Beiträge aus der unter Lizenz der französischen Militärregierung herausgegebenen Tageszeitung Der Kurier von 1945 (1. Jahrgang),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.



Der Kurier
Nr. 1 / 1. Jahrgang - Berlin, Montag, 12. November 1945 - Preis 15 Pfennig


Mittwoch, den 14. November 1945 (Nr. 1), teilweise gekürzt

Einheitszeit für ganz Deutschland
Berlin, 11. November (SNB). Nach einem Beschluß des Kontrollrates wird in ganz Deutschland eine Einheitszeit eingeführt. Ab 18. November 2.00 Uhr, gilt in ganz Deutschland die Zeit „A“, d. h. Greenwich-Zeit plus 1 Stunde. Das bedeutet, daß am 18. November um 2.00 Uhr die Uhren um eine Stunde zurückgestellt werden.

Feierliche Lizenzübergabe
Durch General de Beauchesne
In seinem Dienstgebäude bergab General de Beauchesne, Kommandant der französischen Zone Berlins, nachdem er die Veröffentlichung einer deutschen Zeitung in der französischen Zone genehmigt hatte, gestern die Lizenz. Die Zeitung, die den Namen „Der Kurier“ trägt, wird von deutschen Redakteuren redigiert. Bei der Uebergabe, die in Anwesenheit des politischen Beraters General Koenigs, des Botschafters Monsieur de Saint-Hardouin, erfolgte, erklärte General de Beauchesne: „Sie sind Deutsche, und ich verlange von Ihnen nichts weiter, als daß Sie Deutsche sind und Ihre Aufgabe mit derselben Loyalität erfüllen, mit der ich meine Aufgabe als Franzose erfülle. Es handelt sich darum, mitzuarbeiten an der Zerstörung der Mystik, die unsere beiden Völker alle zwanzig Jahre dazu getrieben hat, einander vernichten zu wollen.“

Ein Denkmal der Roten Armee in Berlin
Gestern nachmittag wurde in der Charlottenburger Chaussee unmittelbar hinter dem Brandenburger Tor in Gegenwart von Marschall Shukow und vieler hoher Offiziere der Roten Armee und der Berliner Alliierten Besatzungstruppen ein Denkmal enthüllt, das als sinnfälligen Ausdruck des Siegeswillens der Roten Armee einen Soldaten darstellt, der sein Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett in der Hand trägt und den Blick zur Stadtmitte gerichtet hat. Für den Enthüllungsakt war rechts und links von der Charlottenburger Chaussee eine Reihe deutscher Beutewaffen zur Aufstellung gebracht. Die eindrucksvolle Feier am gestrigen Nachmittag fand mit einer militärischen Parade ihren Abschluß. An der Parade nahmen Ehrenkompanien der amerikanischen, englischen und französischen Besatzungsarmeen teil.

Neue Stromeinschränkungen
Da eine Beschränkung auf das Berlin zur Verfügung stehende Stromkontingent von 2,7 Mill. kWh pro Tag nicht erreicht wurde, sieht sich der Oberbürgermeister, auf Grund eines erneuten Befehls der Alliierten Kommandantur, gezwungen, weitere Einschränkungen im Stromverbrauch anzuordnen: ...


Mittwoch, den 14. November 1945 (Nr. 1), Kurz aber wichtig, teilweise gekürzt

Likör für die Berliner wurde, wie der zuständige Dezernent beim Magistrat mitteilt, von der Sowjetischen Militärverwaltung in Karlshorst zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um eine so große Flaschenmenge, daß die gesamte Berliner Bevölkerung bedacht werden kann. Deshalb haben sich bereits alle Einzelhandelsgeschäfte, die über die Konzession verfügen, Spirituosen in verkapselten Flaschen im Einzelhandelsverkauf abzugeben, bei ihren zuständigen Bezirksämtern zur Registrierung melden müssen.

Ein neues Mischbrot wird mit Beginn der zweiten Novemberdekade in Berlin ausgegeben. Das neue Mischbrot enthält nur 34 v. H. Weizen- und 66 v. H. Roggenmehl. Dabei bleibt das reine Weizenbrot erhalten. ... Ein Weißbrot zu 1000 g kostet künftig nur 60 Rpf., während für 1000 g des neuen Mischbrotes 44 Rpf. zu bezahlen sind. ...


