Beiträge aus der Zeitung Nördlicher Vorortbote von 1919-1920 (19.-20. Jahrgang),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 6. Februar 1919 (Nr. 16), Lokales und Provinzielles

Das Ende der Feldpost. Nach Erlaß des Staatssekretärs des Reichspostamts treten infolge Demobil­machung die den Heeres- und Marineangehörigen gewährten Portovergünstigungen für Feldpost­sendungen bis 31. Januar außer Kraft. Für Heeres- und Marineangehörige in den besetzten Gebieten erlöschen die Vergünstigungen einheitlich mit dem Uebertritt auf heimischen Boden. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 11. Februar 1919 (Nr. 18), Lokales und Provinzielles

Gasthauswäsche. Die Inhaber von Hotels, Gastwirtschaften usw. werden darauf aufmerksam gemacht, da es nach wie vor verboten ist, die Tische in den Gaststuben mit Tischtüchern zu bedecken. Auch dürfen den Gästen Mundtücher nicht überlassen werden bei der Darreichung von Speisen. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 16. Februar 1919 (Nr. 20), Lokales und Provinzielles

Sportliches. Am Sonntag, den 16. d. Mts. tritt auf dem V. f. B. Sportplatz in Pankow an der Mendelstraße der mehrmalige Kriegsmeister Hertha den Berliner Ballspiel-Klub gegenüber. Bei der anerkannten Spielstärke beider Vereine ist ein sehr interessantes Spiel zu erwarten.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 18. Februar 1919 (Nr. 21), Lokales und Provinzielles

Werder, 17. Februar. Eine Junggesellensteuer hat der Magistrat eingeführt. Für Unverheiratete über 30 Jahre tritt ein Steuerzuschlag von jährlich 5 bis 25 Prozent der Einkommenssteuer in Kraft.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 4. März 1919 (Nr. 27), Lokales und Provinzielles

Sommerzeit? Die Einführung der Sommerzeit ist in diesem Jahre fraglich. Bekanntlich hat sich auch Bayern dagegen ausgesprochen, wie im vorigen Jahr, hauptsächlich wegen der Abneigung der Landwirtschaft. Zu den Schwierigkeiten der Wiedereinführung kommt in diesem Jahre, daß in den besetzten linksrheinischen Gebieten die westeuropäische Zeit gilt. Wenn nun rechts des Rheins die Sommerzeit eingeführt wird, so würde sich ein Zeitunterschied von 2 Stunden ergeben.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 20. März 1919 (Nr. 34), Lokales und Provinzielles

Alle Gräberaufnahmestellen an der ehemaligen Front und in den besetzten Gebieten sind nach einer Mitteilung des W. T. B. aufgelöst. Das ganze Gräberaktenmaterial ist vom Kriegsministerium, Zentralnachweisbureau, Berlin NW. 7, Dorotheenstraße 48, übernommen. Anfragen in Gräber­angelegenheiten sind daher an diese Stelle zu richten. Zur Vermeidung von Verzögerungen ist in den Gesuchen die letzte Feldadresse des Gefallenen anzugeben. Auskünfte und Vermittelung von Lageplänen, Skizzen und Grabphotographien sind kostenlos.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 30. März 1919 (Nr. 38), Lokales und Provinzielles

Güterwagen als Personenwagen. Infolge der Abgabe der meisten bisher im Betriebe befindlichen Personenwagen an die Entente hat sich das Eisenbahnministerium entschlossen, Güterwagen, wie sie im Krige vielfach zu Militärtransporten verwendet worden sind, in die Personenzüge einzustellen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 10. April 1919 (Nr. 43), Lokales und Provinzielles

Ein Riese läßt sich nächster Tage in Berlin sehen. Es handelt sich um einen 19 Jahre alten Holländer, der 2,69 m lang und 312 Pfund schwer ist. Seine erste „Arbeit“ in Berlin besteht darin, daß er das Berliner Lebensmittelamt um doppelte Rationen ersuchen will.

