Artikel aus der Wandlitzer Tageszeitung „Märkische Rundschau“ von 1919 (5. Jahrgang),
herausgegeben von Wilhelm Möller in Oranienburg.
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.
Signatur: Bran 159 Nie 6 / Die Ausgaben vom Juli bis September 2019 fehlen.


Sonnabend, den 4. Januar 1919 (Nr. 3), Aus Oranienburg und den Nachbarorten

Arbeitsmangel im Bergbau und auf dem Lande. Während in den Großstädten die Zahl der Arbeitslosen ständig zunimmt, kann die Landwirtschaft und der Bergbau nicht genug Arbeiter finden. In Pommern z. B. kommen auf 1753 offene Stellen 190 Arbeitssuchende; es fehlt besonders auch an weiblichen Arbeitskräften. Im Baugewerbe und in der Schuhwarenbranche ist die Nachfrage nach Arbeitern ebenfalls groß; ebenso die nach Erd- und Holzarbeitern, nach Streckenarbeitern und Hauspersonal. Da sich die Arbeitslosen vielfach auf Erwerbslosen­unterstützung verlassen, versagt der erwünschte Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage.


Sonntag, den 12. Januar 1919 (Nr. 10), Titelseite

Der „Vorwärts“ von den Regierungstruppen genommen [war von Spartakisten besetzt]
Der Kampf tobt weiter.
Neuer Aufruf der Regierung. - Spartakus gibt nicht nach. - Druckerei Büxenstein in der Hand der Regierungstruppen. ...

Oranienburg, 17. Jan., 2 Uhr nachm.
Soeben erhalten wir aus der Reichskanzlei die Drahtnachricht, daß der „Vorwärts“ heute vormittag um 11 Uhr genommen worden ist. Die Beschießung durch Artillerie begann um 8,15 Uhr vormittags, darauf trat eine kurze Feuerpause ein. Nachdem das Gebäude sodann 10 Volltreffer erhalten hatte, ergab sich die Spartakidenbesatzung. Etwa 300 Mann wurden gefangen genommen und unter den Verwünschungen der empörten Menge in eine nahe Kaserne gebracht. ...


Dienstag, den 14. Januar 1919 (Nr. 11), Titelseite

Die Schreckensherrschaft in Berlin beendet.
Entscheidungskampf gegen Spartakus. - Erstürmung der Büxensteinschen Druckerei. - Der Vorwärts wieder erobert.
Berlin, 11. Januar.
Heute ist es ernst geworden. Reguläre Regierungstruppen haben endlich den Generalangriff auf die Spartakidenfestungen aufgenommen, von denen die Aufrührer aus seit einer Woche die Stadt in Schrecken setzen. ...


Freitag, den 24. Januar 1919 (Nr. 20), Aus der Mark

Altlandsberg. Vor einigen Tagen kehrte ein Sohn der verwitweten Brauereibesitzerin Winkelmann aus dem Felde heim. In später Abendstunde traf der junge Krieger nach jahrelanger Abwesenheit hier ein. Freudig bewegt klopfte er ans Fenster seiner Mutter, um sie als erste zu begrüßen. Man öffnete ihm und führte ihn - an die Totenbahre der Mutter. Diejenige, die er endlich wieder zu finden hoffte, sie war plötzlich einen Tag vor seiner Heimkehr gestorben.


Dienstag, den 28. Januar 1919 (Nr. 23), Aus der Mark

Drohende Fleckfieber-Epidemie in Berlin. In letzter Zeit ist eine Anzahl von Fleckfieber­erkrankungen in Berlin festgestellt worden, die zweifellos aus dem Osten eingeschleppt worden ist. Um der Gefahr einer weiteren Einschleppung zu begegnen, hat der Berliner Magistrat besondere Vorkehrungen getroffen. Die Hauptschwierigkeit liegt in der Feststellung der Diagnose, denn viele Aerzte haben Fleckfieberkranke überhaupt noch nicht zu Gesicht bekommen.

Eberswalde. Infolge Explosion des Benzinbehälters stürzte in der Nähe der Chaussee zwischen Trampe und Klobbicke ein Doppeldecker ab. Die beiden Insassen konnten sich noch rechtzeitig retten, der eine sprang ab, der andere erlitt nur eine geringe Kopfwunde.


