Das Mehrower Postamt liegt so versteckt, dass bisher kaum jemand wusste, dass wir ein solches haben. Kein Wunder also, dass die Jungs da eine ruhige Kugel schieben.
Das sollte sich aber schlag­artig ändern: Da kommt doch der überraschend in der Amtsstube erscheinende Chef auf die Idee, seinen Neffen aus Sachsen als Azubi einzu­schleusen.
Und als ob das nicht schlimm genug wäre: der soll das so gemütliche Postamt "IT-mäßig" auf Vordermann bringen.

Dieses tragische Schicksal des Mehrower Postamtes war der Rahmen für die Varieté-Veranstaltungen am 3. und 4. Dezember. Es ist nun schon eine schöne Tradition, dass die Kinder des Eichner Kindergartens, von denen ja einige aus Mehrow stammen, auch einen Programmteil beisteuern. Und so war es auch in diesem Jahr: Gleich zum Beginn des Abends wimmelte es an Kindern auf der Bühne.
"Heidi" war angesagt - die rührende, aus dem Fernsehen bekannte Geschichte von dem Mädchen im Rollstuhl, das aufs Land kommt und dort gesund wird (oder so ähnlich...).
Da hatten die Kinder nicht nur das ganze Personal des Bauernhofes zu spielen, sondern auch alle Tiere im Stall und auf dem Hof. Das hat nicht nur riesigen Spaß gemacht, sonden auch viel Beifall gebracht.

Um den Szenenwechsel zu überbrücken, durften auch mal die Großen auf die Bühne. Die haben da ein schwarz-blondes Musikerpaar gemimt, bei dem im wahren Leben des Öfteren der Fernseher ausgeschaltet wird.

Der zweite Auftritt der Kinder behandelte das Thema
"Im Wagen vor mir fährt ein schönes Mädchen" - in der Fassung mit Happy End, das heißt mit gemein­samer Fahrzeugnutzung im Abgang.
Und da hierbei auch noch die anderen Verkehrsteilnehmer darzustellen waren, gab es für die Kinder viel zu tun.

Die Frage, ob der eingeflogene Zauberer neben Knoten auch Fahrzeugstaus auflösen kann, blieb unbeantwortet.

Geklärt wurden hingegen die äußerst wichtigen Fragen, was Zimmer­mädchen, Streifenpolizistinnen und Feuerwehrfrauen unter ihrer Dienstkleidung tragen und wie lange sie zum Ankleiden brauchen. Zur erste Frage: nichts Selbstgestricktes!
Zur zweiten Fragen: Das kann nicht lange genug dauern. Und die Ankleidezeiten sollten nicht nur zur Arbeitszeit gerechnet, sondern auch erst am Einsatzort genommen werden. Ein verpatzter Banküberfall macht doch viel mehr Spaß, wenn sich die Polizistin erst bei der Festnahme ankleidet. Dem sächsischen Azubi sind fast die Augen raus gefallen...


Und als dann noch die Blues Brothers im Postamt erschienen und dort während der abendlichen Putzorgie aufspielten, hat der junge Mann aus dem nahen sächsischen Ausland seine antiquierten Vorstellungen von einem Brandenburger Postamt ganz über den Haufen werfen müssen.
Hier ticken die Briefkästen anders: Da kommen keine Briefe rein, sondern da kommt die Musik raus!
Um den jungen Mann vor einem Kulturschock zu bewahren, wurde an dieser Stelle erstmal eine Pause eingelegt.

Tapfere Varieté-Mädchen haben dem Publikum die Fluchtwege versperrt und zwei als Reklame­träger von Brauereien ausstaffierte Kollegen haben den Neulingen im Zelt den Weg zum Tresen gewiesen.

Umfragen in der Pause haben ergeben, dass den Fielmann-Kundinnen im Publikum das Programm am besten gefällt.

Die drei Herren, die nach der Pause auf der Bühne erschienen, mussten nicht extra angesagt werden - die sind allgemein bekannt. Zwei davon (Kjeld und Benny) lungern ziemlich dauerhaft um den gezeigten Küchentisch herum, aber der Dritte, Egon, kommt immer nur kurz aus dem Knast zu Besuch. Zwar nicht er selbst, aber seine Pläne sind der reizenden Hausherrin immer willkommen.
Auch Benny und Kjeld waren über Egons Visite und seinen neuen Plan erfreut, denn sie lebten schon eine Weile von geknackten Kaugummi-Automaten.
Bennys letzter Bankraub im Kaufpark Eiche ging nämlich unlängst etwas daneben:
Erst musste er sich hinten anstellen, dann wurde vorn gequatscht und als er endlich dran war, war Feierabend.

