Mehrow und Umgebung in der KPD-Zeitung Volkswille von 1945 (1. Jahrgang),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.


Volkswille
Zeitung für die Provinz Brandenburg
Organ der Kommunistischen Partei Deutschlands
Sonnabend, den 15. September 1945 (Nr. 1), gekürzt

Verordnung über die Bodenreform in der Provinz Brandenburg
Entsprechend den Forderungen der werktätigen Bauern nach einer gerechten Bodenverteilung und Liquidierung des feudalen und junkerlichen Grundbesitzes sowie zum Zwecke der Landzuteilung an landlose und landarme Bauern und Landarbeiter, darunter auch an diejenigen, die aus anderen Staaten umsiedelten, beschließt die Verwaltung der Provinz Brandenburg folgende Verordnung: ...

Das Ziel der Bodenreform:
100000 Neubauernstellen in Brandenburg!
Wilhelm Pieck vor märkischen Bauern und Landarbeitern ...


Sonnabend, den 15. September 1945 (Nr. 1), gekürzt

Zum Geleit!
Berlin, den 15. September 1945.
Endlich ist einem vielfältigen und alten Wunsche der antifaschistischen Bevölkerung der Provinz Brandenburg Rechnung getragen worden. Das schaffende Volk der Provinz Brandenburg hat eine eigene Zeitung erhalten. Noch sind überall die Folgen des hitlerischen Raubkrieges auch in der Provinz Brandenburg zu spüren. Aber doch regt sich überall neues Leben. Ein neuer fortschrittlicher, demokratischer Geist ergreift alle Schichten unserer Bevölkerung. ...
Unsere neue Zeitung, der „Volkswille“, Zeitung für die Provinz Brandenburg soll ein Helfer sein, um aus der Vergangenheit zu lernen und allen Schichten der Bevölkerung den neuen Weg finden zu helfen, welcher aus dem Chaos in eine bessere Zukunft führt. ...
Kommunistische Partei, Bezirksleitung der Provinz Brandenburg
Sägebrecht


Sonnabend, den 15. September 1945 (Nr. 1)

Bauern und Beratungsstellen
In der Provinzialverwaltung der Mark Brandenburg ist eine besondere Beratungsstelle für Bauern eingerichtet, wo diese ihre Nöte und Sorgen vorbringen können. Dort werden sie in beruflichen, rechtlichen, sozialen und politischen Fragen beraten. Solche Beratungsstellen wurden auch in den Kreisen und Gemeinden in Verbindung mit den Bauern-Kommissionen vorbereitet.

Flüchtlingsfürsorge
Die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg betrachtet es als Ehrenpflicht aller, dabei mitzuhelfen, daß die Deutschen, die durch die Nazipolitik heimatlos geworden sind, noch vor Eintritt des nassen Wetters in Winterquartieren untergebracht und in den Arbeitsprozess eingegliedert werden. Bei jedem Landratsamt konzentrieren sich diese Fürsorgearbeiten in einem Ausschuß, den der Referent für das Flüchtlingswesen mit Unterstützung des Kreisarztes, der Gewerkschaften und antifaschistischen Parteien bildet. Dieser hilft bei der Suche nach Wohnraum, Siedlungsland und Arbeitsmöglichkeiten. Die planmäßige Lenkung des Flüchtlingsstromes setzt beim Grenzübertritt ein. Ärztliche Untersuchung, Entlausung und evtl. Unterbringung in der Quarantänestation des nächsten Krankenhauses verhindern, daß Seuchen eingeschleppt werden. Jeder Flüchtling erhält einen Flüchtlingspaß mit seinen Personalien, der Gesundheitsbescheinigung, dem Reiseziel und dem nächsten Weg dahin, sowie Raum für die Bescheinigung des Bürgermeisters über erhaltene Verpflegung. Dadurch wird zielloses Umherirren unterbunden und die Unterbringung beschleunigt. Flüchtlingskinder, die ihre Eltern verloren haben oder von diesen ausgesetzt wurden, werden in Kinderheimen untergebracht. Bei der Sozialabteilung der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg ist eine Auskunftsstelle für Flüchtlinge aus den Ostgebieten (dem Raum zwischen Oder und Neiße und Tschechoslowakei und Jugoslawien) errichtet, die das Adressenmaterial über Flüchtlinge zentral sammelt. Wenn alle bei der Flüchtlingsunterbringung mithelfen, muß es gelingen, die Gefahren der Herbstwitterung und des Winters zu bannen.


