Beiträge der von der britischen Militärbehörde herausgegebenen Tageszeitung Der Berliner von 1945 (1. Jg.),
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin auf Mikrofilm.



Der Berliner
Nachrichtenblatt der Britischen Militärbehörde
Nr. 1, 1. Jahrgang / Berlin, Donnerstag, den 2. August 1945 / Preis 20 Pfennig


Donnerstag, den 1. August 1945 (Nr. 1), Titelseite

„Der Berliner“
Erklärung des Britischen Befehlshabers
„Der Berliner“ ist die erste Zeitung, die in der Britischen Besatzungszone Berlins herausgegeben wird. Ebenso wie die anderen Berliner Zeitungen gelangt „Der Berliner“ in allen Stadtteilen zum Verkauf. Zunächst wird das Blatt am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend in beschränkter Auflage erscheinen.
Es ist die Aufgabe dieser Zeitung, Nachrichten aus aller Welt und aus Berlin so umfassend wie möglich und in strengster Sachlichkeit zu bringen. Berichte und Kommentare werden getrennt gehalten werden, so daß der Leser in die Lage versetzt wird, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Ins­besondere wird die Zeitung laufend die Bekanntmachungen der Militärregierung veröffentlichen.
L. O. Lyne, Generalmajor


Donnerstag, den 1. August 1945 (Nr. 1)

1½ Millionen Kriegsgefangene von den Amerikanern entlassen
In der amerikanischen Zone sind mehr als 1½ Millionen Kriegsgefangene freigelassen worden, das sind rd. 80% aller deutschen Gefangenen, die sich bei Kriegsschluß in amerikanischen Händen befanden. Mit Vorrang entlassen wurden Landarbeiter, Eisenbahner, andere Transportarbeiter und Bergleute.


Donnerstag, den 9. August 1945 (Nr. 4), teilweise gekürzt

Briten entließen über 700 000 Kriegsgefangene
Nach einer Mitteilung des Oberkommandos der 21. britischen Armeegruppe sind bis jetzt 717 000 deutsche Kriegsgefangene in der britischen Besatzungszone freigelassen worden.
Unter den Freigelassenen befinden sich über 400 000 Landarbeiter und 18 000 Bergarbeiter. ...

Spree und Elbe wieder schiffbar
Die Spree und Elbe sind bereits wieder soweit schiffbar gemacht worden, daß der Verkehr auf Teilstrecken aufgenommen werden konnte. Zwischen Berlin und Stettin fahren schon wieder Flußdampfer, und der Verkehr Berlin-Hamburg wird ebenfalls bald in Gang kommen. Die Wiederherstellungsarbeiten wurden von deutschen Arbeitern geleistet, unterstützt von technischen Truppen der Roten Armee. Bisher wurden nur Lebensmittel befördert, doch ist die Wieder­aufnahme des Reiseverkehrs in Kürze zu erwarten.


Donnerstag, den 9. August 1945 (Nr. 4), Berliner Nachrichten, gekürzt

Aus Stahlhelmen werden Kochtöpfe
Ein Berliner Diplom-Ingenieur ist auf die nützliche Idee gekommen, aus Stahlhelmen Kochtöpfe herzustellen. Das Rohmaterial lag förmlich auf der Straße und wurde mit Genehmigung der Bergungsstelle gesammelt. Im Hofe der Fabrik in der Karlsruher Straße türmen sich bereits Berge von ehemaligen Wehrmachts- und Luftschutzstahlhelmen.
Mit der Fabrikation sind zwölf Arbeiter beschäftigt. Obwohl der Betrieb erst sechs Wochen arbeitet, ist es schon gelungen, die Umwandlung vom Stahlhelm bis zu Kochtopf im Fließband­verfahren vorzunehmen. ...
Monatlich können bei ausreihendem Anfall von Helmen, 10000 Kochtöpfe angefertigt werden.


Sonnabend, den 11. August 1945 (Nr. 5), Berliner Nachrichten

Franzosen rücken ein
Vom 12. August ab werden französische Truppen die ihnen zugewiesene Besatzungszone Berlins besetzen. General de Beauchesnes ist der französische Kommandant.


Dienstag, den 14. August 1945 (Nr. 6), gekürzt

Trikolore weht am Wedding
Am Montag wurde im Rahmen einer kurzen militärischen Feier am Wedding die britische Fahne eingeholt und die französische Trikolore gehißt. Damit haben die französischen Truppen die ihnen zugewiesene Besatzungszone, die Bezirke Reinickendorf und Wedding, von den britischen Behörden übernommen. ...

Taucher im zerstörten S-Bahn-Tunnel
5600 m langer Schacht wird trockengelegt
Neue Einzelheiten über die Wiederinstandsetzung der Nord-Süd-S-Bahn liegen vor. Nach Angaben des leitenden Ingenieurs der Siemens-Bauunion wird es möglich sein, im September die Trocken­legung des Schachtes zu erreichen, wenn nicht unvorhergesehene Zwischenfälle eintreten sollten. ...


Sonnabend, den 18. August 1945 (Nr. 8)

Großgrundbesitz wird aufgeteilt
Die Brandenburger Kleinbauern, die im Kriege ihr Heim verloren haben, und die Landarbeiter, die selbständig siedeln möchten, sollen die Möglichkeit zum Erwerb eigenen Grund und Bodens erhalten. Nach einem Rundfunkvortrag des Abteilungsleiters der Brandenburger Provinzial-Verwaltung, Heinrich Rau, wird zu diesem Zwecke der Großgrundbesitz aufgeteilt werden. Eine einschneidende Bodenreform sei geplant.


Dienstag, den 21. August 1945 (Nr. 9), Berliner Nachrichten

Straßenbahn 91 und 95
Seit Freitag kann man mit der Linie 91 von Bahnhof Schöneweide bis zum Dönhoffplatz fahren. Die Linie 95 hat ihren Fahrbereich bis Herrmannplatz ausgedehnt.


Donnerstag, den 23. August 1945 (Nr. 10), Berliner Nachrichten

Militärfahrzeuge - Vorfahrtsrecht
Der Polizeipräsident gibt bekannt: Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß Militärfahrzeuge auf allen Straßen und Landstraßen Vorfahrtsrecht haben. Diese Vorschrift ist besonders auch von Fußgängern und Radfahrern zu beachten.

Neue Omnibusverbindungen
Die vorläufig als Omnibus eingesetzte Linie 4 der Straßenbahn stellt die Verbindung zwischen dem Schlesischen Tor über Danziger Straße zum Stettiner Bahnhof her. Der Omnibus D verkehrt vom U-Bahnhof Friedrichsfelde nach Dahlwitz, Kolonie Waldesruh, und der Omnibus H vom U-Bahnhof Lichtenberg nach Hönow.


Donnerstag, den 30. August 1945 (Nr. 13), teilweise gekürzt

Meldepflicht für Offiziere und Pgs in der russischen Zone
Alle früheren deutschen Wehrmachtsoffiziere und alle früheren Mitglieder der SS, SA, Gestapo und NSDAP in der russischen Besatzungszone müssen sich auf Befehl Marschall Schukows bis zum 25. September melden. Wer diesem Befehl nicht nachkommt oder meldepflichtige Männer versteckt hält, wird streng bestraft.

Radiohören - 2 Mark
Die Abteilung für Volksbildung des Magistrats der Stadt Berlin weist darauf hin, daß jeder Rundfunkhörer sich bei seinem zuständigen Postamt neu anmelden muß. Die Rundfunkgebühr beträgt 2 Mark. ...


Sonnabend, den 1. September 1945 (Nr. 14), teilweise gekürzt

Passanten werden gewogen
Englische Ernährungsfachleute kommen nach Berlin
Englische Ernährungssachverständige kommen nach Berlin. Die Ernährungslage in Deutschland soll im kommenden Winter laufend beobachtet werden. Zwei Gruppen von je fünf Sach­verständigen sind bereits nach der englischen Besatzungszone in Deutschland unterwegs.
Diesen Sachverständigen werden vier Wiegetrupps zur Seite stehen. Sie werden Passanten auf der Straße wiegen. ...

Noch 10000 Flüchtlinge täglich nach Berlin
Der Zustrom von Flüchtlingen nach Berlin ist von 25000 auf 10000 täglich zurückgegangen. Aus der Tschechoslowakei sind während der letzten 6 Tage keine weiteren Flüchtlinge eingetroffen. Die Zuwanderung aus Polen ist aber noch nicht vollendet.
Der Befehlshaber der russischen Zone, Generaloberst Gorbatov, erklärte dazu auf der achten Sitzung der allierten Kommandantur in Berlin, daß Maßnahmen zur Lösung des Problems bereits außerhalb Berlins getroffen wurden.


Dienstag, den 4. September 1945 (Nr. 15), teilweise gekürzt

Die Feldmützen werden verboten
Streifen sollen militärische Kopfbedeckungen mit Gewalt entfernen
Das Tragen von Feldgrau sowie aller Arten militärischer Kopfbedeckungen, Trensen, Knöpfe, Schulterstücke und Schulterklappen sowie aller militärischen Abzeichen wird demnächst im der britischen Besatzungszone verboten werden.
60 t Farbstoff dürften benötigt werden, um alle Uniformen und Mäntel ehemaliger Kriegs­gefangener in der britischen Zone einzufärben. „Skimützen“ werden untersagt
Das Tragen aller Art von Mützen vom Muster der Skimütze wird deutschen Männern und Jugend­lichen untersagt werden. Sobald die Verordnung in Kraft tritt, werden die Streifen Befehl erhalten, jegliche militärische Kopfbedeckung, Mützen und Militärabzeichen mit Gewalt zu entfernen. ...

