Beiträge aus der Zeitung für Nieder-Barnim von 1875 (16. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.
[Nr. 32-98 (21.4.-11.12.1875)]



Zeitung für Nieder-Barnim
(Der Oranienburger Zeitung neue Folge)

Erscheint jeden Mittwoch und Sonnabend zum Preise von 20 Sgr. mit dem illustrirten Sonntagsblatt; ohne dasselbe 15 Sgr. frei ins Haus durch die Landbriefträger und Expeditionen.
Redacteur: Eduard Freyhoff in Oranienburg


Oranienburg, Sonnabend, den 24. April 1875 (Nr. 33), Amtliches.

Bekanntmachung.
Nachdem durch den allerhöchsten Erlaß von 17. Februar d. J. ... bestimmt worden ist, daß seitens der Reichsbehörden für das Zehnmarkstück die Benennung „Krone“ und für das Zwanzigmark­stück „Doppelkrone“ anzuwenden sei, bringen wir diese Anordnung nicht nur zur Kenntniß, sondern weisen auch die uns nachgeordneten Behörden und Kassen an, sich danach zu richten.
Potsdam, den 8. April 1875.
Königliche Regierung.


Oranienburg, Mittwoch, den 5. Mai 1875 (Nr. 36), Inserate.

Dungpulver von thierischen Abgängen empfiehlt den Herren Landwirthen in jedem Posten
C. Wolff, Scharfrichterei-Besitzer in Nauen.


Oranienburg, Sonnabend, den 15. Mai 1875 (Nr. 39), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Nachdem sowohl zu Neuenhagen, als auch zu Neu-Hönow, sowie zu Buchholz im Kreise Oberbarnim sich ein fremder, der Tollwuth verdächtiger Hund gezeigt und Menschen und Vieh gebissen hat, ist verordnet worden, daß sowohl zu Neuenhagen, Bollensdorf, Seeberg als auch zu Alt-Landsberg nebst Neu-Hönow, und zwar auf einen halbmeiligen Umkreis von jedem dieser Orte, sämtliche Hunde gleichzeitig vom 4. Mai ab sechs Wochen hindurch an die Kette zu legen oder einzusperren und während dieser Zeit genau zu beobachten sind. ...

Benau. Der diesjährige Verbandstag der Konsum-Vereine der Provinz Brandenburg wird am 18. Mai (3. Pfingsttag), vormittags 10 Uhr, hierselbst in Nebel's Hotel stattfinden. Vorversammlung um 9 Uhr im Vereinshaus des Konsum-Vereins.


Oranienburg, Sonnabend, den 15. Mai 1875 (Nr. 39), Inserate.

Der Kreis-Lehrer-Verein Niederbarnim
versammelt sich am Mittwoch, den 19. d. M., Mittags 1 Uhr, Linienstr. 66 bei Maikowsky in Berlin.
Alle Lehrer des Kreises werden hierdurch zu dieser Versammlung eingeladen.


Oranienburg, Sonnabend, den 29. Mai 1875 (Nr. 42), Inserate.

Guter trockener Torf ist zu haben beim Torfmeister Kaufholz in Oranienburg.


Oranienburg, Sonnabend, den 5. Juni 1875 (Nr. 44), Amtliches.

Bekanntmachung.
In der hiesigen Stadt soll vom 1. Juli cr. ab der Posten eines Schul-Kalfactors und eines Nachtwächters, beide Aemter zusammen, anderweitig besetzt werden. Außer freier Wohnung und Heizung werden monatlich 9 Thl. Gehalt bewilligt und Zusicherung der Neujahrs-Gratifikation aus der Stadtkasse, welche sich auf 25 Thl. belaufen hat. Wir sind auch bereit, mit dieser Stelle das Aufziehen der beiden Stadtuhren zu verbinden, wofür eine besondere Vergütigung von 24 Thl. jährlich bezahlt wird- Zur Zivilversorgung berechtigte Militair-Invaliden fordern wir zur schleunigen Meldung auf, unter Einreichung ihres Führungs- und sonstigen Atteste.
Oranienburg, 4. Juni 1875. Der Magistrat.


