Zeitungsberichte über die (Spanische) Grippe, gefunden in den Niederbarnimer Tageszeitungen

Niederbarnimer Kreisblatt, Donnerstag, den 30. Mai 1918 (Nr. 124), Politische Nachrichten

Spanien. Der König, der Ministerpräsident und die anderen Minister sind unter rätselhaften Erscheinungen an einer Krankheit erkrankt, die sich über ganz Spanien verbreitet und die dreißig Prozent der Bevölkerung befallen hat. Die Krankheit wird nicht als ernst angesehen.


Niederbarnimer Kreisblatt, Sonnabend, den 1. Juni 1918 (Nr. 126), Politische Nachrichten

Spanien. Lyoner Blätter berichten aus Madrid, daß die Epidemie weitere Fortschritte macht. In Madrid sind über 120000 Personen erkrankt. Die Epidemie greift auch af die Tiere über. Aus der Provinz wird gleichfalls ein Umsichgreifen der Seuche gemeldet.


Niederbarnimer Zeitung, Montag, den 1. Juli 1918 (Nr. 151)

Die „spanische Krankheit“ in Deutschland.
Die vor kurzem in Spanien aufgetretene Massenerkrankung hat überraschenderweise nunmehr auch in Deutschland ihren Einzug gehalten. Sie tritt schon seit längerer Zeit in recht erheblicher Verbreitung in Berlin auf und hat sich neuerdings auch in anderen Teilen des Reichsgebietes, so im Großherzogtum Hessen und in Bayern, hier am stärksten in Nürnberg, gezeigt. Die Krankheit beginnt meist ganz plötzlich mit hohem Fieber, allgemeiner Abgespanntheit, Kreuz- und Gliederschmerzen; daneben machen sich Kopf- und Halsschmerzen bemerkbar. Im allgemeinen ist der Krankheitsprozeß kurz und leicht. Die Krankheit unterscheidet sich also in ihren Anzeichen und ihrem Verlauf nicht wesentlich von der seit Jahrzehnten bekannten Influenza. Ein Mitglied des Kochschen Instituts hat dann auch bereits in mehreren Krankheitsfällen den Influenzabazillus einwandfrei nachgewiesen. Seinen Beobachtungen zufolge werden ältere Personen weniger als junge Personen von der Krankheit befallen. Die Gefahr für die Zivilbevölkerung sei gering, und es sei bisher bei den Erkrankungen noch kein Todesfall vorgekommen. Im übrigen ist die „spanische Grippe“ auch in Paris aufgetaucht. Es wird dort behauptet, daß sie von der Front stamme, schon im Mai nach Paris gekommen sei, von dort sich auf Spanien ausgedehnt habe und nunmehr wieder nach Paris zurückgekehrt sei. Wenn sie sich nicht auf Spanien ausgedehnt hätte, würde die Welt wohl nie von ihr erfahren haben.


Niederbarnimer Kreisblatt, Dienstag, den 2. Juli 1918 (Nr. 152), Vermischte Nachrichten

Influenzaepidemie in Nürnberg. Die vor kurzem in Spanien aufgetretene Massenerkrankung hat überraschenderweise ihren Einzug in Nürnberg gehalten. Dort ist in mehreren Bureaus und Arbeits­räumen plötzlich eine Anzahl Personen unter Mattigkeit und Fiebererscheinungen erkrankt. Allem Anschein nach handelt es sich um Influenza. Der königliche Bezirksrat, Medizinalrat Dr. Wetzel, erläßt eine Kundmachung, in der er Ratschläge zur Verhütung von Ansteckung und Anweisungen zur Pflege der Erkrankten gibt, zugleich aber betont, daß kein Grund zu ernster Besorgnis vorhanden sei, da die Krankheit regelmäßig verlaufe.


Niederbarnimer Zeitung, Dienstag, den 2. Juli 1918 (Nr. 152), Aus Ort und Land

Die „spanische Grippe“, die sich auch auf Berlin ausgedehnt hat, greift immer mehr um sich. In den Krankenhäusern Groß-Berlins wurde im Laufe des gestrigen Tages eine größere Anzahl von Erkrank­ten eingeliefert. Das Rudolf-Virchow-Krankenhaus hat gestern etwa 35 an Grippe erkrankte Personen aufgenommen. Auch im Urban-Krankenhaus und im Krankenhaus Moabit fanden zahlreiche Patienten Aufnahme. Wie das Medizinalamt mitteilt, muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß die Krankheit einen ganz leichten Charakter hat. Es liegt durchaus kein Grund zur Beunruhigung vor.


Niederbarnimer Zeitung, Mittwoch, den 3. Juli 1918 (Nr. 153), Aus Ort und Land

Von der „spanischen“ Krankheit sind in Cöpenick bereits zahlreiche Erwachsene und Kinder befallen, die mit Schwindel, Erbrechen, Fieber und Müdigkeit umgeht.


Niederbarnimer Kreisblatt, Donnerstag, den 4. Juli 1918 (Nr. 154), Kreis-Nachrichten.

Bernau. Die Influenzaepidemie macht gegenwärtig in ganz Deutschland viel von sich reden. Begünstigt wird das Auftreten durch die naßkalte und sehr wechselvolle Witterung dieses Sommers, die zu viel Schnupfen und Katarrhen Veranlassung gibt, die ihrerseits wiederum die erkrankten Schleimhäute des Halses und der Nase um so aufnahmefähiger für Bazillen machen. Da die Influenza an einen Bazillus als Krankheitserreger und -übertrager gebunden ist, so ist aus diesem Grunde ohne weiteres verständlich, weshalb sie augenblicklich wieder einmal besonders stark auftritt. Im übrigen liegt noch kein Grund zu ernster Besorgnis vor, denn die Anzahl der Erkrankungen ist nicht größer als in anderen vorwiegend nassen Jahren auch. Für den Gesunden ist sie Hauptaufgabe die, sich vor Ansteckung zu schützen und zwar sowohl vor direkter Influenzaansteckung, als auch vor solcher von Schnupfen und Katarrhen.


Niederbarnimer Zeitung, Freitag, den 12. Juli 1918 (Nr. 161), Aus Ort und Land

Die Grippe im Abnehmen. Die „Spanische Krankheit“ scheint uns nun endlich verlassen zu wollen. Die Mehrzahl der Berliner Krankenkassen melden, daß die Zahl der Krankmeldungen ihrer Mitglieder zurückgeht. Auch in den Privatbetrieben sind die Grippefälle seltener geworden. Recht stark scheint die Krankheit noch in Leipzig zu herrschen. Von dort wird gemeldet, daß allein bei den Krankenkassen noch über 2000 Erkrankte zu verzeichnen sind.


