Kalender 1929
für den Kreis Niederbarnim

Herausgegeben von Walter Möller
Druck und Verlag von Wilhelm Möller, Oranienburg-Berlin

Gefunden auf BrandenburgDok - dem Dokumentenserver der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam (SLB)
als Dokument 9211 (Rep. Z48_3826_1929).

Von den Dorfkirchen Niederbarnims.
Von Prof. Robert Mielke. ...
Einfachheit und Straffheit sind die charakteristischen Merkmale des märkischen Kirchenbaues. Zwar zeigt sich im Norden ein bestimmter Typus, der durch den breiten, mit einem Satteldach überdeckten Turm bestimmt wird (Börnicke, Fredersdorf, Krummensee, Lindenberg, Neuenhagen, Wartenberg, Zepernick); daneben sind aber auch Abweichungen zu verzeichnen, die einen quadratischen Turm (Blumberg, Löhme, Weesow) oder ihn als Dachreiter auf das Schiff gesetzt haben (Münchehofe, Wilmersdorf) und eine spätere Bauzeit ankündigen. Oft indessen ist der Turmhelm in der Barockzeit in eine kurvenreiche Spitze ausgezogen. Wenn in der Mark der Kirchengrundriß gerade bei den ältesten Bauten aus Turm, Schiff, Chor und Nische zusammengesetzt ist, so ist er im Niederbarnim nur in wenigen Beispielen vertreten (Hönow, Lindenberg, Zepernick). Oft fehlt nur die Chornische (Blumberg, Börnicke), was sich aus der Natur des Kreises als Grenzgebiet ergibt; denn jener erst­genannte vollständige und altertümliche Grundriß ist hauptsächlich im südlichen, von Magdeburg aus kolonisierten Teil verbreitet, während die Prignitz, das Havelland und die Uckermark auf die Chornische verzichten. Das läßt sich auch mit der geschichtlichen Entwicklung vereinigen.
Als Albrecht der Bär von Sachsen nach der Prignitz vorstieß, entstanden die Granitkirchen mit breitem Turm, Schiff und Chor, die sich von Braunschweig bis nach Pommern verbreiteten, während im Gefolge der Kolonisation des Erzbischofs von Magdeburg sich jene Steinkirchen mit der runden Chornische im südlichen Brandenburg erhoben. Auch sie zeigen noch einen breiten Westturm, der in der romanischen Zeit als Träger der zwei oberen Türme beliebt war. Es läßt sich überhaupt das Abfließen romanischer Formen nach der Mark über Magdeburg, die Altmark und die Prignitz mit der Nebenwirkung verfolgen, daß der widerstandsfähige Granit und die zunächst noch unsicheren Verhältnisse des Kolonialgebietes auf eine Vereinfachung strebten, die sich lediglich auf die sorgfältig geschichtete Tür- und Fensterumrahmung beschränkte (Börnicke, Hönow, Lindenberg, Münchehofe, Neuenhagen, Weesow, Zepernick). Da die Dorfkirche östlich der Elbe fast stets einschiffig ist, so überrascht es, daß im Niederbarnim mehrere Kirchen vorhanden sind, die durch eine mittlere Säulenstellung zweischiffig geworden sind (Blumberg, Börnicke, Hohenschönhausen, Wilmersdorf, Zepernick). Es scheint, als ob hier die älteren Balkendecken in gotischer Zeit durch Gewölbe ersetzt worden sind, für deren Widerlager die Säulen errichtet wurden.
Die nach 1150 in den Städten und Klöstern an­gewandte Backsteingotik hat bei den Dorfkirchen nur zögernd Einfluß gewonnen. An der Kirche in Blumberg, das ursprünglich als Stadt geplant war, aber in seiner Entwicklung stehen blieb, deutet das reich profilierte Südportal aus Ziegeln auf das Eindringen des neuen Stiles. Er konnte auf dem Dorfe nicht durchdringen, weil die granitenen Kir­chen bereits vorhanden waren, und nur die leise Neigung, Tür und Fenster spitzbogig zu formen, lassen die Änderung des Baustiles erkennen. Erst eine reichere Verwendung des Backsteins, der aber bei der Festigkeit der Granitwände nur zag­haft an einzelnen Portalen (Blumberg, Löhme) oder an den Giebeln (Hohenschönhausen) auftritt, begünstigt die Anwendung der neuen Bauweise. Im 15. Jahrhundert fand nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges der quadratische Westturm Eingang (Blumberg, Löhme, Weesow), doch war die Zeit einer Anwendung gotischer Bauformen im allgemeinen nicht günstig. ...