Oranienburg, Sonnabend, den 5. Juni 1875 (Nr. 44), Kreis-Rundschau. / Osthavelland.

Fehrbellin. Die Torfgräberei im Rhinluche, welche zur Zeit eine Unmasse von Arbeitern beschäftigt und diesen Leuten guten Verdienst abwirft, kann nach ungefährer Berechnung etwa noch 8 bis 10 Jahre in Betrieb bleiben, denn alsdann dürfte das mächtige Lager, wenn die Ausbeutung desselben in bisheriger Weise forcirt wird, gänzlich erschöpft sein.


Oranienburg, Sonnabend, den 12. Juni 1875 (Nr. 46), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Neuenhagen. Sonnabend den 5. d. M., Abends 6½ Uhr, zündete ein Blitzstrahl das Stallgebäude des früheren Schulzen F. Schmidt. Da dasselbe mit Stroh gedeckt war, so verbreitete sich das Feuer so schnell, daß die Rettung der darin befindlichen Pferde und Kühe nicht möglich war. Es verbrannten 4 Pferde, 8 Kühe und 7 Stück Jungvieh. ...


Oranienburg, Mittwoch, den 16. Juni 1875 (Nr. 47), Rundschau. (Berlin)

Der Zoologische Garten war an einem der letzten Sonntage von 48,000 Personen besucht; eine solche große Masse von Menschen wie diese Anzahl sind bis jetzt dort nicht gesehen worden. Es sind vom Restaurateur Schneider allein 200 Tonnen Bier ausgeschenkt, 26,000 Tassen Kaffee und 9400 Butterbrote verabreicht worden. Die Kasse hat bei 2½ Sgr. Entree die Summe von 4000 Thalern eingenommen.


Oranienburg, Mittwoch, den 16. Juni 1875 (Nr. 47), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. Am Freitag, den 25. Juni cr. Nachmittag 3 Uhr wird in der St. Marienkirche zu Anger­münde eine öffentliche Prüfung taubstummer Kinder aus den Kreisen Ober- und Niederbarnim, Angermünde, Templin und Prenzlau durch den Generalinspector des Taubstummenwesens, Herrn geheimen Regierungsrath Seegert, stattfinden, zu welcher alle sich dafür Interessirenden willkommen sind.


Oranienburg, Sonnabend, den 19. Juni 1875 (Nr. 48), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Marzahn. Auf der dem Herren Martin Herzberg & Co. zu Berlin gehörigen Ziegelei hierselbst ereignete sich am 11. d. Mts. ein höchst betrübender Unglücksfall, indem drei mit dem Aufladen resp. Ausschachten von Ziegelerde beschäftigte Arbeiter von einer einstürzenden Lehmwand verschüttet wurden. Die sofort vorgenommene Ausgrabung förderte die drei Unglücklichen als Leichen und mit mehr oder weniger zerbrochenen Gliedern ans Tageslist. Die unter Leitung des Herrn Dr. Simonsohn aus Friedrichsfelde angestellten Wiederbelebungsversuche hatten nicht den geringsten Erfolg. Die Verunglückten sind sämmtlich aus der Provinz Posen und hatten lohnende und dauernde Arbeit zu finden gehofft.


