Zeitungsberichte über den Ostkirchhof Ahrensfelde, gefunden in den Niederbarnimer Tageszeitungen

Zeitung für Nieder-Barnim, Sonnabend, den 7. Oktober 1876 (Nr. 96), Kreis-Rundschau. / Nieder-Barnim.

Hohen-Neuendorf. Die Anlegung eines Zentralkirchhofes für Berlin ist bekanntlich zu einem dringenden Bedürfnisse geworden, und bereits im vorigen Jahre hatte man sein Augenmerk auf eine zu unserer Feldmark gehörige Fläche als sehr geeignet zum Kirchhofe gerichtet. ...


Zeitung für Nieder-Barnim, Donnerstag, den 27. November 1902 (Nr. 278), Lokal- und Provinzial-Nachrichten

Friedrichsfelde. Der hiesige Zentralfriedhof reicht für Berlin schon nicht mehr aus. Deshalb soll ein neuer bestimmt in Stahnsdorf angelegt werden. Die Anlage steht jetzt fest, obwohl die Auflassung des 600 Morgen großen Grundbesitzes an die Berliner Stadtsynode seitens der Stahnsdorfer Terraingesellschaft noch nicht erfolgt ist. Es handelt sich jetzt hierbei lediglich um eine Formalität, die bald geregelt wird.


Niederbarnimer Kreisblatt, Mittwoch, den 21. März 1906 (Nr. 34, Beilage), Kreis-Nachrichten

Ahrensfelde. (O.-B.) Wer die Karte von Groß-Berlin mit seinen vielen Ansiedlungen und Villenkolonien betrachtet, wird entdecken, daß gerade der Nordosten von diesen Spekulationen verschont blieb. Den Grund dafür findet man zum großen Teil darin, daß diese Gegend nicht mit den Reizen der Spree- und Havellandschaften ausgestattet ist, zum anderen aber auch die ausgedehnten Rieselfelder jede Bebauung zur Unmöglichkeit machen. Mit Recht kann man daher jeden Ort beglückwünschen, der seine Aecker nicht zum Zwecke der Berieselung verkaufte, sondern geduldig ausharrte, bis der geeignete Käufer erschien. Zu diesen Gemeinden zählt auch Ahrensfelde. Zum wiederholten Male traten Agenten an die Besitzer heran, doch kam es nie zu einem Verkauf, da man sich einig war, nie zu Rieselzwecken zu verkaufen. Da tauchten andere Projekte auf, und in gemeinschaftlichen Versammlungen wurden die Bedingungen beraten. Jedoch auch diese führten zu keinem Ziele. Vor einem Vierteljahre unternahmen es zwei Berliner Herren von neuem, mit den hiesigen Besitzern in Verhandlungen zu treten. Was früher nicht möglich war, gelang jetzt - und nur dadurch, daß man nicht (wie bei früheren Versuchen) gemeinschaftlich verhandelte, sondern mit jedem Besitzer den Vertrag abschloß. Auf diese Weise wurden ca. 1400 Morgen Acker zum größten Teil jenseits der Bahn, an der Lindenberg-Blumberger Grenze gelegen, zum Verkauf gestellt. Mit sämtlichen Besitzern ist ein notarieller Vertrag geschlossen, dahingehend, daß die Parteien bis zum 1. Juli cr. gebunden sind. Nach Unterzeichnung der Verträge tauchten nun die verschiedensten Gerüchte auf, zu welchem Zwecke man die Ländereien verwerten wolle. Man sprach von einer Villenkolonie usw. Wochenlang war man in Spannung und Erwartung „der Dinge die da kommen sollen“ und für unseren Ort einen gewaltigen Umschwung bedeuten werden. Endlich, als man an den verschiedensten Stellen Bohrungen vorgenommen hatte, und wiederholt Deputationen das Terrain besichtigt hatten, hielt man mit der Wahrheit nicht zurück - „Zentralfriedhof“! Wohl die ganze Gemeinde ist mit diesem Projekt einverstanden, zeigte doch die Gemeinde-Vertretung den von der Stadt-Synode gestellten Forderungen das weitgehendste Entgegenkommen. Der Vorsteher Oehmke der Stadt-Synode Berlin war selbst in der Versammlung und erstattete ausführlichen Bericht. Nach demselben fordert die Synode von der Gemeinde: 1. Pflasterung der Hauptzufuhrstraße, des Lindenberger Weges; 2. Regulierung der Wuhle; 3. Beibehaltung der ortsüblichen Umsatzsteuern. Wie schon gesagt, willigte man ein. Am 29. März wird nun die Synode endgültig über dieses Projekt zu beschließen haben. Wenn sich auch unter den 100 Synodalen einige Gegner finden werden, so ist doch berechtigte Hoffnung vorhanden, daß das Projekt verwirklicht wird, da es die denkbar günstigste Lage zu Berlin hat. Bahnverbindung ist bereits da und würde doch auch in kürzester Zeit Vorortverkehr eingerichtet werden. Außerdem ist bereits die Vor-Konzession zum Bau einer elektrischen Straßenbahn von Berlin nach hier und event. Friedhof für die Continental-Gesellschaft eingerichtet worden. Als Nachteil könnte nur der diesjährig hohe Wasserstand in die Waagschale geworfen werden. Diese Klippe läßt sich jedoch auch leicht umschiffen, da das Wasser erstens durch die Regulierung der Wuhle bedeutend fällt und zweitens der Kirchhof nach Hamburger Art angelegt werden soll. Außerdem wäre genügend Boden vorhanden, um jede Senkung auszugleichen. Von all den Nachteilen, welche sich nach Erwerb des Stahnsdorfer Friedhofs herausgestellt haben, wäre hier keiner zu befürchten. Die Verträge sind klipp und klar abgeschlossen und erhoffen wir Ahrensfelder vom 29. März nur ein einmütiges „Ja“.