Niederbarnimer Zeitung, Sonnabend, den 13. Juli 1918 (Nr. 162), Aus Ort und Land

Die Influenza-Epidemie geht in Groß-Berlin weiter zurück. Aerzte schreiben dies dem Schulschluß und der Flucht der Bevölkerung aus Groß-Berlin zu. Zugenommen hat die Grippe nur in Lazaretten und Kasernen. Aber auch in diesen scheint der Höhepunkt schon überschritten zu sein, indem bereits viele in der vorigen Woche Erkrankte schon wieder vollständig auf dem Posten sind. Schon nach wenigen Tagen zeigte sich bei der Mehrzahl der Kranken eine merkbare Besserung, die den Schluß zuläßt, daß in wenigen Wochen die Epidemie nicht nur den Höhepunkt überschritten hat, sondern wieder verschwunden sein wird.


Niederbarnimer Kreisblatt, Sonnabend, den 20. Juli 1918 (Nr. 158), Vermischte Nachrichten

Ueber die sog. Spanische Krankheit (Grippe) fand dieser Tage im Reichsgesundheitsrat zu Berlin eine eingehende Besprechung statt. Die übereinstimmende Anschauung ging dahin, daß es sich nicht um eine neue, sondern um die unter dem Namen „Influenza“ wohlbekannte Krankheit handelt, die bei uns im Winter 1889/90 und einige Jahre darauf recht häufig aufgetreten war. Im Gegensatz zu damals ist der Verlauf bisher milde. Nur dann nimmt die Krankheit zuweilen einen ernsteren Charakter an, wenn die Lunge mit ergriffen wird. Der Reichsgesundheitsrat war der Ansicht, daß bei der überaus leichten Uebertragbarkeit der Krankheit persönliche Schutzmaßnahmen kaum Erfolg gegen Ansteckung versprechen. Sofort beim Auftreten der ersten Krankheitsmerkmale empfehle es sich aber, Bettruhe aufzusuchen; man versäume namentlich ei ersten Krankheitserscheinungen nicht, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Schädlich sei es, die Krankheit hinzuschleppen oder die völlige Wiedergenesung nicht abzuwarten. Da die Dauer der früheren Influenza-Epidemien sechs bis acht Wochen betragen habe, könne damit gerechnet werden, daß die Krankheit, die bekanntlich mittlerweile in allen europäischen Staaten eingekehrt ist, bei uns ihren Höhepunkt bereits erreicht hat und bei günstiger, warmer Witterung mit Sonnenschein rasch wieder abnehmen wird.


Niederbarnimer Zeitung, Donnerstag, den 25. Juli 1918 (Nr. 172), Aus Ort und Land

Der verstorbene Landrat v. Burkersroda ist auf Burg Heßler bei Kösen in Thüringen beigesetzt worden. Herr v. Burkersroda, der bis dahin beim Landratsamt des Kreises Niederbarnim tätig war und in seiner Wirksamkeit auf kriegswirtschaftlichem Gebiet auch in Groß-Berliner Kreisen bekannt geworden ist, war, wie berichtet, am 1. Juli d. Js. zum kommissarischen Landrat des Kreises Soldin in der Neumark ernannt worden. Kaum 14 Tage nach Uebernahme seines Amtes ist er an den Folgen der Grippe und einer hinzugezogenen Lungenentzündung einen Tag vor seinem 41. Geburtstag in Soldin gestorben. ...


Niederbarnimer Kreisblatt, Dienstag, den 30. Juli 1918 (Nr. 176), Vermischte Nachrichten

Die „spanische Krankheit“ ebbt in Groß-Berlin weiter zurück, was schon aus dem Krankenbestande bei den sämtlichen achtundzwanzig Orts- und den zweihundertachtzig Großberliner Betriebs­krankenkassen zu ersehen ist. Die Krankenziffer nähert sich schon wieder normalen Verhältnissen; die Sterblichkeitsziffer war auch während des Höhepunktes der Epidemie kaum ein Prozent höher als in den Wochen vor dem Ausbruch der Grippe. Nur die Sterbefälle an Lungenentzündung und Tuberkulose haben eine Zunahme aufzuweisen gehabt.


Niederbarnimer Zeitung, Sonnabend, den 3. August 1918 (Nr. 180), Aus Ort und Land

Die Grippe hat in den letzten Tagen in Groß-Berlin einige Opfer gefordert und an Ausdehnung wieder zugenommen, selbst Rückfälle sind zu verzeichnen gewesen, Man hat es bei dieser Epidemie mit einer sehr hartnäckigen und wenn auch keineswegs nicht bösartigen, doch immerhin für ältere Personen recht empfindlich auftretenden Erkrankung zu tun, die oft wochenlang anhält und nicht selten Nachwirkungen im Gefolge hat. Die Krankmeldungen im Juli waren bei den 230 Groß-Berliner Krankenkassen weit höher als im Juni d. Js. und im Juli v. Js. Der Bestand an Kranken erreichte insgesamt die Zahl von über 200000, ist aber trotz der vielen Neuanmeldungen im Rückgang begriffen, wenn auch nur langsam und in unregelmäßigen Kurven. Während z. B. in voriger Woche eine größere Abnahme zu beobachten war, ist in dieser Woche nach den bisherigen Meldungen wieder mit einer Zunahme zu rechnen. ...


Niederbarnimer Zeitung, Dienstag, den 13. August 1918 (Nr. 188), Aus Ort und Land

Erlöschen der Grippe. Die gefürchtete Grippe ist allem Anschein nach jetzt endgültig in Groß-Berlin erloschen. In den letzten Tagen kamen nur noch einzelne Fälle zur Meldung. Die 28 Ortskranken­kassen und 280 Betriebskrankenkassen verzeichnen nur einige Neuanmeldungen und Erkrankungen gegenüber zahlreichen Meldungen von Genesenden. Die Gesundheitsverhältnisse von Groß-Berlin sind wesentlich bessere geworden und vor allem nicht nur bedeutend besser als z. B. in 1916, sondern auch trotz des anhaltenden Regens erheblich günstiger als vor einigen Monaten. Nicht nur die Zahl der an der Influenza erkrankten Personen ist in der schnellen Abnahme begriffen, auch die Zahl der an der Ruhr Erkrankten ist so gering, daß keine besonderen Maßnahmen erforderlich erscheinen. ...


Niederbarnimer Zeitung, Mittwoch, den 18. September 1918 (Nr. 219), Aus Ort und Land

Altlandsberg. Die Grippe tritt gegenwärtig hier sehr heftig auf und hat auch bereits einige Todesopfer gefordert. Unter den Verstorbenen befindet sich auch die Krankenhausschwester Magdalene.


Niederbarnimer Kreisblatt, Freitag, den 27. September 1918 (Nr. 227), Kreis-Nachrichten, gekürzt

Altlandsberg. Die Grippe tritt gegenwärtig hier sehr heftig auf und hat auch bereits einige Todesopfer gefordert. Unter den Verstorbenen befindet sich die Krankenschwester Magdalene.


Niederbarnimer Zeitung, Montag, den 30. September 1918 (Nr. 229), Aus Ort und Land

Wiederauftreten der Grippe. Die Grippe tritt jetzt wieder stellenweise häufiger in Berlin und den Vororten auf. In Alt-Landsberg und einigen anderen märkischen Städten tritt diese Krankheit gegenwärtig so heftig auf, daß schon mehrere Todesfälle zu verzeichnen waren. Die Ruhr hat dagegen nachgelassen; es kommen nur noch einzelne Fälle zur Meldung.


