Der 11. November ist nicht nur als Karnevalsbeginn bekannt, sondern auch als St. Martins-Tag. Der Tag ist nicht bei allen beliebt, zum Beispiel nicht bei den "Martinsgänsen", die an diesem Tag vielerorts verspeist werden. Aber bei den Kindern erfreut er sich zunehmender Beliebtheit, denn an diesem Tag gibt es in fast allen Orten eine Martinsfeier und einen Lampionumzug, manchmal sogar mit einem stattlichen Ritter zu Pferde vorneweg. Nun war Mehrow zwar mal Rittergut, aber einen echten Ritter haben wir leider nicht mehr.
Aber das machte den Kindern und ihren Eltern, die sich am späten Nachmittag des Martinstages in der gut geheizten Mehrower Dorfkirche einfanden, überhaupt nichts aus, zumal Sabrina Führer, die neue Gemeindekatechetin (unten links), ganz fabelhaft die Rolle des Ritters Martin übernommen hat, als die Geschichte des späteren Bischofs Martin gespielt wurde. Zu den Zuschauern gehörten auch ein paar unserer Feuerwehrmänner, die in der Kirche und dann beim Lampion­umzug aufpassten, dass niemand physisch entflammt.
So eine Martinsfeier ist natürlich nichts, ohne das gemein­same Singen. Darum bekam jeder ein kleines Faltblatt mit mehr oder weniger bekannten Liedern bis hin zum "Rabimmel, Rabammel, Rabumm" in die Hand gedrückt. Herr Plume, der das Singen mit Orgel oder Gitarre begleitete, gab sich redlich Mühe, die Melodien vorher nochmal einzuüben. Danach hat das Singen a-capella auch ganz gut geklappt.
Der Verfasserin des Faltblättchens sei an dieser Stelle ein Lob für die Gestaltung des Blättchens gesagt. Neben den Liedern (nicht mehr und nicht weniger, als gesungen wurden), findet sich dort eine Kurzfassung der Martinsgeschichte, eine Seite mit allen in Kürze anstehenden Terminen und die Angabe aller Kontaktdaten für die Kinderarbeit.
So z.B. die Telefon-Nummer von Sabrina Führer, die seit Kurzem in der Kirchengemeinde Ahrensfelde/Mehrow für die Arbeit mit Kindern zuständig ist: 01577/9505052. Unter der Nummer können sich alle Kinder melden, die beim Krippenspiel am Heiligabend mitmachen wollen.
Zwischen den Liedern wurde den Kindern vorgespielt, weshalb der später heiliggesprochen Martin heute noch verehrt wird - nämlich weil er mit anderen geteilt hat. Im genannten Faltblättchen liesst sich die Geschichte wie folgt:
Martin sah und tat, was nötig war ... Martin traf an einem kalten Wintertag einen armen Bettler. Der Bettler war nur in alte Lumpen gehüllt. Wenn er nicht erfrieren sollte, benötigte er dringend warme Kleidung. Das war das Wichtigste, was ihm fehlte. Martin erkannte die Not des Bettlers und zögerte nicht, das zu tun, was die Not mildern könnte. Er teilte seinen warmen Mantel mit dem Bettler.
Neben warmer Kleidung gibt es viel, dass man mit anderen teilen kann und soll, wenn diese in Not sind. Z.B. auch Essen, woran die traditionellen Martinshörnchen erinnern sollen.
Die Martinshörnchen wurden später an alle Besucher verteilt und von denen brüderlich (und manchmal auch gerecht) geteilt. Dass man nicht unbedingt ärmer wird, wenn man etwas verschenkt, wurde in einem kleinen Sketch erklärt. Da wollte eine Mutti nichts von seinem Kerzenlicht abgeben, aus Angst, dass dieses dadurch dunkler würde. Als sie sich dann doch überreden ließ, konnte sie feststellen, dass ihr Kerzenlicht noch genauso hell scheint wie zuvor und dass es jetzt insgesamt viel heller ist, da noch ein zweites brennt.

Mit vielen anderen Dingen ist es genauso: Liebe, Freude, Aufmerksamkeit u. s. w. werden nicht weniger, wenn man davon etwas abgibt, sondern werden mehr!

Am Schluss der Martinsfeier wurde ein Licht an der Kerze neben dem Taufstein angezündet und weitergereicht, bis alle (nicht-elektrischen) Laternen leuchteten und die Schar der Laternenträger auch im Dunkeln erkennbar war.
Nun ging es, gut behütet von den Feuerwehrleuten, entlang der Dorfstraße bis zum Ende des Dorfteiches und zurück über die Straße am Dorfteich. Ein paar Kinder mehr mit Laternen wären schon schön gewesen, um den finsteren Weg hinterm Dorfteich auszuleuchten - oder eine bessere Illuminierung der Kinder- und Puppenwagen, die sich im Zug befanden. Aber Spaß hat es ganz offensichtlich allen gemacht: für die Kinder war die Nachtwanderung ein Erlebnis und die Erwachsenen haben die Gelegenheit zu einem Plausch genutzt.
Unter den Laternen, die um den Dorfteich getragen wurden, befand sich so ziemlich alles, was dazu geeignet ist: Vom leicht entflammbaren Lampion mit Kerze (und unter steter Beobachtung der Feuerwehrleute), über richtige Laternen bis hin zum elektrischen High-Tech-Modell.
Die elektrischen Lampions haben allerdings gegenüber den mit Kerzen betriebenen den Nachteil, dass sich hier nicht unbedingt die Helligkeit verdoppelt, wenn man von seinem Licht was abgibt. Im Gegenteil: wenn jemand seinem Nachbarn eine halbe Batterie abgibt, kann es leicht sein, dass Beide im Dunkeln stehen ...
Die jungen Damen mit ihren Puppenwagen haben schon mal ihre Puppenkinder in die Tradition des Martinsfestes mit Lampionumzug eingeführt - die Muttis mussten derweil die Laternen tragen und versuchen, den Weg auszuleuchten. Zum Glück ist der ja nichtmehr so löchrig wie früher.
Ole (Bild unten) als Vertreter der Jugendfeuerwehr hatte alle Hände voll zu tun, die Absperrungen wegzuräumen, nachdem alle durchmarschiert waren, und sich dann an der langen Schlange vorbei zu drängeln, um zusammen mit den Großen die Straße abzusperren, damit alle wohlbehalten auf die andere Straßenseite gelangen.
Wieder an der Kirche ange­kommen, hieß es Abschied nehmen - aber nicht für lange, denn schon am kommenden Sonnabend (17.11.) kommen die Kinder und einige der Eltern zur monatlichen Kinderrunde zusammen.
Da wird wieder gemeinsam gespielt und gebastelt, dieses Mal sehr nützliche Dinge.
Beim Martinsfest im nächsten Jahr wird sicher auch dieser junge Mann mitlaufen, der sich dieses Jahr noch genüsslich im Kinderwagen schieben ließ - allerdings schon mit einem Leuchtgerät in der Hand, um zur Ausleuchtung der Strecke beizutragen. Diesbezüglich ist wie gesagt noch ein bisschen was zu tun. Der Pro-Kopf-Anteil an Lampions und Laternen lässt sich noch verbessern, zumal wenn es nicht so kalt ist, dass man die Hände in den Taschen verstecken muss.
Mit dabei ist dann bestimmt auch wieder Ole, für den der Abend erst vorbei war, als die Feuerwehr wieder auf ihrem angestammten Platz hinter verschlossener Tür stand.