Mehrow und Umgebung im Niederbarnimer Anzeiger (Ostbahnzeitung) von 1931 (48. Jahrgang)
gefunden beim Heimatverein Altlandsberg, ergänzt anhand der in der
Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) auf Mikrofilm vorliegenden Ausgabe.

Niederbarnimer Anzeiger (Ostbahnzeitung)
Neuenhagen-Hoppegartener Anzeiger, Fredersdorf-Petershagener Anzeiger
Der „Niederbarnimer Anzeiger“ erscheint tägl. mit Ausn. der Sonn- und Feiertage mit der tägl. Unterhaltungsbeilage „Nach Feierabend“, dem Witzblatt „Kobold“ u. der illustr. 8 seitigen Sonntags­beilage. Bezugspreis monatl. 1,70 RM. einschl. Versicherung geg. Unfall und natürl. Tod, frei Haus od. durch die Post zuzügl. Bestellgeld. ...
Mit verbindl. Publikationskraft der amtl. Bekanntmachungen des Amtsgerichtsbezirks Altlands­berg, der Stadt Altlandsberg, der Amts- und Gemeindebezirk Neuenhagen, Fredersdorf und der Gemeinden Bruchmühle, Dahlwitz-Hoppegarten, Eggersdorf, Hönow, Petershagen, Seeberg und viele Nachbarbezirke
Druck und Verlag von G. Hiller Nachfolger, Altlandsberg bei Berlin


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 1, Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 1. Januar 1930 1931

Hönow, den 31. Dezember 1930.
Kraftpost. Ab 1. Januar fahren die Postkraftwagen ab Hönow nicht mehr 55 Minuten nach voll, sondern bereits 45 nach voll. Entsprechend dieser früheren Abfahrt von Hönow findet auch eine frühere Abfahrt von Bahnhof Berlin-Mahlsdorf insofern statt, als die Wagen von dort anstatt 25 Minuten nach voll bereits 20 Minuten nach voll abfahren. Hierdurch werden die Anschlüsse an den in Mahlsdorf einsetzenden Schnellverkehr erreicht.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 3. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 4. Januar 1931

Hönow, den 3. Januar 1931.
„Deutsches Lied Hönow 1929“. Der Vorsitzende des Vereins hatte die Mitglieder mit ihren Damen zur Sylvesterfeier zum Vereinslokal des Sangesbruders Paul Scharny eingeladen. Herr Römer begrüßte die Anwesenden aufs herzlichste ... Einige Damen des Vereins brachten durch ihre Scherzartikel viel Stimmung in die Runde. Unter der Leitung des allseitig verehrten Dirigenten, Herrn Rudi Tobian, erklang so manches schöne Lied, und als vom Kirchturm die Glocken das neue Jahr einläuteten, begrüßte der Verein dasselbe mit dem Gesang: „Das ist der Tag des Herrn“. ... Humor und Stimmung hielten die Teilnehmer noch lange beisammen. Der Vereinswirt und seine Familie hatten nach Kräften zum Gelingen der Feier beigetragen. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 5. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 7. Januar 1931

Hönow, den 6. Januar 1931.
Straßensperre aufgehoben. Die Hönower Straße in Mahlsdorf ist nach erfolgter Abnahme nunmehr für den Verkehr freigegeben worden.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 6. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 8. Januar 1931

Hönow, den 7. Januar.
Deutscher Turnverein. Der hiesige Turnverein hält am Donnerstag, dem 8. Januar abends 8 Uhr seine Jahreshauptversammlung ab. Die Turnbrüder werden gebeten, pünktlich und vollzählig zu erscheinen.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 10. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 13. Januar 1931

Nachruf
Unser lieber Kamerad und Altveteran Martin Sander ist im Alter von ziemlich 90 Jahren sanft eingeschlafen. Ehre seinem Andenken.
Landwehrverein Hönow. Hönow, den 12. Januar 1931.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 13. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 16. Januar 1931

Hönow, den 15. Januar.
Karl Lindenberg 60 Jahre. Am 12. Januar 1931 konnte der hier sehr beliebte und geschätzte Landwirt Karl Lindenberg in voller Gesundheit und Frische seinen 60. Geburtstag feiern. ... Er entstammt einer alt eingesessenen Altlandsberger Familie. In Altlandsberg wurde er geboren, dort verlebte er seine Jugend und war als reiferer Mann in vielen Ehrenämtern leitend tätig. Zunächst wählte ihn die Bürgerschaft aus Vertrauen zum Stadtverordneten. Diesen Ehrenposten vertauschte er mit einem solchen als Ratmann und leitete als solcher volle acht Jahre der Stadt treue Dienste. Nebenher war er sechs lange Jahre Gemeindekirchenrats-Mitglied. Im Jahre 1912 verließ er Altlandsberg, um in Hönow die große Landwirtschaft seines Schwiegervaters zu übernehmen. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 14. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 17. Januar 1931

Hönow, den 16. Januar.
Grundbesitzerverein. Die Januarsitzung des Grundbesitzervereins Hönow-Süd findet nächsten Sonnabend, den 17. Januar, im Restaurant „Strammer Kater“ Mahlsdorf, Hönower Chaussee 147, statt. In dieser Versammlung wird Herr Keller, der Leiter der Gruppe 1 des Provinzialverbandes, einen Vortrag halten über: „Zeitgemäßes vom Gartenbau“. Am Sonntag, dem 25. Januar, vormittags 10 Uhr wird durch einen Gartenbaulehrer im Garten des Vorsitzenden, Ginsterstraße Ecke hinter dem See, der Winterschnitt der Obstbäume vorgeführt. Die Mitglieder werden gebeten, zu beiden Veranstaltungen recht zahlreich zu erscheinen.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 15. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 18. Januar 1931

Hönow, den 17. Januar.
Deutscher Turnverein. Der hiesige Turnverein hielt am Donnerstag, dem 8. d. Mts. seine Jahres­hauptversammlung im Vereinsheim Seeger ab. Mit dem Liede „Turner herbei“ wurde die Sitzung durch den 1. Vorsitzenden eröffnet ... Einstimmig erfolgte die Wiederwahl des alten Vorstandes. ... Die Vorstandsämter wurden wie folgt besetzt: 1. Vors. Willi Bugge, 2. Vors. Richard Döberitz, 1. Schriftführer Helmut Müller, 1. Kassierer Otto Lehmann, 2. Kassierer Fritz Döberitz, 1. Turnwart Karl Kemmrich, 2. Turnwart Georg Müller, 3. Turnwart Karl Kirschbaum, Reisewarte Willi Bugge und Fritz Döberitz, Ditwart Oswald Meyer, Gerätewart Karl Kirschbaum, Fahnenträger Georg Müller, Begleiter Fritz Döberitz und Willi Mette. ... Ferner wurde einstimmig beschlossen, den Tbr. Lehrer O. Meyer - Erkner für seine hervorragenden Verdienste um den Verein den Ehrenvorsitz zu übertragen. ...
„Der Spar- und Kassenverein Hönow Süd“ hält am kommenden Sonntag, dem 18. Januar, nachmittags 4 Uhr im Restaurant „Mittelpunkt der Erde“ seine Jahreshauptversammlung ab. Im Anschluß an die Sitzung wird ein Vortrag über „Die öffentliche Bausparkasse der Provinz Brandenburg“ gehalten. Gäste sowie Mitglieder sind zu dieser Veranstaltung herzl. willkommen.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 16. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 20. Januar 1931

Hönow, den 19. Januar.
Brandmeistertagung. Am Sonntag, dem 25. Januar findet in Ahrensfelde die Brandmeistertagung der Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Niederbarnim, verbunden mit dem 20. Stiftungsfest der Wehr Ahrensfelde, statt.
Nach Abwicklung der Tagesordnung folgen drei Vorträge, und zwar beschäftigt sich der erste mit der Unfallversicherungskasse, der zweite mit der Kollektiv-Feuerlöschkosten-Versicherung, die von der Kreisverwaltung für sämtliche Gemeinden des Kreises abgeschlossen worden ist. Der dritte Vortrag befaßt sich mit der Kollektiv-Haftpflichtversicherung, die der Provinzialfeuerwehrverband für alle dem Verbande angeschlossenen Wehren eingegangen ist. Eine Aussprache über den Unfallhilfs- und Rettungsdienst im Kreise schließt sich diesen Vorträgen an. Der Arbeitsplan für das Jahr 1931 wird ebenfalls aufgestellt werden.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 18. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 22. Januar 1931

Hönow, den 21. Januar.
Sittlichkeitsattentat in Mahlsdorf-Süd. Ein 3 einhalb Jahre alter Knabe aus Mahlsdorf-Süd wurde von einem etwa 20 Jahre alten Burschen angelockt, in dem er dem Kinde eine Tafel Schokolade schenkte. Der Bursche führte das Kind dann in den nahen Wald und verging sich in übelster Weise an dem Knaben. Später wurde das Kind von Passanten auf der Chaussee völlig verstört aufgefunden.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 19. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 23. Januar 1931

Zwangsversteigerung.
Am Freitag, dem 23. Januar 1931, mittags 12 Uhr werde ich (voraussichtlich bestimmt) in Eiche bei Ahrensfelde, Sammelstelle der Bieter im Gasthaus: 1 Schlächter- und 1 Achswagen ... öffentlich meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigern.
Strauß, Gerichtsv. in Altlandsberg, Tel. 86


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 20. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 24. Januar 1931

Altlandsberg, den 23. Januar.
Strafgerichtssitzung am Donnerstag, dem 22. Januar 1931. ...
Aus der Untersuchungshaft wurde die Hausangestellte Gertrud Lachmann vorgeführt, der Diebstahl und Betrug zur Last gelegt wird. Frl. L. stand bei Frau Grün in Blumberg in Dienst und zeigte einen starken Drang, viel Geld in die Finger zu bekommen. Sie überredete das später eingestellte Haus­mädchen R., das Geld, was sie verdiene, ihr zum Aufbewahren zu übergeben, womit sich Frl. R. einverstanden erklärte. Die Meinungen gingen jedoch auseinander und Frl. L. rechnete aus, daß der ihr übergebene Betrag auf Heller und Pfennig aufgegangen ist. ... Es wurde ein Schaden von ca. 48 Mark festgestellt. Erwiesen ist ferner, daß die Angeklagte einem Kutscher ein Notizbuch, 1 Rasierapparat und eine Photographie entwendet hat. ... Die Strafe wurde auf 24 Tage Gefängnis zusammengezogen, die durch die Untersuchungshaft verbüßt ist.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 21. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 25. Januar 1931

Mein Sohn Willi ist von mir nicht bevollmächtigt, Rechnungen für mich zu kassieren. Auch für gemachte Schulden von diesem komme ich in keinem Falle auf.
Wilhelm Rabe, Maler, Altlandsberg.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 22. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 27. Januar 1931

Nachruf.
Unser lieber Kamerad, Gründer des Vereins und Altveteran Wilhelm Kenzeberg ist im Alter von 81 Jahren sanft entschlafen. Ehre seinem Andenken!
Landwehrverein Hönow. Hönow, den 26. Januar 1931.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, dem 27. Januar, nachm. 2½ Uhr statt.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 23. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 28. Januar 1931

Hönow, den 27. Januar.
Landwehrverein. Zum 2. Male hat in kurzer Zeit der Schnitter Tod im Landwehrverein Ernte gehalten. Nachdem wir erst vor wenigen Tagen „Vater Sander“ in Neuenhagen das Ehrengeleit gegeben, betteten wir am Dienstag „Vater Kenzeberg“ ins kühle Grab. ... beide waren Kämpfer in Deutschlands Einigungskriegen 1864-70, Kamerad Kenzeberg Mitstreiter beim Todesritt von Mars la Tour, beide waren die letzten Zeugen aus der alten Zeit. Die treue, die sie einst bewiesen, diese Treue hielten sie auch ihrem Landwehrverein. Mit ganzer Seele übten sie diese in ihren Aemtern als Ordensträger und Fechtmeister. ... Wir hatten 2 gute Kameraden, viel bessere gibt es nicht.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 24. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 1931

Hönow, den 28. Januar.
Brandmeistertagung. Anläßlich des 20. Stiftungsfestes der Freiwilligen Feuerwehr Ahrensfelde wurde dort am vergangenen Sonntag die Brandmeistertagung Niederbarnim abgehalten. Die herrliche Ausschmückung des Saales sowie die Darbietungen des Ahrensfelder Männergesangs­vereins betonten den feierlichen Charakter dieser Veranstaltung. Die Tagung, der u. a. Herr Landrat Schlemminger, Reg. Assessor Dr. Blaesing, Kreisbrandinspektor Graß, die Behörden, sowie 200 Kameraden des Kreisverbandes beiwohnten, wurde, nachdem der Gesangverein einige Lieder zu Gehör gebracht hatte, durch eine Begrüßungsansprache des Gemeindevorstehers Hase von Ahrensfelde eröffnet. ... Herr Landrat Schlemminger führte in seiner Ansprache u. a. aus, daß die Not der Zeit das Tempo der Ausrüstungen der Wehr stoppen wird, ... Statt kostspieliger Lösch­wasserbrunnen wird man Teiche anlegen müssen, die durch Pflichtarbeit in den Gemeinden geschaffen werden können. Die Kreiswehr zählte am 1. Januar 1931 2001 Mitglieder und hat im Jahre 1930 in 159 Fällen eingreifen müssen. Man zählte im Kreise 34 Klein-, 31 Mittel- und 18 Großfeuer, dazu 18 Waldbrände, ...
Der Radfahrerverein Germania Hönow 1902 feierte am Sonnabend im Gasthaus Seeger sein Wintervergnügen als Maskenball. Wir konnten zwar nicht so viele Masken zählen wie in den Vorjahren, die wirtschaftliche Not vieler Volksschichten findet auch hier ihren Ausdruck, aber es war wieder ein schönes gemütliches Fest. Der Nachbarverein Weesow, mit dem uns seit einigen Jahren innige Freundschaft verbindet, war recht zahlreich vertreten. Wir konnten die uns oft gebotenen Gastfreundschaft in Weesow zum kleinen Teil abtragen.
Einwohnerzahl. Nach dem letzten Ergebnis der Volkszählung hat unser Dorf an Einwohnern das 1. Tausend überschritten. Hönow zählt danach 1020 Einwohner.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 26. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 31. Januar 1931

Hönow, den 30. Januar.
Der Geflügel- und Kleintierzuchtverein Hönow leistet einer Einladung des Kleintierzuchtvereins Altlandsberg-Süd Folge und fährt am morgigen Sonnabend, dem 31. d. Mts. nach Altlandsberg-Süd zu einem Lichtbildervortrag über Geflügelzucht. Im Anschluß an den Vortrag findet ein Tanzkränzchen statt. Die Sitzung des hiesigen Vereins, die für diesen Sonnabend vorgesehen war, wird um 8 Tage verschoben und am 8. Februar nachmittags 4 Uhr abgehalten. Die Abfahrt nach Altlandsberg-Süd erfolgt per Auto um 7.30 Uhr vom Restaurant „Mittelpunkt der Erde“. Um recht zahlreiche Beteiligung wird gebeten.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 27. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 1. Februar 1931

Hönow, den 31. Januar.
Neuer Fahrplan. Mit dem 1. Februar 1931 tritt in der Kraftpostlinie Mehrow - Hönow - Berlin-Mahlsdorf-Bahnhof ein neuer Fahrplan in Kraft.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 29. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 4. Februar 1931

Hönow, den 3. Februar.
Gemeindevertretersitzung. Die zum 30. Januar einberufene Gemeindevertretersitzung fand im Gasthaus Seeger statt. ... Der Bebauungsplan für das W. Kirschbaumgelände wird genehmigt. ... Die Beschaffung von 2 Schubkarren zur Verwendung beim Pflichtarbeitsdienst werden bewilligt. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 30. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 5. Februar 1931

Zwangsversteigerung.
Am Donnerstag, dem 5. Februar vormittags 11 Uhr werde ich in Eiche, Gasthaus Jägerheim 1 Schlächterwagen, 2 Achswagen, 1 Breakwagen, 1 Radio-Apparat voraussichtlich ganz bestimmt öffentlich meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigern.
Strauß, Gerichtsv. in Altlandsberg. Tel. 86


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 33. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 8. Februar 1931

Hönow, den 7. Februar 1931.
Der deutsche Abend in Mehrow. Das Schöffengericht Berlin-Lichtenberg verhandelte am Donnerstag gegen die beiden Nationalsozialisten Günz und Schnack. Beide werden von der Staatsanwaltschaft beschuldigt, sich des Vergehens gegen § 5, Absatz 2 des Republikschutz­gesetzes schuldig gemacht zu haben, indem sie am 4. Mai 1930 in Mehrow ein Hindenburg-Bild auf einen Ast aufspießten und dann die Bildstellen, die die Augen darstellten, durchstießen und das Bild nach Zerknüllung anbrannten. Die der Partei angehörenden Zeugen erklärten, sich auf den Vorgang nicht mehr besinnen zu können. Drei Kinder schilderten dagegen eingehend den Vorfall. Der Staats­anwaltschaftsrat betonte in seinen Ausführungen, daß wohl selten der Reichspräsident und mit ihm der ganze Staat so beschimpft worden sei, wie durch diese abscheuliche Handlung. Das Gericht sprach die Angeklagten frei und legte die Kosten der Staatskasse auf, da, wie es in der Urteilsbegründung heißt, obwohl hier eine schmähliche Beschimpfung des Reichspräsidenten vorläge, es in der Beweisaufnahme nicht gelungen sei, die Angeklagten der Täterschaft oder Mittäterschaft zu überführen. Die Verhandlung dauerte über 8 Stunden.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 40. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 17. Februar 1931

Hönow. Beim Schlittschuhlaufen auf dem Haussee brach am Sonnabend Nachmittag der elfjährige Sohn des Schneidermeisters P. Weigel ein und war dem Ertrinken nahe. In seiner Nähe war nur der zwölfjährige Schüler Hans Lüdeke, der den Ertrinkenden im Wasser bemerkte. Er lief auf Schlittschuhen an das Loch heran und konnte noch gerade vor dem Untergehen, mit eigener Lebensgefahr, seinen Schulkameraden retten.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 41. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 18. Februar 1931

Hönow, den 17. Februar.
Gemeindevertretersitzung am 13. Februar 1931.
Nach Verlesung des Protokolls der letzten Sitzung vom 30. Januar 1931 nimmt die Gemeinde­vertretung Stellung zum Antrag Helmke und beschließt, daß ... 1 Wohlfahrtsempfänger ... bei der Beratung der Wohlfahrtsunterstützungssachen zum Vortrag besonderer Wünsche zuzulassen. ... Zur Gründung der freiwilligen Feuerwehr stellt sich die Gemeindevertretung auf den Standpunkt, daß z. Zt. infolge der schwierigen Wirtschaftslage der Kommune die Ausgaben hierfür nicht aufzubringen sind, beschließt aber die Bildung derselben unter der Voraussetzung des Zusammen­kommens des erforderlichen Mannschaftsbestandes und Bereitstellung der Mittel durch Aufwendungen des Kreises und der Feuersozietät. ... - Ein Antrag Heinzel auf Genehmigung eines Wasserwerkes mit Rohrnetz auf dem Adolf und Hulda Döberitzschen Gelände zur Versorgung desselben findet Zustimmung unter den Bedingungen, daß die Prüfung des Projekts die Leistungsfähigkeit des Pumpwerkes und Zulänglichkeit der Rohrquerschnitte ergibt, in bestimmte Abständen Feuerlösch-Hydranten kostenlos vorgesehen werden und der Gemeinde zu Lösch- und Übungszwecken zur Verfügung stehen. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 53. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 4. März 1931