Der planmäßige Ausbau des Feuerlöschwesens im Kreise Niederbarnim.
Von Kreisbrandinspektor Wilhelm Graß.
Auf der Brandmeistertagung am 29. Januar 1928 in Fredersdorf wurde von dem Herrn Landrat darauf hingewiesen, daß es nicht richtig wäre, wenn die Gemeinden des Kreises unter Berufung auf die 5 Ueberlandmotorspritzen in Oranienburg, Liebenwalde, Wandlitz, Altlandsberg und Woltersdorf (für Bernau ist die Beschaffung eines Motorlöschzuges ebenfalls beabsichtigt) nunmehr die Erhaltung ihrer örtlichen Feuerlöscheinrichtungen als nicht notwendig betrachten und die Bekämpfung der Schadenfeuer ausschließlich den Überlandmotorlöschzügen überlassen würden. Im Gegenteil müsse in allen Gemeinden der innere Ausbau des Feuerlösch- und Rettungswesens mit allen verfügbaren Mitteln auf folgender Grundlage planmäßig gefördert werden:
  1. Für den nachbarortlichen Feuermeldedienst ist der lückenlose Ausbau des Reichsfernsprechnetzes und die Einführung des ununterbrochenen Fernsprechdienstes anzustreben.
  2. Die Löschwasserversorgung ist entsprechend der Ortslage und den Bodenverhältnissen einzurichten.
  3. Neuzeitliche Feuerlösch- und Rettungsgeräte sind zu beschaffen und ordnungsmäßig unter­zubringen. Hierzu gehört auch der Bau von Feuerwehrgerätehäusern und Feuerwehrübungs­türmen mit Schlauchtrockenanlagen.
  4. Die Gründung freiwilliger Feuerwehren ist in allen Gemeinden, in denen zurzeit nur Pflichtfeuerwehren bestehen, durchzuführen.
  5. Der Hilfs- und Rettungsdienst bei Unfällen ist zweckmäßig im Einvernehmen mit den örtlich bestehenden Sanitäts- und Samaritervereinigungen durch den Abschluß einer Arbeitsgemeinschaft und, wo diese Voraussetzungen nicht gegeben sind, durch die Ausbildung von Feuerwehrsamaritern zu tätigen.
  6. Durch feuerpolizeiliche Besichtigungen und Aufklärungsvorträge ist den Brandgefahren vorzubeugen.
Erfreulicherweise sind diese Anregungen des Herrn Landrats nicht unerhört verhallt. Wenn auch die im Laufe der Jahre entstandenen Mängel nicht überall mit einem Schlage restlos beseitigt werden konnten, so sind doch bedeutende Fortschritte auf dem Gebiete des vorbeugenden und ausübenden Feuerschutzes im Kreise Niederbarnim zu verzeichnen. ...
Von den 25 Vermittlungsstellen (Fernsprechämtern) für die Städte und Gemeinden des Kreises war bereits im August 1928 in 21 Dienststellen der ununterbrochene Tag- und Nachtdienst eingeführt. ...
In Erkenntnis dessen, daß eine Feuerspritze, ganz gleich, ob Handdruck- oder Motorspritze, nur dann wirksame Löschhilfe leisten kann, wenn das erforderliche Löschwasser in ausreichender Menge vorhanden ist und auch ohne Zeitverlust entnommen werden kann, haben die Gemeinden Blumberg und Basdorf massive Saugschächte in ihre Dorfteiche einbauen lassen. ...
Auf Grund der Versuche und Erfahrungen gelten als ausreichende Löschwasserversorgung nur:
  1. Hochdruckwasserleitungen von mindestens 80 Millimetern lichter Rohrweite mit eingebauten Ober- und Unterflurhydranten.
  2. Offene Wasserstellen mit befestigten Anfahrtswegen und schlammfreien Saugstellen.
  3. Feuerlöschbrunnen mit Normalbrunnenständern.
Ist keine vollwertige Hochwasserdruckleitung vorhanden, so sind in erster Reihe offene Gewässer ... durch den Einbau von Saugschächten und die Herrichtung befestigter Anfahrtswege für die Löschwasserentnahme nutzbar zu machen. Handelt es sich um fließende Gewässer, so müssen außerdem Stauanlagen geschaffen werden. Derartige Anlagen können oftmals ohne erheblichen Kostenaufwand von den Feuerwehrmannschaften selbst hergestellt werden.
Anders ist es mit dem Bau von Feuerlöschbrunnen; diese müssen von bewährten Brunnenbauern ausgeführt werden. Um Fehlbohrungen möglichst zu vermeiden, ist es ratsam, vorerst durch einen Wünschelrutengänger die wasserführenden Adern erkunden zu lassen. Hierdurch entstehende kosten werden von dem Kreise getragen.
Wo früher viele Menschenhände erforderlich waren, um Feuerspritzen in Betrieb zu setzen und diese mit Löschwasser zu versorgen, arbeitet heute der von nur einem sachverständigen Manne bediente Verbrennungsmotor. Nach eingehenden Versuchen ist es der Ingenieurkunst gelungen, neben den Großgeräten auch eine betriebssichere Kleinmotorspritze mit 400-Minuten-Liter-Leistung her­zustellen, die in Feuerwehrfachkreisen die größte Anerkennung gefunden hat. ... Dank der von der Feuersozietät gewährten erheblichen Beihilfen war es bisher zwanzig Gemeinden des Kreises möglich, Kleinmotorspritzen zu beschaffen.
Der bei jeder Brandbekämpfung dringend notwendige schnelle Einsatz der geregelten Löschhilfe ist trotz aller Anstrengungen bei Nicht-Berufsfeuerwehren naturgemäß nicht in der Weise sicherzustellen, daß mit Ausbruch eines Schadenfeuers in jedem Falle sofort die Großlöschgeräte ... an der Brandstelle verfügbar sind. ...
In Anbetracht dieser gegebenen Verhältnisse ist es den Gemeinden dringend zu empfehlen, einige im Besitze eines Fahrrades befindliche Mannschaften der Feuerwehr mit Handfeuerlöschgeräten auszu­rüsten und sogenannte Feuerwehr-Stoßtrupps zu bilden. Der Vorteil einer solchen Einrichtung würde darin bestehen, daß die Stoßtrupps unab­hängig von der Vorspanngestellung schnell zur Brand­stelle eilen können, um Kleinfeuer im Keime zu ersticken, bzw. bei größeren Bränden die Weiterverbreitung des Feuers bis zum Ein­treffen der Großlöschgeräte aufzuhalten und so die vorerwähnte kostbare Zeit in wirksamer Weise auszunutzen.
Bei der Aufstellung von Stoßtrupps wäre nach folgenden Grundsätzen zu verfahren:
  1. Stärke: Ein Feuerwehr-Stoßtrupp soll dem Löschtruppsystem entsprechend aus einem Führer und vier Mann bestehen. Wenn die Größe und Lage eines Ortes es erfordert, ist der Stoßtrupp zu verstärken, bzw. es sind mehrere Stoßtrupps zu bilden. Zweckmäßig sind solche Wehrmänner zu bestimmen, die ihre Beschäftigung im Orte haben.
  2. Ausführung: Da die Stoßtruppmannschaften in die Gefahrenzone kommen, müssen sie als Steiger ausgerüstet sein.
  3. Löschgeräte: Diese sind den örtlichen Löschwasserverhältnissen anzupassen. Während in Ortschaften mit ausreichender Hochdruckwasserleitung neben den Handfeuerlöschern auch Druckschläuche mit Zubehör zweckmäßig sein werden, sind in Orten ohne Wasserleitung die Stoßtrupps durchweg mit Handfeuerlöschern auszurüsten.
  4. Art der Handfeuerlöscher: Die Auswahl der Handfeuerlöscher ist der Art der Brandobjekte entsprechend vorzunehmen. Da es sich allerorts vorwiegend um Brände fester Stoffe (auszuschließen sind elektrische Anlagen) handeln wird, ist dem Naßlöscher der Vorzug zu geben. In Frage kämen als solche die tragbare Kübelspritze und chemische Naßlöscher. Die Firma Minimax-A.-G. hat einen für Feuerwehren besonders geeigneten chemischen Naßlöschapparat (Type F) herstellen lassen, der sich infolge seiner Löschwirkung, einfachen Bedienungsweise und leichten Transportmöglichkeit sehr gut bewährt hat. ...
Am 1. August 1928 bestanden 71 freiwillige Feuerwehren im Kreise Niederbarnim. ... Neugründungen hatten zu dieser Zeit die Gemeinden: Schwanebeck, Hönow, Birkholz und Mönchwinkel sowie die Anstaltsleitung der Lungenheilstätte Grabowsee beschlossen bzw. in Aussicht genommen.
Durch den gesteigerten Kraftwagen- und Eisenbahnverkehr mehren sich die Verkehrsunfälle. Hier in Gemeinschaft mit den Sanitäts- und Samariterverbänden helfend einzugreifen, ist Pflicht der Feuer­wehren. Der Verband der Freiwilligen Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz der Provinz Brandenburg und der Brandenburgische Provinzial-Feuerwehrverband haben bereits vor Jahren zur gegenseitigen Unterstützung im „Nothelferdienst am Volke“ eine Arbeitsgemeinschaft geschlossen. Durch gemein­same Übungen wird diese Einrichtung gepflegt und erweitert. ...

