Wer öfter mal auf diese Webseite schaut, wird schon mit­bekommen haben, dass der Fotograf und Artikelschreiber eine große Liebe zu Altlandsberg, der hübschen kleinen, dicht bei Mehrow gelegenen Stadt entwickelt hat.
Und es ist tatsächlich nicht schwer, sich in diese Stadt zu verlieben. Sie hat so schöne Ecken, viele liebevoll restaurierte Gebäude und eine Menge Leute, die dafür sorgen, dass da immer was los ist.
Übers Jahr verteilt gibt es da ein halbes Dutzend Feste und Feierlichkeiten, die es wert sind, sich aufs Fahrrad oder ins Auto zu schwingen und die paar Kilometer 'rüber nach Altlandsberg zu fahren. Das wichtigste und schönste der vielen Feste dort ist zweifellos der alljährlich stattfindende Vogelscheuchenmarkt.
Wir waren schon öfter zum Vogelscheuchenmarkt in Altlandsberg und haben dort stets viel Spaß gehabt und leibliches Wohl erfahren - selbst im vorigen Jahr, als der am Nachmittag einsetzende Regen ganz schnell Gäste und Händler vertrieben hat.
In diesem Jahr ergab es sich, dass der Berichterstatter mal nicht zur Kaffeezeit im dicksten Trubel durch die Stadt gelaufen ist, sondern schon am späten Vormittag, als vielerorts noch die Vorbereitungen liefen.
Den offiziellen Auftakt des Tages bildete um 10 Uhr der ökumenische Gottesdienst in der Stadtkirche.
Sie wissen schon, die Stadtkirche ist die ziemlich gewaltige Feldsteinkirche, die im Sommer fast immer an Wochenenden zur Besichtigung offen steht, und wo man bei Festen wie diesem auch mal den Turm besteigen und die faszinierende Dachkonstruktion über dem Kirchenschiff bewundern kann.
Der Gottesdienst an diesem Tag war nicht so richtig ökumenisch, weil nur der evangelische Ortspfarrer da war - der katholische Geistliche, der seinen Sitz in Hoppegarten hat, war dort beim Brandenburg-Tag eingespannt. Wenn schon nur EIN Pfarrer aufzutreiben war, dann gab es doch wenigstens ZWEI musikalische Angebote. Ein Bläser-Ensemble aus Kaulsdorf und der Altlandsberger Kirchenchor sorgten für die musikalische Umrahmung des Gottes­dienstes, an der auch eine Abordnung der polnischen Partnerstadt teilnahm.
Außerdem beherbergt die Stadtkirche im Moment ZWEI Ausstellungen. Da ist einmal die Ausstellung über den Grafen von Schwerin, der im 17. Jahrhundert hier ansässig war und im später abgebrannten Schloss den späteren Preußenkönig Friedrich I. großgezogen hat. In diesem Jahr (2016) kann der 400. Geburtstag des genannten Grafen gefeiert werden und deshalb findet neben der Ausstellung in der Kirche auch eine Vortragsreihe über sein Wirken in Altlandsberg statt.
Den September über gibt es in Vorbereitung des Lutherjahres zudem eine sehr interessante Ausstellung über Luthers Verhältnis zum Judentum, das sich über die Jahre sehr geändert hat. Auf vielen Tafeln wird dort sehr anschaulich und verständlich Christen- und Judentum gegenüber gestellt. Das sollte man sich bis zum Monatsende noch anschauen!
Die gleich neben der Stadtkirche gelegene Schlosskirche (Bild rechts) stellt den letzten erhaltenen Teil des ehemaligen Schlosses dar. Dank der langjährigen Nutzung durch einen Handwerksbetrieb hat sie die DDR-Zeiten und auch die „Wende“ gut überlebt und konnte, wenn auch mit großem finanziellen Aufwand, rekonstruiert und im vorigen Jahr wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden - nicht als Gotteshaus, sondern als Veranstaltungsstätte und Außenstelle des Standesamtes, die sehr gern genutzt wird.
Allein an diesem Sonnabend fanden dort zwei Trauungen statt. Die Brautpaare haben sich nicht von den vielen Menschen und Buden abschrecken lassen, sondern haben sich sicher über die vielen neugierigen Blicke und die freundlichen Grüße der vorbeiziehenden Besucher des Vogelscheuchenmarktes gefreut.
Vor der Stadtkirche hatten wie üblich einige Anbieter von Kunstgewerbe, aber auch Wurst- und Käse-Anbieter ihre Buden aufgebaut. Hier wurde an manchen Ständen noch gewerkelt, an anderen bereits gekauft und gekostet.