Hönow-Süd, den 3. März.
30 Kommunisten verurteilt. Im Juli 1930 erregte es hier und in der Umgegend einiges Aufsehen, als die Berliner Kriminalpolizei mehrere Lastkraftwagen, die zu einem „Roten Treffen“ nach Frankfurt a. O. fahren wollten, angehalten und die Insassen nach Waffen usw. durchsucht wurden. Dreißig von ihnen, die sämtlich die Uniform des verbotenen Roten Frontkämpfer-Bundes trugen, wurden festgestellt und dem Berliner Polizeipräsidium zugeführt. Die Anklage gegen sie lautete wegen Vergehens bzw. Uebertretung des Gesetzes zum Schutze der Republik. Gegen die Angeklagten, fast sämtlich jugendliche Personen im Alter von 20-25 Jahren, wurde am Montag vor dem Schöffengericht in Bln.-Lichtenberg verhandelt. ... Da nach dem Ergebnis der Erhebungen, insbesondere auf Grund des vorgefundenen Materials als feststehend angenommen wurde, daß es sich bei der Propagandafahrt um eine Veranstaltung des verbotenen RFB. handelte und sämtliche an der Fahrt beteiligten Angeschuldigten als Mitglieder des RFB. bzw. der RJ. anzusehen sind, beantragte der Vertreter der Staatsanwaltschaft, die Angeklagten ... zu einer Gefängnisstrafe von je drei Monaten und gegen drei noch eine Zusatzstrafe von je 6 Wochen Haft für unerlaubtes Waffentragen zu verurteilen. Das Gericht verurteilte alle Angeklagten zu je drei Monaten Gefängnis mit Ausnahme eines Jugendlichen, der 1 Monat Gefängnis erhielt unter Aussetzung bis zum 1. April 1932. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 59. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 11. März 1931

Altlandsberg, den 10. März.
Die Konsum-Genossenschaft Berlin und Umgegend, die größte Verbraucherorganisation Deutschlands, erzielte im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von 80 Millionen Mark; innerhalb von sechs Jahren hat sich der Umsatz verdreifacht. Diese außergewöhnlichen Fortschritte sind zurückzuführen auf die Leistungsfähigkeit der genossenschaftlichen Warenvermittlung und Güterherstellung. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 60. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 12. März 1931

Hönow, den 11. März.
90. Geburtstag. Die älteste Einwohnerin unseres Dorfes, die verwitwete Altsitzerin Berta Hörnicke, die Ehefrau des früheren langjährigen Gemeindevorstehers Carl Hörnicke, feiert am Freitag, dem 13. März in ihrem Heim bei ihrem Sohn, dem Landwirt Hermann Hörnicke, ihren 90. Geburtstag. In verhältnismäßig guter Gesundheit und Rüstigkeit kann Großmutter Hörnicke an diesem Tage auf ein Leben voller treuer Arbeit und reicher Liebe zurückschauen. Es war ihr beschieden, mit dem einst weit über die Grenzen unseres Ortes bekannten Gemeindevorsteher Carl Hörnicke, der 30 Jahre lang die Bürde und Würde eines Oberhauptes unserer Gemeinde getragen und dem wir eigentlich viel Dank schulden, das seltene Fest der diamantenen Hochzeit zu feiern. Noch heute rastet und ruht die lebensstarke und lebensfreudige Großmutter, das Bild einer echten deutschen Bauersfrau, nicht und hilft im Haushalt ihres verwitweten Sohnes und spendet viel Liebe ihren Söhnen, Enkeln und ihrer einzigen Enkeltochter. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 63. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 15. März 1931

Hönow, den 14. März.
Patentschau zusammengestellt vom Patentbüro Johannes Koch, Berlin N. O. 18, ...
Bruno Wienecke, Berlin-Mahlsdorf,... Phasenkorrektureinrichtung, insbes. für Bildtelegraphen mit Hilfe von während des Laufens einstellbaren Kupplungsorganen. Angemeldetes Patent.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 64. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 17. März 1931

Hönow, den 16. März.
Vermißt. Seit Donnerstag, dem 12. März, abends 7 Uhr wird die in Mahlsdorf, Hönowerstr. 181 bei ihren Pflegeeltern wohnende 20 Jahre alte Frieda Schwudke vermißt. Die Vermißte, die nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte ist, wurde zuletzt am oben genannten Tage in Hönow abends 8,30 Uhr von einem Schofför der Reichspost gesehen. Von hier an fehlt jede Spur und es wird gebeten, die Vermißte, die zweifellos herumirrt, den Eltern wieder zuzuführen. Das Mädchen ist dunkelblond, hat gescheitelten Bubenkopf und war mit einen grünen Tuchmantel sowie schwarze Halbschuhen bekleidet.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 67. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 20. März 1931

Hönow, den 19. März.
Ein Güterbahnhof fehlt. Das Fehlen eines Güterbahnhofes in Mahlsdorf macht sich bei der stark zunehmenden Bautätigkeit immer fühlbarer bemerkbar. Da die Güter von Köpenick oder Kaulsdorf herangeschafft werden müssen, entstehen erhebliche Anfuhrkosten, wodurch die Baumaterialien eine erhebliche Verteuerung erfahren. Der Kleinhaus- und Gutsbesitzerverein Mahlsdorf-Höhe hat die Errichtung eines eigenen Güterbahnhofes für Mahlsdorf bei der Reichsbahn beantragt. Eine Reihe anderer Vereine wird sich diesem Ersuchen anschließen.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 68. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 21. März 1931

Hönow, den 20. März.
Seit einiger Zeit haben es mehrere Burschen darauf abgesehen, regelmäßig Straßenlampen zu zertrümmern. Hoffentlich gelingt es, diese Rohlinge zu ermitteln, damit ihnen mal mit Nachdruck beigebracht wird, daß man öffentliche Einrichtungen schützen und nicht vernichten soll. Allerdings ist dieses Verhalten auch nur ein Zeichen der Zeit.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 72. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 26. März 1931

Hönow, den 25. März.
Auf dem Heimweg angeschossen. Der Arbeiter Franz Kühlmann, Mahlsdorf, Kieler Straße 1 wohnhaft, wurde abends, als er sich von der Haltestelle Rosenhecke der Autobuslinie 39 auf den Heimweg begeben wollte, beim Betreten des Kirchengeländes von einem Unbekannten angeschossen, der darauf die Flucht ergriff. K. erlitt zwei Verletzungen am Bein. Er liegt im Karlshorster St. Antonius-Krankenhaus.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 74. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 28. März 1931

Zwangsversteierung.
Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuch von Eiche, Band 2, Blatt Nr. 48 eingetragene, nachstehend beschriebene Grundstück am 6. Mai 1931 ... versteigert werden: Gemarkung Eiche, Kartenblatt 1, Parzelle Nr. 139/65 ... Bebauter Hofraum mit Hausgarten, Hofbüdnerstelle Nr. 13, Gr. 1 a, 6 Quadratmtr., Gebäudesteuernutzungswert 348 Mark ... [und weitere Grundstücke]. Der Versteigerungsvermerk ist am 24.1.1931 in das Grundbuch eingetragen. Als Eigentümer war damals der Büdner Paul Janke in Eiche eingetragen.
Altlandsberg, den 4. März 1931. Das Amtsgericht.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 75. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 29. März 1931

Hönow, den 28. März.
Die zum 24. März einberufene Gemeindevertretersitzung fand in Lokal Seeger statt ...
Als Beitrag zur Herstellung des Bürgersteiges wird ortsstatutarisch festgelegt, daß 15 RM. pro lfd. Meter als Sicherungshypothek einzutragen und 5 RM. pro lfd. Meter in bar zu entrichten sind. Unter Verschiedenes nimmt die Gemeindevertretung Kenntnis ... von einem Schreiben des Gemeinde­vorstehers an die B. V. G. betr. der gerüchteweisen Verlegung der Omnibus-Endhaltestelle nach dem Rosenhag, ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 77. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 1. April 1931

Altlandsberger Untergrundbahn zum Bötz. Wie uns soeben mitgeteilt wird, sollen unsere städtischen Behörden einen für die Zukunft unserer Stadt höchstwichtigen Beschluß gefaßt haben. Bei den eingehenden Untersuchungen der in unserm Stadtbezirk vorhandenen unterirdischen Gänge ist man noch auf einen dritten Gang gestoßen, der bis zum Bötzsee führt und auch noch sehr gut erhalten ist. Um nun unseren Naturfreunden den Besuch unseres herrlichen, am Bötzsee gelegenen Stadtwaldes zu ermöglichen, ohne den Staub und Benzingestank der Autos schlucken zu müssen und ohne von der rücksichtslos dahinrasenden Motorradfahrern umgefahren zu werden, soll der soeben entdeckte Gang in kurzer Zeit zu einem Tunnel ausgebaut werden, durch den eine Untergrundbahn uns bequem und in wenigen Minuten zu unserm Ziel führt. Finanziell wird dieses Unternehmen durch die „Adsab“ (Aktiengesellschaft des Seebades am Bötzsee), die demnächst mit der Erbauung des prunkvollen Seebades beginnt, gesichert werden. ... [1. April!]


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 79. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 3. April 1931

Hönow, den 2. April.
Die in unserer Siedlerschaft bestehende Beunruhigung über das aufgebrachte Gerücht, die B. V. G. beabsichtige die bis zur Grenze Hönows führende Kraftomnibuslinie 39 in Zukunft nur bis zum Rosenhag durchzuführen, entbehrt der Begründung, da nach heute bei der Gemeinde eingegangener Mitteilung diese Abänderung nicht geplant ist.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 81. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 8. April 1931

Hönow, den 7. April.
Autounglück an der berüchtigten S-Kurve. Am ersten Osterfeiertag befand sich der Werbeleiter Wilhelm Mühlenberg aus Berlin-Treptow, Am Park 47, auf der Fahrt Berlin-Strausberg. 200 Meter westlich von Dorfeingang Hönow, an jener gefürchteten und berüchtigten S-Kurve fuhr der Besitzer, der selbst den Wage steuerte, zu scharf an den linken Seite. Dabei kam das linke Hinterrad an einen Baum. Der fast neue Wagen drehte und stürzte mit gewaltigem Krach auf die Seite. Von den 5 Mitfahrern blieb der Besitzer, seine Frau und sein Kind wie ein Wunder fast unverletzt. Die beiden anderen Mitfahrer wurden schwer verletzt. Ein zufällig vorbeifahrender Arzt nahm sich der Verletzten an und sorgte für die Ueberführung ins Kreiskrankenhaus Altlandsberg. Der Wagen wurde fast völlig zertrümmert und mußte abgeschleppt werden. Eine große Menschenmenge umstand die Unfallstelle und sah stundenlang dem Abtransport des beschädigten Wagens zu. Wieviel Unglück ist nicht schon an dieser Stelle in den letzten Jahren geschehen.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 82. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 9. April 1931

Hönow, 8. April.
An der am 2.4.1931 stattgefundenen Gemeindevertretersitzung im Schulhause nahmen 10 Gemeindevertreter teil. Diese Zwischensitzung wurde erforderlich, um zu einem Vertrage, der die Versorgung eines Teils der Siedlung Hönow-Süd mit Wasser zum Gegenstand hat, Stellung zu nehmen. Von der Errichtung eines eigenen Wasserwerkes soll Abstand genommen, nach dem vorliegenden Projekt dafür das Wasser vom Kreiswasserwerk bezogen werden. Mit einigen Zusätzen, in denen sich die Gemeinde verschiedene Rechte sichert, fand der Vertrag Zustimmung. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 85. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 12. April 1931

Hönow, den 11. April.
Am Freitag, dem 17. April feiert das Schneidermeister Paul Weigelsche Ehepaar das Fest der „Silbernen Hochzeit“. Gleichzeitig begeht der Silberbräutigam sein 25jähriges Meisterjubiläum. Das Silberpaar erfreut sich allgemeiner Wertschätzung und Hochachtung in unserer Gemeinde. Dem Fleiß und der Strebsamkeit der Familie, deren Weg aus schwersten Anfängen auch durch Zeiten der Not führte, ist der Erfolg nicht versagt geblieben. Trotz der Notzeit des Handwerks in gegenwärtiger Zeit hat es der Jubilar verstanden, sein Gewerbe in Ehren zu halten und auszubauen, das schon in drei Generationen in unserer Gemeinde betrieben wird. Denn seit 119 Jahren lebt die Familie in unserm Dorfe. Im Jahre 1812 verheiratete sich der zu Krummensee am 1. März 1790 geborenen Schneidermeister Wilhelm Weigel in erster Ehe mit D. S. Bugge, 1821 in zweiter Ehe mit D. L. Hörnicke, einer Tochter des Bauern Martin Hörnicke. Von den 6 Kindern der zweiten Ehe erbte das väterliche Büdnergrundstück sein Sohn August Weigel, der von 1833 bis 1910 lebte. Von diesem ging es in die Hände des jetzigen Schneidermeisters Paul Weigel über. Der Großvater Wilhelm Weigel war übrigens Teilnehmer an den Befreiungskriegen 1813-1815 und ist die Erinnerung an ihn auf der Ehrentafel in der Kirche festgehalten. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 86. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 14. April 1931

Zwangsversteigerung.
Am Dienstag, dem 14. April 1931, vormittags 11 Uhr werde ich in Hönow, Treffpunkt der Bieter Gastwirtschaft Hörnicke ein Kleiderschrank m. Glasscheiben, ferner um 1 Uhr in Eiche, Treffpunkt der Bieter Gastwirtschaft Jägerheim 1 Schreibmaschine „Orga Privat“ sowie 10 Hühner öffentlich meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigern.
Röder, Gerichtsvollz. im Altlandsberg, Tel. 18


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 87. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 15. April 1931

Hönow, den 14. April.
Schützt die Weidenkätzchen. An Bachrändern und Flußläufen sieht man jetzt viele, viele Weiden, sinnlos von Spaziergängern zerrissen und zerpflückt, als Wracks in den blauen Frühlingshimmel starrend. Gerade dann, wenn der Saft voll zu steigen beginnt, werden die Sträucher schwer verwundet. Die Arbeit, die sie leisten sollen zur herbstlichen Ernte, wird gehemmt oder ganz ausgeschaltet durch die zur Heilung der Wunden notwendigen Bemühungen. Große Werte werden so durch Unachtsamkeit und Gedankenlosigkeit alljährlich vernichtet, nicht zuletzt zum Schaden der Bienenzucht. Den Bienen geben die Kätzchen das erste Brot des Jahres. Warum diese Zerstörungswut? ... Die Weide steht unter Naturschutz, das Abpflücken ist also strafbar!


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 90. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 18. April 1931

Hönow, den 17. April.
Vom Autobusverkehr. Auf der Linie A 39, U-Bahnhof Lichtenberg - Mahlsdorf, Hönower Straße Ecke Greifswalder Straße, verkehren die Wagen jetzt im Berufsverkehr viertelstündlich, und zwar ab Mahlsdorf von 6 bis 7.45 Uhr und von 16.45 Uhr bis 20.15 Uhr, ab U-Bahnhof Lichtenberg von 6.23 Uhr bis 8.08 Uhr und von 16.08 Uhr bis 20.08 Uhr. Der weitere Fahrplan bleibt unverändert.

Seefeld, den 17. April.
Der Gutsherr Hans Kirschbaum-Doß, Oberleutnant d. R. a. D., wurde am Dienstag von der Seefelder Kirche aus zur letzten Ruhe geleitet. ... Der Verein 1. Garde-Dragoner, deren Regiment der Verblichene einst angehört hatte, der Kriegerverein Seefeld und der Turn-Verein Seefeld - die beiden letzteren hatten ihn zum Ehrenmitglied ernannt - waren vollzählig erschienen und geleiteten den toten Kameraden zur letzten Ruhe. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 95. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 24. April 1931

Hönow, den 23. April
Männergesangverein Deutsches Lied 1929. Das für Sonnabend, den 25. April angesetzte Stiftungsfest des hiesigen Männergesangvereins Deutsches Lied kann wegen Erkrankung des Dirigenten R. Tobian nicht stattfinden. Das Fest wird daher um 14 Tage verlegt und am 9. Mai abgehalten werden.

Hönow. Bekanntmachung.
Die diesjährige Impfung der im Jahre 1930 geborenen und der im Jahre 1931 das zwölfte Lebensjahr vollendenden Kinder erfolgt am Montag, dem 27. April 1931, vorm. 9 ½ Uhr. im Schulhause (1. Klasse), die Nachschau am Montag, dem 4. Mai 1931, vorm 8¾ Uhr ebenda.
An die Eltern, Pflegeeltern und Vormünder ergeht hiermit die Aufforderung, die in Frage kommenden Kinder mit reinem Körper, reiner Wäsche und reiner Kleidung, sofern nicht ansteckende Krankheit in ihrem Hause herrscht, zum Impf- und Nachschautermin zu gestellen.
Hönow, den 21. April 1931. Der Gemeindevorsteher. Neumann.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 96. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 25. April 1931

Altlandsberg, den 24. April.
Strafgerichtssitzung am Donnerstag, dem 23. April 1931. Wegen gemeinschaftlichen Diebstahls hatten sich die Arbeiter Emil Huth und Ernst Schröter sowie der Bäcker Karl Ossik aus Mahlsdorf zu verantworten. Die Angeklagten sind geständig, je einen Weihnachtsbaum am 15. Dezember vorigen Jahres in Mehrow gestohlen zu haben. Zu ihrer Verteidigung führten die Angeklagten an, daß sie infolge Arbeitslosigkeit nicht in der Lage gewesen wären, sich einen Weihnachtsbaum zu kaufen. Es ist auch immerhin verständlich, daß sie gern zu Weihnachten einen Baum in der Familie haben wollten. Das Urteil lautete bei Huth und Schröter an Stelle von 1 Tag Gefängnis auf 3 Mark Geldstrafe, wobei Ossik 3 Monate Gefängnis mit einer dreijährigen Bewährungsfrist erhielt. Voraussetzung ist jedoch Zahlung einer Buße von 60 Mark. Bei Ossik kam Diebstahl in strafverschärfendem Rückfall in Frage, so daß auf die Mindeststrafe von drei Monaten erkannt werden musste.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 97. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 26. April 1931

Hönow, den 25. April.
Selbstmord. Nahe dem Stadtgut Hellersdorf am Mahlsdorfer Weg wurde der 41jährige Elektro­monteur Adolf Kunz, Lichtenberg, Frankfurter Allee 99, wohnhaft, mit einem Schuß in der Schläfe bewußtlos aufgefunden. K. hat selbst Hand an sich gelegt und starb auf dem Transport nach Berlin.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 101. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 1. Mai 1931

Hönow, den 30. April.
Zunahme der Wohlfahrtserwerbslosen in den Landkreisen. Während nach den Berichten der Arbeitsämter der März einen nicht unerheblichen Rückgang der Arbeitslosen gebracht hat, haben die Wohlfahrtserwerbslosen in den Gemeinden und auch in den deutschen Landkreisen weiter zugenommen. Nach der Statistik des Deutschen Landkreistages wurden in den deutschen Land­kreisen am 31. März 1931: 347000 laufend unterstützte Wohlfahrtserwerbslose festgestellt.
Gegenüber dem Stande vom 28. Februar mit 342000 bedeutet dies eine Steigerung von 5000. Dementsprechend hat sich die Belastung der Landkreise weiter erhöht.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 102. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 2. Mai 1931

Dahlwitz-Hoppegarten, den 1. Mai.
Graf Arnim - Muskau +. Graf Arnim ist im Alter von 57 Jahren im Sanatorium Bühlerhöhe bei Baden-Baden verstorben. Es war Sohn des Grafen Werner v. Arnim und seiner Gemahlin Gräfin Karoline von Bismarck-Bohlen. ... Als Präsident des Union-Clubs wie als Präsident des Automobil-Clubs von Deutschland hat er lange Jahre hindurch die repräsentativsten Posten bekleidet, ... Auf einer seiner Besitzungen, dem märkischen Blumberg, unterhielt Graf Arnim eine Vollblutzucht, die manches nützliche Pferd hervorgebracht hat. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 104. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 5. Mai 1931

Werneuchen, den 4. Mai.
Vergaserbrand. Auf dem Parkplatz des Hotels „Schwarzer Adler“ geriet der dem Vertreter Theiß gehörende Sportwagen beim Anlassen des Motors in Brand. Der Brand konnte binnen weniger Minuten mittels eines Total-Handfeuerlöschers gelöscht werden.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 105. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 1931

Aus der Mark Brandenburg.
Bad Freienwalde (Oder). Absturz eines Segelflugzeuges. Der Freienwalder Segelsportverein veranstaltete in den Bergen bei Altglietzen ein Schaufliegen mit zwei Flugzeugen. Leider kam es im Verlauf der Veranstaltung zu einem Unfall. Das Flugzeug „Bad Freienwalde“ wurde nach einem Start von einem Seitenwind erfaßt und zur Erde geschleudert, wobei die Maschine vollständig zertrümmert wurde. Der Pilot Ortsdorf erlitt bei dem Sturz schwere Kopfverletzungen und eine Gehirnerschütterung.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 107. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 8. Mai 1931

Dahlwitz-Hoppegarten, den 7. Mai.
Sperrung der Frankfurter Chaussee. Wegen Ausführung von Schüttungsarbeiten wird die Frankfurter Chaussee zwischen Mahlsdorf (Kreisgrenze) und Dahlwitz-Hoppegarten ab sofort bis zum 13. Juni 1931 für den Gesamtverkehr gesperrt. Der Verkehr wird während dieser Zeit über Berlin-Friedrichsfelde (Ortsausgang) - Marzahn - Hönow - Bollensdorf - Hoppegarten umgeleitet.

