeting des Berliner Traberklubs auf dem Rennplatze zu Weißensee hat am Sonntag seinen Anfang genommen und zwar wurde der erste Tag vom schönsten Wetter begünstigt, so daß die Betheiligung des Publikums wieder eine ganz immense war. Daß der Weißenseer Sport trotz des noch immer nicht sehr zahlreichen Rennmaterials sich auch außerhalb des Kreises der Alltagsmenschen immer mehr Freunde erwirbt, beweist die ausgewählte Gesellschaft, welche in den Logen Platz zu nehmen pflegt. ...


Oranienburg, Dienstag, den 15. Oktober 1878 (Nr. 121)

Seefeld bei Werneuchen (Jagdunglück.) Dem gräflichen Förster Walter aus Blumberg wurde vor einigen Tagen bei einer Entenjagd das rechte Auge ausgeschossen. Ein dem Walter gegenüber stehender Jäger hatte auf eine auf dem Wasser schwimmende Ente geschossen und dabei rikochetirte ein Schrotkorn, das dem Förster ins Auge drang. Halb bewußtlos wurde der Aermste ins Krankenhaus gebracht, wo ihm das Auge herausgenommen werden mußte.


Oranienburg, Donnerstag, den 17. Oktober 1878 (Nr. 122)

Der Nachtwächter Fischer, welcher in Gefolge Denunziation als Sozialdemokrat aus dem 56. Polizeirevier zur Reservewache abkommandirt worden, hat nunmehr zum 1. November seine Kündigung erhalten. Fischer war ein zuverlässiger Nachtwächter, der sich noch jüngst in der Schwerinstraße allein gegen eine Heerde Strolche tapfer vertheidigte, als diese ihn überfallen wollten.


Oranienburg, Donnerstag, den 31. Oktober 1878 (Nr. 128)

Bernau. Die diesjährigen Herbst-Kontroll-Versammlungen des 1. Bataillons (Bernau) 7. Brandenb. Landwehr-Regiments Nr. 60 finden statt:
  1. Compagnie Alt-Landsberg. Altlandsberg 11. November, Vorm. 8 Uhr. Herzfelde..., Rüders­dorf..., Dahlwitz ..., Friedrichsfelde ...
  2. Compagnie Bernau. Bernau (Landbezirk). 6. November, Vorm. 9 Uhr und (Stadtbezirk) Mittags 12 Uhr. Marzahn ..., Pankow ..., Franz.-Buchholz ..., Glienicke.
  3. Compagnie Liebenwalde. Oranienburg ..., Liebenwalde, ... Groß Schönebeck ..., Klosterfelde ...


Oranienburg, Dienstag, den 12. November 1878 (Nr. 133)

Alt-Landsberg. Der Landwirtschaftliche Verein hierselbst hält seine nächste Sitzung am 14. November cr., Nachmittags 5 Uhr.


Oranienburg, Donnerstag, den 14. November 1878 (Nr. 134)

Bernau. Der landwirtschaftliche Verein für Bernau und Umgegend hält seine nächste Sitzung am Mittwoch den 20. November nachmittags 3½ in Ewest's Restaurant „Kaisergarten“.

Weißensee. Bei der zweiten (engeren) Konkurrenz für den jüdischen Friedhof in Weißensee hat von den drei zur engeren Wahl gelangten Konkurrenten, den Herren Architekten Kuhn, v. Holst und Licht, der Letztere den Preis resp. die Ausführung und Bauleitung erhalten. Herr Baumeister Hugo Licht, ein Schüler des verstorbenen Direktors der Bau-Akademie, Professor Lucae, errang im vorigen Jahr auf der großen Kunstausstellung für einen Entwurf im Florentiner Früh-Renaissance-Styl zur Restaurirung der im Thale von Meran in Süd-Tyrol malerisch gelegenen Burg Goyen die goldene Medaille.


Oranienburg, Sonnabend, den 15. November 1878 (Nr. 135)

Biesdorf. Am 8. d. M. wurden dem hiesigen Amtsgefängniß zwei Pferdediebe übergeben, die von dem in Kaulsdorf stationirten Gendarmen Grätz in Mahlsdorf angehalten worden waren. Die Diebe, der Kutscher Brattke und der Arbeiter Kühne, hatten dem Fuhrherrn Kurt aus Rixdorf, bei welchem der erstere in Dienst stand, in der Mühlenstraße in Berlin zwei Pferde abgespannt und hatten sich mit diesen über Köpenick aus dem Staube gemacht, um, wie sie aussagten, die schlesische Grenze zu erreichen und dort die Pferde zu verkaufen. In Mahlsdorf wurde ihnen aber, wie erwähnt, ihr schöner Plan vereitelt.


