Militair-Wochenblatt
Siebenter Jahrgang 1822.
Nr. 289 bis 340.
Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs.
Berlin und Posen.
bei Ernst Siegfried Mittler.
Stechbahn Nr. 3.     Am Markt Nr. 90.

Gefunden bei Google Books:
http://books.google.de/books?id=lvNUUPMlCfQC
Titel  Militär-Wochenblatt, Band 7
Autor  Guido von Frobel
Verlag  E.S. Mittler., 1822
Original von  University of Michigan
Digitalisiert  15. Mai 2006

Früherer Besitz (lt. Stempeln auf der Titelseite)
  • Koen. Pr. Statistisches Bureau
  • Institut für Staatsforschung
  • ... v Praze

  • Wie wir u.a. aus dem Niederbarnimer Kreisblatt wissen, war Mehrow und Umgebung einst ein beliebtes Manövergebiet und die Manöver gingen oft mit Einquartierungen bei uns und in unseren Nachbardörfern einher. Jetzt haben wir in einer "Militairischen Wochenschrift" von 1822 die Beschreibung eines Manövers in jenem Jahr gefunden, bei dem an den uns interessierenden Tagen (13./14. September 1822) ein vermeintlicher Feind von Weißensee nach Bad Freienwalde getrieben wurde.

    Das Manöver fand unter Leitung des preußischen Prinzen Wilhelm statt, der am 22. März 1797 als Wilhelm Friedrich Ludwig in Berlin geboren wurde, ab 1861 König von Preußen und ab 1871 bis zu seinem Tode am 9. März 1888 als Wilhelm I. Deutscher Kaiser war.
    Jener hat während des Manövers sein Quartier in Ahrensfelde sein Quartier genommen, so dass wir uns damit rühmen können, dass der spätere Kaiser einst ganz in der Nähe abgestiegen ist.

    (Wo die 6 "berittenen Kanonen" untergekommen sind, ist dem Manöverbericht leider nicht zu entnehmen.)


    Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs.
    Militair-Wochenblatt.
    No. 327.
    Berlin, Sonnabend den 28sten September 1822.

    Manöver bei Berlin.
    Disposition
    für das Havel-Korps auf den 12. September 1822.

       Allgemeine Idee. Ein Korps ist von der Oder bis Berlin vorgegangen, dagegen ein anderes von der Elbe angerückt, welches bei Spandau über die Havel gegangen, den Feind in seiner Stellung hinter der Panke angreifen und ihn daraus vertreiben soll.
       Bekannt ist 1stens das Terrain, auf dem der Feind steht, 2tens, daß der Feind schwächer ist.
       Unbekannt ist das Detail seiner Stellung.
       Annahme. Der Feind hat alle Uebergänge über die Panke besetzt und eine Zentralstellung dahinter. ...

    Disposition
    für das Havelkorps auf den 13. September 1822.

       Allgemeines. Die Vortheile des vorigen Tages sollen benutzt, und der Feind weiter verfolgt werden.
       Annahme. Es wird verausgesetzt, der Feind ziehe sich gegen Freienwalde zurück. Man glaubt nur auf schwache Arriergarden zu stoßen. Es ist die Absicht, auf dem nächsten Wege die Chaussee von Werneuchen zu gewinnen.
       Disposition. Die Avantgarde tritt ihren Marsch so an, daß sie mit einem Theile um 8 Uhr gegen Malchow anrückt mit einem andern Theile in gleicher Höhe auf der Chaussee. Das Gros der Jnfanterie, Kavallerie und Artillerie erhalten Befehl zun Aufbruch. Infanterie und Artillerie marschiren gegen Heinersdorf, die Kavallerie gegen Blankenburg, wobei diese jedoch Rücksicht nimmt, immer 1000 bis 2000 Schritt in dem Verhältniß zum Gros der Infanterie zurückzubleiben, weil sie durch ihr frühzeitige Erscheinen den Feind, der etwa eine Stellung bezogen hätte, gleich zum Rückzuge bewegen würde, und es dadurch gegen die Absicht der General-Disposition nicht zu Gefechten kommen würde. Alles Weitere ergiebt die Stellung des Feindes und es wird auf der Stelle befohlen werden. Die allgemeine Idee ist jedoch die, daß die Avantgarde den Feind auf seiner wahrscheinlichen Rückzugslinie über die Dörfer Malchow, Wartenberg, Falkenberg, Arensfelde bis Blumberg verfolge, in der Front das Gefecht engagire und unterhalte, während zuerst die Infanterie des Korps und zuletzt auch die Kavallerie gegen seine rechte Flanke dirigirt wird, und so jedesmal die Entscheidung des Gefecht herbeiführt. Es wird aber hierbei wiederholt erinnert, daß diese Flankenbewegungen nicht zu frühzeitig geschehen und besonders das Erscheinen der Kavallerie immer erst dann eintrete, wenn die Infanterie wenigstens eine gute halbe Stunde schon ...