Niederbarnimer Kreisblatt, Sonntag, den 6. Mai 1906 (Nr. 54, Beilage), Kreis-Nachrichten

Ahrensfelde. (O.-B.) Auf dem Gelände des neuen Zentralfriedhofes Ahrensfelde sind jetzt Ingenieure und Feldmesser rastlos tätig, um das 1100 Morgen große Gelände zu vermessen und zu kartieren, denn schon im nächsten Jahr sollen Bestattungen hierselbst stattfinden. Eine Unsumme von Arbeit muß in der verhältnismäßig kurzen Zeit gemeistert werden, wenn man bedenkt, daß der Gottesacker eine Musteranlage im Deutschen Reich werden soll, eine ähnliche, aber bedeutend kleinere existiert bisher nur in Ohlsdorf bei Hamburg. Dieser neue Kirchhof wird nicht nur allein Begräbnisstätte werden, sondern auch die zu schaffenden Parkanlagen, zu welchen die vorhandenen herrlichen etwa 150 Morgen großen Waldungen eine prächtige Grundlage bilden, sollen den Leidtragenden Raum für Erholung bieten. Nach einem Beschluß der Gemeinde-Interessenten wird auch demnächst mit der Pflasterung der Straße von der Dorfkirche bis zum neuen Bahnhof am Zentralfriedhof begonnen werden, welche auch die neue Villenkolonie in ihrer ganzen Länge durchschneidet. Die Preise für das an der Bahn gelegene Gelände, welche dem neuen Kirchhofe gegenüberliegen und wo demnächst die Ansiedlungen stattfinden werden, sind natürlich in der letzten Zeit um das zwei- und dreifache gestiegen, was auch berechtigt erscheint, wenn man bedenkt, daß eine große Anzahl von Beamten, Friedhofsarbeitern und sonstigen Geschäftsleuten sich hier niederlassen werden. Auch der Vorortsverkehr wird nunmehr in absehbarer Zeit über Ahrensfelde hinaus bis nach Werneuchen eingerichtet und die elektrische Bahn Waßmannstraße-Hohenschönhausen nach hier weitergeführt werden. Durch die Schaffung des Zentralfriedhofes wird aus dem bisher stillen Ackerdorfe Ahrensfelde mit einem Schlage eine der lebhaftesten Vorortgemeinden entstehen, welche infolge seiner durchaus günstigen hygienischen Lage zur Ansiedlung äußerst geschaffen ist.


Niederbarnimer Kreisblatt, Sonntag, den 8. Juli 1906 (Nr. 80, Beilage), Kreis-Nachrichten

Ahrensfelde. (O.-B.) Daß die Grundstückspreise infolge der durch die Errichtung des Zentral­friedhofes einsetzenden Landspekulationen hierselbst erheblich steigen, beweist folgender Verkauf, der vor einiger Zeit abgeschlossen wurde. Im vorigen Jahre erstand der Rentier Johst das Roderjahn'sche Grundstück für 22000 M., welches er kürzlich für 30000 M. an den Gutsbesitzer Aug. Haase hierselbst veräußerte. Noch krasser wird das Verhältnis, wenn wir eine Baustelle mit hinzurechnen, die ein Kaufmann Ehrlich - Berlin besaß und ursprünglich auch zu der Wirtschaft gehörte, jedoch s. Zt. von J. nicht gekauft wurde, denn danach beträgt der heutige Preis 38000 M. gegenüber 25000 M. im Vorjahre. Wie verlautet will H. auf dem Grundstück eine Gärtnerei errichten.