Sonnabend, den 15. September 1945 (Nr. 1), gekürzt

Wir grüßen den „Volkswillen“
Ich komme den Wunsch der Redaktion des „Volkswille“ um ein einleitendes Wort zu ihrem Ersterscheinen gern nach.
Die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg begrüßt den „Volkswille“ als erste Zeitung, die sich die Sonderaufgabe gestellt hat, am Aufbau der Mark Brandenburg mitzuarbeiten, freudig. ...
Er kommt allwöchentlich in alle Kreise unserer Heimat, das berechtigt zu der Hoffnung, daß er sich bei fortschreitender Entwicklung auch bald als Tageszeitung dem Aufbau der Mark Brandenburg widmen kann.
Dr. Steinhoff

Provinzialbank Mark Brandenburg
Am 6. August 1945 ist die Provinzialbank Mark Brandenburg, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, gegründet worden. Sie hat ihren Hauptsitz in Potsdam und Niederlassungen in allen größeren Plätzen der Provinz Mark Brandenburg. Weiter Niederlassungen sollen errichtet werden.
Die Bank hat die Aufgabe, für Behörden, öffentlich-rechtliche Unternehmungen, landwirtschaft­liche, industrielle und Handelsbetriebe sowie für Privatpersonen Konten zu führen. Sie hat ferner die Aufgabe, alle Bevölkerungskreise der Mark Brandenburg mit Kredit zu versorgen, insbesondere die Landwirtschaft, das Gewerbe, die Industrie, den Klein- und Großhandel und die Unter­nehmungen der öffentlichen Hand. Die Bank betreibt im übrigen alle banküblichen Geschäfte.
Der Giro-Überweisungsverkehr innerhalb der Provinz Mark Brandenburg ist bereits im Gang. Er kann auch über die Kreis- und Stadtsparkassen erfolgen, welche ihrerseits Konten bei der Provinzialbank Mark Brandenburg unterhalten. Mit der Ingangsetzung des Überweisungsverkehrs nach Berlin in Kürze zu rechnen.

Wann werden wieder Renten gezahlt?
... Zur Zeit ruhen mit Ausnahme der Krankenkassen sämtliche Sozialversicherungseinrichtungen im Bereich der Provinz Mark Brandenburg. ...
Um Verwaltungskosten zu sparen, wird der alte aufgeblähte Versicherungsapparat mit einer Vielzahl von Fürsorge- und Versicherungsorganisationen verschwinden ... Es soll statt dessen nach demokratischen Grundsätzen eine neue Sozialversicherungsanstalt errichtet werden ... Bei der Festsetzung der Renten wird von Voraussetzungen ausgegangen, die den Nachkriegsverhältnissen entsprechen ...
Bis zum Inkrafttreten der neuen Verordnung muß den Unterstützungssuchenden geholfen werden, die Anspruch auf Leistungen haben und arbeitsunfähig sind oder sonst keine Möglichkeit haben, sich die Mittel zur Bestreitung des Lebensunterhaltes selbst zu beschaffen. Für diese Fälle sind die Stadt- und Gemeindeverwaltungen angewiesen, auf Antrag eine Unterstützung nach den von der Provinzialverwaltung festgelegten Richtlinien zu gewähren. ...

Achtung! Sprengstoffe beseitigen!
In letzter Zeit ist es wiederholt vorgekommen, daß Kinder beim Spielen mit Munition und Sprengstoffen verwundet oder sogar getötet worden sind. Es wird ersucht, dafür zu sorgen, daß sämtliche herumliegende Munition, Sprengstoffe und alle sonstigen Kriegsmaterialien - erforderlichenfalls durch Sachverständige - unverzüglich geborgen und der zuständigen Polizei zur Weiterleitung an den Militärkommandanten übergeben werden.

