Mehrow und Umgebung in der „Allgemeinen Zeitung“ von 1945 (1. Jahrgang)
gefunden im „Zentrum für Berlin-Studien“ der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB)




Kopf der „Allgemeinen Zeitung“ ab 8.8.1945 (1. Jahrgang / Nummer 1)

Allgemeine Zeitung,
Herausgegeben von der Amerikanischen Armee
Erschienen in Berlin vom 8.8.1945 bis mindestens 11.11.1945
Preis 20 Pfennig


Mittwoch, den 8. August 1945 (Nr. 1), Titelseite, gekürzt

Atombombe gegen Japan
Eine Bombe entspricht der Bombenlast von 2000 Superfestungen ...


Mittwoch, den 8. August 1945 (Nr. 1), Titelseite, gekürzt

Zum Geleit
Der Oberkommandierende der amerikanischen Besetzungszone Berlins, Generalmajor Parks, begrüßt das erstmalige Erscheinen der „Allgemeinen Zeitung“ mit dem nachfolgenden Grußwort:
Als kommandierender General der amerikanischen Besetzungszone Berlins begrüße ich es, daß die amerikanische Zone in der „Allgemeinen Zeitung“ ihr erstes Blatt in deutscher Sprache erhält. Dieser Zeitung fällt die wichtige Aufgabe zu, den Bekanntmachungen, Verlautbarungen und Anregungen der Militärregierung weitestgehende Verbreitung unter den Einwohnern Berlins zu sichern und auf diese Weise das Wiederaufbauwerk in der Stadt zu fördern und zu erleichtern. ...


Sonntag, den 12. August 1945 (Nr. 3), Rund um Berlin

Reinickendorf und Wedding werden französische Zone
Die französische Besetzungszone Berlins wird die Stadtbezirke Reinickendorf und Wedding umfassen, die bisher zur britischen Zone gehörten. Die französischen Truppen werden ihre Besetzungszone heute übernehmen.

Großlautsprecher in ganz Berlin
Noch im Laufe diesen Monats sollen auf den 200 belebtesten Plätzen Berlins Großlautsprecher­anlagen angebracht werden. Diese Lautsprecher werden jedem alliierten Ortskommandanten sowie den Bezirksbürgermeistern und dem Oberbürgermeister zur Verfügung stehen.

Kennzeichnung von Autos
Wie Radio Berlin gestern abend meldete, gibt der Polizeipräsident bekannt: Die bis zum 15.8.1945 angeordnete Kennzeichnung der Kraftfahrzeuge mit GP-Zeichen, bei denen die vorderen Kotflügel und die Motorhaube mit gelbem Anstrich sowie die Rückseite der Karosserie mit einem Ring im gleichen Farbton, Durchmesser 18 cm, versehen werden sollte, hat bis auf weiteres zu unterbleiben.


Mittwoch, den 15. August 1945 (Nr. 4), Titelseite, gekürzt

Der zweite Weltkrieg ist zu Ende
Präsident Truman und Ministerpräsident Attlee verkünden Japans endgültige Kapitulation ...


Sonntag, den 19. August 1945 (Nr. 6), gekürzt

Die Enklave Bremen
Die Enklave Bremen ist jener Teil der amerikanischen Besetzungszone, die der übrigen amerikanischen Besetzungszone im Süden Deutschlands, nämlich Bayern und Teilen von Hessen, Baden und Württemberg, den Zugang zur See sichert. Schon jetzt wird ein Teil des amerikanischen Nachschubs, der früher über französische Häfen geleitet worden war, in Bremen gelandet. ...

Brandenburg teilt Großgrundbesitz auf
Berlin, 18. August. Der Leiter der Abteilung Ernährung und Landwirtschaft in der Brandenburger Provinzial­verwaltung hat in einem Rundfunkvortrag mitgeteilt, daß der Großgrundbesitz zugunsten von Kleinbauern und Landarbeitern aufgeteilt werden wird.

220000 Briefe täglich
... Durch Eröffnung von Postämtern sollen den Berlinern weite Wege erspart werden. Achtzig Aemter und 120 Zweigstellen sind bereits in Betrieb genommen worden. Die Eröffnung weiterer Aemter soll bald erfolgen ...
Das Grau der Postwagen soll ganz verschwinden und der gelben Farbe, die die Wagen früher hatten, wieder Platz machen. Auch die Briefkästen sollen die alte gelbe Farbe wieder erhalten. ...


Sonntag, den 19. August 1945 (Nr. 6), Rund um Berlin, gekürzt

Wieder Rotes Kreuz. Die Landesstelle Berlin und Brandenburg des Deutschen Roten Kreuzes, Berlin-Zehlendorf, Berliner Straße 11, hat der erforderliche politische Säuberung durchgeführt und wird die Tätigkeit des DRK zum Nutzen des Gemeinwohls wieder aufnehmen. In Berlin sind in Anlehnung an die Bezirkseinteilung 21 Kreisstellen eingerichtet worden.

„Büro Pfarrer Grüber“. Das „Büro Pfarrer Grüber“ hat seine Tätigkeit der Betreuung der Rasseverfolgten evangelischen Bekenntnisses wieder aufgenommen. ...


Mittwoch, den 22. August 1945 (Nr. 7), Rund um Berlin, gekürzt

Änderungen im Postverkehr
Ab sofort treten neue Bestimmungen über der Briefverkehr in Kraft
  1. Für die Zivilbevölkerung
    sind nach dem gesamten russisch besetzten Teil Deutschlands nur noch eingeschriebene und gewöhnliche Postkarten zugelassen.
  2. Von Behörden ...
    können weiter gewöhnliche und eingeschriebene Briefe in verschlossenen Umschlägen bis zu 1 Kilo versandt werden.

