Wir waren nun schon oft genug in Altlandsberg, um zu wissen, dass da im Laufe des Jahres viel geboten wird. Und fast alle dieser Veranstaltungen sind von engagierten Bürgern ins Leben gerufen worden, sie sich selbst und ihren Mitbürgern damit eine Freude bereiten wollen.
Oft sind es gerade die Zugereisten, die sich besonders engagieren und naturgemäß auch frischen Wind in das kulturelle Leben bringen. Dorica Poggi (links) war noch gar nicht lange in Altlandsberg, da überraschte sie die Damen und Herren in ihrer Umgebung mit dem Vorschlag, ein Amateurtheater auf die Beine zu stellen und Programme für die verschiedensten Altersgruppen anzubieten.

Schnell fanden sich ein paar Mitstreiter, die Lust zum Theaterspielen hatten und dafür auch die vielen Proben in Kauf nahmen. Schon nach wenigen Wochen, kurz vor Weihnachten, konnte den Kindern die "Weihnachtsgans Auguste" vorgeführt werden.

Und gar nicht viel später war auch schon das erste Stück für Erwachsene einstudiert und der Termin für die Aufführung gefunden: der 17. April - der Tag, an dem in Altlandsberg das Sattelfest stattfindet und eh alle Bürger auf den Beinen sind. Als Spielstätte hatte sich das Altlandsberger Amateur­theater das Gutshaus auf dem Schlossgelände ausge­sucht - Eine gute Wahl, auch wenn es dort recht eng war.

Der Titel des Programms
"Ach Jott, wat sind die Männer dumm!"
ging zwar völlig an der Realität vorbei, aber das muss man entschuldigen, wenn eine Theatertruppe erstmals das schwierige Thema "Liebe Ehe und andere Katastrophen" (so der Untertitel) angeht.


Zwei Stunden lang (mit Pause) wurden eheliche, nichteheliche und außereheliche Probleme eingehend beleuchtet. Und glauben Sie, einer der Herren (links: Otto Edel, rechts: Horst Hildenbrand) hat in dieser Zeit ein einziges Mal gejammert, das er nichts zum Anziehen hat?

Die auf der Bühne vorge­tragenen Sketche haben die Lachmuskeln der Zuschauer derart strapaziert, dass mittendrin die Pause sehr willkommen war - zumal es im Foyer des Hauses Kaffee und leckeren, selbst gebackenen Kuchen gab. Die Akteure des Tages waren angesichts der vielen Besucher und der tollen Resonanz im Saal sichtlich erleichtert - solch ein Theater kann auch daneben gehen.

In der Pause konnten Horst Hildenbrand und der Altlandsberger Ortsvorsteher, Herr Ravindra Gujjula, im angeregten Gespräch beobachtet werden.
Bis zum Schluss blieb unklar, ob Herrn Hildenbrand die Ehrenbürgerschaft angetragen wurde, oder ob man ihm mit der Verbannung aus der Stadt gedroht hat. Im letzteren Fall wäre die Stadt ganz hilflos den Feinden und Feuersbrünsten ausgesetzt, denn Herr Hildenbrand ist deren Nachtwächter.


Alexandra, der "Spatz von Altlandsberg", begleitete die musikalischen Einlagen auf dem Keyboard und trug selbst ganz professionell einen Chanson vor. Sie hatte das große Glück, auf der Bühne einen Ornithologen kennen zu lernen, musste dann aber bei einem gemeinsamen Waldspaziergang erfahren, dass dessen Tätigkeitsfeld doch von dem abweicht, was sie erwartet hatte ...


Die Sketche reichten letztlich vom Polizeirevier über den Omnibus bis in das Ehebett - deckten also alle Bereiche ab, in denen sich ein Mann (und manchmal auch eine Frau) dumm anstellen kann. Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen!

Und zwischendurch gab es auch immer wieder tiefsinnige Sprüche wie zum Beispiel:
Ein Mädchen, dass gern Käse ist,
die Zähne putzt sich, ä se küsst.
Wenn demnächst nicht nur an Hartz-IV-Kinder, sondern auch an hilfsbedürftige Erwachsene Bildungsgutscheine ausge­geben werden, sollten da unbedingt auch Eintrittskarten für das Altlandsberger Amateurtheater dabei sein!


Viel zu schnell war dieser amüsante Nachmittag vorbei und als die Schauspieler (v.l.n.r.: Gabriele Gujjula, Horst Hildenbrand, Dorica Poggi, Alexandra Lagreve, Gabriele Stave, Brigitte Schulz, Brigitte Hildenbrand, Otto Edel) zum Abschiedsbild zusammen auf die Bühne kamen, brauste ihnen stürmischer Beifall entgegen.


Der "richtige" Bürgermeister der "Großstadt" Altlandsberg, Arno Jaeschke (oben), und der seit der Gemeinde­gebietsreform "nur noch" ehrenamtliche Bürgermeister für die Stadt Altlandsberg, Ravindra Gujjula (links), wurden am Schluss der Veranstaltung (völlig zu recht) gar nicht mit ihren Lobpreisungen fertig.



Die beiden Amtsträger überreichten neben Blumen und Glückwünschen auch das Versprechen, das Amateurtheater moralisch und auch finanziell zu unterstützen. Besonders freuten sich die Akteure über die Zusage, auch künftig den "Otto-von-Schwerin-Saal" im Gutshaus für ihre Aufführungen nutzen zu dürfen.


Als dann zum Schluss Frau Hildenbrand und Herr Edel mit Hüten durch den Saal zogen, zeigten sich die Gäste auch durchaus großzügig, wodurch zusammen mit den Erlösen vom Kaffee- und Kuchenverkauf eine schöne Summe zusammen kam.
Diese soll teils der Bibliothek im Gutshaus (deren Förder­verein die Veranstaltung organisiert hat), teils dem Förderverein Schlosskirche und teils dem Amateurtheater selbst zu Gute kommen.

Da die Veranstaltung nicht nur dem Publikum und den Bürgermeistern gefallen, sondern vor allem auch den Akteuren viel Spaß gemacht hat, wird es ganz sicher bald eine Fortsetzung des Programms geben. Frau Schulz hat vor dem Gehen schon mal für das nächste Programm eine Hutprobe veranstaltet.

Wenige Tage nach der Vorstellung fiel leider ein ganz dicker Wehmutstropfen in die Freude: Alexandra Lagreve, die so prima mitgespielt, gesungen und auf dem Keyboard begleitet hat, muss leider ausscheiden. Sie kommt aus Frankreich und ist als Au-Pair-Mädchen in Altlandsberg - und eigentlich wollte sie ein ganzes Jahr bleiben. Nun hat sie ganz überraschend eine interessante Tätigkeit im Stadtmarketing von Rouen (die Stadt an der Seine, die mit einer riesigen Uhr für sich wirbt) angeboten bekommen.
Da kann sie natürlich nicht absagen. Die Schauspieler-Kollegen bedanken sich für die tolle Zusammenarbeit und wünschen ihr für ihre neue Tätigkeit alles Gute!