Mark-Brandenburg-Funk
... Der Berliner Rundfunk erkannte die Wichtigkeit der Aufgabe, die Beziehungen zwischen der Leitung der Provinz und jedem Bewohner der Mark möglichst eng zu gestalten, dadurch an, daß ein „Mark-Brandenburg-Funk“ in das Rundfunkprogramm aufgenommen wurde, der jetzt regelmäßig an allen Werktagen gesendet wird, und zwar:
Montags, mittwochs, freitags von 21,25 bis 21,40 Uhr,
dienstags, donnerstags, sonnabends von 9,45 bis 10,00 Uhr.
Wichtig für alle, die mit der Landwirtschaft zu tun haben, ist, daß der „Mark-Brandenburg-Funk“ bei Beginn und Schluß seiner Sendungen einen Wetterbericht gibt.


Sonnabend, den 15. September 1945 (Nr. 1), Impressum, gekürzt

Herausgeber: Kommunistische Partei Deutschlands, Bezirksleitung Brandenburg - Anschriften an „Volkswille“, Berlin C2, Wallstr. 76/79 - Sprechstunden der Redaktion nur von 11 bis 13 Uhr ... - Druck: Magistratsdruckerei, Berlin N4, Linienstraße 139-140.


Sonnabend, den 22. September 1945 (Nr. 2), Hier spricht die Provinzialverwaltung, gekürzt

Ausführungsverordnung Nr. 2 zur Durchführung der Bodenreform ...

Mark-Brandenburg-Funk
Ab 26.9.45 wird die Sendung wie folgt verlegt: Montags, Mittwochs und Sonnabends 9.25 - 10 Uhr, Dienstags und Freitags 21.10 - 21.25 Uhr

Bakteriologisches Institut der Mark Brandenburg
Seit dem 1. August 1945 besitzt die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg in Potsdam, Jägerallee 19, ein eigenes bakteriologisches Institut. Dieses ist aus dem früher staatlichen veterinärärztlichen Untersuchungsamt hervorgegangen. ...

Schulhelfer
Die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg teilt mit: Unser Ruf nach Schulhelfern hat ein so erfreuliches Echo gefunden, daß der Bedarf voll gedeckt werden konnte. Wir bitten, von weiteren Bewerbungen abzusehen. ...

Ärzte gesucht
Für zahlreiche Orte der Provinz Mark Brandenburg werden noch Ärzte benötigt. Ärzte, die Tätigkeit suchen, werden aufgefordert, sich möglichst persönlich, notfalls schriftlich, bei dem Provinzialgesundheitsamt der Mark Brandenburg, Potsdam, Alte Zauche 67 zu melden.


Sonnabend, den 29. September 1945 (Nr. 3), Aus Werkstatt und Fabrik, gekürzt

Handwerker aufs Land!
Der Bombenkrieg und insbesondere die Wahnsinnspolitik „Widerstand bis zum letzten“ hat die großen Städte in Schutt und Trümmerhaufen verwandelt und unzählige Existenzen vernichtet. Zahlreiche Handwerker befinden sich darunter. Soweit es sich dabei nicht um ausgesprochene Bauberufe handelt, die in den zerstörten Städten dringend zur Wiederinstandsetzung benötigt werden, sind viele dabei, die sicherlich in der Stadt entbehrlich sind. Gedacht ist dabei an solche Berufe wie Schmiede, Klempner, Wagenbauer, Sattler, Schuhmacher, Schneider und Schneiderinnen, Korbmacher usw., die infolge der Zeitumstände in der Stadt wenig Aussichten haben, ihre erlernten Kenntnisse ausreichend zu verwerten.
Umso größer ist der Bedarf an solchen Fachkräften draußen auf dem Lande. Der an sich schon früher vorhandene Mangel geeigneter Handwerker dort ist durch die Kriegsverhältnisse noch größer geworden. ...


Sonnabend, den 6. Oktober 1945 (Nr. 4), gekürzt

Die praktische Durchführung der Bodenreform:
Die ersten Güter werden aufgeteilt ...


Sonnabend, den 6. Oktober 1945 (Nr. 4), Hier spricht die Provinzialverwaltung, gekürzt

Zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten
Wie die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg mitteilt, ist im Interesse der öffentlichen Gesundheitspflege eine Polizeiverordnung über die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten erlassen worden. Sie enthält ein Verbot des Dirnenwesens, der Zuhälterei sowie der „öffentlichen Häuser“. Den Inhabern gewerblicher Beherbergungs- und Gastwirtsbetriebe sowie allen Privat­personen wird untersagt, ihre Wohnungen, Einrichtungen usw. diesen Zwecken dienstbar zu machen. Die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten wird unter hohe Strafe gestellt.