Mittwoch, den 14. November 1945 (Nr. 1), Impressum, gekürzt

Chefredakteur: Dr. Carl Helfrich
„Der Kurier“ erscheint mit Genehmigung der französischen Militärregierung.
Verlag: „Der Kurier“, Berlin N 65, Reinickendorfer Str. 3, ...,
Druck: Hentschel, Heidrich & Co., Berlin N 5, Schulzendorfer Str. 26.


Donnerstag, den 15. November 1945 (Nr. 2), Kurz aber wichtig

Die Reichsautobahnen in der Mark Brandenburg sind örtlich übernommen worden. Mit ihrer Instandsetzung, insbesondere der Autobahnstrecke nach Helmstedt, wurde begonnen. Der Winterdienst ist mit der Anfertigung von Schneezäunen vorbereitet worden.


Freitag, den 16. November 1945 (Nr. 3)

Austausch deutscher Kriegsgefangener
Zwischen den verschiedenen Zonen
Wie DANA mitteilt, wird durch einen Beschluß des Alliierten Kontrollausschusses die Rück­führung der deutschen Kriegsgefangenen auf neuer Grundlage einheitlich für alle vier Besatzungs­zonen geregelt. Nach den neuen Vorschriften werden die Kriegsgefangenen in diejenigen Zonen entlassen, die von dem Lande, das sie gefangen hielt, besetzt ist. Kriegsgefangene, die auf diese Weise in eine Zone entlassen werden, in der sie nicht beheimatet sind, werden gegen Kameraden aus anderen Zonen, die in der gleichen Lage sind, ausgetauscht.
Für Kriegsgefangen, die zu Arbeits- oder Wiedergutmachungszwecken zurückgehalten werden, trifft diese Regelung nicht zu. Den Zeitpunkt der endgültigen Rückkehr aller Kriegsgefangenen werden die Besatzungsmächte bestimmen. Diese Regelung wurde im Rahmen neuer Richtlinien für die Demobilisierung der ehemaligen deutschen Wehrmacht herausgegeben. Die Demobilisierung ist bis auf einige deutsche Minenräum-Abteilungen, die in der britischen Zone eingesetzt sind, abgeschlossen.


Freitag, den 16. November 1945 (Nr. 3), Berliner Kurier, gekürzt

Die Lage der Seuchenbekämpfung
Starke Zunahme der Tuberkulose
Die deutsche Zentralverwaltung für das Gesundheitswesen gibt bekannt:
Typhus ist abgestoppt. Diphteritis ist im Anwachsen; der Einzelfall wird schwerer. Flecktyphus sind nur Einzelfälle vorhanden, die Gefahr ist aber ungeheuer, Entlausung daher dringlichst. Nur die Laus überträgt das Fleckfieber. Ruhr ist zurückgegangen, aber jahreszeitlich bedingt. ... Tuberkulose hat derartig zugenommen, daß sie fast alle anderen Infektionskrankheiten im augenblicklichen Stand in den Schatten stellt. ...


Freitag, den 16. November 1945 (Nr. 3), Kurz aber wichtig

„Tag der Opfer des Faschismus“ in der Mark Brandenburg
Durch Beschluß des Präsidiums der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg wurde der 18. November zum „Tag der Opfer des Faschismus“ für die Mark Brandenburg erklärt. Zu Ehren der im Kampf gegen den Hitlerterror Gefallenen und der Kämpfer, die der Hölle der Zuchthäuser und Konzentrationslager entronnen sind, werden an diesem Tage die Glocken läuten. In allen Kreisen und Städten werden Kundgebungen und Veranstaltungen durchgeführt, um diesen Tag würdig zu begehen.


Montag, den 19. November 1945 (Nr. 4)

Keine Umzüge von Zone zu Zone
Hamburg, 19. November (BBC). Amtlich wird bekanntgegeben, daß vom 19. November an niemand seinen Wohnsitz aus der englisch besetzten Zone in die russische Besatzungszone verlegen darf.
Zur Zeit sind Reisen aus der englisch besetzten Zone in die übrigen Zonen Deutschlands grundsätzlich verboten. Wenn die augenblickliche Ueberlastung der Verkehrsmittel überwunden sein wird, sollen Reisegenehmigungen wieder erteilt werden an diejenigen Personen, die in anderen Besatzungszonen Angehörige besuchen wollen.