Hönow, den 7. Mai.
Bahnhof Mahlsdorf vor der Vollendung. Auf dem Stadtbahnsteig Mahlsdorf sind jetzt die Fertigstellungsarbeiten in vollem Gange. Die Treppen sind bereits aus Beton gegossen und die Ueberdachung steht kurz vor der Vollendung. Die Arbeiten sollen darum so beschleunigt werden, weil der jetzige Holzübergang den starken Verkehr nicht mehr bewältigen kann. Es ist damit zu rechnen, daß der neue Bahnhofsausgang schon in den nächsten Wochen in Betrieb genommen werden kann.
M. G. V. „Deutsches Lied“ 1929. Das Stiftungsfest des M. G. V. welches für den 9. Mai angesetzt war, muß wegen der Krankheit des Dirigenten R. Tobian leider noch einmal abgesagt werde. Das Fest findet nunmehr am 6. Juni statt.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 110. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 12. Mai 1931

Zwangsversteigerung.
Am Dienstag, dem 12. Mai 1931, vormittags 11 Uhr werde ich in Hönow, Treffpunkt der Bieter Gastwirt Hörnicke, 1 Radio-Anlage, 1 Ladentisch, 1 Sofa und 2 Sessel sowie ferner um 1 Uhr in Eiche, Treffpunkt der Bieter Gasthaus Jägerheim, 1 Warenschrank mit ca. 40 Schubladen und 1 Waschtoilette mit Marmorplatte öffentlich meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigern.
Röder, Gerichtsv. in Altlandsberg, Tel. 18.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 114. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 17. Mai 1931

Altlandsberg, den 16. Mai.
Uebungs-Schießen. Unter Leitung des Landjägermeisters Kabelitz - Ahrensfelde fand am 13. d. Mts. ein Uebungsschießen der Landjägereibeamten des hiesigen Kreises in Kaulsdorf statt. Der Kreisleiter der Landjägerei, Herr Hauptmann Winterfeldt, wohnte dem Schießen bei, das sehr gute Resultate ergab. Bester Schütze beim Karabinerschießen war Oberjäger Grimm - Altlandsberg mit 49 Ringen (5 Schuß auf 10-Ringscheibe) vor Landjägermeister Blume - Blumberg mit ebenfalls 49 Ringen. Das Pistolenschießen sah den Landjäger Hirsch - Blumberg als besten Schützen.

Bäckerlehrling für sofort gesucht.
Fr. Gröchel, Bäckermeister. Eiche, Post Ahrensfelde.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 115. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 19. Mai 1931

Hönow, den 18. Mai.
Bahnhof Mahlsdorf vor der Vollendung. Die Bauarbeiten an dem Ausgang des neuen Stadt­bahnsteiges werden jetzt mit größter Beschleunigung weitergeführt. Die Ueberdachung und die Treppenstufen sind fast vollendet. Auch die Fliesen für den Bodenbelag sind schon angefahren. Man rechnet damit, daß der neue Zu- und Abgang zum Stadtbahnsteig schon Pfingsten in Betrieb genommen wird. Die jetzige notdürftige Holzbrücke kann den während der Feiertage herrschenden Hochbetrieb keinesfalls bewältigen.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 116. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 20. Mai 1931

Altlandsberg, den 19. Mai.
Blitz schlägt in die Lichtleitung. Bei den letzten Gewittern schlug ein Blitz im Hause Hetzer in Neuhönow ein. Der Blitz fuhr in die Lichtleitung und zerstörte diese. Unmittelbar nach dem Einschlag fiel plötzlich die Lampe herab, wodurch die Bewohner nicht wenig überrascht waren. Größerer Schaden ist nicht entstanden.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 117. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 21. Mai 1931

Hönow, den 20. Mai.
Gemeindevertretersitzung. In der am 8. Mai im Lokal Hörnicke tagenden Gemeindevertreter­sitzung, die von sämtlichen Gemeindevertretern besucht war, wurden zunächst 23 Ausnahme­genehmigungen vom ortsstatutarischen Bauverbot erteilt. ... In der Aussprache [zum Haushalt] wurde festgestellt, daß die Gemeindevertretung in der Mehrheit gegen die Bürgersteuer ist und vorgeschlagen, durch Veräußerung von Gemeinde-Parzellenland den Fehlbetrag einzubringen. ... Die Mittel des durch das Anwachsen der Schulkinderzahl (über 110) notwendig werdenden Um­baues der Klosettanlagen im Schulgebäude werden bewilligt. - Das Einverständnis des Regierungs­präsidenten zur Einführung des Fremdenschulgeldes wird bekannt gegeben. - Die Aufstellung eines Fernsprechautomaten in Hönow-Süd soll einem Antrag des Schöffen Ernst entsprechend bei der Post nachgesucht werden. ... Am 16. Mai fand die Sitzung im Schulhause statt. Nach eingehendem Bescheid des Herrn Landrats ist eine Veräußerung von Landparzellen der Gemeinde zur Deckung des Ausfalls in den Einnahmen für den Etat 1931 unzulässig. ...

Bernau. Groteske des Autobus-Verkehrs. Folgende hübsche Geschichte berichtet das „Tempo“. Eine Verkehrsgroteske vollzieht sich täglich auf der Chaussee von Bernau nach Wandlitz, auf der die Autobusse der Märkischen Verkehrsgesellschaft verkehren. Diese Gesellschaft hat zu ihrem Betrieb nur Konzession für den Gemeindebezirk Bernau und für den Gemeindebezirk Wandlitz, nicht aber für durchgehende Fahrten von Bernau nach Wandlitz. Was tut sie? Sie läßt den Autobus mitten auf der Grenze zwischen beiden Gemeinden stehen, so daß die hintere Tür sich noch auf Bernauer, die vordere Tür aber auf Wandlitzer Gebiet befindet. Nun müssen alle Fahrgäste den Wagen durch die hintere Tür verlassen, worauf sie zur Vordertür wieder einsteigen können. Auf diese Weise ist den gesetzlichen Vorschriften Genüge getan, die verlangen, daß zwei Autobuslinien geführt werden, eine in Wandlitz, eine in Bernau. Diese Umsteigerei erregt bei den Fahrgästen größte Heiterkeit. Sie wird solange vor sich gehen müssen, bis die Postbehörde ihren Einspruch gegen die Durchführung der Linie zurückzieht.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 119. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 23. Mai 1931

Hönow, den 22. Mai.
Willst Du nicht mein Bruder sein, schlage ich Dir den Schädel ein. Zwischen auswärtigen Kommunisten und den bei dem Rhabarberplantagenbesitzer Lüdeke wohnhaften Plantagenarbeitern kam es in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag zu einer Schlägerei, die für die Angreifer von nachteiligen Folgen war. Die Arbeiter sollten aus politischen Gründen, wahrscheinlich weil die der NSDAP. angehören sollen, von den Kommunisten aus Berlin verprügelt werde. Sie hatte sich aber verrechnet und bekamen selbst welche.
Getäuschtes Vertrauen. Vor dem erweiterten Schöffengericht Lichtenberg hatte sich gestern der Gärtner Gustav Schurig aus Hönow zu verantworten, dem gewinnsüchtige Urkundenfälschung, Betrug und Unterschlagung zur Last gelegt wird. Der Angeklagte hatte einem Fräulein S., die in Hoppegarten eine Parzelle besitzt, zu überreden gewußt, ihm einen Geldbetrag von 15 Mark zu geben, für welchen er für ihr Land Dung besorgen wollte. ... Wenige Tage später erschien Sch. wieder bei der Dame, dieses Mal meinte er, ihr für ihren Garten wunderschöne Bäume, die sehr billig seinen, besorgen zu wollen. Enderfolg: Fräulein S. rückte nocheinmal 60 Mark heraus. Danach ließ sich der Angeklagte nicht mehr sehen. Inzwischen hatte er bei einem Gärtnereibesitzer W., bei dem er Stellung gefunden hatte, eine neue Schwindelei begangen. ... Das Gericht verurteilte den Angeklagten nach kurzer Beweisaufnahme zu 1 Monat Gefängnis.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 122. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 1931

Hönow, den 27. Mai.
Die Maikühle war dem Landmann angenehm. Das feuchte Maiwetter hat auf Boden- und Feldfrüchte der Mark günstigen Einfluß gehabt. Von der Landwirtschaftskammer für die Mark Brandenburg und Berlin wird gesagt, daß man in den Landwirtskreisen mit dem bisherigen Wetter im Mai sehr zufrieden gewesen ist. Die Niederschläge seien sehr erwünscht gekommen, nachdem einige Tage recht warmer Witterung vorangegangen waren. Gerade der Wechsel zwischen Sonnen­wärme und Niederschlägen hätte die Entwicklung der Natur gefördert. Idealster Zustand wäre immer der, wenn am Tage warmer Sonnenschein herrschte und in der Nacht Regen fiele.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 125. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 31. Mai 1931

Hönow, den 30. Mai.
M. G. V. Deutsches Lied, Hönow 1929. Allen Freunden und Gönnern unseres Vereins zur Kenntnis, daß unser Stiftungsfest nun endgültig am Sonnabend, dem 6. Juni stattfindet. Die Einladungen behalten ihre Gültigkeit. - Beginn 8,30 Uhr.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 126. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 2. Juni 1931

Hönow: Bekanntmachung.
Der Beschluß der Gemeindevertretung vom 24. März 1931, wonach für jedes die hiesige Volksschule besuchende Kind, dessen Eltern nicht ihren dauernden Wohnsitz in Hönow haben, ab 1. April 1931 ein Fremdenschulgeld von monatlich zwei Reichsmark erhoben wird, ist durch Verfügung der Preußischen Regierung, Abteilung für Kirchen- und Schulwesen vom 23. April 1931 ... genehmigt worden.
Hönow, den 29. Mai 1931. Der Gemeindevorsteher. Neumann.

Eggersdorf [!]: Bekanntmachung.
Aus Anlaß des Ausbruches der Maul- und Klauenseuche auf dem Vorwerk Trappenfelde wird hiermit zum Schutze gegen die Maul- und Klauenseuche ... aus dem Vorwerk Trappenfelde ein Sperrbezirk gebildet. ...
Berlin, den 26. Mai 1931. Der Landrat.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 128. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 4. Juni 1931

Hönow, den 3. Juni.
Ein äußerst verantwortliches Amt hatte der Wächter bei den Bauarbeiten der Entwässerungs­kanalisation in der Hönower Straße in Mahlsdorf in den letzten Nächten auszuüben. Infolge der heftigen Unwetter waren die Kanalisationsgräben vollständig unter Wasser gesetzt und drohten zusammenzustürzen. Unermüdlich mußte der Mann die Handpumpen bedienen, um die Gefahr einer Straßenversackung abzuwenden und so größeres Unheil zu verhüten. Das ist ihm gelungen. Hunderte, ja Tausende von Passanten haben kaum bemerkt, wie gefährlich die Situation war. Aber der Wächter stand mit Bienenfleiß an seinem Posten und es gelang ihm vollkommen, die Anlage zu retten. Auch diesem einfachen aber tüchtigen Mitbürger gebührt ehrende Anerkennung und öffentlicher Dank.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 132. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 9. Juni 1931

Hönow, den 8. Juni.
Rabiater Kraftfahrer. Die durch die Instandsetzung der Frankfurter Allee notwendig gewordene Umleitung des Verkehrs brachte einen verstärkten Verkehr über Hönow und somit auch eine verschärfte Kontrolle der in Hönow stationierten Landjägereibeamten. Der Beamte, der die Verkehrsregelung am Südausgang von Hönow versah, hatte alle Hände voll zu tun, um Unfälle zu verhindern. Als gegen Abend eine Kraftdroschke die Stelle passierte, die den polizeilichen Anordnungen nicht genügte, wurde der Wagen von dem Beamten angehalten. Der Führer des Wagens wurde jedoch rabiat und griff den Beamten an. Der rabiate Schofför wurde von dem Ueberfallkommando der Landjägerei Neuenhagen festgenommen und dem Neuenhagener Gefängnis zugeführt.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 133. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 10. Juni 1931

Hönow, den 9. Juni.
In Ergänzung unserer gestrigen Notiz „Rabiater Kraftwagenführer“ teilen wir heute mit, daß sich bei der weiteren Behandlung des Falles herausstellte, daß der Wagen gestohlen war. Der Dieb, der stellungslose Wagenwäscher Erich Hein, Berlin, Taerstraße wohnhaft, hatte die Kraftdroschke in dem Augenblick entwendet, als der rechtmäßige Schofför seine in der Tilsiterstraße gelegene Wohnung aufsuchen wollte. H., welcher auf diese Gelegenheit gewartet hatte, verschloß die Haustür mit einem Dietrich, so daß er gegen das Hinzukommen des Schofförs gesichert war. Zahlreiche Autokontaktschlüssel, die er bei sich führte, zeugen davon, daß er auf diesem Gebiet eine rege Tätigkeit entfaltet. Er hatte die Droschke auch zu gewerbsmäßigen Schwarzfahrten benutzt, denn die Uhr zeigte über 40 Mark an. Hein, bereits wegen gleicher Diebstähle mehrfach vorbestraft, wurde dem Amtsgerichtsgefängnis Altlandsberg zugeführt. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 136. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 13. Juni 1931

Altlandsberg, den 12. Juni.
Strafgerichtssitzung am Donnerstag, dem 11. Juni 1931. Aus der Untersuchungshaft wurde der Arbeiter Dühring vorgeführt, dem zur Last gelegt wird, in Blumberg gebettelt zu haben. D. ist geständig und wird zu 4 Wochen und 3 Tagen Gefängnis verurteilt. ...

Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die im Grundbuch von Eiche ... eingetragenen, nachstehend beschriebenen Grundstücke am 29. Juli 1931 ... versteigert werden. ... Der Versteigerungsvermerk ist am 24. Januar 1931 in das Grundbuch des Stammgrundstücks eingetragen. Als Eigentümer war damals der Büdner ... Jahnke in Eiche eingetragen.
Altlandsberg, den 1. Juni 1931. Das Amtsgericht.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 137. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 14. Juni 1931

Altlandsberg, den 13. Juni.
Wolkenbruch. In den späten Abendstunden ging gestern in der hiesigen Gegend ein schwerer Wolkenbruch nieder, der in wenigen Minuten die Straßen überschwemmte, da die Gullys die heranströmenden Wassermassen nicht mehr aufnehmen konnten.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 139. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 17. Juni 1931

Hönow, den 16. Juni.
Tragt Sensen nur geschützt. Jetzt, wo auf den Feldern alles grünt und blüht, ergibt sich allerlei Arbeit für den Landmann. Hierbei benützt er häufig auch die Sense. Diese darf nach den polizeilichen Bestimmungen beim Passieren öffentlicher Wege und Straßen nur geschützt getragen werden ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 141. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 19. Juni 1931

Plötzlich und unerwartet verschied heute im fast vollendeten 77. Lebensjahre unsere liebe Mutter und Schwiegermutter, Schwester und Schwägerin, Großmutter und Urgroßmutter,
Frau Louise Catholy geb. Treue
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen Carl Lindenberg und Frau Bertha, geb. Catholy
Hönow, den 18. Juni 1931. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 142. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 20. Juni 1931

Hönow, den 19. Juni.
Welcher Landwirt muß Buch führen? Die Notverordnung vom 1. Dezember 1930 bringt ... für diejenigen land- und forstwirtschaftlichen Betriebe die Buchführungspflicht, deren Gesamtumsatz, einschließlich des steuerfreien Umsatzes, mehr als 200000 Mark beträgt ...

1 Federwagen, 2 Achswagen, 80 Frühbeet-Fenster, 1 Dreschlasten, 1 Häcksel-Maschine, 1 Motor 7 PS. verkauft R. Wegener, Hönow.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 144. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 23. Juni 1931

Seefeld, den 22. Juni.
Sperrung der Provinzialchaussee zwischen Ahrensfelde und Seefeld. Wegen Ausführung von Neuschüttungsarbeiten wird die Steinbahn der Provinzialchaussee Berlin-Schwedt von Station 14,030-16,800 zwischen Ahrensfelde und Blumberg und von Station 20,800-22,650 zwischen Blumberg und Seefeld vom 22. Juni 1931 bis einschließlich 1. August 1931 jeweils auf eine Länge von 300 Meter für den Gesamtverkehr gesperrt. Der Verkehr wird über den Sommerweg umgeleitet; jedoch ist an den Baustellen Vorsicht geboten.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 145. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 24. Juni 1931

Altlandsberg, den 23. Juni
Altlandsberg I - Ahrensfelde I 5:2 (2:0) Am vergangenen Sonntag weilten die Fußball­mannschaften des Arbeiter-Sport-Vereins Altlandsberg 1927 in Seefeld und trugen dort einige Fußballspiele aus. Punkt 3 pfiff der Schiedsrichter das Treffen Altlandsberg gegen Ahrensfelde an. Altlandsberg hat Anstoß und kommt gleich bis vor des Gegners Tor, der sich jedoch erfolgreich verteidigen konnte. Ein Durchbruch von Ahrensfelde, der leicht verhängnisvoll werden konnte, wird vom Torwart gehalten. Nach vielem Hin und Her schießt Altlandsberg in der 30. Minute den Führungstreffer und sendet kurz vor der Pause zum zweiten Mal ein. Nach Wiederanpfiff versuchen die Ahrensfelder mit aller Macht, das Resultat günstiger zu gestalten und das Tor der hiesigen gelangt öfter in Gefahr. Die Angriffe werden jedoch von der Hintermannschaft abgewehrt. Der sehr schußfreudige Sturm erzielt noch drei weitere Treffer. Doch jetzt kommt auch Ahrensfelde in Fahrt und kann durch Verschulden des Altlandsberger Torwarts zweimal einsenden, so daß beim Stande von 5:2 der Schlußpfiff ertönte. ...

Für die wohltuende herzliche Teilnahme sowie die herrlichen Kranzspenden beim Heimgange unserer lieben Mutter Louise Catholy geb. Treue sprechen wir unseren tiefempfundenen Dank aus. Besonders herzlich danken wir Herrn Pfarrer Benecke für seine tröstenden Worte.
Carl Lindenberg und Frau Bertha, geb. Catholy. Hönow, den 23. Juni 1931.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 146. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 25. Juni 1931

Hönow, den 24. Juni.
Der falsche Wechsel. Am 7. August vorigen Jahres war bei dem Arbeiter Burnuleit, der in Hönow wohnt, ein junger Mann erschienen, der dem Arbeiter einen Wechsel vorlegte, der über 6000 Mark lautete. Der Sohn des B. war vor längerer Zeit infolge einer Krankheit, die er sich anläßlich eines Betriebsunfalls zugezogen hatte, gestorben. Der junge Mann gehörte damals als Arbeiter dem Leuna-Werk an, das schließlich für den Tod des Sohnes zur Verantwortung gezogen werden sollte. Das Werk sollte angeblich eine Entschädigung an die Eltern zahlen. Diese Tatsache mußte der Besucher gewußt haben. Er erklärte nämlich, der Wechsel, den er vorlegte, stamme vom Leuna-Werk und bedeute die Entschädigung für den damaligen Unfall des jungen Mannes. Er forderte von den Leuten einen Betrag von 120 Mark, und zwar sollten es Kosten für den Steuerbetrag des Wechsels sein. Die alten Leute zögerten zuerst mit der Zahlung dieses Betrages, der Besucher wußte aber, ihre Bedenken geschickt zu zerstreuen. ...
Gemeindevertretersitzung. In Anwesenheit von 11 Gemeindevertretern und zirka 30 Zuhörern eröffnete der Gemeindevorsteher die Sitzung der Gemeindevertretung im Lokal Seeger am 22. Juni um 8,15 Uhr. Nach Verlesung des Protokolls wurde die Einrichtung der Freiwilligen Feuerwehr verhandelt. Nach einem einleitenden Vortrage des Herrn Kreisbrandinspektors Graß und einer sich anschließenden Debatte wurde beschlossen, die freiwillige Feuerwehr einzuführen. Feststellung über die Höhe der Unkosten soll bis zur nächsten Sitzung getroffen werden. ... Einem gestellten Antrag entsprechend wird über die Wahl des Sitzungslokals beraten und der Beschluß gefaßt, in Zukunft alle Sitzungen im alten Schulklassenzimmer abzuhalten. ... Die Neuanfertigung des Generalsiedlungsplanes soll nunmehr durch Landmesser Franz erfolgen. - Der Post soll ein Antrag zugestellt werden, den Omnibus nicht mehr über den Anger hinter dem Schmidt‘schen Hause umzulenken, sondern die Dorfstraße hierfür zu benutzen. - ...

