Kirchenvisitation am 11. Dezember 1869 durch Superintendent Siegel, gefunden im Geheimen Staatsarchiv unter GStA HA X Pr.Br. Rep 40 (Kurmärkisches Konsistorium) Nr. 1270, Blatt 6 bis 11 (..20)

An Hochwürden
Den Herrn Superintendenten Siegel
Ritter etc.
In
Biesdorf
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Ahrensfelde, d. 11. Dcbr 1869


Eur Hochwürden haben mir in Bezug auf die demnächst hier bevorstehende Kirchenvisitation eine Reihe von Fragen vorgelegt, die ich im Nachfolgenden ganz gehorsamst zu beantworten mich bemühe.

1. Die hiesige Parochie heißt Ahrensfelde und besteht aus den Dörfern Ahrensfelde (Mater), Mehrow und Hönow (filiae). Ahrensfelde und Hönow sind Königlichen, Mehrow Privatpatronats. Patron von Mehrow ist der Rittergutsbesitzer Heise daselbst. -
2. Prediger ist Friedrich Adolf Harmuth.
3. Die letzte Kirchenvisitation hat durch Eue. [?] Hochwürden Statt gefunden1866 den 13. Mai (dom. Exaudi)
4. Veränderungen hinsichtlich der Gottesdienstlichen Einrichtungen und ihrer Behandlung sind seit der letzten Visitation nicht vorgenommen worden, außer daß das allgemeine Kirchengebet in allen Kirchen von der Kanzel an den Altar verlegt worden ist.
5. Der Gottesdienst ist nach den allgemeinen Ordnungen der evangelischen Kirche und nach den deshalb besonders erlassenen Bestimmungen gehalten worden.
6. Die Gemeinde Ahrensfelde hat in Folge Statt gehabter Parzellierungen bäuerlicher Güter ihre frühere Einheit verloren und äußerst wenig kirchlichen Einsatz eingeimpft erhalten. Die
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Bande zwischen den Herrschaften und den zumal männlichen Dienstboten sind loser geworden; der Besuch der Tanzbelustigungen und anderer gesellschaftlicher Ergötzlichkeiten, die die seit den Parzellierungen von den bezüglichen Bauerngute geschiedene Krugwirtschaft häufig darbietet, befördert die Liederlichkeit unter den jungen Leuten, besonders der Knechte. Abgesehen hiervon findet sich noch am Orte heimisch Arbeitsamkeit, Sparsamkeit, Ordnungsliebe, Ehrbarkeit, Einfachheit, Wohltätigkeit. - In Mehrow ist neben der ganz unkirchlichen Patronatsherrschaft und ihrem guten Theils dem ihm gegebenen Beispiele folgenden zahlreichen Tagelöhnern nur eine sehr kleine Bauerngemeinde, von der sich einige Familien durch fleißigen Kirchenbesuch auszeichnen. - Hönow, das bisher fremde Elemente fast ganz von sich abzuhalten gewußt hat, trägt das Gepräge einer recht "märkischen Bauerngemeinde", sowohl nach der guten (Ordentlichkeit, Fleiß, Kirchlichkeit der meisten bäuerlichen Besitzer ), als nach der schlechten Seite hin (Geiz, Stolz, mit der zunehmenden Wohlhabenheit zunehmende Prachtliebe).
7. Hiermit ist bereits auf die wichtigsten Hindernisse, die der Wirksamkeit des Geistlichen und dem Wachstum geistlichen Lebens entgegenstehen, eingeschätzt. Auf Mehrow wirkt danebst der Umstand nachtheilig ein, dass die Herrschaft einen Inspektor im Haus und am Tisch duldet, der mit einer dortigen Tagelöhnertochter zwei Kinder außerehelich gezeugt hat. Außerdem
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unterhalten und befördern die Brennereien, die in Hönow und Mehrow, hier sogar dicht neben der Kirche, während des Sonntags fortarbeiten, die Sonntagsentheiligung nicht nur durch die Arbeit, die sie in Anspruch nehmen, sondern auch durch das Sonntagsentheiligungsbeispiel, das sie gibt, da die kleinen Leute nicht einzusehen vermögen, dass bei ihnen Unrecht sein soll, was bei den großen von Staats wegen erlaubt ist. Ähnlich wirkt die unzureichende Arbeitscourage, zumal in der Erntezeit, gegenüber der zu beschaffenden Arbeit. Auch veranlasst die Furcht der Besitzer, ihre Leute einzubüßen, Schlaffheit der häuslichen Zucht und Liederlichkeit unter den männlichen Dienstboten. -
8. Viel könnte dagegen eine strengere Gesetzgebung betreffs der Sonntagsheiligung und wirklich ernstgemeinte und ernst ausgeführte Handhabung der schon erwähnten Sonntagsgesetze thun. -
9. der Patron in Mehrow hat dem Anschein nach wenig Verkehr mit der Gemeinde. -
10. Der Gemeindekirchenrath gibt im Ganzen das Beispiel fleißigen Kirchenbesuches und betheiligt sich an der Einsammlung der kirchlichen Hauscollecten; verwurzelte Glieder derselben bemühen sich auch nach Kräften um den Aufbau der Gemeinde. -
11. Mit der Sonntagsheiligung steht es mangelhaft, am Besten in Ahrensfelde. Tanzvergnügungen zumal sind häufig. In Hönow soll auch viel Kartenspiel Statt finden.-