Montag, den 19. November 1945 (Nr. 4), Berliner Kurier, teilweise gekürzt

U-Bahn wieder durchgehend
Die U-Bahn-Lücke Gleisdreieck-Potsdamer Platz ist seit Sonntag geschlossen. Mit dieser Verbindung ist die seit Kriegsende unterbrochene Strecke nach der Stadt wieder hergestellt und der Westen mit den übrigen Stadtteilen verbunden.

Ab 1. Dezember wieder Rentenzahlungen
... [für arbeitsunfähige, mittellose Kriegsbeschädigte]


Montag, den 19. November 1945 (Nr. 4), Kurz aber wichtig

Vorübergehende Schließung des U-Bahnhofs Schönhauser Tor ist erforderlich, da der Bahnsteig Schönhauser Tor auf der einen Seite noch durch eine Schadensstelle verkürzt ist. Bei zweigleisiger Benutzung dieses Bahnhofs wäre daher auf der ganzen Strecke von Pankow bis Potsdamer Platz nur der Einsatz von 6-Wagen-Zügen möglich. Diese würden jedoch für den Verkehr nicht ausreichen, so daß die BVG auch weiterhin Züge mit 8 Wagen fahren lassen will. Um dies erreichen zu können, wird der U-Bahnhof Schönhauser Tor während der Dauer der Bauarbeiten ohne Halt durchfahren.

Der S-Bahn-Verkehr nach dem Westen wird, wie wir einer noch nicht amtlich bestätigten Meldung entnehmen, vom 1. Dezember ab wieder normal, d. h. zweigleisig, in Betrieb sein, sodaß die „Umsteigeschlachten“ auf den Bahnhöfen Bellevue und Zoo damit ihr Ende finden werden.

Die Berliner Straßenreinigung und Müllabfuhr bittet die Bevölkerung in den Stadtteilen, in denen eine regelmäßige Abholung der Müllkästen infolge technischer Schwierigkeiten noch nicht möglich ist, von den in den Straßen bereit gestellten Müllwagen Gebrauch zu machen und die Abfälle nicht mehr wie bisher auf die Straße und in Häuserruinen zu schütten.


Donnerstag, den 22. November 1945 (Nr. 5), gekürzt

Das Berliner Verkehrsnetz von heute
... Die Stadtbahn hat vom Westen her kürzlich den Alexanderplatz und damit eine wichtige Verkehrskreuzung erreicht. Der Ringbahngürtel wurde geschlossen bis auf die letzte Lücke Wedding - Putlitzstraße. Die U-Bahn hat soeben ihren wichtigsten Verkehrsschnittpunkt Gleisdreieck in Betrieb nehmen können.
Durch die Freigabe der Potsdamer Brücke wird im Laufe der Woche der Straßenbahnverkehr durch die Leipziger Straße möglich sei ...
Die größte Schwierigkeit bei der Wiederherstellung der Straßenbahnlinien liegt in der Beschaffung der Zuleitungsdrähte. Betriebsfähige Straßenbahnwagen sind ausreichend vorhanden. Von den Autobussen ist nur noch die Hälfte des ehemaligen Parks vorhanden, und von diesen sind nur vierzig einsatzfähig. ...
Das letzte und schwierigste Hindernis im Berliner Verkehr bildet der ersäufte S-Bahn-Schacht zwischen Landwehrkanal und Stettiner Bahnhof. Am 24. Oktober konnten hier die ersten Wagen herausgezogen werden; noch aber steht das Wasser bis 7 m an der tiefsten Stelle. ...


Donnerstag, den 22. November 1945 (Nr. 5)

Heimkehr von Kriegsgefangenen im April
Washington, 22. November (Kurier-Dienst). Der Arbeitseinsatz für Kriegsgefangene in den Vereinigten Staaten wird nach einer Bekanntgabe des Staatssekretärs für den Krieg, Patterson, Ende April 1946 beendet sein. Die Gefangenen, es handelt sich um 328000 Deutsche und 250000 Italiener, werden danach in ihre Heimat zurückgebracht werden.