Niederbarnimer Kreisblatt, Sonntag, den 23. September 1906 (Nr. 113, Beilage), Kreis-Nachrichten

Ahrensfelde. (O.-B.) Reges Leben entfaltet sich jetzt auf dem Gelände des Zentralfriedhofes der Stadt Berlin bei Ahrensfelde. Mit allen Kräften werden die Arbeiten beschleunigt, da schon am 1. Juli n. Js. die ersten Bestattungen stattfinden sollen. Und welche riesigen Arbeiten sind bis dahin noch zu bewältigen ? Zunächst sind es die Gärtner, welche vor einigen Tagen mit den Erdarbeiten begonnen haben. Die Einfriedung muß auch bis zu dem genannten Termin fertiggestellt sein. Es sollen vorläufig ca. 200 Arbeiter Beschäftigung finden. Wiederholt haben Lokaltermine stattgefunden, um an Ort und Stelle über die Anlage des Bahnhofes, der Leichenhallen, Administrationsgebäude ec. zu verhandeln. Die Namen der benachbarten Baugeschäfte sind eingefordert worden, um mit ihnen betreffs der Bauten in Verhandlung zu treten. Der Grundriß der Straßen und Wege des 1200 Morgen großen Terrains ist jetzt bereits festgestellt. Auch in Ahrensfelde entwickelt sich ein lebhaftes Treiben, da hier Grundstücksspekulanten, Bildhauer, Restaurateure, Gärtner usw. sich um Parzellen bemühen. Im nächsten Jahr wird hier eine große Bautätigkeit beginnen.


Niederbarnimer Kreisblatt, Mittwoch, den 6. März 1907 (Nr. 38, Beilage), Kreis-Nachrichten

Ahrensfelde. (O.-B.) Einen wichtigen Beschluß faßte am Freitag abend die hiesige Gemeinde­vertretung, indem sie einen Antrag des Amtsvorstehers Haase einstimmig annahm. Nach dem­selben erhält unsere Dorfstraße zu beiden Seiten Mosaikpflaster. Sämtliche Kosten übernimmt die Gemeindekasse. Die Angelegenheit wurde einer viergliedrigen Kommission überwiesen. Allseitig wird dieser Beschluß mit Freuden begrüßt, zumal er auch für die durch den Zentralfriedhof der Stadt bedingte Entwicklung unseres Ortes von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist.


Niederbarnimer Kreisblatt, Freitag, den 19. April 1907 (Nr. 47, Beilage), Kreis-Nachrichten

Ahrensfelde. (O.-B.) Ein Waldbrand entstand am Sonntag nachmittag auf dem Gelände des Zentralfriedhofes der Stadtsynode Berlin. Nur der günstigen Windrichtung ist es zu verdanken, daß das Feuer nicht größere Dimensionen angenommen hat. Den schnell zur Hilfe geeilten Lösch­mannschaften gelang es, den Brand zu dämpfen. - In eine gefährliche Lage kam der Kirchhofs­verwalter L. als er die Personalien von drei verdächtigen Männern feststellen wollte, welche sich auf dem Gelände herumtrieben, und der Brandstiftung verdächtig erschienen. Erst als Hilfe aus dem Orte kam, gelang die Feststellung. Ob die Männer für die Brandstiftung in Frage kommen, wird die Untersuchung ergeben.


Niederbarnimer Kreisblatt, Sonntag, den 22. September 1907 (Nr. 112), Kreis-Nachrichten

Ahrensfelde. (O.-B.) Die Wohnungsnot, welche sich schon seit langer Zeit hier bemerkbar machte, steigert sich jetzt von Woche zu Woche. Mit dem besten Willen ist zur Zeit keine Wohnung zu haben, was viele Arbeiter umso schmerzlicher empfinden, da sie hier lohnende Beschäftigung finden, denn die beschleunigte Inangriffnahme der Arbeiten auf dem Berliner Zentralfriedhof macht ständige Neueinstellungen von Arbeitern erforderlich. Es ist ein dringendes Bedürfnis, daß in nächster Zeit einige große Arbeiterwohnhäuser entstehen.


