Handbuch
der
Post-Geographie
der
Königl. Preußischen Staaten
in Verbindung mit einer
Post-Charte der K. Preuß. Monarchie,
welche
die Course der ordinären fahrenden und Extra-
Posten enthält.
von
F. W. Heidemann,
Königl. Preußischen Postmeister und Lieutenant.
Weimar,
im Verlage des Geographischen Intituts.
1819.

Quelle: Google Books http://books.google.com/books?id=7hYDAAAAcAAJ

Seite VII.
Vorrede.

Das im August vorigen Jahres von mir angekündigte Handbuch der Post-Geographie der Königl. Preußischen Staaten, wird hiermit geliefert. Ich bin in Bearbeitung desselben meinem, in dessen Ankündigung dargelegten Plane durchaus treu geblieben, und schmeichle mir, daß man die Herausgabe dieses Handbuchs eben so nöthig, als nützlich finden wird, weil die Verwirrung der bisherigen Postangaben zu groß und zu nachtheilig war. Mit vieler Mühe habe ich aus Quellen gearbeitet, wie ich beweisen kann.
...
Weißensee, im April 1919.
F. W. Heidemann

Seite 157/158
V. Brandenburg.

Bestandtheile und Flächeninhalt:
Drei Regierungsbezirke bilden die Provinz Brandenburg:
A. Regierungsbezirk Berlin;
B. Regierungsbezirk Potsdam, und
C. Regierungsbezirk Frankfurt a. d. O.

Der erstere dieser Regierungsbezirke enthält nur die Stadt Berlin und deren nächste Umgebungen, jedoch die beiden anderen bestehen aus Kreisen, diese sind:

im Regierungsbezirke Potsdam
1) der Osthavellandische Kr.,
2) der Westhavelländische Kr.,
3) der Niederbarnimsche Kr.,
4) der Oberbarnimsche Kr.,
5) der Teltow-Storkower Kr.,
6) der Zaucha-Belzigsche Kr.,
7) der Jüterbogk-Luckenwaldsche Kr.,
8) der Ruppiner Kr.,
9) der Ostpriegnitzer Kr.,
10) der Westpriegnitzer Kr.,
11) der Prenzlower Kr.,
12) der Templiner Kr.,
13) der Angermünder Kr.

im Regierungsbezirke Frankfurt a. d. O.
1) der Frankfurter Kr.,
2) der Lebuser Kr.,
3) der Küstriner Kr.,
4) der Königsberger Kr.,
5) der Soldiner Kr.
6) der Arenswalder Kr.,
7) der Friedeberger Kr.,
8) der Landsderger Kr.,
9) der Sternberger Kr.,
10) der Züllichauer Kr.,
11) der Krossener Kr.,
12) der Sorauer Kr.,
13) der Gubenener Kr.,
14) der Lübbensche Kr.,
15) der Luckauer Kr.,
16) der Kalauer Kr.,
17) der Kottbuser Kr.,
18) der Spremberg-Hoyerswerdasche Kreis.

Der Flächeninhalt dieser Provinz beträgt nach Hofmann's Tableau 749,29 O.M., oder 16,102,632 Magdeburger Morgen.

Gränzen:
Im Norden, Mecklenburg und die Provinz Pommern; im Osten, die Provinzen: Westpreußen, Posen und Schlesien; im Süden, die Provinzen Schlesien und Sachsen, und das Königreich Sachsen; im Westen, Dessau, die Provinz Sachsen und Hanover.

Einwohner:
Die Zahl der Civileinwohner beläuft sich auf 1,196,390; und mit dem Miltär auf 1,297,795, davon sind 1,271,006 Protestanten, 17,984 Katholiken, 307 Menoniten und 8,498 Juden. ...

Seite 162
Aus dem Mineralreiche wird einiges Eisen, jedoch sehr unbedeutend, Kalk (der Kalksteinbruch bei Rüdersdorf), Gyps (Gypsbruch bei Sperenberg), Thon und etwas Steinkohlen gewonnen. Es giebt einige Mineralquellen, von denen aber nur die zu Freienwalde und der Gesundbrunnen bei Berlin bemerkt zu werden verdienen. Salz fehlt gänzlich.

Seite 163
Postwesen
Die Provinz Brandenburg enthält 61 Postämter, unter welchen l Hofpostamt zu Berlin, und 6 Gränz-Postamter zu Lenzen, Perleberg, Wittstock, Lychen Zehdenick und Hoyerswerda sind. Zu Hoyerswerda ist ein Gränzpostamt gegen das Königreich Sachsen, die übrigen Gränzpostämter sind sämmtlich gegen Mecklenburg.

Seite 165
Von den jetzt vorhandenen Kunststraßen in dieser Provinz [Brandenburg], sind folgende zu bemerken:
1) Kunststraße von Berlin über Potsdam, und Brandenburg bis Plaue;
2) von Berlin über Potsdam, Belitz bis Treuenbrietzen;
3) von Berlin über Müncheberg bis Frankfurt an der Oder;
4) von Berlin bis Werneuchen, und
5) von Berlin bis Charlottenburg.

Seite 175
B. Regierungsbezirk Potsdam.

