Der „Tag des offenen Denkmals“ 2016 war wieder eine gute Gelegenheit, sich in der Umgebung umzuschauen und ein paar Kirchen zu besichtigen, die nur selten offen stehen.
So zum Beispiel die Dorfkirche in Birkholz auf halbem Weg zwischen Blumberg und Bernau. Die hat traurige Berühmtheit dadurch erlangt, dass 1972 bei der Sprengung des baufällig gewordenen Turms der Jochbogen und Teile des Kirchenschiffs zerstört wurden und damit die Kirche zur Ruine wurde. Wind und Wetter, Andenkensammler und Randalierer haben ihr in den folgenden Jahren arg zugesetzt. Erst nach der „Wende“ bahnte sich Rettung an.
Der Pfarrer und engagierte Gemeindemitglieder machten sich daran, wieder Leben in die Gemeinde zu bringen und die Kirchenruine für Gottesdienste und Veranstaltungen nutzbar zu machen. Es wurde emsig angepackt sowie eifrig Geld gesammelt und um Zuschüsse gebettelt - mit Erfolg!.
Durch eine gläserne Trennwand im Triumphbogen konnte 1992 der Chorraum wetterfest gemacht werden, zehn Jahre später bekam das Kirchenschiff ein transparentes Dach.
Nun regt sich an manchen Stellen der Wunsch, der Kirche auch wieder einen Turm zu geben. Aber das Vorhaben wird finanziell kaum zu stemmen sein und es stellt sich zudem die Frage, welchen Turm man der Kirche verpassen sollte.
Was da 1972 so unheilvoll gesprengt wurde, stammte aus dem Jahre 1829: Ein Backsteinturm auf den Grundmauern eines früheren Turmes aus Granitsteinen. Das war also nicht original - und wie der Turm zuvor aussah, weiß man nicht ...
Uneinigkeit in fachlichen Fragen führt leider auch im Birkholz zu merkwürdigen Aktionen Einzelner. So ging kurz vor dem Denkmalstag bei der Bauaufsicht des Landkreises eine Anzeige ein, dass die Kirche einsturzgefährdet sei und man deshalb keine Besucher hineinlassen dürfe. Bei einem eilig anberaumten Vorort-Termin konnte die Behörde Entwarnung geben - sie sah als einzige Gefahr, dass Putz von den Restbögen abbröckeln könnte, weshalb diese in engmaschige Netze gehüllt wurden.
Ein tatsächlich existierende Gefahr konnte glücklicherweise schon vor ein paar Wochen behoben werden. Nach langem Ringen mit dem Denkmalschutz fand man eine Lösung, den einsturzgefährdeten Jochbogen zu sichern und damit auch wieder den Haupteingang nutzbar zu machen.
Die hölzerne Jochbogen-Stütze ist ein echter Hingucker.
Der Lindenberger Pfarrer Wenzel, der auch für Birkholz zuständig ist, war sichtlich erleichtert, dass rechtzeitig zum Denkmalstag alle Hindernisse beseitigt werden konnten. Denn an diesem Tag sollte auch ein ganz besonderes Fest gefeiert werden: 750 Jahre Dorfkirche Birkholz!
Die dendrochronologische Untersuchung eines noch originalen Fensterrahmens hat ergeben, dass der für dieses Fenster zersägte Baum im Jahre 1266 gefällt wurde.
Dass die Kirche etwa so alt ist, war bekannt, aber es gab kein konkretes Datum oder Jahr für die Grundsteinlegung oder Einweihung. Nun hat man also endlich eine Jahresangabe, die man als Ausgangs­punkt für die Geschichte der Birkholzer Kirche (und künftige Jubiläen) nehmen kann. Dies war das Thema der kurzen Ansprache, die Pfarrer Wenzel zur Eröffnung der 750-Jahr-Feier am 11. September 2016 hielt.
Die erfreulicherweise recht zahlreich erschienenen Besucher machten sich auch gleich danach auf Entdeckungstour durch die Kirche. Wer erstmals hier war, staunte über das transparente Flachdach über dem Kirchenschiff, das Regen und Schnee abhält und so geschickt installiert wurde, dass es von außen nicht zu sehen ist.
Und vor allem hinter der Glaswand, im Chor der Kirche, gab es viele interessante Details zu entdecken.
Am meisten beeindruckt war wohl jeder Besucher von dem schönen, mit zarten Malereien versehenen Kreuzrippen­gewölbe, das den Raum überspannt. Auf bzw. hinter dem Altar fällt das riesige gleichschenklige, golden erscheinende Kreuz: Dabei handelt es sich um das ehemalige Turmkreuz.
Und auch der frisch geputzte Kronleuchter fiel auf.
Dort, wo einst die Kanzel stand, hängen seit einigen Jahren drei der Bildtafeln, die einst diese Kanzel zierten - die hat man beim Entrümpeln in der Blumberger Kirche gefunden.
Eine vierte, bereits restaurierte, hat die letzten Jahrzehnte bei Privatleuten überlebt. Sie steht noch etwas versteckt am Boden, wird aber sicher bald einen Ehrenplatz finden.