Oranienburg, Sonnabend, den 10. Juli 1875 (Nr. 54), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Weißensee. (Verunglückt.) In einem Neubau in der Nähe des Parkes bei Weißensee verunglückte der Brunnenmacher Friedrich am Dienstag Mittag dadurch, daß, als er in den Brunnen stieg, der hinauffahrende Eimer von der Kette riß und ihm auf den Kopf fiel, wodurch er auf der Stelle getödtet wurde. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 10. Juli 1875 (Nr. 54), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Köpenick. (Immer noch das fidele Gefängniß.) Der Gefangenwärter [!] Hakelberg aus dem fidelen Gefängniß in Köpenick, der sich bekanntlich wegen der mit den Gefangenen unternommenen Vergnügungstouren zum Besuch hiesiger Lokale noch in Untersuchungsarrest befindet, erhielt zu seinem nächsten Nachfolger den ehemaligen Exekutor Wolfgang. Das Schicksal seines Vorgängers hat diesen nicht abgehalten, sich ähnlicher Unregelmäßigkeiten schuldig zu machen. Bei einer unverhofften Revision des Gefängnisses fehlte einer der Gefangenen und mußte Wolfgang zugeben, daß er denselben nach Berlin auf kurze Zeit „beurlaubt“ habe. Sofort wurde auch er in Haft genommen und teilt er nunmehr das Geschick seines Amtsvorgängers.


Oranienburg, Mittwoch, den 11. August 1875 (Nr. 63), Amtliches.

Pankow, den 7. August 1875.
Bekanntmachung.
Am 13. d. Mts. erhält der hiesige Ort ca. 600 Mann vom 35. Infanterie-Regiment auf einen Tag Einquartierung. Indem ich dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß bringe, bemerke ich, daß die Breite-, Prinzen-, Mühlen- und Florastraße und auch die Miether von 1 Mark Klassensteuer an mit Einquartierung belegt werden.
Der Gemeinde-Vorsteher Neumann.


Oranienburg, Mittwoch, den 11. August 1875 (Nr. 63), Rundschau.

Berlin. Der Kronprinz hat die bei dem Dorf Eiche nahe Potsdam ausgegrabenen historischen Gegenstände dem Märkischen Museum der Stadt Berlin zum Geschenk gemacht. Der Minister der landwirtschaftlichen Angelegenheiten Dr. Friedenthal hat theils als Patron, theils als Besitzer der im Niederbarnimschen Kreise belegenen Rittergüter Hohen-Schönhausen, Wartenberg und Malchow mehrere der in den dortigen Kirchen verwahrten älteren Gegenstände dem genannten Museum geschenkt. Es befinden sich hierunter Fahnen, Holzschnitzereien, ein sehr altes Räucherbecken aus Bronze u. dgl.


Oranienburg, Sonnabend, den 21. August 1875 (Nr. 66), Rundschau. (Berlin)

Ein Komet ist nach Beobachtungen der Berliner Sternwarte in Sicht und kann bei heiterem Himmel in der Richtung gegen Südwest bereits mit freiem Auge gesehen werden.


Oranienburg, Sonnabend, den 21. August 1875 (Nr. 66), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Weißensee (Kapitän Boyton.) Die Unterhandlungen mit Kapitän Boyton, betr. dessen Schwimmproduktionen auf dem Weißensee, haben nunmehr zu dessen festem Engagement von 2. bis 8. September geführt. Kapitän Boyton wird in dem See vor dem Schloß zu Weißensee diverse Produktionen zur Anschauung bringen, die bei einem Schiffbruch oder bei Ueberschwemmungen von Jedermann verwerthet werden können. Kapitän Boyton wird sein Dinner im Wasser sitzend und stehend einnehmen, und, mit dem Oberkörper aus dem Wasser herausragend, sich nach allen Richtungen bewegen, als wenn der See nur 2-3 Fuß tief wär, während derselbe an einigen Stellen über 100 Fuß und in der Mitte über 70 Fuß tief ist. Das Boyton-Komitee wird an den Ufern Tribünen für 50-100,000 Zuschauer errichten, zu deren Unterhaltung Musikkapellen spielen werden. Zu den Vorstellungen des kühnen Schwimmers trifft man bereits umfassende Vorbereitungen. In der Mitte der Tribünen wird eine besondere Hofloge errichtet. Der 50 Morgen große See ist zum größten Theil mit schönen Blumen umgeben, die aber so zurückstehen, daß sie den hart am Wasser stehenden Tribünen Schatten gewähren. Das Ganze ist mit Fahnen geschmackvoll dekorirt und bietet einen prächtigen Anblick.