Sonnabend, den 13. Oktober 1945 (Nr. 5), gekürzt

Schlag auf Schlag
Nach Bodenreform Auflösung der Konzerne ...


Sonnabend, den 20. Oktober 1945 (Nr. 6), Kulturnotizen, gekürzt

Kulturbund Mark Brandenburg
Der „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ hat in Potsdam eine Landesleitung für die Mark Brandenburg geschaffen. Zum Präsidenten wurde der Kunsthistoriker Professor Dr. Griesbach gewählt. ...

Friedrich Wolf wieder in Deutschland
Der Autor zahlreicher Bücher und in Deutschland vor 1933 gespielter Stücke wie „Der arme Konrad“, „Zyankali“ und „Matrosen von Catarro“ der Dramatiker Dr. Friedrich Wolf, ist nach langer Emigration wieder nach Deutschland zurückgekehrt.


Sonnabend, den 20. Oktober 1945 (Nr. 6)

Ueberdruckmarken in der Oberpostdirektion Potsdam
Die Oberpostdirektion Potsdam wird in allernächster Zeit Postwertzeichen verkaufen und verwenden, und zwar die Berliner Wertzeichen mit dem Ueberdruck Mark Brandenburg.


Sonnabend, den 27. Oktober 1945 (Nr. 7), gekürzt

Ausführungsverordnung Nr. 6 zur Durchführung der Bodenreform über die Bildung der „Ausschüsse der gegenseitigen Bauernhilfe“ ...


Sonnabend, den 27. Oktober 1945 (Nr. 7), Stadt und Land

Hönow
Nach dem Grundsatz „Wer viel hat, gebe dem, der gar nichts besitzt, etwas ab!“ führten die Antifaschisten eine Obstsammlung durch. Sie ergab 230 Zentner, die 1060 Kindern und Erwachsenen zugute kommt.


Sonnabend, den 27. Oktober 1945 (Nr. 7), Hier spricht die Provinzialverwaltung, gekürzt

Religionsunterricht
Die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg hat Richtlinien zur Frage des Religionsunterrichts aufgestellt, die für alle Schulen verbindlich sind. Darin heißt es: Die Erteilung des Religionsunterrichts ist gemäß den Anweisungen der Sowjetischen Administration nicht eine Angelegenheit der Schulen, sondern ausschließlich Sache der Kirchen. Diese können Geistliche, Lehrer oder sonstiges geeignetes Personal damit beauftragen. Der Religionsunterricht findet außerhalb der eigentlichen Unterrichtszeit und unabhängig vom Lehrplan der Schule als eine rein kirchliche Veranstaltung statt. ... Die Kirchen haben vollkommen Freiheit, in ihrem Rahmen die religiöse Unterweisung derjenigen Kinder durchzuführen, deren Eltern dies ausdrücklich wünschen. Die Schule hingegen bleibt von allem konfessionellen Streit verschont.


Sonnabend, den 3. November 1945 (Nr. 8), teilweise gekürzt

Bauern helfen Neusiedlern
Ahrensfelde
Auf einer wöchentlich regelmäßig stattfindenden Sitzung bespricht der Bürgermeister mit den Bauern alle nötigen Arbeiten und große wie kleine Nöte. Jetzt wählte man den Ausschuß zur gegenseitigen Bauernhilfe. Die Bauern Buchholz, Baack und Haase stellten sich sofort mit Pferden und Geräten zur Verfügung, um den Neubauern zu helfen. Weitere Bauern folgten dem Beispiel. Der Bauer Schmidt holte Holz für die Trecker heran. Zu gemeinnützigen Zwecken stellten die Bauern der Reihe nach der Gemeinde täglich ein Fuhrwerk zur Verfügung.