12. Tägliche Hausandachten sind nicht gewöhnlich, doch findet häusliche Er-
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bauung in vielen Familien besonders Sonntags Statt. Gegen Nothleidende wird Wohlthätigkeit geübt. Ein sehr hervorragendes Interesse für Mission, "Gustav -Adolf" Stiftung und Bibelverbreitung ist nicht wahrzunehmen, obschon darauf bezüglich Collecten immer, zumal in Ahrensfelde, willige Unterstützung finden.-
13. Besonderer Armenpflege bedarf es nicht, da bittere Armuth fehlt. Milde Stiftungen sind vorhanden, nur gibt die Kirchenkasse in Hönow jährlich 1 Thaler an die dortige Dorfarmenkasse, die unter der Verwaltung des dortigen Schulzen steht und weiter keine Einnahmen hat.-
14. Die Taufen finden, Nothtaufen abgerechnet, alle in der Kirche Statt, ja uneheliches wird nicht geduldet, werden auch nur verheiratete und verwittwete Taufpaten zugelassen. Die Trauungen deflorierter werden ohne Geläut, auch ohne Zulassung von Zuschauern vollzogen. - Die Todten werden, mit Ausnahme der kleinen Kinder, sämtlich öffentlich bestattet, wobei in Ahrensfelde aus jedem Hause Leute zu folgen pflegen. Selbstmörder erhalten das ehrliche Begräbnis nicht. - Zur Kirche kommt man überall gleich mit Beginn des Gottesdienstes und jedenfalls vor der Liturgie; bei der Communionen bleibt die ganze Gemeinde ausnahmslos bis zum Schluß versammelt.-
15. Morgengeläut findet nicht Statt, nur in Hönow täglich früh zur Schule geklingelt: Mittags wird, die zweite Hälfte der Fastenzeit abgerechnet, wo geläutet wird, nur die Betglocke angeschlagen; Feierabendgeläut findet alle Wochen-
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-tagsabends Statt.-
16. Das Verhältnis der Brotherrschaften zu den Dienstboten hat schon lange aufgehört innig zu sein, man sucht von einander möglich viel materiellen Vorteil zu ziehen. -
17. Gegen das sechste Gebot wird viel gesündigt. -
18. Vor 1866 bis 1868 waren in Ahrensfelde unter 44 Geburten keine unehelichen, in Mehrow unter 45 : 4, in Hönow unter 47 : 10! -
19. Der Geistliche predigt in der Regel Sonntags 2 Mal, Festtags immer 3 Mal – abwechselnd über Evangelien, Episteln und freie Texte, doch so, daß die evangelischen Pericopen (?) öfter an die Reihe kommen, als Episteln, und diese öfter, als die frei gewählten Texte. Seit dem 1. Advent wird wieder über die Evangelien gepredigt. Die Predigten werden vollständig ausgearbeitet und memoriert. -
20. Die Confirmation findet regelmäßig am Palmsonntage in der Mutterkirche statt, derselben geht eine öffentliche Prüfung vorher; die Abendmahlsfeier schließt sich, der örtlichen Verhältnisse wegen, unmittelbar an die Confirmation an; der Einsegnungsgottesdienst wird von der Gemeinde festtagsgemäß zahlreich besucht. -
21. Die Agende wird bei allen Amtshandlungen zu Grunde gelegt. -
22. Die Privatseelsorge des Geistlichen wird fast nur für die Kranken in Anspruch genommen. -
23. Der Geistliche fungiert bei allen Begräbnissen, mit Ausnahme der ganz kleinen Kinder auf den Filiales,bei welchen ihn die Küster vertreten. -
24. Er glaubt
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in gutem Einvernehmen mit der Gemeinde zu stehen. -
25. Die Kirchenbücher gehen bis 1693 zurück. Sie sind sauber gebunden und gehalten und gemäß den Vorschriften des Allgemeinen Landrechtes nach den vorgeschriebenen Formularen ordentlich und mit deutlicher Schrift geführt. Willkürliche Correcturen wurden nicht vorgenommen. Die erforderlichen Belege sind vorhanden und namentlich die Sponsalia zu den neuesten Kirchenbüchern (seit 1853) geordnet und geheftet. Register zu den Kirchenbüchern sind nicht vorhanden. Die gesetzliche Ablieferung der Duplikate an die Gerichte ist vorschriftsmäßig bescheinigt. -
26. Die Acten werden einem Actenrepositorio aufbewahrt. Ein vollständiges Repertorium ist vorhanden. Die wertvollen Acten sind geheftet, die übrigen (Rechnungbelege, Schulversäumnißlisten etc.) anderweitig geordnet und subricirt. Die "Amtlichen Mitteilungen" sind geheftet; ein Auszug aus denselben ist gemacht. Die Amtsblätter sind sämtlich vorhanden und eingebunden. Eine Chronik der Parochie wird nicht geführt. Die Lagerbücher sind sowohl im Concept als in der Reinschrift angefertigt. Eine Pfarrbibliothek existiert nicht, nur eine kleine Kirchenbibliothek , zu der das Inhaltsverzeichnis nicht fehlt, befindet sich bei jeder Kirche, wird aber schon seit vielen Jahren nicht mehr vergrößert. -