Niederbarnimer Kreisblatt, Freitag, den 25. Oktober 1907 (Nr. 126), Kreis-Nachrichten

Ahrensfelde. (O.-B.) Die Arbeiten auf dem Berliner Zentralfriedhof „Ostkirchhof Ahrensfelde“ werden jetzt energisch gefördert, da am 1. Januar mit dem Belegen desselben begonnen werden soll. Viele Neueinstellungen von Arbeitern sind bereits erfolgt und werden noch stets mehr Arbeiter verlangt. Mehrere Kolonnen sind mit den verschiedensten Arbeiten beschäftigt, so daß sich jetzt ein bewegtes Leben entfaltet. Die Regulierung der Wuhle, die Pflasterung der Hauptzufahrtsstraße, das Abtragen des historischen Postberges, die Einfriedung der einzelnen Begräbnisplätze, das Aufstellen einer Kapelle (früher auf dem Andreasfriedhof - Berlin), dazu die vielen Arbeiten in der Gärtnerei, u.a. der Bau eines Treibhauses, alles dies sind Arbeiten, an deren Vollendung mit Volldampf gearbeitet wird. - Aber auch die Hand in Hand gehende Spekulation in der Nähe des Friedhofs nimmt jetzt greifbare Gestalt an, hat doch bereits eine Bierquelle ihre Schleusen geöffnet.


Niederbarnimer Kreisblatt, Mittwoch, den 18. Dezember 1907 (Nr. 149, Beilage), Kreis-Nachrichten

Ahrensfelde. (O.-B.) Der Verkehrsverein Berlin-Werneuchen hielt am Sonntag hierselbst eine Generalversammlung ab. In derselben wurde lebhaft Klage geführt über das schlechte Wagen­material der Wriezener Bahn. Der Vorstand wurde beauftragt, Beschwerde zu führen. Man gab sich der Hoffnung hin, daß bald nach der Eröffnung des Berliner Zentralfriedhofes auch auf unserer Bahn der Vorortverkehr eingerichtet wird, den der Verein schon durch verschiedene Petitionen seit Jahren vergeblich erbeten hat.


Niederbarnimer Kreisblatt, Freitag, den 20. Dezember 1907 (Nr. 150, Beilage), Kreis-Nachricht

Ahrensfelde. (O.-B.) Die Eröffnung des Berliner Zentralfriedhofes „Ostkirchhof - Ahrensfelde“, welche Anfang k. Jahres erfolgen sollte, ist um 6 Monate hinausgeschoben worden, und sind darauf die Hälfte der Arbeiter entlassen worden, so daß z. Zt. nur ca. 60 Arbeiter von der Friedhofs­verwaltung beschäftigt werden. - Die Arbeiten sind in letzter Zeit sehr gefördert worden. Die Aufstellung der Kapelle ist beendigt und ist man gegenwärtig mit der Innenausstattung beschäftigt. Der Leichenkühlraum ist gerichtet und wird jetzt die Kühlanlage geschaffen. Mehrere Monteure sind mit der Aufstellung der Licht- und Kraftmaschinen beschäftigt. Die Legung der Wasserleitung, soweit sie vorläufig erforderlich, ist auch beendigt. In den nächsten Tagen wird eine Blumenhalle auf dem Platze in der Nähe des projektierten Bahnhofes errichtet werden. Noch vor Weihnachten wird der Friedhofsaufseher seine Wohnung aus dem Ort nach dem Friedhofsgelände verlegen, und wird dann das Verwaltungsgebäude auch Telephonanschluß erhalten.


Niederbarnimer Kreisblatt, Freitag, den 14. Februar 1908 (Nr. 20), Kreis-Nachrichten

Ahrensfelde. (O.-B.) Die Montierungsarbeiten der elektrischen Licht- und Kraftanlagen auf dem Berliner Zentralfriedhof sind beendigt und haben die Probe bestanden. Später werden natürlich noch bedeutend größere Maschinen aufgestellt werden müssen, da auch unserm Ort eine Abgabe an Licht und Kraft in Aussicht gestellt ist.


Niederbarnimer Kreisblatt, Sonntag, den 15. März 1908 (Nr. 33, 1. Beilage), Kreis-Nachrichten

Ahrensfelde. (O.-B.) Die Arbeiten auf dem Berliner Zentralfriedhof „Ostkirchhof“, die ca. ¼ Jahr vollständig geruht hatten, sind mit ca. 50 Arbeitern wieder aufgenommen worden, und finden jetzt ständig Neueinstellungen von Arbeitern statt.