Oranienburg, Dienstag, den 19. November 1878 (Nr. 136)

Weißensee. Die zu Mittwoch den 6. d. M. Abends 8 Uhr einberufene Versammlung des hiesigen Ortsvereins konnte ... wegen zu schwacher Betheiligung nicht abgehalten werden, Von den ca. 50 Mitgliedern des Vereins waren nur 8 erschienen. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 21. November 1878 (Nr. 137)

Bernau. Die seit dem 1. Oktober hierselbst fungirenden Fleischbeschauer haben in diesen Tagen zum ersten Male Gelegenheit gehabt, in einem von dem Ackerbürger Herrn de Martincourt geschlachteten Schweine das Vorhandensein von Trichinen zu konstatiren.


Gemeindeblatt ..., Sonnabend, den 23. November 1878 (Nr. 138)

Gemeindeblatt
für Löwenberg i. M., Teschendorf, Grüneberg, Gr.-Mutz, Liebenberg, Hoppenrade und Umgegend.
Nr. 138. / Sonnabend den 23. November 1878 / 2. Jahrg.


Veltener ..., Sonnabend, den 30. November 1878 (Nr. 141)

Veltener Wochenblatt.
Nr. 141 / Sonnabend den 30. November 1878 / 3. Jahrg.


Veltener ..., Sonnabend, den 30. November 1878 (Nr. 141)

Der kleine Belagerungszustand über Berlin, die Kreise Niederbarnim, Osthavelland und Teltow.
Der „deutsche Reichs-Anzeiger“ veröffentlicht in seinem amtlichen Theile nach stehende Bekanntmachung auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878: Auf Grund des § 28 des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober d. J. ... wird mit Genehmigung des Bundesrathes für die Dauer Eines Jahres angeordnet, was folgt:
§ 1. Personen, von denen eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung zu besorgen ist, kann der Aufenthalt in dem die Stadt Berlin, die Stadtkreise Charlottenburg und Potsdam und die Kreise Teltow, Nieder-Barnim und Ost-Havelland umfassenden Bezirke für den ganzen Umfang desselben von der Landespolizeibehörde versagt werden. ...


Oranienburg, Dienstag, den 3. Dezember 1878 (Nr. 142)

Börnicke. Von den an der Börnicke-Bernauer Chaussee neu angepflanzten Akazienbäumen sind in der Nacht vom 26. zum 27. d. M. drei Stück herausgenommen und gestohlen. Derjenige, welcher den ruchlosen Dieb so nachweist, daß er zur gerichtlichen Bestrafung gezogen werden kann, erhält beim Amtsvorsteher 20 M. Belohnung.

Lichtenberg. Seit zirka 5-6 Wochen wurde der hiesige Einwohner, Leiermann Redanz vermißt. ... Kürzlich nun wurde die Leiche desselben im verwesten Zustande aus dem Torfmoor des Eiswerksbesitzers Fischer gezogen, welcher zwischen Friedrichsfelde und dem Kietz, hart an der Grenze des Weges, der beide Orte verbindet, gelegen ist. Man vermuthet, daß der Leiermann auf dem Wege nach Hause denselben entweder Schmutzes halber verlassen, oder bei der herrschenden Dunkelheit verfehlt und in den Torfsee hinabgeglitten sei.

Weißensee. Seit kurzem sind auch die Straßen des Gutsbezirks, soweit dies mit Hülfe der vorhandenen Petroleum-Laternen möglich ist, erleuchtet, doch gegen 11 Uhr Abends kommt der Wächter und löscht sämtliche Lampen aus. ...


Oranienburg, Donnerstag, den 12. Dezember 1878 (Nr. 146)