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27. Die Küster und Lehrer heißen: (zu Ahrensfelde) Ferdinand Gustav Domack, (zu Mehrow) Heinrich Hermann Schröder, (zu Hönow) Carl Julius Pfeiffer. -
28. Dieselben verwalten ihre Doppelämter im Ganzen befriedigend. -
29. In Ahrensfelde befindet sich zur Vorlesung die Evangelienpredigten des norddeutschen Vereins, in Mehrow die Epistelpredigten eben desselben, in Hönow L. Holzackers Predigten. Doch wird auch mit diesen Büchern zwischen den verschiedenen Kirchen gewechselt. -
30. Über das häusliche Leben der Küster sind noch keine Beschwerden eingelaufen. Dieselben stehen, etwa der zu Hönow ausgenommen, zu den Gemeinden dem Anschein nach gut. Der Küster in Ahrenfelde ist Rathgeber und Helfer der Erwachsenen in allerlei irdischen Angelegenheiten, gibt auch einigen Schülern Privatunterricht; der zu Mehrow unterrichtet im Hause der Gutsherrschaft. Beide unterstützen auch die Ortsschulzen in ihren Schreibereien. -
31. Der Schulbesuch war bisher befriedigend; nur in Mehrow kamen öfter Versäumnisse vor. Hervorragendes Interesse zeigen die Gemeinde am Gedeihen der Schulen nicht. Die Schulvorstände thun das Nothwendige.