Hönow. Bekanntmachung.
Der Entwurf des Voranschlages der Landgemeinde Hönow für das Rechnungsjahr 1931 liegt vom 24. Juni 1931 ab zwei Wochen im Gemeindebüro zur Einsicht aller Gemeindeangehörigen aus.
Hönow, den 23. Juni 1931. Der Gemeindevorsteher. Neumann.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 147. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 26. Juni 1931

Altlandsberg, den 25. Juni.
Sparsamkeit bei der Post. Die Post gibt die neuen Fernsprechverzeichnisse nur gegen Rückgabe der alten Bücher ab. Diese Methode war verständlich in der Kriegs- und Inflationszeit, da überall Mangel an Material und Rohstoffen herrschte. Heute ist die Makulatur so wertlos, daß man sie kaum geschenkt los wird. Die Post aber sammelt unentwegt weiter, läßt die Bücher einstampfen und zu Pappe verarbeiten - und der Erlös deckt nicht die Unkosten.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 150. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 30. Juni 1931

Blumberg, den 29. Juni.
Gut Blumberg verkauft. Das große Gut Blumberg, das dem vor kurzem verstorbenen Grafen Arnim-Muskau gehörte, ist von den Erben an eine Berliner Siedlungsgesellschaft zum Preise von 1,7 Millionen Mark mitsamt dem alten historischen Schloß und Park, sowie dem gesamten Inventar und der Ernte verkauft worden. Da das gesammte Terrain 5000 Morgen umfaßt, ist der Morgen nur mit 340 Mark bezahlt, was mit Rücksicht auf die erstklassigen Bodenverhältnisse des Gutes, sowie die Nähe Berlins, deren Peripherie nur 5 Kilometer von Blumberg entfernt liegt, als äußerst gering zu bezeichnen ist.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 151. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 1. Juli 1931

Altlandsberg, den 30. Juni.
Reit- und Fahrturnier. Das alljährliche Reit-und Fahrturnier des Landbund-Reitervereins Altlandsberg und Umgegend ist für unser märkisches Städtchen jedesmal ein frohes Ereignis. ... Es war eine Freude, die stolzen Reiter mit ihren wohlgepflegten Pferden beim Ausmarsch nach dem Festplatz zu sehen. Mit klingendem Spiel ging es unter den bekannten Reitermärschen durch die Straßen der Stadt. Der stattliche Zug erreichte kurz nach 2 Uhr den Festplatz, wo die Preisrichter, die Herren Geheimrat Professor Dr. Schmalz, Major Schrader - Strausberg, E. Priester - Ahrensfelde und Rittergutsbesitzer v. Rohrscheidt - Garzau den Zug erwarteten. Als Starter waren die Herren Bredereck und Ph. Hunold, Blumberg, ausersehen. ...

Krummensee, den 30. Juni.
Skandalöse Verkehrsverhältnisse. Die Straße Altlandsberg - Krummensee bis zum Bahnhof Seefeld befindet sich seit langem in geradezu fürchterlichen Zustande, ohne daß bisher kaum das Geringste trotz aller Proteste getan wurde, um die Straße fahrbar zu machen. Letztere kennzeichnen seit Jahren diese Straße und alle Bitten, dem schauderhaften Zustande ein Ende zu machen, scheiterten bisher anscheinend an der landrätlichen Instanz. Nach längeren Verhandlungen ist es jetzt endlich gelungen, wenigstens den Teil der Straße von Krummensee bis Bahnhof Seefeld, der 3 Kilometer lang ist, in Ordnung zu bringen. Die Zustimmung zum Bau der Straße wurde allerdings davon abhängig gemacht, daß sich die Gemeinde Krummensee verpflichten mußte, das gesamte Material umsonst anzufahren. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 152. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 2. Juli 1931

Bekanntmachung!
Das Sammeln von Pilzen und Beeren, sowie das Betreten der Forst des Rittergutes Neuenhagen ist bei Strafe verboten.
Rittergut Neuenhagen b. Berlin.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 153. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 3. Juli 1931

Hönow, den 2. Juli 1931.
Bahnhof Mahlsdorf. Die Arbeiten auf dem Bahnhof Mahlsdorf gehen nunmehr ihrer Vollendung entgegen. Die äußerst zweckmäßige Anlage hat ein gutes Aussehen erhalten und wird nicht unwesentlich zur Verschönerung Mahlsdorfs beitragen.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 154. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 4. Juli 1931

Hönow, den 3. Juli.
Todessturz mit dem Motorrad. Auf der Chaussee Altlandsberg - Marzahn ereignete ich in der vorletzten Nacht ein schweres Motorradunglück, bei dem eine Person getötet und eine andere schwer verletzt wurde. Der Unterfeldwebel Adolf Kurz stürzte so unglücklich, daß er sich schwere innere Verletzungen zuzog, denen er bald darauf erlag. ...

Blumberg, den 3. Juli.
Die Landfeuersozietät der Provinz Brandenburg hat der freiwilligen Feuerwehr Blumberg 20 Meter B-Schlauch als Geschenk überwiesen.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 159. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 10. Juli 1931

Blumberg, den 9. Juli.
Die Besiedlung des Rittergutes Blumberg wird in der Weise erfolgen, daß zunächst 8 Land­arbeiterstellen von 2 Morgen Größe, 74 Landstellen von 8 bis 16 Morgen Größe und 23 bäuerliche Stellen zu rund 30 bis 35 Morgen Größe ausgelegt werden. Außerdem kommt noch die Auslegung von zwei größeren bäuerlichen Stellen in Frage. Durch Umbau vorhandener Wohn- bzw. Wirtschaftsgebäude werden die Gehöfte für 11 Landstellen und 7 bäuerliche Stellen geschaffen werden. Im übrigen werden die erforderlichen Wohn- und Wirtschaftsgebäude neu errichtet.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 160. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 11. Juli 1931

Hönow, den 10. Juli.
Erntebeginn. Das Korn ist reif und harrt der Sense, so daß viele Landwirte alle Vorbereitungen getroffen hatten, um dieser Tage mit dem Mähen zu beginnen. Der vorgestern einsetzende große Regen warf diese Dispositionen wieder um, und man hofft nun auf baldige Wetterbesserung, damit die Ernte beginnen kann.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 165. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 17. Juli 1931

Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuch von Eiche, Kreis Niederbarnim, Band 7 Blatt Nr. 218 eingetragene, nachstehend näher beschriebene Grundstück am 26. August 1931 ... versteigert werden. Gemarkung Eiche, Kartenblatt 1 Parzelle 239/3 ... Bebauter Hofraum mit Hausgarten, Siedlung, Größe 13 a 79 qm, Gebäudesteuernutzungswert 36 M. Der Versteigerungsvermerk ist am 12. Januar 1931 in das Grundbuch eingetragen. Als Eigentümer war damals die Ehefrau Maria Klüter, geb. ... in Berlin eingetragen.
Altlandsberg, den 1. Juli 1931. Das Amtsgericht.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 166. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 18. Juli 1931

Hönow, den 17. Juli.
Die letzte Sitzung des Landwehrvereins Hönow, die beim Kam. Scharny stattfand, erfreute sich keines allzu guten Besuches. Der treue Stamm war wie stets zur Stelle. Mag die bevorstehende Ernte manchen zurückgehalten haben, so ist doch das Fehlen bei manchen Kameraden auf ein mangelndes Vereinsgefühl zurückzuführen. Das darf nicht sein. Glaubst Du, fehlendes Vereinsmitglied, daß die leeren Stühle dem Vorstande, der sich doch gewiß alle Mühe gibt, Freude machen? Wegen der Erntearbeiten fallen die nächsten ordentlichen Sitzungen im August und September aus. Wegen der weiteren Sitzung ergeht noch eine besondere Einladung.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 167. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 19. Juli 1931

Hönow, den 18. Juli.
Vor kurzer Zeit feierte, wie wir erst leider jetzt erfahren, der Mühlenmeister Gustav Mette von hier sein 25jähriges Meisterjubiläum. An demselben Tage waren 25 Jahre vergangen, seitdem er von seinen Eltern das Mühlengrundstück übernommen hat. Unser Mitbürger Gustav Mette, allseitig geachtet, geehrt und geschätzt, Vorsitzender des Landwehrvereins Hönow, kirchlicher Gemeinde­vertreter, hat diesen Tag im Bewußtsein treu erfüllter Pflicht in seinem Beruf im Kreise seiner Familie in voller Rüstigkeit begehen dürfen. Seine vielen Freunde, seine Kundschaft und seine Kameraden begleiten ihn mit ihren Wünschen auf seiner weiteren Lebensbahn. ... Vielleicht ist es in diesem Zusammenhang angebracht, unsern Lesern einen kurzen Abriß über die Geschichte der Hönower Mühle zu geben:
Nach dem dem Müllermeister Regendank in Altlandsberg am 26. März 1737 erteilten General-Erb-Kauf-Kontrakt waren die Untertanen und Einwohner des Dorfes „Hohnau“ (auch Seeberg und Neuenhagen) zu der vor dem Berliner Tor in Altlandsberg gelegenen Berliner-Wasser-Mahl Mühle als Zwangs-Mahl Gäste gelegt. Sie waren schuldig und gehalten, bei dieser ihr benötigtes Brot- und Schrotkorn zu mahlen und zu schroten, widrigenfalls sie zur Ersetzung und Bezahlung der entgangenen Mahlmetze angehalten und mit 12 Groschen Strafe für jeden auf einer anderen Mühle gemahlenen Scheffel bestraft wurden. Nach den vorhandenen Akten scheint die Gemeinde im allgemeinen mit ihrem Müller zufrieden gewesen zu sein, so z. B. noch 1795, wo es heißt: „Es wurden keine Klagen gegen den Müller vorgebracht.“
Erst nach dem Edikt wegen der Mühlengerechtigkeit usw. vom 28. Oktober 1810, welches den Mühlenzwang aufhob und das Mühlengewerbe in der ganzen Monarchie freigab, ist unserer Mühle aufgebaut; denn in unsern Kirchenbüchern findet der Name eines Mühlenmeisters das erste Mal Erwähnung. Es ist der Müllermeister Hahn. Der Müller Hahn hat zuerst auf einem von dem Bauer Kirschbaum jun. den Kossäten Bugge und Wilke erkauften Stück Acker seine Windmühle erbaut und zwar nach einer Meldung des damaligen Schulzen Hase vom 3. Februar 1829 um Johanni 1819. Er hat dann ein Jahr etwa im Dorfe zur Miete gewohnt, alsdann kaufte er den Acker vom Bauer Rauch und erbaute das Wohnhaus mit den Nebengebäuden. Hahn besaß eine Bock­windmühle, d. i. eine solche, in der man das ganze Mühlengebäude samt dem darin befindlichen Zeuge nach dem Wind drehen kann. Hahn kaufte durch Vertrag vom 11. Januar 1820 vom Bauer Rauch (Hofstelle des Bauern Rauch haben jetzt die Geschwister Ramm im Besitz) 1 Hufe Acker und wurde damit Einhüfer, Kossät. Am 2. April 1826 brannte ihm die Bockwindmühle, in der Nacht vom 24./25. Februar 1828 seine Scheune ab. Ob er oder sein Nachfolger wieder aufgebaut, läßt sich nicht mehr nachweisen, denn schon vom 31. Dezember 1828 ab bis zum Jahre 1833 wird als Nachfolger der Mühlenbesitzer Reusing genannt, der mit einer Schröder verheiratet war. Besitznachfolger muss dann der Schullehrer Schröder aus Wartenberg gewesen sein, er hielt auf der Mühle einen Pächter, so von 1833/34-1837 den Pächter Liepner, der jung hierselbst starb. 1842 wird als Mühlenbesitzer Karl Schmidt genannt. Dieser verkaufte die Mühle an einen gewissen Hoffmann. Dieser veräußerte sie an den aus Rudow bei Berlin gebürtigen, aus Zekerik her­gezogenen Friedrich Wilhelm Mette im Jahre 1844. Von diesem Jahr an, also nunmehr schon 87 Jahre lang, bleibt sie im festen Besitz der Familie Mette. Im Jahre 1872 übernahm die Mühle der Sohn Karl Mette, der sie wiederum im Jahre 1906, also von 25 Jahren seinem Sohne Gustav Mette als Erbgut übergab. 1908 baute der Jetztinhaber einen Motor in die Mühle. Im Laufe der Jahre ist die Mühle weiter den neuen Verhältnissen entsprechend ausgebaut. Nach menschlichem Ermessen wird das Müllergewerbe weiter in der Familie fortleben, denn auch der einzige Sohn des Jubilars hat des Vaters Beruf ergriffen.
„Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen!“


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 169. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 22. Juli 1931

Hönow, den 21. Juli.
Beim Einbruch ertappt. Am 16. April dieses Jahres bemerkte der Landwirt Paul Johl, der in Eiche bei Ahrensfelde ein Grundstück besitzt, wie ein Mann in Begriff stand, die Tür, die zu seinem Gehöft führt, mit der Brechstange zu öffnen. Er ergriff den Mann und übergab ihn der Polizei. Dort entpuppte sich der Einbrecher als ein 32 Jahre alter Johann Rother, der vor mehr als zwei Jahren bei dem Landwirt Johl in Stellung gewesen war. Dort hatte er sich zuerst fleißig und arbeitswillig gezeigt, bis er plötzlich eines Tages verschwand. Gleich darauf entdeckte der Landwirt, daß ihm eine Brieftasche, die einen Betrag von über 2400 Mark enthielt, entwendet war. Da der Arbeiter ohne jede Veranlassung das Weite gesucht hatte, glaubte der Landwirt, daß Rother ihn bestohlen hatte. Rother stand nun wegen einfachen Diebstahls und versuchten schweren Diebstahls vor dem Schöffengericht Lichtenberg. ... Wegen des ersten Falles, der den Diebstahl der 2400 Mark betraf, war es nicht möglich, den Angeklagten dieser Tat zu überführen ... Dagegen wurde er wegen versuchten schweren Diebstahls verurteilt. ... R. wurde unter Zubilligung mildernder Umstände wegen dieses Deliktes zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 172. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 25. Juli 1931

Altlandsberg, den 24. Juli.
Strafgerichtssitzung am Donnerstag, dem 23. Juli 1931. ... Unter siebenfacher Anklage stand der Kraftwagenwäscher Heim aus Berlin, der sich seit dem 9. Juni im hiesigen Gefängnis in Untersuchungshaft befindet. Heim hat sich wegen Diebstahls im Rückfalle, Fahrens ohne Führerschein und ohne Zulassungsbescheinigung, Uebertretung gegen die Verkehrsordnung, tätliche Angriffs, Beleidigung und Bedrohung zu verantworten. Der Sachverhalt, über den wir seiner Zeit schon berichteten, ist folgender: Am 7. Juni dieses Jahres entwendete der Angeklagte in der Thaerstraße in Berlin eine Kraftdroschke ... In Hönow wurde er vom Landjäger Irmer, der an der Kreuzung Mahlsdorfer Chaussee Berliner Chaussee den Verkehr regelte, wegen verkehrs­widrigen Fahrens angehalten. Hierbei stellte sich heraus, daß H. nicht im Besitze von ordnungs­gemäßen Papieren war. Bei der Sicherstellung des Wagens griff der Angeklagte den Beamten an, beleidigte und bedrohte ihn mit Totschlag. Heim, der achtmal vorbestraft ist, wurde wegen dieser Vergehen zu einer Gefängnisstrafe von 1 Jahr und 4 Monaten und zu 60 Mark Geldstrafe verurteilt.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 174. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 28. Juli 1931

Zwangsversteigerung.
Am Dienstag, dem 28. Juli 1931 nachmittags 1 Uhr werde ich in Eiche, Pfandkammer Gasthaus Jägerheim, 1 Motorrad mit Beiwagen (voraussichtlich bestimmt) 1 Schreibmaschine Orga Privat, 1 Schnellwa[a]ge Tacho sowie 1 Waschmaschine Spando mit Motor öffentlich meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigern.
Röder, Gerichtsv. in Altlandsberg. Tel. 18


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 175. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 29. Juli 1931

Hönow, den 28. Juli.
Leichenfund. Zwischen Blumberg und Ahrensfelde wurde im Walde am Sonnabend nachmittag die Leiche eines Mannes im Alter von etwa 35 bis 40 Jahren an einem Baume, in Hockstellung hängend, aufgefunden. Die Leiche war bereits stark verwest und dürfte etwa 14 Tage hängen. Anscheinend liegt Freitod vor. Die Leiche wurde im Spritzenhause aufgebahrt.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 177. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 31. Juli 1931

Hönow, den 30. Juli.
Grundbesitzerverein Hönow-Süd. Auch diesmal ist Ander's Gesellschaftshaus am Bahnhof Mahlsdorf die Stätte, wo das nunmehr traditionell gewordene Sommerfest des Grundbesitzer­vereins Hönow-Süd stattfindet. Natürlich wird am Sonnabend, dem 1. August wieder alles darauf eingestellt sein, allen Gästen einen frohen Abend zu bereiten. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 178. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 1. August 1931

Hönow, den 31. Juli.
Vermißt wird seit gestern mittag die zweidreiviertel Jahre alte Irma Geyer aus der Anklamer Str. 11 zu Berlin. Das Mädchen lagerte mit ihrer Tante am Mittelsee zwischen Hönow und Seeberg. Die Tante schlief ein und als sie nach wenigen Minuten erwachte, war das Kind spurlos verschwunden. Die Vermißte trug ein blaues seidenes Kleid, weißes Hemd und weiße Hosen und war ohne Schuhe und Strümpfe. Weitere Kennzeichen sind das blonde Haar (Herrenschnitt) sowie auffallend lange Augenwimpern. Sollte das Kind gesehen werden, so wird gebeten, der Landjägerei Hönow, Neuenhagen oder Altlandsberg Mitteilung zu machen.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 180. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 4. August 1931

Hönow, den 3. August.
Die Nachforschungen nach der verschwundenen kleinen Irma Geyer wurden in erhöhtem Maße fortgesetzt. Hieran beteiligte sich die Feuerwehr mit Schleppnetzen sowie Berliner Polizei mit Suchhunden. Alle Bemühungen blieben jedeoch bisher erfolglos. Man hat zunächst auch keinen bestimmten Anhalt dafür, daß das Kind wirklich ertrunken ist, da lediglich die Angaben der Schwester der Mutter des Kindes, in deren Obhut es sich befand, die Möglichkeit offen ließ, daß es im See ertrunken sein kann.