Oranienburg, Mittwoch, den 25. August 1875 (Nr. 67), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Alt-Landsberg. Dem Herrn Bürgermeister Matz hierselbst wird für die Zeit der gleichzeitigen Behinderung des Amtsvorsteher[s] Heyse und des Stellvertreters Muhr die Verwaltung der Amtsvorsteher-Geschäfte für den Amtsbezirk Ahrensfelde übertragen.


Oranienburg, Sonnabend, den 4. September 1875 (Nr. 70), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Weißensee. Die lange erwarteten Produktionen des Kapitäns Boyton, des kühnen Schwimmers, haben nunmehr am Mittwoch ihren Anfang genommen. Wegen der Ungunst der Witterung war die Zahl der Neugierigen, welche die mächtigen, flaggenbedeckten Tribünen um den freundlichen See okkupierte, eine geradezu winzige. ... Die Darstellung umfaßt im Kleinen alle die Manipulationen, welche bei der Rettung Schiffbrüchiger erforderlich werden können. ... Die Produktionen gingen mit großer Gewandtheit und Sicherheit von statten; soll jedoch die Schaustellung eine wahrhaft volkstümliche werden, so wird wohl eine Reduktion des Preises eintreten müssen.


Oranienburg, Mittwoch, den 8. September 1875 (Nr. 71), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Weißensee. Kapitän Boyton bekommt nach dem mit dem betreffenden Komitee in Weißensee für seine Schwimmproduktionen ein bedutendes Honorar. Es fällt ihm nämlich die Hälfte der Gesamteinnahmen zu, dieselbe darf auf seinen Theil aber nicht unter 100 Pfund Sterling betragen, da ihm diese für jeden Tag garantirt und ev. vom Boyton-Komitee zu zahlen sind. Der kühne Schwimmer vereinnahmt demnach für seine 7 Vorstellungen ca. 5000 Thlr., eine Summe, die in der That acceptabel ist. Ueberdies hat das Komitee noch die Reise von Paris hierher und ebenso die sämtlichen Kosten seines Aufenthalts in diesseitigen Hotels für ihn zu bezahlen ...


Oranienburg, Sonnabend, den 11. September 1875 (Nr. 72), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Weißensee. Das Boyton-Komitee hatte am Sonntag zum ersten Male die Eintrittspreise ermäßigt und dadurch einen besseren Erfolg erzielt. Besonderes Interesse erregte die Sonntagsvorstellung durch die Theilnahme dreier in den Rettungsanzug gesteckter Berliner Herren an den Schwimm­produktionen. ... Am Sonntag wird der Kapitän zum Besten der National-Invalidenstiftung seine letzte Vorstellung geben und hat dazu die gesamte Einnahme bestimmt. ...

Der Ortsvorsteher von Weißensee hat bei dem Berliner Magistrat den Antrag gestellt, den Ort mit Gas zu beleuchten und zu diesem Zweck ein Leitungsrohr von der Gasanstalt in der Greifswalder­straße nach Weißensee zu legen. nach den bisherigen Ermittlungen wird das Kuratorium indeß auf den Antrag mit Rücksicht auf die großen Kosten der Rohrleitung nicht eingehen können.


Oranienburg, Sonnabend, den 18. September 1875 (Nr. 74), Amtliches.