Ein Befehl Marschall Shukows:
Recht der Gesetzgebung für Provinzial- und Länderverwaltungen ...
In Anbetracht des gegenwärtigen Fehlens einer zentralen deutschen Regierung in Deutschland ... befehle ich:
1. Den Provinzialverwaltungen und den Verwaltungen der föderalen „Länder“ das Recht einzuräumen, Gesetze und Verordnungen, die Gesetzeskraft haben, auf den Gebieten der gesetzgebenden, richterlichen und vollstreckenden Gewalt zu erlassen, wenn sie den Gesetzen und Befehlen des Kontrollrats oder den Befehlen der sowjetischen Militärverwaltung nicht widersprechen. ...

Postverkehr in ganz Deutschland
Am 24. Oktober ist der gesamte Postverkehr mit Empfängern in der englischen, amerikanischen und französischen Zone freigegeben worden. Alle Sendungen müssen freigemacht werden, Gebühr wie früher. Deutsche, englische, französische oder russische Sprache, lateinische oder russische Schrift ist vorgeschrieben.


Sonnabend, den 3. November 1945 (Nr. 8), Stadt und Land

Werneuchen
Dank der Umsicht der KPD-Ortsgruppe erhalten etwa 430 Schulkinder eine tägliche warme Mahlzeit. Die Lebensmittelbeschaffung geschieht in Zusammenarbeit mit dem Ernährungsamt. Die Kosten der Schulspeisung trägt die Ortsgruppe der KPD.


Sonnabend, den 3. November 1945 (Nr. 8), Hier spricht die Provinzialverwaltung

Provinzialgüter
Im Zuge der Bodenreform verbleiben in der Provinz Brandenburg in jedem Kreis land­wirtschaftliche Betriebe über 100 ha, die nicht der Aufteilung unterliegen. Diese Betriebe sind der Provinzial-Güterverwaltung unterstellt. Die von den Landräten eingesetzten Treuhänder dieser Betriebe haben nach streng wirtschaftlichen und kaufmännischen Grundsätzen zu arbeiten. Sie sind für angemessene Rentabilität der Betriebe verantwortlich. Provinzialgüter müssen in jeder Richtung beispielgebend und führend sein.


Sonnabend, den 10. November 1945 (Nr. 9), Stadt und Land teilweise gekürzt

Altlandsberg
Die Stadt veranstaltete ein Erntedankfest, bei dem die Jugendgruppe mit Tanz und Gesang viel Anerkennung fand. Der Erlös einer Tombola wurde dem Sozialfonds „Opfer des Faschismus“ zur Verfügung gestellt.

Eine neue Zeitschrift „Der Freie Bauer“
Unter obigem Titel erscheint im Deutschen Bauernverlag eine neue Zeitung. Die erste Nummer - 12 Seiten stark - bringt aus der Feder von Edwin Hoernle, dem Präsidenten der deutschen Verwaltung für Land- und Forstwirtschaft in der sowjetischen Okkupationszone, deren Publikationsorgan „Der freie Bauer“ ist, einen richtungsweisenden Artikel „An alle Bauern und Bäuerinnen“. ...
Reich mit Bildern und Zeichnungen ausgestattet, enthält die lebendig aufgemachte Zeitschrift eine Fülle des Wissenswerten aus allen Gebieten und vergißt auch nicht den unterhaltenden Teil, der gutes Niveau verrät. ...


Sonnabend, den 17. November 1945 (Nr. 10), Stadt und Land, gekürzt

Alt-Landsberg
Bürgermeister Lehmann konnte in seinem Rechenschaftsbericht ein ermutigendes Bild einer erfolgreichen Aufbauarbeit entwerfen. Mit einem Kassenbestand von 2,97 RM wurde Ende April die ehrenamtliche Tätigkeit der Verwaltung begonnen und bis Ende Juni auf einen Kassenbestand von 90188,75 RM gebracht. Die Dezernenten für Ernährung, Arbeitseinsatz und Landwirtschaft zeichneten viele eindrucksvolle Einzelheiten in dieses Bild. Heute arbeiten 212 Betriebe produktiv, die Sägewerke mit zwei Schichten, 235 Familien wurden im Zuge der Bodenreform angesiedelt. ...


Sonnabend, den 24. November 1945 (Nr. 11), teilweise gekürzt

Auch dein Nachbar soll unsere Zeitung lesen. Gib deinen „Volkswillen“ weiter!

Bauernhilfe auf neuen Wegen
Der Kreis Niederbarnim geht mit gutem Beispiel voran ...