Hönow. Bekanntmachung betr. Körung der Ziegenböcke.
Der Körtermin ist auf Dienstag, den 4. August 1931 nachmittags 2 Uhr im Bahnhofslokal in Dahlwitz-Hoppegarten festgesetzt.
Zur Deckung fremder Ziegen dürfen nur solche Ziegenböcke Verwendung finden, die zur Zucht zugelassen, d. h. angekört worden sind. Die Ziegenbockhalter, werden hiermit aufgefordert, die Ziegenböcke, welche zum Decken fremder Ziegen benutzt werden sollen, im Körtermin vor­zuführen. Die Abstammungspapiere sind mitzubringen. Falls Abstammungspapiere nicht vorhanden sind, ist die Mutter des Bockes mitzubringen. Angekört werden nur weiße kurzhaarige Alt- und Jungböcke im Typ des Schweizer Saanenschlages. Von Jungböcken werden nur diejenigen angekört, die vor dem 1. Mai d. Js. geboren sind.
Die Böcke sind im sauberen Zustande und mit verschnittenen Hufen vorzuführen.
Hönow, den 1. August 1931. Der Gemeindevorsteher. Neumann.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 181. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 5. August 1931

Hönow, den 4. August.
Der Geflügel- und Kleintierzuchtverein „Berlin-Mahlsdorf-Hönow“ hielt am Sonnabend, dem 18. Juli 1931 in Winkels neu erbautem, herrlich ausgeschmückten Saal sein Sommerfest ab. Der Besuch dieses Festes übertraf alle Erwartungen. Es erschienen mehrere befreundete Vereine, u. a. der Kleintierzuchtverein „Osten II“ Berlin, welcher fast vollzählig mit seinen Damen anwesend war. Ganz besondere Anerkennung fand die Verlosung, da die Gegenstände, welche verlost wurden, zum größten Teil von den Mitgliedern des Vereins gespendet, alle Erwartungen übertrafen. ... Nach der Verlosung hielt der 1. Vorsitzende des Vereins, Herr Winkel die Festrede, welche mit großem Beifall aufgenommen wurde. In dieser Rede schilderte Herr Winken unter anderem auch die Freundschaft der Mitglieder von Osten II und Berlin-Mahlsdorf-Hönow, die fast 30 Jahre zurück­reicht ... Die nächste Sitzung des Vereins findet am 8. August 1931, abends 20 Uhr im Restaurant „Mittelpunkt der Erde“ in Hönow-Süd, Mahlsdorfer Str., statt. Gäste sind herzlich willkommen.
Zur Nachforschung nach der bekanntlich seit Freitag vermißten Irmgard Geyer aus der Anklamer Straße in Berlin ist jetzt Kriminalkommissar Quoos aus Berlin nach Hönow entsandt worden.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 182. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 6. August 1931

Hönow, den 5. August.
Das Kinderfest der Volksschule findet am kommenden Sonntag, dem 9. August bei Trotzki, Hönow-Süd statt. Um 2 Uhr nachmittags wird das Fest auf dem Platz vor dem Schulhause eröffnet. Der Ummarsch unter Vorantritt der Eckstein'schen Kapelle und der Musikkapelle des hiesigen Männerturnvereins wird uns durch das alte Dorf nach Hönow-Süd und dem Patz hinter Trotzki führen. Hier warten bereits Spiel und Volkstänze auf die frohe Kinderschar. Auch fehlt es nicht an lustigen Wettkämpfen. Den frohen tag schließt ein Fackelzug durch die Kolonie und eine Schlußfeier am Denkmal. - Die ältere Jugend und die Tanzlustigen werden dann auf ihre Rechnung kommen. Die Eckstein'sche Kapelle, die bekannt und beliebt ist, sorgt für Stimmung. Also auf zum Kinderfest in Hönow.
Sitzung der Gemeindevertreter.
Die Laut Beschluß der Gemeindevertretung im Schulgebäude stattfindende Gemeindevertreter­sitzung am 3. August wurde in Anwesenheit von 8 Verordneten um 8.30 Uhr eröffnet. Nach Verlesung des letzten Sitzungsprotokolls wurde nunmehr der mit 75000 Rm. in Einnahme und Ausgabe abschließende Voranschlag für 1931 verabschiedet. Es wurden als Zuschläge hiernach 100 Prozent zur staatlichen Grundvermögenssteuer, und 200 Prozent zur Gewerbeertrags- und Gewerbekapitalsteuer beschlossen. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 183. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 7. August 1931

Hönow, den 6. August.
Die kleine Irmgard Geyer ertrunken aufgefunden. Eine tragische Aufklärung hat das Verschwinden der zweieinhalb Jahre alten Irmgard Geyer gefunden, die seit dem Donnerstag vergangener Woche vermißt wurde. Das kleine Mädchen war in Begleitung seiner Tante nach einem Sport- und Spielplatz in Hönow hinausgefahren, in dessen Nähe der Mittelsee liegt. Während die Tante eingeschlafen war, hatte sich das Kind allein entfernt und war von anderen Leuten am Ufer des Sees noch gesehen worden. Von da ab fehlt jede Spur. Mit allen zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln wurde nach dem Kinde gesucht, denn die Beschaffenheit des Seeufers ließ nicht annehmen, daß das Kind in das dichte Schilf hineingegangen sei. In den ersten Nachmittagsstunden des Dienstag wurde abermals mit Suchhunden nachgeforscht, diesmal nicht nur am Mittelsee selbst, sondern auch an einem Nachbarsee. Hier, in einer Entfernung von etwa 10 Minuten, wurde das Mädchen als Leiche gefunden. Es ist kaum daran zu zweifeln, daß das Kind auf seinem Spaziergang vom Wege abgekommen und in das Wasser geraten ist. Von der Mordkommission wurden sofort Beamte und ein Arzt entsandt, da noch festzustellen sein wird, ob das Kind einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Aeußere Verletzungen konnten bei der vorläufigen Besichtigung nicht festgestellt werden. Um nichts zu versäumen, wird die Leiche zur Sektion beschlagnahmt, um auf diesem Wege die Todesursache festzustellen.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 184. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 8. August 1931

Hönow. Bekanntmachung. betr. Volksentscheid „Landtagsauflösung“.
Der Volksentscheid findet am Sonntag, dem 9. August 1931 statt. Die Abstimmung beginnt vormittags um 8 Uhr und wird um 5 Uhr nachmittags geschlossen. Die Gemeinde Hönow bildet einen Stimmbezirk. Als Wahllokal ist die Gaststätte Scharny, Dorfstr. 44 bestimmt. ...
Hönow, den 6. August 1931. Der Gemeindevorsteher. Neumann.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 186. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 11. August 1931

Ergebnisse des Volksentscheids.
Ort: Hönow, Ja: 289, Nein: 13, ungültige Stimmen: 4

Hönow, den 10. August.
Getreidemiete durch Feuer zerstört. Die leidige Unsitte, an Getreidemieten zu lagern und sogar abzukochen, verursachte am gestrigen Sonntag hier einen größeren Brand. Vier junge Schulkinder, die sich als Pfadfinder auf dem Wege von Berlin über Hönow nach Altlandsberg befanden, hatten kurz nach 4 Uhr nachmittags bei der Getreidemiete des Herrn Landwirts Rudolf Müller Rast gemacht und abgekocht. Hierbei scheint die Miete Feuer gefangen zu haben. Die Schulkinder, die in Neukölln wohnen, versuchten zwar zu fliehen, konnten aber durch Polizeibeamte festgehalten werden. Zur Feststellung ihrer Personalien wurden sie nach Mahlsdorf gebracht, von wo aus dann ihre Freilassung erfolgte.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 187. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 12. August 1931

Hönow, den 11. August.
Verleihung einer Auszeichnung für Lebensrettung. Durch Erlaß des Preußischen Staatsministeriums ist dem zwölfjährigen Schüler Hans Lüdecke aus Hönow die Erinnerungs­medaille für Rettung aus Gefahr verliehen worden, weil er den auf dem Eise des Hönower Sees eingebrochenen Schüler Herbert Weigelt vom Tode des Ertrinkens errettet hat.
Ein weiteres Ereignis wird vom Bauernwettreiten des Reitervereins Ahrensfelde am 16. August gemeldet. Der Weltboxmeister Max Schmeling, den enge freundschaftliche Bande mit einem Mitgliede des Vereins verbinden, hat eine Einladung zu dem Tage erhalten und sein Erscheinen zugesagt. Der Verein wird daraufhin ein Schmeling-Rennen durchführen, nach dem „Max“ selbst dem Sieger den Ehrenpreis überreichen wird. Sodann kann berichtet werden, daß Herr Priemer den 5jährigen Vollblüter... Seppel von Dolomit von Trainer C. Feller in Hoppegarten erworben hat, der zunächst ein Rennen bestreiten wird und dann zur Verlosung kommt.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 191. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 16. August 1931

Zwangsversteigerung.
Am Montag, dem 17. August, nachmittags 1 Uhr werde [ich] in Eiche, Treffpunkt der Bieter Restaurant Jägerheim: 1 Federwagen, 1 Breakwagen, 1 Achswagen, 1 kleinen Bullen, ferner nachmittags um 3 Uhr in Blumberg, Treffpunkt Restaurant Deutsches Haus: 1 Pferd (braun) öffentlich meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigern.
Fischer, Obergerichtsv. in Altlandsberg, Tel. 86


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 192. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 18. August 1931

Altlandsberg, den 17. August.
Die Rache eines Wilderers. Unser Revierförster, Herr Zschinsky, hatte vor einiger Zeit den Arbeiter Wilhelm Krebs aus der Manteuffel-Straße in Berlin beim Wildern ertappt und fest­genommen. Krebs sagte damals, er werde sich an Zschinsky rächen. Am Sonnabend begab er sich wieder von Berlin nach Altlandsberg, lauerte den Stadtförster auf und überfiel ihn während eines Reviergangs. Es kam zu einem furchtbaren Kampf zwischen beiden. Krebs hatte im Verlauf des Ringens dem Beamten zweimal das Gewehr entrissen und die Waffe auf ihn angelegt. Beide Male gelang es Zschinsky, dem Wilderer das Gewehr wieder wegzunehmen. Der Förster und sein Angreifer bluteten aus zahlreichen Verletzungen, als nach etwa 20 Minuten schließlich Radfahrer kamen, mit deren Hilfe Krebs überwältigt, gefesselt und in Polizeigewahrsam abgeführt werden konnte. Krebs, der etwa 60 Jahre alt ist, kann als Schwerverbrecher bezeichnet werden. Er hat fast die ganze Zeit seines Lebens hinter Schloß und Riegel gesessen, allein 16 Jahre war er im Zuchthaus untergebracht. zweimal stand er unter schwerem Mordverdacht, und saß deshalb lange Zeit in Untersuchungshaft. Hoffentlich ereilt dem Verbrecher jetzt sein Schicksal.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 193. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 19. August 1931

Seefeld, den 18. August.
Bei dem Reiterfest, das am Sonntag in Ahrensfelde stattfand, war die Sensation die Verlosung des 5jährigen Vollblüters von der Rennbahn in Hoppegarten „Sepp von Dolomit“. Der hiesige Schlächtermeister Richard Bergemann zog das Glückslos und wurde für eine Mark Besitzer des sehr wertvollen Tieres.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 196. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 22. August 1931

Altlandsberg, den 21. August.
Wilderer. Zu unserer Notiz vom 17. cr., den Wilderer in unserer Stadtforst betreffend, teilen wir heute ergänzend mit, daß Herr Revierförster Zschinschki sich an dem betr. Tage abends auf einem Reviergang durch den Jagen 60 der Forst befand, als er am Ueberlandzentralenweg eine ver­dächtige Person bemerkte, die sich in der Richtung desselben Jagens fortbewegte. Herr Zschinschki nahm zur besseren Beobachtung in einem Hochstand, der sich in diesem Jagen befindet, eine entsprechende Aufstellung, um die von ihm bemerkte Person näher heran kommen zu lassen. Als es kurz darauf in der in der Schonung knackte, fiepte Zsch. in der Form, mit der man Rehwild heranlockt. Die verdächtige Person reagierte hierauf sofort, die aus der Schonung, in der rechten Hand eine Scheibenpistole haltend, hervortrat. Dem Anruf des Herrn Zschinschki „Waffen niederlegen“ leistete der Mann sofort Folge und blieb stehen. Bei der körperlichen Durchsuchung, die der Förster jetzt vornahm, griff der Wilddieb sofort mit seiner linken Hand nach dem Lauf und mit der rechten in die Abzüge des Gewehres. Sofort entstand ein heißes Ringen um den Besitz des Gewehres, wobei beide mehrfach auf dem Boden zu liegen kamen. Der Wilderer, der scheinbar in derartigen Kämpfen bewandert ist, seinen Widersacher mit einem gewissen Griff niederzukämpfen, griff dem Förster an einem Körperteil, der sehr empfindlich ist und jeden Angegriffen sofort kampflos macht. Der von dem Wilderer erwartete Erfolg blieb ihm jedoch gottlob versagt, da der Förster über stärkere Körperkräfte als der Wilderer verfügte. Durch einen gut angebrachten Schlag auf den Magen wurde der Wilderer zur Strecke gebracht, so daß nunmehr die Festnahme erfolgen konnte. Auf einen telefonischen Anruf erschien sofort Herr Oberlandjäger Grimm, der die vorläufige Festnahme des gewalttätigen Menschen vornahm. Der Täter wurde als der Arbeiter Wilhelm Krebs ... jetzt in Berlin wohnhaft, festgestellt. Vom Oberlandjäger Grimm zum Tatort zurückgeführt, zeigte der Wilderer die Stelle, wo er die Wilddiebswaffen und seine Munition fortgeworfen hatte. Die Gegenstände verfielen der Beschlagnahme. Hierauf erfolgte die Einlieferung des Wilddiebes in die hiesige Sistierzelle. ... Der Dieb und Wilderer ist, wie bereits mitgeteilt, mit vielen Jahren Zuchthaus, Stellung unter Polizeiaufsicht und mit dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte vorbestraft. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 199. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 26. August 1931

Werneuchen, den 25. August.
12. Sängerbundfest. Unter großer Beteiligung vieler Bundes- und Gastvereine beging der Sängerbund an der Wriezener Bahn am vergangenen Sonnabend und Sonntag in Werneuchen sein 12. Stiftungsfest, das in weiten Teilen einen glänzenden und würdevollen Verlauf nahm. Mit einem Festkonzert im Hotel Stadtwappen wurde das Fest am Sonnabend eingeleitet, dem sich ein gemütliches Beisammensein anschloß. Der zweite Sängertag begann mit dem Empfang der auswärtigen Gäste auf dem Bahnhof. Im Anschluß daran ging es zum Kirchplatz, wo eine Morgenfeier abgehalten wurde. Um 11 Uhr vormittags begann dann das Wertungssingen. Der Männergesangverein Werneuchen unter Leitung des Chormeisters G. Boeck sang „Frühling und Liebe“ und „Wohin mit der Freud“ und erzielte eine starke hinreißende Wirkung. Eine prächtige Leistung bot ebenfalls der Männergesangverein Altlandsberg, der unter seinem bekannten Dirigenten A. Goßrau „Walther von der Vogelweide“ und „Mädchen mit den blauen Augen“ sang. Die Vorträge des M. G. V. „Humor“ Seefeld, gefielen sehr. Um 2 Uhr begann vom Kirchplatz aus der Ummarsch durch die geschmückten Straßen der Stadt zum Festplatz. Hier eröffnete der Bund mit einigen Liedern das Festkonzert, dem dann die Begrüßungsansprachen usw. folgten. Ein Sängerball in drei Lokalen bildete den Abschluß des Festes.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 203. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 30. August 1931

Hönow, den 29. August.
Familienabend. Am kommenden Sonntag, dem 30. August veranstaltet der Spar- und Kassen­verein Hönow-Süd in dem neuerbauten Saale des weithin bekannten Restaurants „Mittelpunkt der Erde“ den ersten Familienabend. Der Verein, der seine bisherigen Veranstaltungen stets mit großem Erfolge durchführte, wird auch diesmal wieder bestrebt sein, seinen Gästen etwas ganz Besonderes zu bieten. Bereits am Nachmittag wird eine Kapelle konzertieren, während abends Theater­vorführungen und Vorträge geboten werden. Selbstverständlich fehlt auch die Tanzmusik nicht, so daß jung und alt auf ihre Kosten kommen. Siehe Anzeige in vorliegender Nummer.

Der Spar- und Kassenverein Hönow-Süd ladet hiermit alle Mitglieder, sowie Freunde und Gönner zu seinem am Sonntag, dem 30. August im neuerbauten Saale des Restaurants „Mittelpunkt der Erde“ stattfindenden Familien-Abend ergebenst ein.
Nachmittags: Unterhaltungsmusik, abends: Theater, Vorträge und Tanz.
Der Vorstand.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 205. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 2. September 1931

Hönow, den 1. September.
Straßensperrung. Die Altlandsberger Chaussee von der Dorfstraße in Berlin-Marzahn bis zur Ortsgrenze Berlin-Lichtenberg ist vom 31. August ab für etwa zwei Monate gesperrt. Die Umleitung erfolgt in östlicher Richtung über Hönow, Mahlsdorf, Kaulsdorf, Biesdorf oder hinter der Wuhle durch die Dorfstraße über Falkenberg.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 208. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 5. September 1931

Remarque-Film freigegeben. „Im Westen nichts Neues“ entsprechend abgeändert.
Berlin, 3. September.
Die Deutsche Universal-Film-Gesellschaft hat den zuständigen Reichsbehörden eine Erklärung übermittelt, daß die Weltfassung des Films „Im Westen nichts Neues“ mit der in Deutschland für geschlossene Veranstaltungen freigegebenen Fassung in Uebereinstimmung gebracht werden wird. Der Film wird künftig auch im Ausland ausschließlich in der gekürzten deutschen Fassung gezeigt werden. In Uebereinstimmung mit den Gutachten der zuständigen Behörden ist der Film daraufhin von der Filmprüfstelle zur öffentlichen Vorführung in Deutschland freigegeben worden. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 211. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 9. September 1931

Hönow, den 8. September.
Falsche eidesstattliche Versicherungen. Wegen Betruges in Tateinheit mit Abgabe wissentlich falscher eidesstattlicher Versicherungen war gestern vor dem Schöffengericht Lichtenberg der ehemalige Verwaltungssekretär Resener, der angebliche Regierungsbaumeister Erich Volkmann und der Buchbinder Max Kunkel aus Hönow angeklagt. ...


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 214. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 12. September 1931

Altlandsberg, den 11. September.
Strafgerichtssitzung am Donnerstag, dem 10. September 1931. ...
Einen Strafbefehl über 3000 Mark erhielt der Administrator Gustav Köhn aus Blumberg, der beschuldigt wird, im Jahre 1930 etwa 39 ausländische Arbeiter ohne Genehmigung des Landes­arbeitsamtes beschäftigt zu haben. Die Verhandlung, in der zwei Sachverständige ihre Gutachten abgaben, nahm längere Zeit in Anspruch. Fest steht, daß tatsächlich 12 ausländische Arbeiter ohne Genehmigung beschäftigt wurden. Es wird aber auch bekundet, daß der Vorschnitter, der die Arbeiter warb, mehrfach aufgefordert worden ist, nur inländische Arbeiter zu verpflichten. Der als Sachverständiger vernommene Herr Dr. Schrader,Altlandsberg, bekundete, daß Herr Köhn alles unternommen hat, um die Erfüllung seiner Rechtspflichten zu gewährleisten. Das Gericht ersieht eine strafbare Handlung als nicht vorhanden und spricht den Angeklagten auf Kosten der Staatskasse frei.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 215. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 13. September 1931

Hönow, den 12. September.
Die Nacheichung der im eichpflichtigen Verkehr vorgehaltenen Meßgeräte findet, nach einer amtlichen Notiz des Herrn Gemeindevorsteher, am 15. und 16. September 1931 in der Gastwirt­schaft Seeger statt. Zur Nacheichung ihrer Meßgeräte sind alle Gewerbetreibenden und Landwirte verpflichtet, die Meß- und Wiegegeräte zur Bestimmung von Leistungen anwenden oder auch nur bereithalten, andernfalls sie sich der Bestrafung, Einziehung, Unbrauchbarmachung oder Ver­nichtung der nicht nachgeeichten Gegenstände aussetzen. ... Auch Personen, die aus der Geflügel­zucht, Bienenzucht, dem Obst- und Gemüsebau usw. einen Ertrag beziehen, müssen die hierzu bereitgehaltenen Meßgeräte nacheichen lassen.


Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 216. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 15. September 1931

Altlandsberg, den 14. September.
Uebungsschießen der Landjägerei. Unter Leitung des Oberlandjägermeisters Wenkel-Neuenhagen hielten die Beamten der Landjägerei aus dem hiesigen Bezirk am vergangenen Freitag, dem 11. dieses Monats in Kaulsdorf ein Uebungsschießen ab. ... Im 100-Meter-Schnellfeuer-Uebungsschießen mit Karabiner waren Oberlandjäger Jahnke-Neuenhagen und Whrase-Hönow die besten. Im Pistolenschießen zeigten sich die Landjäger Hirsch-Blumberg und Enke-Seefeld ihren Kollegen überlegen. ...