Alle Gefangenen aus USA bis 1946 zurück
Bis zum Beginn des nächsten Jahres sollen alle deutschen Kriegsgefangenen aus den Vereinigten Staaten nach Deutschland zurückgekehrt sein.
Die Rückführung der noch in Amerika befindlichen 400 000 deutschen Gefangenen, die zumeist in der Land- und Forstwirtschaft oder in Armeebetrieben eingesetzt sind, wird nach Einbringung der Ernte beschleunigt vorgenommen werden.


Sonnabend, den 8. September 1945 (Nr. 17), gekürzt

Bodenreform auch in Brandenburg
Eine weitgehende Bodenreform, durch die Grundbesitz von über 100 ha aufgeteilt und vor allem an Kleinbauern, Landarbeiter und Flüchtlinge übertragen werden soll, ist soeben in der Provinz Sachsen angeordnet worden.
Grundbesitz religiöser Körperschaften bleibt von der Beschlagnahme ausgenommen. ...
Auch die Provinzialverwaltung der Provinz Mark Brandenburg erließ jetzt eine Verordnung über die Durchführung der Bodenreform, die der in Sachsen sehr ähnelt. ...


Dienstag, den 11. September 1945 (Nr. 18), gekürzt

Erntesicherung und Bodenreform in Brandenburg.
Verwalter werden eingesetzt
Die Provinzialverwaltung der Mark Brandenburg hat in einer Durchführungsverordnung zur Bodenreform am 8. September die Landräte verpflichtet, sofort in jeder der Bodenreform unter­liegenden Wirtschaft Vertrauenspersonen als Verwalter einzusetzen. Sie haben ihre Arbeit sofort aufzunehmen. ...


Dienstag, den 11. September 1945 (Nr. 18), Berliner Spiegel

Mißverstandener Amerikanismus
Der Schrei nach der bisher verbotenen, sogenannten heißen Musik hat die Gemüter einiger „bands“ (wer würde heute noch eine deutsche Bezeichnung dafür wählen?) so erhitzt, daß man vielfach nur noch die Kopien früherer amerikanischer Schlager hört, die im übrigen in Amerika, das inzwischen mehr und mehr melodiöse Tanzmusik bevorzugt, längst veraltet sind. Cornel


Donnerstag, den 13. September 1945 (Nr. 19), gekürzt

Pontonfahrt im überfluteten Nord-Südbahn-Tunnel
Die Trockenlegung des Schachtes am Stettiner Bahnhof macht weiter Fortschritte ...


Donnerstag, den 13. September 1945 (Nr. 19), Berliner Nachrichten, gekürzt

Es gibt 15 „Berliner Straßen“
Im Zuge der Umbenennung der Straßen Berlins muß eine völlig neue Zusammenstellung der etwa 10 000 Straßennamen angefertigt werden, ... Dabei wurde festgestellt, daß es in unserer Stadt 15 „Berliner Straßen“, 2 „Berliner Alleen“ und eine „Berliner Chaussee“ gibt. ...


Sonnabend, den 15. September 1945 (Nr. 20), gekürzt

Politische Betätigung wird erlaubt
„Um das Abhalten freier Wahlen vorzubereiten“ ...
Um das Wachstum eines demokratischen Geistes in Deutschland zu fördern, wird die Bildung von politischen Parteien zugelassen. ...


Sonnabend, den 15. September 1945 (Nr. 20), Berliner Nachrichten, gekürzt

Ehrenmal der jüdischen Gemeinde
Am Sonntag, dem 16. September, wird eine Feierstunde für die Opfer des Faschismus auf dem Ehrenfriedhof der jüdischen Gemeinde in Berlin-Weißensee, Lothringer Str. 22 abgehalten. ...
Im Rahmen der Gedenkstunde wird der Grundstein zu einem Ehrenmal für die jüdischen Opfer des Faschismus gelegt werden.


Dienstag, den 18. September 1945 (Nr. 21), teilweise gekürzt

Jetzt Stehwagen bei der Reichsbahn
250 statt 80 Fahrgäste
Von der Reichsbahn werden jetzt „Stehwagen“ auf verschiedenen Strecken eingesetzt. Es sind alte Personenwagen, aus denen Sitzbänke und Zwischenbänke entfernt wurden.
In einem Stehwagen können 200 bis 250 Reisende befördert werden. Ein „normaler“ Personen­wagen bietet hingegen nur Platz für 70 bis 80 Fahrgäste.

Der Hochschulunterricht in der russischen Zone
Wiederaufnahme angewiesen
Die deutschen Zentral- und Lokalbehörden in der Sowjetzone haben die Anweisung erhalten, Maßnahmen zur Wiederaufnahme des Hochschulunterrichts durchzuführen. Vor allem sind nationalsozialistische und militärische Doktrinen aus dem Unterricht und der Erziehung der Studenten zu beseitigen.

Erste Etappe der Bodenreform ist beendet
Gemeindekommissionen gebildet
Eine Aufteilung der Ländereien in der Sowjetzone, die unter die Bodenreform fallen, soll möglichst schon im Oktober abgeschlossen sein. ...

Bakteriologisches Institut in Potsdam
In Potsdam besitzt die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg ein eigenes bakteriologisches Institut. Das Institut steht sämtlichen Ärzten, Gesundheitsämtern und sonstigen Dienststellen für human-medizinische Untersuchungen aller Art zur Verfügung.

322­000 Schüler in der Mark Brandenburg
Am 1. Oktober beginnt ein neues Schuljahr. Bis zu diesem Termin müssen alle Vorbereitungen beendet sein, um den Unterricht wieder aufnehmen zu können.
Das bedeutet für die Provinz Mark Brandenburg: es müssen 2200 Schulen mit rd. 8500 Klassen zur Betreuung von 322­000 Schulkindern bereit sein.


Dienstag, den 18. September 1945 (Nr. 21), Berliner Nachrichten

Köpenicker Schloßbrücke verbreitert
Die Arbeiten an der Verbreiterung der Schloßbrücke in Köpenick gehen weiter. Während der letzten Tage ist auch der Schienenbelag fertiggestellt worden.
Die Straßenbahnlinie 83 verkehrt nun wieder von Wendenschloß bis Liebknechtstraße ohne Fahrtunterbrechung.

6000 Arbeiter bei Siemens
In den Berliner Siemens-Werken sind gegenwärtig etwa 8500 Personen beschäftigt, darunter 6000 Arbeiter. Auf Baustellen außerhalb des Hauses werden von diesen etwa 1500 als Monteure und Hilfspersonal eingesetzt.


Sonnabend, den 22. September 1945 (Nr. 23), Berliner Nachrichten, teilweise gekürzt

Uhrzeit wird zurückgestellt
Die Berliner Uhrzeit wird am Sonntag, dem 23. September, um eine Stunde zurückgestellt, und zwar um 2 Uhr morgens.

Neue Strassenbahnlinien
... Die Strassenbahnlinie 69 geht jetzt von Oberschöneweide, Wilhelminenhof-, Ecke Edisonstrasse bis Jüdenstrasse.
Vom 26. September an verkehrt auch die Linie 4 als Strassenbahn und zwar von der Warschauer Brücke über Warschauer, Petersburger, Elbinger, Danziger, Eberswalder Strasse bis zur Bernauer Strasse, Ecke Strelitzer Strasse.

Gummiknüppel für die Schutzpolizei
Die alliierten Kommandanten von Berlin haben beschlossen, Frauen im Polizeidienst zu verwenden, hauptsächlich für Schreibarbeiten. Die Schutzpolizei soll wieder mit Gummiknüppeln ausgerüstet werden.


Dienstag, den 25. September 1945 (Nr. 24)

Sowjets geben Güter zur Aufteilung frei
Die sowjetische Militärverwaltung hat von den in der Mark Brandenburg besetzten Gütern 63000 ha dem Bodenfonds freigegeben, wird von der Provinzialverwaltung mitgeteilt. Sie sollen nach den Vorschriften der Bodenreform an Landarme und Landlose verteilt werden.

Ein Drittel der Mark neu verteilt
Waldboden umgeackert
Rund ein Drittel des Bodens der Mark Brandenburg wird nach Mitteilung des Oberpräsidenten Dr. Steinhoff im Rahmen der Bodenreform neu verteilt werden.
Von mehr als 2 100 000 ha werden 750 000 zu Neu- und Umsiedlung verwandt.
Davon sind rund 550 000 ha Ackerfläche und mehr als 200 000 ha Waldboden, der wieder Ernährungszwecken zugeführt wird.


Dienstag, den 25. September 1945 (Nr. 24), Berliner Nachrichten

Postleitzahl 1 für Berlin
Die Anordnung, dass alle Ortssendungen in Berlin mit der Postleitzahl 1a zu versehen sind, ist aufgehoben worden. Künftig haben alle Sendungen nach und von Berlin und den Berliner Vororten die Postleitzahl 1 zu führen.