Warnung vor Fleckfiebergefahr. Da in anderen Bezirken wiederholte Fälle von Fleckfieber (Flecktyphus) vorgekommen sind, besteht erhöhte Gefahr der Einschleppung. Jede Erkrankung und jeder Todesfall an Fleckfieber sowie jeder Fall, welcher den Verdacht dieser Krankheit erweckt, ist der Ortspolizeibehörde sofort anzuzeigen. Zur Anzeige verpflichtet ist in erster Linie der zugezogene Arzt und der Haushaltungsvorstand.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 15. April 1919 (Nr. 45), Lokales und Provinzielles

Gendarmen als Staatsbeamte. Die Gendarmerie war bisher militärisch eingerichtet und unterstand militärischen Vorgesetzten. Durch eine neuere Verordnung der preußischen Regierung ... sind sie nun­mehr unmittelbare Staatsbeamte. Sie unterstehen nicht mehr den Militärgesetzen und der Militär­gerichtsbarkeit. Das Disziplinarverfahren ist jetzt dasselbe, wie für die nichtrichterlichen Beamten. ...

Potsdam, 15. April. 2300 Typhusfälle sind in den letzten 14 Tagen hier vorgekommen. Davon verliefen 130 tödlich. Die Ursache ist in der Infektion des Leitungswassers und in der geringen Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung infolge der Unterernährung zu suchen. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 22. April 1919 (Nr. 48), Lokales und Provinzielles

Börnicke, 18. April. Dieser Tage nachts wurde bei dem Pastor Kockett hierselbst ein Schwein gestohlen und gleich an Ort und Stelle abgeschlachtet. Anscheinend sind die Spitzbuben aber beim Fortschaffen ihrer Beute gestört worden, denn man fand später das geschlachtete Schwein, in einem Reisekorb verpackt, in dem an das Pfarrgehöft anstoßenden Garten des Gemeindevorstehers Huwe vor. In derselben Nacht wurden bei dem Landwirt Rudolf Becker zwei Pferdegeschirre gestohlen.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 10. Juni 1919 (Nr. 68), Lokales und Provinzielles

Die deutschen Kriegergräber in Feindesland. Wie bereits bekannt, hat sich Frankreich auf Ersuchen Deutschlands verpflichtet, für die Erhaltung und Pflege der deutschen Soldatenfriedhöfe und Gräber in würdiger Weise zu sorgen. Die angelegten Soldatenfriedhöfe bleiben bestehen. Die in der Nähe der Soldatenfriedhöfe in Einzelgräbern liegenden Toten werden ausgegraben und dorthin umgebettet. Wo im Kampfgebiet viele Einzelgräber liegen, wird ein neuer zentraler Friedhof angelegt. Die Toten in abliegenden Gräbern, deren Transport zu Soldatenfriedhöfen nicht tunlich erscheint, sollen in die Friedhöfe der benachbarten Gemeinden gebracht werden. Ueber die gesamten Umbettungen werden genaue Listen geführt. Die Arbeiten sind bereits im Gange. Auch an Belgien war von Deutschland das gleiche Ersuchen um Bekanntgabe der Maßnahmen für die deutschen Kriegsgräber gerichtet worden. Am 2. Juni endlich ist die belgische Antwort in Spaa übergeben worden. Die Note teilt mit, daß die belgische Regierung entschieden hat, daß Einzelgräber in besonderen Soldatenfriedhöfen zusammen­gelegt werden. Grundstücke, welche von der Familie eines Gefallenen zur Erhaltung dessen Grabes angekauft wurden, können keine Ausnahme bilden.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 12. Juni 1919 (Nr. 69), Lokales und Provinzielles

Abgabe von Schmieröl an Träger künstlicher Glieder. Den kriegsbeschädigten amputierten Renten­empfängern kann aus den Beständen des Sanitätsdepots Schmieröl (ungef. 100 Gramm für Kunstglied und Jahr) zum Einfetten der Metallteile ihrer künstlichen Glieder unentgeltlich abgegeben werden.

