Das Mehrower Wasserwerk ist bestimmt nur Insidern bekannt und eh nur im Herbst und Winter zu sehen, da es ansonsten völlig im Grün verschwindet. |
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Wenn man vom Krummenseer Weg in die Trappenfelder Straße einbiegt, stößt man nach ca. 100 Metern, kurz bevor der Weg zum Dorfpark abbiegt, auf eine kleine Brücke. Das Rinnsal darunter ist übrigens fast das ganze Jahr ausgetrocknet und bietet sich dann als abenteuerlicher Spazierweg zum Dorfpark an. Kurz hinter der Brücke fallen dem aufmerksamen Wanderer vielleicht die vielen Hinweise auf Rohrleitungen auf, die man dort am Ortsrand nicht unbedingt vermutet. Wenn man dann den Blick hebt, sieht mein ein sorgfältig verschlossenes Tor mit einem halbverwitterten Schild der Wasserwirtschaft und (wenn noch nicht alles begrünt ist) auf dem eingezäunten Areal das halb verfallene Mehrower Wasserwerk. |
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Das Wasserwerk in Mehrow |
Das Trappenfelder Wasserwerk ist da schon viel leichter zu entdecken und jeder der aus Hönow kommend nach Trappenfelde fährt, kommt direkt daran vorbei. Gesehen hat es also wohl fast jeder schon, aber nur wenige werden hinter der leider auch schon ziemlich eingefallenen Fassade ein Wasserwerk vermutet haben: |
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Das Wasserwerk in Trappenfelde |
In den Gemeindeakten finden sich zwar unendlich viele Hinweise auf Probleme mit der Wasserversorgung, die zum Teil auch in den Wasserwerken begründet liegen. Aber bis auf folgende, in einer Akte des Referates Wasserwirtschaft des Kreises gefundene kurze Bestandaufnahme vom Ende der 50er Jahre findet sich dort nirgends ein Hinweis auf Zeitpunkt und Umstände der Wasserwerksbauten und auf deren technische Daten. |
Mehrow: 2 zentrale Kleinwasserwerke |
Im ehemaligen Preußischen Staatsarchiv in Potsdam (jetzt Landeshauptarchiv Brandenburg) findet sich aber zum Glück unter Rep. 2 Berlin I Kom Nr. 1664 eine eigene Akte zu den Mehrower Wasserwerken: |
Regierungspräsident des Reg.-Bezirks Potsdam Abteilung 1 Betreff: Wasserwerke Mehrow- Trappenfelde, Niederbarnim W36 1940 |
Diese enthält u.a. folgendes Schreiben vom 29.7.1938 mit einenem angefügten Gutachten: |
Landgesellschaft Eigene Scholle G.m.b.H Gemeinnütziges Siedlungsunternehmen der Provinzen Brandenburg und Grenzmark Posen-Westpreußen Frankfurt (Oder), Halbe Stadt 7 29.7.1938 An den Herrn Reg.-Präsidenten Betr.: Siedlungssache Mehrow, Kreis Niederbarnim. Wasserversorgungsanlage Über die beiden Wasserentnahmestellen der Siedlung Mehrow-Trappenfelde ist von dem Staatl. Gesundheitsamt des Kreises Niederbarnim das anliegende amtsärztl. Gutachten vom 19. d. M. ausgefertigt worden. Wir geben hiervon Kenntnis und bitten, dieses Gutachten zu dem von uns dort vorliegenden Antrage auf Erteilung der Fortleitungsgenehmigung zu entnehmen. Gutachten [auszugsweise]: 1. Entnahmestelle in dem Wäldchen dicht bei Mehrow keine Beanstandungen Brunnenbaufirma: Herr Schmidt, Berlin N4 in 55 m Tiefe auf Grundwasser gestoßen bis 25 m Lehm und Ton, von 25-34 m Feinsand, bis 55 m Mittelsand 2. Entnahmestelle auf Hochplato [!] in der Nähe des Restgutes Trappenfelde Bohrung zur Zeit der Besichtigung bis 75 m vorgetrieben Insgesamt keine Beanstandungen Die Tiefe gibt Gewähr, daß das gehobene Wasser frei von bakteriologischen Verunreinigungen sein wird Das Wasser ist höchstens eisenhaltig, es wird aber eine Eisenbehebungsanlage in das Wasserhebewerk eingbaut |
Die Behörden zeigten sich aber trotzdem pingelig und beanstandeten unter anderem, daß die Förderleistung der Wasserwerke für eine Brandbekämpfung nicht ausreiche. Ein entsprechendes Schreiben des Regierungspräsidenten vom 8.9.1938 erwiderte die Landgesellschaft "Eigene Scholle" am 20.10.1938 wie folgt [Auszug]: |
zu 3) Wenn die Brandbekämpfung unmittelbar durch das Wasserwerk erfolgen sollte, müßte die Gesamtanlage wesentlich größer gebaut werden und würde daher in Anbetracht der verhältnism. geringen Bedarfsmenge unrentabel. |
Zusätzlich war dort angemerkt:
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Den 5 Siedlern in Trappenfelde wird daher das Recht eingeräumt, bei wirklich auftretenden Störungen das Wasser aus Mehrow zu holen. |
Außerdem wurde noch einmal auf den Erläuterungsbericht des Projektanten verwiesen: |
Dr.-Ing. H. Weiland Beratender Ingenieur für Wasserwirtschaft im März 1938 Erläuterungsbericht für die Wasserversorgung der Siedlungen Mehrow und Trappenfelde Die Wasservers. beider Siedl. dienen ausschl. der Bedarfsdeckung der Siedlerstellen und nicht mit der Brandbekämpfung. Für die Siedlung Mehrow beträgt der Spitzenbedarf 4 cbm/Std, für die Siedlung Trappenfelde 2,4 cbm/Std. |
Am 28.2.1940, eineinhalb Jahre nach der Antragstellung wurde dann endlich die zur Aufnahme der Wasserversorgung unbedingt erforderliche |
Fortleitungsgenehmigungs-Urkunde |
mit der Nummer I Lwc 104 erteilt. |
Zu den Baukosten geben die sehr detailierten Kostenvoranschläge Auskunft, die für Mehrow und Trappenfelde Kosten von je 24.000,- RM auswiesen. Für Mehrow (ohne Trappenfelde) ergaben sich danach folgende Kosten: |
Kostenvoranschlag für die Wasserversorgung der Gemeinde Mehrow Titel 1: Brunnen 0-20m: 520,-, 20-30m: 280,-, 30-40m: 300,-, 40-50m: 320,-, 50-60m: 340.- Titel 2: Pumpe, Motor, Schaltanlage, Enteisenung Titel 3: Ortsrohrnetz und Hausanschluß Titel 4: Transport 500.- Titel 5: Pumpenhaus: 6500.- Titel 6: Entwurf, Bauleitung etc. 1099.- Summe: 24.000,- RM |
Im Falle Mehrow entfielen demnach 1760,- RM (7,3 %) auf den 55 m tiefen Brunnen, 1599,- RM (6,7 %) auf Projektierung, Transport usw., 6500,- RM (27 %) auf das Pumpenhaus und der Rest in Höhe von 14.141,- RM (59 %) auf das gesamte Ortsrohrnetz inklusive Hausanschlüssen und den technischen Einrichtungen im Pumpenhaus. |