Hönow. Bekanntmachung.
Bis zum 15. September 1931 sind folgende Steuern an die Gemeindekasse zu entrichten:
  • Staatliche Grundvermögensteuer,
  • Gemeinde-Grundvermögensteuer,
  • Hauszinssteuer,
  • Rentenbankrente (letzte Rate 1931),
  • Landwirtschaftskammerbeiträge (2. Rate 1931).
    Bei nicht rechtzeitiger Zahlung erfolgt Beitreibung im Verwaltungszwangsverfahren und außerdem Belastung mit Verzugszuschläge (5% für jeden angefangenen halben Monat) bezw. Verzugszinsen (2% monatlich).
    Hönow, den 12. September 1931. Der Gemeindevorsteher. Neumann.


  • Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 217. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 16. September 1931

    Hönow, den 15. September.
    Felddiebstähle. Der Landbund Niederbarnim hatte sich bekanntlich in einer Zuschrift an den Herrn Landrat gewandt mit der Bitte, die Landjägerei auf die überhandnehmenden Felddiebstähle in der letzte Zeit aufmerksam zu machen und sie zu verstärktem Schutze zu veranlassen. Diesem Wunsche kam der Herr Landrat auch nach und die Landjägereibeamten sind angewiesen worden, durch scharfes Vorgehen diesen Felddiebstählen zu steuern. Die erhöhte Aufmerksamkeit der Beamten hatte auch schon einige Erfolge erzielt, die jedoch durch das Verhalten eines Landwirtes H. wieder illusorisch wurden. Am Freitag nachmittag wurden auf einem Acker des hiesigen Landwirtes H. Personen von Landjägereibeamten bemerkt und gestellt. Die Leute hatten ca. eineinhalb Zentner Kartoffeln in ihrem Besitz, die dem rechtmäßigen Eigentümer H. ausgehändigt wurden. Nach einiger Zeit erschienen die Spitzbuben wieder in der Wohnung des Landwirts H. und baten um Herausgabe der beschlagnahmten Kartoffeln. Diesem Verlangen gab der Landwirt auch nach und erklärte außerdem, daß er von einem Strafantrag absehen werde. Wenn auch der Wert der gestohlenen Kartoffeln nur gering war, so ist es dennoch zu verurteilen, auf diese Art und Weise den Felddieben das Handwerk zu erleichtern.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 22ß. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 17. September 1931

    Altlandsberg, den 16. September.
    Autounfall. Am Montag früh gegen 4 Uhr ereignete sich auf der Chaussee Altlandsberg-Hönow kurz hinter Seeberg ein Autounfall, der glücklicherweise sehr glimpflich ablief. Der hiesige Kaufmann Fedrich befand sich am genannten Tage mit seinem Lieferwagen auf der Fahrt nach Berlin. Kurz hinter Seeberg vor der Kurve versagte plötzlich die Steuerung und der Wagen fuhr in voller Fahrt gegen die Steinmauer der Brücke. Durch den starken Anprall stürzte die Mauer in den Graben, während der Wagen schwer beschädigt wurde und abgeschleppt werden mußte. Personen sind nicht verletzt worden.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 219. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 18. September 1931

    Hönow, den 17. September.
    Diebstahl. Die von uns vor einigen Tagen gebrachte Notiz über einen Kartoffeldiebstahl bei dem Landwirt H. ist insofern nicht richtig, als Herr H. den Dieben trotz viermaliger Aufforderung die gestohlenen Kartoffeln nicht wieder zurückgegeben hat. Es ist vielmehr von ihm eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet worden.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 220. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 19. September 1931

    Hönow, den 18. September.
    Sitzung der Gemeindevertretung. Die 7. Sitzung der Gemeindevertretung begann am 15. September im Schulgebäude und wurde um 8.15 Uhr in Anwesenheit von sämtlichen Gemeinde­vertretern eröffnet. ... Der auf Verlangen der Regierung unter Verwendung einer Meßtischblattvergrößerung durch Landmesser Franz hergestellte Generalsiedlungsplan nach dem Entwurf Zimmerreimer wird genehmigt. - Die Pflasterung der Straße des Levy-Geländes bzw. Eintragung einer Sicherungshypothek von 17.000.- RM soll evtl. auf gerichtlichem Wege erreicht werden. ... Unter Verschiedenes gibt der Gemeindevorsteher Kenntnis ... von der offiziell mitgeteilten Einstellung der Post-Omnibuslinie nach Mahlsdorf und einem Antrag der Gemeinde an die BVG auf Verlängerung der Linie 39 nach Hönow und erteilt Bericht über die von einer Kommission unternommenen Besichtigungsfahrt der Badeanstalten am Summter See, am Bodden-See und an der Briese in Birkenwerder zu Informationszwecken. ...


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 222. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 22. September 1931

    Werneuchen, den 21. September.
    Friedhofsdiebstähle. In letzter Zeit mehren sich wieder die Klagen über Diebstähle auf dem neuen Friedhof. Es werden Kannen, Harken, Vasen u. a. m. gestohlen. Blumensträuße, die die Hügel der Verstorbenen schmücken sollen, sind oft schon am nächsten Tag verschwunden. Ja, dieser Frevel führt sogar so weit, daß schon in mehreren Fällen Blumen- und Gewächspflanzen ausgegraben und die Grabhügel in eine unbeschreibliche Verfassung gebracht wurden. ...


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 223. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 23. September 1931

    Hönow, den 22. September.
    Straßensperrung. Die Kreisstraße Ahrensfelde-Eiche wird wegen Ausführung von Schüttungsarbeiten bei gleichzeitiger Verbreiterung der Steinbahn von sofort an bis zum 11. Oktober d. Js. von Kilometer 0 bis Kilometer 1,4 für den Gesamtverkehr gesperrt. Der Verkehr wird in dieser Zeit über Mehrow-Hönow umgeleitet. Zuwiderhandlungen gegen dieses Sperrverbot werden nach einer Bekanntmachung des Landrats auf Grund der Regierungspolizeiverordnung vom 15. Januar 1930 - Amtsblatt der Regierung Potsdam 1930 S. 17 - mit Geldstrafe bis zu 130 Rm. bestraft, an deren Stelle im Nichteintreibungsfalle entsprechende Haft tritt.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 224. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 24. September 1931

    Hönow, den 23. September.
    Schwer verletzt. Bei einem Zusammenstoß zwischen einem Motorrad und einem Lieferauto in der Hohenschönhauser Straße in Berlin wurden gestern der 26jährige Motorradfahrer Albert Ziegelmann aus Mehrow und seine 21jährige Schwester Johanna auf den Fahrdamm geschleudert und schwer verletzt. Die beiden Verunglückten wurden nach dem Krankenhaus am Friedrichshain gebracht.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 225. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 25. September 1931

    Altlandsberg, den 24. September.
    Neuerung! - Geprägte Autonummern. Um den Autodieben ihr Handwerk zu erschweren, haben die Automobilisten und ihre Organisationen schon seit langer Zeit die behördliche Zulassung geprägter Nummernschilder gefordert, wie sie auch im Ausland häufig benutzt werden. ... Von jetzt an sind geprägte oder gegossene Nummernschilder mit erhabenen Ziffern erlaubt.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 226. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 26. September 1931

    Hönow. Bekanntmachung betr. Landwirtschaftskammerwahlen.
    Für die im Wahlbezirk Niederbarnim gewählten drei Mitglieder der Landwirtschaftskammer läuft die Wahlzeit am 30. September 1931 ab. Die Neuwahl findet am 18. November 1931 statt.
    Zum Wahlkommissar für den Wahlbezirk Niederbarnim ist der Herr Landrat des Kreises Niederbarnim in Berlin bestellt worden. Wahlvorschläge sind bis spätestens zum 4. Oktober bei dem Herrn Landrat des Kreises Niederbarnim in Berlin einzureichen.
    Hönow, den 24. September 1931. Gemeindevorsteher. I. V. Lindenberg.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 230. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 1. Oktober 1931

    Hönow, den 30. September.
    Unfall. Mit dem Motorrad schwer verunglückt sind hier am Sonntag drei junge Leute aus Kleinschönebeck. Sie hatten eine Spritztour unternommen und stürzten in Hönow mit der Maschine so unglücklich, daß sich alle drei erhebliche Verletzungen zuzogen und zum Teil ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußten.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 231. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 2. Oktober 1931

    Hönow, den 1. Oktober.
    Keine Staatsmittel für Unwetterschäden im Kreis Niederbarnim. Auf die im Preußischen Landtage eingebrachte Anfrage des Abg. Kube (Nat. Soz.) über Unwetterschäden in einem großen Teil des Kreises Niederbarnim antwortete der preußische Innenminister, daß es sich nach den angestellten Ermittlungen um versicherungsfähige Schäden handelt, für die nach den bestehenden Bestimmungen Beihilfen aus Staatsmitteln nicht gegeben werden können.
    Vorsicht beim Einlagern von Kartoffeln. Infolge der großen Niederschlagsmengen dieses Sommers ist der gesamte Kartoffelbestand sehr gefährdet. Oft ist die Fäulnis äußerlich nicht wahrnehmbar, weil die Knollen von innen her faulen. Es empfiehlt sich deshalb, die Kartoffeln, bevor sie eingelagert werden, nochmals in dünner Schicht an die Luft zum Trocknen zu legen. Beim Einlegen selbst sollte zwischen die Kartoffeln pulverisierter, gebrannter Kalk gestreut werden, damit ein Fortschreiten der Fäulnis verhindert wird.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 233. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 4. Oktober 1931

    Hönow, den 3. Oktober.
    Hönower Straße freigegeben. Mit Wirkung vom gestrigen Tage ab ist die Hönower Straße in Mahlsdorf von der Zander- bis Uckermarkstraße für den Verkehr wieder freigegeben, während die Hönower Straße von der Uckermark- bis zur Mahlsdorfer Straße für den Verkehr auf unbestimmte Zeit gesperrt wurde.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 234. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 6. Oktober 1931

    Hönow, den 5. Oktober.
    Einbruchsdiebstahl. Recht empfindlich wurden drei in dem Hause des früheren Besitzers Stab wohnende Arbeiterfamilien durch Einbrecher am hellen Tage geschädigt. Alle drei Familien befanden sich außerhalb des Hauses auf Arbeit, so daß das Haus unbewacht war. Diesen Umstand machten sich zwei Verbrecher, in deren Begleitung sich noch eine Frauensperson befunden haben soll, zunutze. ... Sie überstiegen die Einfriedung, zertrümmerten das an der Rückseite des Hauses befindliche Küchenfenster und stiegen durch dieses ein, entwendeten fast die gesamte Bekleidung des Ehepaares Schulz, welche sie in einen an Ort und Stelle vorgefundenen Wäschekorb packten. Hierauf drangen sie in gleicher Weise in die Wohnung der Familie Neuendorf und entwendeten ebenfalls Kleidungsstücke. Als sie darauf noch die im ersten Stock befindliche dritte Wohnung heimgesucht hatten, verschwanden sie mit ihrer Beute in der Richtung über Mehrow, Trappenfelde, fuhren von Altlandsberg mit der Kleinbahn nach Hoppegarten, passierten den Bahnhof ohne angehalten zu werden, und brachten ihre Beute nach Berlin in Sicherheit. ...


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 236. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 8. Oktober 1931

    Hönow, den 7. Oktober.
    Die Nachforschungen nach den Tätern, die in der vergangenen Woche drei im Hause des früheren Besitzers Stab wohnende Arbeiterfamilien bestohlen haben, haben jetzt zu einer Festnahme geführt. Die Geschädigten hielten in Berlin in der Gegend des Schlesischen Bahnhofs nach ihren gestohlenen Sachen Umschau. Sie trafen hier einen Arbeiter, der früher bei Herrn Lüdecke beschäftigt war und der ihnen wertvolle Fingerzeige gab. In einem Versteigerungslokal entdeckte dann auch einer der Bestohlenen einen jungen Mann, der seine Kleider trug. Durch die Feststellung und Vernehmung hofft man, den Tätern auf die Spur zu kommen und die gestohlenen Sachen wieder herbeizuschaffen.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 237. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 9. Oktober 1931

    Hönow, den 8. Oktober.
    Straßensperrung. Die im September d. Js. bekanntgegebene Sperrung der Kreisstraße Ahrensfelde - Eiche wird laut einer Bekanntmachung des Herrn Landrats bis zum 18. Oktober d. Js. verlängert.

    Seefeld, den 8. Oktober.
    Einen prächtigen Anblick bietet jetzt wieder zur Herbstzeit unsere Dorfkirche. Der wilde Wein umrankt in verschwenderischer Fülle den trutzigen Wehrturm und fast noch das ganze Kirchlein und verleiht damit dem grauen Bau etwas ungemein Warmes. Die Westseite des Turmes, von der Berliner Chaussee und der Eisenbahn aus weithin sichtbar, zeigt mit seinem purpurgefärbten Blätterglanz einen besonders reizvollen Anblick, der den Blick des Beschauers fesselt.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 238. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 10. Oktober 1931

    Hönow, den 9. Oktober.
    Personenstandsaufnahme. Die diesjährige Personenstands- und Betriebsaufnahme findet am 10. Oktober statt. Es werden den Grundstückseigentümern für jedes Grundstück eine Hausliste, eine Haushaltungsliste und für jeden Betrieb ein Betriebsblatt zugestellt, die von dem Hauseigentümer, bzw. Haushaltungsvorstand und Betriebsinhaber auszufüllen sind. Die ausgefüllten Listen sind bis zum 12. d. Mts. auf dem hiesigen Gemeindebüro abzugeben. ...


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 239. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 11. Oktober 1931

    Hönow, den 10. Oktober.
    Der Theater-Verein „Bunte Bühne“ veranstaltete am Sonntag, dem 4. Oktober in Winkel's neuerbautem und festlich dekoriertem Saale seinen 3. Theaterabend verbunden mit Tanz. Trotz seines kurzen Bestehens erfreut sich der Verein, wie die Veranstaltung zeigte, einer großen Beliebtheit, umsomehr, weil derselbe sich zum Ziele gesetzt hat, seinen Gästen das Beste zu bieten. Der Verein hat die zur Dekoration der Bühne gehörigen Möbelstücke käuflich erworben.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 240. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 13. Oktober 1931

    Hönow, den 12. Oktober.
    4000 Mark gefunden und abgeliefert. In Kaulsdorf fand eine Frau Natalie Issel, die in der Mozartstraße 18 in Mahlsdorf wohnt, auf dem Bahnsteig eine Tasche, die 4000 Rm. bares Geld enthielt. Frau Issel nahm die Tasche mit dem Gelde mit nach Hause und lieferte sie am nächsten Tage bei der Mahlsdorfer Polizei ab. Die Verliererin der Tasche ist eine Frau aus Neukölln, die das Geld als Abschlagszahlung für ein in der Nähe von Kaulsdorf gekauftes Grundstück mit sich geführt hatte. Sie soll der ehrlichen Finderin bereits eine Belohnung von 500 M. zugesprochen haben. Interessant ist, daß gegen diese „Finderin“ womöglich noch vorgegangen werden soll; denn nach den gesetzlichen Bestimmungen darf man auf bahneigenem Gebiet nichts „finden“. Frau Issel hätte den Fund nach den gesetzlichen Bestimmungen sofort dem Bahnvorstand in Kaulsdorf abgeben müssen. Hoffentlich aber kann sich St. Bürokratius doch dazu durchringen, kein Strafverfahren gegen die Finderin einzuleiten.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 241. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 14. Oktober 1931

    Hönow, den 13. Oktober.
    Gemeindevertreter-Sitzung. Die für Montag, den 12. Oktober anberaumte Sitzung wurde um 18.15 Uhr im alten Klassenzimmer der Schule vom Gemeindevorsteher eröffnet. ... Sodann gibt der Gemeindevorsteher Kenntnis von der bereits erfolgten Einstellung des Post-Omnibusverkehrs und durch Verhandlung erreichten Fortsetzung des Betriebes, die jedoch nur abhängig gemacht wird von der Gewährung eines Zuschusses vom monatlich 30,- RM und Stellung einer Unterkunft für den Wagen. Es wird beschlossen, zunächst bis zum 31. Dezember die Mittel hierfür zu bewilligen unter der Voraussetzung, daß von einzelnen Parzellanten zu diesen Kosten beigetragen wird. ...


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 245. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 18. Oktober 1931

    Der Spar- und Kassenverein Hönow
    hält am Sonnabens, dem 17.10. abends 8 Uhr seine General-Versammlung ab.
    Der Vorstand.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 248. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 22. Oktober 1931

    Hönow, den 21. Oktober.
    Aufruf zur Winterhilfe! Um die Not der hiesigen Minderbemittelten und Arbeitslosen zu lindern, haben die evangelische Frauenhilfe und die Gemeinde beschlossen, helfend einzugreifen. Da jedoch die hierfür zur Verfügung stehenden Mittel sehr beschränkt sind und der Not zu steuern bei weitem nicht ausreichen, soll eine Sammlung veranstaltet werden. ... Spenden in Form von Geld, Naturalien, Kleidung (auch gebraucht und gereinigt) werden im Gemeindebüro entgegen­genommen. ...


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 252. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 27. Oktober 1931

    Hönow, den 26. Oktober.
    Motorradunglück. Am gestrigen Sonntag, nachmittags um 11 Uhr, ereignete sich ein schweres Motorradunglück. Um die genannte Zeit fuhr aus der Dorfstraße ein Berliner Kraftwagen in der Richtung nach Kaulsdorf, als ihm entgegengesetzt in sehr scharfem Tempo von Kaulsdorf kommend ein Motorradfahrer mit seinem Rade entgegenkam, auf dessen Sozius sich eine Person befand. An der Ecke wurde bei dem scharfen Tempo das Rad vom Kraftwagen erfaßt und zur Seite geschleudert. Der Motorradfahrer wurde dabei nicht verletzt, dagegen erlitt sein Begleiter so schwere Verletzungen, daß er dem Krankenhause in Altlandsberg zugeführt werden mußte. ...

    Hönow. Bekanntmachung.
    Die Nachprüfung der Personenstandsaufnahme hat ergeben, daß insbesondere aus der Siedlung ein erheblicher Teil der ausgegebenen Haus- und Haushaltungslisten nicht an das Gemeindebüro zurückgelangt ist.
    Die Säumigen werden unter Hinweis auf die Strafbestimmungen des § 202 der Reichsabgaben­ordnung aufgefordert, umgehend die ausgefüllten Listen abzuliefern, damit auch die Zustellung der Steuerkarten, die auf Grund der Listen erfolgt, reibungslos vor sich gehen kann.
    Hönow, den 24. Oktober 1981. Der Gemeindevorsteher. Neumann.

    SA.-Führer vor Gericht.
    Berlin, 26. Oktober. Unter starkem Andrang des Publikums begann vor dem Schöffengericht Charlotten­burg der zweite Prozeß, der die Unruhen auf dem Kurfürstendamm am jüdischen Neujahrsfeiertag zum Gegenstand hat.
    Angeklagt sind der oberste SA.-Führer für Berlin und die Mark Brandenburg Wolf Heinrich Graf von Helldorf, sein Stabschef, der Angestellte Karl Ernst, der Jungstahlhelmführer Diplom­ingenieur Wilhelm Brandt und der Stahlhelmer Kurt Schulz wegen Rädelsführerschaft beim schweren Landfriedensbruch und Aufreizung zum Klassenkampf. Vier weitere Nationalsozialisten, die nachträglich unter Anklage gestellt worden sind, haben sich wegen einfachen Landfriedens­bruchs zu verantworten.
    Zunächst wurde der Angeklagte Graf Helldorf vernommen. Der Angeklagte bestritt entschieden, daß die Aufforderung zu der Demonstration von ihm oder von anderen leitenden Stellen der SA. ausgegangen sei. Die Aussagen der Angeklagten Ernst deckten sich im Wesentlichen mit denen Helldorfs. Angeklagter Brandt sagte, er sei nur zu dem Kurfürstendamm gefahren, um sich die Sache anzusehen.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 254. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 28. Oktober 1931

    Hönow, den 27. Oktober.
    Landwirtschaftskammerwahlen am 15. November 1931. Die Wählerliste zu den Land­wirtschaftskammerwahlen liegt vom 25. dieses Monats bis 1. November dieses Jahres einschließlich im Gemeindebüro während der öffentlichen Dienststunden von 10 bis 15 Uhr (Sonntags nur von 10 bis 12 Uhr) zu jedermanns Einsicht aus. ...