Ein Zug mit deutschen Gefangenen verunglückt. Ein von Dünkirchen kommender Zug mit deutschen Gefangenen wurde auf der Station von St. Pierre von zwei englischen Lokomotiven von hinten angefahren. Zehn Wagen wurden völlig zertrümmert, drei deutsche Gefangene, ein Soldat und ein englischer Sergeant wurden getötet, 25 deutsche Gefangene schwer verletzt.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 17. Juni 1919 (Nr. 71), Lokales und Provinzielles

Vermißtennachforschung. Die bei der Rückkehr unserer Gefangenen sich bietende Gelegenheit, über das Schicksal Vermißter weitgehendste Aufklärung zu erhalten, soll vom Kriegsministerium in folgender Weise ausgenutzt werden: In den Durchgangslagern, welche die Kriegsgefangenen beim Eintreffen in der Heimat passieren müssen, erhält jeder Kriegsgefangene eine Liste der Vermißten seines Truppenteils mit Angehörigenadressen. Auf Grund dieser Liste sollen die Zurückgekehrten in den Durchgangslagern Angaben über das Schicksal ihrer Kameraden machen. Jeder behält seine Liste auch beim Verlassen des Durchgangslagers, um auch später noch weitere Angaben machen zu können. Das Kriegsministerium kann diese Listen nicht vollständig aufstellen, da teilweise die Angehörigen­adressen fehlen und noch Truppenmeldungen ausstehen. Es muß daher die Hilfe der Angehörigen in Anspruch genommen werden und bitten jeden, der bisher ohne irgend eine Nachricht über einen vermißten Heeresangehörigen ist, um sofortige Uebersendung einer einfachen Postkarte, keine Briefe oder Listen mit folgendem Inhalt:
Anschriftenseite:
  • An das Zentral-Nachweise-Bureau des Kriegsministeriums, Berlin, NW. 7, Dorotheenstraße 48.
  • Angabe der Adresse des Absenders.
Rückseite:
  • Angabe des Truppenteils, der Kompagnie usw., des Dienstgrades, Namens, Vornamens, Geburtstages und Geburtsort des Vermißten und Tag und Ort des Vermißtseins (deutliche Schrift, ohne weitere Zusätze).
Sämtliche Nachforschungen durch das Zentralnachweisebureau erfolgen kostenlos.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 22. Juli 1919 (Nr. 86), Lokales und Provinzielles

Die Erhaltung der deutschen Kriegsgräber in Frankreich. Nach den ortsgesetzlichen Bestimmungen in vielen Gemeinden Frankreichs dürfen Gräber bereits nach fünf Jahren neu belegt werden. Um zu verhindern, daß diese Bestimmungen auch für die deutschen Kriegsgräber angewandt werden, war die französische Waffenstillstandskommission gebeten worden, die Gräber der deutschen Krieger vor dieser Neubelegung zu bewahren, damit die Möglichkeit bestehen bleibe, später die Leichen der Verstorbenen heimzuführen oder die Gräber zu besuchen. Die französische Kommission hat daraufhin am 14. Juli die Erklärung abgegeben, daß die obenerwähnten ortsgesetzlichen Bestimmungen auf die deutschen Kriegsgräber nicht angewandt werden würden.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 28. August 1919 (Nr. 102), Lokales und Provinzielles

Unterbringung unserer heimkehrenden Kriegsgefangenen in der Landwirtschaft. Die Landwirt­schaftskammer für die Provinz Brandenburg teilt uns folgendes mit: Die erwartete Rückkehr unserer Kriegsgefangenen stellt uns vor die Aufgabe, nach Möglichkeit für ihre Unterbringung zu sorgen. Für Landwirte, die zu liebevoller Aufnahme der Gefangenen bereit sind, dürften für Landarbeit geeignete Personen zu beschaffen sein. Es wird anheimgestellt, an das Arbeitsamt der Landwirtschaftskammer Berlin, Koppenstraße 94, dahingehende Anträge zur Weiterleitung an die Durchgangslager zu richten.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 4. September 1919 (Nr. 105), Lokales und Provinzielles