Bekanntmachung.
Die diesjährigen Herbst-Kontroll-Versammlungen des 1. Bataillons (Neustadt-Ebw.) 7. Brandenburgischen Landwehr-Regiments No. 60 sollen stattfinden
  1. Im Bezirk der 3. Kompagnie:
    Alt-Landsberg ..., Herzfelde ..., Rüdersdorf ..., Dahlwitz ..., Friedrichsfelde ...
  2. Im Bezirk der 4. Kompagnie:
    Bernau ..., Marzahn ..., Pankow ..., Franz. Buchholz ..., Glienicke ...
  3. Im Bezirk der 5. Kompagnie:
    Oranienburg ..., Liebenwalde ..., Groß-Schönebeck ..., Klosterfelde ...
Die Ortspolizei-Behörden haben dies ortsüblich bekannt machen und den Mannschaften des Beurlaubtenstandes noch besonders mittheilen zu lassen , damit den Entschuldigungen, aus Unkenntniß zu den Kontroll-Versammlungen nicht erschienen zu sein, nach Möglichkeit vorgebeugt werde. Die betreffenden Gendarmen haben sich bei den Versammlungen zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung einzufinden.
Der Kreis-Landrath, Geheime Regierungs-Rath
Scharnweber.


Oranienburg, Sonnabend, den 18. September 1875 (Nr. 74), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Oranienburg. Am 10. d. M. feierte der Superintendent und Kreisschulinspektor der Diözese Bernau, Oberpfarrer Stiebritz zu Biesenthal, das seltene Fest seines 50jährigen Amtsjubiläums- ---

Löhme, 12. Sept. In der vergangenen Nacht gegen 11 Uhr brach in dem auf dem hiesigen Schäferhofe belegenen Schafstalle plötzlich Feuer aus, das mit solcher Schnelligkeit um sich griff, daß binnen weniger Minute alle Gebäude des Schäferhofes ein Raub der Flammen wurden ...

Pankow. Das Einfangen der Singvögel mittels Leimruthen beginnt bereits wieder, stark executirt zu werden. Den Gendarmen und Amtsdienern in den umliegenden Orten ist es zur Pflicht gemacht, ein wachsames Auge auf diesen verbotenen Industriezweig zu haben ...


Oranienburg, Mittwoch, den 22. September 1875 (Nr. 77), Amtliches.

Oeffentliche Bekanntmachung.
Am 18. September d. J. ist in Karow bei Alt-Landsberg unter verdächtigen Umständen der angebliche Handelsmann Friedrich Wilhelm Zenkowsky aus Polen im Besitz eines Ochsen angehalten worden, den er in der Nähe von Stettin gekauft und über Stettin, Angermünde, Bernau, die Chaussee verfolgen, nach Berlin zu getrieben haben will, um ihn hier zu verkaufen. ...


Oranienburg, Mittwoch, den 22. September 1875 (Nr. 77), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. Der Feuerschein beim Brande des Herzog-Schumannschen Zirkus in Berlin hatte in dem Städtchen Bernau veranlaßt, daß die Sturmglocken geläutet wurden und zwei Spritzen in der Richtung des Scheins 1 Meile weit fuhren, um zu helfen. Als die Spritzenmänner sich überzeugten, daß das Feuer in Berlin sein müsse, kehrten sie um. Wie sich jetzt herausstellt, waren die mehrere Meilen weit von Berlin liegenden Ortschaften allesamt alarmirt.

Der hiesige Bürgermeister Zimmermann hat dich um die vakante Bürgermeisterstelle in Anger­münde beworben und ist am 24. D. Mts. Mit 15 von 22 abgegebenen Stimmen gewählt worden.

Marzahn. Die Ortsgemeinde Marzahn hat dem Märkischen Museum mehrere interessante Gegenstände geschenkt. Es befinden sich hierunter eine sehr alte Taufschüssel, altnürnberger Beckenschlägerarbeit, zwei große Altarleuchter aus dem 17. Jahrhundert, ein Kruzifix und vier alte Schlußsteine, von denen einige aus dem 14. Jahrhundert stammen mögen. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 2. Oktober 1875 (Nr. 78), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Weißensee. Zum Stellvertreter für den Amtsvorsteher des Amtsbezirkes Weißensee ist der Direktor Feldtmann daselbst ernannt. Damit ist der dem Amtsvorsteher zu Franz.-Buchholz ertheilte Auftrag zur Vertretung des Amtsvorstehers des Amtsbezirkes Weißensee erloschen.


