Am 11. September war in 37 Städten und Gemeinden Brandenburgs Bürgermeisterwahl, auch hier in Ahrensfelde. Im Oktober läuft die 8jährige Amtszeit von Bürgermeister Wilfried Gehrke aus und darum wurde eine Neuwahl erforderlich. Herr Gehrke hat das Bürgermeisteramt nach einer Stichwahl im Oktober 2003 übernommen - zeitgleich mit der Zusammenlegung der fünf ehemals eigenständigen Dörfer Ahrensfelde, Blumberg, Eiche, Lindenberg und Mehrow zur Großgemeinde Ahrensfelde. Dass diese, von Niemandem (außer von der Landesregierung) gewollte Fusion so reibungslos über die Runden gegangen ist und die 5 Ortsteile ein ganzes Stück zusammengewachsen sind, statt sich zu beharken, ist einer seiner Verdienste. Und so konnte man sehr gespannt sein, ob und wie das von den Wählern gewürdigt wird, wenn er sich erneut zur Wahl stellt.

Lange war nicht klar, ob sich jemand findet, der ihm das Bürgermeisteramt streitig machen will. Im August hat dann die Freie Wählergemeinschaft einen Gegenkandidaten ins Rennen geschickt: Herrn Mark Matthies - einen Polizeibeamten, der im Vorjahr fast Landrat geworden wäre. Da hatten bekanntlich nicht genug Wähler von ihrem Recht Gebrauch gemacht, den Landrat direkt zu wählen. Diese Aufgabe wurde daraufhin an die Kreistagsabgeordneten delegiert, von denen viele das Verlangen hatten, dem Amtsinhaber, Herrn Ihrke, eins auf die Mütze zu geben oder wenigstens einen Denkzettel zu verpassen. Das ergab letztlich eine Patt-Situation, bei der per Los entschieden wurde - zu Gunsten von Herr Ihrke. Ob sich so was hier wiederholen lässt? So recht hat da wohl keiner dran geglaubt, aber man war schon gespannt, ob es vielleicht doch knapp wird.

Mit nur einem Kandidaten auf dem Wahlschein wäre es sehr langweilig gewesen, da hätte man hinterher auch endlos grübeln müssen, ob man das Fernbleiben von der Wahl als Zustimmung oder Ablehnung deuten muss.
Bei zwei Kandidaten lässt das Ergebnis immer noch viel Raum für Spekulationen, aber da weiss man, wer mit bereits geleisteter Arbeit oder mit dem Versprechen, alles besser zu machen, wieviel Wählergunst geerntet hat. Mehr Kandidaten sind schon wieder gar nicht gut - solange es nur zwei Kandidaten sind, ist eine Stichwahl unwahrscheinlich.
Jetzt, da es zum Ende eines recht miesen Sommers noch ein paar schöne Tage geben soll, ist ein Zwei-Personen-Stimmzettel ein großer Vorzug gegenüber langen Kandidatenlisten, die eine erneutes Antreten der Wähler zur Stichwahl wahrscheinlich werden lassen.

Trotz richtig schönem Sommerwetter mit Sonnenschein und Temperaturen knapp unter 30 Grad haben sich hier in Mehrow wieder genug eigene Wahlhelfer gefunden, die bereit waren, den Tag über im Wahllokal, statt irgendwo am Strand oder im Garten zu sitzen. (Das ist nicht selbstver­ständlich - anderswo muss man Verwaltungsbeamte als Wahlhelfer rekrutieren oder Bürger zwangsverpflichten.) Herr Kiesel (rechts im Bild) hat wie schon bei der letzten Wahl die Rolle des Wahlleiters übernommen.
Erfreulicherweise hat sich auch die Hälfte der wahlberechtigten Mehrower trotz des schönen Wetters ins Wahllokal aufgemacht: 179 von 362 Wählern ohne Wahlschein (49,5%) - hinzu kommen die, welche per Brief gewählt haben oder einen Wahlscheine angefordert haben, um in einem anderen Wahllokal zu wählen.

Am Vormittag war die Wahlbeteiligung sogar richtig gut: Zur "Wachablösung" um 13 Uhr hatten schon über 100 Mehrower gewählt. Aber dann gab es bis zum Kaffee eine lange Durststrecke und erst am späten Nachmittag kamen noch ein paar Wähler.


Als um 18 Uhr die Wahlurne geöffnet wurde und die Auszählung begann, hatten sich ein paar Interessierte und ein (weniger interessierter) Hund im Wahllokal eingefunden, um das weitere Geschehen zu verfolgen - oder auf Frauchen zu warten, denn lange konnte das Stimmen­zählen ja nicht dauern.
Die Spannung, die sonst bei solchen Anlässen herrscht, wollte sich aber nicht einstellen, denn schnell zeigte sich, dass es ein sehr deutliches Ergebnis geben wird.

Vier Stimmen waren ungültig, weil die jeweiligen Wähler sich in der Kabine nicht entscheiden konnten und beide oder gar keinen Kandidaten angekreuzt hatten.
Die restlichen Stimmzettel ergaben zwei sehr unterschied­lich hohe Stapel: der von Herrn Gehrke (129 Stimmen) war bald dreimal so hoch wie der von Herrn Matthies (46).
Mit einem so deutlichen Ergebnis (73,7% zu 26,3%) hatte kaum jemand gerechnet - und in der gesamten Gemeinde war das Ergebnis noch deutlicher.

Nach Angaben der MOZ entfielen bei 11127 Wahlberechtigten und einer Wahlbeteiligung von 44,2% im gesamten Gemeindegebiet 3787 Stimmen (78,0%) auf den Amtsinhaber Wilfried Gehrke und 1071 Stimmen (22,0%) auf den Herausforderer Mark Matthies.

Wilfried GehrkeMark Matthies
Ortsteil Mehrow73,7%26,3%
Gemeinde Ahrensfelde78,0%22,0%

In Mehrow hat Herr Gehrke also rund 4% weniger bekommen, als im Durchschnitt der Gemeinde. Das entspricht etwa 7 Wählern und damit gerade mal einer Vereinsgröße. Damit kann man leben ...

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