Gerichts„wachtmeister“. Nach einer Verfügung des Justizministers ist den Gerichtsdienern die schon längere Zeit erstrebte Amtsbezeichnung „Gerichtswachtmeister“ beigelegt worden.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 16. September 1919 (Nr. 110), Lokales und Provinzielles

Auswanderer! Die gegenwärtige Lage unseres Vaterlandes wird eine starke Massenauswanderung zur Folge haben. Vor sofortiger unbesonnener Auswanderung wird dringend gewarnt. Wer glaubt, die alte Heimat verlassen zu müssen, möge warten, bis die Verhältnisse sich geklärt haben. Man stehe Agenten, die jetzt zur Auswanderung anreizen, mißtrauisch gegenüber. Es gibt eine Reihe von Behörden und Vereinen, die völlig unentgeltlich und rückhaltlos offen über alle Fragen der Auswanderung Auskunft geben. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 21. September 1919 (Nr. 112), Lokales und Provinzielles

Heimkehr aus englischer Gefangenschaft. Wie aus Hamburg gemeldet wird, werden in den nächsten Tagen mehrere Dampfer von Hamburg nach England fahren, um dort Kriegsgefangene abzuholen. Der erste Dampfer hat am Sonnabend früh den Hamburger Hafen verlassen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 25. September 1919 (Nr. 114), Lokales und Provinzielles

Das Abladen von Unrat. Wiederholt ist darauf hingewiesen, daß das Abladen von Unrat in der Schönholzer Heide und den daran grenzenden Straßen und auf den unbebauten Terrains verboten ist. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 28. September 1919 (Nr. 115), Lokales und Provinzielles

Anschluß landwirtschaftlicher Betriebe an elektrische Ueberlandzentralen. Wie die Landwirt­schaftskammer für die Provinz Brandenburg mitteilt, hat der Reichs-Kommissar für die Kohlen­verteilung in einem Schreiben darauf hingewiesen, daß zur Zeit viele Anträge von Landwirten auf Anschluß ihrer Betriebe an elektrische Ueberlandzentralen eingereicht werden, weil die Kohlen­versorgung der Betriebe eine höchst unbefriedigende ist. Der Kohlenkommissar weist jedoch darauf hin, daß auch der elektrische Strom meistenteils aus Kohle erzeugt wird und daher im allgemeinen ebenso knapp ist als Kohle, falls nicht eine Erzeugung durch Wasserkraft in Betracht kommt.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 30. September 1919 (Nr. 116), Lokales und Provinzielles

Starke Zunahme der tuberkulösen Erkrankungen. Leider verzeichnet Deutschland hauptsächlich infolge der Unterernährung einen bedrohlichen Anstieg der Tuberkulose ... In den deutschen Städten mit mehr als 15000 Einwohnern, die etwa drei Achtel der Gesamtbevölkerung Deutschlands ausmachen, starben von der Zivilbevölkerung im Jahre 1913 rund 40300, im nächsten Jahre 41730, dagegen 1917 rund 68000 und 1917 rund 74000 Personen. Das weilbliche Geschlecht ist an der Zunahme stärker beteiligt als das männliche. Auch auf dem Lande hat die Sterblichkeit an Tuberkulose zugenommen. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 2. Oktober 1919 (Nr. 117), Lokales und Provinzielles

Lehmbaukursus. Durch den Bau des Versuchshauses in Lehmstampfbau auf dem Tempelhofer Feld ist das allgemeine Interesse der Bevölkerung für diese Bauweise erregt worden. Um vielfachen Anfragen gerecht zu werden, veranstaltet der Wohnungsverband Groß-Berlin einen Lehmbaukursus. ...