Am Markt waren am späten Vormittag die Trommler zugange, die dem noch spärlichen Publikum ordentlich einheizten. Üblicherweise hat eine Band nur einen Schlagzeuger - hier haute ein Dutzend auf die Trommeln. Da ging die Post ab!
Am Rande des Markplatzes hatte der Fredersdorfer Verein alter Landtechnik einen Leiterwagen mit einer ganzen Schar Volgelscheuchen platziert, die wohl die verschiedenen Stadt- und Ortsteile von Altlandsberg symbolisieren sollten.
Das ergab ein schönes Fotomotiv und wurde schnell zu einem äußerst beliebten Hintergrund für eine Unmenge „Selfies“ und „Fremdies“. Und das Bild links erklärt nun auch endlich mal, wie es zu dem Begriff „Leiterwagen“ kam.
Das MTV-Denkmal mit der Jahn-Plakette war wieder schön eingebaut, aber der MTV Altlandsberg 1860, der längst nicht mehr nur „Männerturnverein“ ist, hat solche Werbung gar nicht nötig, sondern macht vor allem durch die Erfolge der Handballer laufend tolle Reklame für sich und die Stadt.
Wer schon mal beim Vogelscheuchenfest war, der weiß, dass nicht die vielen Fress- und Kaufbuden das Besondere sind, sondern die etwa 20 Höfe, die ihre Tore für Besucher weit geöffnet haben.
Fast ausnahmslos trifft man in den Höfen auf sorgfältig restaurierte Stallungen und Wirtschaftsgebäude, die jetzt Wohnungen enthalten. An diesem Tag haben viele Höfe auch noch ein kulturelles und kulinarisches Angebot parat.
Der „Wegendorfer Hof“ (Berliner Straße 23) hat zum Beispiel seinen Namen weg, weil sich dort seit Jahren der „Förderverein der Dorfkirche Wegendorf“ präsentiert. Er bietet Bastelspaß für die Kinder, musikalische Leckerbissen für die Erwachsenen und zudem noch das köstliche Altlandsberger Bier, das künftig hier im Ort gebraut und abgefüllt wird.
Nebenan im „Jägerhof“ kann man verspeisen, was von den Tierchen übrig blieb, welche die Toreinfahrt schmücken.
Am Stand vorm Tor kann man leckere Wurst und Bouletten von wilden Tieren erwerben und muss die nun nicht mehr im Stehen vom Teller in den Mund schieben, sondern kann es sich dazu im Innenhof gemütlich machen.
Ein Stück weiter trifft man in der Berliner Str. 28 auf Stände mit Mineralien, bei denen man sich nicht entschließen kann, welche man als Schmuck für die Schrankwand mitnimmt.
Anschauen macht auf jeden Fall Spaß und neben den geschliffenen Steinen gibt es auch jede Menge niedliche Scheuchen zu bewundern, die als Deko im Hof verteilt sind.
In Richtung Berliner Tor gibt es dieses Mal eine kleine Durststrecke - die Gaststätte mit dem Backofen mittendrin hat leider nicht lange durchgehalten und einige Höfe, die sonst Programm boten, hielten sich diesmal etwas zurück.
Aber einige hatten wenigstens ihr Tore aufgesperrt oder eine lustige Vogelscheuche an der Tür platziert.
In der Mittagszeit flanieren hier noch nicht viele Besucher - da haben die alten Traktoren freie Bahn für ihre Schau- und Reklamefahrten durch die Stadt.
Dieses Mal müssen sie sich aber die Straße mit dem Shuttle-Bus teilen, der Besucher von hier zum Brandenburg-Tag nach Hoppegarten schafft und (hoffentlich) auch umgekehrt.
Wie gesagt: Nicht alle Hausbesitzer können und wollen in jedem Jahr auf ihrem Hof ein tolles Programm bieten.
Es ist aber schön, wenn sie wenigstens die Besucher herein­lassen und diesen die Möglichkeit bieten, sich umzuschauen und die vielen schönen Details der Höfe zu entdecken und sich an der oft vorhandenen Blumenpracht zu erfreuen.
Am Berliner Torturm (also kurz vor der berühmten Eisdiele) angekommen, trifft man links auf das Gebäude des Heimatvereins - früher mal ein „Altersheim“ mit sechs kleinen Wohnungen, bestehend aus Zimmer und Küche.