Die Rinderpest im Kreise Nieder-Barnim.
In Blumberg ist die Rinderpest ausgebrochen und demzufolge über die betreffenden Gehöfte daselbst die Sperre verhängt worden. Diese Gehöfte sind durch Wächter abgesperrt, welche dieselben weder betreten und mit deren Einwohnern verkehren, noch den Ein- und Austritt von Personen, lebenden und todten Thieren oder Sachen aller Art dulden dürfen.
Ferner tritt für den ganzen Ort Blumberg die relative Ortssperre ein, welche in Folgendem besteht:
Die Einwohner dürfen unter einander verkehren, aber den Ort ohne besondere Genehmigung - welche in der Regel nur solchen Personen ertheilt werden soll, die keinen Verkehr mit Rindvieh haben - nicht verlassen, Alle Hausthiere, mit Ausnahme der Pferde, Maulthiere und Esel, müssen im Stall behalten bezw. eingesperrt werden. Werden sie frei umherlaufend betroffen, so sind sie einzufangen und zu schlachten, Hunde und Katzen aber zu tödten und zu verscharren. Fuhren dürfen nur mit Pferden, Maulthieren oder Eseln gemacht werden.
Für alles Vieh, Heu, Stroh und andere giftfangende Sachen ist die Ein-, Aus- und Durchfuhr verboten.
An allen Ein- und Ausgängen des Ortes sind Tafeln mit der Aufschrift „Rinderpest“ aufzustellen, und Wächter, welche die Beobachtung vorstehender Verbote zu überwachen haben.
Mit Vieh, Heu, Stroh und anderen giftfangenden Stoffen ist von Osten her der Weg von Seefeld ab auf Alt-Landsberg oder Bernau, vom Westen her Ahrensfelde ab auf Mehrow oder Lindenberg einzuschlagen.
Außerdem werden in dem Umkreise von 21 Kilometer vom Seuchenorte, wozu namentlich die Ortschaften ... gehören, untersagt:
Die Abhaltung von Viehmärkten, Veranstaltungen zu größeren Ansammlungen von Menschen und Thieren, der Handel und der Transport von Rindvieh, Rauchfutter, Streumaterialien und Dünger, ohne besondere Erlaubnißscheine der Ort-Polizeibehörde. Das nöthige Vieh zum Fleischkonsum darf nur unter Aufsicht der mit der Veterinärpolizei betrauten Behörden gekauft werden. In jedem der vorbezeichneten Orte ist ein Viehrevisor zu bestellen, der ein genaues Register über den vorhandenen Rindviehbestand aufnehmen und täglich den Ab- und Zugang, sowie jede Veränderung an dem Viehbestande speciell verzeichnen muß. ...
Bei vorkommenden Krankheits- und Todesfällen ist sofort dem betreffenden Amtsvorstheher Anzeige zu machen.
Jeder, der zuverlässige Kunde davon erlangt, daß ein Stück Vieh an der Rinderpest krank oder gefallen ist, oder aber nur der Verdacht einer solchen Krankheit vorliegt, ist verpflichtet, ohne Verzug der Ortspolizeibehörde Anzeige davon zu machen.


Oranienburg, Diensstag, den 17. Dezember 1878 (Nr. 148)

Blumberg. Eine Kompagnie des Alexander-Regiments ist zur Absperrung des Ortes und der Gehöfte bereits eingetroffen. Die Rinderpest ist zweifellos durch Rinder eingeschleppt, die am 27. November d. J. auf dem Markte zu Küstrin gekauft sind. 24 Rinder sind mit der Ostbahn von Küstrin nach Fredersdorf gegangen und haben in der Mehrzahl im dortigen Gaststalle bis zum 28. gestanden. Von dem Transport haben erhalten die Ortschaften Alt-Landsberg, Krummensee, Löhme, Weißensee, Hönow und Blumberg. Letzterer Ort 8 Stück. Zwei davon sind erkrankt und am Morgen des 10. verendet. Ein Rind ist bereits am 29. geschlachtet und das Fleisch am 30. nach Berlin zu Markt gebracht. (Dönhofs-Platz.) Man nimmt an, daß diese Kuh rinderpestkrank war; unbedingte Gewißheit fehlt. Die beiden gefallenen Stücke stehen in weit voneinander getrennten Gehöften, und man möchte annehmen, daß jedes für sich die Krankheit mit nach Blumberg gebracht hat. Am Sonntag, den 8. d. M., wurde zuerst ein Thierarzt gerufen, bis dahin war nichts Verdächtiges bemerkt. Die übrigen 5 Stück sind auch heute noch gesund. Desgleichen alle Stücke in den übrigen Ortschaften. Der gesamte Rindviehbestand der beiden infizierten bäuerlichen Gehöfte, 30 Stück, im Werthe von 10000 M., ist getödtet. Blumberg zeichnete sich durch eine vorzüglichen Rindviehbestand, wie alle Ortschaften der Gegend aus, in welche die in Küstrin gekauften Kühe gelangt sind.


Oranienburg, Sonnabend, den 21. Dezember 1878 (Nr. 150)

Bernau. Dem Vorsitzenden des Berliner Vereins deutscher Landwirthschaftsbeamten, Ritterguts­pächter Jungck zu Falkenberg bei Berlin, ist der Charakter als „Oeconomie-Rath“ verliehen worden.

Krummensee. Der Bauergutsbesitzer Gust. Fielitz zu Krummensee ist zum Gemeindevorsteher und der Bauerngutsbesitzer Aug. Sommer. ebendaselbst zum Schöffen der Gemeinde Krummensee gewählt, bestätigt und vereidigt worden.


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