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 12. Oktober 1919 (Nr. 121), Lokales und Provinzielles

Die Heimkehr der deutschen Kriegsgefangenen aus dem englischen, amerikanischen und italienischen Machtbereich mit Ausnahme der in einigen überseeischen Ländern festgehaltenen Gefangenen ist in vollem Gange und soll in kürzester Frist durchgeführt werden. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 6. November 1919 (Nr. 132), Lokales und Provinzielles

Von britischer Seite ist jetzt mitgeteilt worden, daß alle Gefangenen beim britischen Heere auf dem Festlande, auch die von Gefangenenkompagnien mit Ordnungsnummer über 700 heimbefördert werden. Postsendungen an die Gefangenen können von den Postanstalten zur Beförderung nicht mehr angenommen werden. Unterwegs befindliche Postsendungen gehen an die Absender zurück.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 9. November 1919 (Nr. 133), Lokales und Provinzielles

Heimkehrerzüge verkehren weiter. Die Reichszentralstelle teilt mit: Es ist Anordnung getroffen worden, daß die Verkehrssperre vom 5. bis 15. November unter keinen Umständen zu Stockungen in der Rückführung von Kriegsgefangenen führen darf. Heimkehrerzüge verkehren wie bisher. Auf öffentlichen Verkehr angewiesene Heimkehrer werden durch Anhängen von Personenwagen an Eilgüterzüge befördert.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 29. Januar 1920 (Nr. 13), Lokales und Provinzielles

Unsere in japanische Gefangenschaft geratenen Landsleute sind bereits zum großen Teil wieder nach der Heimat unterwegs und werden voraussichtlich in Wilhelmshafen landen. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 5. Februar 1920 (Nr. 16), Lokales und Provinzielles

Versorgung mit landwirtschaftlichen Maschinen. Im Reichswirtschaftsministerium fand kürzlich eine Besprechung mit Vertretern der landwirtschaftlichen Organisationen und der Verbände der landwirtschaftlichen Maschinenindustrie statt, welche die Deckung des Bedarfs der Landwirtschaft an Maschinen betraf. Die Organisationen und Verbände werden gemeinsam den Bedarf der Landwirt­schaft festzustellen und die Lieferung zu sichern haben. Wenn möglich, soll eine zwangsmäßige Sperrung der Ausfuhr an landwirtschaftlichen Maschinen vermieden werden.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 2. März 1920 (Nr. 27), Lokales und Provinzielles

Schutz gegen die Grippe. Der Landesausschuß hygienische Volksbelehrung erläßt diese Mahnung: Die Grippe ist äußerst ansteckend, wird vor allem übertragen durch Anhusten, Niesen und unmittel­bare Berührung. Vermeide nach Möglichkeit den Aufenthalt in geschlossenen Räumen, wo sich viele Menschen aufhalten. Bei den ersten Krankheitserscheinungen wie Fieber, Husten, Schnupfen, Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen, lege dich sofort ins Bett und sorge für ärztliche Hilfe. Schone dich in der Rekonvaleszenz und gehe nicht zu zeitig wieder an die Arbeit. Schüler und Schülerinnen, die zur jetzigen Epidemiezeit die frühesten Anzeichen von Grippe oder Bronchialkatarrh bieten, sollen unter allen Umständen vom Schulbesuch ferngehalten werden. Jeder tut gut, zu Zeiten einer schweren Grippe-Epidemie mehrmals täglich mit einer leicht desinfizierenden Lösung ... energisch zu gurgeln und den Mund zu spülen sowie vor dem Einnehmen von Mahlzeiten die Hände gründlich zu waschen.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 9. März 1920 (Nr. 30), Lokales und Provinzielles

Die bestehende Unsicherheit auf den Landstraßen und die in letzter Zeit wiederholt vorgekommenen Ueberfälle auf Posten haben die Ober-Postdirektion in Berlin gezwungen, bis auf weiteres mit den in der Dunkelheit verkehrenden Posten, die ganz oder teilweise durch unbebaute Straßen fahren müssen, Wertsendungen nicht mehr zu befördern. Die Bewohner in den hiervon betroffenen Vororten Berlins müssen daher mit einer verspäteten Beförderung oder Zustellung ihrer Wertsendungen rechnen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 8. April 1920 (Nr. 43), Lokales und Provinzielles