Egal, ob Sonne oder (wie im Vorjahr) Regen - hier muss man auf jeden Fall beim Stadtrundgang eine Pause einlegen.
Im Garten trifft man zum Beispiel auf eines der leckersten und umfangreichsten Kuchenangebote, welches die Stadt an einem solchen Tag zu bieten hat - handgefertigt und serviert von den eifrigen Vereinsdamen.
Unnachahmlich ist auch das zu frisch gebackenem Brot gereichte Schmalz, liebevoll vom Nachtwächter zubereitet.
Man sollte ohnehin nicht glauben, dass ein Nachtwächter tagsüber nichts zu tun hat. Zumindest der in Altlandsberg hat (nach vollbrachter Schmalzproduktion) an einem solchen Tage viel zu tun. Auch das, was wie Rumsitzen aussieht, ist Stadtmarketing! Was wär denn die Stadt ohne Nachtwächter!
Oder ohne die vielen fleißigen Mitglieder des Heimatvereins?
Ralf Thaler (oben) hat zum Beispiel alle Ausstellungsstücke in der Waschküche erklärt. Leider waren die sonst dort hängenden Leibchen und Schlüpfer nicht präsent - die hätte er bestimmt auch noch am eigenen Leibe vorgeführt.
In den Vitrinen und auf den Tischen war in diesem Jahr eine inzwischen historische Fotoausrüstung zu bestaunen.
Kaum hat der Nachtwächter seinen Kaffee vertilgt und ganz spontan Passanten Einblick in Stadtgeschichte und aktuelle Politik gegeben, da dampft er auch schon los ...
Eine junge Frau wartet! Das Andrea Berg - Double, das später auftreten soll, bedarf persönlicher Betreuung. Nachtwächter müsste man sein - zumindest tagsüber!
Professor Niedrich (oben rechts mit dem Fahrrad) macht sich in umgekehrter Richtung auf den Weg.
Auf ihn wartet ein wohlverdientes Mittagessen, denn er war bereits im Garten des Vereins aktiv. Sein Lieblingskind sieht man am besten vom Turm aus: den im Gras dargestellten Grundriss des ehemaligen Torwärterhauses.
Durch die Hirtengasse, wo ein netter Hof zu Kaffee und Kuchen einlädt, gelangt man zur Klosterstraße, wo in der Nr. 12 (Mitte) der ganze Flur, der Hof und die angrenzenden Gebäude mit originellen Grafiken vollgepflastert sind.
Gleich nebenan lädt der Altstadthort zur Besichtigung ein.
Es ist immer wieder sehens- und lobenswert, was den Kindern dort an Freizeitbeschäftigung geboten wird!
Läuft man die Klosterstraße weiter, dann trifft am glücklicher­weise auch in diesem Jahr auf der linken Seite auf ein offenes Tor - das ist die Rückseite der Poststraße 9.
Der große Hof mit alten Bäumen bietet viele schattige Plätze, die sicher bald belegt sind, denn hier gibt es jedes Jahr ein anspruchsvolles musikalisch-literarisches Programm.
Für's Auge bietet der Hof auch in diesem Jahr wieder eine nette kleine Ausstellung alter Haus- und Hofartikel. Zusätzlich aber noch interessante, alte Landkarten und ein Dutzend Dioramen mit Zinnfiguren, welche die verschiedensten historischen Ereignisse illustrieren.
Auf dem Weg zur Straus­berger Straße kommt man an lustigen Scheuchen vorbei, die einen Hof bewachen, auf dem fleißig gewerkelt wird.
Am Nachmittag kann man hier niedliche Alpakas bestaunen, fotografieren und streicheln - wenn man denn dem jungen Mann, der die Tiere führt, was in die Hand drückt.
Schräg gegenüber auf dem Hof des ehemaligen Hotels „Lindenberg“ glaubt man nicht, dass es noch Mittagszeit ist. Da ist die Party schon in vollem Gange. Eine große holländische (?) Band hat da schon aufgespielt und belohnt sich nun mit einem Gläschen Bier. Die wenigen Sitzplätze sind längst belegt und keiner macht Anstalten, seinen Platz kampflos herzugeben.
Allein die Neugier, was da im Laufe des Tages noch abgeht, ist Anreiz, später noch mal wiederzukommen.
Also: Zurück zum Marktplatz, vorbei an einem schicken Oldtimer, an der Eisbude und den vielen Buden geht es schnell zum Auto, das einen nach Hause und später dann nochmal hierher bringen soll.