Ende der Sommerzeit
Es besteht Veranlassung, nochmals darauf hinzuweisen, dass alle Uhren am Sonntagmorgen, um 2 Uhr, um eine Stunde zurückgestellt worden sind.

Hundesperre aufgehoben
Die über Berlin seit längerer Zeit verhängte Hundesperre wird am 30. September aufgehoben.


Donnerstag, den 27. September 1945 (Nr. 25), Berliner Nachrichten, teilweise gekürzt

Westhafensilo nach Brand wieder in Betrieb
Durch Getreidestaubexplosionen war in den Abendstunden des 17. September ein Brand in den obersten Geschossen des Getreidesilos am Westhafen ausgebrochen. Ihm fielen wesentliche Teile der Elevatorenanlagen zum Opfer. Der Feuerwehr und dem Hafenpersonal gelang es, das Feuer bald zu löschen. ... Heute können bereits wieder Einlagerungen mit einer Stundenleistung von 50 t vorgenommen werden. ...

Kein Brückenholz ausbauen
Die Reichsbahndirektion Berlin teilt mit: „Es muss eindringlich davor gewarnt werden, das Holz der Notabstützungen von Eisenbahnbrücken, Bögen und anderen Bahnanlagen als Brennholz auszubauen. Eine solche Handlung richtet sich gegen die Betriebssicherheit der Eisenbahn und ist als Transportgefährdung ein gemeingefährliches Verbrechen, das unter den schwersten Strafen steht.“


Donnerstag, den 27. September 1945 (Nr. 25), gekürzt

Berlin hat wieder 90 Motorspritzen
Die Not des Übergangs ist überwunden
Am 1. Oktober wird es in Berlin 25 Berufsfeuerwehren geben. In jeder Wache werden 25 bis 30 Feuerwehrleute ihren Dienst versehen. Die freiwillige Feuerwehr erhöht die Zahl ihrer Wachen auf 55. ...
Zur Zeit ist die Berliner Feuerwehr schon wieder im Besitz von 100 motorisierten Fahrzeugen. Grosse Hilfe leistete ihr die britische Besatzungsbehörde. Sie veranlasste durch ihren Beauftragten, dass eine Anzahl von Löschfahrzeugen der Wehrmacht, die in den letzten Kriegstagen nach Norden gefahren waren, nach Berlin zurückgeführt wurden.
So stehen Berlin neben kleinen tragbaren Motorspritzen, die in der Minute 800 Liter fördern, jetzt 90 Motorspritzen und 10 Maschinenleiterwagen zur Verfügung. ...
Die militärischen Dienstgrade wurden abgeschafft. Es gibt nur noch Feuerwehrmänner, Ober­feuerwehrmänner, Brandmeister, Brandinspektoren und Brandingenieure.

6 Oberpostdirektionen in der Sowjetzone
In der sowjetischen Besatzungszone sind die Oberpostdirektionen an den Sitz der Landes- bzw. Provinzialverwaltungen verlegt worden. Ihr Bereich fällt mit dem der Verwaltungsbezirke zusammen. ...


Sonnabend, den 29. September 1945 (Nr. 26), Berliner Nachrichten

Lichteffekte verboten
Der Magistrat hat mit sofortiger Wirkung angeordnet, dass in Gaststätten, Cafés, Kinos usw. nur die notwendigsten Lichtquellen eingeschaltet werden dürfen. Lichteffekte und Tischbeleuchtung sind verboten.

Heidekrautbahn fährt täglich
Vom 1. Oktober wird der Zugverkehr auf der Niederbarnimer Eisenbahn (Heidekrautbahn) an allen Tagen durchgeführt.
Abfahrt ab Berlin-Wilhelmsruh an Werktagen 8.30, 13.30 und 18.30 Uhr. Ankunft Kreuzbruch bzw. Ruhlsdorf-Zerpenschleuse 10, 15 und 20 Uhr
An Sonn- und Feiertagen fährt nur ein Zug um 8.30 Uhr ab Berlin-Wilhelmsruh.


Sonnabend, den 6. Oktober 1945 (Nr. 29), Berliner Nachrichten

Rundfunkhören in der Schule
Mit dem Schuljahr am 15. Oktober beginnt auch der Berliner Rundfunk die Sendefolge: „Der Schulfunk“. Alle Kinder hören ihn in ihren Klassen von 9.00 bis 9.30 Uhr durch Lautsprecher­übertragung.


Dienstag, den 9. Oktober 1945 (Nr. 30), Berliner Nachrichten

Fahrzeuge müssen beleuchtet sein
Nach einer Bekanntmachung des Polizeipräsidenten müssen Fahrzeuge bei Dunkelheit oder bei starkem Nebel durch geeignete Beleuchtungseinrichtungen kenntlich gemacht werden. Trotz der bestehenden Schwierigkeiten bei der Beschaffung bittet der Polizeipräsident, die Vorschriften einzuhalten, um die Sicherheit im Verkehr zu gewährleisten.

DIN-Normen verbindlich
Mit sofortiger Wirkung hat der Magistrat die vom Deutschen Normen-Ausschuss festgesetzten DIN-Normen für alle Betriebe als verbindlich erklärt.


Donnerstag, den 11. Oktober 1945 (Nr. 31), gekürzt

Weiter Zustrom nach Berlin trotz Sperre
Unterbringung nur in Lagern möglich
Die Zuzugsperre für Berlin gilt für jedermann, auch wenn es sich um entlassene Kriegsgefangene handelt. Nur in besonderen Ausnahmefällen erteilt auf Antrag der Bezirksbürgermeisterei die zuständige Militärregierung eine Aufenthaltserlaubnis.
Der Zustrom von Heimatlosen nach Berlin hält jedoch, trotz des Stichtages vom 30. September, immer noch an. Täglich muss mit Tausenden gerechnet werden, die in Berlin ihre Hoffnung sehen, wie wir von der Abteilung für Ausgewiesene und Heimkehrer erfahren. ...
Im Monat Juli waren es 537 000 Ausgewiesene und Heimkehrer, die von den 20 Berliner Bezirksämtern und 50 586, die von der Zentrale am Köllnischen Park 3 gezählt und abgefertigt wurden. Alle diese Personen wurden beherbergt, ärztlich betreut und verpflegt. Im August verringerte sich die Zahl der durchziehenden Heimkehrer nur minimal. Sie belief sich auf 493 673, soweit sie von den Bezirksämtern erfasst wurden, während bei der Zentrale noch 39 171 Zivilpersonen und 6198 entlassene Kriegsgefangene hinzukamen. ...


Donnerstag, den 11. Oktober 1945 (Nr. 31), Berliner Nachrichten, teilweise gekürzt

Stromkontingent im Oktober
Bei dem Haushaltsstromverbrauch im Oktober ist zu beachten, dass die festgesetzte Menge von täglich 500 Wattstunden nicht je Haushalt, sondern nur je Zähler zur Verfügung steht ... zuzüglich 50 Wattstunden für jede Person und 100 Wattstunden für jedes Kleinkind bis einschliesslich fünf Jahren ...

Im Winter: Geheizte S-Bahnzüge
Mit Beginn der kälteren Jahreszeit werden die S-Bahnzüge wieder elektrisch beheizt, teilt uns die Reichsbahndirektion Berlin mit. Die Heizung wird so reguliert sein, dass das Wageninnere ständig ausreichend erwärmt ist.

Das Gas wird rationiert
Schaufensterbeleuchtung und Heizung verboten
Auf Befehl der Alliierten Kommandantur der Stadt Berlin wird, wie der Oberbürgermeister der Stadt Berlin mitteilt, die Gaslieferung an die Haushaltungen sofort rationiert.
Der zulässige Höchstverbrauch richtet sich nach der Anzahl Personen, die in einer Wohnung wohnen und an einem Gasmesser angeschlossen sind; er beträgt monatlich: Für eine Person 10,7 cbm, zwei Personen 13,3 cbm, drei Personen 16 cbm usw. ...
Wer den zulässigen Höchstverbrauch überschreitet oder sich sonstiger Verstösse gegen diese Anordnung schuldig macht, wird zur Verantwortung gezogen und muss mit einer zeitweiligen oder dauernden Gasabsperrung rechnen.

„Schichtweiser“ Unterricht
Von den 213 Berliner Schulen, die für den Winterunterricht der 300 000 Schüler ausgewählt worden waren, konnten 84 durch eigene Leistungen bisher winterfest gemacht werden. Sie würden bei schichtweisem Unterricht für etwa 100 000 Schüler ausreichen. In den Schulen der Innen­bezirke kann in zwei bis drei Schichten unterrichtet werden, in den Aussenbezirken wegen der langen Schulwege zum Teil jedoch nicht.


Sonnabend, den 13. Oktober 1945 (Nr. 32)

Hochspannungsleitung nach Berlin wird repariert
Die Firma Siemens hat durch ihre Abteilung für Freileitungen eine neue Vorrichtung für die Verbindung von Hochspannungsseilen durchgebildet, mit der eine elektrisch und mechanisch gleich zuverlässige Kerbverbindung in einem Sechstel der früher notwendigen Zeit hergestellt werden kann. Die neue Vorrichtung wird gegenwärtig besonders beim Wiederherstellen der Stahl-Aluminiumseile von 280 Quadratmillimeter Querschnitt benutzt, die Berlin vom Westen her aus dem Kraftwerk Harpke mit Strom versorgen.