Hartmuth, Pr.
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Verhandelt Ahrensfelde, den 19. Dezember 1869

Nach zuvor ergangener Einladung versammelte sich am heutigen Abend in der Pfarre zu Ahrensfelde der Gemeindekirchenrath der Parochie auf Veranlassung des unterzeichneten Superintendenten bei Gelegenheit der heute abgeschlossenen Kirchenvisitation. An der Sitzung nahmen auch Theil die beiden Schulvorsteher aus Hönow. Nachdem der Superintendent die Sitzung mit einem kurzen Gebet eröffnet hatte, fragte er, ob der versammelte Gemeindekirchenrath auf Kirche und Schule bezügliche Anträge, Beschwerden und dgl.- vorzubringen habe. Die Ahrensfelder Ältesten erklärten, daß sie nur vorzutragen hätten, daß die Wiederherstellung des Thurmes doch möglichst beschleunigt, und die Reparatur der Kirche und besonders des Kirchendaches doch ja nicht länger hinausgeschoben werden möchte, da bei dem gegenwärtigen Zustande nicht allein die Kirche Schaden leide, besonders auch die Orgel bedroht sei, indem der durchs Kirchendach eindringende Regen in sie hineinzudringen drohe. Auch sei der Zustand bei Unwetter lebensgefährlich. - Die Hönower Ältesten sammt den beiden Schulvorstehern erklärten, daß seit der Anstellung des Lehrers und Küsters Pfeiffer arge Mißstände in der Gemeinde eingetreten seien, worunter auch der Kirchenbesuch, so wie das Interesse für Kirche und Schule leide. Die Genannten wollten die Gründe dazu in einer gewissen Recht-
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haberei und in einem schroffen Wesen des Lehrers den Ortsbewohnern gegenüber u.s.w. finden, was wohl daher rühren möge, daß der Küster mehrfach Klagen gegen die Gemeinde wegen vermeintlicher Beeinträchtigung seines Einkommens und seiner Stellung vorgebracht hat. Ephorus [?] erwiderte, daß er um eine richtige Ansicht zu gewinnen, doch auch die Äußerung des nicht anwesenden Küsters selbst hören müsse, er übrigens versuchen wolle, zum Guten zu reden, auch den Klagestellern überlaße, sich bei der Königlichen Regierung zu beschweren, da er in dem Vorgebrachten keinen genügenden Grund zum Einschreiten gegen den Lehrer sehe, übrigens rathe, sich mit demselben zu versöhnen zu suchen. - Die Mehrower Ältesten hatten nichts vorzutragen. -

Auf Befragen des Superintendenten wurden aus dem Gemeindekirchenrath dahingehende Äußerungen laut, daß mehrfach einzelne Glieder derselben sich als Friedensstifter bei Zwistigkeiten in der Gemeinde ihres Amtes bedient hätten, und zwar mit Erfolg, daß man sich der Kranken und Armen annehme, daß das heimische Gesinde im Ganzen folgsam sei, die Schulen im Ganzen gut besucht werden, und das Missionsinteresse nicht ohne Anregung bleibe. - Schließlich wurde noch die Dringlichkeit des Pfarreneubaus stark von dem Gemeindekirchenrath
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betont und dabei bemerkt, daß bei starkem Regenwetter derartig durchs Dach ins Haus dringe, daß es stromweise an der Zimmerwand herunterlaufe, so daß die Gesundheit der Predigerfamilie dabei ernstlich gefährdet sei. - Weiter war nichts zu verhandeln. - Die Sitzung wurde mit Gebet beschlossen.
v.g.u.

Martin Haase      August Geber
Curt Wegener      Schmidt
Gottlieb      Kehs      Hörnicke
Schröder      Herdten
Thürling      Meißner
Kirschbaum      Fahrentholz
Kirschbaum Rudolph      Harmuth

V.w.o.
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Die ursprünglich spaltenweise angelegte doppelseitige Tabelle auf Seite 20 wird hier der besseren Lesbarkeit wegen zeilenweise wiedergegeben:
Statistische Notizen betreffend die Pfarre zu Ahrensfelde in der Diözese Berlin-Land, aufgestellt bei der Kirchen-Visitation im Jahre 1869

Name der Parochie. Theile derselben. Entfernung von der mater.Bevölkerung nach Berufsart.
Ahrensfelde umfaßt das Mutterdorf gleiches Namens und die Filialdörfer Mehrow und Hönow. Mehrow ist 3/8, Hönow 3/4 Meilen von Ahrensfelde entfernt. Die Bewohner sind Ackerbauer, als Bauern, Gutsbauern, Kossäthen, Büdner und Tagelöhner, mit den unentbehrlichsten Handwerkern (Maurern, Zimmerleuten, Stellmacher, Schmieden, Schafmeistern, Müllern, Bäckern, Tischlern), Krügern, Krämern, Milchhändlern nach Berlin und Stadtleuten, welche in der Nachbarschaft aufgekaufte Getreidefrüchte, Kartoffeln und dgl. Nach der Stadt fahren und absetzen.