Egons Plan war vorzüglich und ganz ausgefallen: ein "Franz Jäger, Berlin". Und zwar nicht irgendwo in einer Pleite-Bank oder in der Griechenland, sondern in Mehrow, beim Bau-Bullen am Ortseingang. Das ging aber dann doch daneben und es gab keine Sause - sagt Gundula Gause. "Dasi ist gut für die Leber" meint da Claus Kleber.
Natürlich hat man auch auf dem Mehrower Hauptpostamt bei der morgendlichen Presseschau von diesem Coup erfahren. Aber bevor man das auswerten konnte, klingelte das Telefon. Frau Merkel ist dran und wünscht eine Adenauer-Briefmarke, weil sie dem Wester-Welli einen Brief schreiben will. Der brave Beamte muss leider verneinen - da soll aber demnächst eine Sarrazin-Marke 'rauskommen, man weiß nur noch nicht in welcher Farbe.

Da mit diesem Telefonat die Dienstgeschäfte zumindest für den Vormittag erledigt sind, widmet man sich nunmehr im Postamt dem körperlichen Ausgleich: es gibt auch Alternativen zur Aquarienpflege!

Doch dann schreit vor dem Postamt laufend "Felicita" - und siehe da, der arme Mann scheint bis zu den Knien im Gullideckel zu stecken und fleht seine etwas kräftige Begleiterin an, ihn raus zu ziehen.

Der Azubi ist verstört, als er von jungen Damen umringt wird, die ununterbrochen "Please Mr. Postman" jammern. Da er noch nicht im rechten Mannesalter ist, denkt dieser doch, die Damen würden ihn um Post anflehen...

Dann erschienen Herren im Postamt, die man landläufig als "Schwiegermutterschwarm" bezeichnet. Und diese Altersklasse war dann sich dann auch einig: "Da geht die Post ab..." (oder in die Luft - denn die Jungs hatten ordentlich "TNT" dabei).

Da hatte DJ Ötzi einen schweren Stand. Das Publikum hatte bei der Band, die als "Wechselstrom/Gleichstrom" (AC/DC) bekannt ist, so geschwitzt, dass erstmal nachgetankt werden musste.
Hinterm Tresen wurde gerührt und geschüttelt, damit weder die Dame verdurstet, die den ganzen Abend Requisiten geschleppt hat, noch die Möchte-Gern-Don-Kosaken nebenan.


Nachdem Tina Turner mit ihrer bezaubernden Band zu Besuch war, konnte man im Postamt Zirkusluft schnuppern.
Was die etwas streng dreinschauende Dame beim Betreten des Postamtes an der Leine führte, waren nicht etwa klein Hündchen oder Zwergkaninchen. Nein, das waren richtige Raubkatzen, die (furcht-) erregend fauchen konnten und ihre Krallen zeigten.
Das hat manchen Herrn im Publikum von einem Job als Raubtier­bändiger träumen lassen. Oder von Clown-Spielen, denn den Clown haben die Raubkatzen ja ziemlich dicht 'rangelassen.


Damit auch die Damen im Publikum auf ihre Kosten kommen, hat der Varieté-Verein zwei seiner Jungs etwas aufgeblasen und als Damentröster unters Volk geschickt. Das kommt immer gut an. Und eh man sich versah, war auch schon Mitternacht und damit "Gundulas" Geburtstag: Tina Berg, die an diesem Abend wieder eine Unmenge an Rollen übernommen hatte, konnte sich über ganz herzliche Glückwünsche der ganzen Truppe und des Publikums freuen.


Wenn dann zu später Stunde ein Grüppchen munterer Mädels af der Bühne erscheint und Ouzo-Flaschen schwenkt, dann wissen Insider, was kommt und bei manch einem stellt sich unwillkürlich ein Kitzeln in der Rachengegend ein, das schnell behandelt werden muss.
Wie der Foto-Beweis zeigt, war an diesem Abend das Rachenkitzeln bei manchen so stark, dass sie sich unbedingt von jedem der hilfreichen Mädchen behandeln lassen wollten.

Als dann so ziemlich alle Mitwirkende auf die Bühne kamen - zunächst schwarz verhüllt und dann plötzlich in bunten Hemden, war leider klar, dass die Veranstaltung dem Ende entgegen geht.
Aber vorher gab es noch ein paar ziemlich professionelle Tanzeinlagen und als "völlig unerwartete Zugabe" den schon fast spektakulären irischen Stepp-Tanz der Truppe, der schon im Vorjahr das Publikum begeistert hat und auch in diesem Jahr viele von den Sitzen riss.

Nach Zugaben, Verbeugungen, "Schnelldurchlauf" der Betei­ligten à la Dieter Thomas Heck war dann weit nach Mitternacht tatsächlich Schluss.
Für den Azubi aus Sachsen war das eine ganz neue Erfahrung. (Tobi hat vorgeführt, wie Spaß auf sächsisch aussieht.)
Vor der Abreise hat er hier noch ordentlich gegessen, man weiß ja nicht, ob's zuhause was gibt!

Die Liste derer, die an diesem Abend mitgewirkt hat, ist lang. Neben denen, die auf der Bühne zu standen, gab es endlos viele, die hinter der Bühne, am Tresen, als Einlasser, Kellner usw. tätig waren. Die kann man unmöglich alle aufzählen. Darum sei pauschal allen, die zu dem Gelingen des amüsanten Abends beigetragen haben, herzlich Dank gesagt.