Freitag, den 14. Februar 1919 (Nr. 38), Aus der Mark

Bernau. Recht erbauliche Dinge berichtet der „Vorwärts“ aus unsere Städtchen. Es heißt darüber: „Das als Quartier dienende Schulhaus des Garde-Res.-Regiments ist böse zugerichtet, schon seit vor Weihnachten ist die Schule geschlossen und ein Ende der Einquartierung noch gar nicht abzusehen. Seit etlichen Tagen finden jeden Abend Schießereien in den Straßen und trotz Polizeistunde und Gasknappheit fast jeden Tag sogenannte Soldaten- und Abschiedsbälle statt, welche bis gegen Morgen währen. Dabei durfte im Dezember in den Privathaushaltungen kein Gas verbraucht werden und die Straßen waren nicht beleuchtet. Als die Gasleitung nach dem Ballhaus abgesperrt wurde, besetzten die Soldaten mit einem Maschinengewehr und bis an die Zähne bewaffnet das Rathaus. Der Bürgermeister mußte ihnen ausnahmsweise für den einen Abend noch Gas versprechen ...“


Dienstag, den 25. Februar 1919 (Nr. 47), Aus der Mark

Bernau. In der Nähe des Schießstandes an der Lanker Chaussee verfolgte vor einigen Tagen der Fortsaufseher Klees von hier eine frische Wagenspur. Plötzlich wurde er von einem fremden Manne angerufen mit den Worten „Halt, Gewehr weg!“ Ehe sich der Forstbeamte noch recht besinnen konnte, erhielt er such schon einen Schlag mit einem Gewehrkolben gegen den Kopf, wodurch er zur Erde stürzte und einige Zeit besinnungslos liegen blieb. Als er wieder zur Besinnung kam und sich aufrichtete, erhielt er eine Schrotladung in den Arm. Die Angreifer sind dann verschwunden. Jetzt ist das bei dem Zusammenstoß verschwundene Gewehr bei einer Haussuchung gefunden und der Wohnungsinhaber darauf sofort verhaftet worden.


Donnerstag, den 27. Februar 1919 (Nr. 49), Aus der Mark

Dahlwitz. Mit 10000 Mark durchgebrannt ist der 31 Jahre alte Vizefeldwebel Adolf Weiß, der bei der Landesschützen-Abteilung hier in Dienst stand. Der Ungetreue mißbrauchte eine Vertrauensstellung, die er bei dem Truppenteil erhalten hatte, unterschlug das Geld und ergriff damit die Flucht.


Freitag, den 28. Februar 1919 (Nr. 50), Aus aller Welt

Ausbau der Reichsluftpost. Die günstigen Erfahrungen, die die Postbeförderung mittels Flugzeugs bisher ergeben haben, haben das Reichspostamt ermutigt, den Flugdienst weiter auszubauen. Im Hinblick auf die demnächst in Leipzig stattfindende Mustermesse sollen die Flugzeuge auf ihrem Fluge nach Weimar die für Leipzig bestimmte Post nicht mehr abwerfen, sondern sollen dort eine Zwischenlandung vornehmen.


Sonntag, den 2. März 1919 (Nr. 52), Aus Oranienburg und den Nachbarorten

Märkte im Monat März. 4.: Krammarkt in Charlottenburg; 6.: Krammarkt in Altlandsberg; Pferdemarkt in Weißensee; 11.: Pferdemarkt in Charlottenburg; 13.: Krammarkt in Liebenwalde; 18.: Pferdemarkt in Weißensee; 19.: Krammarkt in Bernau; Krammarkt in Berlin (4 Tage); Vieh- und Pferdemarkt in Zehdenick; 20.: Krammarkt in Zehdenick; 25.: Pferdemarkt in Spandau; 26.: Krammamrkt in Oranienburg.


Sonntag, den 2. März 1919 (Nr. 52), Aus dem Amtsbezirk Wandlitz

Sommerzeit? Die Einführung der Sommerzeit ist in diesem Jahre fraglich. Bekanntlich hat sich Bayern dagegen ausgesprochen, wie im vorigen Jahre, hauptsächlich wegen der Abneigung der Landwirtschaft. Zu den Schwierigkeiten der Wiedereinführung kommt in diesem Jahre, daß in den besetzten linksrheinischen Gebieten die westeuropäische Zeit gilt. Wenn nun rechts des Rheins die Sommerzeit eingeführt wird, so würde sich ein Zeitunterschied von 2 Stunden ergeben.


