Damit niemand den Beginn der Radfahrsaison verpasst, wird jedes Jahr Ende April in Altlandsberg ein sogenanntes „Sattelfest“ veranstaltet, das zugleich Auftakt einer ganzen Reihe erlebenswerter Feste in der Stadt ist.
Vogelscheuchenfest, Gruselrundgang zu Halloween, Lichterfest, Weihnachtsmarkt und andere Feste werden folgen. An den Ortseingängen wird man schon darauf hingewiesen, was demnächst in der Stadt los ist.
Zuletzt versprachen die Hinweisschilder „Altlandsberger Sattelfest am 24. April“ [2016]. Auch wenn nicht explizit ausgeführt: Erwartet werden da mittels Pedalen angetriebene Ein- und Zweiräder, wobei auch ein drittes Rad und ein muskelschonender Elektromotor toleriert werden.
Ein paar Reiter oder Reiterinnen meinen aber immer wieder, dass auch ihre Pferde mit Sattel gern auf den Radweg gesehen sind. Das ist aber wahrlich nicht der Fall!
Erstens sind Begegnungen von Rad und Pferd auf dem Radweg recht brenzlig und zweitens mag niemand die Pferdeäpfel dort haben!
Unser Landhof-Besitzer treibt ja auch nicht seine Sattelschweine dort entlang!
Wenn man gekonnt die Kackehaufen umrundet sowie Stienitz und Mühlenfließ überquert hat, steht man vor den alten Wirtschaftsgebäuden des ehemaligen Gutshofes.
Das soll mal ein Hotel werden? Warum nicht? Auch beim Brau- und Brennhaus haben viele nicht geglaubt, dass dies zu retten ist. Und prompt heute öffnet dort die Gaststätte!
Die hohle Fensteröffnung, durch die der noch fehlende Braukessel bugsiert werden soll, ist kunstvoll verdeckt und die Terrasse gerade erst mit Bestuhlung versehen worden.
Aber da sitzt ja niemand!
Na, warten wir mal ab ...
Jetzt sitzen erst mal gefühlt alle Altlandsberger auf dem Marktplatz, wo um 11 Uhr das Programm losging.
Nun ist es um eins und gleich wird der offizielle Teil mit Bürgermeisterrede, Radler-Begrüßung usw. losgehen.
Just zu diesem Zweck legt die Disko eine kurze Pause ein und der Bürgermeister holt den Zettel aus der Tasche. Um sich geschart hat er seine Amtskollegen aus den Nachbarorten - Bürgermeister Burkhard Horn aus Werneuchen war auch geladen, wurde aber nirgends gesehen. Nun gut, sehr groß ist er ja auch nicht ...
Einen optisch vollwertigen Ersatz für den fehlenden Amtsbruder stellte die Wesendahler Apfelkönigen dar, die in einem Kostüm erschien, das auch Wilhelm Tell gefallen hätte!
Wo auch immer in Altlandsberg schöne Frauen zutage treten, ist der Nachtwächter nicht weit.
Vermutlich ist es ein ange­borener Beschützerinstinkt, alle hübschen Damen in den Arm zu nehmen.
Für jene, die ihre Arme nicht für die Hellebarde und zu schützende Damen brauchten, boten die um den Markt aufgebauten Buden einiges zum Stöbern und zum Naschen. Vereine und Verbände stellten sich vor und berichteten von der meist ehrenamtlichen Tätigkeit ihrer Mitglieder.
Und wem es an Ideen für die nächsten Wanderungen oder Radtouren fehlte, der konnte an mehreren Ständen umfangreiches Info- und Kartenmaterial abfassen.
Natürlich war auch bestens für das leibliche Wohl gesorgt. In der einen Ecke des Platzes führten fast alle Speisen und Getränke „Altlandsberg“ im Namen:
Das beliebte Altlandsberger Eis, Altlandsberger Currywurst und natürlich das vom „Förderverein Stadtkirche“ bei jedem Fest ausgeschenkte Altlandsberger Bier.
Dass sich da wieder ein sehenswertes Programm auf dem Marktplatz anbahnt, war in einer Ecke des Platzes zu bemerken, wo sich junge Einradfahrerinnen kostümierten.
Es ist zwar schön, da zuzuschauen, aber der jedes Jahr dafür genutzte Ort neben den Grabplatten der gefallenen Sowjetsoldaten ist leider nicht so ganz glücklich gewählt ...