Niederbarnimer Zeitung, Mittwoch, den 9. Oktober 1918 (Nr. 237), Aus Ort und Land

Die Grippe zeigt sich von neuem wieder in unserem Orte [Friedrichshagen] und tritt auch diesmal vielfach in schwerer Form auf. In manchen Häusern sind in mehreren Familien zugleich Erkrankungen zu verzeichnen. Die neuen Krankheitsfälle sind in erster Linie auf den Witterungswechsel und die Wärmeschwankungen der letzten Tage zurückzuführen, wie ja auch sonst in dieser herbstlichen Ueber­gangszeit die Influenzaerkrankungen sich mehrten. Als Vorbeugungsmittel sind von ärztlicher Seite u. a. Spülungen der Nase und Gurgelungen - besonders mit Kochsalzlösungen - empfohlen worden.


Niederbarnimer Zeitung, Freitag, den 11. Oktober 1918 (Nr. 239), Aus Ort und Land

Die Grippe-Epidemie. Das Auftreten der Grippe nimmt in Schlesien in den letzten Tagen einen epidemischen Charakter an. Besonders wird der oberschlesische Industriebezirk davon betroffen. In Katowitz mußten sämtliche Schulen geschlossen werden. Auch in den industriellen Werken und in den kaufmännischen Büros machen sich die Grippe-Erkrankungen ungünstig bemerkbar. Im Waldenburger Gebirge treten mit den Grippe-Erkrankungen zugleich Lungen- und Rippenfellentzündungen auf. Infolge des heftigen Auftretens der Grippe in verschiedenen Bezirken Oldenburgs und Königsbergs wurden die Schulferien verlängert. Mehrere Fälle mit hinzugezogener Lungenentzündung verliefen tödlich. In Hamburg traten durch Massenerkrankungen des Postpersonals Unregelmäßigkeiten im Fernsprechbetrieb und der Postbestellung ein.


Niederbarnimer Zeitung, Sonnabend, den 12. Oktober 1918 (Nr. 240), Aus Ort und Land

Die Grippe tritt auch in Groß-Berlin wieder stärker auf, so daß zu großer Vorsicht und zur Verhütung von Erkältungen geraten werden muß. Viele Erkrankte mußten in die Krankenhäuser eingeliefert werden. Bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Berlin sind in den letzten Tagen rund 2000 Fälle gemeldet worden. Einzelne Betriebe haben durch Erkrankungen ihrer Angestellten bereits erhebliche Störungen erlitten. Bei den Berliner Postämtern sind die Grippe und ihre Folgeerscheinungen besonders stark aufgetreten. Unter den Beamten, Aushilfsangestellten und Telegraphenarbeitern sind sehr viel Grippe-Erkrankungen gemeldet, so daß mit Schwierigkeiten im Betriebe gerechnet werden muß. Auch in Friedrichsfelde sind die Erkrankungsfälle sehr zahlreich. Die erhöhte Sterblichkeit in unserem Orte [Friedrichshagen] dürfte zum Teil auf die „spanische Krankheit“ und ihre Folge­erscheinungen zurückzuführen sein.


Niederbarnimer Kreisblatt, Dienstag, den 15. Oktober 1918 (Nr. 242), Vermischte Nachrichten

Berlin. Die Grippefälle nehmen von Tag zu Tag an Zahl zu. Die Zahl der Erkrankten ist in den letzten Tagen außerordentlich gestiegen, so daß sich einige Privatbetriebe sogar vor die Notwendigkeit gestellt sehen, zu schließen. Auch eine Reihe von Behörden ist durch die Grippe in Mitleidenschaft gezogen. So sind unter anderem mehrere hundert Beamte und Beamtinnen des Haupttelegraphenamts zu Berlin von der Grippe befallen. Infolgedessen dürfte eine Verzögerung in der Beförderung und Bestellung von Telegrammen eintreten.


Niederbarnimer Kreisblatt, Mittwoch, den 16. Oktober 1918 (Nr. 243), Vermischte Nachrichten, gekürzt

Ueber die Grippe-Epidemie kommen aus fast allen Teilen des Reiches und aus dem Auslande recht unerfreuliche Nachrichten. Ueberall nehmen die Erkrankungsfälle zu und fordern leider auch Todesopfer. Vielfach müssen die Schulen geschlossen werden, da die Schülerzahl unter die Hälfte des normalen Besuches gesunken ist. Vielerorts leiden die Verkehrsinstitute, Post und Straßenbahn infolge der Krankheit unter erhöhtem Personalmangel, das gleiche gilt von den Theatern. Besonders schwer tritt die Epidemie in Südafrika auf. ... 500 eingeborene Arbeiter sind in den letzten Tagen allein in Kimberley gestorben. Ebenso schwer herrscht die Krankheit an der westafrikanischen Küste.


Niederbarnimer Kreisblatt, Mittwoch, den 16. Oktober 1918 (Nr. 243), Kreis-Nachrichten, gekürzt

Die Grippe breitet sich immer mehr aus. Die Zahl der Erkrankten nimmt täglich zu. In vielen Fällen stellt sich infolge Unterschätzung der Krankheit Lungenentzündung, Rippenfellentzündung usw. ein. Die Zahl der Todesfälle steigt von Woche zu Woche. Die Krankheit tritt diesmal ernster als im Sommer auf. Sie ist überaus ansteckend und wird von Mensch zu Mensch übertragen, mittel­bar oder unmittelbar, am häufigsten auf dem Wege der sogenannten Tropfeninfektion, wie sie beim Sprechen, Husten, Niesen erfolgt. Dem österreichischen Militärarzt Dr. Wladeslaw Karnastewitz, der zurzeit ein Lazarett in der Ukraine leitet, soll es nach Mitteilung des „Krakauer Czas“, gelungen sein, ein erfolgreiches Serum gegen die Grippe zu erfinden. ...


Niederbarnimer Zeitung, Mittwoch, den 16. Oktober 1918 (Nr. 243), Aus Ort und Land

Schließung der Schulen infolge der Grippe. In Groß-Berlin zeigt der Verlauf der Grippe eine aufsteigende Richtung, doch bleibt, wie die Nachrichten aus anderen Städten des Reiches beweisen, die Verbreitung hier immer noch in vergleichsweise mäßigen Grenzen. Immerhin ist die Zahl der Erkrankungsfälle eine beträchtliche. Auch Friedrichshagen ist von der Krankheit stark heimgesucht. Besonders die Schulen sind hier sehr in Mitleidenschaft gezogen. In den letzten Tagen traten die Erkrankungen unter den Schülern derart zahlreich auf, daß ein geordneter Schulbetrieb nicht mehr möglich war. Infolgedessen mußten heute die I. und II. Gemeindeschule - die der Knaben und Mädchen - bis auf weiteres geschlossen werden. In Berlin greift die Grippe ebenfalls weiter um sich. Der Post- und Telegraphenverkehr ist unregelmäßig geworden. Bei der Ortskrankenkasse Berlin wurden gestern 1778 neue Erkrankungen gemeldet, davon an Grippe 1727, worunter sich 24 Fälle an Lungenentzündung befanden. In Potsdam ist die Grippe so stark aufgetreten, daß das städtische Gaswerk nicht in der Lage ist, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Der Magistrat sieht sich daher gezwungen, an verschiedenen Tagen den Gasverbrauch auf einige Stunden zu beschränken. Wie festgestellt werden kann, artet die Grippe in Groß-Berlin nicht entfernt so häufig in Lungenentzündung und damit in die Gefahr des tödlichen Ausganges aus, als vielfach angenommen wird. Grund zur Beunruhigung ist auch jetzt noch nicht gegeben, doch es ist andererseits natürlich durchaus ratsam, die Vorsichtsmaßregeln nicht außer Acht zu lassen.


