Wenn man von Mehrow nach Hönow fährt, dann fällt einem gleich am eigentlichen Ortseingang (also nicht da, wo das Ortseingangsschild steht, sondern ca. 100 Meter hinter der Stelle, an der so gern ein Blitzer lauert) ein großes Gemälde an einer Häuserwand auf. Wie www.ot-hoenow.de berichtet, hat das vor einem Jahr (im August 2007) ein Künstler in sieben Tagen mühevoller Pinselei an die Wand gebracht.


Das Bild zeigt das Hönower Schloss in den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg.
Da das Schloss im Krieg beschädigt und danach zwecks Gewinnung von Baumaterial abgerissen wurde, hat hier wohl kaum jemand Erinnerungen daran. Sicher hat auch der Maler ein Foto als Vorlage gehabt, vielleicht auch eine Postkarte.


Wie der Vergleich zeigt, könnte es die gleiche Hönower Postkarte gewesen sein, wie jene, die wir bei Frau Müller (Alfeld) im Nachlass unserer letzten Gutsbesitzerin, Frau Anna Bothe, gefunden haben und einscannen durften.

Diese Karte wurde am 24.7.1929 von Hönow nach Mehrow auf den Weg gebracht: Von einer frisch vermählten Frau Dotti an unseren Rittergutsbesitzer, Max Bothe. (Das ging sicher nicht über ein Brief-Verteilzentrum, denn wie uns der Poststempel in Erinnerung ruft, gehörte seinerzeit Hönow noch wie Mehrow zum Kreis Niederbarnim.)


In ihrer vollen Schönheit zeigt die Karte auch die Lage des Schlosses: Direkt neben der Kirche gelegen, von Mehrow aus kommend hinter der Kirche, auf dem Hof des nicht so sonderlich eindrucksvollen Neubaus aus der DDR-Zeit. Wer den Weg hinter der Kirche zum See hinunter läuft, kann links noch Reste einer Feldsteinmauer erkennen, die dem Bild nach mal den Sockel des Schlosses gebildet haben könnte.

In jedem Fall hatte das Schloss eine wunderschöne Lage mit Blick auf den Haussee, der jetzt noch viele schöne Stellen, vor allem für Angler, zu bieten hat. Der Maler hat das Schloss auf der Häuserwand nicht nur täuschend echt hinbekommen, sondern durch Zutaten wie den Fischerkahn und die Vögel in der Luft eine Idylle wiedergegeben, die noch eindrucksvoller als die auf dem Foto ist. Gratulation!

Aber schauen wir erst mal, was Frau Dotti dem Herrn Bothe mitzuteilen hat:

Herrn M. Bothe
Rittergut Mehrow b. Ahrensfelde

Hönow, d. 24. Juli 29.
Sehr verehrter Herr Bothe! Für die
freundlichen Glückwünsche zu unserer
Hochzeit möchte ich Ihnen und Ihrer
verehrten Frau Gemahlin meinen u.
meines Mannes herzlichen Dank
aussprechen. Mit gehorsamsten Empfeh-
lungen von meinem Mann bin
ich Ihre Alice Dotti
geb. von Gélieu.

Die junge Frau, deren Vornamen „Alice“ wir zunächst nicht entziffern können, hat also gerade erst in die Familie Dotti eingeheiratet. Mit der Karte bedankt sie sich bei Herrn und Frau Bothe für Glückwünsche, die diese zur Vermählung geschickt haben.

Nachtrag: Beim Entziffern des Nachnamens lagen wir mit „von Gulier“ auch falsch. Frau Sachtleber vom Kulturverein „Grünes Tor“ Hoppegarten hat uns freundlicherweise aufgeklärt, dass die Dame eine geborene „von Gélieu“ ist. Vielen Dank für die Korrektur!

Ihr Schwiegervater, der Schlossherr und Besitzer des Hönower Gutes hat sicher nichts gegen die Franzosen gehabt. Wie wir auf www.ot-hoenow.de lesen können, sind seine Vorfahren, die selbst aus Italien stammten, durch die Franzosen zu ihrem Wohlstand gelangt. Ein Urahn verstand etwas von der Lackherstellung und hat ein Vermögen damit verdient, dass er den vor zweihundert Jahren hier lagernden Franzosen die Kappen bunt lackiert hat.

Auf dem Hönower Friedhof, der eine Reihe recht stattlicher Grabsteine zu bieten hat, finden wir einen zwar großen, aber von der Aufmachung her ganz schlichten Findling, der das Grab der Familie Dotti kennzeichnet.

Er steht am hinteren, zum See hin gelegenen Ende des Kirchhofes, nicht weit entfernt vom ehemaligen Schloss, wo die Dotti's residiert haben.

Bei dem auf dem Grabstein verewigten
Fritz Dotti (geb. 6.3.1858 gest. 24.10.1923) handelt es sich dem Alter nach wohl um den (damals bereits verstorbenen) Schwieger-Opa der Braut.

Weiter wollen wir da aber auch nicht nachforschen, der Kollege in Hönow will ja auch noch was zu tun haben ...

Nachtrag: Der Grabstein von Fritz Dotti ist leider inzwischen (2014) verschwunden ...

Diese Seite wurde im August 2008 erstellt.