3000 Litfaßsäulen
Das Berliner Anschlagwesen, das jahrelang darniedergelegen hatte und dessen Charakteristikum die Litfaßsäule ist, hat in den letzten Wochen einen Neuaufschwung genommen. Gegenwärtig stehen in Berlin schon wieder 3000 Anschlagsäulen für Reklamezwecke ebenso wie für die Verlautbarungen der Behörden zur Verfügung. ...


Mittwoch, den 22. August 1945 (Nr. 7), Bau und Aufbau, gekürzt

Die Arbeiten an der Berliner U-Bahn
  • ... Die größten Schäden bestehen am Wittenbergplatz und hauptsächlich am Nürnberger Platz. Dort sind rund 100 m der Strecke ohne Decke. Durch die Bombeneinschläge sind die Stahlträger der Decken so verbogen, daß sie nicht mehr zu gebrauchen sind ...
  • Schwere Schäden hat das Gleisdreieck erlitten. ...
  • Die Inbetriebnahme der Linie A kommt vorläufig nicht in Betracht, ...
  • Die Strecke Warschauer Brücke - Schlesisches Tor ist wegen Zerstörungen an der Oberbaumbrücke nicht benutzbar. ...
  • Die Flußunterführung zwischen den Stationen Märkisches Museum und Klosterstraße ist durch zwei Bombentreffer beschädigt, so daß der Tunnel nicht befahrbar ist und ständig ausgepumpt werden muß. Die Schäden sind schwer zu beheben, weil die Tunneldecke unter dem Wasserspiegel liegt. ...
  • Die Linie E, die an vielen Stellen schwer beschädigt ist, wird auch heute nur eingleisig befahren. ...


Mittwoch, den 22. August 1945 (Nr. 7), gekürzt

6000 arbeiten bei Siemens
Vorführung einer Ziegelputzmaschine
Wie bisher nicht allgemein bekannt gewesen ist, haben die Siemens-Werke während des Krieges allein in Berlin zwischen 80000 und 100000 Arbeitskräfte beschäftigt. Der Zusammenbruch stellte das Unternehmen vor die Aufgabe von vorn zu beginnen. Wie andere Großbetriebe hatte es für die Wiedergutmachung fast den gesamten Maschinenpark abgeben müssen, ein erheblicher Teil der Fabrikhallen war zerstört, ...
Bleibt Siemens bei der Neuproduktion in seinem alten Arbeitsgebiet, so stößt das Unternehmen mit der jetzt beginnenden Produktion einer Ziegelputzmaschine in fabrikatorisches Neuland vor. Diese Maschine wird für die deutsche Bauwirtschaft von besonderer Wichtigkeit sein, weil sie erstmals die Gewinnung von Ziegelsteinen aus den Ruinenfeldern der Städte auf eine wirtschaftlich tragbare Grundlage stellt. ... Die Maschine wird voraussichtlich 15000 Reichsmark kosten. ... Der Berliner Magistrat hat bereits 40 Stück bestellt. ...

Autofahren organisiert
In Berlin laufen gegenwärtig etwa 4000 Kraftfahrzeuge, davon 500 Personenwagen. Weitere 200 Wagen sind der Stadt von der amerikanischen Militärbehörde zur Verfügung gestellt worden. Wenn auch die Aussicht besteht, daß die Brennstofflage sich entspannen wird, ist eine größtmögliche Umstellung auf Generatorenantrieb in die Wege geleitet worden. ...
Zur Kontrolle der Fuhrgeschäfte ist eine Verordnung in Vorbereitung, nach der die Wagen nachts in sogenannten „Pools“ gesammelt und bewacht werden. ...
Zur Vermeidung der vielen Einzelfahrten der Kleinhändler wird ein Plan ausgearbeitet, nach dem Gemüse, gute Kartoffeln und Fleisch in Sammeltransporten an die Verteilungsstellen geliefert werden sollen.


Freitag, den 24. August 1945 (Nr. 8), gekürzt

Vorsorge für den Winter
Der Zentralviehhof in Berlin
Von den beiden größten und modernsten Schlachthäusern Berlins, die während des Krieges unbeschädigt geblieben sind, befindet sich gegenwärtig eines in Betrieb. Nach der letzten Feststellung sind dort im Juni 19000 Rinder und 12000 Hammel geschlachtet worden.
Die Rote Armee unterhält in der Umgebung Berlins mehrere große Sammelweiden, auf denen in Trecks der Auftrieb erfolgt. Da das Vieh oft lange Strecken zurücklegen muß, bevor es zur Schlachtung kommt, ist die Qualität nicht immer friedensmäßig. Der wöchentliche Bedarf Berlins wäre mit 5000 Rindern zu befriedigen. Die Leistungsmöglichkeit des Schlachthofs beträgt täglich 12000 Rinder und bis zu 2000 Hammeln. Schweineschlachtungen finden zur Zeit nicht statt. ...


Sonntag, den 26. August 1945 (Nr. 9)

Rückkehr aus den USA.
Washington, 25. August (BBC)
Das amerikanische Kriegsministerium gab bekannt: „Es wird erwartet, daß alle 400000 deutsche Kriegsgefangenen, die sich in den Vereinigten Staaten befinden, Anfang 1946 in die Heimat zurückkehren werden. Sie werden aber nicht sofort repatriiert, sondern zuerst den Besetzungs­behörden in der amerikanischen Zone unterstellt werden. Dann erst wird entschieden werden, ob sie ins zivile Leben zurückkehren dürfen oder in der amerikanischen Zone zu Arbeitszwecken ver­wendet werden. Kriegsgefangene, die besondere Sprachkenntnisse oder eine besondere Schulung im Verwaltungs- und Rechtswesen besitzen, können von der Militärregierung angestellt werden.“


