In den Revisionsprotokollen der Mehrower Schule taucht Ende des 19. Jahrhunderts immer wieder ein Name auf: Dorfschullehrer Hermann Schröder.

Im Protokoll von 1883 ist er mit einem Alter von 53 Jahren und 32 Dienstjahren ausgewiesen. 1900 war er dann 70-jährig und noch immer nicht amtsmüde ...

Leider haben wir kein Bild von ihm und wissen nur, daß er wie damals üblich als Ausgleich für die miese Bezahlung (1050 Mark im Jahr!) kostenfrei in der Schule wohnen konnte und einen kleinen zur Schule gehörenden Garten bewirtschaften durfte. Nebenbei hat er Bienenzucht betrieben und wie sicher die meisten seiner Amtskollegen neben dem Lehreramt auch noch das des Organisten und Küsters inne gehabt. Das 1883er Protokoll besagt, das Herrmann Schröder 5 Kinder, damals im Alter von 8 bis 14 Jahren, hatte und daß seine Frau in der Mehrower Schule den Handarbeitsunterricht erteilt hat.

Bei der Revision der Schule im Jahre 1900 hat der inzwischen 70-Jährige Lehrer Hermann Schröder, der bereits fast 50 Dienstjahre "auf dem Buckel" hatte, um seine Pensionierung nachgesucht, dies aber ein Jahr später wieder zurück gezogen:


Mehrow, Parochie Ahrensfelde, 16. April 1901
H. Schröder, Lehrer
an königl. Regierung, Amt für Kirchen- und Schulwesen

Bei Gelegenheit der Revision der hiesigen Schule durch den Herrn Schuldirektor Ullmann am 7ten Juli v. Jahres sprach der ergebenst Unterzeichnete die Absicht aus, zum 1. Oktober des Jahres seiner Pensionierung nachgehen zu wollen.

Da verschiedenartige Umstände mein noch längeres Verbleiben im Amte erwünscht machen und da ich nicht nur nicht amtsmüde bin, sondern auch gern und freudig sämtliche Amtsfunktionen verrichte, mir die Ausübung derselben auch durchaus noch nicht schwer fällt, so möchte ich von besagter Absicht Abstand nehmen.

Deshalb ersuche ich die Königliche Regierung ergebenst, die ... Verfügung in dem Revisionsprotokoll vom 20. Juli v. Jahres ... aufheben zu wollen

und zeichnen
ganz gehorsamst

H. Schröder, Lehrer

Der zuständige Superindendent, Pfarrer Babick, hat dem beigepflichtet und der Regierungsbehörde versichert, daß der Lehrer trotz einiger Mängel durchaus in der Lage ist, seine nicht einmal 50 Schüler umfassende Klasse weiter zu unterrichten:


Kl. Schönebeck, 23. Juni 1902

Pfarrer Babick an
Königliche Regierung zu Potsdam

Auf Grund des Ausfalles der vom Ortsschuldirektor Pfarrer Ullmann abzuhaltenden ... Prüfung berichte ich, daß die Leistungen des Lehrers Schröder von einigen Mängeln im Rechnen und in den Realien z.Z. noch ausreichen, und daß er noch immer gute Disziplin zu halten versteht.

Zwar habe ich nicht die Möglichkeit gehabt, ihn in seiner Schule kennenzulernen, doch habe ich auf den amtlichen Schulkonferenzen den Eindruck gewonnen, daß er noch lebendig und rüstig genug ist, um seine noch nicht 50 Kinder enthaltende Klasse mit im ganzen genügenden Erfolge unterrichten zu können.

Babick, Pf.

Mit Schreiben vom 17.6.1902 bittet Lehrer Schröder (nunmehr mit ziemlich zittriger Schrift) "schweren Herzens" darum, ihn nunmehr doch von seinen Ämtern entbinden zu wollen

Wie die Königl. Regierung mit Schreiben vom 21. Juli 1902
"an das Patronat über die Schule in Mehrow und Pfarrer Babick"
ist Lehrer Hermann Schröder vier Wochen später, am 16. Juli 1902, verstorben.

In diesem Schreiben heißt es: "Es ist bald gefälligst ein geeigneter Lehrer in Vorschlag zu bringen." Das war dann der mit 31 Jahren (1902) vergleichsweise knabenhafte Herr Weier.



Übrigens: Während anfangs noch Unklarheit darüber bestand, wo Hermann Schröder seine mehr als 50 Dienstjahre absolviert hat, habern wir jetzt Gewißheit: Er hat sein ganzes langes Lehrer-Dasein hier in Mehrow zugebracht.

Auf seinem Grabstein auf dem alten Mehrower Friedhof steht geschrieben:

Im 51. Jahre seines Wirkens als Lehrer in Mehrow
fand hier mein guter Mann, unser treusorgender Vater
Hermann Schröder
(11.8.1830 - 16.7.1902) seine Ruhestätte. Ps. 4.9