Niederbarnimer Kreisblatt, Sonntag, den 28. Juni 1908 (Nr. 77, Beilage), Kreis-Nachrichten

Ahrensfelde. (O.-B.) Am kommenden Dienstag, den 30. Juni, nachmittags 5 Uhr wird die feierliche Einweihung der Kapelle auf dem Ostkirchhof der Berliner Stadtsynode hierselbst stattfinden. Eingeleitet wird die Feier durch den Gesang eines Berliner Liederquartetts, welches das Lied: „Gnädig und barmherzig ist der Herr“ zu Gehör bringen wird. Den Weiheakt vollzieht der General-Superintendent Probst D. Faber. Die Eingangsliturgie hält Pfarrer Koch (Samariter­gemeinde - Berlin) und die Festpredigt Pfarrer Köster - Berlin (Lazarusgemeinde). Gemeinde­gesang und weitere Männerchöre werden die Feier vervollständigen. Sodann wird ein Rundgang zur Besichtigung des Friedhofes unternommen.


Niederbarnimer Kreisblatt, Freitag, den 3. Juli 1908 (Nr. 79), Kreis-Nachrichten

Ahrensfelde. Am Dienstag wurde hierselbst auf dem Ostkirchhof der Berliner Stadtsynode die Kapelle in feierlicher Weise eingeweiht. Es ist dies der größte Friedhof der Welt. Er umfaßt 1200 Morgen Land und ist 1700 Meter lang und 1800 Meter breit. Er soll später für 30 Gemeinden zu 30000 Seelen genügen. Vorläufig werden 20 Gemeinden ihre Toten dort beerdigen. Zu der Einweihung der Kapelle hatten sich zahlreiche Teilnehmer unter Führung des Vorstehers der Berliner Stadtsynode Ohnke eingefunden. Am Portal der Kapelle, von deren Turm oben feierliches Geläut durch die sonnenbeglänzte Landschaft tönte, standen die Totengräber des Friedhofes in einer bergmannsähnlichen Tracht; in der Rechten hielten sie schwarze Spaten. Das Berliner Liederquartett begleitete die Feier mit ernsten Gesängen. Generalsuperintendent D. Faber hielt über das Schriftwort „Selig sind die Toten“ die ergreifende Weiherede, Pfarrer Koch die Liturgie und Pfarrer Köster die Festpredigt. Aus Anlaß der Kapellenweihe erhielten Oberkonsistorialrat Crisolli den Königlichen Kronenorden dritter Klasse und Polizeirat v. Löbell den Roten Adlerorden vierter Klasse mit der Krone, welche Auszeichnungen Oberkonsistorialrat Hagemann im Namen des Oberkirchenrates mit Glückwünschen überreichte. -
Am heutigen Donnerstag traf als erste Leiche die einer Frau auf dem Kirchhofe ein. Die Leiche wurde vom Bahnhof Ahrensfelde der Wriezener Nebenbahn von den angestellten Leichenträgern mit einem Leichenwagen abgeholt und nach dem Leichenkühlraume der Leichenhalle gebracht. Die Verstorbene gehört zur Samaritergemeinde und findet die erste Beerdigung auf dem Riesen­friedhofe am Sonnabend nachmittag 4 Uhr statt. Pastor Koch wird die Einsegnung vollziehen. Mit der Beerdigung wird eine Feier in der Kapelle verbunden. Die gesamten Kosten dieser Beerdigung trägt die Berliner Stadtsynode.


Niederbarnimer Kreisblatt, Mittwoch, den 8. Juli 1908 (Nr. 81), Kreis-Nachrichten