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 254. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 29. Oktober 1931

    SA.-Führer vor Gericht
    Berlin, 28. Oktober. Im Prozeß gegen Graf Helldorf und Genossen wegen der Kurfürstendamm-Tumulute am jüdischen Neujahrstag wurde am zweiten Verhandlungstag eine große Zahl an Polizeibeamten als Zeugen vernommen. Der Oberstaatsanwalt regte an, die Beweisaufnahme nicht auf die Tumulte im allgemeinen zu erstrecken. Es komme nur darauf an, die Beteiligung oder Führerschaft der jetzt Angeklagten festzustellen. Die Verteidiger erklärten aber, sie müßten Wert darauf legen, daß das Bild der ganzen Vorgänge durch eingehende Zeugenvernehmungen deutlich festgestellt werde.
    So wurden nacheinander die einzelnen Schupoleute über die Dinge vernommen, über die sie schon im Vorprozeß ausgesagt hatten.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 256. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 31. Oktober 1931

    Altlandsberg, den 30. Oktober.
    Strafgerichtssitzung am Donnerstag, dem 29. Oktober 1932. ...
    Der Melker Ernst Machau und der Kraftwagenführer Jorzik aus Hönow, zwei politische Gegner, waren am 29. August dieses Jahres in eine Schlägerei geraten. Ob J. durch eine Bemerkung hierzu die Veranlassung gab, ließ sich nicht mit Sicherheit feststellen, jedenfalls hatte M. keine Veranlassung, den Kraftwagenführer so mit Fäusten und Schlagring zu bearbeiten, daß dieser arbeitsunfähig wurde. M. hatte sich nunmehr wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung zu verantworten. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen dieser Tat zu 2 Monaten Gefängnis, mit einer vierjährigen Bewährungsfrist, unter der Voraussetzung einer Bußzahlung von 200 Mark. Der Amtsanwalt versagte mildernde Umstände, doch nimmt das Gericht an, daß der Angeklagte aus jugendlichem Leichtsinn gehandelt hatte. ...

    Helldorf-Prozeß
    Im Prozeß gegen Graf Helldorf und Genossen wegen der Kurfürstendamm-Revolte am jüdischen Neujahrstag wurden nunmehr die Zeugen vernommen, die teilweise als Opfer der Demonstration die Vorgänge miterlebt haben. Zunächst schilderte Rechtsanwalt Dr. Apfel, der am Kurfürstendamm wohnt, die Vorgänge, wie er sie aus seinem Fenster und von seinem Balkon beobachtet hat. Er habe gesehen, wie größere Trupps in einer Stärke von zusammen etwa 1500 Mann in kleineren Gruppen sich über den Kurfürstendamm verteilten. Es wurde im Sprechchor zunächst gerufen: Juda verrecke, Deutschland erwache! Als nachher die Zahl der unbeteiligten Passanten größer wurde, sei nur noch gerufen worden: Deutschland erwache!
    Ein Rechtsanwalt Oskar Möring, der dann als Zeuge auftritt, wollte mit seinem Bruder ein Kino-Theater aufsuchen und ist, wie er angibt, von einem Trupp junger Burschen überfallen worden. Er habe den Leuten zugerufen, was sie denn von ihm wollten, er sei doch gar kein Jude. Trotzdem sei er von einer ganzen Schar verfolgt und niedergeschlagen worden. Vor dem Kaffee Reimann habe man ihn zu Boden geschlagen und mit Füßen auf seinem Kopf herumgetrampelt, bis ein anderer Mann, der offenbar zu den Führern der Demonstration gehörte, ihm Luft verschafft habe. Der Zeuge ist wegen seiner Verletzungen drei Wochen in ärztlicher Behandlung gewesen.
    Es traten dann noch eine Reihe von Zeugen auf, die in ähnlicher Weise mißhandelt worden sind.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 258. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 3. November 1931

    Altlandsberg, den 2. November.
    Bei dem Grundbuchamte des Amtsgerichts Altlandsberg wird jetzt gemäß dem Gesetze vom 18. Juli 1930 die Vereinigung der sämtlichen Grundbücher des Amtsgerichtsbezirks durchgeführt. Das Ziel dieser Arbeit ist, im Interesse des Publikums, vor allem der Grundstückseigentümer, ein klares, übersichtliches Grundbuch zu schaffen. Besonders sollen dabei alle die gerade in unserem Bezirke so zahlreichen alten und gegenstandslosen Eintragungen endlich einmal aus den Grundbüchern verschwinden. ... Es handelt sich bei den allen Lasten vor allem um Wegegerechtigkeiten, Verpflichtungen, Brücken, Wege oder Triften zu unterhalten, um Altenteils- und Wohnungsrechte, teilweise auch um Vorkaufsrechte, besonders Vorkaufsrechte der Gemeinden für künftige Straßenanlegungen und ähnliches. ... Es ergeht an alle Grundstückseigentümer des Amtsgerichts­bezirks Altlandsberg die dringende Bitte, in ihrem eigenen Interesse so schnell wie möglich das Grundbuchamt bei der Durchführung der Bereinigungsarbeiten zu unterstützen und ihm die erforderlichen Nachweisungen zu unterbreiten. ...


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 259. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 4. November 1931

    Hönow, den 3. November.
    Brandstiftung. In dem landwirtschaftlichen Betriebe des Gastwirts Lindenberg in Eiche brach vorgestern Feuer aus. Der Brandherd lag in der Hauptscheune des Hofes, die mit Erntevorräten angefüllt war. In kurzer Zeit stand das ganze Gebäude in Flammen. Sechs Löschzüge arbeiteten stundenlang und konnten die anliegenden Wohngebäude und Stallungen schützen. Die Scheune brannte bis auf die Grundmauern nieder. Nach den bisherigen Feststellungen soll Brandstiftung vorliegen.
    Landwirtschaftskammerwahlen am Sonntag, dem 15. November 1931. Die Gemeinde Hönow bildet einen Stimmbezirk. Zum Wahlvorsteher ist der Gemeindevorsteher, zum stellvertretenden Wahlvorsteher der 1. Schöffe, Landwirt Karl Lindenberg ernannt. Die Wahl beginnt vormittags um 9 Uhr im Lokal Seeger, Dorfstr. 25 und endet nachmittags um 3 Uhr.
    Der Geflügel- und Kleintierzuchtverein „Berlin-Mahlsdorf-Hönow“ hält am Sonnabend, dem 7. November, abends 8 Uhr in Winkel's Restaurant „Mittelpunkt der Erde“ Hönow-Süd, Mahlsdorfer Straße, seine Sitzung ab. Auf der Tagesordnung steht 1. Vortrag des Herrn Wiegand, Berlin, über das Thema „Neue Wege zur Schädlingsbekämpfung in Haus, Hof und Garten“. Es ist Pflicht eines jeden Besitzers, Siedlers und Tierhalters, zu dieser Sitzung zu erscheinen, da dieser Vortrag sehr interessant und lehrreich ist. Gäste ebenfalls willkommen.

    Löhme [!], den 3. November.
    Aufhebung der Straßensperrung. Die vom Herrn Landrat angeordnete Sperrung der Chaussee Lindenberg-Bernau zwischen Schwanebeck und Bernau von Kilometer 16,215 bis Kilometer 17,0 ist aufgehoben worden, da die Instandsetzungs- und Verbreiterungsarbeiten beendet sind.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 263. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 8. November 1931

    Für die uns anläßlich unserer Vermählung erwiesenen Gratulationen und Aufmerksamkeiten danken herzlichst Erich Lindenberg und Frau geb. Weigel.
    Hönow, im November 1931.

    Helldorf-Prozeß
    Der Staatsanwalt beantragte wegen der Vorfälle am Kurfürstendamm gegen den Grafen Helldorf und gegen den Stabsleiter Ernst wegen schweren Landfriedensbruchs in Tateinheit mit Aufreizung zum Klassenkampf je drei Jahre Gefängnis und wegen Beleidigung 200 Mark Geldstrafe, gegen den Angeklagten Brandt wegen schweren Landfriedensbruchs in Tateinheit mit Aufreizung zum Klassenkampf zwei Jahre sechs Monate Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft, gegen die Angeklagten Damerow, Schulz, Hell und Hagemeister wegen einfachen Landfriedensbruchs in Tateinheit mit Aufreizung zum Klassenkampf je ein Jahr Gefängnis und Einziehung des Motorrades, gegen Samerski wegen einfachen Landfriedensbruchs in Tateinheit mit Aufreizung zum Klassenkampf neun Monate Gefängnis.
    Während des Plädoyers des Staatsanwalts ereignete sich insofern ein Zwischenfall, als der Presse die Berichterstattung durch eine Maßnahme des Vorsitzenden, Landgerichtsrat Dr. Brennhausen, zum Teil unmöglich gemacht wurde. Der Journalisten, die pflichtgemäß während des Plädoyers ihre Telefonate erledigt hatten und nun ihre Plätze wieder einnehmen wollten, wurde an der Tür der Einlaß durch den Justizwachtmeister mit dem Bemerken verweigert, der Vorsitzende habe streng angeordnet, daß niemand mehr den Saal betreten dürfe. Der Vorsitzende verweigerte während der Verhandlung sogar die Annahme der ihm übermittelten schriftlichen Vorstellungen.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 264. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 10. November 1931

    Werneuchen, den 9. November.
    Verschandelung des Ortsbildes durch Plakate. Immer wieder muss beobachtet werden, daß Reklamezettel irgendwelcher Unternehmen für bestimmte Veranstaltungen an Häuserfronten angebracht werden. Wenn Hauseigentümer hierzu die Genehmigung erteilen, so müssen sie auch für die Wiederentfernung dieser meistens häßlichen, das Ortsbild gründlich verunstaltenden Plakate sorgen. Der Bürgermeister empfiehlt daher den Hauseigentümern, Anträge von Unternehmen zur Anbringung von Plakaten an ihren Häusern abzulehnen, die Antragsteller vielmehr an ihn zu verweisen, damit entsprechende Sicherheiten von diesen gefordert werden können. Jeder, der seine Heimat liebt, muß sich für das Landschaftsbild in dieser selbst verantwortlich fühlen.

    Gefängnis im Helldorf-Prozeß
    Berlin, 8. November. In dem Prozeß wegen der Vorfälle am Kurfürstendamm am 12. September wurde vom Schöffengericht Charlottenburg folgendes Urteil verkündet:
    Die Angeklagten Graf Helldorf und Ernst werden unter Freisprechung von den übrigen Punkten der Anklage wegen einfachen Landfriedensbruchs zu je 6 Monaten Gefängnis verurteilt, ferner wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von je 100 Mark, ersatzweise zu weiteren 10 Tagen Gefängnis. Der Angeklagte Brandt wird wegen einfachen Landfriedensbruchs zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt, der Angeklagte Damerow zu drei Monaten Gefängnis. Die Angeklagten Hell, Hagemeister und Samerski werden auf Kosten der Staatskasse freigesprochen.
    Den Zeugen Deterding und Simon wird die Befugnis zugesprochen, das Urteil gegen Helldorf und Ernst wegen der Beleidigung im „Berliner Tageblatt“ und im „Berliner Lokal-Anzeiger“ auf Kosten der Angeklagten zu veröffentlichen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurden die Angeklagten Graf Helldorf, Ernst und Brand aus der Haft entlassen.
    Urteilsbegründung im Helldorf-Prozeß
    In der Urteilsbegründung sagte das Gericht, daß es nicht zu der Ueberzeugung gekommen sei, daß die Kundgebungen an den Tagen vorher von langer Hand vorbereitet und organisiert worden seien. Daß der Plan von Graf Helldorf ausgegangen sei, habe das Gericht nicht angenommen und deshalb auch keine Rädelsführerschaft festgestellt.
    Nach der Reichsgerichtsjudikatur dürfte niemand in eine zusammengerottete Menge gehen, auch wenn er die Absicht habe, daraus Leute herauszuziehen. Da das aber durch die Verurteilten versucht worden und geschehen sei, habe das Gericht Helldorf, Ernst, Brandt, Damerow und Schulz wegen einfachen Landfriedenbruches verurteilen müssen.
    Berufung der Staatsanwaltschaft.
    Gegen das Urteil des Schöffengerichtes Charlottenburg im Kurfürstendamm-Prozeß hat die Staatsanwaltschaft beim Landgericht III Berufung eingelegt.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 266. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 12. November 1931

    Hönow. Bekanntmachung.
    Es mehren sich die Fälle, daß Bubenhände die öffentlichen Einrichtungen der Siedlung, speziell die Straßenbeleuchtung und die Straßenschilder zerstören bezw. beschädigen.
    Ich möchte die Einwohner der Siedlung bitten, etwaige Wahrnehmungen in dieser Beziehung sofort der Landjägerei (Tel. Neuenhagen, Nr. 2657 oder 2098) mitzuteilen und sichere Schadenersatz und im Falle der gerichtlichen Bestrafung auch Belohnung zu.
    Die Übeltäter weise ich darauf hin, daß sie nach § 304 des Strafgesetzbuches mit Gefängnis bis zu drei Jahren, mit Geldstrafe und auch mit Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte bestraft werden können und daß sogar der Versuch der Sachbeschädigung strafbar ist.
    Hönow, den 10. November 1931. Der Gemeindevorsteher. Neumann.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 267. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 13. November 1931

    Hönow, den 12. November.
    Winterhilfe. Nachdem den hiesigen Wohlfahrtsunterstützten für ihre Kinder im Alter bis zum vollendeten zweiten Lebensjahre1, darüber hinaus bis zum beendeten vierten Lebensjahre einhalb Liter Milch täglich seit Ende Juni dieses Jahres kostenlos verabfolgt wird, werden für die Monate Oktober 1931 bis März 1932 an Verheiratete monatlich 2, an Unverheiratete monatlich 1 Zentner Kohlen kostenlos ausgegeben. ... Die hiesige evangelische Frauenhilfe hat von sich aus, neben einer bereits durchgeführten Sammlung für die Winterhilfe, durch kostenfreie Zurverfügungstellung von 2 Ztr. Kartoffeln pro Mitglied zur Linderung der Not beigetragen, so daß an Unverheiratete 2 und an Verheiratete je nach Kinderzahl 4 bis 6 Ztr. zur Verteilung gelangen konnten. ...


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 268. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 14. November 1931

    Hönow, den 13. November.
    Scheunenbrand. In den frühen Morgenstunden des heutigen Tages, etwa gegen 6 Uhr, geriet eine große, mit Erntevorräten gefüllte Scheune des Gutes Dotti am Krummenseer Weg in Brand und wurde vollständig eingeäschert. Obwohl die Feuerwehren von Hönow, Neuenhagen, Altlandsberg und Mahlsdorf nach kurzer Zeit an der Brandstelle eintrafen, war es nicht möglich, die Scheune zu retten. Die Entstehungsursache ist noch nicht restlos geklärt, man vermutet jedoch Brandstiftung.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 269. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 15. November 1931

    Hönow, den 14. November.
    Brandstifter verhaftet. Der Brandstifter, der die Dotti'sche Scheune am Krummenseer Weg in Hönow in Brand steckte, stellte sich gestern freiwillig der Blumberger Polizei. Es handelt sich um einen Landstreicher Friedrich Kaminski, der angab, daß die Scheune beim Anstecken seiner Tabakspfeife in Brand geraten sei. Diese Angaben stimmen jedoch nicht, da die Scheune an vier Stellen zugleich brannte. Es liegt somit vorsätzliche und nicht fahrlässige Brandstiftung vor. Kaminski wurde dem Gerichtsgefängnis in Altlandsberg eingeliefert.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 273. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 21. November 1931

    Altlandsberg, den 20. November.
    Strafgerichtssitzung am Donnerstag, dem 19. November 1931. ...
    Forstdiebstahl wurde dem Fleischer Alfred und Willi Paul sowie dem Schlosser Willi Birkholz aus Altlandsberg zur Last gelegt. Die Angeklagten haben in der Mehrower Gutsforst einige Eschen geschlagen und wurden dabei vom Förster betroffen. Sie geben das Vergehen zu, bestreiten lediglich, daß die Eschen einen Wert von 34,- Mark hatten. Das Gericht ließ Milde walten und verurteilte Alfred Paul und Birkholz zu 15 Mark, Willi Paul zu 18 Mark Geldstrafe. Ferner müssen sie den Wert ersetzen. Die Strafe kann jedoch durch freiwillige Arbeit abgetragen werden. ...

    Hönow, den 20. November.
    Wer ist der Täter? Im Monat Juni dieses Jahres war in der Nähe von Hönow ein Schulmädchen von einem jüngeren Mann angesprochen worden. Das 6 Jahre alte Kind, nicht Böses ahnend, ging mit dem „Onkel“ mit, der das Mädchen in schwerer Weise mißbrauchte. Dann verschwand er. Erst nach einiger Zeit wurde ein Mann festgenommen, dessen Aeußeres auf die Beschreibung des Kindes, das dieses von dem Attentäter gegeben hatte, zutraf. Es handelte sich um einen 36 Jahre alten Erich Leidinger, der aber ganz energisch bestritt, sich an dem Mädchen vergangen zu haben. Er will um diese Zeit gar nicht am Tatort gewesen sein. Angeklagt vor dem Schöffengericht Lichtenberg wegen Sittlichkeitsverbrechens, erklärte er dasselbe. Es ergab sich, daß er bereits wegen eines ähnlichen Delikts (Erregung öffentlichen Aergernisses) vorbestraft ist, ein Umstand, der gegen ihn sprach. Die Beweisaufnahme ergab, daß das als Zeugin gehörte Kind dabei blieb, von dem Angeklagten mißbraucht worden zu sein. Der Staatsanwalt beantragte daher unter Berücksichtigung mildernder Umstände eine Gefängnisstrafe von 9 Monaten. Das Gericht sprach den Angeklagten auf Kosten der Staatskasse frei. Es sei nicht möglich gewesen, ihn einwandfrei der ihm zur Last gelegten Tat zu überführen. Die Mutter des Angeklagten war als Zeugin vernommen worden und hatte ausgesagt, daß ihr Sohn an dem Tattage schon um die Zeit, als das Verbrechen geschehen war, zuhause gewesen sei. Die Mutter machte einen glaubwürdigen Eindruck, so daß das Gericht ihrer Aussage folgt.
    Geflügel- und Kleintierzuchtverein. Der Geflügel- und Kleintierzuchtverein Berlin-Mahlsdorf-Hönow hielt am 7. dieses Monats in Winkels Restaurant „Mittelpunkt der Erde“ seine Sitzung ab. Auf der Tagesordnung stand u. a. ein Vortrag des Herrn Wiegand-Berlin über „Neue Wege in der Schädlingsbekämpfung in Haus, Hof und Garten.“ ... Als radikales Vertilgungsmittel empfahl er „Novalan“ ... Eine Geflügel- und Kleintierschau hält der Verein am 5. und 6. Dezember im Vereinslokal „Mittelpunkt der Erde“, Hönow Süd, Mahlsdorfer Straße, ab. ...


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 276. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 25. November 1931

    Hönow, den 24. November.
    3 Monate Gefängnis wegen Teilnahme an einem verbotenen Umzug in Mehrow. Vor dem Schöffengericht Lichtenberg stand gestern der Arbeiter Felix Mesinger aus Mahlsdorf wegen Vergehens gegen die Notverordnung des Reichspräsidenten zum Schutze [!] politischer Ausschreitungen. Der Angeklagte hatte sich am 25. Juli dieses Jahres nach Mehrow begeben und war dort mit mehreren Bekannten aus Hönow zusammengetroffen. Es waren ungefähr 25 bis 30 Mann, alles junge Leute, Schnitter und Knechte der umliegenden Güter, die sich zu einem Zug formierten und singend durch die Straßen des Ortes Mehrow zogen. Der Angeklagte ging als Führer dem Zuge voran. Der Zug kam aber nicht weit, sehr schnell stellten sich ihm Landjäger in den Weg und sorgten für die Auflösung desselben. Es ergab sich, daß es sich um Angehörige der KPD handelte, die zumeist revolutionäre Lieder gesungen hatten. M., der die Spitze des Zuges ausgemacht hatte, wurde festgenommen, nach Angabe der Personalien aber wieder entlassen. Der wohl zufällig geformte Zug war nicht, wie es die Notverordnung des Reichspräsidenten verlangt, vorher polizeilich angemeldet worden, aus diesem Grunde hatte sich M. strafbar gemacht, da dieser als der Führer des Umzuges angesehen wurde. In der gestrigen Verhandlung bestritt der junge Mann, die Rolle des Führers übernommen zu haben, nach seiner Darstellung habe es sich lediglich um eine Gruppe junger Männer gehandelt, die außer Volksliedern auch Lieder gesungen hatten, die sich in erster Linie an das arbeitende Volk wenden. Das Gericht war nach kurzer Beweisaufnahme von der Schuld des Angeklagten überzeugt und verurteilte diesen zu der geringsten Strafe, die das Gesetz in solchen Fällen zuläßt, nämlich zu 3 Monaten Gefängnis.