Zunächst oblag es dem Altlandsberger Radsport-Chef, Michael Drabinski, junge und junggebliebene Radsportler auszuzeichnen, darunter auch die Sieger der am Vormittag im Altlandsberger Scheunenviertel ausgetragenen Rennen.
Die Ergebnisse kann man sicher irgendwo nachlesen, so dass wir uns die hier sparen können.
Wer noch nicht fit für's Zeit­fahren oder für Mannschafts­rennen war, der konnte auf dem Marktplatz trainieren:
Bei flotter Musik und Trainerin mit einem Mix aus Gymnastik, Aerobic im Sitzen und üblichem Ergometer-Treten.
Man konnte aber auch andere Strampeln lassen und sich statt­dessen die Vorführungen der Einradtruppe auf Fredersdorf-Vogelsdorf anschauen.
Da konnte man gut lernen, wie man auch dann noch mit dem Fahrrad nach Hause kommt, wenn sich eine Hälfte des Rades schon auf dem Weg nach Polen befindet.
Auf der einen Seite des Platzes trafen immer noch Teilnehmer der Sternfahrt ein.
Gegenüber mussten schon einige Radler Gedanken machen, ob und wie sie trotz Altlandsberger Bier wieder nach Hause kommen.
Wer noch nicht nach Hause wollte oder musste, der konnte die Gelegenheit nutzen und beim Heimatverein vorbeischauen, der bei solchen Festen immer seine Türen öffnet und den Besuchern die kleine, aber sehenswerte Ausstellung im Vereinshaus am Berliner Torturm zeigt.
Auf dem Weg dorthin sollte man mal auf die Höfe schauen!
Wer Lust und hinreichend Mut hat, kann auch noch das Angebot des Ackerbürgers Albert Hübner annehmen und die lange Leiter zur Spitze des Turmes erklimmen, von wo sich ein großartiger Blick über die Stadt bietet.
Von dort oben fällt der Blick auch direkt auf die Eisdiele mit dem leckeren, preiswerten Eis, die wohl jeder hier kennt.
Die Berliner Straße (oben rechts), die im Herbst zum Vogelscheuchenfest voller Menschen ist, führt uns wieder zurück zum Marktplatz, der noch gut besucht ist.
Wir ziehen aber gleich weiter, vorbei an der Stadtkirche, am Kriegerdenkmal (1870/71) und an der Schlosskirche zum Brau- und Brennhaus auf dem ehemaligen Schlossgut. Wir wollen doch mal sehen, ob sich da inzwischen Besucher eingefunden haben.
Und ob! Die Hälfte der Tische auf der Terrasse ist besetzt, obwohl es recht frisch ist.
In Anbetracht dessen, dass für diese inoffizielle Eröffnung der Gaststätte keine Reklame gemacht wurde, ist das schon mal ein gutes Zeichen.
Wir haben in der Bauphase schon einige Führungen durch das Haus gemacht, von dem vor wenigen Jahren nur noch die Grundmauern standen.
Nun ist fast alles fertig und man kommt aus dem Staunen nicht heraus, wenn man die Räume anschaut. Der riesige Kamin fällt sofort ins Auge, aber auch viele kleine Details.
Treppe und Fahrstuhl führen ins Obergeschoss, wo sich die Hochzeitssuite mit Blick auf den künftigen Park befindet.
Eine Brücke über das Foyer führt zum Saal, der zu Firmen- und Familienfeiern lädt und wo später auch gebraut wird.
In der Gaststätte unterm Saal oder auf der Terrasse kann man jetzt schon mal probieren, was das Haus zu bieten hat: Leckere Speisen, köstliches Bier und freundliches Personal!
Noch wird das hier ausgeschenkte Altlandsberger Bier auswärts gebraut, aber bald kann man zusehen, wie z. B. das wohlschmeckende „Cupfer“ zu seiner Farbe kommt.
Während des Umschauens im Haus hat sich die Terrasse noch weiter gefüllt. Die vielen herum stehenden Räder legen den Verdacht nahe, dass einige der Sattelfest-Teilnehmer sich noch vor der Heimfahrt stärken wollen.
Wir sind hier schon am richtigen Ende der Stadt und vor dem Tor des Gutshofes auf dem Radweg, der uns erst ein Stück entlang der Straße und dann fernab von allem Verkehr zurück nach Mehrow führt. Es war ein schöner Tag!