Sonntag, den 26. August 1945 (Nr. 9), Aus deutschen Städten

Berlin. Wie der Leiter der Abteilung Bodenanlagen in der amerikanischen Abrüstungskommission ausführte, werde das Schleifen der deutschen Befestigungswerke in der amerikanischen Besetzungszone höchstens sechs Monate in Anspruch nehmen. Die Arbeiten seien bereits in Angriff genommen. Im Einzelnen sagte er: „Alle Anlagen, die den Frieden der Welt bedrohen und der Tätigkeit der Besetzungstruppen gefährlich werden könnten, wie Geschützstellungen, Bunker, Munitionslager, Panzersperren usw., werden zerstört. Ausgenommen sind nur solche Anlagen, die für zivile Zwecke umgebaut werden können. Die Baumaterialien, die für zivile Zwecke verwendbar sind, werden der Bevölkerung zur Verfügung gestellt.“


Sonntag, den 26. August 1945 (Nr. 9), gekürzt

Die amerikanischen Verluste
Washington. Wie amtlich mitgeteilt wurde, belaufen sich die amerikanischen Verluste seit dem Eintritt der USA in den Krieg bis zum 21. August 1945 auf insgesamt 1 070 819 Mann. Die Zahl der Toten wird mit 252 885 angegeben, die der Verwundeten mit 651 218, die der Vermißten mit 43 969 und die der Kriegsgefangenen mit 122 747 Mann.


Mittwoch, den 29. August 1945 (Nr. 10), Rund um Berlin, gekürzt

Zwangsimpfung angeordnet
Zur weiteren Bekämpfung von Typhus haben die amerikanischen Militärbehörden die sofortige Zwangsimpfung aller deutschen Zivilpersonen in der amerikanischen Besetzungszone Berlin angeordnet. ...

Verkehrsverbesserung
Die vor wenigen Tagen von Charlottenburg bis Zoo ausgedehnte Stadtbahnstrecke ist nunmehr bis zum Bahnhof Bellevue verlängert worden und wird in den nächsten Tagen bis zum Lehrter Bahnhof verkehren.

Wieder Materialprüfung
Das Staatliche Materialprüfungsamt Berlin-Dahlem hat seine Einrichtungen so weit instand gesetzt, daß der Prüfbetrieb wieder aufgenommen werden kann ...

Kurze Meldungen
Ueberschreitung der Polizeistunde. In der Zeit vom 15. bis 18. August wurden wegen Ueber­schreitung der von der Besetzungsbehörde angeordneten Polizeistunden dem Schnellgericht des Bezirks Steglitz vorgeführt: 20 Personen, und zwar 11 Frauen und 9 Männer. Es wurden bestraft mit Arbeitseinsatz von 14 Tagen eine Person, von 7 Tagen acht Personen, von 3 Tagen eine Person; ...


Freitag, den 31. August 1945 (Nr. 11), Rund um Berlin, gekürzt

Jeder muß sich impfen lassen!
Gleiche Regelung für alle Berliner Zonen
Nachdem die amerikanischen Militärbehörden kürzlich als Schutzmaßnahme gegen Typhus Zwangsimpfungen in der amerikanischen Zone angeordnet hatten, haben jetzt auch die drei anderen Besetzungsmächte in Berlin die gleiche Maßnahme ergriffen. Die Impfaktion ist in vollem Gange. ...


Freitag, den 31. August 1945 (Nr. 11)

Warnung an alle!
Das Berliner Leitungswasser ist nicht keimfrei und muß vor Genuß unter allen Umständen abgekocht werden. Nichtabkochen kann zu schwerer Erkrankung führen.


Sonntag, den 2. September 1945 (Nr. 12)

Weniger USA.-Truppen in Deutschland
Berlin, 1. September (BBC)
General Eisenhower hat erklärt, daß die Zahl der amerikanischen Truppen in Deutschland noch vor Ende des Winters von 2 500 000 Mann auf 400 000 Mann herabgesetzt werden wird.


Mittwoch, den 5. September 1945 (Nr. 13), Rund um Berlin, gekürzt

Das Versorgungszentrum Berlins
Der Berliner Westhafen, nach Duisburg der zweitgrößte Binnenhafen Europas, ist jetzt das Nahrungszentrum Berlins. Hierher kommen mit der Bahn und zu Schiff die Lebensmittel, die in Speichern mit einem Fassungsvermögen von 65000 Tonnen lagern können. Die Getreidesilos fassen außerdem noch 50000 Tonnen Getreide. Augenblicklich lagern als Nahrungsreserve für Berlin Weizenmahl, Trockenmilch, Trockenei und Zucker. Ferner sind Heringe eingetroffen, und gestern wurde die erste Lieferung Gefrierfleisch aus Argentinien ausgeladen. ...


Sonntag, den 9. September 1945 (Nr. 15), Rund um Berlin, gekürzt

Im Grunewald ist Holzaktion
Die Aufforderung der amerikanischen Besetzungsbehörde an die sechs Bezirksverwaltungen ihres Sektors, sofort mit der Beschaffung von Holz für den Winterbedarf zu beginnen, hat einen guten Erfolg gehabt. Vor dem Bezirksamt Steglitz hielten an den beiden ersten Tagen der Aktion acht Lastwagen, die alsbald mit 170 freiwilligen Helfern besetzt waren. Auch Bürgermeister Klose gehörte zu dem Trupp, der nach dem Grunewald aufbrach. Dort wurden die Leute verteilt und bald fielen die ersten Bäume unter ihren Axtschlägen. Hier sollen insgesamt 5000 Festmeter geschlagen werden.


Mittwoch, den 12. September 1945 (Nr. 16), gekürzt

Die deutschen Kriegsgefangenen
Frankfurt. Vom Hauptquartier der amerikanischen Besetzungsbehörde in Frankfurt wurde amtlich bekanntgegeben, daß seit der Landung der Alliierten in der Normandie von amerikanischen Truppen 6 045 000 deutsche Kriegsgefangene eingebracht wurden. Bis zum August dieses Jahres hat sich die Zahl um 4 925 000 Mann verringert. Hiervon wurden 2 193 000 Mann aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und 1 316 000 Mann an die Truppen der anderen Alliierten übergeben. Gegenwärtig befinden sich somit noch 1 110 000 deutsche Kriegsgefangene in amerikanischen Lagern in Europa. ...