    ... im Gefecht gewesen. Hat der Feind eine Stellung hinter einem der genannten Dörfer verlassen, so wird er nie heftig gedrängt, um ihm Zeit zu einer neuen Anfstellung zu geben, eben wieder, weil es sonst unmöglich, wie es befohlen, zu Gefechten kommen kann.
       Das Gros der Infanterie und die Reserve-Kavallerie werden auf diese Weise die Dörfer-Linie fast gar nicht berühren, sondern größtentheils auf dem Plateau fortziehen, welches sich von Malchow aus, zwischen Lindenberg und Wartenberg hindurch gegen die nördliche Spitze des Blumberger Waldes hinzieht, und nur, wenn der Feind bei irgend einem Dorfe zu hartnäckig hält, Befehl erhalten, sich dagegen zu wenden. So wird sich das Manöver bis gegen Blumberg vorziehen. Wenn dieser letzte Ort genommen, löset das zweite Garde-Regiment das Regiment Franz bei der Avantgarde ab.
       Der General v. Block übernimmt das Kommando der Avantgarde, der schon für die Nacht noch 2 Eskadrons Kavallerie mehr angewiesen werden. Das Aussetzen der Vorposten bleibt der Avantgarde überlassen.
       Das Gros der Infanterie geht bis hinter Arensfelde zurück, bezieht dort das Bivak, das Dorf und die Mühle vor der Front.
       Die Reserve-Artillerie kantonnirt in Arensfelde. Ein Regiment Kavallerie kantonnirt in Mehrow und Eiche, ein anderes in Falkenberg und Wartenberg, zwei Regimenter bivakiren bei Arensfelde hinter dem Gros der Infanterie.
       Ich werde mich an diesem Tage in der Regel bei der Avantgarde aufhalten.
       Mein Hauptquartier kommt nach Arensfelde.

    Disposition
    für das Havel-Korps auf den 14. September 1822.

       Aus der Wiedernahme von Blumberg glaubt man schließen zu müssen, dass der Feind schon Verstärkung erhalten, es werden demnach alle Maasregeln danach getroffen, daß der Feind angreifen werde.
       Das Korps ist am Morgen nach der beiliegenden Ordre de Bataille formirt. Die Avantgarde hat alle Anstalten gemacht, den Wald und die Deboucheen zu vertheidigen. Da Gros des Korps wird um 1/2 8 Uhr in der Stellung bei Arensfelde stehen, das Dorf in der Rechten. Wenn die Avantgarde retirirt, geht sie gerade auf Arendefelde zurück, behält das Dorf besetzt, und bildet so den rechten Flügel des Ganzen.
       Das Garde-Husaren-Regiment schließt sich an die Reserve-Kavallerie an, unter deren Befehle es tritt. - In dieser Stellung wird der Angriff des Fein des abgewartet. Alles kann bis zum Augenblick des Gebrauchs verdeckt stehen. Muß der Rückzug angetreten werden, so geht er nach Falkenberg und Weißensee. Die Kavallerie hält, wenn er angetreten worden ist, immer den linken Flügel.
       Es wird befohlen werden, ob in dieser neuen Stellung noch ein Gefecht angenommen werden, oder ob der Rückzug noch weiter fortgesetzt werden soll.
    (gez.) Wilhelm, Prinz von Preußen.

    Ordre de Bataille
    für den 14ten September 1822.
    Arrier-Garde.
    General Major v. Block
    6 Batails. 2ten Garde-Regmts.,
    1 " " " Jäger,
    6 reitende Kanonen,
    4 Eskadrons Garde-Husaren.
    2te Brigade.
    General-Major v. Thile II.
    6 Batls. Kaiser Franz.
    1ste Brigade.
    Oberst v. Röder.
    6 Batls. 1. Garde-Regiments.
    Reserve-Kavallerie.
    Oberst Graf von Brandenburg.
    4 Eskadrons Garde du Korps.
    4 " 1sten Garde-Ldw.-Kaval-Regts.
    Reserve-Artillerie.
    12 Fuß-Kanonen.