Dienstag, den 4. März 1919 (Nr. 53), Aus der Mark

Oberschöneweide. Ueber 100000 Quadratmeter Forstland in der Wuhlheide hat unserer Gemeinde gepachtet, um es als Laubenland an hiesige Einwohner in Flächen von 250 bis 500 Quadratmeter Größe zum Selbstkostenpreis, d. h. 6 Pfg. pro Quadratmeter, abzugeben. Es wird versucht werden, die Pachtung nicht nur auf 5 Jahre, sondern auf eine recht lange Zeit möglich zu machen.

Lichtenberg. Oberbürgermeister Ziethen hierselbst will in den Ruhestand treten. Er steht seit September 1896 an der Spitze unseres Gemeindewesens, zuerst als Gemeindevorsteher, dann als Oberbürgermeister.


Mittwoch, den 5. März 1919 (Nr. 54), Titelseite

Belagerungszustand über Groß-Berlin.
„W. T. B.“ meldet: Um die Mehrheit der werktätigen Bevölkerung Groß-Berlins vor den terroristischen Anschlägen einer Minderheit zu schützen und vor Hungersnot zu bewahren, hat das Preußische Staatsministerium für den Landespolizeibezirk Berlin, für Spandau, Teltow und Niederbarnim den Belagerungszustand verhängt.
Die vollziehende Gewalt geht auf den Oberbefehlshaber in den Marken, Reichswehrminister Noske, über, der zur Ausführung des Belagerungszustandes besondere Verordnung erläßt, sowie an die Bevölkerung eine Warnung vor Verbrechen und Ausschreitungen mit Hinweis auf die Einsetzung außerordentlicher Kriegsgerichte richtet.


Mittwoch, den 12. März 1919 (Nr. 58), Aus der Mark

Berlin. Der Polizeipräsident hat für den Landespolizeibezirk Berlin angeordnet, daß alle öffentlichen Tanzlustbarkeiten von Donnerstag, den 13. d. M. ab, verboten sind. In Anbetracht des Ernstes der Zeit erwartet er, daß die Bürgerschaft auch von der Veranstaltung privater Tanzlustbarkeiten nach Möglichkeit absieht, sie jedenfalls auf das Mindestmaß einschränkt. Sollte sich diese Erwartung nicht erfüllen, würden behördliche Schritte in Erwägung gezogen werden.


Donnerstag, den 13. März 1919 (Nr. 59), Titelseite

Einmarsch der Truppen in Lichtenberg.
Die „B. Z. am Mittag“ meldet: Heute um 9 Uhr vormittags hat die Vorrückung der Regierungs­truppen gegen Lichtenberg begonnen, nachdem in den 2 letzten Tagen die nahezu völlige Einkreisung des spartakistischen Zentrums vorbereitet und durchgeführt worden war. Das Detachement Grothe des Freikorps Hülsen hatte gestern den Auftrag erhalten, die Warschauerbrücke, die die Spartakisten sprengen wollten, um den Vormarsch der Regierungs­truppen zu verhindern, zu besetzen und zu sichern. Das ist gestern abend nach Kampf durchgeführt worden; heute morgen wurde auch der Brückenkopf an der Warschauerbrücke genommen. Die Truppen des Detachements kamen um ½9 Uhr in Kampf mit den Lichtenberger Spartakisten.


Donnerstag, den 13. März 1919 (Nr. 59), Aus der Mark

Weißensee. Der Antrieb von Pferden ist auf allen Märkten sehr bedeutend; so waren in Weißensee auf dem vorigen Markt über 4000 Pferde und in Charlottenburg ungefähr ebensoviel.


Mittwoch, den 19. März 1919 (Nr. 64), Aus der Mark

Bernau. Wegen Ausbleibens der für unsere Stadt bestimmten Gaskohlen muß die Privatgaslieferung von heute ab vorläufig eingestellt werden. Der Betrieb des Wasserwerks wird aufrecht erhalten. ...