Flächeninhalt:
376 ... Quadrat-Meilen, mit 525,038 Einwohnern, incl. Militair

Gränzen:
Im Norden, das Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin und Strelitz, und der Regierungsbezirk Stettin; im Osten, der Regierungsbezirk Frankfurt; im Süden, der Regierungsbezirk Merseburg, und das Herzogthum Anhalt-Dessau; und im Westen, der Regierungsbezirk Magdeburg und das Königreich Hanover.

Hierin ...

Seite 182
Bernau, Stadt, zu den ältesten Städten der Mark Brandenburg gehörig, ist mit hohen Mauern umgeben, liegt am Flüßchen Pankow und hat 3 Thore, 1 Kirche, 314 Häuser und 1,826 Einwohner. Auf dem hiesigen alten Rathause befinden sich verschiedene Alterthümer aus den Zeiten der Hussiten. Unter den Bewohnern sind 98 Französische Colonisten und einige Juden. Wollzeuchweberei (62 Stühle), Ackerbau, Brauerei und Brennerei, dienen vorzüglich als Nahrungszweig. Die hiesige Postanstalt ist ein Postamt, die Course von Berlin nach Stettin über Schwedt, fahrend; und von Berlin nach Stralsund über Stettin, reitend gehen hier durch.

Seite 182
Oranienburg, eine, mit einem verfallenen Graben umgebene Stadt, an der Havel, enthält 1 Kirche (für den Gottesdienst der Lutheraner und Reformirten), ein Waisenhaus, 2020 Häuser und 1,685 Einwohner. Auf dem hiesigen vormaligen hiesigen Schlosse ist jetzt eine Schwefelsäure-Fabrik, auch in der Nähe dieser Stadt, eins der wichtigsten Mühlenwerke dieser Provinz, welches 13 Mahlgänge, zwei Schneidesägen und eine Lohmühle hat; außerdem werden hier die gewöhnlichen Gewerbe und Ackerbau betrieben. Die hiesige Postanstalt ist ein Postamt und dient zur Beförderung der fahrenden Post von Berlin nach Stettin und nach Stralsund über Prenzlow; deßgleichen geht hier durch: die fahrende Post von Berlin nach Strelitz.

Seite 182/183
Alt-Landsberg oder Alten-Landsberg, eine ummmauerte Stadt mit drei Thoren, Am Altlandsberger Fließ, hat 1 lutherische und 1 reformirte Kirche, 1 Waisenhaus, 2 Hospitäler, 144 Häuser und 994 Einwohner, worunter einige Tuchmacher. Die hier bestehende Postanstalt ist ein Postamt; der Cours der fahrenden Post von Berlin nach Freienwalde, geht hier durch.

Seite 183
Rüdersdorf, Dorf mit 48 Häusern und 328 Einwohnern. Sitz eines Domänenamtes gleichen Namens, und eines Bergamtes; es sind hierselbst große Kalksteinbrüche und Kalkhütte. Die nächstliegenden Postanstalt ist in Vogelsdorf.

Seite 185
Strausberg, eine ummauerte Stadt, am Straußsee, hat 5 Thore, 1 Kirche, 1 Capelle, 1 Invaliden- und 1 Landarmenhaus, 1 Stadtschule, 287 Häuser und 2,695 Einwohner. - Es wird hier Wollenzeuchwebere, welche 182 Stühle beschäftigt und vorzügliche Friese, Boie und Flanelle liefert, unterhalten, Ackerbau, Brauerei und Brennerei getrieben. Die fahrende Post von Berlin nach Freienwalde geht hier durch; die hiesige Postanstalt ist ein Postamt.

Seite 185/186
Freienwalde, eine offene Stadt, in einer angenehmen Gegend, an der Oder, hat 3 Thore, 2 Kirchen, 1 Bürgerschule, 284 Häuser und 2,549 Einwohner, deren vorzüglichster Nahrungszweig in Viehzucht, Brauerei, Brennerei und Fischzucht besteht. Es ist hier ein Gesundbrunnen und Bad, und ene Viertelmeile von der Stadt, ein Alaunbergwerk und Alaunhütte; der hierzu gehörigr Hütteort enthält 329 Einwohner, es werden 5 bis 6,000 Centner Alaun geliefert. Die hiesige Postanstalt ist ein Postamt, hier durch geht die fahrende und reitenden ost von Berlin nach Königsberg in Preußen furch Pommern und über Danzig ec.; von hier: eine fahrende Post nach Berlin über Wrietzen, Vogelsdorf ec.; eine fahrende Post nach Berlin über Werneuchen; (diese Post geht aber nur während der hiesigen Badezei), und eine fahrende Post nach Zehdenick ec.

Seite 186
Werneuchen oder Berneuchen, ein Flecken mit 1 Kirche. Es ist hier ein Postwärteramt und Station, dem das Hofpostamt zu Berlin vorgesetzt ist; hier durch geht der Cours der fahrenden und reitenden Post von Belin nach Königsberg in Preußen durch Pommern und über Danzig ec., und zur Badezeit in Freienwalde, eine reitende Post von Berlin nach Freienwalde; von hier: eine fahrende Post nach Wrietzen.