Sonnabend, den 13. Oktober 1945 (Nr. 32), Berliner Nachrichten

Evangelische Kirche verpflegt Heimkehrer
Die Innere Mission der evangelischen Kirche hat als neues Werk einen Dienst an Heimkehrern aufgenommen, der ständig wächst. Ihre Fürsorge reicht zur Zeit täglich in Berlin 10 000 zivilen und 3 700 kriegsgefangenen Heimkehrern zusätzliche Ernährung.
Die Mittel sind zumeist durch Spenden in den Gottesdiensten aufgebracht worden.


Dienstag, den 16. Oktober 1945 (Nr. 33), gekürzt

Briten evakuieren Berliner Kinder
50 000 kommen aufs Land
Die britischen Behörden haben beschlossen, eine grosse Zahl von Kindern aus dem britischen Sektor Berlins nach der britischen Zone von Deutschland zu evakuieren. ... Der gesamte Plan, den die Armee „Aktion Storch“ nennt, wird auf freiwilliger Basis durchgeführt. ...

In der Schule kein Religionsunterricht
Richtlinie in der Sowjetzone
Die Provinzialverwaltung Mark Brandenburg hat Richtlinien für den Religionsunterricht aufgestellt, die für alle Schulen verbindlich sind. Darin heisst es: Gemäss den Anweisungen der sowjetischen Administration ist die Erteilung des Religionsunterrichts nicht eine Angelegenheit der Schulen, sondern ausschliesslich Sache der Kirchen. ...
Der Religionsunterricht findet ausserhalb der eigentlichen Unterrichtszeit und unabhängig vom Lehrplan der Schule als eine rein kirchliche Veranstaltung statt. Eine Berücksichtigung des Religionsunterrichts kommt für die Schulzeugnisse nicht in Betracht. ...


Donnerstag, den 18. Oktober 1945 (Nr. 34), Berliner Nachrichten

Lichtenberger Lager für Rückgeführte
Ueber 95 000 Rückgeführte passierten innerhalb der letzten drei Wochen die Fürsorgestelle Lichtenberg. Die Mehrzahl wurde nach 24stündigem Aufenthalt in einem der acht Lager weiter­geleitet und zwar hauptsächlich nach Mecklenburg.

Holzschuhe für Heimkehrer-Kinder
In den Kellerräumen des Jugendamtes Pankow, das von der Berliner Strasse in die Hadlichstrasse übergesiedelt ist, wird in Kürze mit der Herstellung von Holzschuhen für Heimkehrer- und Waisenkinder begonnen.


Sonnabend, den 20. Oktober 1945 (Nr. 35), gekürzt

Versorgung durch öffentliche Verwaltung gelenkt
Massnahmen in der Sowjetzone
Die zentrale Festsetzung von Lebensmittelrationen und Einführung von drei Versorgungsgruppen gab der Chef der Deutschen Zentralverwaltung für Handel und Versorgung in der sowjetischen Besatzungszone, Dr. Buschmann, auf einer Pressekonferenz bekannt. ...
Unter Kontrolle der Wirtschaftsabteilungen der Sowjetischen Militär-Administration arbeiten in den Provinzen besondere Abteilungen und Ämter für Handel und Versorgung ...
Ab 1. November wird es in der russischen Besatzungszone zentral festgelegte Lebensmittelrationen geben. Sie sind in ihrer Höhe unterteilt nach den Städten Berlin, Dresden und Leipzig, nach einer weiteren Gruppe von Grosstädte und schliesslich nach der Gruppe Kleinstädte und Landgemeinden.
Die bisherige Kartengruppenaufteilung vom Schwerstarbeiter bis zum Normalverbraucher wird beibehalten. ...
Der inzwischen eingeleitete Interzonenverkehr wird auf dem Gebiet der Ernährungswirtschaft kaum eine wesentliche Entlastung bringen. ...
Das Bezugsscheinsystem im Warenverkehr mit Lebensmitteln und gewerblichen Verbrauchsgütern, die der öffentlichen Bewirtschaftung unterliegen, wird ab 1. November im Bereich der sowjetischen Besatzungszone durch ein Verfahren mit Lieferanweisungen ersetzt. Der Weg der bewirtschafteten Waren wird also künftig von oben nach unten gelenkt, wodurch man sich vor allem eine weit rationellere Ausnutzung der Verkehrsmittel verspricht.

Bahnzeit muss genau stimmen
Reichsbahn um Uhren bemüht.
Ohne genaue Uhren kann kein Fahrplan eingehalten werden.
Die Reichsbahndirektion Berlin hat deshalb alle Fernmeldemeistereien und Signalmeistereien beauftragt, die Uhren auf den Bahnsteigen und an den Stationsgebäuden wieder instandzusetzen. ...
Jeden Morgen findet im ganzen Direktionsbezirk Berlin ein „Uhrenvergleich“ statt, so dass auch der letzte Provinzbahnhof auf die Sekunde die genaue Zeit besitzt. ...
Früher diktierte eine astronomische Uhr im Fernmelderaum am Anhalter Bahnhof die genaue Zeit im ganzen Direktionsbezirk. Bei der Sprengung des Tunnels ist diese Uhr so weit zerstört worden, dass bis zu ihrer Wiederherstellung noch Monate vergehen.


Sonnabend, den 20. Oktober 1945 (Nr. 35), Berliner Nachrichten

Hertie-Warenhäuser bis auf zwei geöffnet
Bis auf zwei Stellen hat die Firma Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH ihre sämtlichen Berliner Geschäfte wieder eröffnet. Das grosse Warenhaus am Alexanderplatz und einige der anderen Häuser sollen weiter ausgebaut werden. Es können gegenwärtig nur kleinere Gebrauchs­gegenstände des täglichen Lebens verkauft werden. Die starke Nachfrage nach Wirtschafts- und Haushaltsartikeln kann aus Transportgründen zur Zeit noch nicht befriedigt werden.


Donnerstag, den 25. Oktober 1945 (Nr. 37), gekürzt

Fleckfieber im Winter
Gesundheitsdienst bereit
Infolge des Krieges und seiner Auswirkungen haben sich die Läuse stark vermehrt. Im bevorstehenden Winter sind ihre Lebensbedingungen besonders günstig. Die Fleckfiebergefahr ist daher besonders gross ...
Zur Bekämpfung etwaiger Fleckfieberepidemien hat die Abteilung für Gesundheitsdienst beim Magistrat der Stadt Berlin im Einklang mit einem Befehl der Alliierten Kommandantur die notwendigen Anordnungen und Vorbereitungen getroffen. ...
Jeder einzelne hat aber die Pflicht, dem Fleckfieber durch peinliche Sauberhaltung von Körper und Kleidung vorzubeugen.


Donnerstag, den 25. Oktober 1945 (Nr. 37), Berliner Nachrichten

Hotelneubau am Alex
Die Abteilung für Bau- und Wohnungswesen beim Magistrat Berlin hat jetzt eine Genehmigung zu der Neuerrichtung eines Hotels mit 50 Zimmern und etwa 90 Betten in der Nähe des Bahnhofs Alexanderplatz erteilt. Dort besteht in weitester Umgebung kein Herbergsbetrieb mehr.


Sonnabend, den 27. Oktober 1945 (Nr. 38), teilweise gekürzt

Die Hilfsaktion der Heilsarmee
Warme Suppe am Bahnhof
Seit kurzem verteilen uniformierte Mitglieder der Heilsarmee am Stettiner Bahnhof warme Suppe, Brot und heissen Kaffee an Heimkehrer und Ausgewiesene. Einige hundert Portionen werden täglich ausgegeben, die sich die Mitglieder dieser Wohlfahrtsorganisation von ihren Rationen absparen. ...
Die Heilsarmee möchte diese Aktion aber weiter ausbauen und auch auf andere Bahnhöfe ausdehnen. Sie erbittet hierfür Lebensmittelspenden, wie Brot, Kaffee-Ersatz, Nährmittel, Suppenzutaten, Kartoffeln - auch in Marken. Dringend werden auch Kleidungsstücke benötigt.

Wald-Enteignung in der Mark
Im Zuge der Bodenreform wurden in der Mark Brandenburg insgesamt rund 220 000 ha Wald­flächen enteignet. Davon werden rund 150 000 ha den Siedlern übergeben, während die Gemeinden ein Drittel der Waldbestände erhalten.

Briten übergeben erste Verlagslizenz
Kulturelle Schranken sollen niedergerissen werden
In einer feierlichen Zeremonie wurde gestern im Hause der Berlin Information Control Unit in Charlottenburg die erste Verlagslizenz verliehen. Sie wurde durch die Britische Militärbehörde Herrn Peter Suhrkamp für den Suhrkamp-Verlag, vormals S. Fischer, Genthiner Str. 13, übergeben.
...