Die ersten Gefangenen aus Sibirien zurück. Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilt mit, daß die ersten Gefangenen aus Sibirien auf dem Heimwege sind. 1014 deutsche Kriegs­gefangene haben auf dem Dampfer „Scottland Maru“ am 31. März 1920 Wladiwostok verlassen. Die Kriegsgefangenen stammen aus den Lagern Perwaja Rjetschka, Nokolsk, Krasnaja Rjetschka und Krasnojarsk. Das Schiff fährt über Shanghai, Sabang, Port Said nach Hamburg.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 15. April 1920 (Nr. 46), Lokales und Provinzielles

Eine Versuchsstelle für Naturbauweisen im Kreise Niederbarnim. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gelehrt, daß die zur Behebung der drückendsten Wohnungsnot unbedingt erforderliche Bautätigkeit nur dann wirkliche Erfolge haben kann, wenn wieder im erweiterten Maße Naturbauweisen angewendet werden. Alle gegen die Lehmbauweise erhobenen Einwände erweisen sich als haltlos, wenn die Bauten von Bauhandwerkern sachgemäß ausgeführt werden, die über die alten handwerklichen Fertigkeiten und eine gründliche Kenntnis der Lehmbautechnik verfügen. Um eine Aneignung dieses Könnens weiten Kreisen von Handwerkern, Technikern und Siedlern zu ermöglichen, werden jetzt staatlich unterstützte Lehr- und Versuchsstellen für Naturbauweisen errichtet, deren erste in Zepernick, Kreis Niederbarnim, Bahnstation Röntgental, voraussichtlich am 1. Mai eröffnet wird. ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 27. April 1920 (Nr. 51), Lokales und Provinzielles

Einweihung des Straßenbahndenkmals Niederschönhausen-Nordend, 25. April 1920. Punkt halb drei zeigte die Uhr des Straßenbahnhofs, als die Feier begann. „Den Opfern des Weltkrieges“ lautet die Ueberschrift der auf Granitquadern ruhenden schwarzen Marmortafel, dann folgen die Namen der 65 Toten vom Straßenbahnhof III. - 7000 Mann der Großen Berliner und Vororte waren hinausgezogen, 1200 davon gefallen. - Das Denkmal auf dem großen Hof des Bahnhofs mit seiner imposant schönen Umgebung von Bäumen und blühenden Pflanzen bot einen ergreifenden Anblick ...


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 18. Mai 1920 (Nr. 60), Lokales und Provinzielles

Achtung! Pferdebesitzer! Ansteckende Pferdekrankheit! In verschiedenen Bezirken ist die ansteckende Lymphgefäßentzündung der Pferde, eine erst durch die Kriegsverhältnisse aus dem Ausland eingeschleppte, sehr ansteckende Pferdekrankheit beobachtet worden. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 27. April 1920 (Nr. 64), Lokales und Provinzielles

Niederschönhausen 05 - Hertha Charlottenburg 6:2 (2:1) Am 2. Pfingstfeiertag standen sich obige Gegner im Gesellschaftsspiel gegenüber. Die Kenntnis des Platzes sieht zuerst Hertha im Vorteil. Allmählich macht sich Niederschönhausen frei und erzielt kurz hintereinander 2 Tore, dem Hertha bis zur Pause eins entgegenzusetzen vermag. Nach der Pause fallen für Niederschönhausen in regelmäßigen Abständen 4 weitere Tore. Erst kurz vor Schluß kann Hertha 1 Tor aufholen.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 17. Juni 1920 (Nr. 73)