Oranienburg, Mittwoch, den 6. Oktober 1875 (Nr. 79), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Alt-Landsberg. Dem praktischen Arzt Dr. Halffter zu Alt-Landsberg ist der Rothe Adlerorden vierter Klasse verliehen worden.

Malchow. An Stelle des ausgeschiedenen Amtsvorsteher- und Standesbeamten-Stellvertreters, Rechnungsführer Dieckmann zu Malchow, ist der Rechnungsführer Steinbrück daselbst als Amtsvorsteher- und Standesbeamten-Stellvertreter des 30. Bezirks Malchow eingetreten.


Oranienburg, Sonnabend, den 9. Oktober 1875 (Nr. 80), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. Ein neuer Kreistag ist auf den 25. Oktober d. J., Vormittags 11 Uhr, berufen. Zur Beratung und Beschlußfassung sollen folgende Gegenstände gelangen: ... 3) Ermächtigung zur Bearbeitung und Vorlage folgender Chausseeneubau-Projekte: a) von der Stadt Alt-Landsberg nach der Ostbahn und der Frankfurter Chaussee, b) von der Stadt Alt-Landsberg nach Bernau, ...


Oranienburg, Sonnabend, den 23. Oktober 1875 (Nr. 84), Inserate.

Es gibt jetzt nur einmal wöchentlich und zwar jeden Dienstag, frisches Braunbier in der Brauerei von S. Neisser.

Wegen Aufgabe der Oranienburger Posthalterei
sollen am 5. November, Vormittags 11 Uhr,
16 bis 18 Pferde (versch. Nationalität), mehrere Wagen, Geschirre und Stallutensilien meistbietend verkauft werden.

Ein Sauschwein mit sieben Stück 5 Wochen alten Ferkeln ist zu verkaufen bei
Fr. Körner, Oranienburg ...


Oranienburg, Sonnabend, den 30. Oktober 1875 (Nr. 86), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Bernau. Der Kreistag am 25. d. M. war für folgende Gegenstände berufen:
  1. Die Wahl von drei Kreistagsabgeordneten zum Provinziallandtage auf Grund der Provinzialordnung vom 29. Juni 1875.
  2. Ermächtigung zur Einleitung von Verhandlungen zur Uebernahme der Berlin-Prötzeler Chaussee auf den Kreis, soweit diese innerhalb des Kreises belegen ist.
  3. Ermächtigung zur Bearbeitung von Vorlage folgender Chausseeneubau-Projekte:
    a) von der Stadt Alt-Landsberg nach der Ostbahn und der Frankfurter Chaussee,
    b) von der Stadt Alt-Landsberg nach Bernau, ...
Zu Provinzial-Landtags-Abgeordneten wurden gewählt: Der Landrath, Geheime Regierungsrath Scharnweber zu Berlin, der Rittergutsbesitzer Heyse auf Mehrow und der Bürgermeister Matz zu Alt-Landsberg. ...
Alle Anträge, die neue Chausseen betrafen wurden dem Kreis-Ausschusse und der Chausseebau-Kommission zur Prüfung und Berichterstattung überwiesen. ...


Oranienburg, Sonnabend, den 13. November 1875 (Nr. 90), Rundschau.

Werneuchen. In unserer Stadt ist großer Jammer, das Scharlachfieber wüthet unter den Kindern und neuerdings der Typhus unter den Erwachsenen. Die Sterblichkeit ist so groß, daß selten ein Tag ohne mehrere Begräbnisse vergeht. Auf Anordnung der Behörden sind die Schulen geschlossen und eine Sanitäts-Kommission gebildet, welche die Häuser besucht, Hülfe spendet wo es nöthig ist, besonders aber die nöthige Desinfizierung der Wohnungen bewirkt.


