Im Mai 2015 wurde die Altlandsberger Schlosskirche, der letzte verbliebene Teil des ehemaligen Schlosses, nach aufwändiger Restaurierung wieder eingeweiht - nicht als Gotteshaus, sondern als vielfältig nutzbare Kulturstätte.
Viele Altlandsberger und Freunde der Stadt hatten sich mit Spenden am Wiederaufbau beteiligt und zum Beispiel das Geld für den großen „Kronleuchter“ zusammengetragen. Dadurch ist wirklich Großartiges (wieder) erstanden.
Seinerzeit gab es eine schöne Eröffnungsveranstaltung, der sogar zwei Ministerinnen beigewohnt hatten.
Ein Jahr später, im Mai 2016, hat die „Fördergesellschaft Schlossgut Altlandsberg e. V.“ erneut in die Schlosskirche eingeladen. Dieses Mal ging es um die Einweihung des wieder in Gang gesetzten Geläuts der Kirche.
Von den eingangs erwähnten Ministerinnen gibt es eine nicht mehr und die andere war leider anderweitig im Einsatz: Die einstige Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Sabine Kunst, ist seit einigen Monaten Präsidentin der Humboldt-Universität und die Brandenburgische Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung, Kathrin Schneider, war in Rüdersdorf beim Tag der Städtebauförderung. Als Vertretung hat sie aber ihre Staatssekretärin, Ines Jesse (oben rechts), geschickt.
Als alle ihre Plätze eingenommen hatten und andächtig auf die Eröffnungs-Ansprache warteten, ging plötzlich erst ganz leise, aber dann immer mehr anschwellend ein Summen und Brummen los, das bald die ganze Kirche erfüllte.
Rund zwanzig junge Musiker standen auf der Empore verteilt und haben schnell die Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Horst Hildenbrand, der rührige Nachtwächter der Stadt darf natürlich bei einer solchen Veranstaltung nicht fehlen - ihm oblag es sogar, die Eröffnungsrede zu halten.
In der Rede gab es lobende Worte für Prof. Niedrich, den Historiker der Stadt, und für den ehemaligen Bürgermeister Andruleit, der die Stadtsanierung maßgeblich befördert hat.
Anschließend ergriff der jetzige Bürgermeister Arno Jeschke (oben rechts) das Wort und hob lobend hervor, dass ohne das persönliche Engagement vieler Altlandsberger und des von ihnen gegründeten Fördervereins die Schlosskirche wohl nicht in ihrer alten Schönheit wieder erstanden wäre. Es ist aber auch viel Geld aus der Stadtkasse und den verschiedensten Fördertöpfen geflossen, ohne das die aufwändige Sanierung nicht möglich gewesen wäre.
Ein Teil des Geldes kam vom Land Brandenburg, wofür Frau Ines Jesse, die Staatssekretärin für Infrastruktur und Landwirtschaft, die erst seit Monatsbeginn im Amt war, mit viel Lob und Dank bedacht wurde.
Sie ergriff gleich als Nächste das Wort und hob hervor, dass das nach Altlandsberg geflossene Geld gut angelegt ist, was nicht zuletzt an der restaurierten Schlosskirche zu sehen ist.
Mit sichtlicher Freude nahmen die Altlandsberger zur Kenntnis, dass die stellvertretende Bürgermeisterin ihrer polnischen Partnergemeinde Krzeszyce eigens zu diesem Anlass nach Altlandsberg gekommen ist, um (mit Hilfe einer Dolmetscherin) ein paar Grußworte an sie zu richten.
Diese Städtepartnerschaft steht nicht nur auf dem Papier ...
Beim „Blumentausch“ hat der Nachtwächter dann auch prompt im Gegenzug für den wirklich schönen Blumenstrauß, den er überreicht hat, einen noch viel prächtigeren und dazu noch ein gut verpacktes geistiges Getränk bekommen.
Ganz trocken kann es schließlich bei einer Taufe nicht zugehen, und wenn es „nur“ eine Glockentaufe ist.
Als Nächstes stand nämlich der eigentliche Anlass des Treffens an: die Inbetriebnahme des Geläuts. Eine der Glocken hat zum Glück die Wirren der Zeit überstanden und ist nun mit einer elektrischen Läuteanlage versehen worden.
Jetzt kann sie bei Hochzeiten und anderen verkündens­werten Anlässen per Knopfdruck in Gang gesetzt werden.
Und dieser Knopfdruck wurde nun erstmals öffentlich vollzogen und durch die zu diesem Zweck geöffneten Kirchentüren drang ein anheimelnder Glockenklang ins Kircheninnere.
Auf der Videoleinwand war derweil die schwingende Glocke zu sehen, zwar nicht live, sondern als Video von einem der Probeläufe, aber sehr eindrucksvoll.
Mit einem umfangreichen Programm selbst komponierter und getexteter Lieder rahmten die „Fabulous Fridays“, welche schon die Eröffnung übernommen hatten, die Veranstaltung ab. Die Gruppe besteht aus früheren und jetzigen Studenten der Universität der Künste Berlin und wurde 2003 von Michael Betzner-Brandt gegründet, der sie noch immer leitet und auch bei diesem Auftritt dirigiert hat.
Was es zu hören gab, war nicht der übliche Chorgesang, sondern ein Mix all dessen, was die moderne Musikszene ausmacht - mit provozierend simplen Texten, aber auch schwergewichtigen geschichtlichen Themen wie der Ernst-Reuter-Rede „Völker der Welt, schaut auf diese Stadt ...“
Vielen hat das sehr gefallen, zumal die jungen Leute sichtlich Freude am Singen hatten. Wenn man in die Runde schaute, sah man aber durchaus auch skeptische Gesichter ...
Aber ganz gewiss sind die „Fabulous Fridays“, die übrigens auch schon beim Jubiläum des Heimatvereins zu erleben waren, nicht angetreten, um es allen recht zu machen.
Der Staatssekretärin scheint es auch gefallen zu haben, zumindest hat sie sich nicht beschwert, sondern bei der Verabschiedung ausschließlich nette Worte gefunden.
Die Sammlung für die Musiker an der Kirchentür hat dann auch so viel gebracht, dass sie mit einer Fahrkarte und nicht als Schwarzfahrer die Heimfahrt antreten konnten.
Spaß beiseite: Viele Besucher haben großzügig gespendet.
Nach dem Festakt waren die Besucher noch ins Brau- und Brennhaus eingeladen, das vor wenigen Wochen „auferstanden aus Ruinen“ den Betrieb aufgenommen hat.
Auf dem Weg dorthin wurde einem durch verschiedene Ausgrabungen deutlich gemacht, dass man noch dabei ist, der Stadt ihre Geschichte wiederzugeben.
Und auch im Brau- und Brennhaus ist noch nicht alles im Endstadium, sondern es kommt immer noch was dazu, was einen in Staunen versetzen kann.
Dieses Mal waren es die großformatigen Karikaturen von Figuren aus der Stadtgeschichte, die das Treppenhaus und den großen Saal im Obergeschoss schmücken.
Musikalische Unterhaltung gab es hier durch Leona Heine, die offizielle „Botschafterin“ für den diesjährigen (2016) „Brandenburg Tag“ in Hoppegarten ist.
Bei einem guten Schluck, zum Beispiel vom lobenswerten „Cupfer“-Bier des Hauses konnte man hier mit alten und neuen Freundschaften den Tag gut ausklingen lassen.