Mittwoch, den 12. September 1945 (Nr. 16), Rund um Berlin

Die Bodenreform in der Mark Brandenburg
Die Provinzialverwaltung der Provinz Brandenburg hat eine Reihe von Sofortmaßnahmen zur Durchführung der Bodenreform beschlossen, die sich besonders mit der Verhinderung von Sabotageversuchen bei der Einbringung der Ernte und bei der Herbstaussaat sowie mit dem Raub von totem oder lebendem Inventar befassen. Auf Grund dieser Anordnungen sind die Landräte verpflichtet, in alle Wirtschaften, die zur Aufteilung kommen, eine Vertrauensperson als Verwalter einzusetzen.


Freitag, den 14. September 1945 (Nr. 17)

Am 1. Oktober Schulbeginn in der russischen Zone
Der Chef der sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland, Marschall Shukow, hat den Beginn des Lehrjahres für Volksschulen, höhere Schulen und Berufsschulen in der russischen Zone auf den 1. Oktober diesen Jahres festgesetzt. Alle privaten Schulen müssen in kommunale Schulen umgestaltet und der Selbstverwaltung zur Leitung übergeben werden.


Freitag, den 14. September 1945 (Nr. 17), Rund um Berlin, gekürzt

Wiederherstellung der Berliner Parks
... Zur Gewinnung von Nutzflächen werden die großen Wiesen im Volkspark Rehberge und im Schillerpark umgepflügt, um in Kürze mit Getreide besät zu werden. Vorläufig sind viele hundert Schafe auf den dortigen Weideflächen eingesetzt worden. ...


Mittwoch, den 19. September 1945 (Nr. 19), Aus deutschen Städten, gekürzt

10000 Kirchenglocken gerettet
Hamburg. Durch die Beendigung des Krieges sind 10000 Kirchenglocken vor dem Einschmelzen gerettet worden. Sie liegen wie achtlos zurückgelassene riesigen Stahlhelme auf vier Glocken-Friedhöfen in Hamburg, wohin die Nationalsozialisten sie aus den Kirchen in Deutschland und den besetzten Gebieten zum Zwecke der Verschrottung gebracht hatten. Um die Rettung von 200 Glocken, die im vergangenen Frühjahr im Holzhafen versenkt wurden, als das Schiff „Karl Heinrich“ einen Bombentreffer erhielt, sind die Behörden bemüht. ...

Die Bodenreform in der sowjetischen Zone
Berlin, 18. September (APS)
Die Aufteilung der unter die Bodenreform fallenden Ländereien in der russischen Zone soll, wenn irgend möglich, schon im Oktober dieses Jahres abgeschlossen sein. Die erste Etappe, nämlich die Wahl der Gemeindekommissionen für die Bestandsaufnahme der Güter, ist bereits abgeschlossen. In dieser Woche soll die Einsetzung der Kreiskommissionen erfolgen, die bis zum 10. Oktober darüber entscheiden werden, welche Güter aufgeteilt und welche in öffentliche Bodenfonds zurück­behalten werden. Im Anschluß daran wird die eigentliche Aufteilung vorgenommen werden.


Mittwoch, den 19. September 1945 (Nr. 19), Rund um Berlin, gekürzt

Der Straßenbahn-Fahrplan
... die Linie 63 geht von Wendenschloß, Marienheim, bis Mahlsdorf (Hubertus). ...


Mittwoch, den 19. September 1945 (Nr. 19), Bau und Aufbau, gekürzt

Siemens schafft Strom
Die Montageabteilung der Firma Siemens beschäftigt gegenwärtig über 1000 Elektromonteure auf mehr als 60 Baustellen, die zum größten Teil in Berlin oder seiner unmittelbaren Umgebung liegen. ... Gegenwärtig werden Reparaturarbeiten an den 100000-Voltleitungen ausgeführt, die den Strom vom Kraftwerk Golpa-Zschornewitz sowie von Trattendorf nach Berlin leiten. Hier sind vielfach die Masten zerstört und die Isolatorketten mehr oder weniger beschädigt. Durch eine zweite Leitung, die von Zschornewitz über Brandenburg das Berliner Netz speist, soll der Ring wieder geschlossen werden, der dann Berlin von zwei Seiten, nämlich über Spandau und Friedrichsfelde, mit Strom versorgt. ...


Freitag, den 21. September 1945 (Nr. 20), gekürzt

Kontrollrat faßt weittragende Beschlüsse
Vorbereitung des Export-Import-Plans - Umgangsverbot gelockert - Nazigesetze aufgehoben
... Die Frage des Umgangsverbots mit dem deutschen Volk wurde erwogen und ein Beschluß wurde erreicht, der eine teilweise Lockerung in der britischen, amerikanischen und französischen Zone vorsieht. Ab 1. Oktober werden lediglich Einquartierungen von Truppen bei deutschen Familien und Heiraten von Deutschen mit Soldaten der Besetzungstruppen der ausdrücklichen Genehmigung der Zonen-Kommandeure bedürfen. ...


Sonntag, den 23. September 1945 (Nr. 21), gekürzt

Berlin - Postleitzahl 1
... Künftig haben sämtliche Sendungen nach und von Berlin und den Berliner Vororten in der Anschrift und in der Absenderangabe wieder nur die Postleitzahl 1 zu führen.

Wieder Tankstellen
Die Kraftstoffversorgung Berlins ist für den Monat Oktober auf 1200 Tonnen festgesetzt. ... Vom 1. Dezember an soll die Betankung wieder an freien Tankstellen erfolgen. An jeden Kraftfahrer sollen kleine Heftchen mit Bons zu je 100 Liter ausgegeben werden. Durch Ablochung wird man feststellen, wieviel Liter entnommen wurden. ... 23 Tankstellen werden so über Berlin verteilt, daß die Zahl der Leerkilometer zur Betankung möglichst klein ist. Der Brennstoff, der teilweise aus deutschen Werken kommt, wird sich aus diesem Grunde verteuern. Benzin soll pro Liter 50 Pfennig, Dieseltriebstoff 40 Pfennig kosten.