Niederbarnimer Zeitung, Donnerstag, den 17. Oktober 1918 (Nr. 244), Aus Ort und Land

Weitere Schulschließungen in Friedrichshagen. Infolge Umsichgreifens der Grippe unter den Schülerinnen mußten auch im Lyzeum vier Klassen - vorläufig bis zum Montag - geschlossen werden. In der König Friedrich-Schule ist ebenfalls der Unterricht in vier Klassen bis zum Montag ausgesetzt.

Grippe-Erkrankungen im Betriebe der Gasanstalt. Wie wir erfahren, ist auch das Gemeinde-Gaswerk durch die herrschende Grippe in eine schwierige Lage gebracht. Der größte Teil der Belegschaft ist erkrankt, davon einige Personen schwer, und seit Montag kann der Betrieb nur unter Zuhilfenahme von Soldaten notdürftig aufrecht erhalten werden. ...

Verlegung des Kunstgemeinde-Konzerts. Da Herr Kammermusiker Max Saal, der in der nächsten Darbietung als Harfenist und Pianist mitwirkt, an Grippe erkrankt ist, mußte das Konzert auf Dienstag, den 22. Oktober verlegt werden. Bereits gelöste Karten behalten Gültigkeit.


Niederbarnimer Anzeiger, Jg. 35, Nr. 124. Altlandsberg, Donnerstag, den 17. Oktober 1918

Die Grippe, die in unserer Stadt immer noch herrscht, hat nun ihren Zug in die ganze Welt angetreten. Ueberall tritt sie verheerend auf. In Deutschland ist sie an vielen Orten erstarkt, so in Leipzig, Berlin, Süddeutschland. In Italien fordert sie zahlreiche Opfer, Frankreich stöhnt unter ihrer Wucht, Amerika hat viele Krankheitsfälle und in Indien sterben zahlreiche Menschen an ihr. Was der Krieg übrig läßt, das fordert die Grippe.


Niederbarnimer Zeitung, Freitag, den 18. Oktober 1918 (Nr. 245), Kreis- / Vermischte Nachrichten

Bernau. Das Königliche Provinzial-Schulkollegium hat, wie wir erfahren, an die höheren Lehranstalten Berlins und der Provinz eine Verfügung ergehen lassen, worin in Hinblick auf die starke Zunahme der Grippe die Direktoren ermächtigt werden, im Notfalle einzelne Klassen oder auch die ganze Schule, wenn möglich nach Anhörung des Kreisarztes, zu schließen. Bei städtischen Anstalten ist das Einvernehmen der Patronatsbehörde einzuholen. Ueber die etwa getroffenen Maßnahmen ist das Provinzial-Schulkollegium sofort zu berichten. Die Magistrate und Gemeindevorstände der Orte, an denen sich Königliche Schulen befinden, sind durch das Provinzial-Schulkollegium von dieser Verfügung in Kenntnis gesetzt worden.

Berlin. Die in vielen deutschen Städten getroffenen Maßnahmen, Schließung der Schulen, hat sich auch in Groß-Berlin nicht vermeiden lassen, denn unter Schülern und Lehrern hat die Grippe derart zugenommen, daß mehrfach der geordnete Schulbetrieb stark beeinträchtigt ist.


Niederbarnimer Zeitung, Freitag, den 18. Oktober 1918 (Nr. 245), Aus Ort und Land

Die Grippe. Bisher ist Friedrichshagen bei der Grippe-Epidemie noch verhältnismäßig glimpflich fortgekommen, doch ist in den letzten Tagen auch hier eine starke Zunahme zu verzeichnen. Die weitere Ausbreitung dieser tückischen Krankheit zeigt sich in unserem Ort nicht nur in neuen Erkrankungen, sondern auch in Todesfällen. ... Da die Verhältnisse fast überall gleich ungünstig liegen, hat das Kgl. Provinzial-Schulkollegium an die höheren Schulen Berlins und der Provinz Brandenburg eine Verfügung erlassen, wodurch die Direktoren ermächtigt werden, im Notfalle einzelne Klassen oder auch die ganze Schule zu schließen. Dieselbe Vorsorge ist für die Gemeindeschulen getroffen worden, und eine Anzahl Schulleiter hat auch in anderen Orten Groß-Berlins bereits von der Befugnis Gebrauch gemacht. So mußten allein in Berlin selbst elf Gemeindeschulen ganz oder teilweise geschlossen werden. ... Diese Maßnahmen dürften dazu beitragen, ein weiteres Ausbreiten der Seuche durch Ansteckung in der Schule zu verhindern.
Seit einigen Tagen ist besonders das Gemeindegaswerk in Friedrichshagen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Von 19 hier beschäftigten russischen Gefangenen sind nicht weniger als 17 krank, davon die meisten schwer; bei dreien stellte sich Lungenentzündung ein, sodaß sie nach dem Lazarett überführt werden mußten. Auch von den übrigen Gaswerksarbeitern erkrankten drei, ebenso zwei Büro­angestellte. ... Seit Dienstag sind auf Veranlassung des Generalkommandos Soldaten vom Cöpenicker Ersatzbataillon im Werk beschäftigt. ...
Auch im Verkehrsleben macht sich das Anwachsen der Grippe stärker bemerkbar. Die Große Berliner Straßenbahn sieht sich zu Einschränkungen in den verkehrsschwächeren Stunden gezwungen, um genügend Personal für die Hauptverkehrszeiten zur Verfügung zu haben. Beim Berliner Haupt­telegraphenamt sind mehrere hundert Beamte und Beamtinnen von der Grippe befallen. ... Bei den Groß-Berliner Krankenkassen sind im Durchschnitt in den letzten acht Tagen täglich 500 neue Grippefälle zu verzeichnen gewesen, bei täglich etwa 100 Gesundmeldungen. Lungenentzündung als Folge der Grippe-Erkrankungen wird in gesteigerter Anzahl gemeldet. ...


Niederbarnimer Kreisblatt, Sonnabend, den 19. Oktober 1918 (Nr. 246), Vermischte Nachrichten

Als Opfer der Grippe verstarb der 18 Jahre alte Sohn des Staatssekretärs Erzberger in einem Kriegslazarett in Karlssruhe. Er war als Kriegsfreiwilliger in den Heeresdienst eingetreten.