Mittwoch, den 28. November 1945 (Nr. 8)

Vernichtung von Flugplätzen
Sitzung des Koordinierungskomitees
... Das Koordinierungskomitee nahm einen Beschluß über die Vernichtung von Flugplätzen und Flugplatzeinrichtungen der deutschen Luftfahrt in allen Besatzungszonen an.
Es wurde ebenfalls beschlossen, in den vier Besatzungszonen unter alliierter Kontrolle ein Netz meteorologischer Anstalten unter Heranziehung deutscher Fachleute für die Arbeit in diesen zu organisieren.

Die Schulspeisung
An der in allen Berliner Bezirken jetzt eingerichteten allgemeinen Schulspeisung nehmen rund 250000 Schulkinder teil. Ueber 100 Groß- und Schulküchen sind in Betrieb gesetzt worden, um den Anforderungen gerecht zu werden. Je nach Vorhandensein der Lebensmittel gibt es entweder Suppe oder Eintopf. Mit eigenem Geschirr essen die Kinder in ihren Klassenzimmern, aber auch Turnhallen sind für diesen Zweck bereits hergerichtet worden.
Da der Preis von 25 Pf. die Unkosten bei weitem nicht deckt, muß ein monatlicher Betrag von 700000 Mark aus dem Stadtsäckel beigesteuert werden.


Freitag, den 30. November 1945 (Nr. 9), Kurz aber wichtig

„Die Freie Gewerkschaft“, die wöchentliche Zeitung des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes, wird ab 1. Dezember als die 10. Tageszeitung Berlins erscheinen.

836 von den insgesamt 8856 Straßen der Stadt Berlin werden mit neunen Namen im Berliner Straßenverzeichnis eingetragen sein, das Mitte November herauskommt.
Durch diese Umbenennung werden alle Straßennamen beseitigt, die an den Nationalsozialismus, Militarismus und Imperialismus erinnern. Außerdem sollen gleichzeitig die vielen Doppel­bezeichnungen verschwinden, die der Post und der Polizei die Arbeit erschweren.


Montag, den 3. Dezember 1945 (Nr. 10)

Zehn bis zwanzig Jahre Militärbesetzung
New York, 3. Dezember (SNB). Die Militärbesetzung Deutschlands werde zehn bis zwanzig Jahre dauern, hat Lord Riverdale, der Vorsitzende des englischen Rates für wissenschaftliche und industrielle Forschungen, in einer Pressekonferenz gesagt. Eine ähnliche Erklärung hatte bereits vor einigen Tagen der neue Befehlshaber der europäischen Streitkräfte in Europa abgegeben.

Dr. Külz Parteivorsitzender
Berlin, 3. Dezember (Eigenbericht). Wie wir von gut unterrichteter Stelle hören, ist Dr. Waldemar Koch von seinem Posten als Vorsitzender der Liberal-Demokratischen Partei zurückgetreten, um die Möglichkeit zu haben, sich mehr seiner Hochschultätigkeit widmen zu können. Dr. Koch wird dem Vorstand der Partei weiter angehören. Der Vorsitz der Liberal-Demokratischen Partei wird von dem seitherigen stellvertretenden Parteivorsitzenden Dr. Wilhelm Külz übernommen.


Montag, den 3. Dezember 1945 (Nr. 10), Berliner Kurier, teilweise gekürzt

Beschlagnahmte Betriebe
Im amerikanischen Sektor Berlins wurden, wie die Deutsche Allgemeine Nachrichtenagentur meldet, seit der Besetzung 1909 deutsche Unternehmungen beschlagnahmt, und zwar 45 Industrie­werke und 1864 nicht-industrielle Unternehmen, davon 186 Hausverwaltungs­gesellschaften. 110 Firmen gehörten Amerikanern. Von den nicht-industriellen Unternehmungen waren 957 Reichsbesitz, 459 gehörten der NSDAP, 234 wurden von der Deutschen Arbeitsfront verwaltet, und 214 rechneten zu Eigentum alliierter und neutraler Staatsangehöriger. Diese Firmen werden den rechtmäßigen Besitzern wieder zurückgegeben; über das Eigentum des Deutschen Reiches und der NSDAP wird von der dem Kontrollamt vorgesetzten Behörde entschieden werden. ...