Kurze Meldungen
Achtung, Uhren zurückstellen! Wir weisen unsere Leser darauf hin, daß laut dem von uns am 21. September veröffentlichten Beschluß der Alliierten Kommandantur der Stadt Berlin am heutigen Sonntag, dem 23. September, um 2 Uhr morgens sämtliche Uhren eine Stunde zurückgestellt werden müssen. Wer es um diese Zeit nicht getan hat, tue es jetzt.


Mittwoch, den 26. September 1945 (Nr. 22), Bau und Aufbau, gekürzt

Stadt- und Ringbahn
Wenn früher Stücke der Stadt- oder Ringbahn durch Bombenangriffe zerstört waren, standen Bauzüge bereit, versehen mit allem Ersatz, mit Schwellen, Schienen, fertigen Weichen, Kranen und den notwendigen Arbeitskräften. Jetzt sind nicht einzelne Stücke, sondern lange Strecken gründlich zerstört, Ersatzteile sind dem Krieg zum Opfer gefallen, und es fehlt an geschulten Händen. ...


Mittwoch, den 26. September 1945 (Nr. 22), Rund um Berlin, gekürzt

Einheitspreise für Bier
... Sie [die Preisvorschriften] teilen die Gaststätten je nach Charakter und ihrem Aufwand in drei Preisgruppen und sehen beispielsweise vor, daß ein 0,25-Liter-Glas Einfachbier in Preisgruppe I 0,25 RM, in Preisgruppe II 0,30 RM und in Preisgruppe III 0,50 RM kosten darf ...


Mittwoch, den 26. September 1945 (Nr. 22), Berliner Verkehr, gekürzt

Auf der U-Bahnlinie E, Alexanderplatz - Friedrichsfelde, muß zur besseren Abwicklung des Betriebes jetzt statt auf der Samariterstraße auf den Bahnhöfen Memeler Straße und Frankfurter Allee umgestiegen werden. ...


Freitag, den 28. September 1945 (Nr. 23), Rund um Berlin

Neue Kleiderkarte
Gegenwärtig ist eine Kleiderkarte für die Berliner Bevölkerung in Vorbereitung, die etwa 20 Punkte enthalten soll. Die einzelnen Punkte der Karte sollen später für verschiedene Bekleidungsstücke gelten, die nacheinander aufgerufen werden. Die neue Kleiderkarte steht in Verbindung mit dem Sonderbefehl der russischen Behörden, demzufolge Kleiderstoffe, Strümpfe und Schuhe aus dem russischen Sektor zur Einfuhr nach Berlin freigegeben werden sollen. Die zuständigen Stellen hoffen, Anfang Dezember mit der Verteilung neuer Kleidungsstücke beginnen zu können.

Amerikanische Verkehrssignale
Den amerikanischen Militärbehörden ist zur Kenntnis gekommen, daß die Berliner Bevölkerung nicht mit den Handsignalen der amerikanischen Autofahrer vertraut ist. Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit veröffentlichen wir folgende Instruktionen:
  1. Wenn der Fahrer seinen Arm mit gebogenem Ellenbogen, die Hand nach unten zeigend, herausstreckt, so bedeutet das, daß er anhalten will.
  2. Wenn sein Arm parallel mit dem Erdboden nach links herausgestreckt wird, so bedeutet das, daß er nach links fahren will.
  3. Wenn der Arm mit gebogenem Ellenbogen, die Hand nach oben zeigend herausgestreckt wird, bedeutet das, daß der Fahrer nach rechts abbiegen will.
Alle Passanten werden ermahnt, diese Signale zu beachten. Jeder, der gegen sie und andere Verkehrssignale mutwillig verstößt, setzt sich sofortiger Verhaftung und strengen Strafen aus. Unkenntnis der Verkehrsregeln schützt nicht vor Bestrafung.


Sonntag, den 30. September 1945 (Nr. 24)

4 400 000 Soldaten entlassen
Frankfurt a. M., 29. September (BBC)
Die amerikanischen Besetzungsbehörden haben bekanntgegeben, daß bisher 4 400 000 deutsche Soldaten aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen wurden. In Gefangenschaft befinden sich noch 1 700 000. Sie gehören folgenden Kategorien an: 1. Angehörige des ehemaligen Arbeits­dienstes, die für Wiederaufbauarbeiten gebraucht werden; 2. deutsche Wehrmachtsangehörige nichtdeutscher Staatsangehörigkeit, die auf Rückführung in ihre Heimatländer warten; 3. Kriegs­verbrecher und anderer aus Sicherheitsgründen verdächtige Personen; 4. hohe deutsche Offiziere und Mitglieder des Generalstabs und 5. Soldaten, die in der russischen oder französischen Besetzungszone beheimatet sind. Die Entlassungen gehen in folgender Reihenfolge vor sich: Zuerst Landarbeiter und Bergleute, dann Transportarbeiter, dann Wehrmachtshelferinnen und Männer unter 18 oder über 50 Jahre, schließlich Nicht-Deutsche.


Sonntag, den 7. Oktober 1945 (Nr. 27), gekürzt

2382 Güter enteignet
Berlin, 6. Oktober (Eigenbericht)
Anfang Oktober arbeiteten in der Mark Brandenburg an der Verwirklichung der Bodenreform 22 Kreiskommissionen und 2203 Gemeindekommissionen. Für den Bodenfonds waren bis dahin 2382 Güter enteignet mit 758 952 ha Gesamtfläche ...