Niederbarnimer Zeitung, Sonnabend, den 19. Oktober 1918 (Nr. 246), Aus Ort und Land

Infolge der vielen Erkrankungen an Grippe ist den Veranstaltern von Theater- und Kinovorstellungen und Konzerten zu Verhütung der Uebertragung durch die zur Zeit besonders gefährdete Jugend bis auf weiteres verboten, Kinder bis zum vollendeten 16. Lebensjahre zu diesen Veranstaltungen zuzulassen.


Niederbarnimer Zeitung, Montag, den 21. Oktober 1918 (Nr. 247), Aus Ort und Land

Zunahme der Grippe. Die Hoffnung, daß die Epidemie ihren Höhepunkt überschritten habe und im Rückgang begriffen sei, scheint sich leider nicht zu bestätigen. Bei den Krankenkassen rechnet man im Gegenteil noch mit einer weiteren Ausdehnung. Auch die Abwickelung des Post-, Telegraphen- und Fernsprechverkehrs in Berlin leidet stark unter den Massenerkrankungen des Personals an Grippe.

Schließung sämtlicher Lichtenberger Schulen. In Lichtenberg sind sämtliche Volksschulen, mittlere und höhere Schulen wegen der immer zahlreicher auftretenden Grippe bei Lehrpersonen und Kindern geschlossen. Wiederbeginn des Schulunterrichts Freitag, den 1. November.


Niederbarnimer Kreisblatt, Dienstag, den 22. Oktober 1918 (Nr. 248), Vermischte Nachrichten

Berlin. Die Grippe hat unter den Schulkindern nun doch so zugenommen, daß 25 Schulen den Unterricht bis auf weiteres einstellen mußten. Dazu kamen noch acht Schulen, in denen mehrere Klassen den Unterricht ausfallen ließen.


Niederbarnimer Zeitung, Dienstag, den 22. Oktober 1918 (Nr. 248), Aus Ort und Land

Schulschließungen wegen Grippe. In den Schulen Friedrichshagens haben die Erkrankungen an Grippe weiter zugenommen. Gestern mußte sowohl im Gymnasium wie im Lyzeum der Unterricht in einigen weiteren Klassen eingestellt werden. ... Im Kreise Teltow haben die Erkrankungen an Grippe einen besonders großen Umfang angenommen, sodaß allgemeine, durchgreifende Maßnahmen getroffen werden mußten. Der Regierungspräsident in Potsdam hat daher die Schließung sämtlicher Schulen des Kreises auf vorläufig zwei Wochen angeordnet.


Niederbarnimer Kreisblatt, Mittwoch, den 23. Oktober 1918 (Nr. 249), Kreis- / Vermischte Nachrichten

Bernau. Wegen der Grippe ist an der hiesigen Stadtschule der Unterricht vorläufig bis zum 31. Oktober eingestellt worden. - Im Kreise Niederbarnim sind außerdem die Schulen in Friedrichsfelde-Karlshorst, Friedrichshagen und Hohenschönhausen schlossen worden. ... Da im Kreise Teltow die Grippe einen sehr großen Umfang angenommen hat, hat der Regierungspräsident in Potsdam angeordnet, daß sämtliche Schulen vorläufig auf zwei Wochen zu schließen sind.

Bernau. Die Zahl der an Grippe Erkrankten nimmt in verschiedenen Orten erfreulicherweise ab; aus einzelnen Gegenden wird aber noch von einem Umsichgreifen der Krankheit berichtet. Vorsicht ist natürlich nach wie vor am Platze. Das Gesundheitsamt empfiehlt dringend, man sollte, falls die Erkrankung erfolgt, nicht die Krankheit hinschleppen, indem man der gewohnten Beschäftigung weiter nachgeht. Man begebe sich vielmehr schon bei den ersten Zeichen des Unwohlseins (Frostempfindungen, Fieber, Kopfweh, Schnupfen, Husten, Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen) alsbald ins Bett. Dies ist vor allem zur Schonung des Herzens notwendig. Die Zuziehung ärztlicher Hilfe verschiebe man nicht bis auf den Abend oder bis in die Nacht, weil die Aerzte gegenwärtig mit Berufsgeschäften überlastet sind, und weil die Verkehrsmittel besonders nachts versagen.

Berlin. Die Abwickelung des Post, Telegraphen- und Fernsprechverkehrs in Berlin leidet stark unter der Massenerkrankung des Personals an Grippe. Allein beim Briefpostamt in der Königstraße sind 601, beim Haupttelegraphenamt 531 Personen daran erkrankt. - Von 320 Gemeindeschulen sind bis jetzt 100 geschlossen. Die meisten höheren Schulen sind geöffnet. Eine allgemeine Schließung ist nicht beabsichtigt.


Niederbarnimer Zeitung, Mittwoch, den 23. Oktober 1918 (Nr. 259), Aus Ort und Land

Gegen die Grippe. Von ärztlicher Seite wird mitgeteilt, daß sich als praktisches Vorbeugemittel gegen die gefährliche Krankheit tägliches Gurgeln und Nasenspülen mit lauem Wasser, in dem eine Messerspitze Kochsalz gelöst ist, empfiehlt. Auch eine Mischung von Wasser und zwei Teelöffeln Wasserstoffsuperoxyd oder essigsaurer Tonerde wird empfohlen. ...

Die Schulschließungen wegen der Grippe-Erkrankungen haben in Friedrichshagen weiteren Umfang angenommen. Am Gymnasium sind heute die letzten beiden Klassen geschlossen worden. ...


Niederbarnimer Zeitung, Donnerstag, den 24. Oktober 1918 (Nr. 250), Aus Ort und Land

Weiteres Steigen der Grippe. Die Zahl der Grippekranken bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Berlin, die ein Gradmesser für die Lage in Groß-Berlin sein dürfte, ist am Dienstag wieder gestiegen. Es wurden 1786 neue Fälle gemeldet gegen 1591 am Tage zuvor. Todesfälle an Grippe waren 19, an Lungenentzündung 12 zu verzeichnen. ...

Die Grippeferien. Die durch die Grippe-Erkrankungen in den Schulen von Friedrichshagen ge­schaffene Lage hat sich, soweit die höheren Lehranstalten in Betracht kommen, erheblich gebessert. ... Dagegen bleiben die beiden Gemeindeschulen noch weiter geschlossen. Deren Schließung ist auf Anordnung des Landrates bis auf weiteres erfolgt, und eine nähere Bestimmung über die Wieder­aufnahme des Unterrichts liegt bisher nicht vor.