    Hönow. Bekanntmachung.
    Am 1. Dezember 1931 findet eine Viehzählung statt, deren Ergebnis lediglich volkswirtschaftlichen Zwecken - nicht aber der Steuerveranlagung - dient.
    Ich bitte, die Zähler durch bereitwillige Auskunft in ihrer Arbeit zu unterstützen. Wer vorsätzlich eine Anzeige nicht erstattet oder wissentlich unrichtige oder unvollständige Angaben macht, kann mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 10000 Rm. bestraft werden.
    Hönow, den 21. November 1931. Der Gemeindevorsteher. Neumann.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 278. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 27. November 1931

    Hönow, den 26. November.
    Gemeindevertreter-Sitzung. In der am 23. November im Schulhause stattgefundenen Gemeinde­vertreter-Sitzung wurden zunächst 13 Ausnahmebaugenehmigungen erteilt ... In Anbetracht des bereits jetzt 117 Kinder betragenden Schulbesuchs der 2 Klassen und dem für Frühjahr 1932 zu erwartenden Anschwellen auf ca. 130-140 Schulkinder beschließt die Gemeindevertretung in der Voraussetzung, daß die Einstellung einer hauptamtlichen Lehrkraft unterbleibt, die Zuweisung einer Hilfslehrkraft ab 1.4.1932 unter der Bedingung zu beantragen, daß als Kostenanteil für die Gemeinde sich kein höheres Verhältnis errechnet, als bei Besetzung einer planmäßigen Stelle. ... In der Debatte über die Einführung der Bürgersteuer weist der Gemeindevorsteher auf die Notwendigkeit der Anwendung derselben hin. Es besteht keine Möglichkeit, auf anderem Wege die gegenüber dem Etat durch die hohen Soziallasten entstandenen Mehrausgaben wenigstens z. T. auszugleichen. ... Unter „Verschiedenes“ nimmt die Gemeindevertretung Kenntnis von dem Sammelergebnis der Winterhilfe und der Kartoffelbelieferung der Wohlfahrts­unterstützungs­empfänger. An dieser Stelle sei allen Beteiligten, besonders der Evangelischen Frauenhilfe, für die Spenden, die der Linderung der größten Not dienen sollen, herzlich gedankt. Ueber die mutwillige Zerstörung der Straßenschilder und Lampen der Mahlsdorfer Chaussee wird abermals Klage geführt. ...


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 279. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 28. November 1931

    Hönow, den 27. November.
    Brandstiftung. Vor kurzem berichteten wir über den Brand der Dotti'schen Scheune und in diesem Zusammenhang über die Verhaftung eines gewissen Kaminski, der die Scheine in Brand gesteckt haben soll. Die angestellten Ermittelungen haben eine sensationelle Wendung erfahren. In Leuenberg (Oberbarnim) wurde jetzt eine Frau Marie Weiß festgenommen, die gesprächsweise den Verdacht aufkommen ließ, an der Anlegung des Brandes in Hönow beteiligt gewesen zu sein. Es wurde daraufhin die Sache verfolgt und als Ergebnis festgestellt, daß es sich um eine vagabundierende Frau handelt, die ohne Obdach ist und öfter in Strohmieten und dergleichen übernachtet hat. So übernachtete sie auch in der fraglichen Nacht in der Dotti'schen Scheune und gibt an, Stroh gegen die Tür gestellt und es angezündet zu haben. Die Angaben werden zur Zeit nachgeprüft, ob sie der Wahrheit entsprechen und ob die Frau als Brandstifter in Frage kommt.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 280. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 29. November 1931

    Hönow, den 28. November.
    Siedlung Filmvorführung. Am kommenden Sonntag, dem 29. dieses Monats, abends 7 Uhr wird im Restaurant Mittelpunkt der Erde, Hönow-Süd, Endstation der Autolinie 39a der hier im Jahre 1925 gedrehte Film vorgeführt. Die Aufnahmen erfolgten seiner Zeit zum 5jährigen Bestehen der Siedlung am 12. Juli. An diesem Tage war auch gleichzeitig die Glockenweihe in Mahlsdorf. Dort sind die historischen Gebäude, sowie der Bahnhof mit dem jetzt nicht mehr bestehenden Bahnübergang gefilmt worden. Der Film zeigt außerdem die Mahlsdorfer Feuerwehr bei einer Uebung, bei Rettung von Menschen usw., ferner den Festplatz mit den vielen Vereinen, die Grundsteinlegung des Neubaues am 7.12.1930. Interessant ist auch der Brandangriff der Neuenhagener Feuerwehr mit den Wiederbelebungsversuchen usw. Mancher gute Bekannte, der heute nicht mehr am Leben ist, erscheint hier auf der Leinwand. Der Film dürfte für die Einwohner der hiesigen Gegend von größtem Interesse und ein Besuch zu empfehlen sein. Für die Vereine, die seiner Zeit mitgewirkt haben, finden auf Wunsch Extravorstellungen statt. Näheres die heutige Anzeige.

    Restaurant „Mittelpunkt der Erde“ Inh. G. Winkel. Hönow-Süd, Mahlsdorfer Chaussee.
    Am Sonntag, dem 29. November, abends 7 Uhr: Große Filmvorführung
    Aufnahmen von 1925: Glockenweihe in Mahlsdorf, Feuerwehr-Uebung mit Rettung, Grundstein­legung des Neubaus „Mittelpunkt der Erde“, 1930: Brandangriff der Neuenhagener Feuerwehr.
    Es ladet freundlichst ein G. Winkel.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 281. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 1. Dezember 1931

    Hönow, den 30. November.
    Unterschlagungen auf einem städtischen Gut. Von der Berliner Kriminalpolizei wird der 50 Jahre alte Rechnungsführer Karl Rothe gesucht, weil er in seiner Stellung auf dem städtischen Gute Hellersdorf 22000 Mark unterschlagen hat. Rothe bekleidete seit mehreren Jahren den Posten eines Rechnungsführers auf dem städtischen Gut Hellersdorf. Ihm oblag die Buchführung und die Verwaltung der eingehenden Gelder. Am vergangenen Montag fuhr Rothe von dem Gut nach Berlin, um beim Magistrat Rechnung zu legen. Er ist aber nicht nach Hellersdorf zurückgekehrt. Als man vom Gut aus beim Magistrat anfragte, stellte sich heraus, daß Rothe gar nicht zur Rechnungslegung erschienen war. Der Magistrat entsandte daraufhin Rechnungsprüfer nach Hellersdorf, die bei einer Revision feststellten, daß Rothe annähernd 22000 Mark unterschlagen haben muß. Dies ist in der Weise geschehen, daß er eingehende Pachtgelder nicht verbuchte und auch Erzeugnisse des Gutes für eigene Rechnung verkaufte. In einem Brief an seine Frau gibt R. seine Verfehlungen zu. Vorläufig fehlt von ihm jede Spur.

    Blumberg, den 30. November.
    Zusammenrottung. Am 25. Juli 1931 beglückten etwa 20 Radfahrer, anscheinend von Bernau oder Birkholz kommend unseren Ort. Etwa 21.45 Uhr berührte die Gruppe über die Bahnhofstraße den Berliner Platz. Dort wurde sie vom Oberlandjäger Hirsch bemerkt, der die Radfahrer darauf aufmerksam machte, daß alle Fahrräder Lampen anzuzünden haben. Das gefiel den jungen Leuten nicht, denn sie überfielen den Oberlandjäger , der allein war, rissen ihm den Schacko vom Kopf und schlugen ihm die Zähne ein. Erst als der Amtssekretär Balzer auf der Bildfläche erschien und Herr Hirsch seinen Dienstrevolver ziehen konnte, flüchtete die Bande in der Richtung Seefeld-Werneuchen. Die Verfolgung, an der sich auch der Landjägermeister Blume-Blumberg beteiligte, hatte keinen Erfolg, obwohl sie bis tief in die Nacht ausgedehnt wurde. Es gelang, einen Setzer Schultze aus Bernau zu ermitteln, der von einem der Zeugen erkannt und bezeichnet wurde, auf dem Berliner Platz bei dem Rencontre dabei gewesen zu sein. Dieser Angeklagte hatte sich mit noch zwei anderen am Donnerstag vor dem Schöffengericht in Berlin-Lichtenberg zu verantworten, brachte aber den Stadtrat Ulm-Bernau als Zeugen, der bekundete, daß Schultze an dem fraglichen Abend in seiner Wohnung war. Da auch den anderen beiden Angeklagten nichts Positives bewiesen werden konnte, mußte leider Freisprechung erfolgen.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 284. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 4. Dezember 1931

    Hönow: Bekanntmachung.
    Der Bebauungsplan für das Kurth'sche Gelände an der Mehrower Chaussee, für den die Polizeiliche Zustimmung nunmehr erteilt ist, liegt vom 2. Dezember 1931 ab während 4 Wochen im Gemeindebüro zu jedermanns Einsicht öffentlich aus.
    Einsprüche können während dieser Auslegungsfrist bei dem Unterzeichneten erhoben werden.
    Hönow, den 1. Dezember 1931. Der Gemeindevorsteher. Neumann.

    Das Verzeichnis der am 1. Dezember 1931 vorhandenen Pferde- und Rindviehbestände liegt vom 4. bis einschl. 17. Dezember 1931 im Gemeindebüro zur Einsicht der Beteiligten öffentlich aus.
    Einsprüche können während dieser Auslegungsfrist bei dem Unterzeichneten erhoben werden.
    Hönow, den 1. Dezember 1931. Der Gemeindevorsteher. Neumann.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 285. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 5. Dezember 1931

    Hönow: Bekanntmachung.
    Die Steuerkarten für das Jahr 1932 sind fertiggestellt und können auf dem hiesigen Gemeindebüro in Empfang genommen werden.
    Jeder Arbeitnehmer (Empfänger von Lohn, Gehalt, Ruhegehalt, Witwengeld und dergl.) ist verpflichtet, seine Steuerkarte vor Beginn des Kalenderjahrs 1932 oder vor Beginn eines Dienst­verhältnisses auszuhändigen. Solange die Aushändigung nicht erfolgt ist, muß der Arbeitgeber vom vollen Lohnbetrag 10 v. H. ohne Abzug steuerfreier Beträge als Steuer einbehalten.
    Hönow, den 1. Dezember 1931. Der Gemeindevorsteher. Neumann.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 286. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 6. Dezember 1931

    Hönow, den 5. Dezember.
    Defraudant stellt sich. Der städtische Gutsinspektor Karl Rothe, über dessen Unterschlagungen und Flucht wir berichteten, ist festgenommen worden. Rothe hatte bekanntlich im Laufe der letzten Jahre als Verwalter des städtischen Gutes Hellersdorf umfangreiche Unterschlagungen begangen, indem er an ihn gezahlte Pachtgelder weder verbuchte, noch ablieferte. Außerdem verkaufte er Erzeugnisse des Gutes auf eigene Rechnung. Am Montag voriger Woche wollte Rothe angeblich zum Berliner Magistrat fahren, um dort Rechnung zu legen. Er traf aber nicht beim Magistrat ein und kehrte auch nicht nach Hellersdorf zurück. Seiner Frau hatte er brieflich seine Verfehlungen eingestanden. Rothe meldete sich jetzt selbst auf einem Polizeirevier in Berlin. Von dem veruntreuten Gelde hatte er noch 44 Pfennig in seinen Besitz.

    Zwangsversteigerung.
    Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuch von Eiche Band 7, Blatt Nr. 218 eingetragene, nachstehend beschriebene Grundstück am 27. Januar 1932 ... versteigert werden. Gemarkung Eiche, Kartenblatt 1, Parzelle 293/3 ... bebauter Hofraum mit Hausgarten, Siedlung, Größe 13 a 79 qm, Gebäudesteuernutzungswert 36 Mk. Der Versteigerungsvermerk ist am 12. Januar 1931 in das Grundbuch eingetragen. Als Eigentümer war damals die Frau Maria Klüter geb. Dinsing in Eiche eingetragen.
    Altlandsberg, den 16. November 1931. Das Amtsgericht.

    Zwangsversteigerung.
    Am Montag, dem 7. Dezember 1931, vormittags 11 Uhr werde ich in Hönow, Pfandkammer Gasthaus Hörnicke, 2 Wohnlauben auf Abbruch, ferner nachmittags 1 Uhr in Eiche, Pfandkammer Gasthaus Jägerheim, 1 Wohnlaube auf Abbruch öffentlich meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigern.
    Brudna, Gerichtsv. in Altlandsberg. Tel. 18.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 290. Altlandsberg bei Berlin, Freitag, den 11. Dezember 1931

    Hönow, den 10. Dezember.
    Kleintier-Ausstellung. Am vergangenen Sonnabend und Sonntag veranstaltete der Geflügel- und Kleintierzüchterverein Mahlsdorf-Hönow im Restaurant „Mittelpunkt der Erde“ eine Ausstellung von Hühnern, Tauben und Kaninchen. Die Veranstaltung stand unter dem Protektorat des Herrn Gemeindevorstehers Neumann und erfreute sich regen Zuspruchs. es wurden etwa 275 Tiere ausgestellt, von denen besondere Beachtung die Rhodeländer, rebhuhnfarbige Italiener, Gold- und Silber-Sehrigh, und bei den Kaninchen Deutsche Widder fanden. Auch den Schönheits-Brieftauben in ihren verschiedenen Farben wurde lebhaftes Interesse entgegengebracht. Alles in allem, es wurde erstklassiges Material zur Schau gestellt. Zur Preisverteilung gelangten ein Bundespreis (Rahns-Biesdorf), eine Kreisverbandsplakette (Mehlitz) sowie eine große Anzahl Ehrenpreise.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 294. Altlandsberg bei Berlin, Mittwoch, den 16. Dezember 1931

    Hönow, den 15. Dezember.
    Osthilfe. Durch die Notverordnung des Herrn Reichspräsidenten zur Sicherung der Ernte und der landwirtschaftlichen Entschuldung der Osthilfegebiete vom 17.11. d. J. ... hat die Sachlage hinsicht­lich der Osthilfe eine wesentliche Aenderung insofern erfahren, als der landwirtschaftlichen usw. Entschuldung ein Sicherungsverfahren vorgeschaltet ist, das dazu bestimmt ist, Schutz gegen Zwangseingriffe von Gläubigern zu gewähren, wenn Inhaber oder Pächter eines landwirtschaft­lichen, gärtnerischen oder forstwirtschaftlichen Betriebes außer Stande sind, ohne wesentliche Beeinträchtigung der Vorbereitung und Einbringung der Ernte ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. ... Nähere Einzelheiten sind im Gemeindebüro zu erfahren.

    Am 14. ds. Mts., nachmittags 4 ½ Uhr, entschlief sanft, nach kurzem schweren Leiden unsere liebe Mutter, Schwieger-, Groß- und Urgroßmutter, die Altsitzerin
    Berta Hörnicke geb. Döberitz im 91. Lebensjahre.
    Im Namen der trauernden Hinterbliebenen Hermann Hörnicke.
    Hönow, den 15. Dezember 1931. ...


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 297. Altlandsberg bei Berlin, Sonnabend, den 19. Dezember 1931

    Hönow, den 18. Dezember.
    Gemeindevertreter-Sitzung. In der Sitzung der Gemeindevertretung am 11. Dezember 1931 stand als Hauptpunkt die Einführung der Bürgersteuer auf der Tagesordnung. Nachdem der Gemeinde­vorsteher auf die unvorhergesehen großen Ausgaben, die durch die Fürsorgeleistung entstanden und voraussichtlich noch erwachsen, sowie auf die hierdurch bedingte Angleichung der Einnahmen an die Ausgaben an Hand von Aufstellungen hinwies, wurde nach reger Debatte dieselbe mit 4:7 Stimmen abgelehnt, worauf der Gemeindevorsteher eröffnete, daß dann die Einführung derselben angeordnet werden muß. ... Der bisher für die Monate Oktober bis Dezember gewährte Zuschuß von 30,- Rm. monatlich zur Aufrechterhaltung des Postkraftwagen-Betriebes nach Mahlsdorf wird für die Monate Januar bis März 1932 mit Rücksicht auf die schlechte Kassenlage nicht mehr bewilligt. ... Die Gemeindevertretung nimmt Kenntnis von der kostenlosen Ueberlassung von 6 Garnituren Feuerwehrbekleidung für die Motorspritzen-Mannschaft durch die Landes-Feuersozietät der Provinz Brandenburg. ...
    Für den 15. Dezember wurde eine Gemeindevertreter-Sitzung einberufen, um über die Aufbringung der Mittel zum Ausgleich des Etats nochmals zu beraten und zu beschließen. ... Nach erregter Debatte, in der die einzelnen Vertreter ihr Für und Wider hinsichtlich der Einführung der Bürgersteuer oder alleinigen Realsteuererhöhung zum Ausdruck brachten, wird nach einem eingebrachten Vorschlag mit 6:4 Stimmen beschlossen, ab 1.1.1932 die Bürgersteuer zum einfachen Satz einzuführen und den Realsteuersatz von 100 auf 125 Prozent zu erhöhen. ...


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 298. Altlandsberg bei Berlin, Sonntag, den 20. Dezember 1931

    Danksagung.
    Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme an der Beisetzung unserer lieben unvergeßlichen Tochter und Schwester Frieda sagen wir allen Beteiligten auf diesem Wege unsern herzlichsten Dank. Besonders danken wir dem Turnverein und der Jugend von Hönow.
    Minna Kenzeberg u. Tochter. Hönow, im Dezember 1931.
    Zwangsversteigerung
    Am Montag, dem 21. Dezember d. Js., vormittags 11 Uhr werde ich in Hönow, Bieterversammlung Gasthaus Hörnicke bestimmt: 1 Wohnlaube auf Abbruch meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigern. ... Gerichtsv. in Altlandsberg. Tel. 18


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 299. Altlandsberg bei Berlin, Dienstag, den 22. Dezember 1931

    Blumberg, den 21. Dezember.
    Einweihung der Siedlung. Am vergangenen Sonntag weihten hier im Beisein des Herrn Landrats Schlemminger 25 erwerbslose Familien, die mit ihrer Mitarbeit und mit Unterstützung des preußischen Landwirtschaftsministeriums erbauten einfachen Siedlungshäuser ein. Zu diesem Zwecke war die Scheune eines Bauernhauses mit Tannengrün und Reichsfarben ausgeschmückt. Herr Landrat Schlemminger betonte in seiner Rede, daß sich mit diesem Versuch ein Vorgang von großer wirtschaftspolitischer Bedeutung abspiele. Gelinge den Blumberger Siedlern ihre schwere Aufgabe, dann sei bewiesen, daß dieser Weg zur Wiedereinführung von vielen Zehntausenden Erwerbslosen in den Produktionsprozeß gangbar ist. An die Schlichte der Feierlichkeit schloß sich eine Besichtigung der Siedlungsblöcke, zu denen noch rund 60 Heimstätten kommen werden, an.


    Niederbarnimer Anzeiger, 48. Jg., Nr. 301. Altlandsberg bei Berlin, Donnerstag, den 24. Dezember 1931

    Danksagung.
    Für die überaus zahlreichen Beweise inniger Teilnahme und Kranzspenden beim Heimgange unserer lieben Mutter sagen wir hiermit allen, sowie Herrn Pfarrer Ramin für die tröstenden Worte am Sarge unseren herzlichsten Dank. Familie Richard Schmidt I
    Hönow, den 21. Dezember 1931.

    Für die liebevollen Beweise und so zahlreichen Kranzspenden beim Heimgange unserer lieben Entschlafenen, der Altsitzerin Berta Hörnicke geb. Döberitz sagen wir hiermit allen, den Männer­gesangverein „Deutsches Lied“ und insbesondere Herrn Pfarrer Benecke unseren herzlichen Dank.
    Im Namen der trauernden Hinterbliebenen Hermann Hörnicke.
    Hönow, den 22. Dezember 1931.


    Jahrgang 1930 Jahrgang 1932