Die neue Stadtgemeinde Berlin. ...
Die neue Stadtgemeinde Berlin, für welche wir am Sonntag die Stadtverordneten zu wählen haben, wird unter Aufhebung des „Zweckverbandsgesetzes Groß-Berlin“ vom 19. Juli 1911 ... von folgenden [8] Stadtgemeinden, [59] Landgemeinden und [27] Gutsbezirken gebildet: ...
Das gesamte „Stadtgebiet“ wird ... in 20 „Verwaltungsbezirke“ mit einer Einwohnerzahl von insgesamt 3806533 eingeteilt. ...
Für die Wahlen der Stadtverordneten am 20. Juni 1920 ist das gesamte Stadtgebiet Berlin in 15 Wahlkreise eingeteilt worden, ... Die „Stadtverordneten“ (225) werden auf vier Jahre gewählt. ...
Der „Magistrat“ der neuen Stadtgemeinde darf ... aus höchstens 30 Mitgliedern bestehen. Der erste Bürgermeister führt die Amtsbezeichnung „Oberbürgermeister“, sein Stellvertreter die Amts­bezeichnung „Bürgermeister“.
Zur Entlastung der städtischen Körperschaften der Stadtgemeinde Berlin, sowie zur Wahrnehmung der örtlichen Interessen und Durchführung der Selbstverwaltung werden für jeden „Verwaltungsbezirk“ eine „Bezirksversammlung“ und ein kollegiales „Bürgeramt“ eingerichtet. ...
Die Bezirksämter bestehen aus 7 Mitgliedern, die durch die Bezirksversammlung gewählt werden. ... Der Vorsitzende des Bezirksamtes trägt die Amtsbezeichnung „Bürgermeister“, die Mitglieder die Amtsbezeichnung „Stadtrat“. Die Wahl des Vorsitzenden und seines Stellvertreters erfolgt durch die Bezirksversammlung. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 8. Juli 1920 (Nr. 82), Lokales und Provinzielles

Landjäger, nicht mehr Gendarm. Durch Verfügung des Ministers des Innern führt die preußische Landgendarmerie von jetzt ab die Bezeichnung Landjägerei. Die bisherigen Gendarmeriewachtmeister führen die Bezeichnung Landjäger und Oberlandjäger, der bisherige Oberwachtmeister führt die Be­zeichnung Landjägermeister, die bisherigen Gendarmerieoffiziere sind jetzt Landjägerräte geworden.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 3. August 1920 (Nr. 93), Lokales und Provinzielles

Keine Ueberführung von gefallenen Kriegern. Eine Ueberführung gefallener Krieger in die Heimat ist zurzeit, wie amtlich mitgeteilt wird, nicht möglich. Mit Rücksicht auf die noch immer bestehenden außerordentlichen Beförderungsschwierigkeiten, den Mangel an Material für die Zinksärge, die infolge des niedrigen Standes unseres Geldes unverhältnismäßig hohen Kosten und den damit verbundenen starken Geldabfluß in das Ausland und wegen der bisher ablehnenden Haltung der früher feindlichen Regierungen ist die Regierung bis auf weiteres nicht in der Lage, Anträgen auf Ueberführung statt­zugeben. Auch Ausnahmen können nicht zugelassen werden.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 26. August 1920 (Nr. 103), Lokales und Provinzielles

Enthüllung eines Heldendenkmals. Zur Erinnerung an die im Weltkriege gefallenen Mitglieder, Beamten und Angestellten der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg fand am 17. August d. Js., dem Todestage Friedrich des Großen, auf dem Hofe des Landwirtschaftskammer­gebäudes in Berlin die feierliche Enthüllung eines Denkmals statt. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 9. September 1920 (Nr. 109), Lokales und Provinzielles

Ziegenzucht. Unter all den wirtschaftlichen Folgeerscheinungen des Krieges ist die bestehende Milchknappheit zweifellos eine der schwersten und bedenklichsten. Um dieser Not zu begegnen, ist von weiten Volksschichten die Ziegenhaltung aufgegriffen worden. ... Das Ziel der Ziegenzucht ist die weiße hornlose Saanenziege. ...