Niederbarnimer Zeitung, Freitag, den 25. Oktober 1918 (Nr. 251), Aus Ort und Land

Die Grippe geht scheinbar zurück, vielleicht unter dem Einfluß des schönen Wetters und der getroffenen vorbeugenden Maßnahmen. Fast alle Stellen melden eine Abnahme der Erkrankungs- und Sterbefälle. Auch die Mitteilungen von Aerzte lassen die Annahme zu, als ob die Grippe ihren Höhepunkt überschritten habe. Aus einzelnen Gegenden wird aber noch von einem Umsichgreifen der Krankheit berichtet. Vorsicht ist natürlich nach wie vor am Platze. ... Im Kriese Niederbarnim sind ferner die Schulen von Friedrichsfelde-Karlshorst, Hohenschönhausen, Bernau usw. geschlossen. In Berlin betrug die Zahl der geschlossenen Schulen am Mittwoch insgesamt 160 von mehr als 400; sie sollen sämtlich am nächsten Montag wieder eröffnet werden.

Ueber die Behandlung der Grippe wird von ärztlicher Seite geschrieben: ... Beim Wahrnehmen der ersten Krankheitssymptome, wie Müdigkeit, Frösteln, Kopfschmerz, Schnupfen, Husten usw. lege man sich ins Bett. ...


Niederbarnimer Kreisblatt, Sonnabend, den 26. Oktober 1918 (Nr. 252), Anzeigen, gekürzt

Am 22. Oktober verschied in Blumberg, während eines Urlaubs aus dem Felde, infolge von Grippe an Lungenentzündung Revierförster Karl Müller. ...
Ich werde diesem vortrefflichen, königstreuen Manne für alle Zeiten ein herzliches und dankbares Gedenken bewahren.
Blumberg, den 23. Oktober 1918.
Adolf Graf von Arnim. [2]


Niederbarnimer Zeitung, Sonnabend, den 26. Oktober 1918 (Nr. 252), Aus Ort und Land

Schulschließungen wegen Grippe. Das stark gehäufte und zum Teil sehr bösartige Auftreten der Grippe (Influenza) macht in zahlreichen Ortschaften die sofortige Schließung der Schulen notwendig. Der Regierungspräsident hat daher den Landrat des Kreises Niederbarnim ermächtigt, derartige Schul­schließungen wegen Erkrankungen an Gruppe im Einvernehmen mit dem Kreisarzt bis zu zwei Wochen anzuordnen. Die Gemeindevorsteher werden vom Landrat ersucht, die Schließung der Schu­len bei ihm nachzusuchen, wenn mindestens 25 Prozent der Schulkinder an der Grippe erkrankt sind.


Niederbarnimer Zeitung, Montag, den 28. Oktober 1918 (Nr. 253), Aus Ort und Land

Die Grippe im Fernsprechamt. Auch das Fernsprechamt Friedrichshagen ist von der Grippe stark heimgesucht. Mehr als die Hälfte der Beamten und Beamtinnen ist erkrankt. Die Leitung hofft, den Betrieb ohne Einschränkung der Dienststunden aufrecht erhalten zu können, während viele Aemter in Groß-Berlin genötigt sind, die Dienstzeit morgens und abends abzukürzen. ...


Niederbarnimer Zeitung, Dienstag, den 29. Oktober 1918 (Nr. 254), Aus Ort und Land

Keine Schließung der Theater und Kinos. Die Besprechung über die Grippe, die im Ministerium des Innern stattfand, hat das Ergebnis gehabt, daß man von einer Schließung der Theater, Kinos, Konzerte usw. noch absehen zu können glaubt, desgleichen von einer allgemeinen Schließung der Schulen.

Beschränkter Fernsprechdienst wegen der Grippe. Das Cöpenicker Postamt hat seinen Fernsprech­betrieb infolge zahlreicher Grippeerkrankungen eingeschränkt. Die Dienstzeit ist von 8 bis 8 Uhr. In Friedrichsagen wird der Dienst, trotzdem mehr als die Hälfte des Personals erkrankt ist, noch von 7 bis 10 Uhr wahrgenommen.

Verlängerung der Grippe-Schulferien in Cöpenick. der Unterricht in der Körner- und Dorotheen­schule, sowie den Gemeindeschulen wird erst am Montag, den 4. November, wieder aufgenommen, sofern inzwischen nichts anderes bestimmt wird. An den Fortbildungsschulen wird der Unterricht ebenfalls erst am 4. November beginnen.


Niederbarnimer Kreisblatt, Mittwoch, den 30. Oktober 1918 (Nr. 255), Kreis-Nachrichten, gekürzt

Die Grippe. Der Stand der Grippekranken läßt erkennen, daß sich die Seuche immer noch mehr ausbreitet. ... Ein sehr gutes Mittel gegen die spanische Krankheit sind rote Rüben. Man gibt dem Kranken einen großen Suppenteller voll Salat von roten Rüben im Laufe von sechs bis acht Stunden zu essen. ... Vorallem vergesse man das Allheilmittel nicht: Schwitzen.


Niederbarnimer Zeitung, Mittwoch, den 30. Oktober 1918 (Nr. 255), Aus Ort und Land

In unseren Schulen herrscht seit Montag wieder voller Betrieb. Die Grippe ist nahezu überwunden. Am Gymnasium ist der Unterricht nur noch in einzelnen Klassen ausgesetzt, während im Lyzeum bereits in allen Klassen unterrichtet wird. Die Zahl der in den wiedereröffneten Klassen fehlenden Schüler wird mit jedem Tage geringer. Die Gemeindeschulen konnten am Montag den Unterricht gleich in sämtlichen Klassen wieder aufnehmen. Zur Zeit gibt es dort nur vereinzelte Grippekranke.


Niederbarnimer Kreisblatt, Donnerstag, den 31. Oktober 1918 (Nr. 256), Vermischte Nachrichten

Abnahme der Grippeerkrankungen in Groß-Berlin. Die Erkrankungen an Grippe nehmen nach den bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse Berlin vorliegenden Meldungen langsam ab. Auch die Todesfälle haben erfreulicherweise abgenommen.


Niederbarnimer Zeitung, Donnerstag, den 31. Oktober 1918 (Nr. 256), Aus Ort und Land

Die vorübergehende Aufhebung weiterer Züge, insbesondere auch von Personenzügen, ist infolge des Personalmangels angeordnet. Rund 45000 Bahnbeamte sind an der Grippe erkrankt. Im Berliner Stadt-, Ringbahn- und Vorortverkehr soll zunächst noch von Einschränkungen abgesehen werden.


Niederbarnimer Zeitung, Freitag, den 1. November 1918 (Nr. 257), Aus Ort und Land

Mit der Grippe geht es nun täglich in Großberlin bergab. Nach den vorliegenden Meldungen von über 300 Krankenkassen ist ein erheblicher Rückgang bei den Neuerkrankungen und den Sterbefällen zu verzeichnen. Bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Berlin ist die Zahl der täglichen Krank­meldungen jetzt auf 940 zurückgegangen. Auch in Friedrichshagen hat sich die Lage weiter gebessert, obwohl noch immer zahlreiche Erkrankungsfälle, darunter vereinzelte mit tödlichem Ausgang, zu verzeichnen sind. ...