Der südöstliche Teil des Kreises Niederbarnim. ...
Von E. Böhm - Strausberg.
Der südöstliche Teil des Kreises Niederbarnim, umfassend die Amtsbezirke Rüdersdorf, Herzfelde, Rehfelde und die bisherigen Forstbezirke Rüdersdorf und Erkner, ist der Verwaltungsbezirk des ehe­maligen kurfürstlichen und königlichen Domänenamtes Rüdersdorf, das 1816 vom Kreise Oberbarnim abgetrennt und dem Kreise Niederbarnim angegliedert wurde. Es ist eine physisch abgeschlossene Landschaft, die auch in geschichtlicher Beziehung durch ihre 300jährige Zugehörigkeit zum Kloster Zinna (etwa 1247-1550) eine Sonderstellung unter den Teilen des Barnimlandes einnimmt. ...
Und wer jemals an einem Sommerabend bei Sonnenuntergang auf einsamer, uralter Grenze am „Alten Damm“ bei Liebenberg gestanden hat, wird das sich hier bietende Bild nie aus seiner Seele verlieren. Recher Hand die Barnimhöhen - Rehrudel äugen am Abhang und nähern sich den saftigen Wiesen­gründen -, linker Hand der sagenhafte Schloß- und Liebenberg, dazwischen das Königsbruch und die Kageler Seenkette: der Liebenberg, der Bauernsee, der Baberow, der Elsensee. Wie von einem ein­samen Eiland erhebt sich friedlich aus dem Moor- und Seegebiet der schlanke Kirchturm des Dorfes Kagel, gegenüber am Südufer der massige Heideturm. Schweigsam treibt ein Fischerkahn, einem alten Einbaum gleichend, durch die stille Wasserflut. Zarte Abendschleier umhüllen weich See, Dorf und Moor. Leise klingt vom jenseitigen Ufer die Abendglocke. Märchen und Sagen steigen auf. ...