Sonnabend, den 27. Oktober 1945 (Nr. 38), gekürzt

Sportpalast wieder Wettkampfstätte
Umfassende Vorbereitungen im Gange
... Früher besass Berlin zwei Kunsteisbahnen. Eine am Rande des Friedrichshains, die andere im Sportpalast in der Potsdamer Strass. Aber beide haben den Krieg gespürt. ...
Im Friedrichshain weist die Röhrenanlage so schwere Schäden auf, dass sie vorläufig nicht instandgesetzt werden kann. Die Anlage ist nur noch als Spritzeisbahn zu verwenden.
Weit günstiger sieht es mit dem Sportpalast aus. Das Röhrensystem und die Ammoniakmaschine sind noch in Ordnung. Es fehlt nur an Treibriemen. Die Eisfläche könnte also hergerichtet werden.
Die Zuschauer müssten sich allerdings mit dem Aufenthalt im Freien begnügen, wenn nicht der Plan, ein Zirkuszelt über die Anlage zu spannen, Wirklichkeit werden sollte. ...

Abschluss der Radrennzeit
Meisterschaft der Jugendfahrer
Für die Radrennfahrer geht die Wettkampfzeit jetzt zu Ende. Sonntag für Sonntag mit stetem Wechsel zwischen Bahn und Strasse haben sie im Kampf gestanden.
Nun tritt nach dem Rundstreckenrennen, das morgen in Weissensee ausgetragen wird, Ruhe ein.
40x1000 Meter
Noch einmal versammelt sich bis auf Bresching und Matysiak die Elite der Strassenfahrer. ...
Über 40 Runden zu je 1000 Meter geht das Hauptrennen, das 30 Unterschriften gefunden hat. ...
Die sorgfältig ausgewählte Strecke auf glatten Strassen führt von der Pistoriusstrasse über den Pistoriusplatz, Charlottenburger und Parkstrasse zum Start zurück. Beginn 14 Uhr.


Sonnabend, den 27. Oktober 1945 (Nr. 38), Berliner Nachrichten, gekürzt

Neue Marktordnung für das Tauschen
Preise vom 1. April 1945
Auf Befehl der Alliierten Militärkommandantur werden in der Woche vom 29. Oktober bis 3. November sechs weitere amtliche Tauschmärkte in Berlin eröffnet, und zwar in Pankow, Lichten­berg, Köpenick, Wedding, Wilmersdorf und Schöneberg. Mit dem bereits Anfang September in der Brunnenstrasse eröffneten Markt sind dann sieben amtliche Tauschmärkte in Berlin vorhanden. ... Da wiederholt neue Waren getauscht und verkauft worden waren, schreibt sie [die neue Markt­ordnung] ausdrücklich vor, dass nur Altwaren aus Privatbesitz zugelassen sind. ...
Um Preisüberforderungen zu unterbinden, wird bestimmt, dass niemand einen Preis fordern darf, der den normalen Neuwert vom 1. April überschreitet. ... Auch Fahrräder
... Für den Tausch oder Verkauf von Fahrrädern muss ein hierfür besonders abgeteilter Platz des Marktes benutzt werden. Wie bisher dürfen die Märkte nur von Zivilpersonen gegen 1,- Mark Eintrittsgebühr besucht werden.


Dienstag, den 30. Oktober 1945 (Nr. 39)

Bayern ohne Bier
Brauverbot erlassen
In Bayern wird es vorläufig kein Bier geben. Die Herstellung von Bier wurde auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung eingestellt, da zur Sicherstellung der Brotversorgung dem Brotmehl Gerste beigemengt werden soll.
Durch die Beendigung des Brauens werden 40 000 t Gerste für die Ernährung frei.
Eine baldige Aufhebung oder Milderung des Brauverbots wird angestrebt.

Die Volksgaststätten eröffnen
Die Volksgaststätten-Gesellschaft wird a 1. November ihre Tätigkeit aufnehmen, wie die Abteilung Ernährung des Magistrats mitteilt.
Die Gesellschaft hat die Absicht, möglichst vielen Berlinern bei geringer Markenabgabe ein Essen zum Preise von 0,60 und 0,70 Mark zu liefern. Es werden zunächst mit etwa 30 grossen Gaststätten und Restaurants Bereitschaftsverträge geschlossen. ...
Diese Gaststätten haben sich bereit erklärt, das Essen zu den festgesetzten Preisen und Markenbedingungen abzugeben. Sie unterwerfen sich einer laufenden Kontrolle. ...
Ebenso ist vorgesehen, dass die Kantinen und Werkküchen , die heute nur zu einem Teil ausgenutzt sind, für die Bevölkerung ein billiges Volksgericht kochen. Auch sie sollen regelmässig mit Lebensmitteln beliefert werden.

Viehzählung in der Sowjetzone
Stichtag 3. Dezember
Auf Anordnung der Land- und Forstwirtschaftlichen Zentralverwaltung für das sowjetisch besetzte Gebiet findet am 3. Dezember 1945 eine Viehzählung statt, die volkswirtschaftlichen Zwecken dient und eine Massnahme zur Planung der Ernährung ist. Die Zählung erstreckt sich auf Pferde, andere Einhufer, Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Hühner, Bienen und Kaninchen. Gezählt wird in allen Gemeinden, auch in den Grossstädten.


Dienstag, den 30. Oktober 1945 (Nr. 39), Berliner Nachrichten

Motorboote von Erkner nach Friedrichshagen
Wie die Gemeindeverwaltung Erkner mitteilt, besteht eine Motorbootverbindung zwischen Erkner-Warmbad, Hessenwinkel, Rahnsdorf und Friedrichshagen-Spreetunnel. Dadurch wird der Anschluss an die Strassenbahnlinie 87 in Friedrichshagen hergestellt. Das Motorboot verkehrt ab Friedrichshagen um 8.45, 11.15, 16.30 und 19 Uhr, ab Erkner 7.30, 10, 15 und 17.30 Uhr.
Ausserdem wird jeden Freitag um 8 Uhr ein Schiff von Erkner nach dem Osthafen (Oberbaumbrücke) abgehen. Es dient in erster Linie dem Frachtverkehr nach Rahnsdorf und Hessenwinkel. Abfahrt vom Osthafen um 15 Uhr.

Schuljugendgottesdienste am Reformationsfest
Am Reformationsfest, 31. Oktober, werden in allen Berliner Kirchen um 10.30 Uhr Gottesdienste abgehalten. Nach Mitteilung des Hauptschulamtes schliessen die Schulen an diesem Tage um 10 Uhr. Die evangelischen Schüler gehen dann geschlossen zu diesen gottesdienstlichen Veranstaltungen. Es ist seit einigen Jahren das erstemal, dass die Jugend wieder in dieser Form am Reformationsfest Anteil nimmt.

Schulfrei für katholische Kinder
Nach Vereinbarung mit dem Hauptschulamt ist an Allerheiligen (1. November) für die katholischen Kinder zum Besuch der Gottesdienstveranstaltungen schulfrei. Allerseelen (2. November) können die katholischen Kinder der ersten Unterrichtsstunde fernbleiben, um am Gedächtnisgottesdienst für die Toten teilzunehmen.

Konzert der Heilsarmee
Anlässlich des 50jährigen Bestehens der Station 5 der Heilsarmee wurde in der Samariterkirche ein geistliches Konzert veranstaltet. Eine britische Heilsarmee-Kapelle wirkte mit. Der Bevoll­mächtigte der britischen Heilsarmee, Commissioner Barett, wohnte der Feier bei.


Donnerstag, den 1. November 1945 (Nr. 40), Berliner Spiegel, gekürzt

Royal Airforce über Berlin ...
Die schnellen R. A. F. Flugzeuge, die jetzt täglich in enger Formation über Berlin kreisen, sind Tempest Jagdbomber der 174. Squadron, der ersten vollständigen R. A. F. Squadron, die in Gatow stationiert ist. Diese Squadron erfocht ihren Ruhm in der ganzen Welt - mit Ausnahme des Fernen Ostens - unter der Nummer 274. Squadron Leader D. C. Usher, ihr jetziger Kommandeur, ist Nordafrika-Veteran. ...


Donnerstag, den 1. November 1945 (Nr. 40), Berliner Nachrichten

Am 4. November: S-Bahn nach Alexanderplatz
Die zum 1. November von der Reichsbahn beabsichtigte Weiterführung der Stadtbahn über Bahnhof Friedrichstraße hinaus bis zum Alexanderplatz wird infolge technischer Schwierigkeiten erst am 4. November durchgeführt werden können.


Sonnabend, den 3. November 1945 (Nr. 41)

Befehl für Mark Brandenburg
Alle Deutschen, die seit Kriegsbeginn, dem 2.9.1939 aus den jetzigen Zonen der übrigen Alliierten in die jetzige russisch besetzte Zone übergesiedelt sind, haben die russisch besetzte Zone bis spätestens 5.11.1945 zu verlassen.
Diese Anordnung erliess jetzt auf Befehl des sowjetrussischen Bezirkskommandanten der Oberlandrat für den Verwaltungsbezirk Brandenburg, der die Stadtbezirke Brandenburg, Rathenow und Wittenberge sowie die Landkreise Westprignitz, Ostprignitz, Ruppin, Westhavelland und Zauch-Belzig umfasst. ...
Die betroffenen Personen haben sich an bestimmten Sammelpunkten einzufinden.
Weiterhin wird mitgeteilt, dass auch alle anderen Deutschen, die den Wunsch haben, die russisch besetzte Zone zu verlassen, die Genehmigung zur Übersiedlung in die Zone der alliierten Besatzungsmächte erhalten.
An Gepäck kann von jedem Ausreisenden nur soviel mitgenommen werden, wie er selbst tragen kann.