Niederbarnimer Zeitung, Sonnabend, den 2. November 1918 (Nr. 258), Aus Ort und Land

Aufgehobenes Verbot. Nachdem die Erkrankungen an Grippe erheblich zurückgegangen sind, ist das Verbot vom 17. Oktober d. Js., wonach Kindern bis zum 16. Jahre der Besuch von Theater- und Kinovorstellungen und von Konzerten ec. untersagt war, wieder aufgehoben worden.


Niederbarnimer Kreisblatt, Sonntag, den 3. November 1918 (Nr. 259), Anzeigen

Nachruf.
Am 27. d. Mts. verschied nach schwerem Kampf an den Folgen einer hartnäckigen Influenza mein getreuer Beamter, unser lieber Kollege, der Amtsassistent Ernst Gaede im 28. Lebensjahre. ...
Buch, den 30. Oktober 1918.
Der Amtsvorsteher Hansen.
Die Beamten und Angestellten der Amtsverwaltung und der städtischen Gutsverwaltung.


Niederbarnimer Zeitung, Montag, den 4. November 1918 (Nr. 259), Aus Ort und Land

Ueber Grippe und Lungenentzündung hielt Herr Direktor Max Canitz aus Berlin am Dienstag einen Vortrag im hiesigen Naturheilverein. ... Er stellte einleitend fest, daß es sich bei der jetzigen Grippe um nichts anderes handelt, als bei der Influenza der früheren Seuchenjahre. ...

Eine Aerztenot infolge der Grippe herrscht in Niederschöneweide. Der Sanitätsrat Dr. Thomsen und sein Vertreter sind beide an der Grippe erkrankt. Die Aerztin Frl. Dr. Ruben ist deswegen zurzeit die einzige ärztliche Kraft am Orte.


Niederbarnimer Zeitung, Mittwoch, den 6. November 1918 (Nr. 261), Aus Ort und Land

Langsame Abnahme der Grippe. Die Grippe geht zwar weiter zurück, aber doch nicht mit der Schnelligkeit, die man nach den Zahlen der letzten Oktoberwoche vorausgesetzt hatte. Bei der Berliner Allgemeinen Ortskrankenkasse waren gestern 664 neue Grippefälle und 21 Fälle von Lungen­entzündung gemeldet. Am Sonnabend und Sonntag vergangener Woche waren die Zahlen 687 und 688. Todesfälle waren gestern an Grippe 13 und an Lungenentzündung 11 gemeldet. Auch in den Vororten ist ein dauernder Rückgang zu beobachten. ...


Niederbarnimer Kreisblatt, Sonnabend, den 9. November 1918 (Nr. 264), Politische Nachrichten

Spanien. Die sanitäre Lage im Lande ist geradezu erschütternd. Die Aerzte sind sich über die Natur der verheerenden Seuche im Unklaren. Der Tod tritt vielfach plötzlich ein. In Barcelona sterben täglich über dreihundert Menschen. Bilbao, Valencia, Santander, San Sebastian, Granada, Kartagena, Almaria, Murcia und Salamanca sind schrecklich heimgesucht. In Madrid ist die Krankheit mäßig aufgetreten. Auf dem flachen Lande, wo die Abwehr schwach und die Heilmittel spärlich sind, ist die Lage noch furchtbarer. In verschiedenen Landschaften sind ganze Dörfer ausgestorben. In der Provinz Burgos sind über hundert Ortschaften ohne Arzt.


Niederbarnimer Kreisblatt, Mittwoch, den 20. November 1918 (Nr. 273), Anzeigen, gekürzt

Statt besonderer Anzeige.
Nach Gottes unerforschlichem Ratschluß entschlief sanft nach kurzem, schwerem Leiden an Lungen­entzündung infolge der Grippe am 17. November ... der Grenadier Fritz de Martincourt nach fast 4jähriger treuer Pflichterfüllung im Alter von 26 Jahren. ...
Bernau, den 19. November 1918. ...


Niederbarnimer Kreisblatt, Dienstag, den 3. Dezember 1918 (Nr. 283), Kreis-Nachrichten

Woltersdorf. Die Grippe fordert in unserem Orte fortgesetzt Opfer. In vergangener Woche sind in der Familie des Herrn Karl Wulff kurz hintereinander drei Töchter im Alter von 13-15 Jahren von der heimtückischen Krankheit dahingerafft worden.


Niederbarnimer Zeitung, Donnerstag, den 5. Dezember 1918 (Nr. 285), Aus Ort und Land

Die Grippe, die nach übereinstimmenden Meldungen in Groß-Berlin als nahezu erloschen betrachtet werden konnte, tritt wieder in stärkerem Umfange auf. Auch Fälle von Lungenentzündung infolge von Grippe werden wieder in größerer Zahl beobachtet.


Niederbarnimer Kreisblatt, Dienstag, den 10. Dezember 1918 (Nr. 289), Anzeigen, gekürzt

Nach kurzem schweren Leiden entschlief sanft am Mittwoch, den 4. Dezember 1918 an den Folgen der Grippe und Lungenentzündung ... der
Administrator Johannes Notter im 29. Lebensjahre.
Dom. Summt, den 7. Dezember 1918. ...

Am 4. d. Mts. verschied unerwartet nach kurzem schweren Leiden an der Grippe auf Gut Summt mein mehrjähriger Administrator
Herr Johannes Notter.
Summt b. Berlin, den 6. Dezember 1918.
Elisabeth Caspari geb. Helfft.


Niederbarnimer Zeitung, Donnerstag, den 5. Februar 1920 (Nr. 30), Aus Ort und Land

Als Opfer der Grippe sind in den letzten Tagen in Cöpenick mehrere kleine Kinder verstorben, die von Lungenentzündung befallen wurden.


Niederbarnimer Kreisblatt, Sonnabend, den 14. Februar 1920 (Nr. 38), Kreis-Nachrichten, gekürzt

Bernau. Erkrankungen an der Influenza sind in vielen Städten leider wieder sehr zahlreich, und bei geschwächten Personen ist der Ausgang des tückischen Leidens oft ein unerfreulicher. Da ist es denn sehr bedauerlich, daß jetzt die Verkleinerung des Brotes eingetreten ist, die eine weitere Steigerung der Lebensmittelpreise nach sich ziehen wird. ...


Niederbarnimer Zeitung, Montag, den 16. Februar 1920 (Nr. 39), Aus Ort und Land

Das erneute Auftreten der Grippe in letzter Zeit hat in der Bevölkerung zu ernsten Befürchtungen für das Vorhandensein einer förmlichen Epidemie geführt. Von ärztlicher Seite wird hierzu mitgeteilt, daß die augenblickliche Grippewelle zwar nicht eine derart umfangreiche Form angenommen hat, wie im Herbst 1918, doch daß die Zahl der Erkrankungen immerhin eine recht große sei. Diesmal tritt die Grippe aber nicht derart bösartig auf wie 1918. Die Mehrzahl der Grippeerkrankungen ist leichterer Natur und hat mehr die Form von stärkerer Influenza-Erkrankung mit Fieber und nachfolgender großer Schwäche. Im Herbst 1918 war dagegen mit der Grippe mehrfach Lungen- und Rippenfell-Entzündung sowie heftiges Nasenbluten und Blutsturz verbunden. Auch war damals der Prozentsatz der Todesfälle ein viel größerer.