Patronats=Verhältnisse
Ahrensfelde und Hönow sind Königlichen, Mehrow ist Privatpatronats. Der Patron M. Heise ist Besitzer des Rittergutes Mehrow.

Name, Alter, Einkommen, Familien=Verhältnisse des Pastors, Amtsjahre überhaupt und in der Gemeinde, Bildungs=Laufbahn
Friedrich Adolf Harmuth, ist mehr als 54 Jahre alt, bezieht ein Einkommen von c. 1100 M, ist Ehemann und Vater zweier [?] Kinder und seit fast 19 Jahren im Amt nur in der Gemeinde. Er hat das Gymnasium in Cottbus und die Universität in Berlin besucht und seine lange Candidatenzeit theils zwiwatisiwar (?) theils im Seminare zu Witenberg, theils als Guts- und Privatlehrer zugebracht.

Lehrer und kirchliche Beamte nach Alter, Dienstjahren und Familienverhältnissen
Ferdinand Gustav Domack, Lehrer, Küster und Organist zu Ahrensfelde, ist fast 45 Jahre alt, 25 Jahre im Dienst, Gatte und Vater zweier Kinder. Heinrich Hermann Schröder, Lehrer, Küster und Organist zu Mehrow, ist 39 Jahre alt, 18 Jahre im Dienst, Gatte und Vater zweier Kinder. Carl Julius Pfeiffer, Lehrer und Küster zu Hönow, ist 47 J. alt, 24 Jahre im Dienst, Gatte und Vater dreier Kinder.

Gemeinde-Kirchenrath. Zur Kreis-Synode abgeordnete Glieder
Ein Gemeinde-Kirchenrath, zu dem außer dem Pfarrer vier Gemeindeglieder aus Ahrensfelde, fünf aus Mehrow und vier aus Hönow gehören. Zur Kreissynode ist der Küster Schröder aus Mehrow deputiert.

Gottesdienste und ihre Stunden am Sonntag und Wochentag. Gesangbuch. Kirchliche Katechisation, Missions- und Bibelstunden
Der Sonn- und Alltagsgottesdienst findet gewöhnlich ebenfalls im Winterhalbjahr um 8, 10, 12 im Sommerhalbjahr 7, 9, 11 Uhr statt. Wochenpredigten werden jährlich nur fünf in jeder Kirche gehalten, und zwar an den 5 ersten Donnerstagen der Fastenzeit abwechselnd um 8, 9 1/2, und 11 Uhr vormittags. Außerdem sind nur noch alljährlich liturgische Vorfeiern des Michaelisfestes und die Karfreitagsfeier an Wochentagsabenden auf den Filiales geführt worden. – Das Gesangbuch von Porst ist in allen drei Gemeinden in Gebrauch. – Kirchliche Katechisationen finden im Anschlusse an die Gottesdienste in allen Kirchen von Pfingsten bis Michaelis mit den Confirmierten der 3 letzten Jahre Statt, an welche sich in Mehrow die größeren Schulkinder anreihen. – Abendbibelstunden sind in den Wintermonaten alle 14 Tage in der Schulstube zu Mehrow und alle 8 Tage im Pfarrhause zu Ahrensfelde gehalten worden, hier jedoch so, daß statt der letzten in jedem Monat eine Missionsstunde Statt fand.

Durchschnittszahl der Kirchenbesucher am Sonntage (Kinder mitgezählt und Vergleichung mit der Zahl bei voriger Visitation.)
Seelenzahl der Gemeinde: In Ahrenfelde und Hönow c. 60 - 70 bei 400, resp. 485, in Mehrow c. 40 bei 298 Seelen, in Ahrensfelde der 5.-6., in Hönow der 6. und in Mehrow der 7. Theil aller. – Der Kirchenbesuch hat in den letzten Jahren im Ganzen eher zu, als abgenommen.