Sonnabend, den 24. November 1945 (Nr. 11), Bekanntgaben und Hinweise ..., teilweise gekürzt

Bodenreform grunderwerbssteuerfrei
Die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg hat durch Verordnung vom 30. Oktober 1945 den Erwerb von Grundstücken durch Wirtschaften (Neusiedler) aus der Großgrundbesitzaufteilung im Zuge der Bodenreform von der Besteuerung nach dem Grunderwerbssteuergesetz ausgenommen.

Zwangsschutzimpfung gegen Diphterie und Scharlach
Auf Anordnung der Sowjetischen Militäradministration wird in der Provinz Mark Brandenburg die Zwangsschutzimpfung aller Kinder im Alter von 2 bis 14 Jahren gegen Diphterie und Scharlach durchgeführt. ... Es werden öffentliche Impfstellen, vor allem in Schulen, eingerichtet. Über jede Impfung wird ein gestempelter Impfschein ausgestellt. Die Aushändigung der Lebensmittelkarten für die in Frage kommenden Kinder wird von der Vorlegung eines Impfscheines abhängig gemacht.

Vorbeugung gegen Diphterie
Die Erfahrungen in der Bekämpfung der Diphterie haben gezeigt, daß manche Fälle nur deshalb tödlich verlaufen sind, weil die Patienten zu spät in Behandlung kamen. Die sachgemäße Behandlung am ersten oder zweiten Tage der Erkrankung sichert fast stets den Erfolg. Bei Hals­beschwerden mit Fieber muß daher wegen der Diphteriegefahr sofort der Arzt aufgesucht werden.


Sonntag, den 2. Dezember 1945 (Nr. 12), gekürzt

Bekämpft den Kornkäfer
(Mitteilung der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft)
Der Kornkäfer ist ein kleiner schwarzbrauner Rüsselkäfer von 1/3 bis 1/2 cm Länge. Er wird auch schwarzer Kornwurm, Kornkrebs, Kornreuter oder Wippel genannt und lebt auf den Getreideböden und Speichern, in den Körnern von Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Mais. ...
Der Schaden besteht darin, daß die Käfer und ihre Larven die Getreidekörner auffressen. Das befallene Getreide wird warm und feucht, verschimmelt leicht und wird dann auch von Milben befallen. Dadurch können ungeheure Verluste entstehen.
Für die Bekämpfung des Kornkäfers, wie auch anderer Getreideschädlinge, ist die Sauberkeit der Lagerräume das Wichtigste. Jedesmal, wenn die Kornböden leergemacht werden, sind sie gründlichst zu säubern. ... Die gesäuberten Lagerräume werden am besten mit einem der von der Biologischen Reichsanstalt in Berlin-Dahlem geprüften und empfohlenen Spritzmittel behandelt. ... Durch häufiges Umschaufeln und Lüften des Getreides wird der Schädlingsbefall vermindert, durch wiederholte Reinigung werden im Getreide bereits vorhandene Käfer entfernt. ...


xx, den xx. Dezember 1945 (Nr. 13), gekürzt

Die Kuh als Arbeitstier
Kühe haben zu allen Zeiten als Zugtiere Verwendung gefunden. In Deutschland wurde vor dem Kriege jede vierte Kuh zur Arbeitsleistung herangezogen. Am meisten ist die Arbeitskuh, auch Schaffkuh benannt, im Kleinbetrieb vertreten, weil die Pferdehaltung unter normalen Verhältnissen für diese Betriebe unwirtschaftlich ist. ...
Es wäre bei dem gegenwärtigen Mangel an Pferden außerordentlich vorteilhaft, wenn auch in Norddeutschland von der Arbeitsleistung der Kühe mehr Gebrauch gemacht würde. Die Bewegung im Freien ist für die Tiere von unschätzbarem Werte. Bei leichterer Arbeit erleidet nur die Milchmenge eine kleine Einbuße von etwa 10%. Nur bei schwerer Arbeit geht der Milchertrag mehr zurück ...

Facharbeitereinsatz
Die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg hat verfügt, daß das Landesarbeitsamt Berufe, in denen dringender Bedarf an Fachkräften besteht und die für lebenswichtige Aufgaben gebraucht werden, zu Mangelberufen erklären kann. Facharbeiter der Mangelberufe dürfen ohne ausdrückliche Zustimmung des Arbeitsamtes nicht berufsfremd beschäftigt werden. ...