Donnerstag, den 8. November 1945 (Nr. 43), Berliner Nachrichten, gekürzt

Flaggen am Jahrestag der Oktoberrevolution
Aus Anlass des 28. Jahrestages der russischen Oktoberrevolution hatte der Magistrat sein Dienstgebäude mit Fahnen und Spruchbändern geschmückt. Die Bänder trugen die Parole „Immer Frieden und Freundschaft mit der Sowjetunion.“ Öffentliche Gebäude und Privathäuser in Berlin zeigten sich im Schmuck von Fahnen. ...

Das Berliner Verkehrswesen
87 der bestehenden 101 U-Bahnstationen stehen zur Zeit dem Verkehr offen. Für die fahrplanmässigen 44 Züge sind 240 Wagen eingesetzt. Im ganzen befinden sich 613 Wagen in betriebsfähigem Zustand. Wöchentlich werden etwa 5¼ Millionen Fahrgäste befördert.
Über 1000 Strassenbahnwagen sind betriebsfähig. Davon sind zur Zeit 650 auf 32 Linien eingesetzt. Ihr Fahrbereich umfasst 172 Kilometer. 8 820 000 Fahrgäste werden durchschnittlich pro Woche befördert.
Die Erweiterung des Strassen- und U-Bahnverkehrs hängt von der Produktionskapazität der Kraftwerke ab.
Von dem Vorkriegswagenpark von 680 Autobussen sind 345 übriggeblieben. Von diesen sind nur 40 betriebsfähig. Sie sind auf 12 Linien eingesetzt, die 88 Kilometer umfassen. Wöchentlich werden ungefähr 550 000 Passagiere befördert.

Geringer Rückgang von Typhus
Seit Mitte Oktober weniger Erkrankungen
Seit Mitte Oktober ist infolge der intensiven Abwehrmassnahmen ein Zurückgehen der Typhuserkrankungen festzustellen, wie wir vom Hauptgesundheitsamt im Magistrat erfahren.
Verglichen mit dem Jahre 1939, in dem es bei einer Einwohnerzahl von vier Millionen im Monat August die Höchstzahl von 26 Erkrankungen und zwei Sterbefällen gab, zählt die Statistik im August 1945 insgesamt 2254 Erkrankungen und 219 Sterbefälle durch Typhus. ...
Im September war die Zahl der Erkrankungen an Typhus noch höher, und zwar 3517, von denen 377 tödlich verliefen. Für den ganzen Monat Oktober beträgt die Zahl der Erkrankungen nur noch 3272 und 374 Sterbefälle. ...
Abgesehen von einer Ruhr-Epidemie im Sommer zeigten sonst die Kranken- und Sterbefälle durch Infektionskrankheiten eine nur unerhebliche Erhöhung gegenüber dem Vorjahr.


Sonnabend, den 10. November 1945 (Nr. 44), gekürzt

Aus England kehren Fachleute zurück
Kriegsgefangene werden ausgetauscht
Die Briten haben eine Aktion eingeleitet mit dem Ziel, deutsche technische und berufliche Fachleute, die sich in britischen Gefangenenlagern in England befinden, in die britische Zone Deutschlands zurückzuführen. ...
Da diese Rückkehrer einen Teil der „Reparationsarbeiter“ bilden, sollen andere Gefangene aus Deutschland nach England gebracht werden, um sie Zug um Zug zu ersetzen.

Die Fluktuation der Deutschen
380 000 wechselten in die britische Zone
Etwa 380 000 Personen sind in den letzten Monaten aus der russischen in die britische Zone gekommen. ... 25 Prozent dieser Leute, sagte der Minister, seinen Flüchtlinge. Bei den übrigen handelt es sich um Personen, die früher evakuiert wurden und nun zurückkehren. ...


Dienstag, den 13. November 1945 (Nr. 45)

Einheitliche deutsche Uhrzeit
Berlin muss Uhren zurückstellen
Eine einheitliche Uhrzeit wird wieder für ganz Deutschland eingeführt. Es ist die Mitteleuropäische Zeit. Hierzu hat der Alliierte Kontrollrat beschlossen:
  1. Eine einheitliche Uhrzeit wird für ganz Deutschland wieder eingeführt werden. ...
  2. Ganz Deutschland wird am 18. November, nachts 2 Uhr, zu der Zeit „A“, d. h. eine Stunde nach Greenwich-Normalzeit zurückkehren. ...
  3. Die Zeit „A“ wird bis April 1946 beibehalten werden. Zu gegebenem Termin, vor dem 1.4.1946, wird die Einführung einer allgemeinen Sommerzeit für ganz Deutschland in Erwägung gezogen werden. Alle Uhren werden dann während des Monats April 1946 eine Stunde vorgestellt und zum nächsten Oktober wieder auf die Mitteleuropäische Zeit „A“ zurückgestellt.
In Berlin 1 Stunde zurückstellen
Die Rückkehr zur Mitteleuropäischen Zeit bringt in der britischen Zone keine Änderung mehr mit sich. Dagegen müssen die Uhren in Berlin und in der russischen Zone am 18. Oktober eine Stunde zurückgestellt werden.


Dienstag, den 13. November 1945 (Nr. 45), Berliner Nachrichten

Es gibt Keks auf Brotmarken
Alle Berliner werden in den nächsten Tagen Keks aus amerikanischen Lieferungen erhalten, erfahren wir vom Ernährungsamt. Lebensmittelgeschäfte und Bäckereien werden gegen 500 g Brotmarken 500 g Keks abgeben. Für jede Person werden zunächst 500 g verteilt.

Drei Millionen Liter Spirituosen
Zur Abgabe an die gesamte Bevölkerung über 18 Jahre sollen nach einer Anordnung der Sowjetischen Militäradministration Karlshorst drei Millionen Liter Spirituosen im vierten Quartal hergestellt werden.
Der Verkauf des Trinkbrandweins wird im freien Handel, also nicht auf Karten erfolgen. Für eine gerechte Verteilung sind Kundenlisten vorgesehen.
Der Preis für eine Flasche Trinkbranntwein wird zwischen 35 RM und 45 RM liegen. Jeder Berliner solle eine Flasche erhalten. Die Verteilung soll am Montag beginnen.
Das gesamte Steueraufkommen aus dieser Aktion, erfahren wir von der Abteilung Handel und Handwerk, wird der deutschen Finanzverwaltung von den Russen zur Verfügung gestellt und soll für den Wiederaufbau verwendet werden.

Russisches Ehrenmal eingeweiht
Am Sonntagmittag nahm Marschall Shukow die Einweihung des russischen Ehrenmals für die im Kriege gefallenen Soldaten der Roten Armee an der Charlottenburger Chaussee vor.
Anwesend waren hohe Offiziere und Ehrenkompanien aller Besatzungsmächte. Generalmajor R. H. Dewing führte die britische Delegation. Sie legte Kränze nieder mit der Inschrift: „Für die ruhmreichen und unvergesslichen russischen Offiziere und Mannschaften, die in der Schlacht um Berlin als Helden ihr Leben gaben.“
Die britische Ehrenkompanie wurde von den Devons gestellt, die bei der Invasion in Sizilien, Italien und der Normandie eingesetzt waren.

Schulspeisung in allen Bezirken
Vom 18. November an werden die Neun- bis Vierzehnjährigen in allen Berliner Bezirken ihre Schulspeisung erhalten, erfahren wir vom Ernährungsamt. Das Amt stellt Lebensmittel für die Speisung zur Verfügung.


Donnerstag, den 15. November 1945 (Nr. 46), teilweise gekürzt

Kriegsgefangene in Heimatzone
Neue Grundlage für Austausch
Die Rückführung der deutschen Kriegsgefangenen in die Besatzungszone, in der sie beheimatet sind, ist durch einen Beschluss des Alliierten Koordinierungsausschusses einheitlich für alle vier Zonen neu geregelt worden. ...
Die Kriegsgefangenen werden in die Zone entlassen, die von dem Land besetzt ist, das die Betreffenden gefangenhielt. Sind die Kriegsgefangenen in dieser Zone nicht beheimatet, werden sie gegen Kameraden aus anderen Zonen ausgetauscht, die in der gleichen Lage sind. ...

Unterricht für 90% aller Schüler
Die Arbeit des Berliner Magistrats
274 000 Schüler können nach den letzten Feststellungen in 4280 Klassenräumen bei zwei- bis dreischichtigen Betrieb in Berlin unterrichtet werden ...
Die Lehrpläne der Volks-, Mittel- und höheren Schulen sind fertiggestellt. Ihre Ausarbeitung erfolgte unter Berücksichtigung des am 8. Juni gefassten Magistratsbeschlusses, dass Religion kein Schulfach sein solle.
Mit dieser Entscheidung, so führte Stadtat Winzer aus, solle keine Stellungnahme gegen die Kirche bezogen werden, sondern es werde damit beabsichtigt, alle Streitigkeiten und Konflikt­möglichkeiten von der Schule fernzuhalten. ...