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 7. Oktober 1920 (Nr. 121), Lokales und Provinzielles

Der Streik der Arbeiter auf den Gütern Berlins ist beendet. Die Ausständigen erhalten eine wöchentliche Zulage: Männer 12 Mk., Frauen 8 Mk., Jugendliche 5 Mk.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 14. Oktober 1920 (Nr. 124), Lokales und Provinzielles

Kriegsvermißtennachforschung. Das Zentralnachweiseamt für Kriegsverluste und Kriegergräber, Berlin NW 7, Dorotheenstr. 48, teilt mit: In letzter Zeit häufen sich die Nachrichten, daß heimgekehrte Kriegsgefangene wertvolles Material zur Nachforschung nach Vermißten, wie Erkennungsmarken, Soldbücher, Uhren, überhaupt staatliches und privates Eigentum, das bei Umbettungen von Toten in der Kampfzone gefunden wurde, behalten haben, um es den Angehörigen direkt zuzustellen. Hierdurch werden den amtlichen Stellen die unentbehrlichen Unterlagen für ihre Nachforschungen entzogen. ... Das Zentralnachweiseamt ... fordert deshalb alle Heimgekehrten, die noch im Besitze von Vermißten­material sind, zur pflichtmäßigen Ablieferung diese Fundstücke ... auf. Zugleich werden die Familien, die durch zurückgekehrte Kriegsgefangene über das Schicksal ihrer Angehörigen benachrichtigt worden sind, aufgerufen, dies unverzüglich dem Zentralnachweiseamt zur Berichtigung der Ver­mißtenlisten und etwaiger Einstellung weiterer Nachforschungen anzugeben.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 17. Oktober 1920 (Nr. 125), Lokales und Provinzielles

Die Inbetriebnahme der Zentralheizungen ist von heute ab wieder bis auf weiteres gestattet.

Neues Notgeld wird Groß-Berlin in der Form von 25-Pfennig-Scheinen herausgeben.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 31. Oktober 1920 (Nr. 131), Lokales und Provinzielles

Eine wenig angenehme Ueberraschung ist den Berlinern in der vorletzten Nacht beschert worden. Während bislang eine schöne, milde Spätherbsttemperatur herrschte, trat über Nacht eine unerwartete Kälte ein, die sich mit unserer großen Kohlenarmut nur schlecht vertragen wird. In der Provinz Brandenburg wurde eine Temperatur von 8 Grad unter Null, in ganz Mitteldeutschland 6 Grad unter Null gemessen.


Nördlicher Vorortbote, Sonntag, den 14. November 1920 (Nr. 136/37), Lokales und Provinzielles

Ein geheimes Vergnügungslokal wurde dieser Tage wieder von der Berliner Kriminalpolizei ausgehoben. In der Landsbergerstraße domizilierte es in einer Privatwohnung, wo Sekt zu Neppreisen floß und man sich an „intimen Schönheitstänzen“ ergötzen konnte.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 16. November 1920 (Nr. 138), Lokales und Provinzielles

Verschiedene Nachtbetriebe, die sich in Privatwohnungen etabliert hatten und in denen es neben ganz intimen Schönheitstänzen nur Sekt und Delikatessen zu Neppreisen gab, sind in den letzten Tagen von der Berliner Polizei ausgehoben worden. In einem Lokal wurde nur Sekt verabreicht, die Flasche von 800 Mark aufwärts. Natürlich waren diese Lasterhöhlen, als die Polizei erschien, ziemlich gut besetzt.


Nördlicher Vorortbote, Donnerstag, den 18. November 1920 (Nr. 139), Lokales und Provinzielles

Gegen das verbotene Ankleben von Zetteln und Plakaten an Häusern, Mauern und Zäunen wird jetzt vom Polizeipräsidium energisch vorgegangen. In mehr als 300 Fällen sind bereits Strafanzeigen erstattet worden.


Nördlicher Vorortbote, Dienstag, den 21. Dezember 1920 (Nr. 153), Lokales und Provinzielles

Aus Anlaß des 10jährigen Bestehens der auf gemeinnütziger Grundlage aufgebauten Spar- und Darlehnskasse an der Stettiner Bahn, Berlin-Pankow, Florastraße 49, hat diese beschlossen, einen namhaften Beitrag zu Wohlfahrtszwecken zu stiften. Und zwar sollen eine größere Anzahl Sparbücher der Kasse mit je 3,- Mark Guthaben an Schulkinder beiderlei Geschlechts, deren Eltern - ohne Ansehen der Partei - rechtschaffende Leute sind, verausgabt werden. ...


Nördlicher Vorortbote 1914-1918