Niederbarnimer Zeitung, Dienstag, den 17. Februar 1920 (Nr. 40), Aus Ort und Land

Die Grippe hat in Groß-Berlin in den letzten Tagen nicht nur an Ausdehnung, sondern auch an Schwere der Einzelfälle zugenommen. Besonders Lungenentzündungen treten jetzt wieder häufiger in Folge der Grippe auf, und die Sterblichkeit ist, wie im Oktober 1918, bedrohlich gewachsen. In Berlin sind die Krankenhäuser überfüllt. Unter 1000 Neuerkrankungen werden die Hälfte an Grippe gezählt. Auch in Friedrichshagen und den Nachbarorten ist die Zahl der Grippeerkrankungen von Woche zu Woche gestiegen. Insbesondere häufen sich hier wie überall die Todesfälle. ...


Niederbarnimer Zeitung, Freitag, den 20. Februar 1920 (Nr. 43), Aus Ort und Land

Schwere Erkrankungen an der Grippe werden auch aus Cöpenick gemeldet. Vor einigen Tagen mußte der Polizeiwachtmeister Sch. aus der Flemmingstraße, nachdem er im Fieberwahn sich zu erschießen versucht, aber nur leicht verletzt hatte, samt seiner Frau dem Kreiskrankenhaus zugeführt werden. Dort ist jetzt die Frau verstorben, während der Ehemann an doppelseitiger Lungenentzündung schwer darniederliegt.

Grippeferien in Mahlsdorf. Im Einvernehmen mit dem Schularzt ist in Mahlsdorf die Schule geschlossen worden. Die Grippe tritt unter den Schülern so umfangreich und bösartig auf, daß in mehreren Klassen die Hälfte der Schüler fehlen. Eine Desinfektion sämtlicher Schulräume ist angeordnet.


Niederbarnimer Zeitung, Montag, den 23. Februar 1920 (Nr. 45), Aus Ort und Land

An den Folgen der Grippe starb der Gerichtsarzt des Kreises Teltow, Dr. Marx in Berlin, im Alter von 45 Jahren. Er hatte sich im Felde in Rußland ein Lungenleiden zugezogen. Der Verstorbene vertrat auch des öfteren den Niederbarnimer Kreisarzt.


Niederbarnimer Zeitung, Donnerstag, den 26. Februar 1920 (Nr. 48), Aus Ort und Land

Die Sterblichkeit in Cöpenick ist zurzeit außergewöhnlich hoch. Am Montag allein wurden auf dem dortigen Friedhof nicht weniger als 12 Personen beerdigt. Es befand sich darunter auch das Wachtmeister Schleußsche Ehepaar, das an den Folgen der Grippe verstorben war und in gemeinsamer Gruft bestattet wurde.


Niederbarnimer Zeitung, Dienstag, den 2. März 1920 (Nr. 52), Anzeigen

Sie schützen sich gegen Grippe nur dann, wenn Sie die Widerstandsfähigkeit des Körpers erlangt haben. Dies wird mit vollem Erfolg erreicht, wenn Sie täglich einige Male den altbekannten Medizinal-Leberthran einnehmen. Solange Vorrat reicht, ist dieser in bester Qualität zu haben im
Drogenhaus Fritz Rades, Friedrichshagen, Friedrichstraße 67 Ecke Kurzstraße.


Niederbarnimer Kreisblatt, Sonntag, den 7. März 1920 (Nr. 57), Anzeigen, gekürzt

Nach Gottes unerforschlichem Ratschluß entschlief heute früh 4 Uhr ganz unerwartet infolge Grippe-Erkrankung meine liebe herzensgute Frau, Mutter ihres lieben Söhnchens, Tochter, Schwiegertochter, Schwester, Schwägerin und Tante Frau Anna Ebel, geb. Wenzel im noch nicht vollendeten 34. Lebensjahre nach nur zu kurzer liebevoller glücklicher Ehe. ...
Blumberg, Bez. Potsdam, den 6. März 1920. ...


Niederbarnimer Zeitung, Freitag, den 30. Dezember 1921 (Nr. 301), Aus Stadt und Land

Der Anmarsch der Grippe. Die gefürchtete Krankheit, die während des Krieges und kurz nach ihm so viele Opfer gefordert hat, macht sich wieder empfindlich bemerkbar. Die Krankheit verfolgt zurzeit wieder eine aufsteigende Linie, ohne daß man indessen zunächst von einer Epidemie sprechen kann. Oft werden die Betroffenen während der Arbeitszeit befallen und müssen ihre Arbeit unterbrechen. Da die Fälle nur leicht auftreten, begeben sich die meisten nicht in Anstalts- oder Krankenhauspflege, sondern lassen sich zu Hause betreuen. Der ungebetene und unerwünschte Gast weicht auch meistens bald wieder von dannen. Nur wer seine Ungeduld, wieder hinauszukommen, nicht zügeln kann, muß oft genug schwer büßen.


Niederbarnimer Zeitung, Montag, den 9. Januar 1922 (Nr. 8), Aus Stadt und Land

Die Grippe hat in den letzten Tagen einen bösartigen Charakter angenommen, besonders bei Rückfällen. Es sind schon zahlreiche Todesfälle als Folge der Grippeerkrankung zu verzeichnen. Auch in Krankenanstalten sind in den letzten Tagen mehrere Personen an Grippe gestorben, die aus anderer Krankheitsursache eingeliefert waren; besonders ältere Personen sind von der Grippe hart angefaßt worden.


Niederbarnimer Zeitung, Donnerstag, den 12. Januar 1922 (Nr. 10), Aus Stadt und Land

Grünau. Als Opfer der Grippe starb der Molkereibesitzer Dummer im Alter von 60 Jahren. Fast 20 Jahre war er Vorsitzender des Turnvereins „Deutsche Eiche“.


Niederbarnimer Zeitung, Sonnabend, den 14. Januar 1922 (Nr. 12), Aus Stadt und Land

Fürstenwalde. Grippe-Ferien. Infolge zahlreicher Erkrankungen von Schulkindern und Lehrkräften an Grippe mußten vor einigen Tagen die Hilfsschule, die katholische Schule und Volksschule II geschlossen werden. Auch die Seminar-Uebungsschule hat jetzt den Unterricht eingestellt.


Niederbarnimer Zeitung, Donnerstag, den 19. Januar 1922 (Nr. 16), Aus Stadt und Land

Fürstenwalde. Grippeferien. Auch die hiesige Knaben-Mittelschule ist infolge von Grippe-Erkran­kungen vorläufig geschlossen worden. Es haben nunmehr fünf Schulen den Unterricht eingestellt.


Niederbarnimer Zeitung, Dienstag, den 24. Januar 1922 (Nr. 24), Aus Stadt und Land

Fürstenwalde. Die Grippe-Ferien sind nun zu Ende. Der Unterricht ist am Montag in sämtlichen hiesigen Schulen wieder aufgenommen worden.