2246 Betriebe enteignet
Bodenreform in der Mark
In der Mark Brandenburg sind, wie die Provinzialverwaltung mitteilt, bis jetzt 2246 Betriebe enteignet worden. 62 552 Familien erhielten Land
Rund 90 Prozent dieser Betriebe wurden bereits aufgeteilt. Unter den 62 552 Familien, die Land erhielten, befinden sich 15 828 Landarme, 29 836 Landlose, Landarbeiter und Handwerker und 16 888 Umsiedler.


Donnerstag, den 15. November 1945 (Nr. 46), Berliner Nachrichten

Schicht-Unterricht eingeführt
In den Schulen des Bezirks Prenzlauer Berg werden zur Zeit insgesamt 23 839 Schüler (davon 19 089 Volksschüler) von 264 Lehrern und 131 Hilfskräften unterrichtet, wie wir vom Bezirksamt erfahren. In dieser Zahl sind 3198 Lehranfänger einbegriffen. Schicht-Unterricht ermöglicht die Betreuung aller Schüler. Die Aufräumungsarbeiten in den Schulen werden von den Lehrern und der Elternschaft fortgesetzt.


Sonnabend, den 17. November 1945 (Nr. 47), gekürzt

Geschlechtskrankheiten rapide gestiegen
Sulfonamide im Schwarzhandel
Die Kurve der Geschlechtskrankheiten ist während des ganzen Krieges, aber besonders rapide während der vergangenen sechs Monate angestiegen, wie der Generaldezernent im Haupt­gesundheitsamt, Dr. Schäfer, feststellt. ... ...
Im ganzen ist jedoch die Ausbreitung dieser Krankheit sehr uneinheitlich. Während in manchen Gebieten, z. B. in Thüringen, fast überhaupt keine Erkrankungen festgestellt wurden, gibt es in einzelnen Teilen von Brandenburg und Mecklenburg bis zu 10 v. H. Geschlechtskranke.


Sonnabend, den 17. November 1945 (Nr. 47), Berliner Nachrichten

Mehr Laternen in Funktion
Verkehrssichere Beleuchtung
Trotz der Notwendigkeit, an Strom zu sparen, soll Berlin eine einigermaßen verkehrssichere Beleuchtung erhalten. Die BEWAG hat daher die Hauptverkehrsstraßen, Kreuzungen und großen Plätze wieder beleuchtet. ...

Jedes Kind ist sozialversichert
Bis Ende März 1946 ist jedes Kind in Berlin automatisch sozialversichert, wie Dr. Schellenberg in einer Pressebesprechung der Landesversicherungsanstalt Berlin mitteilte. Das bedeutet, dass jede Mutter sich von der jeweiligen bezirklichen Verwaltungsstelle einen Krankenschein für ihr Kind holen kann, gleichgültig, ob ein Elternteil Sozialbeiträge zahlt oder nicht.
Diese Massnahme hat die Versicherungsanstalt im Hinblick auf die Gefahren des Winters für die Jugend vorläufig bis Ende März beschlossen.
Die Kinder, auch solche von nicht in Berlin ansässigen Umsiedlern, gelangen gleichzeitig in den Genuss aller für Familienversicherte vorgesehenen Leistungen der Sozialversicherung.

Die Kriegsbeschädigten erhalten Renten
Die Kriegsbeschädigten sind durch Magistratsbeschluss in die gesundheitliche Fürsorge, einschließlich orthopädischer Versorgung, der Landesversicherungsanstalt einbezogen worden. Soweit sie arbeitsunfähig und mittellos sind und nicht Mitglieder der NSDAP oder ihrer Gliederungen waren, wird ihnen Rente bis zur Höchstgrenze von 200,- RM gezahlt, und zwar ab 1. Dezember 1945.


Dienstag, den 20. November 1945 (Nr. 48), Berliner Nachrichten

U-Bahnverkehr von Ruhleben bis Pankow
Seit letztem Sonntag verkehren wieder die U-Bahnzüge von Ruhleben nach Pankow. Mit der Schliessung der Verkehrslücke zwischen Gleisdreieck und Potsdamer Platz ist der Westen Berlins wieder an die Stadtmitte und an die nördlichen und östlichen Vororte angeschlossen.


Donnerstag, den 22. November 1945 (Nr. 49), Berliner Nachrichten

S-Bahn-Verkehr wird erweitert
Der S-Bahn-Verkehr zwischen Ostkreuz und Treptower Park ist mit einer Zugfolge von 20 Minuten aufgenommen worden. Die Strecke Wedding-Treptower Park ist wieder ohne Umsteigen befahrbar.
Heute beginnt der 30-Minuten-Verkehr der S-Bahn nach Oranienburg, Tegel, Bernau und Lichterfelde-Süd.


Donnerstag, den 22. November 1945 (Nr. 49), gekürzt

Die Waschküche von Gross-Berlin
300 Wäschereien in Köpenick
Köpenick hat sich seit langem den Ruf erarbeitet, die Waschküche Berlins zu sein. Bei der Gewerbe-Abteilung des Köpenicker Bezirksamtes sind heute nahezu 300 Wäscherei- und Plätterei­betriebe registriert, zu denen noch 16 von der Industrie-Abteilung erfasste Grossbetriebe kommen.
Die meisten dieser Unternehmen sind bald nach Kriegsende wieder in Gang gesetzt worden ...
Die Stadt an Spree und Dahme kann jedoch nicht alle Wünsche erfüllen. Die beiden größten Betriebe, nämlich die W. Spindler AG. in Spindlersfeld und das ebenfalls mehr als 100 Jahre bestehende Landrock-Unternehmen, fallen einstweilen als Wäscher aus.
Köpenick ist überdies bis heute ohne Gas und unterliegt bei Stromverbrauch den gleichen Beschränkungen wie jeder andere Berliner Bezirk - beides hat Rückwirkungen auch auf die Plätterei.
Erschwerend wirkt, dass der Fuhrpark der Köpenicker Wäschereien sehr zusammengeschrumpft ist. Verwendung von Pferdewagen und Handwagen ist deshalb notwendig. Vom Privathaushalt wird in der Regel die Selbstanlieferung verlangt. ...
Eine erfreuliche Mangel-Ausnahme bildet die Versorgung mit Waschmitteln. Köpenick bedarf - von einem Engpass an Soda abgesehen - keiner Waschmittelzulieferungen durch seine Kunden.
Spindler und Landrock waschen noch nicht, aber sie reinigen bereits. „Landrock reinigt wieder“ leuchtet es schon weithin sichtbar von den Köpenicker Anschlagsäulen. Auch Spindler hat die chemische Reinigung wiederaufgenommen. Die Färberei ist auch in Gang.


Sonnabend, den 24. November 1945 (Nr. 50)

Achtung 20 mph
Geschwindigkeit in der Stadt
„Slow 20 mph“ - „Langsam 20 Stundenmeilen“. Diese Strassenschilder werden noch häufig übersehen. Bemerkt die amerikanische Militärpolizei einen dieser Geschwindigkeitssünder, so wird er höflich aufgefordert, dem Jeep der Amerikaner nach dem Hauptquartier der Militärpolizei, Askaniahaus, Kaiserallee zu folgen.
Dort wird der Wagen sichergestellt, ein Protokoll aufgenommen und dem allzu Eiligen mitgeteilt, dass er sich vor einem Schnellgericht zu verantworten hat. Dann wird der Fahrer der Polizei übergeben.
Bringt die Dienststelle, der der Wagen gehört, eine Dringlichkeitsbescheinigung bei, wird das Fahrzeug gegen Quittung anstandslos ausgehändigt. 20 Meilen entsprechen 32,18 Kilometer.


Sonnabend, den 24. November 1945 (Nr. 50), Berliner Nachrichten

Potsdamer Brücke am Montag fertig
Mit Unterstützung der britischen Militärverwaltung ist die durch die Verteidigung der Stadt Berlin zerstörte Notbrücke über den Landwehrkanal im Zuge der Potsdamer Straße wiederhergestellt worden. Sie wird am Montag dem Verkehr übergeben, wie das Brückenbauamt der Stadt Berlin mitteilt.


Donnerstag, den 29. November 1945 (Nr. 52), gekürzt

Weihnachtsmarkt im Lustgarten
Eröffnung am 9. Dezember
Die Berliner, Kinder und Erwachsene, können sich schon auf den 9. Dezember freuen: An diesem Tage wird der grosse Weihnachtsmarkt am Lustgarten eröffnet!
Die Genehmigung ist erteilt, die Stromversorgung gesichert. Im Fachamt Ambulanter Handel wurde uns mitgeteilt, dass eine Liliputzirkus da sein wird, Karussells natürlich auch und noch andere aufregende „Fahr“-Gelegenheiten. Viele Schausteller werden mit lustigen Darbietungen und Spässen die Kinder erfreuen, denn vor allem für sie wird dieser Weihnachtsmarkt geschaffen. ...