Donnerstag, den 20. März 1919 (Nr. 65), Aus der Mark

Alt-Landsberg. Der hier erscheinende „Niederbarnimer Anzeiger“ klagt: „Es ist heute der neunte Tag, daß wir im Postverkehr von Berlin abgeschnitten sind. Es kommt nichts von oder über Berlin, es geht nichts nach Berlin und darüber hinaus. Heute ist von Berlin ein Auto nach Hoppegarten gekommen und hat Post gebracht. Das ist natürlich keine Postverbindung, denn wir erhielten zwei Drucksachen und zwei Telegramme aus Berlin, beides war von 6. März!! und zwei Zeitungen.“


Sonntag, den 22. März 1919 (Nr. 68), Aus der Mark

Kalkberge. Die Vereinigung der drei Gemeinden Kalkberge, Rüdersdorf und Tasdorf soll in die Wege geleitet werde. Seitens der Regierung dürften keine Schwierigkeiten gemacht werden. Die Aufgaben der Zukunft: Ausbau der Bahn, Kanalisation, Wohnungsfürsorge u. a. lassen sich von einem großen Gemeinwesen viel besser lösen als unter den jetzigen Verhältnissen.


Mittwoch, den 2. April 1919 (Nr. 76), Aus der Mark

Johannisthal. Ein schwerer Fliegerunfall ereignete sich hier am Sonnabend morgen. Kurz nach 7 Uhr stieg ein Flugzeug der Deutschen Luft-Reederei zu einem Probeflug auf. Nach wenigen Minuten stürzte des Doppeldecker dicht hinter dem Flugplatz aus einer Höhe von etwa 100 Metern zu Boden, der Steuermann kam mit leichteren Verletzungen davon, während sein Begleiter auf der Stelle tot war.


Donnerstag, den 3. April 1919 (Nr. 77), Aus der Mark

Junggesellen- und Jungfrauensteuer in Friesack. Die Stadtverordneten in Friesack wollen in ihrer nächsten Sitzung beschließen, eine Junggesellensteuer vom 30. Lebensjahre und eine Jungfrauensteuer vom 25. Lebensjahre an zu beschließen.


Mittwoch, den 30. April 1919 (Nr. 98), Aus der Mark

Altlandsberg. Die Bataillonskasse mit 69000 M. ist hier gestohlen worden. In der Nacht übergab der Wachthabende, um ein wenig zu ruhen, die Wache einem Grenadier S., der sich zur Wache gedrängt haben soll. Nach kurzer Zeit rief der außenstehende Posten den eingeschlafenen Wachthabenden heraus und hielt ihn unter Drohung mit dem Gewehr fest. Unterdessen entnahm der S. die Kasse dem Schranke und er und der Posten zwangen nun den Wachthabenden und einen anderen Soldaten, die Kasse bis nach der Wiese bei der Haltestelle zu tragen, wo die Räuber sie öffneten und die anderen nach Hause schickten. Ein entschiedenes Auftreten gegen die Räuber soll unmöglich gewesen sein, da diese in der Stille die Schlösser von den Gewehren entfernt hatten. Natürlich schlugen die andern gleich Lärm und machten sich auf zur Verfolgung. Beide Räuber wurden eingebracht. An dem Gelde fehlen gegen 20 M.


Sonnabend, den 3. Mai 1919 (Nr. 100), Aus Oranienburg und den Nachbarorten

Rund um Berlin! Nachdem die Fernfahrt „Rund um Berlin“ in den letzten Kriegsjahren hatte ausgesetzt werden müssen, hat sich der Gau 20 des D. R. B. dazu entschlossen, dieses Rennen in diesem Jahre wieder stattfinden zu lassen. Es soll, wie mitgeteilt wird, am 31. August ausgefahren werden. Die näheren Bestimmungen sind noch nicht festgestellt.


Sonntag, den 4. Mai 1919 (Nr. 101), Aus der Mark

Bernau. Am Mittwoch, nachmittag gegen 6 Uhr wurden an den Mieten des Gutes Albertshof wiederum Leute betroffen, die Kartoffeln unberechtigterweise holen wollten. Als ein aufgestellter Posten erschien, ergriffen sie Leute die Flucht. Auf Anrufe blieben zwei Männer nicht stehen, daraufhin gab der Posten mehrere Schüsse ab und schoß einem Mann ins Bein, während ein zweiter, der Klempner Paul Werdermann aus Berlin, erschossen wurde.