Neues Leben in Altlandsberg.
Von Bürovorsteher Max Hempel.
Das kleine märkische Städtchen zwischen der Ost- und Wriezener Bahn, das Dornröschen im Kreise Niederbarnim, hat, trotzdem es nur wenige Kilometer vor den Toren Berlins liegt, seine Eigenheit, seine Altertümlichkeit bewahrt. Wie vor Jahrhunderten ist es noch von der alten, früher 10 m hohen Mauer mit den beiden Stadttürmen umgeben. Nach wie vor baut jedes Jahr der Storch auf dem Straus­berger Torturm sein Nest und bis in die neueste Zeit führt das Städtchen sein beschauliches Dasein. ...
Daß die beiden großen Eisenbahnlinien an uns vorbei gingen, war zwar ein großes Unglck, doch baute man zu Ende des 19. Jahrhunderts eine Kleinbahn von Hoppegarten nach Altlandsberg, die, nachdem die Stadt sie 1922 erwarb, sehr gut floriert. ...
Es war schon ein guter Anfang, daß man 1913 ein schönes Amtsgericht, der Neuzeit entsprechend, mit Gefängnis und allen modernen Einrichtungen ausgestattet baute. ... Mit der Pflasterung der Durchgangsstraße Berlin-Strausberg wurde bereits vor dem Kriege begonnen, in diesem Jahre wurde mit vorzüglichem Großsteinpflaster die Pflaste­rung beendet.
Das neue Rathaus wurde ebenfalls bereits 1913 fertiggestellt und bezogen. Das von der Stadt erbaute Krankenhaus wurde vor dem Kriege vom Kreise Niederbarnim übernommen und wird in vorzüglicher erweiterter Weise weiter geleitet.
Auch das von der Stadt geschaffene Elektrizitätswerk wird mit den modernsten Maschinen betrieben und sorgt für Licht und Kraft durch eine Lokomobile und zwei Dieselmotoren. ... Um den Sport zu heben, legte man mit erheblichen Mitteln einen Sportplatz an, der rege benutzt wird. Im Jahre 1928 wurde in dem neuen Familienhause der Stadt eine Badeanstalt für Brause- und Wannenbäder eingerichtet, die in der gediegenen Ausführung ein Schmuckstück für die Stadt ist. ... Die Stadt ist durchweg mit Vollkanalisation, einer eigenen Kläranlage und Kreiswasserleitung versehen. Vor einigen Jahren führte unser Städtchen als erstes im Kreise die Lungen- und Säuglingsfürsorge, Schulzahnpflege und schulärztliche Untersuchung ein.
Die Industrie ist noch schwach vertreten. Außer 2 Holzsägewerken, 2 Mühlen und einer Spiritus­brennerei ist noch die nicht unbedeutende Forstwirtschaft der 4000 Morgen großen Heide zu nennen.
Alles in allem hat unser Städtchen bei geringen Mitteln und nicht übermäßig hohen Steuersätzen es verstanden, sich der neuen Zeit anzupassen und neues Leben als alten Ruinen sprießen zu lassen.