Sonntag, den 9. Dezember 1945 (Nr. 15), gekürzt

Viehausgleich zum Aufbau der Viehwirtschaft
... Die Provinzialverwaltung hat daher einen Viehausgleich zwischen viehschwachen und viehstarken Kreisen in die Wege geleitet und ist darüber hinaus bemüht, aus benachbarten Landesteilen Vieh einzuführen, damit ein organischer Aufbau der Viehwirtschaft in der Provinz erfolgen kann. ...

Tierzuchtverbände leben wieder auf
Zur Förderung der Tierzucht haben früher zahlreiche Züchterverbände und -vereine bestanden. ... Beim Wiederaufbau der deutschen Tierzucht kann die Mitarbeit der Züchterverbände nicht entbehrt werden. Sie sind auch geeignet, die neuen Siedler und Kleinbauern bei der Beschaffung von Zuchtvieh und in allen tierzüchterischen Fragen zu unterstützen. Die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg hat daher bei der Sowjetischen Militärischen Administration die Wiederaufnahme der Tätigkeit der alten Züchterverbände erwirkt, so daß in Kürze diese Verbände ihre Arbeit wiederaufnehmen können.

Pferde für die Kreistierärzte
Die Sowjetische Militärische Administration stellt für Dienstreisen der Kreistierärzte 150 Pferde zur Verfügung. Auf Wunsch kann jeder Kreistierarzt ein Pferd zum Preise von 500 RM erwerben ...

Neubauern sorgt für die Bekämpfung der Mäuse!
Bei dem bisher milden Wetter, machen sich Anzeichen dafür bemerkbar, daß die Feldmäuse sich stärker als bisher vermehrt haben. Wir weisen daher besonders auf die Gefahren einer zu erwartenden Feldmäuseplage hin. ...

Erfolgreiche Parteiarbeit auf dem Lande
Die Arbeitsgebietsleitung Werneuchen (Kreis Oberbarnim) führte Dorfversammlungen in Weesow, Willmersdorf, Schönfeld, Beiersdorf und Freudenberg durch, die alle einen sehr guten Besuch aufwiesen. ...

Spirituosen nur gegen Lieferanweisungen
Die den Herstellern von Spirituosen in der Mark Brandenburg zugeteilten Spritmengen müssen sofort bearbeitet und noch am Tage der Fertigstellung dem Großverteiler zugeführt werden. Sie dürfen von diesem nur auf Lieferanweisung des Landrats oder Oberbürgermeisters abgegeben werden ...


Sonntag, den 16. Dezember 1945 (Nr. 17), gekürzt

Kartoffelstoppeln schwer gemacht
Keine Kartoffel darf der Volksernährung verloren gehen! In Befolgung dieser richtigen Losung hatten sich viele Bernauer über Sonnabend/Sonntag nach Beiersdorf, den 18 km weiten Weg, gemacht und dort die Felder abgestoppelt. In Willmersdorf wurden ihnen dann diese mühselig gestoppelten Kartoffeln mit der angeblichen Begründung wieder abgenommen, „daß Oberbarnim keine Kartoffeln nach Niederbarnim abgeben kann“.
Die Maßnahmen unserer Polizei gegen die wilden Kartoffelaufkäufer sind zweifellos berechtigt, in diesem Falle aber absolut unverständlich.


Sonntag, den 16. Dezember 1945 (Nr. 17), Bekanntgaben und Hinweise ...

Schulbetrieb in vollem Gange
In der Provinz Mark Brandenburg besuchen wieder 327837 Kinder die Schule, davon 18336 die höheren und Mittelschulen. Sie werden von 5008 Lehrern, darunter 734 Schulleitern, Studienräten und Mittelschullehrern, unterrichtet. Unter den Lehrern befinden sich 1486 Laienkräfte.