Buch. Kreuzottern kommen in hiesiger Gegend vor. In den Brüchen in der Nähe des Försterhauses wurden mehrere Stücke erbeutet und zwar hochträchtige Weibchen (welche ja lebende Junge zur Welt bringen) sowie Männchen.

Neuenhagen. Dieser Tage verschwand der 11jährige einzige Sohn des Amtsgerichtsrats Schmidt hierselbst. Derselbe hatte in der sogenannten Müllerschen Sandkute einen Unterstand mit Durchgängen gebaut. Der Boden hatte sich gelockert, ohne dass es von dem Kinde bemerkt wurde, und so wurde der Knabe lebendig begraben.


Dienstag, den 6. Mai 1919 (Nr. 102), Aus Oranienburg und den Nachbarorten

Der neue Oberpräsident der Provinz Brandenburg und Stadt Berlin, Dr. Maier, hat am Freitag seine Amtsgeschäfte übernommen.


Dienstag, den 6. Mai 1919 (Nr. 102), Aus der Mark

Kalkberge. Wegen Kohlenmangels steht die Stillegung des hiesigen Elektrizitätswerkes bevor.


Mittwoch, den 7. Mai 1919 (Nr. 103), Aus der Mark

Eine Steuer auf die Neugier. Um die Neugierde der Zuschauer bei Trauungen zu mäßigen, hat die Stadt Werder (Regierungsbezirk Potsdam) folgende Einrichtung getroffen: Sie erhebt von jedem Zuschauer eine Gebühr von 20 Pfennig und läßt den eingegangenen Betrag wohltätigen Vereinen zugute kommen.


Donnerstag, den 8. Mai 1919 (Nr. 104), Aus der Mark

Die Nationalversammlung ohne Heim in Berlin. Der Uebersiedelung der Nationalversammlung von Weimar nach Berlin stehen erhebliche Schwierigkeiten entgegen. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß das preußische Herrenhaus von Ungeziefer verseucht ist. Ebenso liegen die Dinge im Reichstagsgebäude, das besonders von Läusen heimgesucht ist. ...


Sonntag, den 18. Mai 1919 (Nr. 113), Aus der Mark

Falsche Gerüchte über verschwundene Kinder. Berlin wurden in letzter Zeit Gerüchte verbreitet, es seien ungeheuer viele Kinder verschwunden und zu „Ziegenwurst“ verarbeitet worden. Wie der Dirigent der Berliner Kriminalpolizei, Regierungsrat Hoppe, dazu mitteilt, sind die Ziffern über Vermißte und auch vermißte Kinder jetzt nicht höher, als in früheren Zeiten. ...


Dienstag, den 20. Mai 1919 (Nr. 114), Aus der Mark

Ein eigenartiger Schuß. In Steglitz bei Berlin wurden von Polizeibeamten zwei Burschen im Alter von 18-20 Jahren verhaftet, die einen Sack mit Hühnern gestohlen hatten. Als einer der Diebe zu entfliehen suchte, ging aus dem Dienstrevolver eines der Wachtmeister ein Schuß los. Die Kugel prallte an einer Laterne ab, kam als Querschläger zurück und traf den Wachtmeister tödlich ins Herz.

Bernau. Das Hussitenfest wird am kommenden Montag, den 26. Mai, vorm. 10 Uhr, in üblicher Weise mit Prozession und Gottesdienst gefeiert werden.


Sonnabend, den 24. Mai 1919 (Nr. 118), Aus der Mark

Bernau. Ein Vertrag, der beiden Teilen große Vorteile in Aussicht stellt, ist zwischen Berlin und Bernau zustandegekommen. Die Stadt Berlin erwirbt etwa 4900 Morgen Forsten, die sog. Bernauer große Hinterheide mit einem Teil der Bernauer Vorderheide, von der Gemeinde Bernau, während diese von Berlin das städtische Rieselgut Schmetzdorf ersteht. Bernau zahlt für das Gut Schmetzdorf 5000 M. pro Hektar. Die Uebernahme soll am 1. Juli erfolgen.