Neuer Rundfunksender in Berlin
Von der amerikanischen Militärregierung wird, wie wir von besonderer Seite erfahren, noch vor Weihnachten, voraussichtlich vom 20. Dezember an, ein neuer Rundfunksender für die deutsche Bevölkerung in Betrieb genommen werden. Die Sendungen werden in deutscher Sprache erfolgen und sollen neben einem umfangreichen Nachrichtendienst literarische, musikalische und aktuelle Darbietungen umfassen. Der Sender wird in der ersten Zeit die Welle des Drahtnetzes benutzen und daher besonders von den Berliner Hörern bequem empfangen werden können, bei denen die Telephonleitungen noch in Betrieb sind, daneben natürlich auch von allen Orten in der näheren Umgebung Berlins.

Das Dienstgebäude Parochialstr. 1-3, in dem sich die Amtsräume des Oberbürgermeisters und der Magistratsmitglieder befinden, erhält in Zukunft die Bezeichnung „Neues Stadthaus“.


Mittwoch, den 5. Dezember 1945 (Nr. 11), teilweise gekürzt

Neuer Ozean-Rekordflug
Riesenflugzeug der Linie Washington - Paris in Orly gelandet
New York, 5. Dezember (CBS). Ein viermotoriges amerikanisches Transportflugzeug stellte einen neuen Rekord für die Atlantik-Ueberquerung im zivilen Luftverkehr auf. Es durchflog die Strecke Washington - Paris in vierzehn Stunden 47 Minuten. Dabei wurden zwei Zwischenlandungen in Perrane-Nowa und in Irland unternommen. Die reine Flugzeit betrug genau zwölf Stunden 47 Minuten. ...

Bodenreform abgeschlossen
1,6 Millionen Hektar aufgeteilt
Berlin, 5. Dezember (SNB). Die deutsche Zentralverwaltung für Land-und Forstwirtschaft teilt folgende vorläufige Ergebnisse der Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands mit: nach vorläufigen Angaben aus den Provinzen, die bis zum 20. November vorlagen, ist die Aufteilung des Grundbesitzes in allen Provinzen in der Hauptsache beendet. An diesem Tage waren etwa 7000 Großgüter mit 1 648 898 ha Boden, davon 350 000 ha Wald, aufgeteilt.

Scharfes Vorgehen gegen Kohlendiebe
Zur Bekämpfung der immer zahlreicher werdenden Kohlendiebstähle hat der Polizeipräsident von Berlin angeordnet, daß Kohlendiebe sofort in Haft genommen, dem Schnellrichter übergeben und nach der Urteilsfällung zur Strafverbüßung abgeführt werden.


Mittwoch, den 5. Dezember 1945 (Nr. 11), Neues aus aller Welt

Glocken kehren heim
Den rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben
Percival Price, Glockenspieler und Professor der Komposition an der Staatsuniversität von Michigan, wird nach Europa fliegen, um mehr als 5000 Glocken, die von Hitler zur Herstellung von Kanonen beschlagnahmt worden waren, aus Altmateriallagern sicherzustellen. Die noch brauchbaren Glocken werden an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben.


Freitag, den 7. Dezember 1945 (Nr. 12), Berliner Kurier, teilweise gekürzt

Weihnachtsbäume sehr knapp
Der Magistrat Berlin ist bemüht, einer möglichst großen Anzahl Berliner Familien mit Kindern zu einem Weihnachtsbaum zu verhelfen. Wie aus den bisherigen Meldungen des Großhandels ersichtlich ist, werden jedoch zunächst nur die Krankenhäuser, Kinderheime, Gemeinschaftsfeiern und die Familien mit mehr als vier Kindern mit Weihnachtbäumen beliefert werden können. Hierzu sind etwa siebzigtausend Bäume notwendig, die zum Teil bereits in Berlin eingetroffen sind. ...

Zigaretten im Dezember
Für den Monat Dezember werden in Berlin auf Abschnitt III folgende Rauchwaren verteilt: 12 Zigaretten oder 3 Zigarren oder 6 Zigarillos oder 3 Rollen Kautabak oder 100 g Schnupftabak für Männer. Frauen erhalten 6 Zigaretten.

Keine Wochenendfahrten im Auto
Der Berliner Magistrat teilt mit, daß die Benutzung von Personenkraftwagen in der Zeit von Sonnabend 23.00 Uhr bis Montag 5.00 Uhr, an den Feiertagen entsprechend, verboten ist. Für diese Zeit ist die Betriebserlaubnis für Personenkraftwagen erloschen. ...