Zahl der Abendsmahlsgenossen und Vergleichung mit der Zahl bei der vorigen Visitation.
In den drei Jahren vor der letzten Visitation (1863-65) betrug die Zahl der Communicanten durchschnittlich jährlich 666, wovon auf Ahrensfelde 329, Mehrow 102, Hönow 235 kamen; in den drei Jahren vor dieser (1866-68) betrug sie durchschnittlich jährlich 704, wobei Ahrensfelde mit 329, Mehrow mit 122, Hönow mit 243 Theilnehmern vertreten gewesen ist.

Anmeldung, Beichte, Spendeformel beim heiligen Abendmahl.
Anmeldung zur Communion findet sowohl in der Mater, als in den Filialis Statt, in den letzteren jedoch nur bei den Küstern. Die Beichte wird sowohl die Stunde vor dem Gottesdienst, da, durchschnittlich die Abendmahlsliste da schließt, 21, letzter und ist die allgemeine mit vorausgeschickter Ansprache und nachfolgender allgemeiner Absolution. Das Brot wird bei der Austheilung gebrochen, Die Spendeformel lautet: nehmet hin und esset (trinket), dies ist der Leib (das Blut) unseres Heilands Jesu Christi, für uns am Kreuz in den Tod gegeben (für mich vergossen zur Vergebung der Sünden), das stärke und erhalte euch im rechten Glauben zum ewigen Leben, Amen, und ist den Geistlichen der der ursprünglich lutherischen Kirche angestellt und selbst lutherischen Bekenntnisses ist, von dem Erw- Provinzialconsistirii durch Rescript vom 28. April 1854 (C.3435) genehmigt worden.

Taufe; wie z.B. uneheliche Kinder? Zucht
Die heilige Taufe wird, Nothfälle abgerechnet, nur in der Kirche und getrennt vom öffentlichen Gottesdienst vor Ablauf von 6 Wochen nach der Geburt des Kindes vollzogen. Unverheiratete, die gefallen sind, werden als Paten nicht angenommen. Zur Taufe unehelicher Kinder wird nicht geläutet und werden auch drei verheiratete oder verheiratet gewesene Pathen zugelassen.

Confirmanden-Unterricht, wie viel Stunden? Lehrbuch. In wie viel Abteilungen? Wie viele Kinder in jeder.

Der Confirmandenunterricht wird für die Confirmanden aus Ahrensfelde und Mehrow im Pfarrhause zu Ahrensfelde während des Sommerhalbjahres in wöchentlich 2, während des Winterhalbjahres in 2 x 2 zusammenhängenden Stunden ertheilt; zu Hönow im Schulhause Sommer und Winter in wöchentlich zwei zusammenhängenden Stunden; die Fastenzeit abgerechnet, in welcher die Confirmanden aus Hönow mit den aus Ahrensfelde und Mehrow gemeinschaftlich zwei mal zwei zusammen hängende Stunden wöchentlich Unterricht im Pfarrhause zu Ahrensfelde erhalten. Der Pfarrer unterrichtet nach einem von ihm ausgearbeiteten Hefte. – Von den 2 Unterrichtsabteilungen hat die in Ahrensfelde zur Zeit 20, die in Hönow 12 Kinder.

Trauungen und Zucht gegen Gefallene.
Ehrbare Paare werden öffentlich mit allen Ehren (Geläut, Ornamente, Altarkerze, Brautkranz, Empfang des Brautpaares an der Kirchenthür durch den Pfarrer, auch wohl Jungfraugesang mit gleichem Empfang der Braut vorher), Gefallene ohne alle Ehren in der Stille getraut, nachdem der gehörige Unterschied bereits beim Aufgebot gemacht worden ist. Täuschungen des Pfarrers und der Gemeinde bei Ausgeboten und Trauungen, die früher einige Male nachträglich haben von der Kanzel gesagt werden müssen, sind in den letzten Jahren nicht hervorgetreten. Auch werden Ehefrauen, die vorzeitig geboren haben, nicht dieselbe Einsegnung und Fürbitte bei Gelegenheit der kirchlichen Entbindungsanzeige, wie die anderen, und auch nicht das da extra zu Theil werde, des Empfangs an der Kirchenthür theilhaft, wenn sie zur Wöchnerinneneinsegnung kommen.