Mittwoch, den 4. Juni 1919 (Nr. 126), Aus der Mark

Wriezen. Die letzte Windmühle, die bisher noch die Höhen bei unserer Stadt krönte, ist nunmehr zum Abbruch gekommen. Ihr Trümmerhaufen bedeckt zur Zeit den Mühlenberg.


Freitag, den 20. Juni 1919 (Nr. 139), Aus der Mark

Hönow. Beim Baden ertrunken ist in einem Teiche das Mädchen Elli Hellige, das beim Landwirt Henze im Dienst stand. Sofort angestellte Wiederbelebungsversuche blieben leider ohne Erfolg.


Freitag, den 27. Juni 1919 (Nr. 145), Aus der Mark

Automobilfreie Tage in Berlin? Wie verlautet, wird von den Behörden wegen der wachsenden Knappheit an Betriebsstoffen und Reifen die Einführung automobilfreier Tage oder wenigstens bestimmter Sperrstunden für den nicht-beruflichen Kraftwagenverkehr ernstlich erwogen. ...


Dienstag, den 7. Oktober 1919 (Nr. 232), Aus der Mark

Pankow. Das früher sehr bekannte Parksanatorium hierselbst, das Männer wie die Professoren Westphal und Mendel geführt haben, hat seinen Betrieb eingestellt und ist, wie der „Berl. Lok.-Anz.“ mitteilt, an die Reichsregierung zur Einrichtung eines Finanzamtes für den Steuerbezirk Niederbarnim verpachtet worden.

Altlandsberg. Vor einigen Tagen abends sind Diebe, während die Familie beim Abendbrot saß, durch ein offenes Fenster in eine Wohnung im Amtsgericht eingestiegen und haben aus einem Kleiderschrank Sachen im Werte von über 2000 M. entwendet. Die Spur der Diebe führt nach Berlin.


Dienstag, den 28. Oktober 1919 (Nr. 250), Seite 1

Feldmarschall Graf Haeseler +.
Generalfeldmarschall Graf Gottlieb von Haeseler ist auf seinem Gute Harnecop bei Wriezen ganz plötzlich einem Herzschlag erlegen. Der Generalfeldmarschall, der im 84. Lebensjahre stand, war bis in die letzten Tage wohl und rüstig gewesen. Die Beisetzung soll am kommenden Donnerstag in der Familiengruft der Familie Haeseler in Harnecop erfolgen. Mit Graf von Haeseler ist einer der volkstümlichsten deutschen Offiziere heimgegangen. ...


Mittwoch, den 29. Oktober 1919 (Nr. 251), Aus der Mark

Was die Berliner Müllkutscher verdienen. Die in letzter Zeit streikenden Müllkutscher in Berlin haben die Arbeit wieder aufgenommen. Sie wollen täglich drei Touren machen und nicht mehr als 100 Kästen täglich abholen. Dafür erhalten sie einen Wochenlohn von 160 Mark ... Der Urlaub wird bezahlt und das Trinkgeldnehmen gestattet. ...


Sonntag, den 2. November 1919 (Nr. 255), Aus der Mark

Die Beisetzung des Generalfeldmarschalls von Haeseler fand in feierlicher Weise auf Schloß Harnecop statt. Die Gebäude waren in Trauerdekoration gehüllt. Abordnungen der Perleberger Ulanen, der Ziethenhusaren und vieler Kriegervereine waren erschienen. ...


Mittwoch, den 5. November 1919 (Nr. 257), Aus der Mark

Pankow. Auch der hiesige Gemeindevorstand hat wegen der Radauszenen in der letzten Gemeindevertretersitzung die Anordnung erlassen, daß der Zutritt zum Zuhörerraum und dem Nebenzimmer des Sitzungssaales nur noch gegen Eintrittskarten gestattet wird, die durch die Fraktionen zur Verteilung gelangen.


Dienstag, den 11. November 1919 (Nr. 262), Aus Oranienburg und den Nachbarorten

Ueber den Flugpostverkehr erhalten wir vom Briefpostamt Berlin folgende Mitteilungen: ... ab 10. November täglicher Postflugverkehr Berlin - Schneidemühl - Danzig - Königsberg Pr. und zurück. 8 Uhr vormittags ab Johannisthal, 1.30 Uhr an Königsberg, zurück 9 Uhr vormittags ab Königsberg, 2 Uhr nachmittags an Johannisthal.