Mittwoch, den 12. Dezember 1945 (Nr. 14), Berliner Kurier

Personenverkehr vorübergehend eingestellt
Der Fernverkehr bei der Reichsbahn für alle Personen von und nach Berlin ist vorübergehend eingestellt worden, weil alle Kohlen- und Lebensmittelzüge bevorzugt befördert werden müssen Die Aufhebung der Sperre im Personenverkehr wird besonders bekanntgegeben.


Freitag, den 14. Dezember 1945 (Nr. 15), Berliner Kurier, teilweise gekürzt

Lampen an den Häusern
In Berlin werden jetzt an den Hauseingängen Notlampen angebracht, die als Ersatz für die Straßenbeleuchtung dienen sollen. Die Lampen werden nicht an die Stromzähler angeschlossen. Der Berliner Magistrat wird die Kosten für diese Notbeleuchtung selbst tragen.

Wieder Zugverkehr
Die vor einigen Tagen angeordnete Sperre des Personenverkehrs ist nunmehr wieder aufgehoben. ...

Der Schnaps läßt auf sich warten
Wie uns das Ernährungsamt mitteilt, ist die Herstellung der zur Verteilung gelangenden Spirituosen jetzt erst richtig in Gang gekommen. Die Verteilung der Spirituosen dürfte sich jedoch in Anbetracht der großen Mengen, die für die Berliner Bevölkerung notwendig sind, bis Ende Januar hinziehen. Die laufend hereinkommenden Mengen werden gleichzeitig prozentual an alle Bezirke zur Ausgabe gelangen.

„sie“, eine neue Frauenzeitung
Ruth Friedrich, Helmut Kindler und Heinz Ullstein sind die Lizenzinhaber der jetzt mit Ge­nehmigung der amerikanischen Militärregierung herausgekommenen neuen Frauenzeitung „sie“. ...


Montag, den 17. Dezember 1945 (Nr. 16), gekürzt

Telefonverbindung zwischen den Städten geplant
Der Alliierte Koordinierungsausschuß hat, wie DANA meldet, veranlaßt, daß der Telephon- und Telegraphendienst zwischen den Städten der verschiedenen Besatzungszonen Deutschlands wieder zugelassen wird. ...


Montag, den 17. Dezember 1945 (Nr. 16), Berliner Kurier, teilweise gekürzt

Verbesserungen im U-Bahn-Betrieb
Die von den Fahrkartenschaltern der U-Bahn ausgegebenen Zehnerblocks gelten für die Fahrten mit der U-Bahn und neuerdings auch für Fahrten auf der Straßenbahn und allen Omnibuslinien.

Güterzug stieß auf S-Bahn
8 Tote, 5 Schwer- und 3 Leichtverletzte forderte ein Eisenbahnunglück am Sonnabendmorgen in Berlin. Zwischen den S-Bahnhöfen Schöneweide und Spindlersfeld stieß gegen ½8 Uhr ein Güterzug mit einem entgegenkommenden S-Bahnzug zusammen. Der Zusammenprall war so heftig, daß die Lokomotive und drei Wagen des Güterzuges sowie zwei S-Bahnwagen entgleisten.


Mittwoch, den 19. Dezember 1945 (Nr. 17), gekürzt

Briefverkehr mit Kriegsgefangenen in Frankreich
Mainz, 19. Dezember (Eigener Bericht). Die französische Militärregierung hat die Genehmigung erteilt, daß die in Frankreich, Nordafrika und in der französischen Besatzungszone internierten deutschen Kriegsgefangenen mit ihren Angehörigen in normale Briefverbindung treten. Die Kriegsgefangenen erhielten Doppelkarten, deren Antwortteil die Familienangehörigen zu Nachrichten benutzen können. Diese Regelung gilt für Angehörige in der französischen, russischen, amerikanischen und englischen Besatzungszone. ...


Mittwoch, den 19. Dezember 1945 (Nr. 17), Berliner Kurier, teilweise gekürzt

Der Reiseverkehr zwischen den Zonen
In seiner 27. Sitzung hat das Koordinierungskomitee den Reiseverkehr zwischen den einzelnen Zonen in Deutschland genehmigt. Für diesen Verkehr sind Pässe erforderlich, die von den Alliierten Kontrollstellen nach strengster Prüfung der Notwendigkeit der Reise ausgegeben und, wenn erforderlich, auch wieder eingezogen werden. Zunächst werden diese Pässe nur für Geistliche, Aerzte und Techniker, die im Wiederaufbau beschäftigt sind, ausgestellt. ...