Sonntag, den 7. Oktober 1945 (Nr. 27), Rund um Berlin, gekürzt

Höchstgeschwindigkeiten
Die amerikanischen Militärbehörden fordern wiederum alle Kraftfahrer auf, die im amerikanischen Sektor angeschlagenen Höchstgeschwindigkeiten genauestens innezuhalten: für Passagierwagen 45 km, für Lastwagen 35 km, für Traktoren und Raupenschlepper 25 km. ... Es wird darauf hingewiesen, daß Radfahrer sich innerhalb 1 Meter von der Bordschwelle halten müssen und hintereinander zu fahren haben. Militär- und Zivilpolizei haben Anweisung erhalten, alle Verkehrs­sünder zu verhaften. Uebertretungen der Verkehrsregeln werden schwer bestraft.

Zentrale Reifenstelle
Die russische Militärbehörde hat den Magistrat beauftragt, alle im Gebiet der Stadt Berlin vor­handenen und in dieses Gebiet gelangenden Kautschukbereifungen zu beschlagnahmen. Die Beschlagnahme und Bewirtschaftung erstreckt sich auf lose oder an Fahrzeugen montierte Bereifungen, ... Fahrradbereifungen sind von den Bestimmungen dieser Verordnung ausgenommen. ...


Mittwoch, den 10. Oktober 1945 (Nr. 28), Rund um Berlin, gekürzt

Zugverkehr in der Mark
An der Wiederherstellung der zerstörten Gleis- und Bahnhofsanlagen sowie der Brücken in der Provinz Brandenburg wird mit Unterstützung der russischen Behörden energisch gearbeitet. ... Sobald die Möglichkeit besteht, werden auch die Buckower Kleinbahn sowie die Bahn Freienwalde-Hohenwutzen, die Altlandsberger Kleinbahn und die anderen stillgelegte Bahnen wieder für den Verkehr eröffnet werden.


Freitag, den 12. Oktober 1945 (Nr. 29), Bau und Aufbau

BMW baut wieder Autos
Eisenach. - Die ersten Automobile und Motorräder seit Kriegsende haben die BMW-Werke in Eisenach herausgebracht. Das Werk, in dem zur Zeit 900 Betriebsangehörige arbeiten, hat bei der ersten Produktion bereits eine Reihe von wesentlichen Verbesserungen gebaut.


Freitag, den 19. Oktober 1945 (Nr. 32), gekürzt

Eine Zeitung für die USA-Zone
München, 18. Oktober (DANA)
Die erste deutsche Zeitung für die gesamte amerikanisch besetzte Zone Deutschlands mit dem Namen „Neue Zeitung“ ist erschienen. Die bisher von der amerikanischen Armee in der amerikanischen Zone herausgegebenen Zeitungen werden nach und nach den konzessionierten Zeitungen Platz machen. ... Die „Neue Zeitung“ wird hingegen als Organ des Militärgouverneurs bestehen, solange deutsches Gebiet von amerikanischen Truppen besetzt bleibt. ...
Die erste Nummer des neuen Blattes, das in einer Auflage von 500000 erscheint, veröffentlicht einen Leitartikel von General Eisenhower. ... Das Organ der amerikanischen Militärregierung erscheint jeden Donnerstag und Sonntag ...


Freitag, den 19. Oktober 1945 (Nr. 32), gekürzt

Gesamtliste der NSDAP gefunden
Berlin, 18. Oktober (DANA)
Die amerikanischen Besetzungsbehörden in Deutschland haben jetzt die gesamte Personal­registratur der NSDAP gefunden und sichergestellt. Die Registratur enthält Mitgliederlisten mit etwa acht Millionen Namen. ... Das außerordentlich wichtige Dokument wurde von amerikanischen Offizieren ... gefunden. Es umfaßt nicht nur die Namen der Parteimitglieder, sondern auch rund zwei Millionen Namen von Leuten, die sich um den Eintritt in die NSDAP beworben haben, aber nicht aufgenommen wurden. Parteistellen hatten seinerzeit die Vernichtung der Kartothek angeordnet, der Befehl ist jedoch aus unbekannten Gründen nicht ausgeführt worden.


Freitag, den 19. Oktober 1945 (Nr. 32), Rund um Berlin, gekürzt

Letzte Verkehrsmeldungen
Die Lücken im Berliner S-Bahnnetz schließen sich immer mehr. Auf der Stadtbahn fahren jetzt die Züge von Zoo bis Friedrichstraße. ... Auf dem Nordring wird seit gestern zwischen Gesundbrunnen und Ostkreuz zweigleisig gefahren. Das Umsteigen auf Bahnhof Weißensee fällt damit fort. ...


Mittwoch, den 24. Oktober 1945 (Nr. 34), Rund um Berlin, gekürzt

Kartoffeln und Gemüse
SNB meldet: Die sowjetische Militärverwaltung hat die Ausgabe von Kartoffeln an die Bevölkerung der sowjetischen Besetzungszone in Deutschland für den ganzen Winter und das kommende Frühjahr verfügt. Zudem sind zusätzlich für den Verkauf an die städtische Bevölkerung mehr als 266000 Tonnen verschiedener Gemüse abgesondert. Von dieser Menge soll Groß-Berlin 20000 Tonnen Gemüse und Feldfrüchte erhalten. Diese Maßnahme soll, in Verbindung mit den ab 1. November dieses Jahres eingeführten Einheitsnormen der Lebensmittelversorgung, den Kaloriengehalt der täglichen Nahrungsration erhöhen. ...


Freitag, den 26. Oktober 1945 (Nr. 35), Bau und Aufbau, gekürzt

Bau an der Stadtbahn
Die Arbeiten an der Stadtbahn werden so eifrig fortgesetzt, daß in voraussichtlich 14 Tagen die Strecke Bahnhof Friedrichstraße bis Alexanderplatz in Betrieb genommen werden kann. ...