Ahrensfelde. (O.-B.) Nachdem am 30. Juni die erste Kapelle auf dem Ostkirchhof der Berliner Stadtsynode geweiht worden, so ist am letzten Sonnabend durch die ersten fünf Beerdigungen der Gottesacker seiner Bestimmung übergeben worden. Als erste Leiche wurde die Kaufmannswitwe Anna Schwarzenberg aus Berlin auf dem Begräbnisplatz der Samariter-Gemeinde beerdigt. Die Stadtsynode trug die Kosten für diese erste Beerdigung. Pastor Koch, der erste Geistliche der Samariter-Gemeinde hielt die ergreifende Gedächtnisrede über Joh. 6,37. Mit dem Gesang des Liedes „Laßt mich gehn“ schloß die Feier in der Kapelle. An der mit Dekorationsbäumen und Hortensien entsprechend dekorierten ersten Gruft wurde der Leichenzug von einem Quartett-Verein mit dem Gesang von „So nimm denn meine Hände“ empfangen. Pastor Koch vollzog auch hier die Einsegnung der Leiche und zugleich die Weihe des Riesentotenackers, der nach menschlichem Ermessen auf unabsehbare Zeiten den Anforderungen der Millionenstadt genügen wird. Mit dem Gesang des Liedes „Wie sie so sanft ruh'n“ war die erste Beerdigungsfeier beendet, der sich noch drei weitere auf dem Samariter-Friedhof anschlossen. Auf dem Lazarus-Friedhof fand anschließend auch die erste Beerdigung statt, woselbst Pastor Köster amtierte. - Die gesamte Anlage des Ostkirchhofes wird wesentlich von dem bisherigen Modus abweichen. Es wird das Prinzip der Einzelbeerdigung beibehalten, während man bisher für die sogenannten Reihengräber in großen Städten die Beisetzung in Schachtgräbern vollzog, die dann gemeinschaftlich geschlossen wurden. Damit das Parkartige auf dem Ahrensfelder Friedhof voll zur Geltung kommt, werden zwischen den einzelnen Gräbern breite Promenaden geschaffen, Straßen genannt, welche eine rationelle Ausnutzung des Bodens doch dadurch ermöglicht, daß Kopf gegen Kopf beerdigt wird und zwischen den Fußenden ein breiter Weg liegen bleibt. Damit ist auch ein bequemer Zutritt zu allen Gräbern gewährleistet. Das Belegen der einzelnen Reihen geschieht nun in der Weise, daß zunächst die ungeraden Stellen 1, 3, 5, 7 usw. besetzt werden und erst später, nachdem sich das Erdreich genügend gefestigt hat, die geraden Plätze 2, 4, 6 usw. die Toten aufnehmen. Der Zwischenraum zwischen den einzelnen Gräbern beträgt 40 Zentimeter. Für jede Gemeinde sind 30 Morgen Gräberfeld bestimmt, welche für 30 Jahre berechnet sind. Vorläufig sind auf jedem Gräberfeld ca. 3 Morgen zur Beerdigung eingerichtet. Nach 30 Jahren werden die Gräberfelder zum zweiten Male belegt. Es sind nun Bestimmungen getroffen, daß die Verwesungsreste in keiner Weise berührt werden. Während die Grüfte der Erwachsenen heute 2,10 Meter Tiefe haben, werden sie nach 30 Jahren nur 1,80 Meter tief sein. Da außerdem die einzelnen Gräber auf Karten genau festgelegt werden, läßt es sich ermöglichen, daß bei der zweiten Belegung die heutigen Zwischenräume benutzt werden. Nach weiteren 30 Jahren werden die heutigen Plätze wiederum gebraucht. Da jedoch die Grüfte dann nur 1,50 Meter tief ausgehoben werden und außerdem der Boden in den 60 Jahren um ein Beträchtliches gewachsen ist, so ist eine vollständige Grabesruhe gesichert. Neben diesen Reihengräbern sind auf den Gräberfeldern schon eine große Anzahl Plätze für Wahlstellen, sog. Gartengräber eingerichtet, welche durch Hecken von herrlichen Koniferen voneinander getrennt sind. In der Mitte der Gräberfelder sind Schmuckplätze angelegt, welche die prächtigsten Teppichbeete zeigen, die von unzähligen Rosensträuchern eingesäumt sind. Zahlreiche Ruhebänke haben überall Aufstellung gefunden, und zwei geräumige Schutzhallen werden bei ungünstiger Witterung die Friedhofsbesucher aufnehmen. An dem Haupteingange ist eine Blumenhalle errichtet, in der die kostbarsten Kranzspenden und Topfgewächse zum Kauf angeboten werden. Gegenwärtig sind zahlreiche Arbeiter an der Bahnhofsanlage beschäftigt, die an der Stelle des historischen Lehmann'schen Postberges entstehen wird. Die Schienen sind bereits eingetroffen und soll mit dem Legen in nächster Zeit begonnen werden, da sich schon heute zeigt, daß die Leichentransporte, wie sie zurzeit erfolgen, für die Dauer nicht durchzuführen sind. Von der Leichensammelstelle zu Berlin (alter Ostbahnhof) kommen die Leichen einmal täglich und zwar früh gegen 5 Uhr mit einem Güterzuge auf Bahnhof Ahrensfelde an. Mit Bahrwagen, welche von den angestellten Leichenträgern gezogen werden, geschieht die Beförderung der Leichen nach der Leichenhalle des Friedhofs durch unsern Ort. Da unsere Wriezener Bahn zurzeit noch keinen Vorortverkehr hat, auch die Elektrische und Automobilomnibusverkehr noch auf sich warten lassen, so wird die Eisenbahnverwaltung jedesmal benachrichtigt werden, wenn mehrere Beerdigungen stattfinden, damit die Beförderung der Leidtragenden glatt vonstatten geht. So waren die in Frage stehenden Züge am Sonnabend bedeutend verstärkt worden, um die ca. 150 Leidtragenden bequem befördern zu können. Den ersten Leichentransport nach der Leichensammelstelle des Ostbahnhofes führte die Firma Julius Grieneisen zu Berlin (auch auf Kosten der Stadtsynode) aus. Wie verlautet haben sich zum 1. Oktober d. Js. vier weitere Gemeinden für den Ostkirchhof angemeldet.