Schräg gegenüber den Kanzeltafeln hängt an der Wand eine Tafel mit den Namen und Daten jener Birkholzer, die im ersten Weltkrieg den Tod gefunden haben:
1914 - 1918
Aus der Gemeinde Birkholz
starben für das Vaterland im Weltkriege:
* 8.5.1890   Friedrich Lehmann gef. 19.10.1914
* 18.8.1872  Ludwig Behnke gef. 11.6.1915
* 15.2.1876  Friedrich Robert gef. 22.8.1915
* 10.3.1892  Julius Schmidt gef. 25.9.1915
* 14.1.1877  Felix Galisch gef. 24.3.1916
* 28.3.1896  Friedrich Lindenau gef. 7.5.1916
* 27.1.1892  Karl Haut gef. 16.7.1916
* 27.12.1889 Otto Nast gef. 25.3.1917
* 10.11.1897 Johannes Herrgoß gef. 19.4.1917
* 29.9.1898  Hermann Falkenau gef. 22.9.1917
* 10.9.1893  Hermann Jokisch gef. 27.3.1918
* 11.2.1878  Franz Lindenau gest. 16.8.1914
* 10.4.1892  Franz Kosse gest. 17.9.1919
* 17.11.1899 Karl Zeut gest. 15.11.1919
In der angrenzenden Sakristei besticht ebenfalls das Kreuz­rippengewölbe, das aber ganz anders strukturiert und ohne Bemalungen ist. Ansonsten ist der Raum völlig schmucklos - es sei denn, man betrachtet die dort abgestellten Utensilien und Grabungsfunde als Raumschmuck. Darunter ist ein recht ramponiertes Altarkreuz, das bis auf die Bemalung dem Kreuz in unserer Kirche gleicht.
Hinzugekommen sind an diesem Tage Teile eine Leuchters (unten), die ein Birkholzer auf seinem Grundstück gefunden hat und die vermutlich aus der Dorfkirche stammen.
Wer an versteckten Details der Kirche interessiert war, fand Hilfe bei den Konfirmanden, die für thematische Führungen durch und um die Kirche bereitstanden bzw. -saßen.
Die Themen klangen sämtlichst sehr geheimnisvoll: „Feierabend“, „Die halbe Tür“, „Die Mauer erzählt“, „Das goldene Kreuz“, „Verlorenes und Wiedergefundenes“. Das machte alles sehr neugierig und die Jungs und Mädels waren erpicht darauf, ihr Wissen weiterzugeben.
Eine der spannendsten Touren durch die Kirche war die Suche nach der „halben Tür“. Es galt zunächst, am Gemäuer nach der Stelle zu suchen, die auf einem vor die Nase gehaltenem Foto zu sehen war. Das war nicht so einfach, denn im Gegensatz zu außen sind die Kirchenwände innen nicht ordentlich gemauert, sicher weil sie verputzt wurden.
Nach einigem Suchen fand sich die Stelle: eine zugemauerte Öffnung, die halb von einer später hochgezogenen Kirchen­wand verdeckt ist. Von hier führte eine enge Stiege hinauf in einen Turmraum, der bei Überfällen als Fluchtraum diente. Jetzt erklärt sich auch die mit Steinstapeln versperrte, recht­winklig dazu stehende Öffnung hinter dem Jochbogen. Die wurde offenbar nach dem Zumauern des anderen Eingangs als Zugang zum Gang geschaffen. Die Treppe zum Turm gibt es noch, sie endet aber nach wenigen Metern ...
Die Führung zum Thema „Feierabend“ hatte es auch in sich. Hier galt es, einen Stein mit einem Handabdruck zu finden und zu erraten, was das zu bedeuten hat. Ersteres war schwierig, denn der Stein war nicht vermauert, sondern lag fein säuberlich auf einem Steinstapel hinter einer Bank.
Hier hat sich jemand aus Feierabend-Freude verewigt.
Die Mauertour führte um die Kirche herum und zeigte den Besuchern anhand der Steinschichtungen verschiedene Bauphasen und viele zugemauerte und an anderer Stelle neu geschaffene Fenster und Türen.
Die Kinder mussten feststellen, dass sich eine zugemauerte Tür auch mit noch so starkem Drücken nicht öffnen lässt.
Aber auch beim Herumstöbern „auf eigene Faust“ findet man viele schöne und auch rätselhafte Details und es drängen sich immer wieder neue Fragen auf.
Für viele dieser Fragen hat Pfarrer Wenzel eine Antwort parat, aber zu ihm durchzudringen ist an einem solchen Tag recht schwierig - stets ist er von Wissbegierigen umlagert
Wenn Wissensdurst und -hunger halbwegs gestillt waren, ging man nach draußen, wo unter Partyzelten alles dafür getan wurde, auch physischen Durst und Hunger zu stillen.
Die Konfirmanden mixten in der Cuba-Bar leckere (alkoholfreie) Drinks und ein Buffet bot Kaffee, Kuchen und leckere Häppchen. Später gab es auch noch Süppchen.
Das war ein schöner und interessanter Vormittag in Birkholz. Stünde nicht noch so viel auf dem Programmzettel für den „Denkmalstag“, hätte man hier auch noch den Rest des Tages verbringen können, ohne sich zu langweilen.
Am Nachmittag gab es einen Festgottesdienst und einen Empfang mit Grußworten der angereisten Polit-Prominenz. Für den späten Nachmittag war noch ein Konzert angesagt, weshalb wohl der Altar mit Instrumenten umringt war.

Allen, die sich für die Geschichte der Birkholzer Dorfkirche und ihrer Kirchengemeinde interessieren, sei „Der Kirchenbote“, der Gemeindebrief der evangelischen Kirchen­gemeinden Birkholz, Blumberg, Eiche. Lindenberg und Schwanebeck vom September 2016 empfohlen, der „750 Jahre Dorfkirche Birkholz“ als Schwerpunkt hat.
Pfarrer Wenzel, hat den Gemeindebrief, an dessen Inhalt und Gestaltung er sicher maßgeblichen Anteil hat, ins Internet gestellt: Gemeindebrief Sept. 2016