Dienstag, den 11. November 1919 (Nr. 262), Aus der Mark

Altlandsberg. Im Frühjahr d. J. schoß der Bursche M. mit einem Tesching auf dem Markte und traf den kleinen Frühbrodt so unglücklich, daß die Kugel in den Kopf drang, aus dem sie Sanitätsrat Dr. Crusius wieder entfernen mußte. Jetzt stand M. vor dem Schöffengericht und erhielt 2 Wochen Gefängnis. In der Bestrafung liegt wieder eine Warnung, solchen Burschen Schießbedarf zu verkaufen.


Donnerstag, den 20. November 1919 (Nr. 269), Aus der Mark

Bewaffnung der Berliner Postämter. Die Oberpolizeidirektion Berlin hat an verschiedene Postämter die Anregung erlassen, zum Schutze des Amtes gegen plötzliche Ueberrumpelung durch Banden Vorsorge zu treffen. ...


Freitag, den 21. November 1919 (Nr. 270), Aus der Mark

Köpenick. Hier ist der Direktor der städtischen Gaswerke Kleemann verhaftet worden, weil er durch Schiebungen die Stadt um über 100000 Mark geschädigt haben soll. Im besonderen wird ihm vorgeworfen, daß er mit Hilfe Berliner Schieber Produkte der Gaswerke, wie Ammoniak, Teer, Koks usw. nach verschiedenen Stellen in der Provinz geliefert und den Erlös in seine Tasche gesteckt habe.


Freitag, den 5. Dezember 1919 (Nr. 282), Aus der Mark

Neuenhagen. Vor einigen Tagen kam ein Transport Soldaten aus dem Baltikum in Berlin an. Dort wurden die Pferde ausgeladen. Es gelang jedoch einigen dieser „wackeren Landsleute“ vier Pferde bei Seite zu bringen, die sie nach Neuenhagen brachten und in der Umgebung, auch in Altlandsberg, zu verschärfen suchten. Es wurden jedoch alle fünf Mann hier von der Altlandsberger und Neuenhagener Gendarmerie und Polizei festgenommen.


Sonnabend, den 6. Dezember 1919 (Nr. 283), Aus der Mark

Kalkberge. Ein neuer Quell, der bis zur Höhe von 3½ Meter emporsprudelt, ist jetzt auf dem Rüdersdorfer Sprudel erbohrt worden.


Sonntag, den 7. Dezember 1919 (Nr. 284), Aus der Mark

Lichtenberg. Die Fraktion der unabhängigen Sozialdemokraten hat in der Stadtverordneten­versammlung folgenden Antrag gestellt: „Der Magistrat wird beauftragt, Mittel zur Verfügung zu stellen, damit den Kindern, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, an dessen Stelle Moralunterricht erteilt werden kann.“


Sonntag, den 21. Dezember 1919 (Nr. 296), Aus der Mark

Rummelsburg. Von bewaffneten Räubern überfallen wurde in der Wuhlheide ein Postwagen. Der Kutscher und sein Begleiter wurden gezwungen, abzusteigen und dann der Wagen geplündert. ...


Dienstag, den 23. Dezember 1919 (Nr. 297), Aus der Mark

Kalkberge. Hier ist man bestrebt, die drei Gemeinden Tasdorf, Kalkberge und Rüdersdorf zu verschmelzen, um die Verwaltung zu verbilligen. Diese Verwaltungskosten betragen: Tasdorf (4000 Einwohner) 43860 M., Kalkberge (3100 Einwohner) 61360 M., Rüdersdorf (3100 Einwohner) 32580 [?] M., Amtsbüro 30900 M., Zusammen: 168700 M.


Mittwoch, den 24. Dezember 1919 (Nr. 298), Aus der Mark

Adlershof. Auf dem hiesigen Bahnhof glitt der Rangierer Lehmann beim Rangieren aus und fiel mit dem Kopf auf die Schienen. Ein Wagenrad ging ihm über den Kopf. Der Verunglückte hinterläßt Frau und Kinder.


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