Wer darf in Berlin umziehen?
Die Alliierte Kommandantura gibt dem Oberbürgermeister von Berlin folgende Anweisung:
Sie werden der Bevölkerung den Wohnsitzwechsel von Sektor zu Sektor verbieten, es sei denn, daß die Militärregierungen der betreffenden Sektoren ihre besondere Bewilligung hierzu geben. Wohnsitzwechsel innerhalb einzelner Sektoren sind unter Zustimmung der Bezirks-Militär-Regierungen gestattet.

Keine Sonderzuteilung
Die Alliierte Kommandantura Berlin ordnet folgendes an:
Die zusätzliche Ausgabe von Lebensmitteln aus Beständen der Stadtverwaltung an die Berliner Bevölkerung zu Weihnachten ist nicht genehmigt.

Die Wiedereröffnung der Berliner Universität
Die Berliner Universität wird, wie DANA meldet, voraussichtlich noch im Dezember offiziell eröffnet werden, Der reguläre Lehrbetrieb soll, wie der Rektor der Universität, Professor Dr. Johannes Stroux, erklärte, wahrscheinlich Anfang Januar beginnen. Von den etwa 7000 Studenten, die sich gemeldet haben, werden aber nur rund 2100 zu diesem Semester zugelassen werden. ...


Mittwoch, den 19. Dezember 1945 (Nr. 17), gekürzt

Berlin hat wieder ein Pokal-Endspiel
Hohe Torausbeute in der Zwischenrunde - Vorfinale am 20. Januar ...

Keine Eishockey-Meisterschaft
Die alljährliche Eishockey-Meisterschaft muß in Berlin in dieser Saison ausfallen, da die genügende Anzahl von mindestens vier Mannschaften kaum aufzubringen ist. ...


Freitag, den 21. Dezember 1945 (Nr. 18)

Kennen Sie DIAS?
Ein neues Wort? Ein neuer Ausdruck? Jedenfalls eine Abkürzung - und zwar eine Abkürzung für: Drahtfunk im Amerikanischen Sektor. Wie wir schon berichteten, wird nun bald über die Drahtfunkleitung wieder Musik ertönen: Musik, Hörfolgen, Plaudereien, aktuelle Uebersichten, Vorträge und Nachrichten aus aller Welt. ...

Die Wiedereröffnung der TH
Mit Zustimmung der Besatzungsbehörden ist, wie DANA meldet, die Wiederaufnahme des Lehrbetriebes an der Technischen Hochschule in Berlin gesichert. Es wird geplant, die Schule am 15. März kommenden Jahres zu eröffnen.


Donnerstag, den 27. Dezember 1945 (Nr. 20), teilweise gekürzt

Graf v. Preysing Kardinal
Wie in den Weihnachtstagen vom Vatikansender bekanntgegeben wurde, ist der Berliner Bischof Graf von Preysing vom Päpstlichen Stuhl in Rom zum Kardinal ernannt worden.

Gibt es wieder Spätverkehr?
Die Frage, ob nach Aufhebung des Ausgehverbots auch die S-, U- und Straßenbahn länger fahren werden, ist noch nicht geklärt. Ihre Lösung hängt von der Stromlieferung ab. ...


Sonntag, den 30. Dezember 1945 (Nr. 21)

Silvester kein Spätverkehr
Nachdem sich an den Weihnachtsfeiertagen herausgestellt hat, daß ein Bedürfnis für einen Spätverkehr der S-, U- und Straßenbahn nicht besteht, werden die städtischen Verkehrsmittel auch zu Silvester nur nach dem üblichen Fahrplan verkehren.

Schwerer Zugzusammenstoß
Am 23. Dezember stießen auf dem Hauptbahnhof in Eberswalde zwei auf der Strecke Berlin-Angermünde verkehrende Züge zusammen. Zwei Abteile des einen Personenzuges wurden dabei eingedrückt. Vierzehn Tote, fünfzehn Schwer- und fünfundzwanzig Leichtverletzte sind Ofer dieses Unglücks.