Niederbarnimer Kreisblatt, Mittwoch, den 16. September 1908 (Nr. 111, Beilage), Kreis-Nachrichten

Ahrensfelde. (O.-B.) 186 Beerdigungen fanden in den ersten zehn Wochen auf dem Berliner Zentralfriedhof hierselbst statt. Es wurden von der Samaritergemeinde 21 Erwachsene, 4 große und 74 kleine Kinder, zusammen 99 Leichen, von der Lazarusgemeinde 13 Erwachsene, 3 große Kinder und 71 kleine Kinder, zusammen 87 Leichen beerdigt. Die Höchstzahl der Beerdigungen an einem Tage betrug acht. An drei Tagen fanden keine Beerdigungen statt. Fast alle Tage war ein Geistlicher, abwechselnd von „Samariter“ und „Lazarus“ zur Einsegnung der Leichen anwesend.

Ahrensfelde. (O.-B.) Ein großer Drahtdiebstahl wurde auf dem Berliner Zentralfriedhof hierselbst ausgeführt, indem drei Rollen verzinktes Drahtgeflecht (jede Rolle 25 m Länge, 2 m Höhe, 60 kg Gewicht) und 400 m verzinkter Draht, zu einem Ringe von 75 cm Durchmesser und 28 kg Gewicht vereinigt, entwendet wurden. Der Wert beträgt für das Geflecht 84 M. und für den Draht 12 M. Der Schaden trifft die Firma Carl Lerm & Gebr. Ludewig in Tempelhof-Berlin, welche den Zaun aufstellt. Die zuständigen Polizeiorgane sind von dem Diebstahl benachrichtigt worden und wird nach den Dieben eifrig gefahndet.


Niederbarnimer Kreisblatt, Freitag, den 27. April 1917 (Nr. 97), Amtlicher Teil

Bekanntmachung. Von der Arbeitsstelle auf dem Ostkirchhof der Berliner Stadtsynode in Ahrensfelde sind am 8. April 1917, abends zwischen 7¾ bis 8¼ Uhr folgende aus dem Gefangenenlager Zossen stammende russische Kriegsgefangene entwichen:
  1. Semigulla Waljew, Lagernummer 12968, Größe 1,73 m,
  2. Anborensche Aljochow, Lagernummer 15544, Größe 1,65 m,
  3. Mingulei Scharipow, Lagernummer 900, Größe 1,60 m,
  4. Mugetabow Mingoschnew, Lagernummer 13726, Größe 1,80 m.
Alle tragen schwarze Gefangenenkleidung mit gelben Streifen, lange Lederstiefel und Russenmütze.
Die Ortspolizeibehörden und Gendarmen ersuche ich, nach den Entwichenen zu fahnden und im Ergreifungsfalle mir davon Nachricht zu geben.
Berlin, den 12. April 1917.
Der Landrat. I. V.: Scheit, Kreissekretär.