Sonntag, den 23. Dezember 1945 (Nr. 19), gekürzt

Sachsen hilft Brandenburg bei Lösung von Transportfragen
Die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg hat im Einvernehmen mit der Sowjetischen Militärverwaltung nicht nur alle Transportmittel der Provinz ununterbrochen eingesetzt, sondern darüber hinaus Hilfe bei der Nachbarprovinz Sachsen angefordert. Diese hat auch Lastkraftwagen zugesagt. 50 davon wurden zur Beendigung der Zuckerrübenkampagne im Kreise Prenzlau verwendet. Weitere 50 bis 60 Lastwagen sollen an der Hilfsaktion für die Umsiedler mithelfen. ...

Ärzte aus Thüringen für die Mark Brandenburg
Auf Grund einer Vereinbarung zwischen den Provinzialgesundheitsamt der Mark Brandenburg und dem Landesgesundheitsamt Thüringen sind aus Thüringen 25 Ärzte nach der Mark Brandenburg überwiesen worden. Die Ärzte wurden vor allem auf den für die Umsiedlerbetreuung und Seuchenbekämfpung wichtigen Punkten eingesetzt. Einige Ärzte praktizieren in Orten, in denen ein erheblicher Mangel an Ärzten bestand.

Wappen, Fahne und Dienstflagge der Provinz Brandenburg
PMB. Das Präsidium der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg beschloß in seiner Sitzung vom 16. November 1945 das neue Wappen der Provinz. ...
Die neue Fahne der Provinz wurde vom Präsidium der Provinzialverwaltung in einer Sitzung vom 24. Oktober 1945 festgelegt. ...
Die Dienstflagge entspricht in Farbanordnung und und Maßverhältnis der Fahne und zeigt in der Mitte das neue Wappen der Provinz Mark Brandenburg, das über die Streifen hinweg mit je einem Viertel in die roten Streifen hineinragt.


Dienstag, den 25. Dezember 1945 (Nr. 20), gekürzt

CDU und die Bodenreform
Mit Befremden haben alle ehrlichen aufbauwilligen Antifaschisten davon Kenntnis genommen, daß die zentrale Führung der Christlichen Demokratischen Union Deutschlands, vertreten durch die Herren Dr. Hermes und Schreiber in Berlin, es abgelehnt hat, den Aufruf vom 8. Dezember 1945 „Helft den Neubauern“ gemeinsam mit den Vertretern der drei übrigen antifaschistischen Parteien zu unterschreiben, und daß Herr Schreiber in der Sitzung der vier antifaschistischen Parteien das mit der Begründung ablehnte, „daß er mit der Durchführung der Bodenreform nicht einverstanden sei.“ - Herr Dr. Hermes erklärte namens des Vorstandes der CDU, daß er ebenfalls nicht in der Lage sei, diesem Aufruf zuzustimmen....


Sonnabend, den 30. Dezember 1945 (Nr. 22), gekürzt

Die Einheit aller vier antifaschistischen Parteien in Brandenburg hergestellt
Nachdem sich alle vier antifaschistischen Parteien in Brandenburg gebildet haben, sind sie sofort übereingekommen, einen antifaschistischen, demokratischen Block zu bilden. ...
LDP CDU SPD KPD
Brandenburg, 14. Dezember 1945.


Sonnabend, den 30. Dezember 1945 (Nr. 22), Stadt und Land, gekürzt

Werneuchen
Diese Ackerbürgerstadt hat in dem halben Jahr seit der Befreiung durch die Rote Armee vorbildliche Aufbauarbeit geleistet. Die Einwohnerzahl, die vor dem Zusammenbruch 6000 Seelen betragen hatte, von denen nur 2802 im Ort verblieben waren, ist inzwischen auf 4600 gestiegen. Die Versorgung ist gesichert. Unter den schwierigsten Umständen wurden alle drei Mühlenbetriebe vollständig instand gesetzt, ebenso drei große Getreidespeicher. Die Versorgung mit Brennholz (3 cbm je Haushalt) ist reichlich gesichert. Auch die kulturelle und soziale Arbeit wurde tatkräftig in Angriff genommen.
Bei der Bodenverteilung konnten 37 Neubauern, 140 Kleinbauern und 25 Umsiedlerfamilien berücksichtigt werden. Mit den zugehörigen Gütern Weeser [!], Beiersdorf, Schönfeld, Tiefensee, Hirschfelde, Gielsdorf und Wilkendorf wurden 5877 ha aufgeteilt.


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