Fontane als Sommergast im Seebad Rüdersdorf.
Von Walter Dinger, Kalkberge.
Drei Sommer nach seinem Erholungsaufenthalt in Hankels Ablage suchte der Dichter Theodor Fontane - es war im Juli 1887 - die reizvolle Landschaft der Rüdersdorfer Kalkberge auf. Am Westrand der Kiefernwaldungen der Rüdersdorfer Forst an dem steil abfallenden Ostufer des Kalksees lag eine einsame Gastwirtschaft mit einer kleinen Badeanstalt, das „Seebad Rüdersdorf“. Dort fand der Dichter eine bescheidene Unterkunft. ...
Über seinen ersten Eindruck berichtet er an seine Frau: „Die Häuser sind hier mit Menschen besetzt. Viele Kinder, doch scheint alles ausreichend artig und manierlich zu sein, Ich glaube nicht, daß große Störungen zu befürchten stehen. Auch Mücken, krähende Hähne usw. fehlen. Fehlen auch Wanzen und Mäuse, so will ich zufrieden sein. Ich will nur arbeiten und mich in Wald- und Seeluft ergehen, und das werde ich ja wohl erreichen. Es gibt nur ein Mittel, sich wohl zu fühlen: Man muß lernen, mit dem gegebenen zufrieden zu sein und nicht immer das zu verlangen, was gerade fehlt.“ ...
Auf der Woltersdorfer Schleuse war ein großes Leben. Überall (wie auch hier) Vorstadtsehepaare mit merkwürdig forschen und hübschen Weibern, manche sehr hübsch, und von eine kolossalen Sicherheit und Befriedigtheit. Sie wirken ganz glücklich und haben wohl auch Grund dazu: Sie sind gesund, haben hübsche Kinder um sich her und verfügen über einen Mann, der gehorcht und für alles sorgt, und nicht nur zärtlich, sondern von seinem Ehegespons auch noch sehr eingenommen ist. ...

Von der Braunkohle zur elektrischen Kraft.
Im vorjährigen Kreiskalender wurde über einen Besuch im Märkischen Elektrizitätswerk, dem Großkraftwerk Finkenheerd, südlich von Frankfurt a. O. berichtet. Diesmal sollen die Tagesleistung des Werkes und die Voraussetzungen dafür in den Bereich der Betrachtung gezogen werden.... In ununterbrochener Arbeit wird dort Tag und Nacht die gewaltige Leistung von 132000 Kilowatt erzeugt. Ständig schürfen die Bagger neue Kohle aus der nahegelegenen Grube, denn nicht weniger als 130 Waggonladungen dieses kostbaren Stoffes müssen täglich den gierigen Schlünden der großen Kessel zugeführt werden. Der Durchmesser jedes der vier gewaltigen Schlote von 110 m Höhe bietet an seiner engsten Stelle noch Raum genug, um einem normalen Eisenbahnzug als Tunnel zu dienen.
Die erzeugte Energie wird dem weitverzweigten Freileitungsnetze zugeführt, dessen Länge genügen würde, um die Erde von Berlin bis San Francisco zu umspannen. 150 Meter Drahtlänge entfallen auf jeden Abnehmer. ...
Das M. E. W. befindet sich bereits seit etwa sieben Jahren im alleinigen Besitz der Provinz und der versorgten Kreise und Gemeinden. Es ist also nicht, wie manchmal irrtümlicherweise angenommen wird, ein Privatunternehmen. Alle erzielten Überschüsse aus dem Betriebe fließen ja wieder zu den Gemeinden zurück und damit indirekt dem Stromabnehmer selbst zugute. Die Erhöhung des Stromverbrauches ist daher in doppelter Hinsicht für jeden einzelnen von Nutzen. ...