Freitag, den 26. Oktober 1945 (Nr. 35), teilweise gekürzt

Postverbindung mit Kriegsgefangenen
Das amerikanische Oberkommando gibt bekannt: Kriegsgefangene, die sich in amerikanischer Gefangenschaft befinden, erhalten jetzt die Erlaubnis, mit ihren Familien zu korrespondieren. Sämtliche Kriegsgefangene bekommen eine hellbraune Karte mit Rückantwort, die sie an die letztbekannte Anschrift ihrer Familie in den amerikanischen und britischen Besetzungsgebieten schicken können. Nach Erhalt der Karte trennt der Empfänger die untere Hälfte der Karte ab und übergibt sie der Reichspost zur Beförderung. Ist die Zustellung der Kriegsgefangenen-Karte nicht möglich, so wird sie automatisch zur Zentral-Auskunftsstelle in Frankfurt am Main gesandt. ...

Diphterie-Impfung geplant. Das Hauptgesundheitsamt beabsichtigt, im Anschluß an die Typhus-Impfung alle Kinder von vier bis vierzehn Jahren gegen Diphterie zu impfen. Diphterie tritt seit zehn Jahren regelmäßig in dieser Jahreszeit auf, in diesem Jahr ist der Prozentsatz der Sterbefälle besonders hoch.


Mittwoch, den 31. Oktober 1945 (Nr. 37), Rund um Berlin, gekürzt

Köpenicks Wiederaufbau
Seit gestern sind Schmöckwitz und die angrenzenden Ortschaften wieder durch die Straßenbahnlinie 86 mit dem S-Bahnhof Grünau verbunden. Die sechs Kilometer lange Linie verkehrt halbstündlich und hat Anschluß an die S-Bahn. Sie ist eine der wichtigsten Verbindungen im Südosten Berlins. Eine ganze Anzahl kleinerer Orte und Siedlungen erhalten durch die 86 wieder die Möglichkeit, zum Stadtbahnhof zu fahren und Berlin in einer verhältnismäßig kurzen Zeit zu erreichen. ... Ebenso ist wichtig, daß die Schmöckwitzer Brücke in nächster Zeit durch eine Neukonstruktion neben den Ueberresten der alten Brücke ersetzt werden soll. ...


Freitag, den 2. November 1945 (Nr. 38), Bau und Aufbau, gekürzt

Zur Freimachung der Nord-Süd-S-Bahn
Die bisherigen Arbeiten an der Wiederherstellung der Nord-Süd-Bahn, die den Stadtkern Berlins unterfährt, haben erwiesen, daß die Zerstörungen an dem Tunnelkörper viel größer sind, als zunächst angenommen wurde. Aus dem Landwehrkanal war das Wasser in den S-Bahnschacht gelaufen. ...


Freitag, den 9. November 1945 (Nr. 41), Bau und Aufbau, gekürzt

Abbruch und Aufbau im Bezirk Kreuzberg
... An der Kreuzung des Landwehrkanals mit der S-Bahn ist die Umleitung um die trockengelegte Sprengstelle im Kanal soweit fertiggestellt, daß in der kommenden Woche mit dem weiteren Lehrpumpen des S-Bahn-Tunnels begonnen werden kann.


Freitag, den 2. November 1945 (Nr. 38), Rund um Berlin, gekürzt

Das städtische Krankenhaus Buch
An einem entstehenden Denkmal für gefallene Soldaten der Roten Armee vorbei führt der Weg in die parkartigen Anlagen des Hufeland-Krankenhauses, in denen das städtische Krankenhaus Buch seine Heimat gefunden hat. Im Verwaltungsgebäude gab der Anstaltsleiter, Ernst Unnasch, einen Ueberblick über den gegenwärtigen Stand des Krankenhauses. „Als wir am 20. September umzogen, mußten wir die Kranken auf bloße Matratzen legen, während wir jetzt mit nahezu 1300 Betten unsere alte Kapazität erreicht haben. Den Löwenanteil hieran hat die Kinderabteilung, in der sämtliche Kinderkrankheiten wie Kinderlähmung, Nervenleiden bei Kindern, Säuglings- und innere Erkrankung, Kinder-Tuberkulose und andere fachärztlich behandelt werden. Es folgt dann die Chirurgische Abteilung mit 250 Betten vor der Orthopädischen mit 230 belegten und der Inneren, einschließlich der Infektionsabteilung, mit 220 Betten. Der Zahl, aber nicht der Qualität nach steht die gynäkologische und geburtshilfliche Abteilung unter Dr. Heinrich Petry an letzter Stelle mit 150 Betten und 75 Patienten.“ ...


Sonntag, den 11. November 1945 (Nr. 42), Bau und Aufbau, gekürzt

Brücken in und um Berlin
  • Die Stadtbahn wird in nicht allzu langer Zeit wieder alle Strecken befahren. Sie läuft von Westkreuz bis Ostkreuz durch, sobald die Brücke Holzmarktstraße West fertig ist, ...
  • Die schon acht Monate dauernde Unterbrechung der S-Bahn-Strecke zwischen Wannsee und Potsdam wird voraussichtlich vom 1. Dezember ab behelfsmäßig behoben werden. Die Bahn wird von Wannsee bis zum Teltow-Kanal geführt werden, über den bei Kohlhasenbrück ein Fußgängersteig hinüberführt. Auf der anderen Seite des Kanals fährt die S-Bahn dann, zunächst noch eingleisig im Pendelverkehr, nach Potsdam weiter. Die S-Bahn-Brücke wird ... gehoben werden, das abgebrochene Stück wird wieder angefügt. ...