Oranienburg, Sonnabend, den 13. November 1875 (Nr. 78), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Pankow. Ein Diebeskonsortium ist in der Nacht zum Mittwoch von dem Gendarmerie-Wachtmeister Zimmermann auf frischer That hierselbst überrascht und dingfest gemacht worden. ... Zwei derselben überraschte er im Schweinestall dabei, als sie im Begriff waren, ein dort befindliches, dem Küster gehöriges sehr fettes Schwein durch Schwefeldämpfe zu betäuben, um es am Schreien zu verhindern. ...


Oranienburg, Mittwoch, den 17. November 1875 (Nr. 91), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Weißensee. Der Pfarrer Joh. Carl Gottl. Töpfer, bisher zu Wuthenow, ist zum Pfarrer bei den evangelischen Gemeinden der Parochie Weißensee bestellt worden.


Oranienburg, Sonnabend, den 20. November 1875 (Nr. 92), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Weißensee. In der Nacht zum Sonnabend wurde die zur Parochie Weißensee gehörige Kirche in Heinersdorf von Dieben heimgesucht, allem Vermuthen nach von denselben, welche nachts vorher in der Kirche zu Rosenthal einen so ergiebigen Raub gemacht hatten. Sie waren durch das Fenster gestiegen, fanden aber nicht so wertvolle Kirchengeräte wie in Rosenthal, mußten sich vielmehr mit zwei ganz einfachen Leuchtern und zwei kleinen Christusfiguren, die sie von den Kruzifixen abgerissen hatten, begnügen, so daß das Objekt der hier gestohlenen Gegenstände „kaum die Kosten decken dürfte.“ Die Diebe hatten irrtümlich geglaubt, daß die in Rede stehenden Figuren von Silber wären. Hoffentlich gelingt es recht bald, diese kirchenräuberische Bande zu entdecken und andere Ortschaften gegen ihre Heimsuchung sicher zu stellen.


Oranienburg, Sonnabend, den 27. November 1875 (Nr. 94), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Friedrichsfelde. Die Kirchendiebe scheinen jetzt die Rundreise in der Umgegend Berlins zu halten. In der Nacht vom Sonnabende zum Sonntage haben dieselben der Kirche zu Biesdorf einen Besuch abgestattet. Der Lohn ihrer Arbeit war nur gering. Zwei gußeiserne Altarleuchter ließen sie mit sich gehen. Da in kurzer Zeit die Einbrüche sich wiederholt haben und da anzunehmen ist, daß das Geschäft fortgesetzt wird, so ist zu rathen, die wertvollen Sachen, als Abendmahlsgeräthe, welche vielfach in den Kirchen aufbewahrt werden, aus denselben zu entfernen und einen sicheren Aufbewahrungsort anzuvertrauen. ...

Nach einer Bekanntmachung des Landraths ist von dem Wundarzt Thieme aus Friedrichsfelde ein brauner Jagdhund in das Spital der Königlichen Thierarzneischule zu Berlin eingeliefert, der krepiert und mit der Tollwuth befunden worden ist. Daher ist angeordnet, daß in den Ortschaften Friedrichsfelde, Lichtenberg, Friedrichsberg, Boxhagen, Rummelsburg, Stralau, Karlshof, Neue Scheune und Biesdorf alle Hunde sechs Wochan lang an die Kette zu legen oder aber einzusperren, auch während dieser Zeit genau zu beobachten sind. ...


Oranienburg, Mittwoch, den 1. Dezember 1875 (Nr. 95), Rundschau. (Berlin)

Am 1. Januar 1876 gehen die sämtlichen Staatschausseen innerhalb des Berliner Weichbildes in die Verwaltung des Magistrats über. Es ist dies eine Folge des Dotations-Gesetzes, welches in den übrigen Theilen der Monarchie die Staatschausseen den Provinzialverbänden überweist.


Nächster Jahrgang (1876)