Plan der Rückführung ausgearbeitet
Umsiedlung in sieben Monaten
Der Plan für die geordnete und humane Rückführung der deutschen Bevölkerung aus Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und Österreich, die in Potsdam vorgesehen wurde, ist jetzt vom Alliierten Kontrollrat ausgearbeitet und angenommen worden. Dir Rückführung soll schubweise erfolgen, um Härten soweit wie möglich zu mildern, wie der Kanzler des Herzogtums Lancaster, John Hynd, im Unterhaus berichtete. ...
Hynd teilte mit, dass in den nächsten drei Monaten 20 Prozent der 6½Millionen, die ausgewiesen werden, zurückgeführt werden sollen. Die Aktion werde über sieben Monate beanspruchen und von den Witterungs- sowie den Transportverhältnissen abhängen. Die Rückführungen werden für einige Zeit unterbrochen, falls die Witterung es erforderlich macht. ...
Die russischen und britischen Lager liegen, wie Hyndt abschließend ausführte, dicht beieinander in dem Grenzgebiet der beiden Zonen. Die Lager in der britischen Zone werden von Deutschen unter britischer Aufsicht verwaltet. Die Rückgeführten sollten dort verpflegt und untersucht werden. Dann ginge der Transport in geschlossenen Eisenbahnwagen weiter, die, sofern Brennstoff verfügbar ist, geheizt werden sollen. Auf der Reise werde für Verpflegung gesorgt. Lebensmittel­karten werden für den Bezirk ausgegeben, der die Rückgeführten aufnimmt.


Donnerstag, den 29. November 1945 (Nr. 52), Berliner Nachrichten

Registrierung der Kinder für die Weihnachtsbescherung
Alle Kinder im Alter von 1 bis 14 Jahren, die zu Weihnachten beschenkt werden wollen, sollten bis 10. Dezember von den Eltern bei den zuständigen Polizeirevieren zur Registrierung angemeldet werden, teilt das Bezirksamt Tiergarten mit.

100mal „Der Morgen“
„Der Morgen“, die Tageszeitung der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands, erschien gestern zum 100. Male. Aus diesem Anlass wurde ein Empfang gegeben.


Dienstag, den 4. Dezember 1945 (Nr. 54), teilweise gekürzt

Papst bittet um Aufschub von Hinrichtungen
Der Papst hat den italienischen Aussenminister gebeten, die Vollstreckung der Todesurteile gegen politische Verbrecher aufzuschieben, bis sich die politischen Leidenschaften der Übergangsperiode gelegt haben, berichtet der Vatikansender.

Fahrpreisermäßigung für Kleingärtner
Die Reichsbahndirektion teilt mit:
Die Jahresbescheinigungen zur Erlangung der Fahrpreisermäßigung für Kleingärtner für das Kalenderjahr 1945 behalten ihre Gültigkeit bis zum 31. Januar 1946. ...
Es wird nochmals darauf hingewiesen, dass Fahrpreisermäßigungen für Kleingärtner nur bei Benutzung der Fernzüge, nicht innerhalb des Berliner S-Bahn-(Vorort)-Bereiches gewährt werden.


Donnerstag, den 6. Dezember 1945 (Nr. 55), gekürzt

Landwirtschaftliche Genossenschaften
Neuaufbau in der Mark
Die sowjetische Militärverwaltung hat die Wiederaufnahme der Tätigkeit aller Arten land­wirtschaftlicher Genossenschaften angeordnet ... Aufgabe der Genossenschaften ist die Kredit­gewährung an die Mitglieder, die Versorgung der Bauern mit Waren und vor allem mit künstlichen Düngemitteln, die Organisierung von Verarbeitung und Absatz der Produkte, die Organisierung von Leihanstalten für landwirtschaftliche Maschinen und von Deckstationen. ...


Donnerstag, den 6. Dezember 1945 (Nr. 55), Berliner Nachrichten, teilweise gekürzt

Weihnachtsmarkt mit heißen Würstchen
Bei der Eröffnung des Weihnachtsmarktes im Lustgarten wird von dem Sockel, der früher das Reiterstandbild Friedrich Wilhelms IV. trug, am Sonntag ein großer Lichterbaum herabstrahlen ....
Von den Schaustellern ist der Liliputzirkus Karl E. Gnidley mit 30 Wagen eingetroffen ... dann gibt es Bergbahnen und verschiedene Karussells, an vier Würfelbuden können die Berliner ihr Glück versuchen.
Vor allem aber: Es wird heiße Würstchen geben und vielleicht auch Kartoffelpuffer. ...

Reisemarken für die sowjetische Zone
Wie wir von der Zentralverwaltung für Handel und Versorgung in der sowjetischen Besatzungszone erfahren, werden Reisemarken eingeführt, die in der gesamten sowjetischen Zone gelten. Die Marken werden nicht allgemein, sondern nur in eigeschränkter Form ausgegeben und zwar nur für polizeilich erlaubte Reisen.


Donnerstag, den 13. Dezember 1945 (Nr. 58)

Andere Hörzeichen im Fernsprechverkehr
Auf Anordnung der Alliierten Kommandantur werden, wie der Magistrat bekanntgibt, in der Nacht zum 16. Dezember die Hörzeichen im Berliner Fernsprechverkehr den in anderen Ländern gebräuchlichen Zeichen angeglichen.
Beim Abnehmen des Hörers ertönt künftig als Aufforderung zum Wählen ein dauernder tiefer Summerton. Ist eine Leitung besetzt, ertönen in schneller Folge kurze, hohe Summertöne.


Sonnabend, den 13. Dezember 1945 (Nr. 59), gekürzt

Sonderregelung für HJ und BDM
Beschluss in der Mark
Das Präsidium der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg hat den Beschluss gefasst, den ehemaligen Mitgliedern der Hitlerjugend und des Jungvolkes, des Bundes Deutscher Mädel und des Jungmädelbundes die Aufnahme in die demokratische Gemeinschaft des Volkes nicht zu verwehren. ...
Es ist deshalb untersagt, ihnen wegen ihrer Zugehörigkeit zu den genannten Verbänden irgend­welche Nachteile in tatsächlicher oder rechtlicher Beziehung zuzuführen. Insbesondere gilt dies bei Vergebung von Stellungen im öffentlichen oder privaten Dienst. ...


Sonnabend, den 13. Dezember 1945 (Nr. 59), Berliner Nachrichten, gekürzt

Eine Kerze für jeden Erwachsenen
Vom Verteilungsamt der Bezirkes Wilmersdorf wurde angeordnet, dass jeder Erwachsene eine Kerze erhalten soll. Mit dem Verkauf kann ab 17. Dezember begonnen werden. ...


Sonnabend, den 22. Dezember 1945 (Nr. 62), gekürzt

Feststellung über Gefallene
Anordnung in der Mark
Auf Grund einer Anordnung der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg werden, soweit noch nicht geschehen, in der Provinz die bei den letzten Kampfhandlungen gefallenen Angehörigen der Wehrmacht und des Volkssturms festgestellt. ...


Sonnabend, den 22. Dezember 1945 (Nr. 62), Berliner Nachrichten, teilweise gekürzt

Zwei Sonntage als Arbeitstage
Der Magistrat der Stadt Berlin ordnet mit Genehmigung der Alliierten Kommandantura an:
Sonntag, der 23. Dezember und Sonntag der 30. Dezember werden zu gewöhnlichen Arbeitstagen erklärt. Dagegen sind Montag, der 24. Dezember, und Montag, der 31. Dezember, arbeitsfreie Tage.

Weihnachtsverkehr wie werktags
Wie wir von der Reichsbahndirektion erfahren, verkehrt die S-Bahn in der Zeit vom 23. Dezember 1945 bis 1. Januar 1946 wie werktags.
Die BVG teilt uns mit, dass am 23. und am 30. Dezember auch bei der BVG der Fahrdienst wie an Werktagen durchgeführt wird.

Zigarettenversorgung gesichert
Es ist genügend Tabak herangeschafft worden, um die Rationen in gleicher Höhe wie bisher für die nächsten Zuteilungen zu sichern, wie wir von der Firma Garbaty erfahren. ...


Donnerstag, den 27. Dezember 1945 (Nr. 63), Berliner Nachrichten

5000 Köpenicker Kinder im Theater
5000 Kinder waren während der Weihnachtstage in den beiden größten Lichtspieltheatern Köpenicks zu Gast, um eine bunte weihnachtliche Bühnenschau zu sehen.
Am Eingang wurde jedem Kinde eine Tüte mit Zuckerzeug überreicht.


Sonnabend, den 29. Dezember 1945 (Nr. 64), teilweise gekürzt

Der neue Kardinal
Am Heiligabend ernannte der Papst den Bischof von Berlin, Dr. Konrad Graf von Preysing, den Erzbischof von Köln, Frings, und der Bischof von Münster, Graf Galen zu Kardinälen. Das Kardinalskollegium besteht jetzt aus 28 Italienern und 42 Angehörigen anderer Staaten.

Münzfernsprecher jetzt gelb und blau
Am 20. Dezember ist in Schöneberg ... ein öffentlicher Münzfernsprecher in einem gelb blau gestrichenen Fernsprechhäuschen dem Verkehr übergeben worden. Weitere öffentliche Münz­fernsprecher dieser Art folgen in nächster Zeit, erfahren wir vom Magistrat.
Die Fernsprechhäuschen mit dem bisherigen rot-weissen Anstrich werden nach und nach abgebrochen und können für Gespräche nicht benutzt werden.