Sonntag, den 11. November 1945 (Nr. 42), gekürzt

„Der Kurier“
General de Beauchesne, Kommandant der französischen Zone Berlins, hat die Veröffentlichung einer deutschen Zeitung in der französischen Zone Berlins genehmigt. Die Zeitung wird „Der Kurier“ heißen und wird von deutschen Redakteuren redigiert werden. Bei der Uebergabe der Lizenz ... erklärte General de Beauchesne: „Sie sind Deutsche, ich verlange von Ihnen nur, daß Sie weiter Deutsche bleiben und Ihre Aufgabe mit derselben Loyalität, wie ich selbst erfüllen. Es handelt sich darum, mitzuarbeiten an der Zerstörung der Mystik, die unsere beiden Völker dazu bringt, einander alle 20 Jahre vernichten zu wollen.“ Die erste Nummer des „Kurier“ wird am Montag, dem 12. November, erscheinen.


Sonntag, den 11. November 1945 (Nr. 42), Aus deutschen Städten

Tag der Antifaschisten in der Mark Brandenburg
Potsdam. Durch Beschluß des Präsidiums der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg wurde der 18. November zum „Tag der Opfer des Faschismus“ für die Mark Brandenburg erklärt. Zu Ehren der Kämpfer gegen den Hitlerterror und der in diesem Kampf Gefallenen werden die Glocken läuten. In allen Kreisen und Städten wird dieser Tag durch Kundgebungen und Veranstaltungen begangen werden.


Sonntag, den 11. November 1945 (Nr. 42), gekürzt

Neue Stromeinschränkungen
Der Oberbürgermeister gibt bekannt: „Wie der Berliner Bevölkerung aus den verschiedenen Anordnungen über die Stromeinschränkungen bekannt ist, stehen uns zur Verteilung pro Tag nur 2,7 Millionen kWh zur Verfügung. Nachdem die bisher getroffenen Maßnahmen eine solche Begrenzung des Verbrauchs nicht erreicht haben, sehe ich mich auf Grund eines erneuten Befehls der Alliierten Kommandantur gezwungen, die folgenden einschränkenden Bestimmungen über den Stromverbrauch zu erlassen:
  1. Ab sofort sind bei Einbruch der Dunkelheit alle Gaststätten, Cafés, Varietés, Bars, Kabaretts, Rummelplätze sowie alle anderen Vergnügungsstätten mit Ausnahme von Kinos und Theatern zu schließen. Gaststätten, die der Ausgabe von Speisen dienen, haben die Erlaubnis, bis 20 Uhr offenzuhalten.
  2. Alle Einzelhandelsgeschäfte, mit Ausnahme derer, in denen ausschließlich Lebensmittel oder Medikamente (Apotheken) zum Verkauf gelangen, sind ebenfalls bei Einbruch der Dunkelheit zu schließen. Eine Frühöffnung unter Gebrauch elektrischen Stroms ist ebenfalls untersagt.
  3. Auf die für Industrie, Handel und Handwerk angeordneten Maßnahmen wird erneut hingewiesen, wonach nur 75 Prozent des Septemberstromverbrauchs zugelassen werden. ...
  4. Im Zusammenhang mit dieser Anordnung erfolgen den Verkehr betreffende Maßnahmen gesondert.
Ich weise auf den Ernst der Lage besonders hin und erwarte von allen Berlinern nunmehr jede Unterstützung für die rücksichtslose Durchführung dieser Anordnung.“

Maßnahmen zum Winter
Entsprechend den Anweisungen der Alliierten Kommandantur, Vorbereitungen für den Winter zu treffen, werden gegenwärtig im Magistrat Vorschläge erwogen, nach denen Hausbesitzer und -Verwalter verpflichtet werden sollen, bei bestimmten Kältegraden die Wasserleitungen, die in die Etagen führen, im Keller abzusperren. Die Hausbewohner müssen sich dann das Wasser aus einer Zapfstelle im Keller holen. Diese Maßnahmen sind nötig, da die augenblickliche Baustofflage es in absehbarer Zeit nicht zuläßt, Reparaturen auszuführen und Schäden im Falle von Rohrbrüchen zu beseitigen. ...

Kriegsgefangenenpost
Die Zentralverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen in der sowjetischen Besetzungszone teilt mit: In einer Verfügung vom 8. November hat die Zentralverwaltung ... die Postämter angewiesen, Kriegsgefangenensendungen besonders sorgfältig zu behandeln. Karten dürfen nicht gleich als unzustellbar zurückgesandt werden, wenn die Empfänger nach Bombenangriffen oder anderen Kriegshandlungen verzogen sind, oder sich ihre Anschrift durch Evakuierungen oder Umquartierungen geändert hat ... Die Ämter sind vielmehr angehalten, die neue Anschrift des Empfängers wenn irgend möglich zu ermitteln. ...

Umquartierungen fast abgeschlossen
Wie der Chef des Amtes der Militärregierung des USA-Sektors in Berlin, Oberst Frank L. Howley, auf einer Pressekonferenz mitteilte, sind die für die amerikanischen Verwaltungsbezirke geplanten Umsiedlungen fast beendet. Oberst Howley hatte vor einigen Wochen die Umquartierung von etwa 80 000 Berlinern aus beschädigten Wohnungen in neue, winterfeste Quartier angekündigt. Nur für 9200 Personen steht die Zuweisung in neue Räume noch aus.

Köhlerdorf am Funkturm
Unweit der Avus-Nordkurve, wo einst die Motoren heulten, hat das schwarze Handwerk eine neue Heimat gefunden. Was da am Fuße des Funkturm entstanden ist, sieht wie eine Negerdorf aus. ... In jedem der mit Lehm verputzen Steinmeiler schwelen sechs bis sechseinhalb Raummeter Holz. Alle 20 Minuten muß kontrolliert weerden, damit kein Feuer aufflammt. Erst nach mehreren Tagen kann die Holzkohle entnommen werden. Sie gibt den Treibstoff für die Generator-Fahrzeuge und eird zur Herstellung pharmazeutischer Präparate verwandt. Bei Tag und bei Nacht, wenn kleine Lampen die 28 dünnen Rauchsäulen des „Negerkrales“ beleuchten, vermeint man von Ferne die Rumba-Trommeln zu hören: Gut Rauch!