Niederbarnimer Kreisblatt, Mittwoch, den 13. Juni 1917 (Nr. 135), Kreis-Nachrichten, gekürzt

Bekanntmachung.
Von dem Gefangenenarbeitskommando Ostkirchhof zu Ahrensfelde sind am 27. Mai d. Js., abends zwischen 8 und 9 Uhr, die folgenden russischen Gefangenen entwichen:
  1. Dantow (Nr. 15641), 34 Jahre alt, kleine, schwächliche Gestalt, blondes Haar und Schnurrbart;
  2. Imasuntinow (Nr. 10903), 34 Jahre alt, große schlanke Gestalt, schwarzes Haar und Schnurrbart, gebückte Gangart.
Beide tragen schwarze Gefangenenkleidung mit gelben Streifen, lange Militärstiefel und Russen­mütze. Die Ortspolizeibehörden und Gendarmen werden ersucht, nach den Entwichenen zu fahnden und im Ermittlungsfalle mir Nachricht zu geben.
Berlin, den 2. Juni 1917.
Der Landrat. I. V.: Scheit, Kreissekretär.


Niederbarnimer Kreisblatt, Mittwoch, den 20. Juni 1917 (Nr. 141), Amtlicher Teil, gekürzt

Bekanntmachung.
Von dem Arbeitskommando Ostkirchhof zu Ahrensfelde sind am 5. Juni d. Js. abends zwischen 6 und 7 Uhr folgende russische Kriegsgefangene entwichen:
  1. Bawielow, Emil, ungefähr 35 Jahre alt, große schlanke Gestalt, schwarzes Haar, Schnurrbart, Anflug von Backenbart, spricht russisch und tartarisch, schwarze Gefangenenkleidung mit gelbem Streifen und langen Stiefeln, Lagernummer 13429.
  2. Muchamatralijew, Chumatulle, 26 Jahre alt, große schlanke Gestalt, blondes Haar, kleiner Schnurrbart, spricht russisch und tartarisch; Kleidung wie bei 1, nur Hose grau. Lagernummer 9468.
Die Entwichenen sind aus dem Gefangenenlager Zossen.
Die Ortspolizeibehörden und Gendarmen werden ersucht, nach den Entwichenen zu fahnden und mir im Ermittelungsfalle Nachricht zu geben.
Berlin, den 9. Juni 1917.
Der Landrat. I. V.: Scheit, Kreissekretär.


Niederbarnimer Kreisblatt, Freitag, den 20. Juli 1917 (Nr. 167), Amtlicher Teil, gekürzt

Bekanntmachung.
In der Nacht vom 11. zum 12. d. Mts. sind folgende [6] russische Kriegsgefangene von dem Arbeitskommando in Ahrensfelde (Ostkirchhof) entwichen: 1. Chabirow, Jimintulla, Nr. 11336, Größe: 1,65 m, Haare und Schnurrbart dunkelblond, spricht russisch und tatarisch, schwarze Gefangenenkleidung. 2. Mingasetinow, Mugatabas, Nr. 13726, Größe 1,80 m, dunkelblonde Haare, Schnurrbart, Gesicht pockennarbig; spricht russisch und tatarisch und trägt schwarze Gefangenenkleidung. 3. Nachmatullin, Nabiulle, Nr. 1060, Größe 1,60 m, untersetzte Gestalt, dunkelblonde Haare und Schnurrbart trägt schwarze Gefangenenkleidung und spricht russisch und tatarisch. 4. Kawilow, Chail, Nr. 13429, Größe: 1,72 m, schwarze Haare und Backenbart, spricht russisch und tatarisch und trägt schwarze Gefangenenkleidung. 5. Gilsanuw, Wutmund, Nr. 15105, Größe: 1,65 m, 21 Jahre alt, dunkelblonde Haare, spricht russisch und tatarisch und trägt schwarze Gefangenenkleidung. 6. Timajew, Abdulle, Nr. 13487, kleine untersetzte Gestalt, blonde Haare und Schnurrbart, spricht russisch und tatarisch und trägt schwarze Gefangenenkleidung.
Die Entwichenen stammen aus dem Gefangenenlager Zossen.
Die Ortspolizeibehörden und Gendarmen ersuche ich, nach den Entwichenen zu fahnden und im Ermittelungsfalle das Weitere zu veranlassen.
Berlin, den 17. Juli 1917.
Der Landrat. I. V.: Scheit, Kreissekretär.


Niederbarnimer Kreisblatt, Freitag, den 31. August 1917 (Nr. 203), Amtlicher Teil, gekürzt

Bekanntmachung.
Am 7. d. Mts. früh gegen 5 Uhr sind von ihrer Arbeitsstelle in Ahrensfelde, Ostkirchhof, folgende [3] russische Kriegsgefangene entwichen: ...
Die Entwichenen sprechen sämtlich russisch und tartarisch und tragen schwarze Gefangenen­kleidung; sie stammen aus dem Gefangenenlager Zossen. ...