  1. Reichs-Zentralbehörden. ...
  2. Preußische Zentralbehörden. ...
  3. Provinzialbehörden. ...
  4. Kreisbehörden.
    1. Kreisverwaltung und Kreissparkasse ... siehe Abschnitt V.
    2. Staatliche Kreis- und Forstkasse Teltow-Niederbarnim, ...
    3. Finanzamt und Finanzkasse Niederbarnim, ...
    4. Arbeitsamt Niederbarnim-Osthavelland, ...
    5. Kreisarzt: Medizinalrat Dr. Kühnlein, ...
    6. Kreistierärzte: Veterinärrat Professor Dr. Schöttler, Veterinärassessor Dr. Falk, ...
    7. Gewerbeaufsichtsamt Osthavelland-Ruppin (umfaßt auch Kreis Niederbarnim), ...
    8. Kreisschulinspektionen:
      • Berlin-Land: Schulrat Hoppe, Charlottenburg, ...
      • Oranienburg: Schulrat Wolff, Berlin, ...
      • Strausberg: Schulrat Dr. Fenselau, Strausberg, ...
    9. Staatliches Hochbauamt Niederbarnim-Teltow, ...
    10. Kulturamt Berlin-Barnim, ...
    11. Kulturbauämter: Potsdam, Beeskow, ...
    12. Wasserbauämter: Zehdenick, Eberswalde, Köpenick.
    13. Katasterämter: Oranienburg I und II, Pankow II, Altlandsberg, Strausberg
    14. Kreisdirektion der Feuersozietät der Provinz Brandenburg, ...
    15. Allgemeine Ortskrankenkasse Niederbarnim. ...
  5. Kreisverwaltung Niederbarnim und Kreiseinrichtungen. ...
    1. Staatliche Kreisverwaltung. [unter anderem:]
      Landratsamt: Landrat: Schlemminger, Vertreter: Regierungsassessor Dr. Reuscher.
    2. Kreiskommunalverwaltung. ...
  6. Verzeichnis der Kreisjägereibeamten des Kreises und ihrer Dienstbezirke. [wie 1928]

Ortschaftsverzeichnis des Kreises Niederbarnim.
  • Ortschaft / Einwohnerzahl am 16. Juni 1925 / Name des Gemeinde- oder Gutsvorstehers
    Amtsbezirk und * Sitz des Amtsvorstehers / Standesamtsbezirk und * Sitz des Standesbeamten
    Landgericht III Berlin Amtsgericht / Katasteramt
  1. Ahrensfelde bei Berlin / 744 / Haase
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Berlin-Weißensee / Berlin-Pankow II
  2. Blumberg Bez. Potsdam / 1278 / Noack
    Blumberg / Blumberg
    Altlandsberg / Altlandsberg
  3. Eiche bei Ahrensfelde bei Berlin / 126 / Lindenberg
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Altlandsberg / Altlandsberg
  4. Lindenberg bei Berlin / 868 / Kirschbaum
    Malchow (Restamtsbezirk) *) Lindenberg / Lindenberg
    Berlin-Weißensee / Berlin-Pankow II
  5. Mehrow bei Ahrensfelde bei Berlin / 404 / Meißner
    Ahrensfelde / Mehrow *) Ahrensfelde
    Altlandsberg / Altlandsberg

Verzeichnis der Feuerwehren des Kreisfeuerwehrverbandes Niederbarnim
(Stand vom 18.8.1928).
A. Vorstand. ...
B. Freiwillige Feuerwehren.
  • Namen der Feuerwehren / Vorstandsbezirk / Gründungsjahr
    Dienststellung und Namen der Oberführer / ... Oberführer-Stellvertreter
    Zu erreichen durch Fernsprecher (Amt, Nr.) / Sprechzeit
  1. Ahrensfelde b. Bln. / IV / 1911
    1. Brandmeister Krüger / Brandmeister Grube
    Weißensee 898 / ununterbrochen
  2. Blumberg Bez. Potsdam / V / 1901
    1. Brandmeister Vetter / Brandmeister Grothe
    Bernau 195 / ununterbrochen
  3. Lindenberg b. Bln. / IV / 1912
    1. Brandmeister Gahtow / Brandmeister Peters
    Buch E. 7 8462 / ununterbrochen

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